Lf^
/■?
WÖRTERBUCH
DER
OSTFEIESISCHEISr SPRi^CHE.
ZWEITER BAND.
WÖRTERBUCH
DER
OSTFRIESISCHEN SPRACHE.
ETYMOLOGISCH BEARBEITET
VON
J. ten Doornkaat Koolman.
V^
ZWEITER BAND.
H — püt-water.
NORDEN.
YERLAG VON HERM. BRAAMS.
18S2.
PF
Du
DEUCK VON DIEDK. SOLTAU IN NORDEN.
H.
h. Ah Buchstabe vertritt er in der Bogcl liabbedudas , tüchtige Ohrfeige od. auch
ein urspr. k, wird aber anlautend in vielen Stoss, Puff, Bippen stoss etc. ; du krigst glik
Wörtern cdtgeworfen , loährend er anderer- 'n habbedudas , dat du afer de kop stufst.
seits auch anlautend als unorganischer Hauch- Wohl = „Habe du das",
laut sowohl im Schreiben, namentlich aber im 5 Habbo, ml. Name. Geschln. Habben u.
Sprechen vielen Wörtern vorgesetzt u. be- Habbinga. cf. Abbo etc. ?/. bei Förste-
kanntlich als Dehnungszeichen auch sehr mann auch den Stamm Hab.
häufig inlautend eingeschoben u. auslautend liä-böken, s. hageböken.
angehängt tvird. In vielen Wörtern , tvie liiich, ein iinarticulirter Laut, den man
z. B. in was (Wachs), wassen (wachsen), 10 unwillkürlich in Folge körperlicher An-
fos (Fuchs) etc. ist whd. „h", nhd. „ch", strengung aushaucht od. ausbläst, ausstösst
urspr. „k" auch ganz ausgeworfen. , bz. ge- (hauchend od. keuchend hören lässt) u. der
sclitounden. Weiteres ver gl. bei Grimm, Seh. eigentlich nur einen hörbaren Hauch bezeich-
u. L. u. Andern loegen dieses Buchstabens. net u. nur etwas stärker ist, loie der Laut
1, ha od. ha, das lat. grosse H, welches 15 „ha", den man ausstösst od. hören lässt,
die Knaben in die Erde od. in den Sand toenn man an ein Fenster od. einen Spie-
ritzen u. dann mit Pfennigen od. grösseren gel haucht. Es ist von nhd. ach, bz. den
Geldstücken aus gewisser Entfernung auf InterJ. ach , ha etc. eigentlich nicht Ver-
den Mittelstrich werfen. Derjenige von den schieden u. kann man hach soivohl als ein-
Spielern, welcher sein Geldstück mitten auf 20 fachen Hauch od. Hauchlaut, wie auch
den Strich od. am nächsten an denselben als iin willkürlichen S tos s seufz er bezeich-
wirft u. somit Sieger in diesem Werfen ist, nen, ivie dieses hach denn auch dem mdartl.
streicht das sämmtliche an den H-Strich ge- deutschen hacben (hauchen), satl. (Ehren-
worfene Geld ein u. nennen die Knaben traut, IJ, 206) hächje (keuchen) u. nfries.
daher dieses Spiel: an de „ha" smiten. 25 (Outzen) hache, h:ichpachen (kurz Athem
2. ha od. ha (gedehnt), lia (schürf, ivie holen), bz. unserm häcli-pachen zu Grunde
in ach), hä od. hä. Literjectionen, wie a, liegt. Ver gl. auch hess. (Vilmar) hech-
ä, a, — he, (das e ivie in Hecht), he, — ho, zen (keuchen) u. nhd. ächz en etc. Die y
hö, o etc., welche wohl von Hause aus iden- ist tcahrscheinl. kac' (sonare, s. unter 1 ha-
tisch od. doch gleichen Ursprungs sind u. 30 gel) , da der Stamm hach wohl jedenfcdls
wie diese in sehr verschiedener Bedtg. ge- von Hause aus ein unarticuliHes Geräusch
braucht loerden; ha od. lux, dat kan 'k regt andeuten dürfte, bz. eine Schallwurzel ist.
göd don ; — hä (ja, ja doch od. als Inter- cf. auch higen.
jection der Ungeduld etc.).' kum du man Jiächeleii, hächeln ; /. q. acheln (gierig
mit; — hä ! dat magst du wol; — hk(pfui).' 35 essen), scheint indessen nicht mit vorge-
wat stinkd dat; — hä (pfui od. ach, als setztem Hauchlaut „h" davon gebildet, son-
Seufzer) ! wat deid dat ser; — hä od. dem entweder aus haffeln (cf. hecht aiis
he ! wat störmd dat, od. wat word mi dat heft od. haft u. hechten etc.) entstanden,
stür; — hä od. hä (nein, nein doch etc., od. mit hess. (Vilmar) hsichen (gierig sein,
als Abweisung — od. auch als Interj. der 40 in grober Weise sich habsüchtig bezeigen),
Ungeduld od. des Verdrusses etc.), dar wil tihd. hacben (Grimm, Wb. , ico man in-
'k niks fan hören; — hä! dat kanst du net; dessen aus dem angeführten Beispiel die
— hä ! du dumkop, blif d'r of — od. raäk' eigentliche Bedtg. nicht ersieht) von dem
dat du fürt kumst. Ver gl. Grimm, Wb., Subst. hache, hach (gieriger, habsüchtiger
ha, he etc. 45 Mensch, od. sehr begieriges u. gef rassiges
J. ten Doornkaat Eoolraan. Wörterbuch. II, \
HACÖELIK HACHELK
tiAFEi^
Geschöpf etc., cf. Vilmar, hess. Idiot,
142 seq.; Schmidt, icwäld. Idiot., 71;
Seh in. baijr. Wb. , II, li^ u. iceiter im
Gr i mm' sehen Wb. unter bache IJunger
Bursche, od. Junger, rcagehahiger , kühner, 5
leichtsinniger Mensch etc.], wo ein junger
hach od. iuigk auch durch feroculus, auda-
culus u-iedergegeben wird u. hache [als Fe-
min.] auch die Bedtg.: Dirne, grobes od.
leichtfertiges Frauenzimmer ete. hat) weiter- 10
gebadet zu sein, wovon auch das AdJ. lu'ichig
(gierig, habsüchtig etc.) entstand, was die-
selbe Bedtg. wie unser happig fiat. Im nid.
hat hach od. liag die Bedtg. : Gefahr, Wag-
niss, ad. gefährliche Wagung (cf. bei Wei- 15
land: de zaak in de hach [ud. hag] stel-
len), wonach buche, liach , hag ursjjr. wohl
ein Ftwa.'< i We.wn, (reschöpf, Ding etc. od.
Zu.^tand, Sein, Verhalten etc. = Wage-
Wesen od. Wage-Zustand, Wagen etc., bz. 20
wagendes, kühnes, verwegenes , dreistes ete.
— od. gewagtes, kühnes etc. Ftwas) bezeich-
net haben könnte, icas aiuUix (beides, im gu-
ten a, im bösen Sinn) ist u. demnach i)i
hach od. hag ursjjr. die Bedtg. : aiidax od. 25
auch ferox etc. lag, wie Ja auch die Be-
griffe: kühn, gewagt, unüberlegt, wild, ver-
wegen, leichtsinnig etc. sich nahe berühren.
cf. hächelik, 1 u. 2 hächje etc. u. wegen
des Stammes hach, hag unter hage, hagen, 30
hangen etc. u. wie hangen auch in mancher
Beziehung mit schweben od. sich hin
u. her bewegen, schwenken (cf. y
kak, vacillare; desiderare) begrifflich zusam-
menfällt u. auch wagen mit wegen od. goth. 35
vigan conncv ist, wie desgl. auch mit wie-
gen =: hin u. her bewegen etc.
hächelik , hächelk , gewagt, misslich, be-
denklich, gefährlich etc.; de büdel is mi to
hächelk, as dat ik mi d'r an wage; — dat 40
is 'a hi'ichelken säk', um siik dar tüsken to
steken; — dat sügt dar ferdömd hächelk üt;
— de büdel steid hächelk (steht gefährlich
od. auf der Kippe u. Spitze, sodass sie im
Begriff ist, umzuschlagen u. zu stürzen, — 45
od. auch : hinigt gerade in der Schwebe, so-
dass es unsicher ist, wohin sie schlägt); —
'n bächolkern kram (Entbindung etc.) as
ditmül bed min frO nog net holden. Sprichw.:
um 't elk un en fan pas to maken, un fan 50
elk to bin bemind , dat sunt de bäcbellkste
saken, de man in de werreld findt. — Xld.
hachelijk. Es ist von nid. hach (s. unter
hächelen) iceitergebildct.
1. hächjp, hiichtje, Wagniss, gewagte u. 55
unsichere Unternehmung , missliche od. be-
denkliche n. gefährliche Sache etc. ; dat is
jo 'n häclije (Wagniss, böse Aufgabe etc.),
um dat antofaten un wer in 't like to bren-
gen; — up sükke (solche) hächtjes (Wag- GO
nisse, gewagte u. unsichere Unternehmungen
etc.) dar lät ik mi net gern in. Dimin. von
nid. hach (Wagniss etc.); s. M/j/er hächelen.
2. hiiehje. liächtje, leichtsinniger, loser,
wagehalsiger Mensch, Windbeutel, Spring-
insfeld etc. ; up so 'u häcbje as he is , dar
is net up to böen ; — be is 'u lös od. ligt
hdchtje. — i\7(/. bacbje, hachtje (cf. bei
ten Cate) = puer audax u. demnach mit
dem veralteten buche (ef. Weigandu. un-
ter hächelen) conne.r.
3. hiiclije, häclitje^ Stück, Schnitt, Ab-
schnitt etc. ; ik beb' liir nog so 'u möi hächje
fles iu de molle, dat wul' 'k jo gern ferko-
pen ; — — he is 'n früiul fun 'n göd hächtje
(gutem Stück od. tüchtigem Bissen etc., seil.
Fleisch, Speck, Brcden etc.) ; — he hed fan
middag 'n göd häclije had. — Mit mnld.
(KU.) buchte (incisio, incisura, frustum, pars
scissa vel abscissa, toinus , pruesecta portio,
crustum, frustum) v:ohl conne.c mit hakken.
4. häclije, hächtje, Leben, Dasein, Blei-
bendes, liest etc. ; he harr' 't hächje (od.
hächtje) d'r hast bi sitten laten. — Nid.
bacbje. Es bedeutet eigentlich wohl „Bro-
cken" in der Bedtg. : „ UeberbleibseV od.
„Abfall", sodass es mit 3 hächje von Hause
aus identisch ist.
häch-päciien, keuchen, sto.'^sweise schicer
athmen etc. ; he ligd od. löpd to hächpächen
od. blechen ; — he hächpächd gfik, weu he
man äfen fei löpd. — Nd. (Schütz e) hach-
puchen ; icang. hachpach; nd. (Br. Wb.,
Schütze etc.) hacbpachen =hannov. hcch-
pusten.
hädbär, *\ ädebär.
Haddo, ml. Name = Hatto ; G eschin. U&d-
dinga. cf. auch Heddo.
hiider, s. herdor.
hädin^, haadiiig Cofts., if. Stbg.) = afries.
haved-ing, havd-iug (Häuptling, capitanus
etc.) von haved etc. (Haupt, caput), cf. höfd.
hafe, häf, Habe; a) Gut, Besitz, Besitz-
thum etc., od. das was vian hat u. hält;
min ganse häf un göd; — b) Griff etc.;
cf. bandhafe, Handhabe, Handgriff'. — Nd.,
mnd. have ; nid. have; tnnld. have, haeve;
afries. have, heve ; ahd. haba; mhd. habe
(Habe, Eigenthum; Halt, Anhalt; Kerker,
Speicher, Hafen, Meer; habitus, habitudo).
Zu hebben, bz. heffen, heben, d. i. greifen,
nehmen, fassen etc. , wie dies aus upheflfen
(aufheben) etc. hervorgeht, sowie daraus,
dass mhd. habe auch die Bedtg. „Meer"
hat. cf. 1 hafen.
hiifo, s. hefe.
Iiiifel. s. befel.
hafe-lös, habelos, besitzlos etc.
1. hafeu, Hafen, Ort od. Bucht, wo Schiffe
sicher u. geborgen liegen. — Nd., nid. haven;
HAFEN
HAPKE
mnld. havene; ags. häfene; aen(jl. haven;
an. höfn; dän. havn ; iniid. hahene. Dane-
ben auch ahd. haba ; iiihd. halie (s. o. unter
hafe) n. mhd. hap; md. hab (Hafen; Meer,
Haff, cf. hef). Es bezeichnet das Ha-
bende od. Haltende , od. auch das loas
hält u.fasst, bz. den Ort zum Halten
M. Bergen, tvie mhd. habe (^s-. anter hsife)
auch die Bedtg.: Kerl: er u. Speicher
hat u. dieses Wort sociel als Hab- od.
Halt-Ding , bz. ein E t w a s was hält
u. fasst etc. bedeutet.
2. hafen, haben. i\^«j' m haadhafen, sonst
hebben.
liäfen, s. heften.
1. hafer, Haber. Nur in inhafer (Inha-
ber), tvofilr indessen auch mehr inhebber
gebräuchlich ist.
2. liafer, Haber, Hafer. Sprichw. : de
pörde, de de hafor ferdonen , de krigen se
seiden. — Nd., nid., schott. (mdartl.) haver;
ahd. habaro, haparo, havoro ; an. hafri ;
schived. hafre; dün. havre. Da das Wort
Gerste od. hordeum (cf. garste) wahr-
scheinl. zur y ghars (starren ivie Borsten,
wegen seiner wie Borsten starrenden Gran-
nen) gehört, so könnte das Wort hafer wohl
%vegen seiner zitternden Rispen, die
bei uns bifen (von ags. bifian, afries. biva,
beben, zittern etc.) heissen, zu der y kap,
kanip (zittern, vibriren etc., cf. Fiele, I,
39) gehören, wozu auch skr. kampra (zit-
ternd, beweglich etc.) u. capala (sich hin u.
her beivegend, zitternd, schivankcnd etc.) ge-
hören, ivie hafe u. hebben etc. zur y kap,
greifen, fassen, halten. Gehört auch viel-
leicht ags. häfr; an. hafr; lat. capra fiJocA',
Ziege) zu derselben y kap, kamp (vibriren,
zittern, trillern, vibrireiide Töne hören las-
se)/), loeil die Ziege etc. „meckert" od. vi-
brirend u. zitternd schreit u. das mhd. mecke
(ds Spottname loohl im Sinn (cf. Wei-
g a n d) von Ziegen bock steht u. dieses Wort
anscheinend mit griech. mek in mekasthai
(quäken, blocken, meckern etc., bz. schreien
wie die Ziegen u. Lümmer etc.) u. lat. mic-
cire (cf. bayr. niickeru, wiehern etc. bei
Sc hm.) connex ist.
liafere, havere, Havarie od. Avarie, d. i.
Schaden an Schiff u. Ladung tvälirend einer
Seereise; daher überhaupt: Seeschaden,
od. auch (ganz allgemein): Schaden, Ver-
lust, Unglück etc. od. Aufenthalt dadurch,
dass Jemandem Etwas brach u. ivrack ivurde;
dat schip is mit hafere binnen kamen; —
he hed uuderwägens hafore had , darum is
he güitern so lät to hüs kamen ; — he hod
altid hafere (Schaden u. Aufenthalt) mit sin
büdel, wen he underwägens is. — Nid. ha-
verij, averij; mnld.- havereye, averye (jac-
tura sive damnum in mari) ; mfläm. haverye
(dasselbe) ; mnd. haferye ; dün. haveri ;
schwed. hafveri; engl, average. Nach Die z
(I, 89) soll das ital. , 2>ort. avaria; ■'<pcm.
5 averia; franz. avarie von mnld., mnd. ha-
verye, haferye stammen u. vergleicht man
die Wörter: Büberei, Gasterei etc. von Bube,
Ga-Ht etc., so wäre es auch sehr leicht mög-
lich, dass dieses Wort in ühnlicher Weise
10 von dem schon alten Worte haf (die hohe
See, das Meer, cf. hef), weitergebildet wurde
u. dann wörtl. mit See- er -ei übersetzt
iverden müsste, wonach dann hafere urspr.
soviel ivie „See-Betrieb , od. ein Etwas
15 toas man auf der See betreibt u. thut,
bz. dort oft vorkömmt u. nsus ist" bedeu-
tet haben könnte u. dann später speciell
auf die jetzige Bedtg. eingeengt u. be-
schränkt loäre. Gestützt ivird dies noch
20 dadurch , dass das Ueberbordiverfen von
Waaren bei Sturm od. beim. Leckiverden
der Schiffe sehr häufig vorkommt u. bekannt-
lich ein so allgemeiner u. gewöhnlicher S ee-
gebrauch ist, dass man kaum ein Wort
25 darüber verliert, tvenn es geschieht.
Wegen weiterer Erklärung dieses Wortes
vergl. Grimm, Wb. unter Haf er ei u. Wei-
teres unter Havarie, sowie bei Andern.
hafer-görte , Habergrütze.
30 hafei'-sak , Habersack , Futtersack. Da-
von franz. havresak (Tornister).
liafer-wellen , Haferschleim, od. Suppe
von gekochter Hafergrütze, die vor dem Ge-
nuss durchgeseiht wird. — Watig. haver-
35 welling.
haffel in gehaffel, Gehappe, rasches u.
gieriges Hapyen od. Einhappen u. Ver-
schlucken von Speisen.
liaifelen, haffeln, freq. od. anhaltend u.
40 rasch happen , rasch u. gierig essen «.
schlucken etc.; he haffeld dat man all' so
binnen ; — du must net altid so sitten to
haffeln, dat sügt je net üt, as wen du din
läfend net sat krigst ; — man kan d'r hast
45 hei net tagen haffeln (schlucken). — Wfries.
(Vrije Fries, III, 20i seq.) haffelje
(kauen wie alte zahnlose Leute ; dem Munde
keine Ruhe gönnen, viel u. unaufhörlich
schwatzen) , haftelbek (Weib , deren Mund
50 nie still steht, cdtes Schwatzmaul), haftelerij,
gehaft'el (unaufhörliches Geschioätz etc.). Es
ist freq. von happen, ivas loohl mit hobben
u. heften (cf. loegen des „f, „b" = „p"
unter hafen u. bedarfen) zu derselben y gehört.
55 häng, s. hef lg.
häfke, Habicht. - Nd. (Br. Wb.) ha-
vik, haavk ; mnd. havik, liavek, liawik ; nid.
havik; mnld. havick; tvfries. hauck ; nfries.
(0 utze n) häfk, häfk ; dithm. hävk, hövk,
60 iiövick; ags. hafok; engl, hawk ; an. haukr,
HAFTEN
4
HAGEL
hauks; schiccd liük ; (7ä/(. bog; ohcl. habub,
bapub ; mhd. habccb, babicb, bäbocb. Wohl
mit hobbig (greifig etc.) zu bebbeii, h:. ahd.
haban (haben, halten etc., d. i. fassen, grei-
fen). Vergl. dieserhalb auch Diez, II,
132 unter gavilan (Sperber) u. Fick, III,
63, der die Staiumforni babiga auch sur y
hab = lat. cap stellt u. ba1)ic mit lot. capax
vergleicht.
haften, s. unter becbteu.
lial'ti^, Endung von wärbafug (wahrhaf-
tig, wahrhaft), cf. aftig, acbtig.
Hage , der Flecken Hage bei Xordcn im
Amt Berum. Sprichw.: in Hage, dar is niks
as kuminer uu pbige! de uiks bed an kau
niks krigen, de h"it man to Hag' ütblit'en.
cf. H. Büttger, Diücesan- u. Gau-Gren-
zen Norddeulschlands , pag. 180, wo dieser
Ort, hz. dieaes Kirchdorf Hagba um 1420
genannt loird. Die Bedtg. ivird dieselbe
sein, wie von Haag, bz. Hagba (cf. Ostfries.
Urkundenbuch con Dr. Fr i edlaende r,
pag. 120), der Residenzstadt von Holland,
nämlich: Ort in einem Hag, od. in einem
dichten Gebüsch, bz. in einem e i n g e-
eäunten Wald, Park, Gehege etc.,
da der Name jedenfalls icohl wie nfrics. bäg,
Lage; an. bagi; schived. bage (eingehegter,
eingezäunter Platz, Weide-Platz etc.) von
ahd. hag (EinJiegung, Verzäunung ; dichtes
Gebüsch; eingezäunter Wald etc.) weiterge-
bildet wurde, ivie denn auch noch die Um-
gebung von Hage sehr wahlreich ist u. die
früheren Grafen von Ostfriesland in dem
hart daran grenzenden Berum ein Jagd-
scliloss u. einen Wildpark hatten.
1. hage, Buhe, behaglicher, ruhiger Schlum-
mer etc.; he geid na bage (zur Buhe, zu
Bett); — he ligd iu hage (Ruhe, Friede,
Bequcndichkeit etc.). — Mit 2 hage v. hage-
lik wolil zu hagen od. vielleicht mit nd. (B r.
Wb., II, 562, sub 4) häge (Schutz, Sicher-
heit) u. 1 M. 2 häge zu ahd. bag; cf. 1 ii.
2 hägen.
2. hage, Freude, Vergnügen, Behagen etc. ;
he hc'd so regt sin hage dar an. — Nd.
(Br. Wb., II, 562; s. .sub 2) bäge; mhd.
hage (Behagen, Wohlgefallen, Behaglichkeit).
Wohl auch zu liagen. Vergl. indessen böge
n. s. ivciter :
3. liage, s. hage-türf.
1. häge, hege, hegge, Hecke, lebendiger
Zaun, Einfriedigung etc. — Nid. baag
(Zaun) u. heg (Hecke); mnld. heggbe (du-
mus, sentis, seiiticctum; sepes, sppimentura;
cratis senticosa seu viniiuea) u. haeghe, haglie
(sepes, sepimentum, septum), sowie hacgbc
(domiis) ; mnd. hage (lebendiger Zaun, Zaun,
Hecke) u. hege, hecb, lioge (Zaun, Einfrie-
digung, Hecke; Gehölz, kleiner Wald; Ge-
hege, [umzäunte] Wulinung : Schutz); ahd.
bag (Einhegung, Verzäunung ; dichtes Ge-
büsch: eingczäu)i(er Wald, Park) u. begga;
vihd. begge, hecke (Hecke, Zaun etc.) ; ags.
5 haga (Zaun, eingehegtes Feld, Garten, Vor-
iverk) u. hege (Zaun, Hecke), gehäge (ein-
gezäuntes Feld, Gartenland etc.); engl, bedge
(Zaun etc.) ; schwed. bage (eingezäunter
Platz, Viehweide) u. hägen (Umzäunung,
10 Einfriedigung ; ScJiutz, Schirm etc.) etc.
2. häge, hege, Hege, Hut, Schutz, Bc-
UHihru)ig, Wartung etc.; he bed hnm sin
god in häge (Bewahrung, Hut, Aufsicht etc.)
im plage (Pflege) gäfen ; — he bi'd dat kind
15 in häge un plägo iiamon ; — se bebben dar
bi buni aliid güd hör häge uu plage bad
(sie sind da bei ihm stets gut gehegt u. ver-
pflegt). — Nd. (Br. Wb., II, 562, sub 4)
häge (Schutz, Sicherheit etc.). Das Weitere
20 s. unter hagen u. hägen, sowie 1 bäge.
hago-böke. hägbök', Hage- od. Hainbuche.
— Nid. liaagbeuk; )id. bagebüke, babOke;
ahd. haganpuocha, haginbuocha; mhd. ha-
gcnbuocbe . bagebuoclie , bagbuoche. Die
25 Bedtg. ist: Hecken- od. Z au n - Buche u.
ist hagan von ahd. hag (Einhegung , Ver-
zäunung) weitergebildet. j
hage-böken, Jitlgböken, haböken, hage- 1
buchen, von der Hagebuche; du must sen, ^
30 of du wat hägböken (od. bäböken) holt to
de möleakammen krigen kaust; flg. (von
schwachem u. krüppelhuflem Wuchs, im Ge-
gensatz zu dem der gewöhnlichen Buche
entlehnt) krüpipelhuft, verkrüppelt, halbwüch-
35 sig, schwach, unvollständig etc.; dat is mau
so 'n hag — od. bäbökon büm od. kerel,
jung' etc.; — he is man so bäböken (schwach,
klein, verkrüppelt , halbwüchsig etc.) bläfeu; j
— dat büs sügt so liäböken (unvollständig, f
■40 nicht ordentlich od. so icie es sein soll, halb-
fertig, icic von einem Pfuscher gemacht etc.)
iit, as wen 't hei net ördindlik klär worden
un ütböed is; — be is d'r so bäböken (wie
ein Stümper od.ioie Jemand, dem die Hände
4.5 verkehrt stehen u. der deshalb nichts recht
maclien kann etc., bz. linkisch, unbeholfen
etc.) bi dun , as of he sin läfend nog gen
stük geredscbup in de band bad bed ; — dat
sügt arbarmdlik bäböken (linkisch, dumm)
üO üt, so as du dar bensteist to gapen.
häge-knipcrko, Zaun- od. Heckenkönig,
so benannt, weiter immer durch die Hecken,
bz. dichtes Gebüsch u. Gestrüpp kriecht.
1. liagol (sowohl collect., als auch vom
55 einzelnen Hagelkorn u. dann mit dem Plur.
hageis), Hagel; a) gefrorene Eiskörner od.
einzelnes Eiskorn; — b) Bleischrot, Schrot
zum Schicssen. — Nid., nd. hagel ; mnld.
haeghel; afries. (Wiar da, pag. 187) heyl ;
60 ivfrics. (Jap ix) heyl, Iieyle; nfries. hajcl ;
HAGEL
HAGEN
wang. hil ; ags. hagal, hagol, haüul, hilgel ;
engl, liail ; an. liagl; sckived., (Jan. ha gel;
«h(l. hagal, hagel ; inhd. hagel (Hagel ; hihll. :
Unglück, Verderben). Weitn gricch. cliä-
laxa (Hagel), chalaxaö (hageln), Int. grando;
lislav. gradu (Hagel) mit sl.r. hräfliiui (Un-
toettcr) etc. ^(. goth. gretan (weinen, klagen
etc.) zur y ghard, ghräd = slr. hräd, send.
zräd (rauschen, rasseln elc, hz. sonarf, cf.
greta etc.) gehört, die von ghar (sonaro,
cf. grinen) loeitergchildet ist n. dazu rer-
gleicht, dass grand n. grind zu grindan mit
der Grdhdtg. : knirschen , knirschend zer-
malmen a. zerreiben etc. gehören, so könnte
auch hagel nebst gricch. kachlex (Steinchen,
Kiesel, bz. Kies), kagchäs (Lacher) etc., Int.
cachinnari etc. zu der ]/ kak = skr. kakk,
kakh (lachen) od. zu (cf. Bopp) kac (so-
nare), bz. zu der y kach, kancli (to bind ;
to shiiie; to sound, cf. Benfeg u. unter
hagen am Schlüsse) gehören, da wohl auch
kak jedenfalls loie die y kark, krakati (tö-
nten, lachen, krächzen) von goth. hlalijan
(lachen), griech. klazö eklagon (schreien),
klagge (sonus), lat. clangcre etc. (cf. Fick,
I, 42) urspr. die Bedtg. sonare, od. einen
unarticulirten Ton Jiören lassen, hatte u.
tüonach denn auch hagel ein Etwas sein
konnte, was rauschend od. rasselnd
u. }) r a s sein d n ied erführt , od. ein G e-
rüusch u. Gerassel etc. macht, ivie ja
auch engl, hail ausser hageln die Bedtg.:
brüllen, schreien etc. hat u. auch mnld., bz.
afries. (KU.) hagghen (rixari) vielleicht die-
ser y angehört, ivie desgl. auch das gleich-
bedeutende mnd. (Seh. u. L.) hagen, hag-
gen etc., engl, haggie.
2. hagel in Janhagel; s. d. n. cf. Grimm,
Wb. unter hagel sub 6.
3. hagel, böse, verdri esslich etc., bz. mi.'^s-
günstig u. verderblich gesinnt; he kikd so
hagel (böse, grimmig, mürrisch etc.) iit, as
de düfel ; — he is ferdomd hagel up ml; —
he is mi not so hagel, as de düfel. Es ist
wahrscheinl. vom, Subst. 1 hagel iii der bildl.
Bedtg.: Verderben, Unglück etc. abgeleitet.
hageldom, Hagedorn, d. i. Hecken- od.
Zaun-Dom, von ahd. hag; s. unter hage-
böke.
hageldörnwifkes, die rothen Früchte des
Hagedorns, aucli hägewibkes (s. d.) genannt.
hageleil, hageln, hageln, graupeln.— Nid.
hagelen ; nd. hageln; ufries. (J a p i x) hey\-
jen; wang. hil; afries. (W i a r d a) heUja, ;
ags. hagolan; engl, hail; ccn. hcgla; norio.,
schwed. hagla; dein, hagle.
hagelik, hagelk, freudig, erfreulich, be-
haglich, ruhig u. friedlich etc.; he kikd so
regt hagelk ut ; — dat is 'n hagolken säke ; —
de sünne schind so regt hagelk ; — wi sitten
Inr so regt hagelk bi 'nander. — Afries.
haglik; vd. (l)ähn e rt) häglig (ergötzlich,
lustig).
Ilageil, ;«/. Name; Hagena, Geschln. ; cf.
5 Fö r s t c m a n n unter hag.
hagen, angenehm sein, Vergnügen machen,
behagen , angenehm berührt werden wovon,
(sich) freuen, Freude machen od. haben u.
emjifinden, sich mit Freude woran erinnern,
10 sich behaglich, glücklich, ruhig u. zufrieden
fühlen etc. ; dat lu'igde hum so regt, dat he
dar so warm iin gud srt ; — dat liiigd hum
net, dat lic" in hCis bllfen sal ; — de wchal
sük hagen, wen he dat hörd, dat sin dogter
15 'n liitjcn sdn aferwunnen hed ; — dat kan
hum so regt hagen, wen 'n ander rninsk un-
glük hcd; — dat hägd hum nog altkl (das
macht ihm noch immer Freude, od. er denkt
noch stets mit Freude daran), dat he forig
20 jär bi uns tum besfik west ist; — he hägd
sük dar so regt, war hü nu wand. Compos.
be- u. mishagen. — Afries. hagia; satl.
hägje; wfries. heagjen; nfries. hage; nid.
hagen; nd. (Br. Wh., IT, 561), hägcn, ha-
25 gen (freuen, cf. auch bögen u. pag. 562
hagen, Belieben haben, gefallen) ; mnd. ha-
gen; as. (bi) hagun (behagen etc.) ags. (cf.
H. Leo, 113 serp unter hi'gan) hagian od.
bagjan in on- u. gehagian ; ahd. (hagan) nur
30 im Partie, kehagin u. mhd. hagen in ge- u.
behagen. iJic Grdbdtg. dieses Vbms. ist
(wie von 1 gaden u. h&to.n) eigcntUcJi : an- u.
zu einander bcivcgen, rereinigen u. so bin-
den, schliessen, fügen, passen, gut u. ge-
35 schickt auskommen u. sein , recht sein, Be-
hagen t(. Freude machen etc. u. gehört es
mit an. haga (accommodare , ordinäre , bz.
einrichten, anordnen etc. od. sich schicken,
passen, geziemen etc., cf. hagar, es passt,
40 ziemt etc.), hagr (Einrichtung , Lage, Stel-
lung, Verhältniss; Vortheil, Nutzen; Billig-
keit, Gebühr, Zukommniss etc., cf. auch gade
etc. ?/. bäte), hagr , hög, hagt (passend, ge-
schickt etc.) ; hoegr, hogr (leicht, beejucm,
45 angenehm, erfreulich) , hoegri (dexter), hoe-
g'md'i (Beeiuemlichkeit,Annehmlic}ikeit), hoegia.
(moderare, mildern, beruhigen; fördern etc.),
liog in höglifi (ruhiges, friedliches lieben),
högligr (leicht u. beriuem zu behandeln) etc. ;
50 isl. haga (concinnare, ordinäre), hagr (dexter,
artiticiosus) etc. , sowie ahd. hag (Befrie-
digimg, Einfriedigung, Ein- u. Umschlies-
sung, Umzimnung, Ver zäunung ; dichtes ge-
schlossenes Gebüsch; eingezäunter Wald,
55 Hag, Gehege etc.), sowie unser 1 u. 2 hage
u. 1 u. 2 häge u. hägen etc. (diese jedoch
tvoJil nur als Weiterbildungen von hag) nebst
allen den darunter angeführten Wörtern zu
einer germ. ]/ hag = skr. kac, kanc (bin-
60 den, fesseln, umbinden, gürten, cf. bei Bopp
HAEGEN HEGEN
6
HAGE-TOERF
y kac, binden etc. u. hei Fick, I, 36, y
kak, bz. bei Ben fei/ y kach, kaüch) =
»/</. kak (cinu'ore) ijeliören.
Vergl. indessen Fick, der hixg (Verzäu-
nung etc.) von kak (cingere), dagegen hagen
(passen) von einer idg. }' kak = zend. ^ac
Qyassen, geziemen) ableitet, die er zu idg.
kak (genügen, hinreichen , im Stande sein)
= skr. ^ak (vermögen, helfen etc. , cf. I,
55) stellt. Da Jedoch die Bedtgn. : pausen,
fügen de. Kohl auf die .^innl. Bedtg.: bin-
den, schliessen , znsammcnmachen , vereini-
gen etc. zurückgehen (cf. z. B. auch salig
etc.), so dürfte die Ableitung i'on kak (bin-
den etc.) Jüohl für beide Wörter beizube-
halten sein.
hägen, hegen, a) :äunen, he- ein-, um-
zäunen od. he-, ein-, um-f riedigen ; de tun
mut nes (aufs Neue) häjid worden ; — dat
land is inhäud ; — b) liegen, pflegen, heicah-
reii, hüten, warten, Hut u. Wartung ange-
deihen las.-<en ; hv hed dat kind gud hilgd
im plägd. — Nd. (B r. \Vb. etc.) Lägen;
mnd. (Seh. u. L.) hegen, hegenen, lieien
(umzäunen, befriedigen, einfriedigen; ein
Wehr od. hech machen; schützen, unterhcä-
ten, bewahren ; bergen, bei Seite legen, ret-
ten, sparen; ein Gericht hegen, od. eigent-
lich die unter freiem Himmel belegene Ge-
richtsstätte einzäunen u. befriedigen) ; ahd.
(hagjan, hakjan , hegjan) ; mhd. hegen (mit
einer Umzäunung od. einem hag [s. tmter
hagen am SchhissJ umgehen u. absperren u.
dadurch .-sichern od. in SicJierheit u. Hut
bringen; hegen, pflegen, bewahren); mnld.
heghen , hegghen , heghenen , hegeneu (in-
striiere, ornare, colere ; educare, servare, cu-
stodire ; agere forum, Judicium, legitime cou-
firmare: sfipirc dumetis et vepribus) , sowie
haej'en (fovcre, colere) ; afries. heia ; ags.
hegian (sepire etc.) ; an., isl. hegna (circura-
sepire, aggere nuinire; coercere, castigare);
schwed. hiigna (umzäunen, befriedigen ; schüt-
zen, beschirmen , vcrtheidigen) etc. Vergl.
weiter: nid. heinen (aus hegenen, cf. hain od.
hein), zäunen od. cingere, cf. omheinen, cir-
cumcingere od. umzäunen etc. u. sodann
noch mhd. heien , heigen, ivachsen; pflan-
zen; aufziehen, gross ziehen, liegen, schützen,
pflegen ; ags. hegan (sepire, tueri), ivelch Letz-
tere möglicherweise ebenso tvie hagen direct
von der germ. ]/ hag (ligare) entstanden u.
nicht wie hägen von dem Subst. hag.
hager, mager, dünn, schmächtig, abge-
zehrt, dürr etc.; hO is hager (od. mager)
un klen as 'n bonenstolter. WcnJi man tat.
macer (mager, klein, dünn) u. unser klen
(klein) in der Bedtg. : mager, dünn etc. ver-
gleicht u. dazu hält , dass mhd. krank die
Bedtg. : schwach, dünn, schlank, schmächtig
etc. u. gracilis hieben: sclilank, dünn, schmal
etc. auch die Bedtg.: mager hatte, so i-4
zunäcJist wohl anzuneJimeu , dass das erst
spät mild, erscheinende hager mit liägel (fein,
5 (lünn, zart) u. hagel in hagelgeschrei (fei-
nes, dünnes Geschrei, cf. Grimm, Wh. IV,
zweite Abth., Sjyalte 145 u. 146) vo)i Hause
aus identisch ist u. sich der Begrifl^ graci-
lis, bz. mager, dünn, schlank etc. aus der
10 von: leicht, bequem etc. (cf. an. \\OQgv unter
hagen) od. aus der von: gewandt, geschickt
etc. des an. hagr fc/'. »»fry hagen) entwickelt
hat. Möglicli ist es jedoch auch, dass es in
der Weise von ahd. hag weitergebildet ist,
15 bz. mit diesem u. ahd. liagan (Dorn, Dorn-
busch, Vorhau) zusammenhängt, dass die
mdartl. geiviss schon viel früher vorkommen-
den Wörter lu'igel (fei)i, dünn etc.) u. hager
(mager) beide urs2)r. die Bedtg. : dornig,
20 scharf, .ipitz , .<itechend etc. hatten, wie ja
eine feine dünne Stimme auch eine scharfe
Stimme ist u. bei einem hagern Menschen
das Gesicht, bz. Nase, Kinn etc. auch scharf
u. spitz sind u. die Knochen bei hagern Ge-
25 schöpfen auch scharf, spitz u. eckig vorra-
gen od. hervorstehen. Vergl. auch tvegcn
des Zusammen falls der Begrifl'e: spitz,
scharf u. dürr das mnd. (Seh. u. L.)
hage od. haghe in dem angeführten Beispiel :
30 wen de vrost blaset, so werdet alle krudc
ichte struke alse de haghe ichte scherpe des
disteles , d. li. wohl so d ü r r loie die Dor-
nen od. Schürfen, scharfen, stechenden Spit-
zen etc. der Disteln, toelches Wort wohl eher
35 mit hage (dumus etc.) identisch sein dürfte,
als dass man annimmt, es sei mit vorgesetz-
tem .,h" aus age, agen = ahd. agana, mhd.
ageu (Spreu) entstanden.
hjiger. hägerd, heger, hegerd, Heger od.
40 Finer der liegt, bz. gut sorgt, hütet, beicahrt
u. spart; daher auch: tüchtiger sorgsamer
zuverlässiger fixer Mensch; 't is jo 'n hager
od. hägerd fan 'n kerel ! dar kan man wat
up stau laten. Sprichw. : up 'n heger (gu-
45 ter Haushalter etc.) kumd 'n fleger (Bruder
Leichtfuss).
hüge-, hegge-spilen , Stöcke zum Dicht-
machen einer Hecke.
hage-törf od. hage, die über dem schivar-
50 zen ti. schwersten Torf lagernde Schicht,
ivelche den etwas leichten, vielfach mit Sten-
geln von Gestrüpp u. Böhricht durchwach-
senen u. dadurch einen, ein etwas rauhes, za-
seriges u. struppiges Ansehen habenden
55 Torf liefert; — wen ji 't mör ofbrunkt hebben,
den k8nd ji erst de grisc, den de bunte,
darup de spalte (od. splint) un den de hage
(od. hagetiirt") der ofgrafcn , dat de swarte
un beste türf gans up 't sent blil't. Dieses
GO hage ist wohl eher mit mnd. hage (rubus,
HAEGE-WIBKES
HAKE HAK
dumus etc.) u. ahd. hagan (Dorn , Dorn-
busch, Verhmi etc., von ahd. hag , dichtes
Gebüsch, G estr iijjj) etc., cf. unier Hage
u. hagen etc.) als mit afries. hach (hoch,
cf. hög u. bei Stbg. im Nachtrag, pag. 347)
connex, zu welch letzterer Annahme die
Lage dieser Torfschicht wenigstens keine
Veranlas.'iung bietet.
häge-wibkes, die rothen Fruchte des Ha-
gedorns, cf. wibke u. jöpke.
hägtas, «. äftas.
lia-ha, ja-ja etc.; hä-liä, ach so! also!
jawohl! ich verstehe etc.; \\'-A-\iä,,ncin-nein!
cf. 2 ha etc.
haie, hai od. hei, Hay, Hai/fisch. — Nid.
haai; mnld. (KU.) haeye, haye; dän. hai;
schwed. haj. Gehört dies Wort zu mnld.
haeyen (exantlare, perpeti , perdurare), weil
dieser Fisch so ausdauernd im Verfol-
gen der Schiffe, bz. der Beute ist?
Hayo , ml. Name ; Geschln. Hayung,
Heyungs, Hayunga. Wegen früheren Vor-
kommens dieses Namens cf. Dr. Fried-
laender, ostfries. Urk.-Buch, Nr. 43. Da-
von wohl auch (als Koseform) Hayko od.
Heiko, soioie der ml. Name Heye statt Haye.
1. hak, a) Schlag (ictus od. Hau, Stoss,
Hieb, Stich etc. in Etivas hinein) mit einem
scharfen u. spitzen Instrument (Hacke, Beil,
Zinkenhacke etc.) od. auch Biss mit den
Zähnen etc. ; he hed d'r 'n dügtigen hak in
henin dän; man kan de sporeii d'r nog fan
sen; — b) ab- od. aus-gehacktes, ab- od.
ausgeschlagenes, ab- od. aus-gebissenes Et-
was, Stück, Brocken, Bissen etc.; he hed
d'r 'n dügtigen hak üthauen od. ütdän ; —
c) (collect.) Gehacktes, Zerkleinertes, kleines
Zeug ; fig. Geringes, Werthloses, Schlechtes,
Gemeines etc. ; wi willen to fau middag 'n
bitje hak (gehacktes Fleisch) kopen; — 't
is emer kak (es ist nichts als Ge- od. Zer-
hacktes, Zerkleinertes, bz. wie Kraut u. Bu-
ben durcheinander gehacktes u. gemischtes
Zeug); daher: hak un mak (Krethi u. Plethi,
od. allerlei schlechtes Volk, Janhagel etc.)
= nd. (Br. Wb., Schambach etc.) hak
un mak, hackemak u. schwed. hackraat etc.
— Nid. hak (Hieb, Schnitt, Hau etc.); mnd.
(Seh. li. L.) hack (Gehacktes, Fricassee;
gemeines Volk , Janhagel) ; schived. hack
(Hieb, Hau etc.); engl, hack (Kerb, Ein-
schnitt, Hieb) etc., cf. hau, bit, bat u. Wei-
teres unter hakken.
2. hak, s. 1 u. 2 hakke.
hak, s. hake.
hak-blok, Hack-, Hau-, Hobel-Block.
hak-bred, Hackbrett.
häkd, liekd, hakt, äkd etc., Hecht, Raub-
fisch mit mehreren Reihen sehr scharfer
rückwärtsgebogener, bz. gekrümmter od. ha-
kenförmiger Zähne. — Nd. hekcd, hakt;
innd. heket; mnld. (KU.) heket; as. haceth,
heket ; ags. hacod, hiiced ; engl, hakot (Meer-
hecht), haked (grosser Hecht); ahd. hachit,
5 hechit; mhd. hechet. Wegen der gekrümm-
ten od. hakenförmigen , bz. zinkenförmigen
u. scharfen Zähne könnte der Name wohl
mit Hake od. Hacke vom Stamm hak,
hach loeitergebildet sein. Da indessen auch
10 häkel (s. 1 häkel) ein Werkzeug mit schar-
fen u. krummstehenden Spitzen ist u. dessen
Stamm mit dem von Hecht noch besser
stimmt, loie der von Hake u. Hacke, so
dürfte es ivohl zweifellos sein , dass die
15 Wörter Hecht u. Hechel beide von demsel-
ben Stamm weitergebildet sind u. diesem die
Bedtg. : spitz, scharf, stechend etc. zu Grunde
liegt, worüber mehr unter häkel. Zur Be-
stätigung dieser Annahme vergl. ausser mnd.
20 hekele (Stichling = unserm stikelstag etc.)
von hekel (Hechel) noch die Hechtnamen:
schwed. gädda; dän. gjedde von an. gadd
(Spitze, Stachel) ; engl, pike von pike (Spitze,
Stachel, Dorn) u. franz. brechet von breche,
25 bz. afranz. , pic. broc (Spitze, Spiess), wie
desgl. auch franz. bequet (Schnabel ; Hecht)
mit 2^^^^i^- l*6ca (Haken) von dem mit un-
serm bek aus derselben Quelle stammenden
prov. , franz. bec ; port. bico (Schnabel,
30 Spitze).
hake, liäk, Haken zum Einhaken u. Fest-
halten od. ein zum Halten, Fassen u. Fangen
eingerichtetes u. geeignetes Etwas, gekrümmte
od. mit einem Widerhaken versehene Spitze
35 etc.; dar sunt hei gin haken an to smiten,
um dat to holden of to krigen; — he wet
d'r nog wol 'n häk antoslän, um d'r fät an
to krigen. — Nd., mnd. hake; nid. haak;
nmld. (KU.) haeck (uncus, dens, hamus,
40 manus; harpago, lupus; ansa); wfries. heacke;
ags. hök ; engl, hook ; an. häki; schwed. hake;
dän. hage; ahd. häco, hägo, hacco, haggo;
mhd. hake, hacke u. haken (furca, uncus).
Es wird im G r i m m ' sehen Wb. als ein
45 Instrument zum Hängen gedeutet u. zu hä-
han (hängen, cf. hangen) gestellt. Da in-
dessen die Formen (u. zumcd die ngerm.)
im Auslaut schlecht dazu stimmen u. beim
Vergleich von lat. uncus, skr. anka, zend.
50 aka (Haken, lUammer), griech. '■dgkos( Bucht),
ags. anga, onga (Pfeilspitze, od. wohl Spitze
mit Widerhaken) von ]/ ak , ank (biegen,
krümmen etc., cf. angel u. anker) man auch
bei hake eher an eine y mit der Bedtg. :
55 biegen, krümmen etc. denken, bz. annehmen
muss, dass das Wort hake urspr. ein ge-
krümmtes u. gebog enes Etwas be-
zeichnet hat, wofür auch die alten Sprichw. :
waz werden wel ze häge, daz krümbe sich
60 bi zite; — ez krumbet vruo, swaz z' einem
HAEKEL IIEKEL
8
HAEKELEN HEKELEN
haggen werden wil; — swaz z' eime haggen
•werden sol, daz krümbet sich vil vrüeje —
w. das spät. )nh(l. Vbm. hachen (kriimmeii,
beuge») sprechen, .so darf man nach ags.
hök, engl, hök u. unser m hük (Angel, Thür-
angel ; Ecke, Winkel, Kriiminung, Biegung
etc.) wohl eher annehmen, da.-<s hiico mit nhd.
hocken (kauern, sich in gekrümmter Stel-
hing niederlegen , bücken etc.) u. unserm
huke, sowie lat. qiiec (dem Stamm von con-
quexi, couquiiiisco) u. coxim, bz. den Wijr-
tern h6g u. an. hauga (Hügel), lit. kaukas
(Beide) etc. von einer aus y kak (binden,
gürten, umgürten, hz. circuniciugcro od. rund
it. in einem Bogen amziclien, cf. hatten) oit-
standenen ]' kuk, kvak (wölben, krümmen)
= germ. huu' (cf. huko, hük, bz. hocken etc.
von huii, icic bocken u. bücken, bz. buk,
bukken von gcrin. }' bug) stammt, od. gleich-
falls zur y kak gehört, wie auch Fick (cf.
I, 3G seq.) skr. cakra (Bad, Kreis) mit
griech. ki'iklos (Rad, Kreis) u. unserm wOl
zu kak stellt ? cf. auch 1 häkel u. 1 n. 2
hakke u. l'oit, Wurzehvb. III, l.'Jl).
1. häkel, hekel u. auch hokel, Hechel,
Werkzeug mit krummstehenden Spitzen zum
Reinigen von Flachs, Wolle etc.; dör de
hiikel trekken od. haleu (durch die Hechel
ziehen, durchhecheln ; fig.: Jemanden scharf
mitnehmen). — Nd. hiikel, hekel ; mnd. he-
kele; nid. hekel; mnld. (KU.) haeckel, he-
kel (ferreus hanius, ferreiis pocten , instrii-
mentum, quo Jinum pectitur); wfries.h.\c'kQ\,
haeckel (s. n)iter häkelen), od. (nacli 0 at-
zen s. unter hägel) hekel; wang. (Fh ren-
traut, I, 'j7ä) hitsel (wegen ts = k (/.
britsen) ; nfries. (0 utze n) hagel , hägel ;
ahd., mhd. hachole, hechele; engl, hatchel
u. hackle; schwed. häckla; dän. heglc ; norw.
hekla. Der Stamm, bz. die germ. y hak
von häkel hat die Bedtg. : hauen, schlagen,
schneiden, spalten, stossen, stechen (cf. die
Wurzeln 1 w. 2 bhar bei Fick u. unter
bar, bör) u. gehört häkel als Gerüth mit
scharfen Spitzen , bz. Zinken od. auch cüs
stachlichtes Etwas, Ding ivas Stacheln hat
(cf. mnd. hekele, Stichling u. nhd. Hau-
Hechel) Jedenfalls mit 1 bakke zu einem
Vbm.: ahd. hachan, licchan etc. od. viel-
leicht hachjan mit der Bcdtg.: hacken, hauen,
schlagen, stossen, stechen etc., tvas allerdings
ahd. nicht belegt ist, indessen im Vergleich
von ahd. hekjan, mhd. hegen aus ahd. hag-
jan u. nach mhd. huchelen (hccitebi , cf. 1
häkelen) etc. mit africs. hakia (liak-ja) od.
hackia (in tohackia, zerhacken), ags. liaccan ;
andul. hecchan ; mhd. liecken u. hacken
(hacken, hauen, stechen etc.) identisch />< u.
dessen ursjir. hoehd. „ch" zu unserm ngcrm.
„k" sich ebenso verhält, ivie in ahd. machün
= as. macon, afries. raakia (mak-ja), ags
macian (mac-jan) u. unserm maken. Wei-
teres vergl. daher unter 1 hak, hakken u.
hikken u. dazu auch die folgenden Wörter:
5 2. häkol, hekpl . Häkel, Häkelnadel,
Werkzeug mit gekrümmter Spitze zum hä-
keln. Di min. von hake od. aus häkele ge-
kürzt u. dann von häkelen u. 2 häkelen.
3. häkel, hekel, Abscheu, Hass etc.; so
10 hed 'n häkel up hum. Wohl mit vorge-
setztem „li" vom Subst. äkel ; (/. weiter:
4. häkel, hekel, a) wählerisch, zart, ge-
reizt, leicht verwundet u. verletzt, empfind-
lich etc. ; he is häkel up 't äten ; — he is
15 so häkol, dat man hum hei uet ankamen
dürd ; — b) heikel, gefährlich, bedenklich
etc. ; dat is 'n häkeln od. heikein säk, um
dar in to gripeu; — c) stechend od. scharf
n. spdz, leicht ritzend u. verwundend etc.;
20 dat is sük (solch) häkel güd, dat man "t hei
nt't antaten kan, an sük to stäken, of to li-
tcn. — In der ersten u. zweiten Bcdtg. mit
nhd. (G rimm, Wb. IV, lol) häckel, hackcl,
bz. hekel, hechel u. auch heikel mit vorge-
25 sctztem „h" von äkel. In der dritten in-
dessen vielleicht von dem Subst. 1 häkel, bz.
von 1 häkelen (hecheln), od. dem afries. ha-
kia (hacken, hauen, stechen), cf. anter 1
häkel.
30 1. häkele, hekele, Hechelei, Schimpferei,
Streit )nit bösen ?/. scharfen Worten, wo
man einen Andern scJdecht zu machen sacht 1
u. ihn (od. Etivas) einer scharfen Kritik I
unterzieht; he hed altid so fOl häkeleen bi
35 d' enn', dat man siik d'r hast net für waren
kan, um ^en stnd mit hum to krigen ; —
wat heb' ji altid für häkele un kakele mit
'nandcr? Zu 1 häkelen.
2. häkele, hekele, Häkelei, Häkelarbeit;
40 leg' de häkele bi d' sid uu gä lefer bi 't
neion.
häkelen, hakein, mit hakender Bewegung
fassen, häkeln, nesteln, mit Haken verbin-
den etc.; he hakeld dat in 'nander; — dat
45 is in 'nander fast hakeld. Freq. von haken ;
cf. 2 häkelen.
1. häkelen. hekelen, liäkeln etc., hecheln,
durch die Hechel ziehen, z. II. Flachs, Wolle
etc., um es zu- reinigen; dat flas mut nog
50 hakeld worden; fig. scharf mitneinnen etc.;
se hebben hum ördeiidlik dör hakeld. --
Mhd. hachelen, hecholeii ; nid. hekelen;
mnld. (KU.) haeckelen, hekelen (carminare,
pecterc linum etc.); icfries. (J ap i r) \nckQ\-
55 Jen, haeckeljen ; wang. liitselje; schived. häkla.
Zu 1 häkel.
2. häkelen, liekelen, häkeln etc., häkeln,
Häkelarbeit maclien ; se liäkeld 'n däken;
— du sehnst (schuldst, solltest) lefer din
00 breiden (Stricken, Strickarbeit) krigen, as
IIAEKELER
PIAKEN
dat du altid sitst to häkeln. — Zu 2 liillcel
u. soviel als mit der Jläkcl-Nadcl arbeiten,
od. eigentlich icohl identisch mit hakeleii,
häkeln, nesteln etc., wie nhd. (Grimm, Wh.
IV, 180) häkeln.
Jläkeler, Einer der gern streitet, hz. stets
Etwas zu tadeln od. mäkeln hat; Zü)iker,
Störenfried etc. ; häkelers un käkclcrs de
hören bi 'uander in en buk. — Nd. (Schnrn-
haeh) haekclaer. Entweder zu 1 häkeln
od. connex mit nhd. häkeln (tadeln etc.),
cf. Grimm Wb., IV, 180, häkeln sub 4.
liäkelig, häkelg, liäkelk, häklich, heik-
lich, bedenklich etc. : dat is 'n häkelken süke
etc. Zu 4 häkel.
liakel-wark, ein Zaun (od. Stucket, Git-
ter etc.) von kreuzweise gestreckten Stöcken
od. Stangen, zicischen denen Dor)ienreisig
gesteckt ist. — Nd. {Bäh n ert) hakelwark;
mnd. hakelwerk ; md. hachllwerc, hachel-
werc, hakilwerc (subur'biuni, Ausscinccrke
eines befestigten Platzes); uintd. (KU.) he-
kel- , hae.ckd-werck (sepimentum, palatio).
Es loird im Grimm'' sehen Wb. (IV, 10:2)
zu hag u. hecke (cf. hage, häge) gestellt.
Da indessen die Formen liakel, hachel, hakil
dazu in keiner Weise stimmen u. das Wort
mantel bei uns nicht allein in der Bedtg. :
T u c h m a ntel, sondern in der allgemei-
nen Bedtg. : S chutz - od. S c h i rm-D i n g
gebraucht wird u. wir auch, eine lebendige
Hecke, einen schützenden Zaun, eine Wand
von Holz, od. eine schützende u. den Wi)id
abhaltende Baumreihe etc. cds mantel be-
zeichnen, so glaube ich eher, dass hakelwark
soviel ah 31 ante l- od. S chutz- Werk ist
ti. mit goth. hakuls; ags. hacele; afries.
(Hettema) hexil (Geivand, Tuch etc.); an.
hökull ; ahd. hachul; mhd. hacht-l (Mantel,
Kappe, Hülle etc.) ; an. hekla (Mantel mit
einer Kapuze u. Name des Vulkans Hekla,
als des mit einer Sclmeekoppe bedeckten
Berges); isl. hekla (chlamys, tunica brevis,
Pallium; cucullus), hökull (thorax, epiditis
sacerdotis, planeta, casula etc.) etc. zusam-
mcnhängt, tvas Fick zu kslav. koza (Fell,
Haut) u. dieses zu koza (Ziege), ags. hecen
(junge Ziege) stellt, bz. davon ableitet u.
dann dieses wieder mit hinken zu einer y
kag, kang (hinken, cf. hinken) stellt, icas
jedenfalls, sofern nicht hinken u. auch koza
(Ziege, Bock) auf der Bedtg.: stosseii
(stossend u. stockend gehen), bz. auf der
Grdbdtg. : Stoss, Vorbeicegung, SiicJi, Hau,
Schlag etc. (cf. hak u. hakken von ]/ cag)
od. auf der von: biegen, krümmen ((f. buk
etc.) beruht u. auch ags. hecen (Ziege od.
Bock, Böcklein) cds stos s ende avfgefasst
ist (loo denn Icoza ein Ziege nf eil bedeutet
haben u. hakel loieder von diesem in der
Bedtg.: Fell, Haut, Bedeckung abgeleitet
sein müssle) , eine wunderliche Zusammen-
stellung ist, da hakel (cf. nd. hukel-berend
= Mantel-Träger, als Name von Wodan)
5 lüohl jedenfalls eine germ. y liak voraussetzt,
ivelche die Bedtg. : decken, schützen
hatte, deren Bedtg. aber (cf. ]/ pa, pi, grei-
fen, fassen, halten, retten, schützen etc.) xvohl
aus greifen, halten, haften hervor-
10 ging u. somit ein Denominativ von haka
(Haken, Klammer od. Greifding) sein könnte.
Man kann aber dann ags. hacele, bz. dessen
Thema hakala od. hakara seihst auch cds
eine Weiterbildung von haka (Haken od.
15 Klammer etc.) ansehen u. als Haken-
Ding od. hakendes Etioas, bz. cds ein
Etwas (Ding od. Wesen) deuten, was man
an-, vor- od. umhakt, bz. ivas sich Einem
anhakt, a}iklammert etc. u. ein Etwas schüt-
20 zend umgiebt. Will man übrigens hakel in
hakelwark nicht mit ags. hacele (Mantel etc.)
idoäificiren, so ka)in man es auch mit ha-
kein (häkeln, nesteln etc., bz. mit einander
verbinden u. aneinander festmachen etc., cf.
25 hakelen) von hake ableiten, weil es jeden-
fcdls ein in einander gehäkeltes Etioas ist
od. ein Werk bezeichnet , loas „in 'nander
hakcld* ist, wie in gleicher Weise auch die
Glieder einer Kette in 'ander hakeld od.
30 schakeld werden. H. Leo (s. pag. 582)
vergleicht ags. hacele zu skr. cakala, was
ausser pars , portio , frustum etc. auch die
Bedtg. cutis (cf. Benfeg) hcd, loas indes-
sen lautlich loegen des inlautenden „k" nicht
35 stimmt u. tvoJil auf eine y (;:ik mit der
urspr. Bedtg: spcdten,reissen, theilen, schnei-
den etc. u. so ab-, zutheilen , geben etc. (cf.
y ^ak, 9ank bei Ben feg etc. u zend. (^ak,
gebot etc. bei Justi) zurückgeht , loo dann
40 aus der Bedtg.: spalten, reissen etc., bz. scin-
dero, abscindere etc. auch die Bedtg. : abgeris-
senes, gebrochenes Etioas, bz. abgerissenes u.
abgezogenes Fell (cf. an. skinn , engl, skin
u. unser schinne, sowie an. skyrta , Hemd
45 etc. = unserm schört, nhd. Schurz, tvas
vielleicht mit unserm schüren, reissen, spcd-
ten etc., od. wie nhd. Schur mit skera, schee-
ren, schneiden etc. [cf. an. skur-god, ge-
schnittenes Götzenbild] zusammenhängt), ab-
50 gezogene leere Haut etc. hervorging u. wo
ja hacele als Mantel, Bedeckung, Schurz
etc. urspr. auch nur eine blosse leere Haut,
od. ein abgezogenes u. gebrochenes Fell be-
deutet haben kann u. dann, mit 1 hak u.
55 hakken zur selben ]/ rag (pulsare, occidere
etc.) zu stellen sein würde , ivozu es laut-
lich jedenfalls besser stimmt cds zu ^akala.
1. haken (hake, hakst, häkd etc.; —
häkde; — hed od. is häkd), haken, mittelst
GO Haken od. Klammern befestigen; fassen,
HAKEN
10
HAKKEN
greifen etc. ; he häkd dat fast ; — dat lu\kd
net göd in 'ander ; — hö häkde mit sin schi)-
fels in hör kled. cf. anhaken, fasthaken, fer-
hakeu, inhakcu, iimhaken, uphaken etc. Zu
hake.
2. haken (Bor'kum),(jrahcu, hacJccn, um-
hackcn etc. — Nid. ii. iiuid. haken. Neben-
form von hakken.
haken - schön, toenn ein gcschlacläetes
Thicr rein i<. ausgeweidet u. abgehahjt am
Haken od. (von Schweinen) an der Leiter
hängt, so nennen wir es liakenschön (cf.
schon = rein, sauber etc.): dat swtn wog
hakenschön 506 pnnd; — ßg. auch: navJct,
bloss, arm etc.; so hebben hum hakenscliön
üttrnkken od. makd.
hak- od. hakkeliies, Hackfleisch, gc- od.
zerhacktes Fleisch.
hak-liaue, eine Ha u c od. Hacke zum
Behacken des Bodens.
hak-liorn. Dimin. hakhörntje. Schuhan-
zieher von Hörn, u-elchni man zu diesem
Behuf' hinter die Jlackoi in den ScJiuh
steckt.
1. hakke, hakk, hak, Hacke, Haue, Karst
etc. od. Werkzeug zum Hacken : s^if nii de
hakke od. hak äfen her, ik wil (Uit äfen lös-
hakkeu. — Nid. hak; mnld. hacke (securis,
ascia) ; nd. (Dähnert) hakke; ndid. hacke
(Hacke, Axt) ; engl. hack. Zu hakken. Da-
von (Diez, I, ß) : ital. accia, a/za ; span.
hacha; port. facha, acha; prov. ache: franz.
hache (Axt, Beil) ; Vbm. : ital. acciare, frans.
hacher (klein hacken).
2. hakke, hakk, hak, a) Hacke, Ferse;
ik se hum lefer de hakken as de tönen (Ze-
hen) ; — fan hakken to nakken ; — en up
de hakken sitten (J emandem auf den Fer-
sen sitzen, Hin hart verfolgen) ; — b) Sciiuh-
od. Stiefelabsatz unter dot Fersen; he dragt
sükke (solche) hoije hakken; — he haud mit
de hak in de diile; — he stampd dat mit
de hakken fast ; — c) Fersentheil des
Strumpfes; ik heb' de hascn al bit an de
hakken klär. — Nid. hak; mnld., bz. sächs.,
fries. hacke; )id. hakke. Beim Vcrgl. von
lat. calx mit calcare, könnte auch dieses
Wort )nit 1 hakke zu hakken (hauen, schla-
gen, stossen etc.) gehören u. die Ferse (cf.
auch griech. lax [aus klax = calx?], läktis,
laktizö) als ein stossendcs, stamj/fcndes Et-
was aufgefasst sein, obschon es, da calx
schwerlich von calcare abgeleitet ist, auch
möglich wäre , dass hakke (Fei-.'^e, Absatz)
nun mit hakken von derselben y stammt.
Vergl. auch hile (Ferse), welches icuhr-
scheinl. mit calx von der y kal (schlagen,
stossen, stampfen etc.) stammt.
hakke-biter, hakkenhiter, kleiner Hund
der wegen seiner geringen Grösse einem
Menschen od. Thier lediglich in die Fersen
beissen kann.
hakkel-blok, Hackblock.
jiakkele, Gehacke, Hackerei.
5 1. hakkelen, hakkeln. frcq. hacken; he
hakkeld dat kört un klen. — Wfries. hackel-
jen. Davon: hakkeimest, Hackmesser.
2. hakkelen. hakkeln. Jemandem im Win-
ter beim Schlittschuhlaufen od. beim Fahren
10 mit dem Schnceschlitten von hinten auf die
Fersen laufen od. fahren u. ihn dadurch
beschädigen; daher Warnioigsruf eiliger
Schlittschuhläufer etc. : ik hakkel di! — ik
hakkel di, wenn sie Gefahr laufen, den vor
15 ihnen Gehenden auf die Fersen od. Ha-
cken zu rennen.
hakkel-HeS, Hackfleisch, gehacktes Fleisch ;
hakkeltles is dür. Diese Bedensart wird
auch in Bezug auf 2 hakkelen gebraucht,
20 wenn Jemand einem Andern muthwillig auf
die Hacken od. Fersen fährt u. ihn da-
durch zu Fall u. Schaden bringt u. ihm
dafür S(hadenerS((tz leistoi ntuss.
Iiakkel-niest, Hackmesser.
25 hakken, hacken, hauen, .schlagen, bicken,
stossen, stechen, beissen, zerhacken, zerklei-
nern etc.; he hakd d'r mit ^t mest (od. de
bil, de beitel, de hakker, de spii [Spaten],
de snabel, de tanden etc.) in; — he hakde
30 dat göd all' kört un klen; — de erde od.
gruud hakken, bz. umhakken; — kertuffels
un köl hakken (a. sie zerhacken u. zerklei-
nern; — b. die Erde um die Pflanzen herum-
hacken II. losmachen ; de kertuft'els mutten
35 hakd od. anhakd worden) ; — du kaust ua
't land gan un hakknn de grund um; —
plaggen hakken od. stäken ; — fies od. holt
etc. hakken ; — hö hakd altid up hum lob
(nicht allein vom loirklichen hacken u. hauen,
40 sondern auch fig. in dem Sinn gebraucht,
dass ein he einen hum scharf tadelt od. ihn
ausscltilt II. auszankt, wie denn auch hik-
hakken in der Bedtg. : streiten, keifen, zan-
ken etc. gebraucht wird). Sjjrichw. : de göd
45 hakd, de göd kakd, d. h., wer gut hackt od.
kaut n. zerkleinert, der hat auch guten
Stuhlgang. — Compos.: au-, be-, in-, of-,
um-, up-hakken etc. — Afries. hakia, hackia
in tohakia, d. i. io\\i]i'yx (zerhacken) ; wang.
50 bäk; satl. häkje; wfries. haekjeu; nd., nid.
hakken; 7nnd., mnld. hacken; ahd. hakjan
(od. ursjir. richtiger wohl hachjan, hachan,
nach maken [= ahd. machön etc ] , haksei
u. hakken [=^ ahd. pachan] zu rechnen);
55 mhd. hacken (hacken) u. amhd. hecchen ;
mhd. hecken, Prätcr. hacte (hacken, hauen,
stechen etc.); ags. haccan ; engl, hack;
schwed. hacka; dän. hakke. Fs gehört
wahrscheinl. zur y (Bopp) cag' (pulsare,
60 ferire, occidere), od. (Benfey) chagh (to
IIAKKER
11
HAL-AFER HAL-OEFER
kill), ivclche Fick nach caks (sehen) =
caks' od. cliaksh zu nrtheilen cag sehreiben
loiXrdc 11. iirspr. (cf. caks od. chaksh ans
kar = zcnd. kag) wohl kag od. kak, b.r.
skak, skag (cf. unter 2 kake, kakeln, kak-
ken n. auch unter 1 kaken am Schlüsse
etc., ivonach auch tvohl hakken mit hikken,
kikken otc. zu einer Schallwurzcl kak od.
skak gehört) gelautet hat. Ob auch zend.
y cag (zntheilen, abtheilen, zugeben, gewäh-
ren etc.) hienut iderüisch ist u. deren Bedtg.
(cf. (lel, fielen u. ags. brytta, Spender etc.,
bryttiaii, brytiiian, spenden, austheilen, ver-
leihen etc. von breotan, brechen, zerbrechen,
spalten, erschlagen, tödten etc. unter bret,
brot etc.) ursp)r. : spalten, hauen, schneiden,
theilen etc. loar? Möglich ist dies wenig-
stens .sehr gut, da geben, geioäh r e n etc.
jedenfalls nicht die primitive n. sinnl. Bedtg.
dieser ]/ ist.
liakker, a) Person die hacTct; — b) Ding
od. Werkzeug womit man Etioas hackt. —
Compos. kertuffelhakker, fleshakker etc.
liak-lßi', Hackenleder, Fersen- od. Ab-
satz-Leder, Hinterleder.
Iiak-mest, Hackmesser.
hak-säne, liaksene, die Hacken- od. Fer-
sensehne, bz. diejenige .starke Sehne od.
Spannader, welche sich hinten von der Ferse
bis durch die Kniekehle am Bein hinauf-
sieht, iveshalb denn auch unter haksäne bei
den Pferden die Kniekeldensehne verstan-
den wird ; — de düfels hebben fan nagt min
perde de haksänen dörsuäden, so dat mi nu
anders niks afer blift, as de arme deren dOd-
stäken to laten.
haksei , Gehacktes , Zerhacktes , Zerklei-
nertes ; Häcksel von Stroh, Heu etc., Häcker-
ling. — Nid. haksei; nd. hakkels; mnd.
hackeise.
haksel-kiste, haksel-kipe, haksel-mone,
Häckselkiste , Häckselbehälter, Futterkiste.
haksel-Iade, hakselläe, haksella, Lade
od. Trog mit Schneidevorrichtung , um da-
mit Häckerling zu schneiden.
hakster, Frauensperson die hackt, Ha-
ckerin.
häkster, s. akster.
häksteni, s. äkstern.
hak-stiik, Fersenstück, Flicken an dem
Absatz von Schuh u. Stiefel, das Fersenstück
od. der Fersentheil cim Strumpf, cf. fer-
hakstükkcn.
1. häl, Zug = trek, löge, kliik, sink etc.,
cds einmaliger Act des Holens od. Hebens,
Ziehens etc.; de (der) häl was to stark; dat
tau ret d'r fan kört; — in en od. mit en
häl truk (od. hol) he dat schip an de wal' ;
— wen du nog en dügtigen häl deist, den
hebben wi de balke hög genug ; — he drunk
dat ber in en häl üt; — he de (dede, that)
')) dügtigen häl iit de kann" ; — in 6n häl
(Zug, Strich) sin näm sclirifeu. — Nid.
haai ; nd. (Br. W b.) haal in. haalwind (Zug-
5 wind), loas nach dem dort erwäh)iten gleich-
bedeutenden „haling" ivohl hieher gehört u.
von hal, hael (trockot etc., cf. u)iter halster)
ganz verschieden ist. Vergl. halen.
2. lifil, Impcrcdiv von halen.
10 3. häl, Hahl, Herd- od. Kessel-Haken,
hz. die ganze verschiebbare hölzer>ie od.
eiserne, mit Zacken u. einem Sperrhaken
versehene Hänge-Vorrichtung, od. die Kette
mit sammt dem Haken, worin Kessel u.
15 Topf idjer dem Feuer hängen ; de (der) häl
is hast dörsläten un to swak , um de sware
kätel to dragen ; — du must de häl wat up-
kürten, de pot hangd to digt up 't für. —
Nid. haal; mnd. häl, hele. 31/1 den bei
20 Grimm (Wb. IV, 158) angeführten For-
men: hahl, hähl, liala, hagel, hohel, ho),
hael, hahle, hohl, höhl, hehl, hal, häl, hei
aus ahd. hahala, hahila, hahla, häla; mhd.
hahele, hahel, hael (Vorrichtung zum Auf-
25 hängen; besonders Kesselhaken) von ahd.,
gotli. hahan (hängen), cf. hangen.
liäl, Hehl, Heimlichkeit, Gehcimniss etc.
od. verhüllter, bedeckter Zustand, Etwas ivas
verhüllt, bedeckt u. verborgen ist u. bleiben
30 soll; ik wil od. kan d'r gen häl üt maken,
dat mi dat net regt is. — Mnd. halo, hele;
nd. (Br. Wb., II, 566) haal, hale; mhd.
häle, haele (das Verbergen, Verhehlen, Ver-
heimlichen etc. od. die Verhüllung , Ver-
üb deckung etc.). Mit ahd. häla (tegmen) u.
häli, häle; mhd. häle, haele, hael (verhohlen,
verborgen, bedeckt, verhüllt; Jieiudich schlei-
schend od. schlüjjfend, schlüpfrig, glatt);
mnld. (KU.) hei (iubricus) ; (f». hall; schwed.,
40 dän. hal (dasselbe); mnd. lial (verborgen,
heimlich); schiveiz. hähl, hehl, bei (bedeckt,
unnvölkt) zu ahd. helan, cf. 2 hälen. Dass
übrigens mhd. häle, ahd. häla od. hälT, wie
2 häl (u. wie Heyne unter Hehl in
45 Grimm, Wb, IV, 785 bchaupdet) aus ha-
hali contrahirt ist, kann ich beim Vergleich
von Hehl zu hehlen, bz. von häl zu hä-
len kaum annehmen, da hellten doch wohl
zweifellos aus ahd. helan u. dies gewiss doch
50 nicht aus einem zu hälan contrahirtoi ha-
halan, sondern aus urspr. halan entstand,
wenn es nicht etwa, nach dem Präter. hal
u. dem Subst. hullä (Hülle) zu rechnen, aus
einem altern hilan (hal, hui, hulun) entstand.
55 1. häl-afer, liäl-Öfer (Imper. von afer-
halen), hole über, hole her- od. hinüber.
2. liäl-afer, luil-Öfer, Person die Alles
zu sich hi)iüber holt u. zieht, bz. an sich
rafft od. loenigstens im Stande ist solches
60 zu thun u. deshalb auch Alles unter sich
HAL-BOM
12
HALEN
hat u. Alles beherrschen will; daher auch:
■HuverscJiämte Person, Mannweib, Haiisf;;-
rann, Teufelsbraten etc. ; he (od. %v) is so
'n regten halafer; — he hed dar so 'n häl-
aferske fau 'n wif, dat he sük hei iiet ük- 5
kern dürd, of \\v krigt ^vat uii de sni'ite.
\vdl-hon\,HahIlnünn.B(i um otl. Stange, welche
quer durch den Schornstei)i liegt u. tcoran die
Herdkettc etc. (cf. 3 häl) befestigt ist od. hängt.
halen (hale od. hal, hülst, bakl etc.; — 10
hol, hülst, hui etc. ; — h.ild, geholt), holen,
ziehen, raffen, reissen, schleppen, bringen
etc.; bringen, gebären; wen du net hätor
halen (ziehen, anholen, anziehen, reissen etc.)
kanst, den lät 't man lefer lös; — hal' dat 15
schip an de wal; — • ik hui (zog, riss etc.)
fast an; — he liul hum de här üt do koj);
— is din fader in hüs? uä! ik wil hum iifon
halen (holen, herbeirufen etc.); — se halen
hum fürt (sie holen, fähren, bringen ihn 20
fort); — se halen hum np (•^ie bringen ihn
auf, führen ihn ins Gefängniss etc.); — de
düM schal di halen (holen, wcgliolrn etc.);
— hal dat tau an; — gä hen un häl (hole,
bringe) \\\i 'n floss her; — du kanst de 25
kiuder äfen fan de schöl halen ; — he hol
(Jiolte, zog, brachte, schleppte etc.) 't all hi
'nander, wat d'r man to hehben was ; — he
häld (zieht, reisst, rafft etc.) 't alT na siik,
wat he man to faton krtgen kan ; — he hol 30
(holte, raubte, stahl etc.) hum d^^ appels üt
de tfm; - se hebbon mt 't gelu un güd all'
ofhiild (mir sämmtliches Geld n. Gut abge-
holt, bz. betrügerischer u. Jieimlicherweise
abgenommen u. gestohlen); — he häld mit 35
sin ferteläels alud so lank iit, dat man 't
hast hei net oftöfon kan; — he hiild (zieht,
dehid etc.) dat in de lengte; — dat is to
lank üthald (ausgeholt, in die Länge gezo-
gen lt. gedehnt etc.); — se hed fan nagt 'n 40
kind häld (ei)i Kind geholt od. geboren);
— he hed 'u frö, de göd is to kiuder ha-
len (zu gebären, bz. zur Welt zu brin-
gen), man anders dögt se 6k nargonds to.
Sprichw. : „hui an Jan! 't is 'n i)u!kalf", 45
d. h. ziehe, zerre, reisse tüchtig an, denn es
ist ein Stierlcdb, bz. ein starkes mächtiges
Kalb. Compos.: aferhalen, anhalen, bihalen,
fcrhalen, henhalen, herlialen, inlialcn, nalia-
len, ofhalen, uphalen, umhalen, weghalen. — 50
ISid., mnd., nid. haliMi ; mnld. hai;len (ferre,
adfcrre , accersire, vocare) ; afries. (flet-
tema, v. Richthof en) hala, halia; satl.
halia; wfries. halje u. (Japi.r) helljon;
nfries. (O atzen) helle (rufen); as. lialön 55
(herbeirufen, bringen, holen; fortführen);
ahd. halün, holön, holen; mhd. holen, holn
(berufen, herbeibringen ; holen, ergreifen, an
sich nehmen). Davon (Dicz, I, :j:j6) : sjxm.
balar; franz. haier; j^foo. alar (ziehen etc.). 60
Die ursjir. sinnl. Bedtg. der y germ. hal,
/(///. kal od. kar ist: Ton machen od. ir-
gend ci)ten Laut von sich geben, bz. tönen,
rnusclien, liallen, lauten, schreien, rufen,
Hcdloh od. Lär)n machen etc. u. heisst da-
her halön von Hause aus soviel als: schreien,
rufen, einen Schrei ti. Huf ertönen lassen
od. ein Geschrei erheben u. dadurch Jeman-
den herbeirufen n. holen od. an sich locken
u. ziehen , woraus denn später die jetzigen
Bedtg n. dieses Vbms. liervorgingen. Vergl.
Fiel, I, 41, y 2 kar (rufen, nennen), bz.
skr. kar, carkarti (rühmen , erwähnen , ge-
denken), käru (Sänger, Barde), karkari (hal-
lendes Instrument), krakara (eine Art Beb-
huhn) ; griech. kaleö (rufen, noinen, anru-
fen, anholen, herbeirufen, zusammenrufen,
berufoi, zum Kriege od. zum Gericht rufen
u. laden, vorladoi), köruks (Ausrufer, He-
rold), karkairö (hcdlen, dröhnen), korkorüge
(Kollern, Kriegslärm) etc.; lat. calare (ru-
fen etc.), sowie ahd. hi'llan (tönen etc., cf.
1 hälen u. hcl, heller etc.) u. dazu die von
kar (welche als Schallwurzel eigentlich nur
irgend einen beliebige)! Ton od. Schall nach-
aJoid u. eigentlich nicht mit sonare, sondern
mit sonus übersetzt werden iniisste, weil sie
erst durch die wirkliche Weiterbildung zu,
einem Thätigkeitsu-ort die Bedtg.: Schall
[od. kar, kri, kal ] m a c h e )i , bz. selbst
schallen od. den u:irklich geschehenden
u. zu Gehör kommenden Schall ausdrückt)
toeitergebildete ]/ kark, krik, krakati (tönen,
lachen, krächzen), bz. skr. kark, karkati
(lachen), kraksh (brausen, tosen), wovon
auch griech. krekö (klatschen , schlagen,
klopifcti; mit den Flügeln klxäschen u. einen
Ton hervorbringen ; ein tönendes Tnstru-
me)d. schlagen u. zum Tönen bringen, spie-
len etc.), klagge (Ton, Klang, Schall, Schrei)
u. lat. clangere, clangor etc.; Iit. krakiu,
krakti (brausen von der See), krankiu (kräch-
zen), ksluv. krakati (krähen) etc. stammen
u. tvobei es denn fast gar nicht von der
Hand zu u^eisen ist, dass ausser lachen
fgoth. hlahjan) etc. auch die germ. Wörter:
k r (( chcn , krähen, kr ächzen n. klak
etc. dieser J/ angehöre)!. Weiter vergl. (B opp)
y kal (sonare; numerare), bz. (Ben feg)
neben k.il (to sonnd, to account) auch kal
(to impel, durch Buf er))iuntern u. aMrei-
ben; to provök, hcransrufoi , hervo)-rufcn,
herausfordern ; to uttcr, sich äussern, aus-
spreche)!; to rechon, rechnen, zählen, auf-
zählen etc.; to perceive, verneh))ien od. hö-
ren einen Laut, ioahr)iehmen etc.) u. a)idere
aus sonare hervorgegangene Begriff'e dieser
y, zu welcher (u. -nicht zu 1 kal, tönen,
rauschen, rufen, nennen, zählen etc.) Ben-
feg aber auch ahd. halOn stellt. Vergleicht
HAELEN HELEN 13 HALF
man mm weiter unter galm u. galjj die aus: nach die y kar (brennen) sich aus kar (so-
schreicn, rufen, siiujen etc. hervorgehenden uare, cf. 2 u. \ kar Jiei Fiele, I, 41 — 45)
Bedtgn.: Zaubergesänge singen u. dadiirch eni wickelte , tvobei noch zu erwähnen ist,
bezaubern u. bestricken etc. u. bespräken dasti Fiele auch die europ. ]/ kal (hüllen,
(besprechen, bezaubern, behexen etc.), so ist 5 hehlen) mit skr. kalaiia (Fleck), kk\d. (blau-
es tvohl zweifellos, dass an. liul (Rühmen, schwarz), kali (schwarze Farbe, Schwärze,
Prahlen etc.), hoela (rühmen, loben) ; ags. schwarz aufziehende Wolkenmas-^e) etc. zu
hol (loquela inanis, caluinnia) ; goth. hölön; idg. kara, karana (schwarz , dunkel) ver-
ahd. huoljan (trügen, täuschen) zu halon, gleicht, jedoch diese Wörter, trotzdem er sie
huol (■// der urspr. Bedtg.: schreien, rufen 10 unter 4 kar (brennen, flammen) aufführt,
etc. gehören u. demnach auch griech. keleö von einer ]/ skar (bedecken) ableitet, die
(bezaubern, betrügen) entweder von kaleö meines Wissens jedoch nirgends in dieser
(rufen etc.), od. doch mit diesem von der y Bedtg. belegt ist. Vergl. auch noch unter
kal abgeleitet werden muas. gulf am Schlüsse.
1. hälen, lielen. Nur in ge\vd\ea (zu stim- 15 häler, Hehler; war gm hälers sunt, dar
men, seine Stimme zu- Etwas geben etc.). sunt ök giii stälers ; — 'n häler is sliranier
Die Grdbdtg. ist (cf. gehälen eLc. = ahd. as 'ii def; — häler im def hören mit 'uan-
gihellan, zusammenklingen, übereinstimmen) der an en galg'. — Wang. (Ehrentraut,
auch: tönen, schall en etc. u. gehört es I, 371) hiller.
wie halen zur y kal. 20 lialf, halb, mitten, in der 3Iitte, bis zur
2. hälen (häle, halst, häld etc. ; — hälde Mitte, bis zur Mitte hin etc. ; der eine Theil
etc. ; hed häld) , hehlen, bergen, verbergen, od. die eine Seite von einem in zwei gleiche
verheimlichen etc.; — ferhälen, verhehlen, Theile zerlegten od. als zerlegt gedachten
verbergen etc.; — ferhaleii, ferliolen (vcr- Etwas = ein Zweitel od. die Hälfte; ge-
hohlen, verborgen etc.); — he häld (birgt, 25 theilt, theil weise etc., als Gcgotsatz von voll
verheimlicht, verhüllt od. verschweigt) mi dat. od. ganz etc. ; siii' dat brud^ (de appel , dat
— Sprichw.: de häld is sliinmer as 'n def; fles etc.) half dör im gif mi de ene hälfte,
— hälen is slimmer as stälen. — Nd. (Bäh- den kaust du de andere holden ; — dat niest
nert, Br. Wb. etc.) hälen, helen; mnd., sitt d'r erst half in; — wm \idli (Mitte) sep-
nld., mnld. helen; afries. heia; as., ags. he- 30 tember; — dat is d'r nog raaa half dör; —
lan ; ahd. helan, helen; vdid. helen, heln. häP man erst 'u half bröd; — twe hälfe
3Iit (cf. Fick, I, 527) griech. kaliös, kaliä piinden niaken en gans pund; — de hälfe
etc.; lat. celare, cella, culo (in occulo) etc., dag is hen ; — um half-twalte kam ik bi di;
sowie weiter mit helle, heim, hille, hülle etc, — de klokk sleid half; — wat half is, is
zu einer y kal, kar (decken, schützen, be- 35 net gans; — he deid sin wark man half;
decken, verbergen, verhüllen etc.), die je- — he hei d'r mau sm hälfe flit updän; —
doch im Skr. in dieser Bedtg. nicht vor- 't is uig half uu nig gans; — d\ best dar
kommt, ivährend sie nach zend. karana ök wer mau halfvrark (Halbwerk, halbes od.
(Schutzmittel der Beine, Beinkleid) zu ur- unvollkommenes Werk etc.) mäkd ; — ■ hälfe
theilen im Zend. vielleicht vorhanden war. 40 sün- ua firdagen sunt gen regte sön- un f ir-
Möglicherweise ist es jedoch dieselbe y kar, dagen ; — he is man so 'n halfen (lialber,
kal wie von halen u. 1 hälen, die sehr leicht nicht voller u. ganzer etc.) kerid ; — ik was
aus rauschen, krachen, prasseln, knistern, halfdöd un of; — dat kind is half min lä-
singen, tönen (cf. galm u. gar tvegen der y feud ; — he is half düfel, half minsk ; —
ghar, soivie ccuch ahd. siugau, singen, tönen, 45 kalffles is man half fles ; dat steid net bi de
klingen; einen singenden, knisternden Ton ribben; — ik was half un half siuns um mit
hervorbringen etc., loovon sich eben das to gän etc.; cf. tveiter die Compos.
Vbm. sengen = ahd. sangjan cds Caus. I)ass das Wort half (nd., mnd, nid.,
von singan herschreibt) etc. die Bedtg. : hren- mnld., as., schwed. half; afries. half, hal ;
nen, flammen (auch die Flamme singt be- 50 tvfries. heal, hcale; satl. hale ; ags. healf;
kanntlich) etc. u. hieraus wieder die von: an. hälfr; schwed. half; dän. halv; goth.
rauchen, qualmen, dunsten, durch Hauch halbs; ahd. halb, halp ; mhd. halp) im Ge-
verfinstern u. verhüllen, verdunkeln, ver- gensatz zu gans steht u. es ursjn: die Be-
decken etc. entwickeln konnte, wie denn un- dtg. : ge- od. zertheilt, zerschnitten, durch-
ser blak (schioarze Dinte od. Schwärze), 55 schnitten, in Zweien zerlegt etc. hatte, ist
blaken (rauchend u. qucdmend brennen, wohl fast cds sicher anzunehmen ti. dürfte
Rauch machen, qucdmen) mit blank, blinken es demnach wohl mit Icd. carpere u. harfst
u. blaker (Leuchter) zu einer y bhragh zu einer ]/ karp, kalp (spalten, theilen,
(glänzen, brennen etc.) gehört, die wahr- schneiden etc.) gehören, die vielleicht aus
scheinl. auch ]/ von bräken ist u. wo so- GO einer von idg. skar (schneiden etc., cf.
HALF-AFENDS-GIFT 14 HALM
scharen) erweiterten y skarp (cf. scharp = bangen, de ik wol fcrkopen wil. — Scherzh.
i>chneiden(J, schtieidi;/ , scharf etc.) Iiereor- von ]\'ittivcii, die sich uueder verheirathcn;
ging u. icorüber loitcr scharp u. hart'st Wci- he hetl 'n lial'släten fro nanien.
teres su vergleichen ist. Vergleicht nuni lialf-silt'eii, a) hall) Sieben ; — h) hetrun-
ührigens das lat. semi u. skr. sämi (halb), 5 ken etc.; hö is halt'söt'eu. — Ob es in der
hz. dass dieses Wort wahrschei)d. das ::weite, letzten Bedtg. aus nd. (Br. Wb.) halv si'>o
zu einem Ersten passenden ii. stimmenden wesen (halb gahr- od. halb fertig sein) cnt-
od. gehörenden, bedeutet, so würde das Thema stand ff
lialba formell u. bcgrifßich auch mit skr. half-siistei', Halbschwester.
kälpa (siuiilis) stimmen, was zur }/ kalp 10 hiiUlo, hillft, Hälfte, Thcil, Seite etc.;
(recht od. gleich u. ähnlich machen, od. wat de halft scliüld, scliilUl ffil ; — de enc
ttrspr. wohl: beschneiden, behauen, glatt u. halfte (Theil, Seite) is groter lui dikkor as
eben machen [cf. karp od. kalp, spalten, de andere; — iip sin ene hälfte löpd he
hauen, schneiden etc.], gleich inachen, in kruni.
gleiche Thcile zerlegen etc.) gehört. 15 hall'-ür, haH'-ürtje. halbe Stunde, halbes
Iiall'-afViiils-^ift , die DLittel-Abends-FiU- Stündchen.
tcru)ii/: (jcwohnlich um 7 Uhr Abends. hSili'-wiiss^n, haU-wass&w, halb erwachsen ;
halt'-liakkcli, halbgebacken, halbgahr; fig. he was man so "n halt'wiissen fent, do drög
halbfertig, unfertig etc.; 't is man so 'n half- hc de koj) al so hüg.
l)akken kerel. 20 hall'- weteud , halt -weten , halbwissend,
liair-hröer, Halbbruder. halbverständig , hcdbklug , nicht recht ge-
halfe, Halbe, od. der eine Theil, bz. die scheut, närrisch, kindisch etc.; du must wat
eine Seite eines Ganzen; gif mi 'n hahe od. mit huni tosen, du wetst wol, he is man so
halfen; — de ene hälfe is groter as de an- wat half weteud. Bcdcnsart: he is so kluk,
dere. cf. hälfte u. weiter: 25 as 'n halfweten kalf.
halfen, halben, von seilen, tvegen etc., in liallann, i. q. allarm.
allenthalfcn, bchalfen, mineuthalfen etc., hallen, hallen, schallen, tönen etc.; dat
vergl. unter he-hilfen. halld dör 't ganse hiis. cf. 1 hei m. haleu,
halfer-haiuls, zur hcdbcn Hand, nicht so gehälen etc.
ganz recht, halb u. halb, ungefähr etc.; ik 30 1. halm , llcdm , Stengel etc. der Gräser
knn d'r man haUVrhands lii kamen; — ik od. Grasarten; de rogge up de halm ferko-
kan dat man halfi-rhands göd heten; — dat pen laten; — de halms (die Halme) fan 't
kan so haUVrhunds gän. körn sunt fan 't jar föl lang a* as anders;
halfer-wägeus, halfwitgs. halbwcges, halb — henthalin, ströhalm, grashalm etc. — Nid.,
u. halb etc. 35 mnld. halm, Flur, halmen ; nd., ntnd. halm,
halfe-swinskoppen, halbe Schweinsköpfe; Blur. halmen u. helmer (calanuis); nfries.
scherzh. u. fig. : die beiden Frackschösse od. halm (Langstroh, Dachstroh , od. wie wir
Frackßügcl. ««//cu „dak"); «c/rt'. healni ; e«;;/. halin, haulm ;
half'-laken-linnen, auch noplinnen ge- an. hälmr (Stroh, Streu); norw. halm u.
nannt; Leinen welches halb aus guteni '^(i provinziell \vAA\m,\v<vAu\:i .^chwed., dän. \iA\m;
Flachsgarn u. halb aus Noppgarn (knoleri- ahd., mltd. halm (Halm; Sclireibrolir). Mit
gern, aus Heede gesponnenem Garn) ge- griech. kalame (Hahn); kälamos (Bohr,
webt ist. Schilf); lat. calamus u. culmus; kslav. slama
lialf-linneil, Halb-I^einen, Ijeimvand, bei (Halm); lett. salms (dasselbe) u. vielleicht
welcher die Kette aus Kattungarn u. der 45 auch skr. (Benfeg) kalama (eine Beisart)
Einscldag aus Leinengarn besieht. od. (Both u. Böhtling) kalamas (das-
lialf-ran, lialfröe, Halb-Trauer. selbe ii. auch „Schreibrohr'') , sowie ved.
lialf-raus-kled. Halbtrancrkleid. (Grass mann) gara (Bohr) entweder von
half - sched , Halbscheid, abgeschiedene y kar, kal (rauschen etc., cf. halen) od.
Hälfte, halber Theil. 50 kar, kal (bewegen, hin u. her bewegen,
half-sihbe, s. unter sibbe. schwingen, schwanken, zittern, vibriren etc.,
hall-slat'htig, halbschlächtig, zwitterartig, bz. bewegen, treiben etc., bewegen vor od.
zwischen zwei Geschlechtern od. Arten mit- heraus, treiben aus, wachsen, spriessen etc.,
ten inne stehend. cf. y 1 kal bei Bopp in der Bedtg. sonare
half-slag, Zwitter, Zwitterding , Unvoll- 55 etc. u. 2 kal in der von: agiture, concutere,
kommenes, Etwas was nicht für voll jxissi- vibrarc etc.), wenn es nicht etwa mit 2 hä-
ren kann etc.; 't is man 'u halfslag kind len, helle, heim etc. u. lat. celare, clam u.
od. perd. calim etc. zu der für diese Wörter anzu-
lialf-sliiten, halb verschlis.-<en , halb <tbge- setzenden y kar, kal (decken, bedecken,
nutzt; ik heiV nog so 'n halfsläten büks GO schirmen, schützen etc.) gehört. Für die
HALM 15 HALM
Ableitung von der ]/ kal (sonare) seheint Knochen bedeckt u. eine Hülle u. Schutz
der Umstand zu sprechen, dass das goth. der Knochen ist.
raus (Bohr, Schilf, Bteth od. kälamos) mit 2. halm, das „schott" od. die hölzerne
nhd. Bausch u. rauschen u. unser m Wand, tvekhes die Vieh- u. Pferdeställe
rüsen m. rüsig (geräuschig., läriuend , laut, 5 seitwärts einfasst, bz. die einzelnen Ställe
unruhig etc.) auf ein Vbm. riusan (so- von einander scheidet. Compos.: kö-halm,
nare) zurückzugehen u. demnach raus, die Kuhstallwand; — pörde-halm, Pf er-
Thema Täuea., ein im Winde rauschen- destallwand, od. wörtl. entweder: Kuh-,
des Etwas zu bedeuten scheint, eine Bedtg., Pferd- Scheide, bz. Kuh-, Pferd-Scheidung
welche auch dem Worte: ahd. hriot etc., 10 etc. — od. Kuh-, Pferd-Wand, bz. Kuh-,
ags. hreäd (Bieth, Schilfrohr etc., cf. reit Pferd-Einfassung, da hiilm sowohl ein seh ei-
od. reith) möglicherweise zu Grunde liegt, den des, th eilen des u. tr ennendes,
da es sehr leicht mit ahd. hrom, hruom etc.; als auch ein einfassendes, umfassen-
ags. hreäm (clamor, Geschrei, Lob, Buh m) des, ein s chl i essendes u. s chützen-
zu einer u. derselben y gehören kann, die 15 des (cf. schott etc.) Etwas ist. Vergleicht
auch zirspr. die Bedtg. sonare hatte u. auch man, dass wir statt sülf, sülfst, sülfeu (selb,
das mnld. (KU.) heim (echo, sonus resul- selbst, selber) in der Begel bülm (ik kam
tans) u. helmeu (resouare etc ) wrt w/jf/. /t « J- sülm bi di; — dat fersleid sük fau sühn)
len zu der y kal (sonare) gehört. Für die sagen u. dass das mnd. heim; nhd. (Grimm,
Ableitung von der }/ kal (bewegen, vibriren 20 Wb.) vdul. halm, heim (manubrium, capu-
etc. od. bewegen, treibeii etc.) u. einen Zu- lum) ; halm, halmo, helrao etc. in ahd. joh-
sammenhang mit skr. calati (er bewegt sich) halm, johhalmo, johhelrao etc. ; mhd. giech-
kalayati (treibt), g riech, kellein (bewegen, helme (lorura, Jochriemen etc., Biemen od.
treiben), bz. mit lat. celsus, excello, culmeu Seil am Joch zur Lenkung u. Steurung der
(da die Grdbdtg. bewegen etc., wie bei y 25 Binder) wahrscheinl. mit nhd. (Grimm,
ar, gleich in die von sich erheben etc. Wb.) helb, helf; ahd. halp, halap; mhd.
übergeht cf. risen, reisen etc.) etc. u. dem halp; bagr. halb, helb; mnd. (Seh. u. Ij.)
as. holm (Berg, Hügel); ags. hyll, hill (Hü- helve, helf, helft; mnld. (KU.) helve (ma-
gel, cf. 3 hei) etc. spricht aber der Umstand, nubrium. Stiel, Griff, Handhabe), soivie half
dass man halm auch als das vom Winde 30 in Halfter (capistrum, camus) aus einer u.
bewegte, wogende, schioankende , derselben Grdform hervorging, in dem das
vib rirende etc. od. auch als das trei- „m" in halm (manubrium, cf. halter, hälter)
b ende, sprossende, sp riessende, der Ableitung zufällt u. das auslautende „p"
sich aus dem Boden erhebende Etwas der dafür anzusetzenden ^en». y halp, half,
deuten kann (cf. Fick, III, 70), während 35 halb in halm od. halma vielleicht ausfiel,
für den Zusammenhang mit der für hälen, sowie ferner, dass auch an. helmingr für
helle, heim etc. u. lat. celare etc. anzu- helfningr (Hälfte) vorkommt u. darnach
setzenden y kar, kal (decken, bedecken etc.) halm od. balma (manubrium etc.) vielleicht
das zu sprechen scheint, dass Stroh u. Bohr, aus einer urspr. vollen Form halpna, halfna
hz. Schilf auch bei uns mit dak (Dach, Be- 40 od. halpni etc. entstand, so wäre denkbar,
deckung. Deckendes) bezeichnet wird tc. dass dass dieses halm (als Scheidewand, od. Et-
auch stro (Stroh) = an. strä (Stroh, Stroh- loas toas einen gegebenen Baum in zwei
halm) etc. mit nhd. str euen u. St r eu etc. od. mehrere gleich grosse Theile zerlegt)
in der Weise zusammenhängt, weil streuen sich von halfen = ahd. (halbjan), «jÄ(Z. hal-
die Bedtg.: iverfen über Etwas hin 45 ben (dimidiare) ableitete, od. dass es mit
hat u. demnach stro aus der urspr. Bedtg. : halm u. halp, Handgriff^ Stiel etc. (mit dem
Ueb er Wurf, od. das über Etwas hin- es meiner Ansicht nach direct nichts ge-
geworfene die Bedtg.: Deckendes, mein hat) von einer u. derselben y stammt.
Decke, Dach, Schutz etc. entwickelte. nämlich von derselben y kalp wie helpen
Dass demnach halm mit heim u. hälen (heh- 50 (helfen), welche imter andern ausser: rich-
ten) etc. connex sein kann , ist klar u. ist ten, einrichten, ordnen etc., auch die Bedtg. :
dieserhalb auch die von y pa (greifen, fas- eintheilen, vertheilen etc. hat u. wovon dann
sen, halten, retten, schützen, decken etc.) er- halm als das Eintheilende sich auch ab-
weiterte y pal, pal (servare, tueri) zu ver- leiten Hesse. Vergleicht man übrigens das
gleichen, wovon palä (a. caro, od. das die 55 ahd. halmo in joh-halmo, so scheint es
Knochen Bedeckende, Einhüllende, Um- meiner Ansicht nach doch sehr bedenk-
schliessende etc. ; — b. stramen , als Be- lieh , um bei diesem Worte eine durch
deckendes. Dach) stammt, tvie desgl. auch Nichts erwiesene Ableitung von einer
lat. palea, franz. paille u. möglich auch germ. y halp, bz. eine directe Verwandt-
wohl unser fies, flesk, als dasjenige, ivas die 60 schaß mit ahd. halp (manubrium etc.) vor-
HALMER
16
HALS
auszusetzen , zumal da dieses Wort in der
Bedtg. Lenk seil od. das Etwas, womit
man das Gesjtann (Joch) lenkt u. steuert
doch fast zweifellos mit an. lijälm, engl. u.
vind. heim (Steucry Buder; engl, auch Steu-
ermann, Lenker, cf. 3 heim) identisch u.
dann mit halp (manubrium) d<ich schwerlich
iierwandt ist. Erwägt man aber die vielen
Bedtgn. der y kar, kal u. namentlich die
aucJi unter 1 halm erwähnte Bedtg.: trei-
ben (wonach 1 halm «»c/i urspr.: Spross,
Trieb, Gesprossenes etc. sein kann, ebenso
wie 1 hehn = arundo ?<. ved. (jaro = sa-
charum sara) u. dass icir drii'en geradezu
in der Bedtg.: die Pferde, bz. den Wa-
gen lenken etc. gebrauche)!, so ist e.'^ klar,
dass ahd. halmo (Lenkseil) 7i. an. hjalm,
engl. hi^Im etc. (Steuer, Steurer etc.) sicJi
auch ebensogut wie 1 halm von der ]/ kar, bz.
skr. kal, halayati (treiben, antreiben, treiben
wohin, Ttichtang geben tcohin etc.) ableiten
lassen n. dass es dann durchaus nicht nö-
thig ist, um mit M. llegne (cf. Grimm,
Wb. IV, 240) das ahd. halmo in johhalrao
mit halp (manubrium) u. half in Halft er
SU identificiren, bz. halmo auch mit diesen
Wörtern von der für Letztere anzusetzenden
y halp, bz. kalp abzuleiten, welche in der
Grdbdtg.: binden (schliessen, fügen, Jans-
sen, j)«s.<t?tc/i, geschickt u. dienlich sein,
wozu dienen, helfen) od. greifen, fassen
(hcdten, retten, tragen etc.) sowohl die y
von halfter u. helpen, als auch von halp
(manubrium) ist, ivie Ja aus fassen ausser
halten etc. auch die Bedtg.: fesseln, bin-
den, bz. umfas.'^cn, umschliessen, zusammen-
fassen, vereinigen, verbinden, schliessen etc.
Von selbst hervorgehen. Unser 2 halm nun
aber betr., Hesse sich dies auch leicht mit
2 heim von helan (bergen, sichern, schützen
etc.) ableiten, weil es als Wand (cf. scliott
ii. Schutt) auch ein Schutzding ist u. eine
Wand ein Etwas schützend umgiebt «. es
auch verdeckt.
halmer od. halinpi'-pal, der Pfuhl woran
die Zwischenwand der Ställe od. die Stall-
wand (2 halm) vorn u. hinten befestigt ist.
An denjenigeii halmer, der an der Mauer
steht, wird zugleich auch der hölzerne An-
ker befestigt, der das Ausweichen der Mauer
verhindert.
haliii-spliott, halnier-schott ; i. q. 2 halm
II. eigentlich ein l'lconnsmns, da halm selbst
schon die Bedtg. ,,Wand'' od. „Zwischen-
wand" hat.
häl-rek. häl-stok, Stock od. Stange mit
einem Haken (s. 2 hal) zum Heranziehen
u. Eesthidten.
Iials (Plur. halsen), Hals: a) das kürzere
od. längere, schlanke u. biegsame Glied zici-
schen Kopf u. Bumpf lebender Geschöpfe,
od. auch: Genick, Kehle etc.; he hed 'n
körten (od. langen, dikken, dünnen etc.) hals ;
— hü fätd hör um de hals ; — he hed hör
5 an de hals (kann sie nicht wieder los wer-
den); — de hed sük dar ök wat up de hals
häld ; — he gel" hum 'n drei' (od. slag) an
de hals; — he mök (machte) so 'n langen
hals (streckte den Hals aus ti. damit den
10 Kopf vor, um besser sehen zu können, bz.
aus Neugierde) ; — he läd't sük föls to fOl
up de hals (Nacken); — wat brukst du dt
(lut up de hals halen ? — 't giid hum an de
hals (Leben); — he hed sük de hals (Hals od.
15 Kehle) ütsnäden; — he smörd hum de hals
to od. of; — ik drei' di düfel de hals um,
wen du mi wer kumst; — he hed siik de
hals (Hcds od. Genick) braken ; — he br 'kd
nog insen hals un ben ; — dat kan de hals
20 net kosten ; — he störtede (od. tlug) hals
at'er kop in 't water; — dat geid bi huni
altid hals afer kop (mit Ueberstürzung u.
jäher Hast etc.); — he mök hals afer koj),
dat he fürt kwam; — dat mut bi hum altid
25 all' dör de hals (Kehle, Gurgel etc.); — de
hals (Kehle, Gurgel, Schlund, Speiseröhre,
Luftröhre etc.) sit nii hast digt od. is mi
auswullen; — ik heb' 'n bunke (Knochen)
in d' hals fastsitten; — d'r is mi wat in de
30 feikerde hals (Luftröhre) kamen; — b) bei
leblosen Dingen das dünne, lange, gerade
od. gebogene Zwischen-Ende zwischen Kopf
u. liumpf; das dünne, gerade od. gebogene,
vorgestreckte Ende von Etwas; eine runde,
35 röhrenartige od. trichterförmige Erweite-
rung; in der Nautik auch ein Tan an den
untern Ecken der Segel, um diese anzuho-
len u. zu befestigen ; hals fan de flesse ; —
hals fan de anker; — hals fan 'n haken; —
40 hals fan 'n kue od. knestük (die Krüm-
mung od. gebogene Stelle zwischen den En-
den eines Knies); — de hals fan de keller;
— hals fan 'n kette od. tau (die runde End-
öffnung od. der breite Bing vorne an der
45 Kette etc , um ein Anderes darin zu haken
u. zu befestigen); — de halsen fan de seils
(Segel, cf. Bobrik, naut. Wb.).
In Compos. auch = Person , wie z. B.
in: gitshals, slükhals, rarhals etc. — Nd.,
50 mnd., nid., mnld. hals; afries., satl., zvfries.
hals; as. hals; engl, (selten [cf. Lucas], ge-
wöhnlich neck) halse u. (in healsfang, Hals-
eisen) heals; ags. hals, heals (collum, prora
navis) ; an. hals (coUimi, mouticulus o!)lon-
55 gus, prora navis, pes veli anterior) : schwed.,
dä)i. hals; goth., ahd., mhd. hals (Hals;
schmal fortlaufende, an einen Berg sich an-
schliessende Anhöhe; Landzunge). Das
Thema halsa (Grdform kalsa od. karsa)
60 bietet in den sonstigen idg. Sprachen kein
HALS-ADER
17
HALS-GAT
Wort in gleicher od. ähnlicher Weise zur
Vergleichung dar, es sei denn, das« hd. Col-
lum aus colsum entstand, was indessen nicht
nachzmveisen ist. Dass es zu einer ]/ kar,
kal gehört, ist wohl zweifellos. Unsicher
jedoch ist es jedenfalls, welchen Begriff die
alten einfachen Sprachhildner mit dein
Worte hals od. halsa, kalsa' verbanden, wie
dies schon daraus hervorgeht, dass M.
Heyne (cf. hals im Grimmischen Wb.)
an die Bedtg. : ragoi, vorragen, sich erhe-
ben, hoch stehen etc., bz. an eine Verwandt-
schaft mit lat. celsus etc. denJct , ivährend
Fick (II, 58) es von kal (recellere) ab-
leitet u. es doch klar ist, dass man bei hals
aucli ebensogut an die Grdbdtg.: ,.biegen"
denken kann , weil dieses „hals" genannte
Gelenk doch auch seJir biegsam u. be-
70 e glich od. schlank etc. ist. Dass die-
semnach man sowohl (d. h. ivenn man an-
nehmen will, dass hals das Vorragende, od.
sich über ein anderes Eticas Erhebende be-
deutet) an eine Verwandtschaft mit griech.
kära etc. u. skr. gira, giras (Haupt, Kopf)
denken kann, wozu Fick (II, 63) auch
lat. cervix u. (I, 434) an. hjarsi (Kopf)
stellt, od. dass man hals auch mit 1 lialm
u. lat. culmus, culmen, celsus etc. (Fick,
III, 70) von der ]/ kar, kal (treiben, spros-
sen, ivachsen, sich erheben etc.) ableiten
kann, ist klar, während andererseits hals
als bewegliches, biegsames, schlankes Etivas
auch zu einer ]/ kar (bewegen, hin u. her
bewegen, schioanken, biegen, krümmen etc.)
gelegt werden könnte, die auch möglicher-
weise für 1 halm zu Grunde zu legen ist.
Meines Erachtens würde indessen für hals
am besten die Grdbdtg.: ziehen, dehnen,
strecken etc. passen, in welcher Bedtg. je-
doch meines Wissens keine y belegt ist.
Oder ist tvie bei skr. krka (Kehlkopf) ;
kslav. krüku (Hals) von der bereits unter
halcn erwähnten y kark, krak (Fick, I,
42) auch bei hals an eine Ableitung von
der y kar, kal, germ. hal (cf. halen) zu
denken ?
lials-ader, Halsader.
lials-afer, halsüber, rückivärts etc. ; he
ful halsafer in 't dep.
lials-band, Halsband (in allen Bedtgn.).
lials-ben, halsbanke, Halsbein, Hals-
knochen.
hals - bräkend , halsbrechend, sehr be-
I schiverlich etc.; halsbräkende arbeid.
i hals-bunke, s. halsben.
hals-dük, Halstuch.
halsen, halsen; in verschiedenen Bedtgn.
' als: he kun d'r nich tagen halsen (schlin-
. gen, schlucken, würgen etc.), dat he 't äten
' herunder kreg; — he halsd (iiuält, plagt,
Boorukaat Koolman. "Wörterbuch. IX.
müht, arbeitet, reisst etc.) sük of, dat he klär
würd ; — se halsen (bürden etc.) luim fols
to fol up; — se kamen en mit 't hei so fei
up de hals, dat d'r hei gen halsen tagen is,
5 um 't weg to bargen; — se halsden (halsten,
umhalsten, umschlangen, wnfassten, balgten
etc.) sük; — wi willen 't schip halsen (vor
dem Winde wenden, cf. Bobrik, naut.
Wb.) laten; 't weid to hart, as dat wi 't
10 dör de wind krigen. Compos. : kathalseu,
umhalsen. — Nid. halzen (vor dem Wiiide
wenden ; fig. sich abmühen etc.) ; mnld. hal-
sen (vorare , devorare , glutire etc.) , halsen,
lielsen (amplecti etc.), halsen (magno cona-
15 mine niii) ; nd. (Dähnert) halsen, halsen
(umfassen, umarmen etc.), (Br. Wb.,
Schütze) halsselen (mit Jemandem [sich]
herumzerren, Lust u. Mühe haben mit, sich
quälen etc.) ; mnd. (Seh. u. L.) halsen (um
20 den Hals od. das Leben bringen) ; ahd. hal-
san, helsen, halsen, halsön; mhd. halsen, hel-
sen ; as. helsjan (amplecti) ; ags. healsjan,
halsjan (amplecti, obsecrare) ; engl, halse (um-
armen); isl. hälsa (corripore vela; serrando
25 vacillare alinea; amplecti); norw. halsa (cor-
ripere vela, d. h. die Segel mit dem hals
[s. unter hals] genannten dünnen Tauen zu-
sammenschnüren etc.); dän. halse (dasselbe);
schwed. halsa (umhalsen, umarmen). Be-
30 züglich des engl, halse ßegrüssen, beschwö-
ren) sei übrigens noch bemerkt, dass dies
mit halse (umarmen) durchaus unverwandt
ist, sondern aus ags. hälsjan, haelsjanf'For-
bedeutung nehmen od. suchen, beschwören,
35 obsecrare) = ahd. heilisön , heileson, heil-
sun, helison; mhd. heilsen (augurare, ex-
piare) hervorging u. demnach mit an. heilsa
(grüssen, begrüssen); schwed., norw. heisa;
dän. hilse (grüssen) identisch ist u. icie an.
40 heilsa (Glück, Wohlergehen), heilsu in heilsu-
gjüf (Heilsgabe) u. ags. hälsung (Beschwö-
rung, Gebet), häletan (grüssen) u. hael
(Gruss, Vorbedeutung) , hüls , heäls (Heil,
Glück etc.) etc. zu hael, häl (heil, cf. hei)
45 gehört, wobei denn wohl anzunehmen ist, dass
ags. hälsjan od. hälsian urspr. die Bedtg.:
a) Heil u. Glück suchen, um Heil u. Glück
u. Segen anhalten u. fragen, Gott um Glück
etc. angehen ii. beschwören etc. u. b) auch
50 die von: Glück u. Heil wünschen, bz. ein
Heil (Dir) sagen, od. Heil u. Segen spre-
chen etc. hatte, loie denn hael (Gruss od.
Glückivunsch) ivohl urspr. nichts anders als
das Substantiv. Adv. lieil ist, od. aus dem
55 Subst. haele (Heil, Glück, Segen etc.) her-
vorging, worüber unter heil das Weitere zu
vergleichen ist.
hals-gat (Halsloch), a) Kehle, Gurgel etc. ;
he jagd 't all' dör 't halsgat (er verzehrt
60 od. versäuft Alles, ist ein unersättlicher
HALS-KRAGE
18
HALTER IIELTER
Verschwender etc.) : — 't halsgat (Kehle)
Sit im dijit ; — b) (Xatttil) , Flur, halsga-
ten, die Löcher vorne an den Seiten des
Schiß's dicht aber dem Schcindeckel , wo-
durch die starken lialseu (od. Taue an den
■untern Ecken der Segel, cf. unter hals) (/e-
zogen u. befestigt xcerden. — Nid. lialsgat
od. lialsklamp, vergl. daridter Bobrik,
naut. Wb., :i:J7 etc.
hals-krage, Halskragen ; a) Kragen od.
Krause etc. den od. die man zur Zierde
■um den Hals trägt; du must 'n halskrage
uuiJöu, dat sügt bäter üt; — b) der höl-
zerne Kragen , der früher den zur Schau
ausgestellten Verbrecliern um den Hals ge-
legt wurde; he hed fröger ök al mal mit de
halskrage stän ; — c. (tautologische Com-
pos.) Hals, Nacken; he grep hum iu de
halskraiije ; — de halskrage deid im ser. —
]\[nd. lialskrage (dasselbe).
hals-pipe, Halsröhre, Luftröhre.
hals-starrig, halsstarrig, unbeugsam, un-
lenksam, hartnäckig etc.; du must net so
lialsstarrig wäsen ; — 't is so 'n halsstarri-
gen döimer, as 't man en gift.
halsten, grobes, ungesäuertes Brod, wel-
ches (bx. ein Brodkuchen, tvelcher) in hcis-
ser Asclie od. auf dem Hoste hart gebacken,
bz. geröstet ivird. Diese bald zu fertigen-
den „halsters" werden nur dann bereitet,
wenn das gewöhnliche gesäuerte Grob-
brod unvermuthet ausgegangen u. nicht zu
haben ist, um dem augenblicklichen Brod-
mangel rasch abzuhelfen. Es ist loahr-
scheinl. als g er östetes od. als dürres,
trocknes u. hartes Brod (cf. auch bünje)
mit dem nd. (Danneil) hall'n (dörren,
trocknen etc. ; de wind hallt dat land üt),
hall, ballig (dürr, trocken), ballig (durstig,
schmachtend, verlangend etc.); hcss. (Vil-
m a r) bäl hal od. auch hael, hei, hei (tro-
cken, dürr, mager; ausdörrend, austrock-
nend, auszehrend etc.); ninld. (KU) hael,
hei (exsiiccus, in quo nihil est succi aut
piuguediuis; siccus, aridus; subtilis, tenuis,
acutus, acris) connex, was nach dem mnld.
(KU.) hael in haelgans = nhd. (Grimm,
Wb. IV, 159) bablgans (Hagelgans, Fulica)
wahrsrheinl. ein Contract. von dem unter
hager (mager, dürr etc.) aufgeführten gleich-
bedeutenden bagel, hiigel ist. Wäre es je-
doch richtig, da.ss das Wort bäl, hael (tro-
cken, dürr) historisch richtig (cf. Wei-
gand unter ha hl) hal lautete, .so wäre
dazu afries. (Wiarda, afries. Wb.,x>ag.
179) hei (Jtoch, trocken, cf. unter 3 bei,
helle) zu vergleichen , wobei man dann we-
gen dieses Wortes, sofern trocken, dürr
etc. die Grdbdtg. wäre, an die ]/ kal, kar
(brennen, dörren etc., cf. lat. caleo, calor
etc. n. Fick, I, 44), od. tvenn bei ursjyr.
die Bedtg.: hoch, erhaben etc. gehabt
hätte, an die y kar, kal (treiben etc ; he-
ben etc , cf. Fick, I, 45 u. unter 1 halm)
5 denken müsste, ioie es ja vielleicht auch mög-
lich ist, dass die verschiedenen Bedtgn. der
Wörter hei, hellen etc. (cf. hei etc.) sich
aus den verschiedenen Bedtgn. der y kar,
kal herschreiben.
10 hals-tobi'äken, Halszerbrechen. Sjyrichw.:
ferspräken (das sich versprechen) is gin bals-
tobräken.
hals-wark od. lialses-wark, lials's-wark,
Halscswerk, Lebenswerk, Werk od. Arbeit,
15 die die volle Kraft, bz. das volle Leben
eines Menschen erfordert, od. Einen den
Hals, bz. das Leben (cf. hals in der Bedtg. :
Leben) kostet od. kosten kann; dar hed he
balswark mit to dön, dat he dat klär (fer-
20 tig, vollendet etc.) krigd ; — mit dat wark,
wat he upstünds (zur Zeit, zu dieser Stunde)
Schrift, dar hed he sin balswark mit, dat
he dat fullentejed; — dat is 'n balswark
(Lebensarbeit, Lebensaufgabe) für hum, wen
25 lie dat wark fultöjeu (vollziehen, vollen-
den) wil.
kalter, heiter (m. u. n.) , Halfter od.
Strickzaum, Gurtzaum etc. ohne Gebiss (ca-
pistrum) ; trekk' od. smit du de perde äfea
30 de halters (helters) afer de kop; — de hal-
ter striken (seil, afer de kop) , sich losma-
chen, ausreis.'^en, entwischen; — de kop wer
dür 't heiter hebben, wieder frei , bz. der
Fessel entledigt sein. — Nd., mnd. halter ;
35 nid. halfter, halster; mnld. (KU.) balfter,
halter, helfter, belebter; ags. bealfter; engl.
halter; ahd. lialftra, haipbtra, balaftra, balf-
tera; mhd. halftere, helfter. Alle Formen
sind wohl aus half-tai'a entstanden, indem
40 einerseits das inlautende „f" ausgestossen
wurde u. andererseits in beichter das „f"
7vic in kracht (Kraft), lücht (Luft) etc. in
„cb" überging. Der Stamm „half", wovon
dieses Wort mittelst des Sufjixes tara (cf.
45 der) weitergebildet ist, stammt mit dem un-
ter 2 halm erwähnten ahd. balp etc. (manu-
brium) von einer germ. y balp, half =: idg.
kalp, karp (greifen , fassen, halten, fesseln,
binden, verbinden, zusammenmachen, verei-
50 tilgen, schliessen etc.), die meiner Ansicht
nach auch die y von helpen (s. d. u. cf.
unter 2 halm) ist u. wohl jedenfalls (cf. skr.
kalp M. zend. karep, sich fügen etc.) durch
„p" von y kar weitergebildet ist, wenn nicht
55 etwa karp aus y kar (machen, bewirken,
thun etc.) _|_ }/ pa (greifen, fassen, neh-
men, wegnehmen etc. ; fassen, halten, retten,
schützen etc.) entstand, woraus sich denn
von selbst ganz verschiedene Bedtgn. für die
CO y karp, kalp ergaben, nämlich sowohl die
HALTER- HELTER-GELD
l'J
IIAM
von: wegnehmen thun, stehlen, rauhen, ent-
ziehen etc., als auch die von : halten (tra-
gen, heben etc.) n. retten thun etc. u. viele
Andere, die zum Theil übrigens auch schon
in der so vieldeutigen y kar (cf. Viele, I,
41 — 46) zu Tage treten , aus denen sich ja
im Laufe der Zeiten auch wieder eine ganze
Menge anderer Bedtgn. weiter entioickelt
haben u. selbst nothwendigerweise ent-
wickeln mussten, weil die Begriffe noch viel
wandelbarer u. flüssiger sind, als die For-
men, bz. der Geist beweglicher ist, als die
Materie.
lialter-, helter-geld, (Halftergeld), das
Trinkgeld, loelches der Käufer eines Pfer-
des dem Knechte zahlt, der dasselbe ablie-
fert. — Nd. (Er. Wb.) haltergeld.
halter-, helter-kette, Halfterkette.
jialtern, heitern. Dieses von halter (Half-
ter, Strickzaum etc.) weitergebildete Vbm.
wird hier nicht mehr in der urspr. Bedtg.
von: halftern od. die Halfter anlegen u.
über den Kopf ziehen (u. so auch: bändi-
digen od. bezwingen, ztcingen dass ein Et-
was sich dem Willen eines Jemand fügt
etc.) etc. , sondern wie auch das nd. (B r.
■ Wb.) lialtern u. nhd. (cf. Adelung) half-
tern im uneigentlichen Sinne von: ab-
nützen, quälen, zerren, reissen etc. ge-
braucht, wie z. B. he harr' (hatte) d'r wat
mit to haltern (zu reissen etc., musste sich
tüchtig anstrengen u. abmühen etc.), dat he
dat perd de halter afer de kop kr6g ; —
ik heb' mi al so lank mit dat perd (od.
de junge etc.) herum halterd (herumgequäU,
herumgerissen etc., od. stark damit bemüJit
etc.), man ik kan d'r niks mit worden ; —
he hed d'r f81 mit to haltern (od. riten), dat
he dat klär krigt; — he kun sük d'r hast
net tegen haltern (reissen, loehren etc. od.
anstrengen etc.), dat he d'r bäs afer wurr'.
halter-palter, halter di palter. Diese
kaum präcise zu übersetzende Zusammen-
stellung von halter u. palter wird in fol-
gender Weise u. Bedtg. gebraucht, als: de
wagen kan d'r so halter-palter (so halbwegs,
so ungefähr , so eben etc.) hen , man göd
geid 't net; — dat kan so halter-palter gän
(wenn es auch nicht ganz glatt u. ohne An-
stoss geht, so kann es doch so ungefähr ge-
hen u. passiren etc.) ; — dat gung so halter
di palter göd (das ging, wenn auch nicht
so recht, wie es sein musste, so doch noch
so halbwegs gut. Vergleicht man jedoch,
dass wir halter di palter ebenso wie hulter
di pulter = nhd. „holt er die polt er",
auch in der Bedtg. : in überstürzender Eile,
in Ueberstürzung etc. gebrauchen, so ist es
klar, dass halter-palter 7nit holte r- 2) ölte r
identisch od. doch synonym ist u. dass
„halter-palter gän" eigentlich nichts Anderes
besagt als „loechselseitig anstossend gehen",
bz. dass es aus einer holte (Höhlung, Ver-
tiefung etc.) auf eitle palte (dickes Stück,
5 Klumpen etc. , cf. auch palter = plenter,
dickes Stück Holz, Kloben etc., paltrig, kluni-
jjig, in dicke Stücke zerrissen u. getheilt
etc.) fällt u. stösst u. demnach holperig
u. uneb e n geht, od. nicht glatt u. ohne
10 Anstoss verläuft, ivie loir auch sagen: dat
kan wol halter-palter (d. h. , dass es bald
hier, bald da anstösst) d'r dör u. „halter-
palter gän" auch in der Bedtg.: „hol-
perig od. nach allen Seiten unstossend (u.
15 so stockend u. schlecht) gehen" gebrauchen,
während andererseits halter di palter ebenso
wie hulter di pulter od. nhd. holt er die
polt er auch die Bedtg. : Hals ü ber
Kopf, kopfüber , bz. in Ueberstür-
20 zung, in grosser Eile etc. (he kwam
halter di palter to de dör herüt ; — he
kwam nog net äfen halter di palter weg
etc.) hat.
1. ham od. hamm, Biss, Bissen, Stück,
25 Schnitt etc.; he dede d'r 'u ham in od. üt,
of etc. ; — he hed d'r 'n dügtigen ham üt
dän, bz. ütbäten. — Weiter vergl. botram
= nid. boter-ham (Butter-Brod , — Schnitt
od. Stück mit Butter) u. mnld. (KU.)
30 hamme (pars abscissa rei cibariae, frustum
esculentum). Kann dieses ham zur }/ (Bopp)
cam (edere, vesci) := (Benfey) kham,
(Grassmann) cam (idg. kam?) gehören,
od. stammt es mit 2 ham, sowie ahd. ham
35 (verstümmelt, gestutzt etc ), hamal (verstüm-
melt ; verschnittener Schafbock), hamar (Ham-
mer) etc. (cf. 1 M. 2 hamel, hamer etc.) von
einer allgemeinen germ. ]/ ham, welche cms
der Grdbdtg. : schlagen, hauen, stossen etc.,
40 die Bedtgn. : stechen , schneiden , spalten,
reissen, bersten, brechen, biegen, krümmen,
rund. V. gebogen etc. machen, wölben, wöl-
bend od. rundlich gebogen umschliessen,
Cirkel od. Kreis, Ring, Wall etc. etc. ma-
45 chen um Etioas herum , umringen , ein-
schliessen, umgürten, einfriedigen, schützend
umgeben, einfassen, uni' od. verhüllen, ver-
bergen, bedecken, bekleiden etc. weiter ent-
xoickelte, wie ja alle diese Bedtgn. in den
50 vielen zu einer germ. y ham gehörenden
Wörtern (cf. auch hemd, heramel, hämo im
ahd. lihhamo etc. u. Weiteres unter 2 bis
5 ham etc.) vorkommen u. belegt sind? —
Möglicherweise jedoch kann dieses 1 ham
55 (cf. kram, krum, dum etc.) auch aus älterm
hamp, hamb gekürzt sein, sodass es mit hap,
happen, haffeln u. hampe, humpe (Stück
etc.) etc. zu einer idg. y kamp, kap gehört,
die aus der Grdbdtg. : ire, se movere od.
00 g ehen, bewegen (vor), wie (cf. Ferd.
HAM
20
HAM
Justi) die y ao (gehen, dringen vor, ge-
langen wohin u. wozu, erreichen, erla)tgen,
ergreifen , fassen , nehmen zu sich, essen,
trinken etc.) ähnliche Bedtgn. wie diese, so-
wie loeiter auch die von: sich hin u. her
bewegen, schwingen , schlagen (hauen, spal-
ten etc.), od. sich icinden, krümmen, biegen
etc. entwickelte m. demnach ausser für liampe
etc., sowie liampel u. haiiipohi, liimp-liampeu,
humpeln etc. auch für liebben, liafo, hecli-
teu (heften), betten etc. u. vielleicht auch
/«>• hapeii etc., sowie für lat. capio etc. aufzu-
stellen ist, ivorüber unter hehhen, batV, hat'en,
lieft'en etc. das Weitere zu vergleichen ist.
Wegen der obigen germ. y liam, bz. der
nachfolgenden Wörter 2 bis 7 bam ii. hem
(Heim) vergl. bei Fick die Zusammenstel-
lung von: ags. bama (Kleid, Hülle, Haut
etc., s. unter 2 bam) u.nhd.Himmeletc,
skr. kmar (krumm ■<:ein), zend. kamara (Gür-
tel , Gewölbe) , griech. kamära (Gewölbe,
Kammer), lat. camera, caraerus, camurus
etc. unter idg. kam (sich wölben, umrin-
gen); — skr. cam od. cam (vesci), lit. kimu
(heiser werden) , (did. humbal (Hummel),
jjreuss. camus (dieselbe) u. lat. gemere etc.
unter idg. kam (schlürfen, seufzen, summen);
— skr. qnm (sich midien, ermüden etc.) n.
ahä. hemmen (ruhen machen, hcdten auf
etc.) etc. unter idg. kam (sicli mühen etc.);
— nhd. Heim = afries. bam, bem, ags.
häm, as. hem etc. ; lit. kemas (Dorf) etc. u.
skr. kscbetra (Feld), ksbema itvöhnlich), lat.
quies etc. unter skr. kshi (siedeln); — fer-
ner die Zusammenstellung von ahd. bam
(verstümmelt etc.) , hamal (Hammel), goth.
bamfs (verstümmelt) etc. mit griech. kö-
phüs, köptö u. lat. cäpus, cäpo (cf. hampe
etc.) ; — ags. hamm (Kniekehle) etc. mit
griech. kneme (Schienbein) etc. u. air. cnäm
(Bein, Knochen) etc. u. iveiter bei H. Leo
die Ableitung von ags. himao, bam, bz. bam
(Kleid, Hemd) , liera (Saum , Kand etc.),
bam (Oberschenkel, Schinken, Kniekehle,
poples, cf. 4 bam) etc. von skr. y gam (se-
dari), tvührend er ags. hame (Gebärmutter
etc.) u. mnld. ham, bammc (secundinae) etc.
von skr. y kam (amare etc.) ableitet, ags. häm
(Heim) indessen auch mit skr. ksliema etc.
zusammenstellt.
Vergleicht man nun aber weiter 1 bis 7
liam u. die andern auf eine germ. y bam
zurückgellenden Wörter, soivie die theil-
weise doch wohl sehr fragliche Zusammen-
stellung u. Ableitung der obigen Wörter bei
Fick u. Leo (cf. auch Pott, Witrzelwb.
II, zweite Abth., pag. 162 seq. die No. 633
u. 637 ivegcn y gam u. Benfeg, Orient
u. Occident, II, 87 ivegcn goth. hamfs etc.
von y ksban) mit u. von skr. kmar, gam,
bz. idg. kam, kam (wobei es doch auch ivohl
angenommen werden muss, dass das skr.
kmar = zend. kamar auch von einer sec^m-
dären od. primitiven y kam iveitergebildet
5 sein muss, die im Skr. m. Zend. Jedoch nur
in der Bedtg.: lieben, begehren, wünschen
etc., bz. amare, capere, desiderare, velle be-
legt ist), od. anderen Wurzeln u. bedenkt
man dazu, dass die Bedtg.: lieben, be-
10 gehrcn, Verlangen tragen (nach Et-
ioas) nie eine urspr. sein kann, bz. dass
die für das Vbm. lieben (cf. lefeu, lafen,
lof, löf etc.) anzusetzende y lul)b od. riibb
von der ]/ rap, rup (von rc{ffen «. rauben,
15 cf. rapen u. rofen etc.) gar nicht zu tren-
nen ist, sowie auch, dass die y a.q (s.oben)
aus: gehen u. dringen (vor) etc., ausser
erreichen, erlangen, e r greif en, fas-
sen, nehmen (cf. auch läsen, lesen =:
20 greifen, nehmen, fassen, aufgreifen , auf-
nehmen, sammeln, lesen etc. u. Alles was
Fick, III, 271 seq. unter lis, lisan etc.
aujführt) auch die Bedtg.: essen etc. ent-
wickelte u. dass auch das Staminvbm. gären
25 von begären (begehren, verlangen u. trach-
ten wonach), bz. das Adv. gerne u. Subst.
Gier von einer ]/ gbar (beivegen [sich od.
ein Anderes], regen etc. [cf. 4 gären] etc.) cü)-
slammt , so kann ich nicht umhin, die y
30 kam (lieben, verlangen ivonach etc.) als eine
von ak, umgesetzt ka (bewegen u. dringen
vor, erreichen etc.) = skr., zend. a^ erwei-
terte Form kam, kma (cf. mar = mra) an-
zusehen, die aus der Grdbdtg. : beivegen
35 (sich u. ein Anderes), gehen (se movere)
zu, kommen zu etc., od. gehen u. drin-
gen vor etc. die Bedtgn,: erreichen, erlan-
gen, ergreifen, fassen (umfassen, umarmen,
lieben etc.), greifen u. langen nach, verlan-
40 gen, begehren (lieben etc.), bz. greifen, fas-
sen, halten (halten hoch u. iverth, schätzen
etc.), heben, tragen etc., od. fassen, umfas-
sen, um- u. ein-schliessen, umgürten (cf.
zend. kamara, Gürtel; Gewölbe), umringen,
45 mit einem Hing (Wall, Mauer, Zaun etc.)
umgeben, einfassen, sicher u. fest machen,
Schutz machen (um Etwas herum), schützen,
bergen, verhüllen etc. weiter entwickelte,
während andererseits aus bewegen die
50 Bedtg. : h i n u. h e r bewegen, schwingen,
.schlagen, hauen (s. oben wegen einer germ. y
ham, schlagm etc.) etc. sowohl, als auch die
von: sich winden, krümmen, windend u.
krümmend umfassen, umwinden, umbinden,
55 umstricken, bestricken, umarmen, fesseln etc.
hervorgehen koniitcn, wie denn auch aus
der y kap, kamp, bz. cap, camp (sc movere,
vacillare, tremere etc., cf. cäpalä u. dazu
hampel etc.) auch wohl die in kapanä (Wurm,
60 Raupe) liegende Bedtg.: kriechen, od. sich
HAM
21
HAM
iv/ndend u. biegend hin u. her bewegen etc.
(Fick sagt zu y 2 kap ['biegen], die er
selbst aber mit vibriren, auf u. nieder gehen
etc. übersetzt) hervorging u. andererseits aus:
sich winden u. krümmen etc. auch die Be-
dtg.: umwinden, umfassen, befassen, greifen,
fassen, binden, verhaften (cf. y 1 kap, fas-
sen etc., uwvon lat. capio , sowie die Wör-
ter hafe, hafen, hebben, heflen, hecht [Heft]
etc. hervorgingen) u. manche andere ent-
stand. Wenn man mm aber auch sieJit
{wie oben bereits gesagt), dass H Leo ein
ags. himan (obstare; tegere), Thema ham
von skr. gam (sedari, immobilem fieri , i-e-
pellere, placidum, quietum esse etc.) ableitet
u. hiesu ausser hem (Sawn, Band, Einfas-
sung), hama (Umhüllung, Bekleidung, Haut)
etc. auch hamma (Oberschenkel, Schinken,
cf. 4 liam) stellt, so kann man doch mit gu-
tem Eecht auch diese Wörter zur y kam
(lieben, begehren etc.) stellen, sofern man
annimmt, dass diese die sinnl. Bedtg.: grei-
fen u. langen wonach, od. fassen etc. hatte,
zumal zu dieser sinnl. Bedtg. auch besser
das von ihn von dieser y abgeleitete hame
(Gebärmutter etc., Nachgeburt etc.) 2msst,
was doch jedenfalls ein Kindsbalg od. eine
Haut ist, worin das Kind geschützt liegt u.
loas man deshalb doch wohl mit Hecht zu
demselben Stammvbm. stellen kann , wovo)i
auch hama (Bekleidung, Schutz, Haut etc.)
abgeleitet loird. cf. auch 7 ham , bz. die
damit zusammengesetzten Wörter, tvie harn-
ende etc. Vergl. übrigens loegen ham (Biss,
Bissen etc.) auch hammen.
2. ham od. bamm, eine Wiese od. ein
Stück Grün- od. Weide-Land, welches nicht,
ivie ein kamp, mit Wällen, sondern mit Grä-
hen abgegrenzt u. eingefriedigt ist. — Nid.
ham (ei7i nmzäuntes Stück Land); mnld.
(KU.) hamme, ham (pratum , pascnum) ;
mfläm. ham (Weide, pascuum); engl, ham
(Aue, Rasenplatz, Weide, ein Stück Wie-
senland); afries. ham, hem, him od. hamme
etc.?, cf. hamrik u. dazu Ehr entr aut,
fries. Archiv, 1, pag. 150 die Urkunde von
1431, ivo der Getiit. hsimmes jedenfalls auch
auf ein afries. hamme in der Bedtg. „Stück-
land" od. „Wiese''- (wie fenne) schliesseu
lässt, wie es denn auch jetzt noch überall
in fries. Landen (cf. Seh. u. L. unter 1
ham, sowie bei Outzen u. im Br. Wb.,
wonach auch noch im Osterstadlschcn eine
Wiese „ham" heisst) in dieser Bedtg. im
Gebraucli ist. — Es wird urspr. ivohl ein
ein g efr iedig te s, mit Gräben od. einem
Zaun umgebenes Stück Land u. danach eine
zum Weiden benutzte Wiese, bz. (tvie das
griech. chortos, cf. gärden) einen „ Weide-
platz im Freien" bedeutet haben, tvie auch
das nfries. (cf. Outzen unter ham) hamm
im Allgemeinen einen a b g e gr enzten od.
e i n g efr iedig ten Platz bezeichnet. Ver-
gleicht man nun unser ham od. liamm in
5 dem Dorfnamen Eseusham u. das afries.,
jetzt zu um verdampfte liem in den Orts-
namen : Fertmareshem (Farmsum) , Fres-
brahteshem (Freepsura), Paweshera (Pewsum)
etc., bz. dass das afries. ham, hem ausser
10 Dorf od. Wohnstätte etc. auch einen
eingehegten Bau m bezeichnete , so ist
es ivohl möglich, dass dieses ham od. hamm
mit nltd. Heim (cf. licm) von Hause aus
identisch ist , wie denn auch v. Bi clith o-
15 fen das afries. liam, hem (ob er es hära,
hem hätte schreiben müssen, ist zweifelhaft,
trotzdem er statt hem auch die Form heem
hat, iveil auch hem in den alten Ortsnamen
des Werdener Heberegisters ein kurzes „e"
20 zu haben scheint) mit nhd. Heim = as.
hem, ags. ham (domus, vicns, patria) iden-
tificirt. Da wir aber jetzt nicht hem, son-
dern hem sprechen n. es mir auch zweifel-
haft ist, ob ham in hamrik (cf. dieses), wie
25 er annimmt, ivirklich die Bedtg. : D o rf od.
Heim hat, so toäre es auch möglich, dass
ham in der Bedtg. : pratum, pascuum etc. von
ham, hem od. ham, hem (Heim) von Hause
aus ganz verschieden ist u. mit ags. hem
30 (Saum, Band, Einfassung, Umfassung, Um-
schliessung etc.), ham (Bekleidung, Hemd,
bz. schützendes Etivas , Schutzding etc.),
hama, homa (Umhüllung, Bekleidung, Ueber-
zug. Haut etc., cf. ham in licham = Leich-
35 natu, ahd. lih-hamo) zu einem Stammvbm.
himan, ham etc. (decken , bedecken , schützen,
ivehren, abwehren, hemmen etc., cf. hemd,
hemmen, hemmel etc.) gehört, da sich ja
iiieraus ham in der Bedtg.: mit einer
40 E i nf a ssung od. einem schüt z enden
Ettoaa umgebenes Grundstück auch
ebensogut ableiten lässt, als dass man es
mit afries. ham, hem od. ham, hem (Heim)
identificirt. Hält man nun aber für ein
45 von himan (decken, schützen etc.) stammen-
des afries. ham, hem od. liama die Bedtg.:
Einfassung, Umschliessung etc. od. Ein-,
Umfassendes, Schützendes etc. (ivas jeden-
falls nach afries. lichama [Leichnam, d. h.
50 Bekleidung der körperlichen Gestalt od.
Fleisch-kleidj u. hamothe [Hemd] bestanden
hat) fest, so ist es nicht allein möglich,
sondern sogar sehr icahrscheinlich, dass das
urspr. afries. ham, hom (Heim, od. das loas
55 Einen schützend umgiebt etc., cf. hem) sich
mit einoii von himan (togere etc.) abstam-
menden ham, hem gemischt hat u. dass man
bei dem v. Bichtho fen angeführten hsiva,
hem, him etc. nur deshalb nicht weiss, wel-
60 ches Wort (d. h., ob das mit ags. liam u.
HAM 22 HAM
imsenn hum identische nhd. Heim, od. das reit (Itiet od. SchilfroJir) bestanden tvar,
zu liiman gehörende ham) er meint, weil er welches im Winter geschnitten u. dann zum
ehe» nirgends den Vocal hezeichyxet u. nir- Decken der Häuser gebraucht wurde, wo-
gends angiebt, ob er urspr. lang od. kurz nach denn rehha.m soviel wie Biet-Bucht
icar. Wegen der y vergl. das unter 1 bam 5 bedeutet. — Auch nid., mnld. (KU.) nur
Gesagte u. wegen des africs. ham etc. in der in: inham (sinus maris, litus iiicurvum mare
Bedtg.: Haus od. He im, bz. eingefrie- amplectens) u. nid. uitham (Landzunge,
digtes I^twas auch mnld. (KU.) hdimme, Vorgebirge). Es gehijrt zu einer germ. ]/
ham, hom (domus, liabitatio) u. unser ham ham , biegen, krümmen etc. (cf. unter 1 u.
in ham-onde, tcas nach meiner Ansicht sei- 10 2 ham), die wahrschcinl. auch für 4 ham
ner Abstammung nach von m)dd. heym (Schinken) u. vielleicht auch für 5 ham an-
(Hcim) ganz verscJiieden ist n. urs^n'. blos zusetzen ist, weil auch die Bedtg.: schräg
ein Etwas bezeichnete, ivas Schutz giebt, od. schief aus der Grdbdtg.: biegen,
od. worin man sich bergen u. schützen krümmen etc. sich ergeben kann,
etc. kaim u. demnach von Hause aus das- 15 4. ham od. Iiamin , Schinken. — Nid.
selbe Wort ist, wie ags. ham, hem (Einfas- liam; mnld. luvmme (perna, petaso, armus
sung, Umfassung, Umhidlung, Hülle, Kleid porci); mnd. (Seh. u. L) liame, hamme
etc.); mnd. (Seh. u. L.) h&m (Decke, Hülle, (Hinterschenkel, Schinken); engl. h.a,m. Vergl.
Hülse; Nachgeburt [secundinae] od. Kindes- im Grimm' sehen Wb. unter 1 hamme, ico-
balg, Gebärmutter etc., cf. uiäer 1 ham am 20 nach es mit ahd.\\2iVamA; mhd. hamme (suf-
Schlu.'^se) u. ham, liem etc. in licham (Leich- ft'ago, poples) ; ags. liamm (poples) ; mnld.
nam), hemd (Hemd) etc. etc. Wegen der (KU.) liamme, hamm, harne (dasselbe) von
Verschiedenheit des von v. Bichthofen Hause aus identisch ist, od. doch mit diesen
aufgeführten afries. ham von hem (Heim), von der bereits unter 1 u. 2 ham ericähnten
bz. einer Vermengung von afries. ham, hem 25 germ. ]/ ham (biegen, krümmen etc. od. sich
(Heim) mit ham, hem (Ein- od. Umfassung, rundlich wölben, rundlich od. gebogen sein
Band [Ufer, tcovon auch vielleicht Ham- [nach aussen od. nach innen hin eine
bürg seinen Namen hat, wie Bremen von Krümmung u. Biegung machen] etc.) ge-
bram, brem, brim, Band, Saum, Einfassung, hört u. wie man bei ham (Schinken od.
Ufer], Einhegung, Umzäunung, eingehegtes 30 Oberschenkel) auch daran denken kann,
u. umzäuntes Etwas, Haus, Weideplatz, dass es wie bak (Bücken, Speckseite, Schin-
Weide, eingehegtes Feld etc.) vergl. auch ken), bz. nhd. Backe auch ein nach Aussen
Hamm im Grimm' sehen Wb. u. wegen hin rundlich gebogenes, bz. rundliches u.
einer bereits unter 1 ham ericähnten germ. getvölbtes Etivas bedeutet hat, icährend
y ham mit der Bedtg. : greifen, fassen, hal- 35 hamma (suifrago, poples) überall wohl nur
ten (fesseln) tragen, retten, schützen, ber- ein gebogenes u. gekrümmtes, od. ein
gen, siehern, schützend umgeben, einschlies- sich biegendes u. biegsames Etwas
sen, umschlicssen, einfriedigen , einfassen (Gelenk) bezeichnet hat. Wegen einer di-
(wovon: Einfassung, Band, Saum etc. u. reden Ableitung dieses Wortes nicht von
Hülle, Balg, Kleid etc. in den Wörtern 40 einer allgemeinen germ. y ham (biegen,
ham, hamme etc., soivie auch die von: Ge- krünunen, sich ivölben, wölbend umringen
bärmutter etc. sich von selbst ergeben), etc.) = idg. kam, ivozu Fick ausser skr.
schützend umringen, rundlich einfassen kmar, zend. kamar (krumm, gewölbt sein),
(woraus sich die Bedtg.: Gewölbe, Bing etc., kamara (Gürtel; Gewölbe), lat. camara etc.
od. rundlich Gebogenes etc. ergeben, cf. 4 45 auch germ. hama, hamau (Hülle, Haut, Ge-
ham) etc. vergl. auch im Grimm' sehen wand, Balg etc., vergl. unter 2 bam u. 1
Wb. unter 1 u. 2 hame, bamen, hamme etc. ham am Schlüsse), goth. hamön (hüllen),
3. ham od. hamm, Bucht, Busen etc. u. bz. das dafür anzusetzende Stammvbm. germ.
zwar nur in den Compos.: in-bam (Ein- himan, bam, humun u. as. bimil (Himmel,
bucht, od. ein ins Land einschneidender 50 cf. hemmel), stellt, vergl. Weigand , der
Meerbusen etc ) ; — iii-hnm (Ausbucht, Land- hamme (Schinken) etc., bz. ahd. hamma
Zunge, Vorgebirge etc.) ; — sowie wahr- (suifrago, poples) etc. direct von ahd. ham
scheint, in dem Namen der Ortschaft od. (verstümmelt, verkrüppelt od. lahm, urspr.
des Landstrichs „Reit-ham" , welcher vor krumm?) ableitet, wovon ahd. bamal (ver-
Eindeichung des Polders „Schoonorth" nach 55 schnittener Schafbock, cf. hamel) etc. weiter-
seiner niedrigen Luge u. noch jetzt sunt- gebildet ist, loährend ahd. humf (verkrüppelt,
jjfigen Beschaffenheit jedenfalls urspr. auch verstümmelt, od. maiicus), goth. hanfs (de-
eine Bucht od. ein Busen iv<ir , der allmä- bilis, mancus) , ags. haf (mancus) wahr-
lig verschlammte u. dann lange Zeit, wie scheint, zu der unter 1 bam erwähnten y
sehr viele andere Buchten der Seeküste mit 60 kap, kamp, kamb (vacillare, tremere etc.)
HAM 23 HAMEL
gehört, wozu auch wohl hamp, himphampen, von der }/ liani (um- u. einfassen, in sich
hampeln, humpeln etc. gelegt werden müssen. befassen u. beschliessen, bedecken, verhüllen
5. ham od. hamm , das über den Gie- etc.) abgeleitet ist, wenn man nicht etwa
bei vorragende u. schräg herabhängende tvie bei belle in tötbelle an die rundlich ge-
Strohdach eines Bauernhauses von alter 5 bogene Form desselben denken u. es wegen
Bauart. seiner Form xion der }/ ham (biegen, krüm-
Bie Grdbdtg. dieses Wortes tvird wahr- men etc.) ableiten will. Wcigand ist übri-
scheinl. Schutz dach od. schütz ende s gens der Ansicht, dass es mit mhd. harne,
Ettoas geivesen sein, sei es, dass dieses ham nhd. Hamen, Angel, Angelhaken aus lat.
entweder eine Art Laube war, unter der 10 häraus entlehnt ist u. hieraus in die Bcdtg.:
man im Schutz vor Eegen etc. sass, od. Fang netz überging, während M. Heyne
dass es die Lehmmauern des Hauses (urspr. (cf. 2 hame) dagegen glaubt, dass nhd.
hatten hier die Mauern der Bauernhäuser Hamen (Angelruthe, Angel) mit Hame
auf dem Lande ivohl sämmtlich Lehmmau- (gebogene hölzerne Fessel), nd. ham, engl.
ern, da bekanntlich kein Haus von Stein 15 hame (Kummet); mnld. (KU.) hamme,
gebaut werden durfte u. Holz sehr rar war) koehamme (numella , ein küwham od. höl-
vor Schlagregen u. Tropfenfall schützte, da- zerner Ring, damit man das Vieh an die
mit diese nicht davon durchiveicht u. abge- Kri}}pe bindet) etc. von der germ. j/ ham
spült werden konnten. Ist dies richtig, so (biegen, krümmen, flechten etc., cf. unter 1
gehört es mit den bereits unter 1 u. 2 ham 20 u. 4 ham) abzuleiten ist, wobei man denn
erwähnten Wörtern, denen auch die Grd- auch wieder bei der aus: biegen, krüm-
bdtg.: schützen, schütz end umrin- men etc. od. der, auch in der germ. y ham.
gen etc. zu Grunde liegt, zu der germ. y liegenden Bedtg. : ein- u. umfassen, ein-
ham (hemmen, schützen, hindern, abhalten, zäunen etc. daran denken könnte, dass
sichern, bergen etc.), loozu ausserdem auch 25 ham als Netz zum Fischen urspr. ein von
das nd. (Dähnert) hamm (Halt! — dat gekrümmten u. gebogenen Weiden gefertig-
het hamm, das heisst Halt od. Hemmung, tes g e flocht e nes Etwas (cf. unser mAnne,
— das ist dir verboten zu thun etc.), od. loas loahrscheinl. mit mande, manne [Korb]
(Dann eil) hamm in hamm holln (du säst identisch od. doch nahe verwandt ist) tvar,
mi woU hamm holln, du sollst mir wohl 30 toie ja gewiss viele Geräthe zum Fischen
Stand halten od. mir da stehen bleiben, wo ebenso wie die Beusen urspr. aus gefloch-
ich dich halten will), hess. (Vit mar) ham! tenen Weiden bestanden.
(Halt! Halt da! zurück = tinserm hö), wie 7. ham od. hamm etc., ««ham-ende; s. d.
auch das Vbm. hemmen = ahd. (hamjau) häm-balk, s. hanebalk.
SU einer y ham (schützen od. abhalten, zu- 35 hära-bolte, s. hanebolte.
rückhalten, od. Jemanden halten wo, wovon 1. hamel, homel, verkrüppelt, unvullstän-
ab, zurück) gehört. dig ausgebildet, klein, schmächtig, elend,
6. ham od. hamm, hame, häm, Netz. schlecht, verfallen etc.; 'n hamel der (ein
Daher: schüf-ham, schuf hame, Schiebnetz, verkrüppeltes, elendes Thier) ; — he sügt
Netz, welches oben an einem starken, mit 40 arbarmlik hamel (elend, verfallen, ver-
einer langen Stange versehenen, Reif be- schrumpft etc. , od. so wie eine Ruine von
festigt ist u. auf dem Grunde des Wassers einem Menschen) ftt. — Ahd. hamal, ha-
hingeschoben wird, ähnlich tvie die manne mel ; mhd. hamel (verstümmelt, verkrüppelt).
od. slotlä. — Wang. (Ehr entraut, fries. Mit 2 hamel von dem. dort weiter zu be-
Archiv, I, 372) hum (cf. tvang. huramer = 45 sprechenden gleichbedeutenden ahd. ham.
Hammer); mnd. (Seh. u. L.) hame; mhd. Vergl. auch homel.
hame, ham; nhd. Hame, Hamen u. früher 2. hamel, verschnittener Schafbock (Ham-
auch hamm, hamme. Es wird vielfach (cf. mel), sonst auch (nd.) bötel (s. d.) genannt.
Schade, ahd. Wb. u. Grimm' sches Wb. — Nd., mnd., nid. hamel; mnld., mfläm.
unter 1 hame) mit ahd. hämo (Kleid, Decke, 50 haemel ; ahd. hamal, hamel ; mhd. hamel
Hülle, od. Ein- ti. Umfassendes [cf. afries. (verschnittener Schafbock; im mhd. auch:
hama, homa, was im Compos. hirthhoma truncus, abgehauener Stock = stummel).
auch die Bedtg.: Beutel od. Sack, d. i. Weitere Formen u. Bedtgn. s. im Grimm' -
Hülle, Balg etc. hat u. wonach dieses ham sehen Wb. unter Hammel,
auch ein Beutel- od. Sacknetz, bz. ein beu- 55 Es ist ebenso wie 1 hamel durch das
tel- od. sackförmiges Etwas sein kann], s. Suffix al, el (urspr. tvohl ala, ara u. von
unter 1 «. 2 ham) identificirt, obschon man Hause aus wohl ein Sein u. Wesen, bz.
auch annehmen kann, dass es in der all- einen Zustand, der durch irgend eine Thä-
gemeinen Bedtg. : Ding od. Geräth, was zum tigkeit entstand, od. ein Etwas, Ding etc.
Fassen u. Fangen dient, direct mit hämo 60 bezeichnend) von dem ahd. ham (verstüm-
HAMEL
24
HAMER
melt, rcrJcri'qjpelt) weitergebildet, worüber
nuten das Weitere.
Von ahd. hamol ist wohl jedenfalls wei-
tergebildet : ahd. hanialöu ; mhd. liameleii
(beschneiden, i'erschneidcn, ab- od. einstutzen ;
einen Hammel machen, ca-'^triren) u. nd.
(Dähnert) hamelen (die Böclce verschnei-
den) , sowie wohl (da nach iinserm hamel,
liomel dieses Wort im ofries. existirte) auch
africs. (i\ Richthofen, liettema) he-
milja, liomelja (dostruero, debilitare), heme-
linga, liameliiiga, homelinga etc. (truncatio),
tcährend es mir bei agft. liamelan od. (Ett-
müller) hamoljan, (poplites scindero), enfßl.
hamble = hamstring (dasselbe), an. liamla
(hemmen, hindern etc ; 3I(ibius hat auch
die Bcdtg.: verstümmeln); isl. liamla (uavim
remis iiiliibere ; coliibore, impcciire) etc. zwei-
felhaft ist, dar^s deren Stamm liamal, liaml
mit dem ahd. liamal (verstümmelt, verkrüp-
pelt) nrsjjr. gleich war u. wie dieser, von
einem mit ahd. liam sijnonijmen u. identi-
schen ags., an. ham (was wenigstens in
diesen S2)rache)i nicht vorkommt) tcederge-
bildet iDurde, weil das ags. haraelan od. ha-
moljan anscheinend auf ham od. hamm
(poples, cf. unter 4 ham) zurüchgeht u. das
an. hamla augenscheinlich derselben gcrm.
y wie nhcl. h e m m e n (cf. hemmen) ange-
hört. Wahrscheinlich liegt die Sache nun
aber so, dass das ahd. ham (verstümmelt,
verkrüppelt) urspr. die Bedtg. krumm, ge-
bogen, gekr ü m m t etc. hatte u. das ags.
ham (poples) als Gcbo g enes. Gekrümm-
tes ganz in derselben Weise davon substan-
tiviH wurde, wie hamal, verschnittener Schaf -
bock od. Verstümmeltes etc. von hamal, ver-
stümmelt od. eigentlich ivohl gekrümmt,
contr act , lahm , ste if od. k r u m m -
stehend etc. u. das ags. hamoljau eigent-
lich ivohl nur die Bedtg.: lähmen od.
lahm machen etc. hatte. Wie nun aber
unser lemmern, belemüiern aus ahd. lemjan,
bilemjan (lähmen) die Bedtg : hindern, be-
hindern, aufhalten, abhalten etc. entwickelte
XI. zu lam (lahm) gehört, so erhielt denn auch
das an. hamla (hemmen, hindern) ganz in
derselben Weise von hamal (gekrümmt, con-
tract, lahm etc.) seine Bedtg.: hindern,
hemmen u. ist es so auch tonhrscheinlich,
dass das für hemmen anzusetzende urspr.
hamja'.i auch von ham (gekrümmt etc.) ab-
stammt u. zuerst blos die Bedtg.: gekrümmt,
contrad u. lahm machen hatte, woraus den}i
von selbst die Bedtg. : nngebbar machen
(machen dass Etwas nicht mehr gehen kann,
sondern stehen bleiben muss), zum Stehen
bringen, am Fortgang hindern, aufhalten,
hemmen etc. hervorging. Hätte das ahd.
ham nun aber urspr. die Bedtg.: gebogen,
g ekrü mm t etc., so gehört es mit seinen
Weiterbildungen: hamal etc. selbstredend mit
4 ham etc. zu derselben ]/, worüber dort
das Weitere zu ersehen ist.
5 3 liamel , s. amel u. mig-amel od. mig-
liamel.
ham-endp, honi-eiule od. haiiim-eiule etc.;
a) der Hintertheil eines Bauernhauses und
zwar speciell der Theil desselben, der unter
10 dem schrägen Abdach liegt, od. sich vom
hintern Giebel bis zum sog. „katgäfel" er-
streckt, der den Schluss der mit dem Vor-
derhause unter einem Dach liegenden ei-
gcnllichen Scheune des alten fries. Bauern'
15 'hauses (cf. Cad. Müller Tafel C) bildet;
de pmlestallen liggeii in de hörnende; —
b) (scherzh.) der Hintere, Fodex ; so stekd
de homende so wid achteriit, dat d'r wol en
up Sitten kan. — Dieses ham od. hamm,
i2Ü hom hat nach afries. hama, homa (Gewand,
Haut etc. od. tograen, als Bedeckendes u.
Schützendes) entweder die Bedtg.: „Dach'
(tectum) od. die von „Haus" (cf. afries.
liam u. mnld. hamme, ham, hom unter 2
25 ham), sodass ham-eude entweder soviel wie
Dach-Ende od. Haus- u. Seh eunen-
Ende bedeutet.
lianier (Plur. liamers), Hammer (malleus) ;
't is nct, as of 'k 'u hamer in de kop hebb',
30 so klopt (klopft, pulsirt) mi dat d'r in; —
bildl. auch: Teufel, Böser etc., wie dönner,
bliksem etc., iveil der Hammer die Waffe
des Donnergottes (Donar od. Thor) zcar (die
zunächst der Donnerkeil ist) u. der Ham-
35 mer früher auch als Waffe (Streithammer)
u. zum Werfen diente, worüber bei Grimm
(Myth. u. Wb.) das Weitere zu vergleichen
ist. Bedensart.: dat di de hamer (od. do
dünner, bliksem, deksel, dufkater etc.); —
40 dl schal de hamer halen ; — dat di de ha-
mer bitt ; — för den hamer nog mal , wat
schal de dönnerskräai beten? — Bäihsel:
achter min fad^rs kamer, dar hangd 'n blan-
ken hamer (Eiszapfen, [isjökelj), de dar god
45 mit timmern kan, dat is en künstelk man.
— ■ Afries. hamer, homer, wfries. (Jap ix)
hammir; satl. hamer; wang. (Ehrentraut),
I, 373) liummer ; nid., nd. hamer; as. ha-
mur; ags. hamor, hamer, homer; ahd. ha-
50 mar, hamer; mhd. hamer (mallens); an. ha-
marr; isl. hamar (mallens, tudes ; saxnm, ru-
pes, rnpinae). Da die ersten u. ursprüng-
lichsten Hämmer bekanntlich rohe Steine
od. bearbeitete kleinere Eclsstücke waren,
55 die entweder ohne, od. auch mit daran be-
festigten Stielen als Schlagwerkzeuge u.
Waffe gebraucht wurden u. hamarr ja auch
im an. die Bedtg. saxum etc. hat, so wird
vielseitig das Wort hamar fl'/iewia hamara)
60 mit kslav. kamen; Ut.akmu; lett. akmina;
HAMERN
25
HAMPE HAMP
skr. a^man; zend. atman od. agma; apers.
a(jmau; afgh. ^amä etc. verglichen u. davon
abgeleitet, da dieses Wort auch ansclicinend
tirspr. die Bedtg.: Stein od. Fels hatte
u. sich hiera us (cf. Grass m a n n, J ust i,
Benfei/ etc. etc.) auch die BedUjn.: Ham-
mer, Donnerkeil , Himmel etc. entivickelten,
wie denn auch Fick das goth. liimins (Him-
mel, cf. hemmel) daza vergleicht, jedoch nicht
damit identificirt. Da nun aber dieses skr.,
send, a^man von der y a^ = idg. ak od. ak
(beivegen, od. ire, se movere, hs. sich bewe-
gen vor, dringen vor, dringen ein, dringen
durch; erreichen, erlangen etc.) durch das
Suffix man, ma tveitergebildet ist, tvovon
auch lat. acuo, aciis etc. u. unser agge, egge
etc. stammt u. demnach agman urspr. tvohl
ein mit scharfen Kanten u. Spitzen
versehenes Elioas bedeutet hat, so Hesse sich
germ. haraara allerdings begrifflich wohl da-
von ableiten, zcährend die Form insofern
Scliioierigkeiten macht, als liamara doch je-
denfalls durch das Suffix ara von einer
germ. y ham weitergebildet ist, die aus ag-
man od. kanian nur durch Verstümmelung,
bz. Abwerfung der Endbuchstaben an hätte
entstehen können, ivoran doch gewiss nicht
zu denken ist, da germ. hamara, loenn nicht
älter, so doch ganz zweifellos ebenso alt u.
urspr. ist, ivie skr. agman u. das später
daraus versetzte jüngere kaman. Wenn nun
aber dieserhalb Fick (111, 64) germ. lia-
mara anscheinend zur germ. y liam (wöl-
ben, krümmen, umhüllen etc., s. unter 1 u.
2 liam) stellt, so würde es doch Bedenken
haben, um hamara davon abzuleiten , tceil die
dafür nachzmveisenden Bedtgn. dieses Wor-
tes: malleus od. saxum, rupes etc. doch
schlecht zu den obigen Bedtgn. dieser y
stimmen. Meiner Ansicht nach scheint es
daher auch richtiger zu sein , bei diesem
Worte von einer Vergleichung mit skr. u.
zend. Wörtern ganz abzusehen u. dafür lie-
ber eine germ. y ham etwa mit der Bedtg. :
reissen, spalten, bersten etc. aufzustellen (cf.
rupes u. rumpo etc. von y rup, rump u. s.
unter 1 ham erstens das wegen einer allge-
meinen germ. y ham Gesagte u. zweitens
weiterhin die Vergleichung der y lubh zu
rap, rup, wobei man auch annehmen kann,
dass sich aus reissen einerseits die Bedtg.:
raffen, rauhen, nehmen , ergreifen etc. u.
andererseits die von : spalten, brechen etc.
entwickelte) u. dass dann die Bedtg.: reis-
sen, bersten etc. toeiter in die von: bre-
chen, biegen, beugen, krümmen etc. über-
ging, die ivenigstens für 1 bis 7 ham zum
Theil zu Grunde zu legen ist.
hamern , hämmern, klopfen etc. ; he ha-
merd d'r up, dat 't so 'n ärd hed; — he
hamerd dat wer toregt od. lik, fast etc.; —
dat liamerd mi in de kop etc. AucJt subst.
(das) Häinmern, Klopfen etc.
liaiiimer-slag, Hammerschlag ; a) Schlag
5 mit einem Hammer; — b) der Abfall od.
die kleinen Fisensplitter, welche beim Schmie-
den od. Hämmern des glühenden Eisens da-
von abspringen.
liam-fak, abgekleideter Baum unter u. an
10 dem überhängenden Strohdach (s. 5 ham),
worin man diverse Sachen stellt. — Wang.
(Ehrentraut, I, 372) honfäk (eine Ver-
längerung des Daches, ivelche gewöhnlich
eine kleine Scheune bildet.
15 Hamke, ml. u. lobl. Name. Wohl Kose-
form (aus Hamiko ?) von älterm Hämo (cf.
För Stern an n unter Ham), loovon auch
der Geschlechtsname Ham in g Ider noch
vorkommt.
20 hamiueii, hacken, hauen, beissen etc.; h6
hammd d'r dügtig in ; — he hammd d'r 'n
dügtig stük üt. Vergl. Sthg. u. Weiland^
unter hamme, ham u. Adeltmg unter
Ha)nmel, loonach dieses Vbm. icohl ein ahd.
25 hamjan (verstümmeln, verschneiden od. schnei-
den, castriren) od. hauen, schlagen, klopfen
(cf. klaphiugst) voraussetzt, obschon man bei
ham (Biss etc., s. 1 ham) auch annehmen
kann, dass früher eine allgemeine germ. y
30 ham e.vistirte, loelche mit y han (schlagen
etc., cf. bei Grassmann die y han u.
dazu skr. hrd, härdi (Herz = hart als klop-
f e n d e s, j) u Isir endes Etwas) von Hause
aus identisch war. Vergl. auch bei Grass-
35 m a n n das ved. hanman (Hieb , Schlag,
Sioss etc.), was durch Assimilation jeden-
falls leicht zu hamman u. gekürzt hamma,
hamm (Schlag etc.) werden konnte u. wo-
von, sich denn auch leicht ivieder ein Vbm.
40 hammen, hammöu mit der Bedtg. : schlagen,
stossen etc. bilden konnte.
hammerk, s. ham-rik.
lianip, .<. hiinp-hamp.
liauipe, hamj), Stück, Brocken, Schnitt
45 etc.; he snwU hum d'r 'n dügtigen hampe
of; — 'n goden hamp bröd. — Ob mit
humpe (dasselbe) von einem Vbm,. himpan
(schneiden), was in ähnlicher Weise mit gcth.
liamfs (verstümvielt) zusammenJiängen könnte,
50 wie liammen mit ahd. ham (verstümmelt) ?
Oder steht hampe für hamme, sodass es mit
1 ham von Hause aus eins ist? — Wenn
das goth. hamfs urspr. wie ahd. ham die
Bedtg. : verkrüppelt , gekrümmt, krumm (u.
55 so auch: lahm, gebrechlich etc.) hatte, so
könnte es mit himp-hampen, hampeln, hum-
peln etc. tc. griech. kämpe, kämptö etc. u.
skr. kapanä (Raupe, Wurm, cüs die sich
biegende u. krümmende, bz. die sich hin ii.
60 her bewegende, windende) wohl zur y kamp,
HAMPEL 26 HAMRIK HAMMRIK
kap gehören, welche itrspr. (s. unter liam- ah wie grieeh. kampe (Raupe), kämptö (sich
pel) wohl die Bcdtg.: se movere hatte v. krümmen etc.) auf die daraus abgeleitete
daraus auch die von : sich hin n. her he- von : sich biegen, icindcn, krüminot etc., die
wegen (schicingen , sclilagcn etc.), winden, icohl Jedenfalls auch dem goth. hamfs (s.
cappeln etc. entwickelte. Oder siud liampe, 5 unter hanipe) zu Grunde liegt, wie desgl.
luinipe mit grieeh. köptö, kophös etc. u. lat. auch nnserm himp-liarapen n. humpeln,
cäpo etc. verwandt':' liumpen, s. liimp-liampen.
Iiampel in gehampcl, Gezappel, frequen- liamrik, hannnrik. haranierik, hanimerk,
latives Beioegen von Händen u. Füssen, Hammrich , d. h. eine ausgestreckte Fläche
vergebliches od. kindisches Bemühen, nm 10 zusammenhängenden niedrigen Wiesenlan-
Ftwas zu ergreifen u. zu erlangen, icie dies des, welches an der einen Seite von der
z. B. kleine Kinder thun, loenn sie mit den Geest u. an der andern von der Marsch,
Händchen greifend wonach tasten , um es od. richtiger von dem angeschicemmten hö-
ZH fassen, icobei sie zugleich meistens auch heren Kleiboden begrenzt i.'it u. früher aus-
mit den Beinchen zappeln; dat gehampel 15 schliesslich zum Beweisen, bz. als Meed-
helpt (ll je (log nt"'t, du kanst 't je dog not land gebraucht wurde, icährend in letzter
kngen. — Wohl mit skr. capalä (tremens, Zeit, in Folge besserer Äbivässerung, ein-
vacillans; vagus, mobilis etc.) zur ]/ cap, zeln auch Getreidehau in diesen Land-
camp, bz. kap, kamp (se movere, vacillare, strichen stattfindet.
tremere etc., bz. vibriren, unduliren, auf u. 20 3Ian findet dieser sog. „Hammeriche",
nieder gehen etc., cf. himphampen etc.). od. ausgedehnten u. zusammenhängenden
hampel-man, Hampelmann, Zappelmann, Wiesenflächen in Ostfriesland sehr viele ii.
Gliederpuppe mit einem Drath, womit man sind die meisten nach den Dorf cm, in de-
Arme u. Beine /inzieht u. hebt, bz. sie auf ren Nähe sie liegen, benannt (wie z. B.
u. niedergehen Insst. 25 Bunder-, Stapclmoor er - , Wester-
hampeln, a) greifend hin u. her od. um- ender- etc. etc. Hammrich), ivährend
herfahren u. wonach haschen, indem man wieder andere blos nach der Himmelsgegend
mit den Händen tastend in der Luft um- (z. B. Süd er-. Oster - Hammr ich etc.)
herfährt; he hampeld d'r na; — he ham- bezeichnet werden u. viele auch ohne jede
peld mit de banden herum; — b) strampeln 30 weitere Bezeichnung blos „Hammr ich"
mit den Füssen, sich sträuben etc. = spar- od. hammerk heissen, wie z. B. die Hamm-
teln ; he hampeld d'r al tegen an. — Wohl rieh auf Juist, bz. die zum Weiden be-
zu hampel. rf. auch ampeln, ,<(owie bei nutzte Niederung zwischen dem östl. Haupt-
Schm. (bai/r. Wb., II, 221) happen, liap- theil der Insel u. der sog. Bille. — Dass
peln, wobei er auch auf hoppen, hoppeln 35 icir nun aber unter diesem Worte eine ganz
(sich auf u. nieder bewegen etc., cf. hup- charakteristische Gegend (die von Gräben
peln etc. u. unter hampel ivegen der y kap, durchschnittenen Hammriehe sind im Win-
kamp, sich auf u. nieder bewegen etc.) ver- ter meistens inuttdirt, fast gänzlich baum-
v:eist, wonach happeln auch wohl mit ham- los u. spärlich bewohnt, weil nur auf den
peln so ziemlich gleichbedeutend ist, zumal 40 einzelnen kleinen Anhöhen sich hin u. wie-
wenn man zu happelig u. happeler loieder der Bewohner ansiedeln konnten, die hattpt-
das he.'is. (Vilmar) 2 hampel (Ungeschick- sächlich Vieh:ucht treiben) verstehen, geht
ter Mensch, Einfaltspinsel), 2 hampelig ('w?i- auch schon daraus hervor, da.ss wir von
anstellig etc.) ver^jleicht, ico hampel aller- Hammr ichsleuten (cf. hamriks-löe) od.
dings mit bayr. haimpel etc. (Einfaltspinsel) 45 Beicohner der Hammriehe im Gegensatze zu
identisch ist u. wobei man auch wieder an den Bewohnern der Marsch u. Geest etc.
unser himp-hamp, himp-hampon u. humpeln sprechen u. darunter eben die zerstreut icoh-
= bayr. humpen erinnert wird, wie ja himp- nenden Landleute aus den Hammrichen
hampen ausser hinken u. gebrechlich verstehen, die wegen ihrer einsiedlerischen
gehen auch noch: von Geschäften, die 50 «. abgeschlossenen Lebensioeise auch ihrem
schlecht gehen u. stümperhaft betrieben wer- ganzen We.sen u. Charakter nach sich sehr
den (Pfuscharbeit liefern) gebraucht ivird. von den .sonstigen Landbeivohtiern untcr-
Auch nhd. (Grimm, Wb., IV, 322) ham- scheiden.
peln (zappelnd u. ungeschickt steh mit den Was nun aber die Zusammensetzung u.
Fi'issen beicegen) ist mit himp-hampen u. 55 Bedeutung dieses Wortes (KU. identificirt
humpeln, bz. engl, himple (lahm gehen etc.) hammerick mit hamme, ham [pratum , pa-
ete. connex, toonach denn auch unser ham- scuum], während v. Richthof en das afries.
ppln hiemit zusammenhängen kann, obgleich hamreke, homrike, himrik, hammerk, ham-
ich glaube, dass harapel eher auf die Be- merke, hemmertse, hemmerik, liimmerik mit
dtg.: vacillare dery kap, V&m^ zurückgeht, 60 Heim-Mark, Dorf -Mark übersetzt u.
HAMRIK HAMMRIK 27 HAMSTER
diesen) dann Stürcnburg, Seh. u. L. von seihst daraus erldärt n. cryleht, weil wir
ti. Andere darin folgen) betrifft, so halte die Endungen rik )i. lik, od. rieh, lieh im
ich die urkundlich belegte (s. bei v. Rieht- gewöhnlichen Leben stets zu erk u. elk um-
hofen) Form hammerike für ein Convpos. setzen, hz. als erk «. elk aussprechet!, toie
von hararae (paseuum, pratum, (/. 2 harn) u. 5 dies aus Auerk (Aurich), Hinnerk (Hinrich
afries. rike, rik (reich, viel enthüllend od. = Heinrich), Folerk (Fölrich) ete., — lefelk
in sich befassend u. habend, gross etc. od. (lieblich), rädelk fredlich) u. hnnderten von
rike, rik (Reich, Land etc., cf. z. B. erd- andern Beispielen sich ergiebt.
rik, Erdreich, Erdboden, Erde, Grund u. hamriks-land, hammerksland, haramers-
Boden in seiner Gesammtheit od. ganzen 10 land, Wiesen- od. Weide-Land, al>i Gegen-
Erstreckung etc.), sodass dann hammerike satz zu bö-, klei-, gast (Geest)- etc. land ;
entiveder eine Fläche od. Strecke bezeichnet, dat hammerksland kan man allenfalls nog wol
die viele hiimmen (Wiesen u. Weiden) in to de haferbö brüken, manum d'r weite iin an-
sich befasst, bz. reich an Wiesen etc. ist, dere Winterfrüchten up to ferböen, dat förderd
od. wörtl. soviel wie: Wiesen- u. Weiden- 15 (erfordert) dWwQgi (kögen harfst un wintcr.
Reich, -Land, -Gegend, -Erstreckung od. hamriks-Iue, hammerkslue, Leute, die in
-Ort heisst, wie ja anscheinend das Wort der Hamrich (s. hamrik) wohnen u. deshalb
riebe (cf. F ör sie mann) auch als En- sehr abgeschlossen leben, wodurch sie sich
düng von Ortsnamen in der Bedtg. : Ort, demi auch selbstredend von den Bewohnern
Gegend od. Strich, Landstrich etc. gebraucht 20 der Geest u. der Marsch in ihrem ganzen
wurde u. wahrscheinl. in dieser Bedtg. auch Wesen bedeutend tmter scheiden.
in Aur i c h (cf. Auerk = alt Awrik) ,steckt. hamster, Hamster (mus crieetus) ; de dü-
Als Gründe, die für meine Annahme u. ge- fels hamsters nüsseln (nisten) dar achter
gen die Deutung dieses Wortes durch v. _ min tun in de grund un fräten mi de wur-
Richthofen sprechen, führe ich an: 25 tels fan de lütje bömen in de bomschöl an.
1) dass, nach der hier ganz allgemein Mnld. (KU.) hamester, hamster; nid. ham-
gängigen hochd. Form Hammrich, wir ster ; anfZ. hamstra; a/irf. hamastro, hamistro,
die ostfries. Form hammrik od. urspr. liam- hamstro. Die ältesten schriftlichen Quellen
merike für die richtige ansehen u. dass hier bezeichnen mit diesem Namen den Korn-
keiner dabei an eine Zusammensetzung von 30 wurm (curculio). Die Bedtg. ist vielleicht
hamm mit nhd. Mark in der Bedtg. Be- Nagerin od. Schädigerin, da clie Endung
zirk od. umgrenztes zu einem bestimm- star, stra (cf. ster in süster, wäfster, ledster
ten Dorfe etc. gehörendes Land (wie in etc.) wohl mit Grund annehmen lässt, dass
Dorf-, Feldmark) etc. denkt u. sowohl das dieses Wort urspr. weiblichen Geschlechts
Wort Mark in dieser Bedtg., als auch die 35 roar u. auch die Kornwürmer nagende Thiere
Compos.: Dorf- u. Feldmark weder fr ü- sind. Möglicherweise kann indessen hama-
her noch später je in echt fries. Landen stro urspr. auch als Kornwurm (od.
gebraucht ist, od. in fries. Schriftstücken Wurm überhaupt) ein sich krinnmendes,
vorkommt; biegendes u. windendes Thier bezeichnet ha-
2) dass diese Hammriche genannten 40 ben u. dann später, weil die mus crieetus
niedrigeyi Wiesenflächen, soiveit sie in der gleichfalls ein Feind u. Schädiger des Korns
Nähe von Dörfern liegen wohl darnach ist, der Name hamaiStro auch auf diese über-
benannt sind, um sie von andern Hamm- gegangen sein. Für die Bedtg.: Thier was
riehen zu unterscheiden; indessen nir- schadet ti. ruinirt etc. od. Thier loas sich
gends die ganze Feldmark od. Gemarkung 45 krümmt etc. würde tcohl in beiden Fällen
derselben bezeichnen u. alle sonstigen zu den ein Zusammenhang mit ahd. ham, ver-
betr. Dörfern gehörenden Felder, soweit sie stumm elt, verkrüppelt od. urspr.
höher liegen u. eigentliches Ackerland sind, krumm (cf. 1 ham, soioie 4 ham) anzu-
nicht darin mit einbegriffen sind, wie denn nehmen sein, während es andererseits auch
auch KU, ebenso wie ioir, unter hsi.mmenck 50 möglich ist, dass dieses Wort wegen der
nur Wiesen- od. Weideland (cf. hammerks- auch vorkommenden Form hampster entwe-
land) versteht; der direct mit goth. hamfs (verstümmelt etc.)
3) dass ham in afries. hamreke etc. ganz od. tvie das griech. kämpe (Spannraupe
gewiss (nach mnld. hamm, ham [s. unter 2 ete.) u. kämpe (Krümmung etc.) mit der }/
ham] zu schliessen) nicht dasselbe Wort ist, 55 kap, kamp (s. unter hampe) zusammenhängt,
wie nhd. Heim, sondern wie afries. ham, Eine Entlehnung aus kslav. chomestar (ani-
als Eingefriedigtes etc. ; mal quoddam) blos der Formähnlichkeit wegen
4) dass die für h?immr1k im gewöhnlichen anzunehmen, scheint doch kaum zulässig.
Lehen g ehr axichte Form hammerk (hz. afries. Vergl. bei Fick, II, 52 unter kam (krüm-
hammerk, hamraerke aus hamme-rike) sich 60 men, wölben) auch lit. kamsz (einstecken),
HAMU
28
HAN
kamsza (Behälter) , ob damit vielleicht das
von ihm hamas-tro gefheilte deutsche ham-
ster conue.r ist, weil dieses Thier Baclcn-
taschen hat, tcoriu es Getn-idc steckt, um
es in seine Winter-Vorrathsknmmern od.
Gewölbe zu bringen tt. darin auf,: idi eben'::'
hamü, lautnachahmendes Wort zur Be-
zeichnung des Geschreies der Kühe u. Kid-
ber, wie nhd. cf. niü etc.
1. hfin, Plur. hanen: a) Hahn, Männchen
der Hennen u. sonstigen Vögel; Dimin.
häntje, Plur. liantjes. Redensart, u. Sprichw.:
de rode liän (das Feuer) ; daher die Dro-
hung: ik sett dl de rode hän up 't dak; —
he krükeld tod. strüfd) sük as 'n hfin; —
he is so 'n regt häiitje (eitler, eingebildeter,
prahlerischer, vorlauter Mensch) ; — wen do
hän up sin egen mesfolt steid, hed hö 't
grötste regt, od. auch: elkor h&ii is koniuk
up sin egen mesfolt; — sin hän is konink;
— dar kreit gin henn of luin na ; — war
'u goden lum, let de henn dat kreien ; —
rik seien ; arm meien ; dat land liörd de hän
uet kreien; — he flügt herum as 'n hän
Sünder kop; — he legd krumme eier as 'n
hän; — b) männl. Glied, peuis, auch pit-
hÜQ u. krülhän etc. genannt; — c) geboge-
nes u. verschliessbares Zapfrohr. — Nd.,
nid. haan ; }n>dd. haen ; ))ind. hane; afries.
hona; icfrics. hone; nfrics. lion ; wang.
(Ehr e ntra ut, 1, 373) huune; ags. hana;
an. hani; ahd. liano; )«/t(/. hane, han; goth.
liaua. Das ahd. hana u. liuon (Hahn)
setzen fast mit Gewissheit ein verlornes
Vbm. hauan, huon etc. mit der Bedtg. : krä-
hen, schreien, singen etc. voraus, was mit
lat. cano, cecini, cantum, canere (singen od.
Ton machen, Ton hören lassen etc.) ; griech.
kanäzö n. kanacheö (rauschen, schallen, tö-
nen, Geräusch u. Getöse machen etc.) ; Ut.
kanklas (Zither); skr. kan , kanati, — can,
canati, — kvan, kvanati (sonare) zu einer
idg. Schall nachahmenden y kan, die tcahr-
schcinl. aus der Bedtg. : tönen, rauschen,
singen od. prasseln, knistern etc. (cf. sen-
gen aus singen) auch die Bedtg.: bren-
nen, flammen, glänzen etc., — jubeln, sich
freuen, fröhlich sein etc., — seine Stimme
erheben zu Jemandem, Jemanden ansprecJien
um Etwas, bitten, fragen, begehren, gierig
V. verlangend sein (nach Etwas) etc. ent-
wickelte, icie Ja diese u. ähnliche Bedtgn.
sich in der .skr. u. zend. ]/ kan Jinden.
2. hän od. hane, auchhant, Schilf, Schilf-
rohr; de ganse depskant steid l'ul hän od.
hänt. cf. hanc-bolten. Dieses ■'<onst anschei-
nend U)d)ekannte Wort, wovon das kehdin-
gerlandsche lieenk (eine Art Schilf, cf. Br.
Wb., 2. Nachtrag, pag. 106), bz. nd.
(Schütze) liänk od. hänke (eine Art gro-
ben Grases, woraus die stroteemen od. Stroh-
taue gemacht werden) möglicherweise ein
Dimin. u. womit das nd. (Br. Wb., 623)
liennie (eine Art schmalen Schilfes) wohl
5 identisch ist, ist offenbar mit lat. canna
(Rohr, Schilf) u. griech. känna (Bohr) der-
selben y entsj^rossen u. könnte, sofern meine
Vermuthung richtig ist, dass das goth. raus
(Ixohr, Schilf) einem mit unserm rusen
10 iilen tischen Vbm. riusan, raus (rauschen)
entstammt u. als das Bau seh ende (weil
es im Winde rauscht u. säu.selt, od. ivenn
vom Winde bewegt, ein säuselndes Ge-
räusch macht) aufgefasst wurde, dann
15 ebenso wie 1 hän zur y kan (sonare) ge-
Jiören. Da nun aber die Wörter halm (ca-
lainns) u. hehn (arundo arenaria) aucJi mög-
licherweise zur y kal (sonare, s. unter 1
lialm) gehören u. skr. kanabha (eine Art
20 Fliege) wohl auch wegen ihres Singoi^
od. S u m m e n s (ccrgl. Br e m e, Br am e
od. Bremse von brimman [brummen, sum-
sen], Hummel von hummen [sumsen]
etc.) der y kan (sonare. s. unter 1 hän) zu-
25 gelegt loerden muss, so loäre es auch denk-
bar, dass .'sowohl skr. kanapa, eine Art
Lanze, Spiess od. Speer, bz. eine Stange
(sei es, dass dies urspr. ein Bambus- od.
ein anderes Rohr, mit einer daran befestig-
30 ten Spitze, loar [cf. auch griech. kanön,
Stange, wovon Kanon, kanonisch etc., als
wahrschei)d. mit känna verwandt, sowie
aucJi, känabos od. käunabos, Stange od. Stock,
um ivelchen die Künstler eine Figur in T'hon
35 od. Wachs modellirtcn — ■ u. ferner zu der
y kan, rauschen etc. auch kanäzö, rauschen,
Geräusch machen etc.], od. dass diese wohl
als Wurfwaffc gebrauchte Lanze ihren Na-
men daher hat, xveil sie sowohl beim vorab-
40 gehenden Schwingen um das Haupt, als
auch beim .'schnellen Fliegen durch die Luft,
ebenso tvie die kanabha genannte Fliege,
ein .mausendes u. schwirrendes Geräusch
machte), als auch lat. cannabis, griech. kän-
45 nabis (cf. liemp) derselben ]/ angehört, sei
es, dass man dieses G-ewächs deshalb so be-
nennt, weil es ebenso wie scJiilf- u. rohrar-
tige Gewächse im Winde rauscht u. säuselt,
od. dass man es tvegen seiner groben ».
50 liohlen Stengel überhaupt als ein rohrartiges
Gewächs auffasste u. so kännabis von dem
Stamm Icänna weiter bildete, mit ivelchem die-
ses Wort doch jedenfalls formell zusammoi-
hängen muss u. wovon es lautlieh gar nicht
55 zu trennen ist.
Wegen der Möglichkeit der Ableitung von
kan (rauxchen. tönen, singen) vergl. auch
unser pipe (Rohr, Röhre ; Pfeife) von pipen,
bz. einer redupUcirten y pi als Onomatopöie
üO des damit bezeichneten Lautes.
ÖAN-BALK
29
HAND HANT
häu-balk, s. hauebalke.
liun-bolte, *■. hanebolto.
hand, baut (Piur. banden, hanneu), a) Hand.
Redensart, u. SpricJav. : bi df; liand wesen,
parat, anwesend, anfgeslanden sein etc.;
— bi de band hebben, bei der Hand zu
fassen haben, — zur Hand od. parut ha-
ben etc.; — to hand, zur Hand, nach der
Hand hin, handgerecht, bequem etc. ; 't ligd
mi net to liand ; — to hauds ptird, das zur
Linken gehende Pferd, bz. das Pferd, locl-
ches Eitlem zur linken Hand geht, so ge-
nannt, weil die linke Hand den Zügel hält
u. deshalb das links gehende Pferd dieser
Hand am nächsten geht, weshalb denn auch
fau hand u. fau hands ptiid den Gegensatz
von to hand u. to hauds perd ist u. auch
oft das links gehende Pferd einfacJi, de to-
hand u. das rechts gehende de fauhand ge-
nannt wird; — de töe hand, die zue od.
geschlossene Hand; — liand to ! Hand zu!
— 't ligd för de hand, es liegt vor der Hand,
bz. es ist greif- , fass- u. sichtbar od. klar
u. selbstverständlich; — för de liand weg,
vor der Hand iveg , od. der Reihenfolge
nach; — wat under d' banden wesen od.
hebben, in Arbeit sein od. haben; — wat
um d' hand hebben, od. wat um d' banden
hebben ; — a) Etwas mn die Hand (od.
Hände) haben, — b) sielt mit Etwas be-
fassen u. beschäftigen ; — nu up hand (Jetzt
nach gerade) könen wi sen, dat 't förgels
geid ; — dat ligd up de hand, das liegt auf
der Hand, bz. das ist sichtbar, klar u.
selbstverständlich; — in od. üt de band fal-
len, mehr- od. iveniger sein als man erioar-
tet, — dem Erwarten wohl od. nicht ent-
sprechen; — wat in de hand gäfen, a) Je-
mandem Etwas in die Hand geben; — b)
Jemandem beim Wiederverkauf Etwas zu-
geben auf den Preis, wofür er es erstand
— ihm dabei einen Profit geivähren; —
dar is fnl mit in de hand to nemen, da ist
viel mit zu thun u, zu besorgen etc. ; — 'n
sake in de hand nemen , eine Sache in die
Hand nelimen, um sie zu besorgen u. aus-
zuf echten etc.; — wat achter de hand heb-
ben, etwas in Reserve haben; — to hauden
kamen, icohin gelangen, wo ankommen, sicJi
ein- od. wiederfinden, zum Vorschein kom-
men etc. ; — fan banden kamen , wegkom-
men, verloren gehen etc. ; — hand afer hand,
die eine Hand abwechselnd über die an-
dere; — 'n apen band, eine offene od. milde
Hand; — dat geid göd fan de hand, das
geht gut von der Hand od. gut von Stat-
ten, bz. ohne Stocken u. Aufenthalt ; — fau
de hand in de tand , od. fau de hand in de
mund gän , den täglichen Verdienst sofort
verzehren) — de fiitige od. auch de sünige
(sparsame) hand geid dör 't ganse land; —
de stadige band wind ; — dat is so gesund
as 'n hand ful schoaagels ; — junge lue
mutten bi de hand wäseu as 'n scböbörssel;
5 — man mut de banden sülfen an de plög
slän, wen 't god fürüt gän schal ; — smit 't
kanntn fan dl uu dö 't mit d' bannen (wirf
das Können von dir, bz. sprich nicht vom
Können, sondern thu es mit den Händen);
10 — spej' in d' hand un wer dt; — föle ban-
den maken .'igt wark; — man kan gen isder
mit banden bräken; — mit banden uu tan-
den fastholden ; —
1)) Handschrift, Namoisunterschrift ; he
15 Schrift 'u goden band; — sett' din hand
d'r äfen under; —
c) im Compos. allerhand lebt auch noch
die Bedtg. : Art, Sorte etc. des mhd. hant fort.
Nd., lud., mnld. hand ; mnd. hand, handt,
20 hant; afries. hand, hond; wfries.hkwA., hau;
nfries. hond; satl. hand; as. hand; ags. hand,
hond; engl, hand; an. hönd; norw. hand,
aucJt hond ; schwed. hand ; dä7i. haand ; ahd.
hand, hant; mhd. hant; goth. handus. —
25 Es lüird von Schleicher von goth. hin-
than, hanth, hunth (capere) abgeleitet, wo-
nach denn die goth. Form eigentlich han-
thus lauten müsste u. man auch in den an-
dern alten Sprachen ein auslautendes th er-
30 warten könnte. Fick stellt (III, 60 seq.)
für hinthan (erjagen, fangen) eine germ. y
hath (jagen, treiben) = skr. gat, idg. (I,
56) kat auf, die er als eine FoHbildung
von kä (schärfen, wetzen), bz. kan (stechen
35 etc.) ansieht u. tvozu er ausser hinthan
aiicli ags. headhu (Krieg , Kampf) , galt.
catu (Kampf) , skr. gatru (Feind), griech.
kötos (Groll, Zorn), lat. catax u. cateua ver-
gleicht, icährend M. He yne(G r i m m, Wb.
40 IV, 327) hinthan zu skr. c'at (verbergen),
bz. (G rass m a n n) cat (sich verstecken od.
verbergen) stellt.
Dass darnach aber die Etgmologie von
hinthan u. hand (cf. auch H. Leo, 189
45 hand von hindan [capere etc.] u. dies von
skr. y hud, colligere) sowohl, als auch die
der andern obigen Wörter (z. B. die von
lat. catena [was, sofern band die fassende
u. greifende ist u. hinthan urspr. die
50 Bedtg.: greifen, fassen, fangen etc.
hatte, tvohl in der Bedtg. : Fessel etc. damit
ivurzclhaft verwandt -Hein könnte]) sehr un-
sicher ist, muss Jedem eijileuchten u. könnte
man. sogar auf den Einfall kommen, um für
55 hinthan, band, hund u. huuderd (== lat.
centum, skr. (;ata etc.) eine y gat od. kat
mit der Bedtg. : greifen, fassen, halten, fan-
gen, fesseln, binden, festmachen, vereinigen,
zusammenfassen etc. anzusetzen , da es ja
60 sehr leicht möglich ist, dass gata urspr. nur
HAJJD-ARBEID
30
HAND-GEMEN
die Bedtg.: Menge, Viel, Haufe etc. od.
Vereinigtes h. Zusammengevuithtes etc. hatte,
da es doch schwerlich anznnehiitoi ist, dass
das ]Vort rata wirklich aus daran (deccm)
entstand. Zu band u. goth. biuthau etc.
vergl. noclt : afries. hauda, heuda (fangen),
heudt?, heudene iGefängniss) ; ags. heiitan
(capere, iiisequi) ; an. heuda (mauibus jac-
tare, apprebeudere) ; mhd. verbunden (fan-
gen, greifen), sowie ]\'eiteres auch noch
unter huud u. wegen band als Greifer
etc. od. auch vielleicht Halter das aind.
(IS cht e i c h e r, Chrest. , ti4) päni (Hand),
ica^ wohl mit lat. panis zur y pi, pa od.
pä (fassen, greifen, halten, schützen, erhal-
ten, ernähren etc.) gehört. Desgl. vergl.
auch lat. raanus u. ahd. muud (Hand,
Schutz etc., cf. förmuud etc.), welche Wör-
ter auch wohl auf eine y man (greifen,
halten [halten bei sich, behalten, nicht ver-
gessen, sich erinnern etc. , — halten wo,
bleiben ico, sich aufhalten etc., cf. die Wör-
ter unter mau, meu etc.] schützen etc.) zu-
rückgehen.
liaud-arbeid, Handarbeit.
haad-bred, a) handbreit ; 'n baudbred stük;
— b) Handbreite; du must d'r 'n bandbred
fau blifen.
haiid-bredte, Handbreite. — Xld. band-
broedte.
liand-dadig, thätlich, handgreiflich, augen-
scheinlich, icirklich etc.; dat is bauddadig
(thätlich, handgreiflich etc.) de fal ; — be
hed dat bauddadig dän. — Vergl. afries.
hauddedig (hand-thätig) , bz. banddediga
(Thäter); nid. band-dadig (mitschuldig),
bauddadiglitid (Mitschuldigkcit , Complici-
tüt) ; ofries. (0. L. B., pag. '^36) hautda-
dige (der [wirkliche] Thäter, od. der auf
der ITiat Ertappte); mnd. (Seh. u. L.)
bantdadicb, -dedicb (von einem Thäter, be-
sonders der auf der That ertappt ist , bz.
einer That, wobei man ertappt wird, frincher
That) u. nd. (D ahn er t) bauddäder (der
loirkliche Missethüter, od. derjenige welcher
auf der That ertappt wird) etc.
Iiand-dük, liandük, Handtuch, Wischtuch,
Tuch ivomit man sich die Hände wäscht u.
abtrocknet.
haudel, hannel, Handel; dat is 'n siegten
haudel (ein schlechtes Thun) tau bum; —
se bebben liOr baudel (Sache, Streitsache)
mit 'nander fereftent; — se bebben 'n liau-
del (Geschäft etc.) mit 'nauder ofsbiten ; —
se sunt mit 'nander bandelseus worden ; —
be drilt 'n ütgebroid'den bandel; — dar is
ffil bandel un waudel. — Zu baudein (s. d.),
bz. einem mit afries. banda etc. (s. unter
band) identischen ahd. bantou od. baudjan,
mit der Bedtg. manibus tractare, prebendere
etc. , wonach bandel urspr. dasjenige be-
zeichnet, was mit den Händen betrieben
wird, al'io Arbeit, V er r iclitung etc. u.
zwar namentlich eine anhaltende u.
5 dauernde, tcie ja handeln eigentlich
ein Freq. von bantön od. bandjaa ist. Die
verschiedenen Compos. als baudelbar etc.
etc. xcie im Deutschen.
handeln, hannein, handeln, eine Thätig-
10 keit ausüben, thun etc.; he bandeid siegt
tegeu siu olders; — Handel od. Gesc/uifte
treiben etc. ; be handeld na de westiujes
(nach Westindien), bz. mit rogge etc.; —
dingen, feilschen, unterhandeln etc.; dat
15 handeld sük d'r um, ot' ik dün sal of net;
— ik lüt nich mit mi baudein ; — be han-
deld um 'n Örtje; — be bandelde mit bum
afer sin perd etc. — Xld. bandelen ; afries.
baudelja; wfries. bauueljeu, banljen; ags.
20 baudijan ; an. böudla (manu tractare) ; ahd.
bautalöu, bantolon , baudelöu; inhd. hande-
len, handeln (mit der Hand greifen u. fas-
sen, berühren, betasten; behandeln ; bewir-
then; — refl. sich verhalten; verhandeln;
25 handeln, thun, treiben); s. unter baudel.
banden, bannen, (der Hand) pa^vseH u.
gut auskommen, handgerecht sein, bequem
u. geschickt liegen etc.; dat wark bandt mi
net regt; — dat kau bum net bannen (pas-
30 scn) , dat he dat deid ; — dat laud , bz. de
pläts bände (bandedc, bannede) bum siegt
(das Land, bz. der Hof lag ihm unbequem
u. schlecht) , darum bed he d'r 6k fan of-
aen ; — de plog bandt bum göd (der Pflug
35 ist ihm so recht handgerecht u. bequem) ;
— dat perd handt bum net.
hand-ferdi^, heiid-fei-dig, handfertig, fer-
tig u. geschickt mit der Hand, geschickt u.
jjassend für die Hand, nicht zu gross u.
40 schwer etc. ; be is regt baiidt'erdig in sin ar-
beid; — dat is so 'n regten haudferdigen plög;
— he bed dar so 'n möi bandferdig perd.
liand-gau, handschnell, rasch od. schnell
mit der Hand parat, um zu greifen, fas-
45 sen, zuzufassen od. zu arbeiten, daher:
flink, behende, rasch bei der Hand etc.
u. auch : tinverschämt im Zugreifen, gie-
rig, räuberisch, diebisch; he is mi föls
to bandgau, as dat ik mit min arbeid tegeu
50 lium klär worden kan ; — du must net al-
tid so bandgau wesen un altid toerst in de
kumin' Sitten. — Nid. baudgauw.
hand-geld, Handgeld, Geld welches man
Jemandem als Unterpfand in die Hand
55 zahlt, wie z. B. den Dienstboten beim Mie-
then derselben, od. auch sonst , wodurch
denn der Coutrakt als abgeschlossen gilt :
he bed 'n daler baudgeld kregen. cf. haud-
pennink.
60 haud-geuien, handgemein ; sc sunt band-
HAND-GEREGT 31 HAND-TERING HAND-TAERING
gemen mit 'nander worden uu liebbcn sük od. Angeld, s. B. hei Dienstboten zur Be-
dügtig mit 'uander herumhaueu. Siegelung des Dienstvertrages; wen du de
hand-geregt, handgerecht, der Hand recht haiidpennink nameu best, den bist du fast.
«. passlich etc. ; dat ligt mi ntU handgeregt, hauds , handgemäss od. bequem u. ge-
du miist nu dat an de andere sid leggen. 5 schicld für die Hand ; dat is (od. ligd) na
hand-griplik, liandgripelk, handgreiflich, hei net regt hands.
mit der Hand zu greifen, greifbar, offen- haud-säni, für die Hand passend u. be-
bar ; he is handgripelk mit hum worden; — quem, bequem u. leicht zu behandeln u. zu
dat is je handgripelk, dat he dat dän mutt (V/e- gebranchen etc. ; 'n handsäm perd; — 'u
miisst) hed; — dat is 'u handgripelken logen. 10 handsäm stük refe (Geräth, Werkzeug) ; —
liand-hafen, handhaben, mit der Hand handsäm wer (brauchbares, passendes, be-
bewegen u. regieren, gebrauchen, ausüben quemes, gelindes Wetter). — Nid. hand-
ele. ; he wet de pl6g god to bandhafen ; — zaam ; engl, handsome.
he bandhäfd (gebraucht, übt aus, verthei- handsei, hanssei, Handhabe, Handgriff,
digt etc.) sin regt. 15 handske, hanske (Plur. handskes), Hand-
handje, hantje, handke, Händchen; schuh. Compos. finger-, füst - handske.
mantje ! mautje ! war din liantje ; — hold Sprichw. : in de hörn bl 't für sunt de
dm handje üt 't kantje (Kännchen). handskes up 't wärmste; — he is 'u kerel
handje-formeier, ein vorgreifender, vor- as 'n natten handske (er ist ein Wasch-
eiliger Mensch, der überall der Erste im 20 läppen); — unse lefe Herr-Gods hands-
Zugreifen ist (z. B. des Mittags bei Tische kes sliten uoit un kosten hei gen geld. —
gleich zuerst in die Schüssel führt) u. sich Afries. handschoch; nfries. handsche; nd.
voreilig, tmberufen u. unbesonnen in Alles handske, hanske; mnd. bausche, hantske,
hineinmischt; du must net altid de handje- hantschu, bantscho; nid. handschoen ; an.
förmeier wesen, wen 't äten up de disk 25 hginzki; schwed., dän. handske; ahd. hant-
kumd; — he wil aferal uu in alle saken de scuoh, hautscöh, hantscuah ; mhd. haut-
handjeförmeier wesen ; — 't is 'n regten schuoch.
lütjeu handjeförmeier, de aferal beninprotd hand-slag, Handschlag, Schlag in die
un alles bäter weten wil , as ander' lue. Hand, Handschlag als Zeichen fester Ver-
Wahrscheinlich steht handje für bausje, so- 30 Sicherung etc. ; he hed hum sin handslag
dass es wörtl. „Häuschen- Vormäher" he- d'r up gefen, dat 't erlik war is; — wi beb-
deutet. ben dat mit 'u handslag bekrachtigt.
handje-plakke, handje-plak', ein flaches hand-spake, handspak, handspeke, Hand-
dünnes längliches, vorne ovalf&rmiges Brett- Speiche, starker Stock zum Aufwinden des
chen, von der Länge eines gewöhnlichen 35 Schiffsankers, od. auch überhaupt eine
flachen Lineals, welches früher in den Schu- Speiche (cf. spake, speke), die man mit
len als Strafwerkzeug gebraucht wurde u. der Hand führt; he böe (hauete, schlug)
womit der Lehrer den Kindern in die hum mit de baudspäk afer de juken, dat
flache Hand klappste od. plaktjes (Klappse) hum hören un sen fergung.
gab. 40 hand-spör, Handspur; man kan Bin hand-
handig, bannig, a) händig, mit Hand sporeu aferall up sen.
versehen od. Hand habend u. besitzend; hand-stüfer (Handstüber), ein Stüber od.
en-, twehandig; — b) passend, geschickt, kleines Stückchen Geld für die Hand zum
handfertig, behende etc. ; dat land ligd mj täglichen Gebrauch, od. auch : ein kleines
regt handig ; — dat kumd mi fan dage regt 45 Stück Geld od. ein kleines Geldgeschenk,
handig üt ; — dat is 'u hannig äteu ; — he welches man Jemandem in die Hand drückt,
is d'r regt händig bi dön; — dat is 'n ban- tan davon vor der Hand zehren zu kön-
nigen jung' (ein behender, geschickter, brauch- nen ; he hed altid nog so 'n handstüfer agter
barer Junge) ; — he is fSl banniger, as ik de band ; — he hed hum 'n lütjen hand-
dogt harr'. — Nid. handig ; nd. handig, bän- 50 stüfer mit up de reise gefen.
dig ; mnd. handich ; engl, handy ; goth. hau- hand-teken, Handzeichen (Chirographum),
dugs (geschickt, klug etc.) ; an. höndugr (be- eigenhändige Unterschrift, bz. die 3 Kreuze,
hend, geschickt etc.). cf. die Compos. of-, un- die ein Schreibensunkundiger unter ein Do-
handig etc. _ ^ cument setzt, statt deren in früheren Zeiten
handigheid, hannigheid, Behendigkeit, 55 auch die eigene Haus- od. persönliche Marke
Geschicklichkeit etc. ; dat wicht hed fan hau- zu diesem Zwecke verwandt wurde.
digheid hast net hörs glikeu. — Nid. ban- hand-tekning, handteknen, a) Hand-
digheid. cf. goth. handugei (Geschicklich- Zeichnung, Zeichnung aus freier Hand; —
keit, Klugheit). b) i. q. handteken.
hand-pennink , Handpfennig, Handgeld GO liaud-tering, hand-täring, hand-tären,
HAND-WARK
32
HANGEN
(Handzehrung), ein kleines Stück od. Sümm-
chen Geld, icelches man Jemandem gieht,
um davon für eine kurze Weile wehren zu
können: hO hed hiim 'n haücltarcfi mit up
do we^ güfeii , dat he erst ^n bitjed hed,
war he ffin tiireii kan.
Iiantl-wark, Handwerk, Werk od. Ge-
icerbe, Geschäft ttc. icas man m/t der Hand
betnibt: he schal "n handwark leren uu gen
kremer of biir etc. worden. Sprivhw. : „alle
liandwarkeu sunt snierig", siv de snlder, do
smet he 'n stük laken in de hell"; — 'n göd
handwark niird altid slu man ; — dat hand-
wark sükd wol insen, man 't starft net; —
de erst üt 't supen un 't swirn 'n handwark
mäkd, is bold ferlütd ; — twalt' handwarken
(od. ambarhten) un dartein unglükken.
haiul-warker, Handwerker.
hand-warksinan, Handwerksmann, Hand-
werker.
liand-wiser , liand-wisdor, Handweiser,
Wegweiser , Ffahl mit einer ausgestreckten,
die betr. Eicht ung anzeigenden Hand.
hand-wii'St, haiidwri.st, liandwriust, (().
L. li., pag. 756), handriist, Handwirbel ;
s. wirst etc.
hane-balke, hänbalk, hambalk, Huhnen-
halken, bz. der oberste Quer-Balken od. die
Holzstange, ivelcher die beiderseitigen Dach-
sparren mit einander verbindet u. sie stützt,
damit sie nicht durchbiegen können; gode
hänbalken in 't hiis maken 't dak stefig ; —
de balkhase (Katze) spriugd in de haue-
l)alken herum. — Nd. hauebalken ; mnd.
hanenbalke (auch hanebande, hanebende u.
haneuboom) ; nid. hanebalk ; mnld. haen-
balck; dän. hanebjelke; nfries. honcbulk.
Die mnd. u. mnld. Formen sprechen wohl
eher für die allgemein angeiiommene An-
sicht, daxs dieses Wort mit Hahn (gallus)
zusammengesetzt ist (weil die Hähne u.
Hiih)ier sich des Abends darauf setzen),
a Is dafü r (cf. H a li nebalkc n im G r i m m'-
schen Wb., iconach auch die Form Hain-
balken vorkömmt), dass dieses Hahn
wie in Ha h n bliche. Ha h n b ü 1 1 e (bz.
Hainbuche) aus hagen contrahirt tvurde
lt. ursjjr. Busch holz od. kurzes Holz
bedeutete, im Gegensatz zu den langen Daclt,-
sparren, icozu nur gerade u. schon ziemlich
herangewachsene Bäume verwandt werden
können ii. loonach allerdings so)isl die An-
nahme, dass Ha hncbal k e n ursjjr. soviel
V)ic hagene-balken (Buschholz -Balken od.
Buschliolz-Stange) bedeutet habe, sehr viel
für sich hat. Vergl. dicscrhidb auch hage-
büken in der Bedtg. : verkrüppelt, klein,
schwach, halbwüchsig etc. Nach dem schwed.
höns-wagn (Hahnebalken) u. engl, cockloft
(dasselbe) scheint es indessen zweifellos,
dass dieses wohl urspr. nd., fries. Wort mit
hän (gallus) zusammengesetzt ist.
liaiie-bolten, hauboiton, hainbolten, dir
essbaroi Kalben (bolteu) des an den Seiten
5 (7er Teiche wachsenden Schilfs od. hau (s.
2 hän). — Hdlp., frics. hacmbollen.
haiu'-löt, lianfüt, hanepöt, haiipöt, Hali-
nenfuss ; a) der Fuss des Hahns; — bj
Ackerspörgel ; — c) Baiiunkel, besonders
10 der Gifthahnenfuss, auch düfelsbit genannt ;
— d) der hah)ienfussförmige Fisenbeschlug
auf einer Schuppe, wodurch das Blatt der-
selben an dem Stiel befestigt ivird; — e)
(fig.) ein sich .spreizender, eitler, stolzer
15 j\Iensch; 't is 'n regten liäupot l'an 'n kerel.
liaiie-kam, haiienkani, häiikain, Hahnen-
kamm; a) Kamm des Hahns; — b) Xaiiir
mehrerer Pflanzen , wie z. B. von rhinan-
thus erista galli, od. Läusekraut, des Sumpf-
20 läusekrauts (pedicnlaris pal.), welches Letz-
tere liier auch hanekop heissf.
liaii^". hank, Hang, Neigung etc.; hang
to 't supen ; s. hangen.
liangel-böue, Dimin. bangelbontje, ein
25 kleiner Boden od. hölzerner Verschlag (s.
bön), der tinter den Hauptbalken ange-
bracht u. an diesen mittelst der Seitenwände
befestigt ist, sodass er a)i den Balken hängt;
du must mi de trap-ledder llfen bi 't hangel-
30 böntje setten, ik wul d'r wat appi'ls upbren-
gen. — Mnd. (Seh. u. L.) liangelbone.
haugel-boi'd, ein an dem Boden hängen-
des Bord.
bangel-pereii, eine grosse längliche Birne
35 mit langem Stiel.
hangel-schap, ein hängender Schrank.
hangel-slöt, ein Vorhängeschloss.
liangen (hung, hangen), hange)i, hängen;
hang 't up de spiker, od. an de balke; —
40 he hung de mantel an de spiker; — de
mantel hangd au de spiker ; — he bangd
au de galge ; — de sterens hangen an de f
hemrael ; — dat hangd in de lücht ; — dat
hangd in d' wind to drögon ; — he hangd
45 tüskeu beiden (er hängt zwischen Beiden
in, (fig.) er sclnoankt zwischen Beiden); —
dat kled hangd bit up de grund ; — dat
hangd in de höchte; — dat hang hendäl;
— he is ferördeld um to hangen ; — de
50 böm hangd t'ul appels; — he is hangen
(gehangen od. erhenkt); — he mut hangen,
dat he swart word ; — de böm (de mür,
dat hüs etc.) hangd na 't westen ; — de ap-
pels hangen an 'nander (sind gegenseitig mit
55 einander verbunden, od. auch: hängen diclit
zusam)n6n) ; — all' wat smerig is. hangd (klebt)
an ; — de klci hangd en an de toten ; —
dat hangd d'r an fast; — all' wat hangd,
Sit fast ; — hang' (od. liäk') di mau in ; —
60 he hangd (stützt sich, lehnt sich) up mi ; —
HANGEN äs HANK
dat hangd an bSu uu balken fast; — he Ziveifelhaft ist die Ableitung von rank
Langd mit lif un sei an sin frö un kinder; (schivanken etc.) wohl jedeitfalls , zumal
— de beiden hangen an 'uander as klad- wenn man sich vergef/enunirligt, dass hahan
den ; — he hed sük an de klatte fan hOr in der Bedt(j. : aufhünr/en, hängen machen
hangen; — he hangd (verlangt) na de bn'id, 5 etc. zuerst stets ein Greifen u. Fassen
bz. na hüs; — he liangd d'r na, dat he dat etc., sodann ein Heben od. in die Höhe
in besitkrigt; — dat geid tüsken hangen machen u. drittens ein Befestigen od.
un würgen; — de kop od. oren hangen la- Festmachen an Etwas voraussetzt u. die
ten (traurig sein); — de iTp hangen laten Bedtg.: baumeln, bz. hin u. Jier bewe-
(maulen) ; — he hangd de oren od. de kop 10 gen, schioanlcen etc. jedenfalls nur eine
(er neigt den Kopf, [flg.] er ist niedergc- nebensäcldiclie n. in der Regel gar nicht in
schlagen); — he lett de togels hangen (er Hängen liegende ist. Hass man ülji'igens
lässt die Zügel hängen, od. niederhangen, bei hahan (hängen, aufhängen etc.), bz.
baumeln, schlaff hängen etc. , bz. lässt den hangjan (hängen, henken etc.) auch anneh-
Pferden freien Lauf); — Sprichio.: de 't 15 mcn kann, dass im Thema od. der y hah,
bred hed, lett 't bred hangen; — de 't han- hag, hang urspr. Mos die Bedtg. des Bin-
gen wand (geivöhnt) is, kelld de hals uet dens, od. Festmachens (ivoran) lag,
mer ; — de d'r hangen schal , fersupt (er- ist wohl zweifellos u. ist es deshalb sehr gut
trinkt) net, od. de to 't hangen geboren is, denkbar, dass hahan od. hangan von der ]/
dürd drist in 't water springen. — cf. die 20 kak = skr. kac, kanc (binden, fest machen,
Compos. : an-, afer-, bc-, fer-, för-, in-, na-, Strick, um den Hcüs legen u. an einen Ha-
of-, to-, um-hangen. — Nd., nid. hangen ; ken, Baum od. Galgen befestigen) abstammt,
mnd. hangen u. (contrah.) hän ; mnld. hau- zumal da deren Bedtg. : splendere, lucere
ghen; afries. hüa «*. hangia, hingia ; wfries. auch darauf hinzuweisen scheint, dass sie
hingjen; nfries. hangen, hingen; satl. (Eh- 25 urspr. die Bedtg.: greifen, fassen, halten,
ren traut, fries. Archiv, II, ^OTjhongje; heben etc. hatte u. dass sich hieraus einer-
as. hahan (nur im Partie. Präter. bi-han- seits aus fassen (Haft machen, bz.hafteti,
gan, behangen, behängt); ags. hon, d. i. hän kleben etc., cf. haerere, adhaerere etc.) die Be-
aus hahan (suspendere, aufhängen, hängen dtg.: festhalten ti. festmachen, fes-
machen) u. hangjan (pendere, dependere) ; 30 sein, binden etc. u. andererseits (cf. ri-
engl. to hang (hängen) u. to hang (Jian- sen ^^ heben u. = aufgehen) auch die Bedtg. :
gen); an. hanga (hangen) u. hengja (hän- sich heben, aufgehen, scheinen, leuchten etc.
gen, aufhängen) ; norw. hanga u. hengja entwickelt hat.
(dasselbe); schived. haenga (hangen) u. haiigerig, hängerig, d. h. sich an u. auf
haenga (hängen); dän. haenge (dasselbe); 35 Etwas hängend, lehnend u. stützend; he is
goth. hahan (suspendere) u. hahan (pendere); fan dage so hangerig un lei (faul), as of he
ahd. hähau (hängen); mhd. hälien (Irans. to swak is, um sük sülfst to holden.
hängen; intrans. hangen); ahd. hangen, liangig, häng ig. Nur in ofhangig (ab-
mhd. hangen (pendere), ahd. hangan, hen- hängig) u. zwar in denselben Bedtgn. wie
gan, hengen, henkan, beuchen (suspendere), 40 im Neuhochdeutschen.
mhd. henken, heuchen (hängen, henken, auf- hang-iser, hang-isder, Hängeeisen zum
hängen) u. hangen (hängen lassen). cf. Anhaken an die Herdkette od. den hälböm,
Fick, III, 58 u. Grassmann wegen um die Pfannkuchenpfanne darauf zu stel-
der y Qank (schwanken, sich hin u. her be- len ; — fig. ein sich an Jemand anklammen-
. wegen, bz. hin u. her bewegt werden, zwei- 45 der u. anhängender Mensch, z.B. von Kin-
feln, sich bedenken etc.) = idg. (cf. Fick, dem, die sich den Müttern anhängen u.
I, 56) kak, wozu er auch griech. köcheüö nicht von ihnen lassen wollen, od. von Lie-
(heben, halten, stützen) stellt, während besleuten etc.
(Bopp (Gloss. comp., 380) auch goth. hug- liaiigsel, ein Etwas, ivas an, über od.
Jan (cf. bögen , hugen , gebogen etc.) davon 50 vor Etwas hängt. — Compos. anhangsei,
ableitet, sowie iveiter bei Pott (III, 139) behangsei (Behang - Ding) ; — umhangsei
die y kac, kanc (binden, aneinander fügen, (Umhang-Ding) ; — ferhaugsel (Tuch, wo-
schliessen, passen), die mit kac, kanc (cf. mit man Etwas verhängt); — förhangsel
Fick, I, 36 u. unter hagen) identisch ist. (Vorhang-Ding).
Desgl. auch bei Pott (III, 140 sub Nr. 55 banig (halmig, od. seinem Sein, Wesen,
003) tvegen seiner Bemerkung zu goth. ha- Naturell etc. nach wie ein Hahn), geil, üp-
han, dass Fick mit seinen Wurzeln kak pig, prachtliebend, eitel, stolz etc.; he is mi
od. (dritte Aufl.) kak zum Uebermass frei- fölsto hanig fofZ. häntjerig) ungrötsk, as dat 'k
gebig ist u. die sinnl. Bedtg. des Hangens hum liden mag. — Nid. h.a.mg (wollüstig, geil),
der y 9ank auf reiner Vcrmuthung beruht. 60 hauk, s. hang.
J. ten Doornkaat Koolmaa. Wörterbuch. II. 3
HAN-KREIEN 34 HANS
hän-kreien, HahnTirähen ; frühe Morgen- <joth. aus, hans (ah Göttername u. in viele
seit, reo (hr Hahn anfangt zu krähen ;hc'\s um Mannesnamen übergegangenes Wort), nebst
't hüukroien upstfiu im na de arbeiil gäii. hans (J ohannes u. namentlich auch als
haiini^. >. händig. Käme des so se/ir geehrten Apostels u. Hei-
häii-i'uue, Kapann, od. verschnittener 5 Ugen Johannes) n. hans, bz. hanse (so-
Hahn (cf. rinie) ; ßg.: ein Impotenter u. eins od. Mitglied der Hansa) sich im
auch (früher) ein JIah)irei: vcrgl. bei Laufe der Zeiten überall mit einander ge-
Cad. ^[üUer: ,.siuh ! dar triing 'n häuriin mischt haben u. es sich darcms herschreibt,
mit niuggeu sjukea", «vis /« Bezug auf einen dass das Wort haus für sich selbst sowohl,
mit neun Kindern gesegneten, für einen 10 als auch in den vielen Compos. eine so
Impotenten u. llahnerci geltenden Ehemann weite u. allgemeine Verbreitung fand. —
gesagt wurde, sinken ist = liüken, engl, chicen. Besügiicli des Wortes hansa; mnd. hanse
hans, gekürzt u. contrahirt aus Johan- hcuse (societas, od. GesellscJiaft, Gilde, In-
nes u. in den Compos.: haus-ärs, haus- '^ung , Vereinigung , Verbindung etc. von
damp, haus-narr, gröt-hans, präl-lians, snial- 15 Kaufleuten u. Handwerkern sum gemein-
hans etc. oft in der Bedtg. honio gebraucht, schciftlichen Betriebe des Handels u. der
wie dies auch mit u)iserm aus Johann Gewerke, bz. Vereinigung, Liga, Bund etc.
conlrahirten Kamen „Jan" der Kall i-it, von Handelsstädten etc.) sei noch bemerkt,
der übrigens in allen sonstigen ihm zuge- dass dies mit ahd., goth. hansa, ags. hosü,
legten Eigenschaften himmelweit von dem 20 hös (vereinigte u. geschlossene Schaar [be-
deutschen „Hans" verschieden ist, wie dies sonders von Kriegern], Haufe, Menge etc.)
unter „Jan" erliellt. — Im mnld. bezeichnete identisch ist, dessen y haus, has, häs wohl
man mit hans auch einen Grossen od. An- die Bedtg. : ligarc etc. JuUle u. möglicher-
gesehenen, tcie z. B. KU. den Flur, liansen weise (cf. goth. hasi. von y bhaksh = zend.
mit niagnates, optimates übersetzt u. haus 25 baksh od. bakhsh) mit zend. kash , abactr.
(cf. Seh. u. L. , Gr imm^schcs Wb. etc.) kakhsh = skr. kacs od. kaksh (ligare etc.,
auc?i sonst vielerwegen diese Bedtg. hatte. cf. zend. kasha, Ufer, Band, Einfassung,
Bemerkt sei hiezu indessen, dass KU. sein Saum; kashua. Binde, Diadem; skr. käksa
mit: antocellens caeteros mortales fortuua et od. kakslia. Binde- od. Gurt-Gegend etc.,
opilins übersetztes hans yücht )nit dem aus 30 kaksia od. kakshya, Gürtel, Gurt etc.) auf
Johannes gekürzten Hans (J ohannes die bereits unter hagen (cf. Fick, I, 36)
wird hier, in Holland, sowie in andern erwähnte y kak = skr. kac, kanc (binden,
frics. Landen überall zu Jans, Jens [Ge- gürten etc.) zurückgeht. — H. Leo (s.pag.
schln. Janssen, Jenssen od. Jansen etc., cf. 586) stellt übrigens ags. hösu, goth. hansa
auch Stint Jaus =: Sanet Johan nes] 35 zur y kans od. kailis (ire, maudare, jubore),
contrahirt u. kömmt als Name ungemein die lautlich vollkommen stimmt, indessoi
häufig vor, tvährend dies mit Hans, soviel von Bopp mit destruere, ire ti. von Ben-
mir bekannt, gar nicht der Kall ist) iden- feg (cf. kains, od. ki\q, kas) mit to go ; to
tificirt, sondern annimmt, dass lians od. couimaud (v. r. to destroy) übersetzt wird
hau-e cds Magnat einen Mann aus dem 40 u. wobei man bei skr. kamsa od. kansa,
Geschlecht der Anscu od. Hansen (dem Göt- kaiisa (was Benfeg sub III mit bell me-
tergeschlecht derAscn) bezeichnete, ivie be- tal, bz. Glockenspeise, Legirung vo)i Zinn
kanntlich auch die goth. Adligen od. Gros- n. Kupfer etc., Bopp dagegen mit vas po-
sen sich für Abkommen der Asc)i hielten torium [cf. afries. hensa, Trinkbecher, bei
u. man sie deshcüb Anses od. Hanseu (von 45 Wiarda, ostfries. Gesch. I, 371] über-
ans [deus], ••*. unter 1 as) nannte. setzt) dann annehmen muss, dass sie aus
Anscheinend hat sich aber der Name der ursjir. Bedtg.: ire, se movere od. sich
Hans auch noch mit haus od. hanse (so- heioegen vor od. nach Etwas hin
eins, collega, bz. Einer, der der Hansa u. zu Einem etc. allerhand iveitere Be-
angehört, cf. bei KU.) gemischt n. da die 50 dtgn. entwickelte (cf. z. B. y ag u. pa,
Bürger der zur Hansa gehörenden Städte pi etc.), da die Bedtgn.: ire u. destruere
(Hansen od. Hanseaten) ganz zweifei- sich doch gegenseitig nicht decken u. auch
los oft etwas sehr selbstbeivusst u. tvichtig die von: raandarc, jubere weder zu diesen
(man denke sich nur einen richtigen cdten stimmt, noch auch alle diese für goth. hansa.
bareu-tagen Bremer) auftraten u. sich mehr 55 passen, da diesem wohl die Grdbegr. : v e r-
fühlten als Andere, so ist es auch möglich, dass einigen, binden, schli essen, vcr-
hans seine Bedtg.: Grosser, Grosshans, binden (aus: sich bewegen vor, kommen
od. eitler, wichtiger u. dünkclliaf- zu [Einem], sich Einem zugesellen u. an-
ter Mensch (cf. hansig) wenigstens zum schliessen, od. sich vereinigoi mit Einem
Theil auch hierher erhielt, bz. dass das 60 od. Etwas etc.) zu Grunde liegt. Aus be-
Hans-ars hans-damp
35
HAPEN HOPEN
10 e gen vor, kommen zu etc. ergiebt sich
auch die Bedly. : erreichen, erlangen, er-
greifen, nehmen, fassen, fesseln, binden,
halten, schützen etc., wozu stimmen: tat.
casa, cassis (Helm), cassis (Netz, Jägergarn),
cista (Kiste, Kasten) etc. etc., sowie auch
das deutsche Hose, cf. 2 liase.
liaus-ärs, hans-damp etc., s. unter hans.
hansig, gross u. ivichtig thnend, einge-
bildet, stolz, eitel etc. ; so 'n hansigen kerel
as dat is, dar is hei gin ütkamen mer mit ;
— de to hansig is, krigt ligt en up 't miil.
cf. unter hans. — Es giebt auch noch (cf.
(Br. Wb., 2. Nachtrag, pag. 100) ein nd.
hansig (verbunden, unterthan) od. hensich
= mnd. (Seh. ti. L.) hensich u. afries.
hensich, hanzoch, hamzoch, henzich, hinsich,
wobei V. Bichthofen (cf. afries. Wb.,
807 unter hensich) zioeifelhaft ist, ob es =
hangig (cf. hangig in ofhangig) ist, was
aber, da es auch mnd. vorkömmt, schiver-
lich mit hangen connex ist, sondern zwei-
fellos zu hansa (Bund etc., cf. unter hans)
gehört.
hanske, s. handske.
liänsken, Häuschen; hänskeu in de kel-
ler (Kind im Mutterleibe) ; — • hänsken twe-
derlei (Zwitter, Hermaphrodit), cf. Br.
Wb., II, 594.
lians-np od. hausman, Jacke u. Bein-
kleid in einem Stück, als Nachtkleid für
kleine Kinder gebraucht. — Im nd. Br.
Wb. (II, j)ag. 483) wird gesagt, dass
hans-up = gans-up sei, was mir indessen
fraglich ist, da auch im nid. hans-op in
dieser Bedtg. vorkömmt.
liänt, s. 2 hän.
lianteren, hanthieren; a) wandern, hin
u. her ziehen, umherziehen, hausiren etc.;
he hanterd (od. trekt, drift sük etc.) aferal
herum, of 't net wat to raken gift ; — he
hanterd aferal mit sin ko herum un is d'r
bold mit up en, hold mit up 't ander markt,
um to sen, of he hör net ferköpen , of fer-
büten kan ; — he hanterd mit sin waren bi
de bür herum; — b) handeln, manipnliren
etc.; he hanterd d'r mal in od. mit herum;
— c) behandeln, tractare ; he wet de saken
hei net ördendlik to hanteren od. to behan-
teren.
Wegen der Herkunft dieses Wortes aus
franz. hanter (oft besuchen) u. der Abstam-
mung dieses aus an. heimta (von heim od.
hiiima = afries. hema, heimen, wohnen)
vergl. Diez, II, 328.
häntje, Hähnchen; fig. ein eitler etc.
Mensch; s. unter hän.
häntje uii hentje , die Samenkapseln der
Pfingst- od. Bauern-Rose, so benannt, wegen
der rothen Kämme u. Spitzen, die selbige hüben.
liäiitje-lilöme od. häntjes, Hauhechel
(ononix spinosa) , atich haseblöme genannt.
liiin-träde, huiiträ', a) Hahnen-Tritt, Hah-
iien-Schritt ; — b) (jig.) ein .stolzer, eitler,
5 selbstbcwusstcr Schritt u. auch ein leiser
■vorsichtiger Schritt, wobei man die Fasse
hoch aufhebt, um nicht anzustossen; — c)
kleiner Schritt, der nicht viel fördert;
Sprichiv. : um nejär hel)beu de dagcn 'n
10 hänträ' wunnen; — d) das „Sehnenhüpfen",
ein bekannter Kehler im hintern Sprungge-
lenk des Pferdes; — e) das dicke rundliche
Ende des Eies, too sich unter der Schale
die kleine Höhlung befindet, die loir sonst
15 auch tredsel nennen.
bap, s. happ.
hape, liope, hup', liop', Hoffnung, Er-
ivartung etc.; he läfd in hap' od. up häp',
dat 't bold bilter word ; — dat geid up gode
20 häp' ; — d'r is gin häp' (Erwartung, Aus-
sicht etc.) up bäterschup ; — ik se gin häp'
(Erwartung u. Aussicht auf Besserwerden,
bz. Ausflucht, Hülfe, Bettung etc.) mer für
hum ; — de gin hap' (Erwartung, od. Ans-
25 sieht auf günstigere Gcstaltu)ig , bz. Glau-
ben u. Vertrauen an u. auf Etwas) mer
hed, de is ferlaren; — alle häp' is iit; —
du must dl gin hup' d'r up maken , dat du
fOl geld fan rai arten kanst ; — de häp' fer-
30 lett mi net, dat he torüg kumd ; — he stelld
sm häp' (seine Erwartung, od. sein Ver-
trauen etc.) up God; — God is min häp'
(Gott ist meine Erioartung ^ od. meine Zu-
flucht, mein Vertra uen etc. , bz. mein Halt
35 u. meine Stütze etc.). Sprichw. : bäter häp'
to, as häp' up. — Nid. hoop; mnld. hope;
mnd. hope u. hopene ; wfries. hoape, hoop ;
ags. hopa, to hopa; engl, hope; mhd. helfe,
hofe, hoff «. hofene, cf. hapen.
40 hape-dode, häpdode, eine Person, auf
deren Tod man hofft, um sie zu beerben,
od. von deren Tod man sich sonst einen
Vortheil verspricht. Sprichw. : häpdoden
läfen lank.
45 hapen, hopen (häpde, — heb' häpd), hof-
fen, erwarten, od. Hoffnung, Eh'wartung,
Zuversicht u. Vertrauen hegen u. haben,
zuversichtlich erwarten , rechnen u. ver-
trauen loorauf etc.; nu könen wt wer ha-
50 pen (od. ferwagten) , dat 't bäter word ; —
't gifd niks mer to hapen un to ferwagten;
— ik häp' dat 't gud geid; — he häpd up
'n goden fängst ; — ik häp' up od. to God,
dat 't all' god geid. — Nd. hapen ; mnd.
55 hapen, hopen ; nid. , mnld. hopen ; wfries.
hoapjcn, hoopjeu; ivang. höpje; ags. ho-
pian od. hopjan ; engl, hope ; schwed.
hoppas. Die fries., ags. Endung jen, jan
bezeugt es wohl, dass dieses Vbm. von hopa
60 (cf. hape) weitergebildet ist u. demnach die
3*
H.\PEN nOPEN
36
HAPPEN
Bedtg. „hopa machen"' hat. 3[ö(]Uch ist es
indesficn auch, liass sowoJil hop-jan als
hop-a beide rom Stamm liop sclbstständi(/
weiten/ebildet sind u. denuuuh liop-jaii nrspr.
die simtl. Bcdty.: Hebung, Erhebung,
A ufb c w e g u n g, A u/s teig e n etc. , od.
Bewegung in die Höhe machen u.
erzeugen etc. hatte, ivie es ja fast als
zweifellos angenommen werden muss, dass
der Stamm hop in dieser Bedtg. auch in
ags. hopp-jin (einen hopp od. hop [saltiitio
etc.] machen, hüpfen = schwed. hojjpa;
ahd. hupjau, hupfjan, mhd. hupfeu, liopfen,
hoppcn etc., cf. liüppen etc.), hop-ig (sj^rin-
gend, hüpfend etc., von Meereswellen , too-
von auch wohl franz. houpee, das sich Er-
heben u. Aufsteigen einer Welle) u. nhd.
Hopfen (cf. lioppe) etc. stecht u. das bayr.
(Sc hm., II, 159) aufhoffen, v er hof-
fen (auffahren, erschrecken, od. sich plötz-
lich erheben u. aufspringen etc., cf. schrik-
ken = springen etc.) auch vom plötzlichen
Aufheben des Kopfes (z. B. von einem
ruhig grasenden Hirsch, wenn er Etwas
hört u. dann den Kopf hebt u. voller Er-
wartung aus- n. um sich schaut) od. einem
Auffahren u. sich Erheben etc. ge-
braucht wird, wonach denn hoffen buchstäb-
lich nichts Anderes besagt, als dass ein Et-
was (Mensch, Thicr) sich erhebt od. auf-
springt, auff'ährt u. voller Erwartung um
sich schaut u. aussieht , woraus sich denn
von selbst die Bedtg.: Erxoartung für
hopa u. erwarten od. warten u. hof-
fen auf Etwas für hop-jan (bz. hoffen)
ergäbe. Vergl. übrigens auch höp (Reif,
Ring etc.) höp (Haufe) u. huft (Hüfte) etc.,
sowie weiter bei Fick (III, 62) hap (rece-
dere etc.) , icozu er ausser ags. liüp (reces-
sus, in fcn-hop, mör-hop, cf. bei M. Hei/ne
ags. Ii6p, geschützter Ort, Zufluchtsstätte,
Schlupfwinkel) auch an. happ (Glück, Er-
folg), ags. liäp (reich od. optus), engl, hap,
to liappen, happy u. ir. cobh (victoria) stellt
H. icobei man bei ags. liopa (Hoff'nung) auch
daran denken kann, dass dieses Wort
(sinnl.J urspr. die Bedtg.: geschützter, ein-
gefriedigter, sicherer Ort (cf. liof) hatte u.
dass demnach ags. hopa (Hoffnung) xirspr.
aus der Bedtg.: heimlicher u. siche-
rer Ort, od. Zuflucht etc. auch wieder
die Bedtg. : Z uf lacht, Rettung u. H ü Ife
(die doch auch in hape od. liop liegt) ent-
wickelte. Neben hof vergl. auch hOf, hiife
etc.
Wegen der Grdbdtg.: sich erheben, auf-
fahren (erschrecken, erstaunen) etc. der viel-
leicht für liapcn anzusetzenden y vergl. auch
schwed. liiipua (erstaunen, erstarren etc. vor
Schrecken u. Verwunderung) , hilpun (er-
staunt, betäubt, erstarrt, unheioeglich etc.
vom plötzlichen Schrecken etc.) etc. u. auch
u)iser 3 liop etc.
happi', Hcmmniss, Hindernisse Stockung
5 etc.; dar kumd 'n haper tüsken. Davon:
gehapor, Gestocke od. öfteres Stocken u.
Eestsilzcnbleiben etc.
liapercii, hapern, hapern, stecken bleiben,
a)istossen, stocken, festsitzen, nicht vorwärts
10 kommen, sclilecht gelten, gebreclien, fehlen
etc. ; he hed siu erste prek (Predigt) holden,
Sünder enmäl to hapern; — dat haperd (sitzt
fest etc., od. auch: fehlt) aferal im an alle
kanten ; — 't hapcrde hum an geld. Auclt
15 subst. : dat hapern ; wen 't euniäl in 't ha-
pern is, den hürd d'r wat to, um 't wör regt
in d' fard to krigen. — Nid., mnld. hape-
rcn (haesitare, haerere, titubare, perplexe
loqui); nd. (Br. Wb., Dähnert etc.) ha-
20 porn, liappern ; schwed. happla (stocken etc.) ;
dän. happe, hjappe (stocken, anstossen, stot-
tern). Es ist (cf. Grimm, Wb., unter ha-
pern) anscheinend mit ahd. haben, hapen
(haben, halten, festhalten, halten, Halt ma-
25 chen etc., cf. ht-bben) aus einer u. dersel-
ben y hervorgegangen od. möglicherweise
sogar eine Interativbildung davon aus der
Bedtg. : halten. Halt machen etc.
hapei'ig, hapei'g, mit Hemmnissen u. Un-
30 terbrechungen , stockerig, stotterig, stümper-
haft, gebrechlich etc.; dat gung man regt
haperg mit 't preken (predigen).
häpiiung, Hoff'nung.
happ od. liap, Schnapp, einmaliges Zu-
35 schnappen u. Zubeissen des geöffneten Mun-
des, bz. der hörbar auf einander beissen-
den u. klapsenden Zähne; daher auch:
Biss, Bissen, Mund-, Gabel-, Löffel-voll etc.;
happ ! de de hund, do was 't weg; — mit
40 en liapp was 't up ; — he dö d'r 'n liapp
üt de brügge (Butterbrod), de was nrt siegt; '
— gif mi dog 'n happ fan ; — he lied gin ,
happ brud (od. äten, sopp etc.) für 'n arm I
minsk afer. — Nd. (Br. Wb., Dähnert |
45 etc.) happ, happs; nid. hap. Es ist ein laut-
malendes Wort, dessen Stamm hap indessen
nicht neuerdings erfunden ist, sondern cds
identisch mit g riech, kap (in kapö, kaptö
etc., cf. happeu), lat. cap (in capio) n. mit
50 hap i)i hapern ». mnld. happen (cf. happen)
tvohl (üs besonders jj«sst7i(/ dazu verwandt
wurde.
happelu; /. q. haffeln, ah Frequentativ )
od. Iterativ von happen. |
55 happen, happen, schnappen, mit geöffne-
tem Munde wonach schnappen u. greifen,
beissen, essen, fressen, schlucken etc. ; de
hund happd d'r na; — happ du de kumm'
mit brej' man äfeu üt; — he happde dat
60 so gau up, dat man hast hei net sag war 't
HAPPERD 37 HAR-BUEL
blef; — he happde d'r 'n (lügtig stük fit; hur. Wenn man envägt, loas Alles unter
— happ' man weg, 't is doch für di be- Haar (cf. auch rüg = mhd. riich, nhd.
stimmd; — he happd 't all' weg, wat hum rauch it. rauh, wovon EauchwerJc —
försetd word; — happ' up, deu is 't d'r üt. Pelziverh) verstanden ivirä, so mnss man
— Wfries. (Jaiiix) happjen f/trtjj^^e«, im- 5 ivohl auf den Gedanken lommen, dass es
scn, [Jemanden] anfallen, zerfletschen, zer- urspr. als ein rauhes, scharf es, kratzen-
reissen); nfries. happe; nd. ,'^ nid. happeii des, stechendes , stachligtes, horsti-
(happen, schnappen, haschen etc.); mnld. ges, granniges (cf. auch garste etc. ii.
(KU.) happen (apprehendere, arripere, cor- grannig, bz. nhd. Granne von |/ ghars,
ripere, celeriter rapere, prendere, capere). 10 ghar, rauh sein, rauh machen, kratzen etc.)
cf. griech. kapö, käptö (happen, schnappen Ettvas aiifgefasst ist u. dass die wohl für
etc.), kaphis (das Verschlucken) etc., wobei urspr. hasa (cf. 1 bar aus bas od. basi u.
indessen zu bemerken, dass \ia.^ö, kapiö auch nhd. Beere aus goth. basi) stehende volle
die Bedtg.: hauchen, athmen, schnauben Form hava mit lit. k-ASSi (Haarflechte), sklav.,
etc. hat u. demnach direct mit der für lat. 15 serb. kosa (Haar), kslav. kosmü (dasselbe),
capio, capto etc., bz. goth. haban (cf. heb- Ut. kasii (graben, stechen etc.), kasaü (krat-
ben, heften etc.) etc. anzusetzenden y zen, krauen, striegeln, kämmen), lat carere
nichts zu schaffen hat, während mnld. für carere (Wolle kratzen) etc., soivie auch
liappen jedenfcüls zu der Bedtg. von capio weiter vielleicht mit mhd. bare, bar ii. bere,
stimmt. 20 her (asper, herb) etc. zur idg. j/ kas = skr.
happerd, a) der tceit geöffnete, schnap- kash od. kas (reiben, schaben, kratzen, rauh
pende, gierige, schluckende Mund; he ritt machen, stechen, jucken) gehört, od. loie
de happerd so wid apen, as of he 't all' to- lat. caesaries etc. (cf. Fick, I, 51) zu einer
mal uphappen un ferslüken wil; — b) ein Ablautform kis dieser ]/. cf. auch 1
happender, fresssüchtiger, gieriger Mensch 25 hase.
etc., bz. Einer der happig ist; du happerd, 2. häl' (in här-was, gäl-här etc.), Flechse,
wat bi-ükst du altid so happig un ropperg Sehne, Sehnen- od. Faser-Bündel etc. —
wäsen. Wie Flechse von Flachs entstand, bz.
happig, schnell schluckend u. schlingend, dazu gehört, so ist dieses här xoohl iden-
gef rassig, gierig, lüstern, begehrlich, hab- 30 tisch od. connex mit ahd. haru, haro ; inhd.
süchtig, greiflg etc.; he is altid so happig hare, bar; afries. her; an. hörv ; dän. hör
bi 't äten, as wen he 't wol all' upf raten (Flachs), cf. harl, harpltis etc.
wul'; — - happtg na 't äten, bz. na 't geld, 3. här, s. bor.
wicht etc.; — so 'n happigen (gierigen u. harbarg (Plur. harbargen) , Herberge,
unverschämten) kerel as he is, heb' 'k seiden 35 Wirthshaus, Aufnahme, Obdach, Unterkom-
sen. — Nid., nd. happig. men. Sprichio. : de de wärheid segd (od.
happigheid, Gefrässigkeit , Gierigkeit, auch blos: de wärheid) kan gen barbarg
Lüsternheit etc. ; sin happigheid kend gen finden ; — dat kind rukd na de harbarg ; —
grensen. — Nid. happigheid. kört underwägens un lauk in de harbarg,
happke, Häppchen. Dimin. von happ. 40 hed al mennig perd ferdürfen. — Nd. har-
1. här (Sing. u. Collect.; davon Plur. bärge ; 7nnd herberge; o/nes. herberge; «?fZ.
baren), Haar. Eedensart. u. Sprichio.: 't herberg; engl, harbour; ahd. heriberga, he-
schälde gen här, of 't was mis; — he schärd reberge, herberga, heriperga, berebirga; mhd.
stik gen här um de hele biidel; — he hed herberge, berbrige, herbrig, herbärge (castra,
här up de küsen ; — krüs här ! kriise sin ; 45 diversorium, hospitium). Davon : ital., span.
— he hed här läten! — rode här un elleru- albergo ; jjrov. albere, alberga; afranz. her-
holt wast seiden up 'n goden grund ; — he berc, herberge ; nfranz. auberge. Es ist
is bi de här afer de tun (Zaun, Hecke) Compos. von ahd. hari, heri (Heer, Schaar,
bald; — dat is mit de baren herbihäld; — Menge etc.) %i. pcrga, berga (loas birgt u.
se Sitten (od. liggen) 'nander altid in d' ha- 50 aufnimmt), ivie auch das mhd. berga schon
ren ; — d'r is g!n göd här an; — he lett die Bedtg.: Herberge od. Aufnahme-
hum^gen god här; — de gin här hed, hed Ort etc. hatte.
6k gin gefär; — he hed 'u här in de uakk', harbargen, herber gen ; a) beherbergen, in
dat hum torüg hold ; — he hed d'r 'n här sein Haus aufnehmen ; he wil dat folk net
in funden, um dat to don. — Nid. haar «. 55 barbargen ; — b) Obdach u. Unterkommen
früher auch hair; mnld. haer, hayr; nd. nehmen; ik wul' fan nacht bi jo barbargen,
haar; nind. här; afries. (v. Bichthofen, liär-bül, Haarbeutel; he dragt 'n bärbül;
Hettema) her, her; satl. u. nfries. her; — dat is net so warm as ^n bärbül; — flg.
wfries. hier; as. här; ags. haer; engl, hair; Bausch; he harr' güster afend 'n bärbül,
an. har; schioed. här; dän. haar; ahd., mhd. 60 od. sük 'n bärbül andrunken.
HARD EXRT
HARDEN
liard, hart (flect.: harder, harter, —
hardste), hart (diirus), nicht weich od. iiach-
giehig, widerstandsfähig, fest, stark, stroige
etc. ; luird as 'n sten ; — dat is liard liolt ;
— dat fles is so hard , dat man 't hast hol
ni't bittn kan ; — 'n liardi'u (Jiarler, dauer-
hafter, fester etc.) hörn od. planto etc. ; —
lie is hard un fast; — dat is hard un taj';
— dat gcid hard um hard, od. liard tilgen
hard; — hard water; — hard tan sin un
geni8d; — de wind weid so hard (stark, hef-
tig etc.), dat man d"r hast hei net tagen
upkamen kan; — 'n hardcn (.'Starker, stren-
ger, heftiger etc., od. andauernder u. an-
haltendir) fröst, od. winter; — he hed 'n
harden hüd ; — he hold sük hard (er gieht
nicht nach, ist nicht tceich u. nachgiebig,
bz. weichherzig , od. leicht zum Weinen u.
Klagen etc. geneigt); — hoM di hard, un wen
d'r ök 'n bön in de löp geid ; — he is so
hard mit sin kiuder; — he sett hum hard
tö; — hard (stark, angestrengt, schwer etc.)
arbeiden ; — dat kumd niT d'r so hard
(rasch, eilig etc., od. stark, sehr etc.) nicli
up an; — dat schal hard (schxoer etc.) hol-
den, od. spannen etc. ; — dat kumd hum
hard an ; — hard (schwer) hören ; — hard
(.stark, rasch, schnell, andauernd etc.) 16-
pen (cf. harddrafer, hardloper) ; — hard
(stark, laut etc.) ropen, od. sprilken, raren
etc.; — hard (dicht, unmittelbar etc.) an,
od. np ml; etc. — Nid. hard; mnd. hard,
harde; nid. hard; mnld. herd, hard; afries.
herd; tvfries. hird; as. hard; ags. heard
OiaH, fest, streng etc.); engl, hard; an.
hardr; schtved. hdrd; dän. haard; goth. har-
dus (hart, .strenge); ahd. hart u. harti, herti;
mhd. hart u. herte (hart, fest; festhaltend,
andauernd; ausdauernd, hartnäckig ; drü-
ckend, schwer, schmerzlich; fest zusammen-
haltend, dicht). Vergl. griech. kürta (stark,
sehr), kratüs, karteros, krateros (stark, ge-
tvaltig etc.), krätos, kärtos (Stärke etc.), wo-
mit es möglicherweise (cf. G. Curtius, 154)
zur y kar (machen, thun etc.) gehört. Wei-
ter vergl. auch skr. kar-kar-a 0>'nrt) etc. u.
goth. hallus (Fels) etc., welche Wörter auch
einer y kar angehören. Oder hatte hard
etwa ursjir. die Bedtg.: haltend, dauernd,
haltbar, dauerhaft, fest etc., wie ja harden
(cf. auch: ful-harden) die Bedtg. aushal-
ten, dauern, a u s d au er n etc. hat u.
die Stämme hard u. bald Cvon haldan, hal-
ten, cf. holden) formell .sehr gut derselben
y angehören können. Zu hard, hz. griech.
kärta, krätos, kärtos vergl. auch hars u.
rad, rat (flect.: radder, ratter, — radste etc.)
= ahd. brad, brat (ra.sch etc.) etc. Desgl.
vergl. auch nhd. harren =^ halten, tcar-
ten etc., d. h. bleibrn u. Halt machen (ivo),
wie auch ahd. harten (s. unier harden) die
Bedtg.: mauere hat «. harren auch mit
griech. kärtos, krätos, bz. mit unserm hars
wurzelhaft conne.v zu sein scheint u. mög-
5 licherweise sogar aus älterem harsen ent-
stand.
Zu hard in der Bedtg.: stark, sehr etc.
iciirde sich übrigens auch skr. ^ardba (stark,
kühn, gewaltig etc.) vergleichen lassen, des-
10 sen „dh" jedenfalls zu germ. „d" u. „t"
besser stimmt, als das griech. „t" in kärta etc.
Zum Schlüsse sei noch bemerkt, dassFick
(III, 67 seq.) liardu (hart) mit lat. crassus,
crätes zu skr. kart (spinnen, tcindcn), bz.
15 cart (knüpfen, heften, flechten) legt, indessen
dabei auch auf griech. kratüs etc. verweist.
hard-aditig, hardaftig, hartartig, härt-
lich etc.
liard - drafeii , Schnelltraben , (Pferde-)
20 Rennen, ]]'ettrennen etc. ; d'r schal hir bold
'n harddrafen ot'holden worden.
liard-drafer, Schnclltrabcr, Renner, Wett-
renner. — Nid. harddraver.
liard-drafere , Schnclltraherei , (Pferde
25 etc.-) Rennen, Wettrennen.
harde, Harte, Härte, Festigkeit, Strenge
etc. ; dat harde mut d'r i'itsnäden worden ;
— mit harde is d'r niks tät^en to maken;
— he kan de harde (Härte, Stärke, Festig-
30 keit, volle Kraft u. feste Gesundheit etc.)
uog hei net wer krfgen un blift altid nog
wat piperig un swak ; — he (de bom etc.)
hed de harde kragen.
harde-fos, ein harter, dichter, fester, kräf-
35 tiger Pfannkuchen von der ersten Milch
(bestmelk) einer Kuh, auch rugfos genannt.
hardelik, hardlik, hartlik, hardelk etc.,
härtlich, consistent, fest, kräftig, nicht weich-
lich, nicht schaal, nicht fade od. matt : hardelk
40 fles; — de fisk is regt hardelk un frisk; — dat
äten is (od. sniekd) regt hardelk (das Fsscn
ist [od. schmeckt] recht kräftig u. wohlschme-
ckend) ; — schelfisk is 'n hardelk äten.
harden, a) härten, hart machen od. wer-
4:5 den ete ; dat iser mut liardt worden ; — hr
hardt sük of od. is ofhardt; — b) aushal-
ten, dauern, ansdauern etc. ; he kan 't wol
harden (aushalten, ertragen, ausstehen etc.),
dat he 's winters düii geklcdt geid; — he
50 kan dar wol harden (od. düren, ütdüren, üt-
harden etc.) war he wand ; — he kan 't dar
in Norwägen güd harden, un wil d'r hei net
wer weg; — he kan 't net langer harden,
fan Wagens de grote kolde. cf. fer-, ful-,
55 ut-harden etc. — Nid. harden (härten; er-
tragen, erdulden, ausstehen, aushalten, lei-
den, ausharreti etc.); mnd. harden (l^art
sein od. werden) ti. lierden (Jiart u. fest
machen; erhärten; stärken, ermuntern, an-
GO treiben etc.; ausdaucrn, ertragen etc.) ; mnld.
HARD-FUCIITIG
39
HAREN
(KU.) herdden (durare etc.) ; afries. herda,
birda (erhärten, beweisen); xvfriefi. hirdden
(Jiärten; ausdaucrn etc.); satl. herdje; nfries.
(Oiitzen) liarden, bürden, birde (aushalten
etc.) ; as. bardon (ohdiirescere) u. herdjan
(roborare) ; ags. (II. L c o) beardan, byrdan
(in gebeardan etc., stärken etc.) u. beardjan
in a-lieardjan (hart sein u. loerden etc.) ;
an. bardna (hart iverden) u. berda (hart
viachot etc.); norw. bardna n. berda (das-
selbe); dän. haerda (härten etc.); ahd. bar-
ten, barton ; mhd. barten (liart sein od.
werden, durare, manere) u. bartan (d. i.
hartjan). bertan, berten ; mhd. herten (här-
ten, hart, stark u. fest machen, stürTicn etc.;
dauern, ausdauern, beharren, ausharren).
Davon (Diez, I, 30): ital. ardire (sich er-
Mihnen); x^rov. ardir, enardir ; franz. en-
hardir (liühn machen) etc.
hard-fucLtig (schicer feucht), nicht leicht
iveinend, nicht leiclit (zu Thränen) gerührt,
gefühllos, hart, fest u. standhaft von Sinn
u. Charakter, starrsinnig etc. ; du must di
hardfucbtig boldeu un nicb allid so ligt
schrefen, wen di wat sär deid ; — man word
mit leferla al fan sülfst wat bardfuchtiger,
wen man wat older word ; — de jung is
ferdomd hardfucbtig, un be fragt den düfel
d'r na, of man hum in goden fermänd, of
bum ütscheld un dorprügeld. — JSfld. hard-
vocbtig.
hard-faehtiglieid, Gefühllosigkeit etc. —
Nid. hardvocbtigbeid.
hai'd-heid, Hartheit, Härte.
hard-hörend, hardhörig , hart-, schwer-
hörend, harthörig etc.
Iiard-liörigheid, Harthörigkeit.
liardigheid ; i. q. bardheid.
hard-kop, Hart-, Starrkopf.
liard-lärig, hart-, .schwer lernend etc.
hard-lifig, hartleibig, verstopft etc.
Lard-lik, s. bardelik.
hai'd-löper, Schnellläufer, Benner, bz.
Einer der schnell u. eifrig läuft; d'r kumd
fan dage 'n bardlöper bi de strate ; — dat
perd is 'n bardlöper ; — be is sin läfend
gin bardlöper west un sal 't up 't older ök
wol net mer worden.
hard-nakk, ein hartnäckiger Mensch.
hard-nakkig, hartnäckig, unbeugsam etc.
liard-nakkigheid, Hartnäckigkeit etc.
liär-dok, Haartuch, Tucli od. Gewebe von
Haaren u. besonders von Schweinshaaren.
flare, s. Haro.
1. hären, haaren; a) Haare od. Wolle,
Fasern etc. abwerfen od. verlieren u. loech-
seln, kahl werden etc. ; dat perd härd ; —
de äsel härd of; — dat göd fangd an to
hären ; — b) Haare od. Wolle, Fasern etc.
entfernen, mittelst eines Kammes, Wlessers,
Striegels od. eines sonstigen entsprechenden
Gcräths, daher auch: kämmen, striegeln,
schaben, kahl machen, scJiinden, rupfen etc. ;
de botter is net göd härd od. kemd, d. h.
5 nicht gut vom Haar od. sonstigen Unrath
cds Flocken, Fasern etc. gereinigt, ivas mit-
telst eines Messers od. Kammes geschieht;
— dat perd mut bäter bärd (gekämmt u.
gestriegelt, bz. geputzt) worden ; — wen de
10 bilden üt de löikupe (Lohekufe der Loh-
gerber) kamen, den worden se bard (mit
dem Schab)nesser abgeschabt n. abgekratzt
u. kahl gemacht) ; — be is dügtlg bärd (ge-
Tupft, mitgenommen, geplündert etc.); — be
15 bed bum ntt so lauk härd (gerupft etc.). as
he nog 'n 8rtje harr' ; — be schal härd
(gerupft, mitgenommen, geplündert , od. ge-
schoren, kahl gemacht etc.) worden, dat he
de angst krigt.
20 2. hareii , schärfen , .scharf machen u.
zwar speciell die Sense, indem die Schneide
derselben auf dem här-stapcl mittelst des
bär-bamers dünn u. scharf geschlagen loird;
de seise mut erst wer bärd worden, anders
2-3 snidt se nicb. — Nd., mnd., nid. baren ;
nfries., dithm. bare, haare ; satl. bare. Mit
mnld. här od. haer (Werkzeug zum Schär-
fen der Sense, hz. Schärfzeug , od. schär-
fendes Etioas) , bz. mit unser m här-haraer
30 etc., sowie Itcss. (Vilmar) här (Schneide
der Sense), nd. (Dähnert) här in här-
egge (die scharfe Schneide, od. egge) viel-
leicht derselben ]/ ^ar (dirumpere, laedere
etc.) entsprossen, tvozu (cf. Grimm, Wb.,
35 IV, 27 u. H. Leo, pag. 124) goth. hairus,
as. heru, beoru, an. hiörr, ocl. hjörr (i^nsis) ;
griech. kelrö (scheeren etc), kerma (Schnitt)
etc., skr. garu (Waffe) etc. gehört. Möglich
ist es indessen, auch, dass der Stamm bar
40 od. här, Thema hari? (schneidend, scharf
etc.) auf die y kar, schneiden, theilen, .spal-
ten, verletzen etc. (cf. send. u. skr. kar u.
die wohl davon erweiterte Form kart =
zend. karet, schneiden etc.) zurückgeht, wo-
45 bei weiter noch Fick (1 , 4.5) zu verglei-
chen ist, wonach .skr. kar u. Qar auch aus
idg. skar (cf. schäre, schären etc.) entstan-
den sein kann. Vergleicht man indessen
die y aq od. idg. (Fick) ak von egge u.
50 lat. acus etc., .so kann man auch anneh-
men, dass diese zu 9a od. idg. ka (cf. Fi c k,
I, 54 y ka, schärfen, wetzen) umgesetzt ist
u. davon wieder gar od. kar, bz. zend. kar
(cf. zend. aku, Spitze etc. u. Weiteres un-
55 ter egge) weitergebildet wurde.
3. liaren (rauhen, rauh werden od. auf-
springen etc. ?). Wenn im Winter die Haut
der Lippen, Hände etc. nass u. feucht sind
u. in diesem Zustande dem kalten Winde
60 od. Froste ausgesetzt sind u. in Folge dessen
HAREN 40 HARIG
rasch trocTcnet u. spröde wird, so sprinfft hearfest; ah. haust; ?(or?p. haust ; (7rtM. höst;
bekanntlich die Haut leicht auf, wodurch ahd. herbist, herpist; ?«/ff/. herbest. Es ge-
sie einerseits ratih u. rissig de. u. anderer- hört tcoJil mit lat. carpere u. griech. kar-
seits wund u. sehr empfindlich u. schmerz- pös, karpizein etc. zu der ]/ karp (schnei-
haft wird, welchen Zustand wir mit fer-, to- 5 den, sclwercn) , sodass es die Schneide-
od. ter-haren (de hiid is, o(/. de lippen, hande Zeit (des Getreides, Weins etc.), od. die
etc. sunt nii gans fer-, od. to-, tcr-härd) be- Abnehme- u. Brechseit (der Frucht
zeichnen u. wonach man denn fer-, to-haren etc.) bezeichnet, wobei dann anzunehmen ist,
etc. mit V e r- od. zer-rauhen , od. auch dass die aus kar, bz. skar (schneiden etc.,
mit: z e r-spr i n gen, zer-bersten etc. 10 cf. unter 2 baren) erweiterte y karp aus
übersetzen kann. Vergleicht man indessen schneiden die Bedtg. : trennen, s})al-
nhd. lech, lecken u. lechzen (Wei- ten, brechen, abnehmen , pflück en
gand), bz. dass lech (rissig od. anfge- etc. entwickelt hat. Möglicherweise hat in-
borsten, zersprungen, cf. lek etc.) rcohl urspr. dessen herhist etc. direct mit lat. carpere
die Bedtg.: ausgedörrt etc. (durch die 15 etc. nichts zu thun , da die Form anschei-
Sonne od. einen trocknen Wind) hatte, so nend ein verlorenes Vbm. : harben od. har-
ist es icohl zweifellos, dass dieses haron mit bön, ags. liearfan etc. voraussetzt u. zwar
dem mnld. (KU.) haere (urens frigore ven- in der Bedtg.: schneiden, schecren, kahl
tus, nelida aura summam cutem urens aspe- machen etc., toie ja auch herhht die Bedtg.:
ritate quadam), haorcn (frigore aut calore 20 kahl u. leer gemacht haben kann u. dann
niniio torrere vel urere , urentem auram die Jahreszeit bezeichnen würde, tvo die
spirare) derselben y angehört u. ursjrr. die Felder, Bäume etc. kahl u. leer gemacht sind.
Bedtg. : dörre n, troc k n e n, a u sdör ren, harfst-aoliti^ , liarfst-aftig , herbstartig,
austrocknen etc. hatte, tcie ja das von herbstlich, rauh etc.
KU. (unter pag. 211) angeführte: ,,heft idt 25 harfst-dag, Herbsttag; de harfstdagen
so seer alle dage gehaert'" wörtlich mit „hat sunt d'r wer; — Herbstzeit, Herbst; bi
dies so sehr alle Tage gedorrt, od. g e- harfstdag (bei Herbstzeit); — de harfstdag
trocknet" übersetzt tcerden muss. Die- (der Herbst, das Alter, bz. die Zeit, wo man
semnach ist es aber auch wohl sicher, dass hinfällig u. alt wird) kumd al bi hum.
dieses hären weder tnit 1 hären (von Haar 30 harfsteu, herbsten, Herbst werden etc.;
entblössen, bz. schinden, od. tvund machen) 'i fangd au to harfsten.
od. här (als Rauhes), noch mit 2 hären harfst-iiiänd, Herbstmonat,
(womit Dr. Lübben [cf. mnd. Wb. , II, havfst-tlü, Herbstzeit.
207] es identißcirt) verwandt ist, sondern här-god od. här-tug, Schärf zeug zum
zur y kar, kar (brennen etc., cf. Fick, I, 35 Schärfen der Sensen, bestehend aus dem
44) gehört. Vergl. übrigens auch griech. härstapel od. härspit (kleiner Amboss, der in
skellö, skeleö (dörren etc.), tvas möglicher- die Erde festgesteckt loird) u. dem:
weise mit skr. kshära (brennend etc.) etc. här-hamer, Schärfhammer, Hammer, der
zu einer idg. y ska (cf. Fick, I, 241) ge- zum Schärfen (cf. 2 hareu) gebraucht tvird.
hört, wovon eben skar u. lat. cal (von ca- 40 1. liarig, haarig, mit Haaren, Borsten
lere) etc. auch %oieder weiter gebildet sein od. feinen Stacheln besetzt, od. behaftet,
können, xvie hicvou wieder das für skr. borstig, rauh, kratzig etc. (auch ßg.): he is
chard, chardati (anzünden, glänzen), griech. fan daije ferdömd harig uu bitsk.
skard-amussö (blinzeln), an. skarta (glän- 2. liarig ; /. cp heiig, d. i. dunstig, mit
zen), skart (Glanz, Pracht) etc. anzusetzende 45 trocknem od. Iteissem Dunst od. Bauch u.
Tliema skard. Nebel erfüllt; de lücht (Luft) is fan dage
4. hären, haaren, von Haar, hären; 'n so harlg un het, dat man in de ferte hast
hären ki-tte od. gördel, tämse etc. hei niks regt düdelk sen kan un 't net is,
liären. s. ferhären u. heren. as of de bomon un luisen etc. in de lücht
harfst u. (selten) liarst , Herbst , Jahres- 50 drifen of hangen. — Nid. harig ; schwed.
zeit der lieifc n. Ernte. Fig. Alter: de (cf. Bobrik, naut. Wb., .331) härig; dän.
harfst is 'n lefen gast, den de brengd uus haariig. Connex mit 3 hären, bz. dem da-
Gods segen; — de in d' harfst niks updeid, selbst erwähnten mnld. haeren , tvoher sich
mut 's winters up de fingers klüfen; — wen auch das Wort Haar rauch wohl her-
de harfst erst bi 'n rainsk kumd, den is de 55 schreibt, zumal dieses Wort aus fries., ncl.
beste ar' fan 't liifenJ d'r of. — i\"*/. harfst, od. nid. Gegenden stammt. Da nun här od.
harvst; mnd. hervst, hervest ; nid., mnld. hare im nd., bz. mnd. (cf. Seh. u. L., II,
herfst; africs. hcrfst ; nfries. harvst; wfries. 207) (dter auch die Bedtg. „Höhe" hat (die-
hearst; sali, herst; ags. hearfest, od. (IT. ses Wort könnte tcohl, sofern es nicht 7nit
Leo) haerfest, härfest, horfest, herfest; engl. 60 afries. har, her [s. u.J etc. zusammenhängt,
HAR-JASSES 41 HARKEN
mit einem zu 2 hären gehörenden hare in auf den Watten c/efangen ivird u. demnach
der Bedtg. : Schärfe, Schneide, Kamm, Grat, auch loohl von Urzeiten her u. lange vor
Bergspitze etc. identisch sein, zumal ivenn J-'Jntstehiing der Seescliifffahrt schon ein
man vergleicht, dass egge ausser Kante, Hauptnahrungsmittel unserer Küslenhewoh-
Ecke [cf. auch hörn u. hörn] auch die 5 ner bildete, so ist es viel wahrscheinlicher,
Bedtg.: Schneide , Schioert etc., sowie dass häring ein ur-nd. fries. Wort ist u.
die von: G ehir gshamm, B er g spitz e mittelst der Endsglbe ing (cf. h\g, was auch
etc. hatte), so ist es leicht möglich, dass mit ung in Waldung, Holzung etc. identisch
Haar rauch in neuerer Zeit, tvo im nd. u. ivomit auch meklenburgisch mntting [Mut-
die Bedtg.: heisser trockner Dunst 10 ter] zusammengesetzt ist) von har, haer, her
des alten Woi'tes hare od. mnld. haer ver- od. her, her (Heer, Menge, Schaar etc.)
loren gegangen ivar u. man es in Nieder- abgeleitet wurde, sodass haring, hering
Sachsen ivirklich in der Bedtg.: Höhen- urspr. als Collect, für diese in grossen
rauch gebrauchte, im nhd. auch mit Höhe- Mengen od. Schaar en an den Küsten er-
rauch übersetzt tvurde. kläglich ist es \o scheinenden Fische von Hause aus ein Et-
indessen auch, dass die Wörter Haar- ivas bezeichnete, was ein Heer od. Heer-
rauch u. Heerratich beide mit hur, her ähnliches Etwas ist, bz. in Schaar en
od. her (hehr, hoch etc., cf. afries. har, her, zieht u. kömmt. cf. dieserhalb auch H.
hoch etc. unter her od. herr), od. einem da- Leo, Spalte 123, Zeile 23.
von gebildeten Subst. hare, here (Höhe) zu- 20 harke, hark', Harke, Rechen. Sprichw. :
sammengesetzt sind, während das nhd. Höhe- ik wil di wlsen , wat 'n hark' is. — Nd.,
rauch (sofern es nicht blosse Uebersetzung mnd. harke; nid. hark; mnld. harcke, hercke.
des nd., fries. här-rok, herrok ist) auch aus Davon wohl franz. herque (räteau de fer).
älterm mdartl. heige- od. hege-rauch ver- M. Heyne denkt an einen Zusammenhang
derht sein könnte, tvas bekanntlich mit ahd. 25 mit engl, harrow (Egge) , to harrow (eggen;
hei, gehei, geheige (uredo, cauma etc., cf. 6 verheeren, verwüsten, verwirren, üherwälti-
hei ti. dazu mnld. haere [urens frigore ven- gen, einf edlen, unterjochen) , bz. dän. harv
tus etc.] unter 3 hären) zusammenhängt, (Egge), harve (eggen), nfries. (Outzen)
wie ja auch ivirklich das Wort hairauch härwe, (Schütze) harv (Egge), was nach
statt Höherauch od. Höhrauch vor- 30 dem engl, to harrow höchst wahrscheinlich
kommt. Da nun aber neben Haar rauch aus dem ahd. harjon, herjön etc., ags. her-
auch noch die Form Heer rauch in der- jan, hergjan (mit Heeresmacht ziehen, über-
seihen Bedtg. vorkömmt, so ist ivohl anzu- ziehot ; verheeren, plündern etc. , vastare,
nehmen, dass auch dessen erste Sylbe Heer spoliare, praedas agere) hervorging u. wobei
aus mnld. od. mnd. haer od. fries. heer ent- 35 demnach anzunehmen loäre, dass entioeder
stand, zumal auch nhd. Haar im mnld. aus der Bedtg.: (ein Etwas) überziehen
haer, hayr «. im fries. her, heer, hier lautet. od. ziehen über (Etioas hin) die von
har-jasses, s. her-jasses. Egge (als Ding, tvomit man das Feld über-
häring, härink, iiärenk, hänik, hernk zieht) hervorging, od. dass aus verhee-
(Plur. hä.rings,hkrn]is etc.), Hering. Sprichto.: 40 re^i, verwüsten (wenn in alter Zeit ein
he bradt sin häriugs gern hi 'n andermans Heer ein Land überzog u. verwüstete, bz.
für; — sin liäring bradt dar n§t. — Nd. eine Stadt od. ein Dorf überzog u. ver-
hering; mnd. heriuk, harink; nid. haring; brannte, so wurde die Gegend, od. Stätte
mnd. harinck, heriuck; afries. hereng; ags. mit Salz überstreut u. damit eingeeggt od.
haering, hering; engl, lierring; isl. haeringr; 45 auch iimgepflügt, um sie unfruchtbar u. un-
ahd. harinc; mhd. herinc, härinch. Davon: bewohnbar zu machen) etc. die von eggen
ital. aringa; sj)an. arenque; prov. arenc ; (od. zerreissen etc. mit der Egge) hervor-
f r anz. hureng; ival. hering. Die gewöhn- ging. Was nun aber ha.rke, bz. mnld. hercke
liehe Annahme ist, dass dieses WoH aus speciell betrifft, so ist dieses mit (Diez)
lat. hälec, älec, hälex (eiii Salzfisch, od. eine 50 franz. herse, afrcmz. herce , mlat. hercia
Salzlake) entlehnt wurde, od. entstanden ist. (Egge) wohl zweifellos identisch, wovon auch
Da indessen der mit dem collect. Namen ha- franz. herser, rect. hercer (eggen) u. afranz.
ring, haering, hering etc. benannte Fisch den (Dimin.) herceler, nfranz. harceler (einen
Küstenbewohnern der Nordsee jedenfalls viel bis zur Peinigung reizen) nach Diez wei-
früher bekannt war, als sie mit den Römern 55 tergebildet sind. — Afranz. herce betr. , so
in Berührung kamen u. er grade zu den soll dies aus lat. hirpex hervorgegangen
am häufigsten u. in grossen Mengen an sein, was ich dahin gestellt sein lasse.
unsern Kmten vorkommenden Fischen ge- hfirke, härtje, Härchen; dat Bchald gm
hört, bz. besonders im Frühjahr stets harke.
massenhaft in den aggen genannten Reusen 60 harken, harken, rechen, ziehen, bz. mit
HARKEN HAHKJEN 42 HARM
der Harke durch- od. über ziehen, hz. ebnen, das aus dem Flachs gerupfte od. g c-
od. zusamiueiiziehen etc.; hö harkd dat all' zupfte Etwas sein tvürde. Dass wahr-
bi 'naniler; — du niust dat bcdde örst har- scheiid. auch )ihd. Luft = goth. luftus (cf.
keil Uli de kliiten göd fin niaken ; — he 1 \\\c\i{) aus Xwiei entstand u. zu einem Vbm.
harkd de tun nt; — he haikd de bladen in 5 lufan, greifen, fassen, rauben, entfernen,
en hüi) tosanieii. nehmen, frei machen, Eaum machen (ist
linrkon, hiwkj^n (obs.). horchen, lausclien, Luft = freier Raum, cf. die Eedens-
horen , gehorchen etc. — Africs. harkia, tirt: mache mir Luft) etc. gehört, ist loohl
harkj.i , horkia, herkja; ufries. harckjen, zweifellos u. Weiteres darüber unter 1 \ucht
lierckjen; nfrie.'^. harke; satl., wa )i g. hai-kje; 10 zu vergleichen.
ags. heorc-jan , hercnjan, hyrciiaii: engl. Hai'lo, Marl, Hai'i'el, die Harle, ein klei-
hearcen; nd., mnd. borken; mnhl. barcken, ner Flass, loovon das llarlingcrland od. (cf.
horcken ; ahd. hürechan, hürcchcn ; md. hur- T>r. Friedlaen d er, Ostfries. Urkundcnb.,
cheii. Zu huren, bz. ahd. hürjan etc. u. png. 15, Kr. 23 vom 22. März 1237) terra
z^rar con einem Stamm heorc , hyrc, bz. 15 Herlingia seinen Namen hat. Derselbe
hcöri^;, h.vric, heörech, der mit ags. hyrig, strömte früher (cf. Arcnds, Erdbeschr.
ufries. heroch, herech, herec etc , mhd. hoe- von Ostfries- u. Harlingerland., pag. 488
rec, nhd. hörig tirspr. identisch war, so- seq.) ^oahrscheinl. (aus dem Brokzeteler-Meer
ihis.t ahd. hürech-an tvörtl. soiu'el heisst cds kommend) durch einen bis Wittmund rei-
hörig sein, bz. hören. 20 chenden Meerbusen (gleichfalls Harle ge-
harker. Einer der harkt, od. rechent. nannt), zwischen den Inseln Spiekerooge u.
li;ii'-kh'n, haarklein; ik kan d! dat net Wangcrooge hindurch ins Meer, ivie ja auch
all' so härklen fertellen. noch jetzt der zwischen diesen Inseln hin-
hilr-klöfe, Haar- Scheitel, Stelle, loo das durchßiessende Strom den Namen Harle od.
Haar gescheitelt wird. 25 Harrel trägt. Der Flussname selbst kömmt,
\uiv-klofer, n) Haarschneider ; — h)Haar- soviel ich tvei.'^s, in alten Urkunden nicht
Spalter: fig. Wortklauber; he is so 'n reg- vor u. da nun die Wangerooger (cf. Eh-
ten harkiut'cr. rentraut, I, 370 u. JI, (>!)) denselben
liarl, haiTCl, Faser, Flachsfaser, einzelne Heddel nennen, so ist es fraglich, ob der
Faser von Flachs; de harlen od. liarrels 30 Name Harle od. Harro], Harl , bz. Herle,
tan "t flas. — Nd. harl; mnd. (Seh. u. L.) Herrel , Herl aus Haddd , Heddel entstand,
harl, harle, herle, harrel (ein Haar von od. timgekehrt das wang. Heddel aus älterm
Flachs od. Hanf, ein einfacher Fesen); Herrel. Zu der Wahrscheinlichkeit od. Mög-
engl. harl (Flachs-, od. Hanffaden, die fa- lichkeit der Entstehung von Harl, Herl, bz.
serige Substanz). Obschon ttuin bei diesem 35 Harrel etc. aus Haddel etc. vergl. unser
Wort wohl an eine Identität mit nhd. harre, harr' aus hadde (hatte = nid. had),
Härle, Härlein (Härchen) denken könnte, scharre, scharr' aus %chü.([A.Q (Schatten) etc.,
so hat es damit doch nichts gemein, sondern bz. die Contract. von weder, wedder (wie-
es ist vielmehr aus ahd. harlufa, harlifa, der u. Wetter) zu wer, — snder zu sür
harlefa, bz. harluf, harliiph (licium, fiuiis) rrr- 40 etc , während bei der Entstehung von Hed-
stümmelt a demnach (,'o)ii})os. von har, bz. del aus Herle, Herl, od. Herrel angenommen
haru (Flachs, cf. 2 här) u. lufa, Inf, luph, tverden müsste, dass Herl zuerst zu Herdel
leas vielleicht mit mhd. lupfen (in die Höhe (cf. kerdel [Seh. u. L., I, 460] = kerl,
heben, od. ziehen, rupfen, reissen, lüpfen) karl u. andere Einsrhiebungen eines „d")
zusammenhängt u. wo denn lufa, luph die 15 u. dieses dann zu Heddel geworden sei, tvie
Bedtg.: Hebung, Hub, od. Zug etc. haben z. B. wang. seddeiije aus sernje, Z;.^. serrnje
könnte u. harlufa das aus dem Flachs (cf. unter liarnen) entstand.
gelupfte, od. gezogene n. gerupfte Harm, ml. Name, gekürzt aus Hermann.
Etwas uärc. Oder muss man für dieses Duron: tcbl. Dimin. od. Koseform Harmke
lufa etc. ei7i verlornes Vbm. lufan (reissen, 50 n. Gescldn. Harms, Harmens.
wegreissen, bz. rauben, ivegnchmcii etc. od. Iiariu , Harm, Leid, Schmerz, Verdruss,
raufen) = urspr. rufan (cf ruf, ruifen, ru- IJctrübniss, Kummer, Gram etc. ; fan liarra
fen etc. u. lat. rup, rump von rnptor u. un Icuninier umkamen. — Nd. barm; myid.
rumpo, — bz. skr. lopa, Ijoeh, liiss, Spalte barm, borm; afries. hcrm (Harm, Schmerz) ;
etc. u. md. luf. Loch, Itiss, Spalte, Abgrund, 55 nfries. hiirm (bekümmert, verdri esslich, trübe
Höhle) annehmen, wonach denn lata, soirohl gestimmt); mnld. , bz. fries. (KU.) herm,
die Bedtg.: Riss etc. cds auch die von: barm (tristis, lugens, dolens) ; (fs. barm (Leid
einmaliges Reissen u. Zupfen {cf. etc.) u. barm (leidig, schmerzlich, Kummer
ruf = Rupf od. Zupf etc.) haben könnte bringoid; schlimm), ^///.s. bearm (Kränkung,
u. demnach har-, od. baru-lufa auch, wieder CO Beleidigung, Schaden); engl, barm (Leid,
HÄRMEN
43
HARPE HARP
Nachtheü etc.) ; an. liarmr (Betrühniss, Kum-
mer etc.) ; norw., sclnved. härm (Harm, Gram
etc.) ; dän. hcarm (gram, unwillUj etc.), härme
(Harm, Gram etc.); alul. härm (coiitumelia,
calumuia, jurgium ; injuria). Ob es zn ]/ ^ram,
(sich anstrengen, abmühen, quälen etc.) gehört,
sodass die Grdhdtg.: Anstrengung, Mühe,
Qual etc. ist? Oder gehört es mit kslnv.
scramü (Scham, d. h. ursjn'. wohl: BotJi-
werden, Erröthen etc.) , lit. sarmata («lecle-
cus), slav. sramiti (sich schämen) zur y (•ä.r,
^ri, od. cri (glühen, glänzen, roth ivcrden,
erröthen) ?
härmen, härmen, Harm, Leid u. Gram
etc. machen u. thim, od. haben u. leiden ;
dat harmde hum ; — he harmd sük ; — in
Harm sein, betrübt u. traurig sein, Idagen
etc.; härmen uu karmen. — Nd. (Dähnert)
härmen ; mnld. hermen (Leid u. Schmerz etc.
[Jemandem] machen od. zufügen, nocere,
obesse) ; ags. hearmjan (Harm machen, pla-
gen etc.), engl, härm (beschädigen, verletzen,
Leid zufügen etc.) ; an. harma (betrüben
etc.); dän. härme (sich härmen); ahd. här-
men (in Leid sein, sielt härmen) u. harm-
jan, harman ; md. hermen, hermiu (beschim-
pfen, plagen, quälen, ve.viren). cf. (Diez,
II, 331), afranz. hargue (Verdriesslichleit),
hergue (verdriesslich) ; lothr. haregne (Ha-
der, Zwist) ; nfranz. hargueux (zänJcisch),
norm, harigueux (störrisch), afranz. hargner
(hadern, zanken); pic. hargner (höhnen,
verhöhnen), hergner (sich beklagen) etc. loe-
gen ihres theilweisen Zusammenhangs mit
härm.
här-miitse (Haar-Mütze), Perücke, Haar-
tour; fader, du hest din härmüts' nog net up.
liaruas, hariiask, Harnisch, I'anzerhemd.
— Afries. (haruask), harnasch ; lofrics. liar-
nasck; nZd harnas; mnd. harnasch, harnisrh,
harnsch, harns, hernesch ; isl. hardne^!kia ;
mhd. harnas, harnasch, harnesch, haraisch,
hernisch; engl, harness. Aus afranz. har-
nas, od. mit diesem u. (Diez, I, 33), ital.
aruese ; span., port., prov. arnes ; franz. har-
nois, harnais (Rüstung, Geschirr) von kymr.
haiarn; abret. hoiarn; ir. iaran (Eisen), wo-
bei es möglich ist, dass zuerst das engl, har-
ness aus kymr. haiarnaez (Eisengeräthe)
entstand u. hieraus in die andern Sprachen
überging. Das kymr. haiarn (für aiarn) etc.
ist wie an. iärn (Eisen) etc. desselben Ur-
sprungs wie unser her.
Häro, Häre, ml. Name. Davon Geschln.
Hären, Häringa, Harringa. cf. Dr. Fried-
laender, Ostfries. Urk. - Buch, pag. 19,
Nr. 26, vom Jahre 1255 die Geschln.: Ha-
ren, Harenga, soivie in Nr. 171 (vom Jahre
1400) den Namen Häro, ivovon Hero viel-
hicht eine Ablautform ist, icenn diesem
nicht zunächst das afries. her od. her 0iehr,
hoch etc., cf. her od. herr) zu Grunde liegt,
woneben indessen auch die afries. Form
har (hoch) vorkommt u. wo denn Haro loohl
5 von diesem har gebildet sein wird.
liai'pe, liarp, Harfe. — Wfries. harpe,
herpe; vld. harp; nd. harpe; mnd. harpe,
herpe; ags. hcarpe; engl, harp; an. harpa;
dän. harpe; ahd. harphä, liarfä, haraphä;
10 mhd. harphe, harpfe, lierpfe, liärpf; md.
harpe. Davon: ital. arpa; span., port.,
prov. harpe (Harfe); prov. arpar ; afranz.
harper ; ital. arpeggiare (Harfe spielen), wie
desgl. nach Diez (s. I, 33) auch neup.
15 arpa; span., prov. harpe (Kralle, Haken);
span., port., prov. arpar; nfranz. harper
(packen, anhaken, zerreissen) ; ital. arpicare,
inerpicare (klettern) ; franz. harpin (Haken),
se harpigner n. se harpailler (sich raufen);
20 ital. arpignone (grosser Haken), arpione
(TJiürangel) ; span. arpon; jjo?-<. arpao ;/jvi>(^.
harpon (Harpune), harpeau (Enterhaken)
etc., ivobei Diez annimmt, dass die haken-
ähnliche Gestalt der Harfe Veranlassung
25 zu der Bedtg.: Kralle, Haken gegeben hat.
Vergl. dagegen M.Heyne (Grimm, TI^.
IV, 474), welcher der Ansicht ist, cZass harpe
in der Bedtg.: Klaue, Haken sich blos
damit gemischt hat n. mit lat. liarpe (sichel-
30 förmiges od. krummes, hakenförmigesSchivert),
harpago (Haken, räuberischer Mensch) zu-
sammenhängt, wobei jedoch zu bemerken ist,
dass lat. harpe loohl entlehnt od. identisch
ist mit griech. arpe (Sichel) u. harpago, har-
35 pax mit griech. arpe (Eaubvogel) , arpäzo
(raube), arpäge (Haken) zusammenhängt,
welche letzteren Wörter (cf. Gurtius,pag.
264) mit lat. rapio, rumpo etc., bz. imserm
rofeu etc. zur ]/ rap, rup, rump etc. ge-
40 hfjren sollen, loährend arpe (Sichel) von
Curtius (s. daselbst) mit lat. sarpo u.
carpo, bz. unserm scharp (s. das. u. unter
schrabben, schräfe etc.) einer ]/ sarp od.
skarp zugelegt werden. Was nun aber spe-
45 ciell dasgerm. harpa (Harfe) betrifft (wo-
von denn auch lat. harpa [Harfe] entlehnt
sein muss), so leitet Fick (II, 269) dieses
mit lat. crabro, crepare; griech. skeraphos,
skcrbolos (schmähend, scheltend etc.) etc.;
50 kslav. skripati (strepere) u. ahd. hröpan (ru-
fen, cf. ropeu) etc. von einer ]/ skarp, skarb
(sonare) ab, ivobei man indessen in die sehr
grosse Versuchung kömmt (vergl. dieserhalb
lat. fragor u. frango, bz. an. braka, 2»'««-
55 .sein, krachen etc. u. brikan , brechen, reis-
sen etc., soivie an. brestr, Gekrache etc. u.
ahd. brestan, bersten, reissen etc. unter bar-
sten), um anzunehmen, dass alle von Fick
aufgeführten Wurzeln kar, kar, skar urspr.
GO Schallwurzeln waren, die aus der Grd-
HARPEIS
44
HARS
bedtg. : sonare , od. rauschen , hinnen , don-
nern, krachen etc. wieder die Bedtgn. : bre-
chen, bersten, spalten, hauen, schlagen (zu-
recht hauen, verfertigen etc., cf. y tak, taksh
unter düssol etc. u. Fiele, I,ü:a>)- schneiden,
schecren , scharren, kratzen (cf. krahben u.
schrabben etc.) «. viele sonstige Bedtgn. ent-
wickelte u. dass die secundären od. tertiären
Wurzeln kart, kard, skart, skanl, skarp,
skarb etc. od. krat etc. nur blosse Weiter-
bildungen von skar od. kar (cf. Fick we-
gen der M'urzeln kar, kar, skar in I, pag.
41, 57, 2-3S seq., sowie an andern Stellen)
sind. Zu harpe, bz. harp, ahd. harpha ist
noch zu bemerken, dass harp im nid. ausser
Ha rfe auch die Bedtg. „Sieb" hat u. ahd.
harphä auch Benennung eines „Gerüstes
zur peinlichen Bestrafung" ist.
liarpeis od. liarpeus, harpfis, gekochtes
u. geschäumtes Harz, gcwöhnlic/i mit etwas
Schwefel gemischt, damit es etwas heller ti.
glänzender wird. — Nd. (B r. Wb.) baar-
peus; idd. harpuis ; )nnd. harpois; schwed.
harpös od. (Bobrik) harpOset; dän. har-
pix. Es tcird für gewöhnlich gebraucht, um
Masten, Stangen, Baaen u. andere Holz-
thede des obern Schiffes damit zu bestrei-
chen, um sie vor der Fäuhiiss zu bewahren.
Im Sommer u. in heissen Gegenden Jedoch
werden auch die kalfaterten Nähte des Schif-
fes mit einem Gemenge von harpeus u. zwei
Uieilen Pech bestrichen, iveil harpeus härter
ist als Pech. Die Entstehung u. eigentliche
Bedtg. dieses Wortes betr., so ist die Vor-
sylbe har loohl aus hars (Ilar.;) gekürzt, toie
auch harpeus im engl. u. in andern Spra-
chen einfach mit resin , bz. resiiia bezeich-
net tcird. Den zweiten Thcil pcus, puis,
pois etc. betr., so entstammt dieser wohl dem
franz. puiser (schöpfen), wonach denn liar-
peus wohl soviel als Schöpf h ar z od. g e-
schöpftes u. geschäumtes Harz ist.
Das franz. puiser, prov. pozar (schöpfen)
stammt mit ital. pozzo, ical. putz, sptan.
pozo, prov. potz, franz. puits (Brunnen, cf.
pütte) u. nhd. Pfütze von lat. puteus,
während unser püssc (Wassereimer, od.
Schöpfeimer, bz. Gefäss zu Flüssigkeiten,
wie z. B. auch für Thccr) = nd. putse,
nid. puts, schwed. jiytts, dän. pöes wohl vom
franz. puiser abzuleiten ist, wie desgl. auch
unser püssen (schöpfen).
här-pin (Haar-Pein, Haar-Weh), Katzen-
jammer.
liär-pluH, Werg od. gezujiftes Tau zum
Kidfatrrn der Schiffe. — Nd. (Bobrik,
naut. Wb.) liarplüs; nid. harphiis. Die Vor-
sglbe här od. har ist wohl ursjjr. aus liare
gekürzt n. conncv od. ident. mit här od.
hare (Flechse, Sehncnbündel, Sehnenstrang),
als Weiterbildung von har (Flachs), cf. 2
här. Die zweite Sglbe plus gehört zu plü-
sen, zupfen etc.
harre." harr', a) hatte; — b) hätte; s.
5 hebbcu. Sprichw.: harr'-ik \\n hebb'-ik sunt
brörs west (hätte-ich u. hab'-tch sind Brü-
der gewesen). Davon Plural:
1. harren, a) hatten; — b) hätten.
2. liarreii. aushalten od. halten, dauern,
10 ausdauern, bleiben etc.; he kan hir wol har-
ren, bz. ütharren. Da dieses Wort mit har-
den in der zweiten Bedtg. begrifflich so
nahe zusammenfällt, so scheint es fast (auch
hadde wurde ert^t zu harde u. dann zu harre)
15 daj'aus assimilirt zu sein. Das nd. (Br.
Wb., Däh)t ert) hsLYcea Jiat dieselbe Bedtg.
wie unser harren, welches übrigens auch mit
mnld. (KU.) harren (haerere, commorari,
durare) identisch sein kann, wie desgl. auch
20 7nit dem mhd. harren (warten, ausdauern),
icoraus das nhd. Jt a r r e n hervorging. Da
nun KU. zu harren den Z u!<atz sciwi macht,
so ist es seJtr leicht möglich, dass das an-
scheinend spät u. nur vereinzelt erschei-
25 nende mhd. harren aus dem and., fries. har-
ren ins Hochdeutsclie überging u. dieses
selbst aus harden assimilirt wurde, da es zu
hard (cf. durus u. durare) jedenfalls begriff-
lich eben so nahe u. ivohl noch näher liegt,
30 wie zu hars (stark etc.), od. nhd. harsch,
womit es nach il/. Heyne (cf. Grimm'-
sches Wb. unter harren) connex sein soll,
indem er der Ansicht i'st, dass es aus ülterm
harsen entstand.
35 hars, .s/rt;7i;, sehr etc. ; dat kumd d'r hars
up an; — dat stekd so hars net; — dat
schälde so hars-föl (sehr-, ^nächtig-, unge-
mein-viel) net. — Wie swit od. swith (stark,
sehr etc) mit nhd. (ge-)schw i n d, bz. mhd.
40 swinde (kräftig, stark, heftig, rasch etc.) zu-
sammenhänf/t, so icird auch hars mit hard
u. ahd. hrad, hrat (rasch etc.), horsk (alacer,
ccler, pronitus), rask, rosk, resche (rasch
etc., cf. rad, rat u. ras od. rask), sowie wei-
45 tcr mit griech. kärta etc. (cf. hard) wohl
einer u. derselben ]/ angehören. Wegen
ahd. horsk etc. vergl. indessen Fick (III,
60), der dieses Wort mit nhd. lioss (afries.
hars, hors etc., cf. hors) u. lat. curro zur
50 ]/ skr. car (gehen) stellt.
Fraglich bleibt es, ob das nhd. harsch
(crustatus, rigidus, durus, wovon harschen
in verharschen), sowie mnd. (Seh. u.
L.) harsch (asper etc.); schott. (Jamie-
55 son) hars, harsk ; engl, harsh; aengl. harske,
haske; dän. harsk; schwed. härsk (auch die
Bedtg.: ranzig, galstrig, bitter etc. kann
sich aus stark ergeben, wie loir von sol-
cher Butter ja auch sagen: so smekd stark,
60 od. hed 'n starken [bz. scharpen, schrannen
HAUS HASS
45
HARTEN-AS
etc.] smäk) u. noriv. harsk in harsk-log ^
liardsleg (Itart, streng etc.) etc. identisch ist
u. demnacJi nhd. harsch rt«<s hars ((/. biirs
= Bursch) entstand, tvie M. Heyne (s.
G r i m m, Wo. unter harre n) anzunehmen
scheint. Oder ist das erst so spät erschei-
nende nhd. harsch, soivie vielleicht auch
das engl, harsh u. schott. harsk etc. mit isk
= nhd. isch von einem Stamm har (rauh,
scharf etc. od. hart, dürr, trocken etc.) wei-
tergebildet, der mit 1 , 2 od. 3 hären , hz.
den darunter erwähnten altern Verben zu-
sammenhängt, loozu die verschiedenen Be-
dtgn. von harsch, bz. engl, harsh etc. auch
sehr gut stimmen '^ — Zu dem unter H hä-
ren (cf. auch har lg) erwähnten mnld. hae-
reu, bz. mnd. hären (scharf sein etc., von
der Luft, od. vom scharf u. trocken wehen-
den Ostwind) gehört ivahrscheinlich ivenig-
stens auch mnd. (Seh. u. L.) hart, harje
(scharf anhaltender trockner Ostwind).
liars, hass, Harz (resina). — Nid. hars ;
mnld. hars, hers, harts «. hcrst, harst ; mnd.
(Seh. u. L.) hart, hars, has; ahd., mhd.
harz (bi turnen, Harz) mit den Weiterbil-
dungen: harzol,harzel('Pec/i),harzuh, harzoh,
harzoch (Harz, Pech).
Es ist der aus den Bäumen fliessende,
quellende od. hervorbrechende Saft
(Feuchtigkeit, Nasses etc.) u. stellt Fi c k (1, 47)
dieses Wo7-t daher zu kard, netzen, ausbrechen.
harsen, Gehirn; fig. (nur im Plur.) auch
statt: Kopf, Verstand, Denkvermögen, Ge-
danke, Sinn etc. ; 't f äld hum in de harsens ;
— dat is mi noit in de harsens kamen, dat
ik dat ferseilen wul'. — Nid. hersen; mnld.
herssen. Ist unser brägen tcirklich als
weiche breiartige Masse zufassen,
so würde mnld. herssen od. hersen (vergl.
auch Grütze in der Bedtg. Gehirn etc.)
leicht mit mnld., mnd. herse ; ahd. hirsc
(Hirse, milium) connex sein können, zumal
wenn man erwägt (cf. mnd. herse bei Seh.
u. L.), dass dieses Wort auch mit „Reis"'
übersetzt tvird u. auch das mhd. hirse niclit
allein die betr. Pflanze u. Frucht, sondern
auch die daraus bereitete breiige Speise
bezeichnet. Oder darf man es mit an. hjarsi,
hiassi (Haupt, Grdform hersan?) u. weiter
dem (ahd. ?, cf. 0. Scha d e) harsenier, her-
senier (Kopjfbedeckung unter dem Helm) zu
einem Thema harsan = idg. (Fick, I, 58)
karsan od. karasan (cf. skr. girshan, Haupt)
stellen cds Weiterbildung von karsa, karas
(cf. skr. qiraiS, Hau2}t; griech. köise, Schläfe
etc.)?
här-spit od. aMc/tliär-stapel, zum Schürf-
zeug gehörender kleiner Amboss, worauf die
Sensen gedengelt, bz. geschärft (cf. 2 hären)
werden.
1. hart, s. hard.
2. hart, Herz; fig. Math etc., Gemüth,
Sinn, Denkungsart. liedensart . u. Sprichw.:
wen du nn 't hart wer host un kumst mi
5 wer in min hi'is, den kuinst du rüggels to
de dür üt; — sin hart (od. mud) sakd hum
in de bencn (od. hasen, bükse) ; — d'r sitt
gen göd hart in hum ; — lie freide sük so,
(lat hum 't hart iu 't llf d'r faii lachde; —
10 wen de buk lul is, is 't hart bilde, od. hed
't begereud hartje rüst; — siu hart ligd
hum up de tung' ; — he dragt hum in sin
hart; — he hed wat up 't hart; — 't hart
drükt hum, od. is hum swär ; — wat net
15 fan harten kumd, geid net to harten ; — dat
snidt hum iu 't hart ; — dat hart trilld hum ;
— in 't hart (hnierste) fan de hörn; — ik
heb' hum 'n klam an 't hart gefen (ich habe
ihn stark gerührt) ; — 't hart wil sin kla-
20 ger (Jemanden dem man klagt) hebben; —
he mäkd iit sin hart giii mördkül; — mund
wat sprekst du? hart wat denkst du? — Nd.,
nid. hart; mnd. harte, herte; mnld. hert,
herte; afries. hirte. herte; wfries. lierte; as.
25 herta, herte; ags. heorte, hiorte; engl. hea.rt;
schott. hart, heart; an., nono. hjarta, hjerta;
schwed. hjerta, hjarta; dän. hjerte; goth.
hairto; ahd. herza; mhd. herza, herz; lat.
cor (cord, cordis) ; griech. ker (kerd) u. kar-
30 dia, kradl'a ; air. cride ; Iit. szirdis ; kslav.
scriidice ; ze7ul. zarezdan u. zaredhaya ; j^'^i's.,
npers., buchar., bal. kurd; arm. girt; südoss.
zarda; dig. zerde; tag. zärda; skr. hyd,
hrdaya u. härdi. Zweifelhaft, ob Grdform:
35 karda, od. skarda, kharda. Die Grdbdtg.
ist ivohl: Schlagendes , Klopjfendes, Pulsi-
rendes, Stossendes etc., od. Hüpfendes, Spjrin-
gendes, sich Auf- u. Nieder-beioegendes etc.
3. hart, Hirsch. — Nd. hart ; mnd. harte,
40 herte; nid. hert; mnld. hert, herte, hirt;
wfries. hert; nfries. (Outzen) hjört, hert;
as. (hirut, hirt) ; ags. heorot, heort ; engl.
hart ; an. hjörtr, bjartar, Plur. hirtir ; norw.,
schwed., dän. hjort ; goth. (hairuts) ; ahd.
45 hiruz, hirz; mhd. hirz, hirze. Die Stamm-
form heruta, hairuta etc. bezeichnet wohl
ein gehörntes Etwas, sodass dieses Wort
ebenso loie cambr. carw , lat. cervus (Hirsch)
mit griech. keras (Hörn, Geweih), keraös
50 (gehörnt), zend. qi-va, (Hörn, Nagel) etc.,
bz. lat. cornu (cf. hörn w. auch hörn) zu
einer y gehört.
hart-blöd, Herzblut.
hart-brekend, hart-bräkend, herzbrechend.
55 hart-bak, hartc-buk, Hirschbock; hartje-
buk, kleiner Hirschbock.
1. hartelk, s. hardelik etc.
2. hartelk, s. 2 hartlik.
\ia,rUn-a,H, Herz- Ass; harten-Luretc, Hers-
GO bauer etc.
HÄRTEKS-BLIDE 46 HASE HAS^
hait(Mis-lili(lo, herceusfroh. weshuUi denn auch Fick es für möglich
iiartiMi>^-?:ö(l, herzensgut. hält, dass ^atja/ür ?asa, hz. idg-ka^a. steht,
1. Iiarijc. a) Herzchen ; fig. I.iehUng etc.; wtts indessen auch sehr fraglich ist, zumal
— b) Saugeentil einer Puinj'e. da es eine entsprechende |' auch für diese
2. hartje, /deiner junger Hirsch, Ilirch- 5 Form (d. h. der Bedtg. nach) nicht gieht.
lein. Ifält man sich alter lediglich an das gerin.
härtjp, Härchen. hasa (vergl, auch wegen lci)us als der Lichte
hai'tis;, a) herzig (nur in Compos. als od. Graue von der griech. y lainp, glän-
göilhartig etc.); — b) herzhaft, tapfer etc. zen etc. bei G. Curtius, 360), so liegt die
hait-kloppen, Herzklopfen. 10 Vermuthung sehr nahe, dass es mit ahd.
Iiart-kiilc. Hcrzgrulic. hasaii, luisauo (politus, vonustus) ; at/s. hasii,
1. Iiai't-lik; /. 7. liardelik etc. lieasu (glänzoid, grau, gelblich grau, grau-
2. Iiart-lik, liartolk, herzlich etc.; bart- braun); an. hoss, hu^svAu (aschbraun, licht-
lik larhpii etc. gi'C'O; Z"^- cäiius, cdt : casnus (iveiss, licht-
liartoi;. n. liortog. 15 grau), osk. casnar (<ler Alte, od. Graue,
luwi-s'i'V, h'AVls'iv, Herzweh, Herzleid etc. ; Greise, Greis), soivie niögliclterweise auch
sin kindcr heblieii bum al föl hartsör mäkil ; mit ags. här; engl, hoar (grau); an. bärr,
— be is fall harts;lr stürfen. hiir (grau, grauhaarig), haera. (graues Haar)
hart-sla^, a) Herzschlag ; — b) Herz, etc. zusammenhängt n. demnach der Hase
LutKie u. Leber, bz. Alles was zum Vertrieb 20 nrspr. ebenso wie der litis (cf. ulke u.
des Blutes dient. — Fngl. bartslet. unter ollen) u. viele andere Thiere nach der
harts-tocht (Herzenszug , Zug des Her- Farbe seiner Haare benannt wurde. Für
zens), Neigung, Leidenschaft etc.; lie lett hasa, hasu etc u. lat. CdSnus etc. loäre dann
sük fall shi bartstocbti'ii undorkrigen. (wie für Icjms, leporis [cf. auch liiupidiis u.
här-tug, s. bargöd. 25 liparis, sowie lit. Icpsiia, Flamme, sowie
här-wal, s. horwal. griech. lämpö, lampter, Jampä.s etc.] eine y
liäi'-was, od. palliar, Haarwachs, bz. die lap, lamp, glänzen, scheinen , brennoi, flam-
weissgelblichen , lederartigen Flechsen od. men etc.) für hase eine y kas (glänzen
Sehnenbündel (Muskel - Stränge etc.) im etc., cf. Grass mann ivegen caks aus kas
Fleisch, welche afries. waldawaxe u. wang. 30 etc.) anzusetzen, wie man bei baso als den
waliwax genannt werden. Wegen des ersten Ljichten od. Gra uen, bz. Lichtgrauen
Theils bar (was nicht mit 1 bar [criiiis] od. glänz end Grauen vielleicht auch an
identisch ist) vergl. 2 bar. Wegen was den Zusammenhang des uralten Hasenna-
vergl. was in gewas, wasdöui, wassen, da men L.ampe (oh urs2)r. nd., weil er im
dieses Wort wohl dieselbe Bedtg. toie gewas 35 Beineke Fuchs so heisst?) mit griech.
(Geicächs, Gebilde etc.) hat u. demnach bar- lampö (leuchten, glänzen) denken könnte,
was soviel loie Flechsen- G ew ächs ist, tvomit auch sehr gut das goth., as. lamb;
bz. ein Etwas bezeichnet, ivas tvie eine ahd. lanib, lamp; mhd. lamp (Lamm) con-
Flechse od. Strang gewachsen od. ein nex sein kann, da es sehr wohl möglich ist,
Flechsen- Gebilde ist. 40 dass auch dieses seinen Namen von der
1. hase, lius', a) /fase (lepus). Sprichiv.: weissen od. blanken, hellen, reinen
dar man 't am mindsten ferwacbt, spriiigd Farbe seines Vliesses hat. Vergl. dieser-
de hase iit de gracbt ; — b) das zarte Stück halb auch lat. agnus, kslav. agne (Lamm)
Muskeljleisch zwischen Bippen u. Nieren, zu skr. agni (Feuer, Feuergott) , lat. ignis,
bz. unter dem sog. dünnen Mürbebraten, 45 lit. ugnis, kslav. ogui (Feuer); skr. aiigära,
welches man hier rtwc/t papen-hörn nennt u. lit. anglis, kslav. agH (Kohle), welche letz-
ein ganz vorzügliches Beefsteak liefert. — teren Wörter Fick mit griech. 'ägamai, äga-
Nd., mnd. baso; 7dd. haas ; mnld. baose, nös, kgA'pÄö u. skr. akiu (Salbe ; lichte Farbe,
hase; wang. (Ehr entr aut, I, 370) bäze ; Strahl) etc. etc. zur y ag, ang (salben, be-
wfries. (Japi.v) haeze; ahd. baso; mhd. 50 streichen, glänzend od. blank machen etc.),
hase, has; ags. hara ; engl, bare; an. heri ; bz. skr. anj (salben, .schmücken, verlier rli-
isl. heri; norw. hare u. (provinziell) hara, chen) stellt, während er dagegen (ob mit
haera ; schwed., dän. hare. Davon: franz. Becht??) lat. agnus etc. mit kslav. azno,
hase (Weibchen des Hasen) ti. norm, (von skr. ajina (Vliess) unter y ag, bz. skr. aj
an. heri) heri (Hase). Fick (u. auch An- 55 (treiben etc., cf. lat. ago) aufführt,
dere) vergleichen dieses Wort mit apreuss. Wegen base als Läufer, Benner etc.
sasis, skr. ^a«,-a (Hase), was vielcrseits von vergl. auch noch unter 2 hast am Schlüsse.
einer y gag (springen) abgeleitet wird, die aber 2. hase, häs", Strumpf, Beinbedeckung od.
gar nicht existirt u. nur von den Gramma- Beinkleid, bz. ein Etwas, was man über od.
tikern für i.aga ersonnen zu sein scheint, 60 um das Bein zieht od. womit man das Bein
HASEN- HAS-BAND
47
HASKE-TID
bekleidet u. hedecht; he hed 'n pär hasen
fan hundefellen makon laten ; — wullcn ha-
sen ; — Sprichio. : de möd (od. dat hart)
sakd hum iu de hasen, od. büksen; — od.
auch: he lett de möd iu de hasen sakkeu ;
— Nd. hase (Strumpf); mnd. hose, hase
(Beinkleid; auch caliga, caligula) ; nid. hoos
(Strumpf); mnld. (KU.) hose (caliga, ocrea,
theca coriact'a; ivfries. (Hindelupeii) lioos;
tvaiig. (Ehrentraut, I, 373) hiize; vfries.
(Outzen) hase, hose; mdfries. hasse
(Strumpf) ; ags. hose (wohl nur in hose-bend,
Strumpfband) ; engl, hose (Beinkleid, Hosen;
Strumpf ; Schlauch an Feuerspritzen ; Hülse;
Büchse; Schlund, Hals, Kehle etc.) ; an. hosa ;
isl. hosa (caliga; Strumpf); norw. hosa u.
(mdaHl.) hoso, husu ; dän. hose (Strumpf);
ahd. hosä ; mhd. hose (Beinbekleidung, Hose
od. Strumpf. Vergl. nhd. Hose (Bein-
kleid) II. Wasser-, Sand-, Wind -Hose.
Davon: ital. iiosa ; aspan. huesa; aport.
osa ; afranz. hose ; kgmr. hos ; mlat. hosa,
osa (Beinbekleidung, Gamasche); franz.
houseau (dasselbe); ital. usatto (Stiefel).
Fick (II, 325) vergleicht dieses Wort mit
kslav. kosulja (indusium) zu kslav. kosi, kosa,
bz. einem Thema kasa (Korb), ivozu er auch
lat. quälum, quasillum stellt. Liegt es in-
dessen nicht näher, dieses Wort mit skr.
kosha (Behälter, Gehäuse; speciell: Fass,
Kufe; Eimer, Gefäss, Kasten, Truhe ; Schatz,
Knospe; Schale, Hülse etc., cf. ags. pisan-
hosa = Erbsen-Hülse, bei Outzen unter
hase), hz. dem goth. huzd (Hort, Schutz;
Schatz etc.) u. lat. cust (in custos), sowie
weiter von einer für hüs (Haus etc., cf. hüs
u. hüske) u. lat. cura, curare etc. cmzu-
setzenden y kus (germ. hus) abzuleiten, wozu
auch an. hauss (Schädel, od. Behälter des
Gehirns) u. Anderes (cf. Fick, I, 51) ge-
hört, da, diesem Worte doch wohl ebenso
wie schö (Schuh) eine y mit der Bedtg.:
decken, bedecken, verhüllen, bergen, sichern,
hüten etc., bz. fassen, halten, in sich fassen,
umschliessen etc. zu Grunde liegt, zu der
auch lat. cura etc. gehört. Vergl. auch
kause u. dazu, dass auch hase, hose wahr-
scheinl. von jeher die Bedtg.: Gefäss, Be-
hälter , Eimer etc. , bz. Hohlgefäss od. ein
Etwas, was ein Anderes einfasst u. um-
schliesst (wie z. B. auch ein Schädel, od.
Kopf etc. , cf. kop , kopke) etc. hatte (wie
an. hauss u. skr. kosha etc.), sowie ferner
auch ose, osen, welch Letzteres seine Bedtg.
schöpfen eboiso von ose (Gefäss etc.) er-
hielt, wie püsseu von püsse (cf. unter har-
peis), pütten von pütte etc. u. wie ose an-
scheinend dasselbe Wort ist, loie hose.
hasen-, häs-baiid, Strumpfband.
liäse-, häs-bäseii, sehr eilig u. hastig um-
herlaufen u. rennen, überaus eilig u. ge-
schäftig thun etc. ; he häs-bäsd herum, as
of lie 't all' beriten uu ofmaken mut , wat
d'r droks to dun is; — du brükst net so
5 hils-biisen, du best tid genug. — Nd. (Br.
Wb., Schätze etc) häse])esen, häsebesen,
hastbassen, haspassen, bz. hesebesen , hissc-
bissen , heesbesen; nid. hassebassen. häs,
häse etc. ioird wohl aus älterm haeste, haste,
10 (hastig etc., cf. hast, bald etc.) entstanden sein,
während bäsen, besen mit basen u. bisen ver-
wandt sein wird, worüber Weiteres unter bäsig.
häse-, hSs-biisig, s. unter bäsig.
hase-blöme, haseblome, Hauhechel (ononis
15 spiaosa).
hase-hakke, liäs-Iiak, lähmende Geschwulst
auf der Beugesehne des Hinterbeins der
Pferde. — Nid. hazen-hak.
hasel-uöte, s. häsnöte.
20 haseu-breidstet', Strumpfstrickerin.
liasen-drager, Einer der mit Strümpfen
hausirt.
\iaHeii-fi\h\k,westfälischer Strumjjfhändler.
hasoii-t'iis , der kugelrunde Staubpilz, od.
25 Bovist, auch püster genannt. Möglich, dass
der Volksglaube annahm, dass dieser Staub-
pilz (cf. 2 fis) von Hasen stammt. Oder ist
dieses hasen mit dem unter 1 hase erwähn-
ten ahd. hasen identisch, tceil der Bocist
30 glänz end hellg r a u ist ?
hasen-mund, Hasenmund, gespaltene Ober-
lippe.
hasen-pad, Hasenpfad ; he kos (wählte) 't
hasenpad.
35 hase-wind, ein plötzlich u. unerwartet
kommender heftiger Windstoss ; sünderbar
wast, dar is güster morgen under Nörderne
mit 'n mal bi still wer so 'n wind längs gän,
dat alle schäpcn up de sid laggen. Och!
40 dat is 'n hase wind west. — Wang. (Ehren-
traut, I, 370) häze-wiu (Windstoss). Im
nid. u. mnld. ist haze-wind od. hase-wind
soviel als: WindJtund, od. canis lepora-
rius, canis venaticus, vertagus.
45 häsk, hasenfarbig, licht- od. mattgrau,
greis, ohne Ausdruck, matt; dat göd od. de
lücht sügt so häsk üt; — dat is so 'u häs-
ken klör. Vergl. unter 1 hase das ahd.
hasan etc. , ivomit es tvohl eher connex ist
50 als mit hase. Die F'orm hask ist wohl aus
haesik = haesich (graulich, od. grauig,
greisig, lichtgrauig etc., cf. ags. haesu, hasu ;
ahd. hasan) contrahirt.
haske, Häschen.
55 häske-tid, alte graue Zeit, vergangene od.
Olimszeit, Vorzeit, Jugendzeit etc.; iu de
olde häsketiden (in den alten längstvergan-
genen grauen Zeiten) do sag 't iu de weit
gans anders üt as nu; — he fertellde uns
60 altid fau de olde häsketiden; — dat sunt
HAS-XOETE HASELNOETE
48
HAST
fertellsels üt siu biiskctiilen. — Wohl soviel
als Zeit, wo Hase noch Häschen war
u. so = Jucfcndzeit. Oder steckt in diesem
häske auch das acfs. hasu (t/rau etc., cf. häsk) V
häs-nÜte, haselndte (Flur, häsnoton), IIa-
selnus.'<. — Xld. hazelnoot; /((/. baasol-, lias-
sel-nöte. J)as Wort hasel , ahd. basal, ha-
sala; an. hasl ; a(/s. liiisel, hiisl scheint mit
dem unter 1 hase erwähnten ahd. hasau u.
ags. hasu etc. verwandt, wo)iach wohl au-
zunehmen ist, dass diese Staude (hz. dieser
Baum) nach der hellgrauen Farbe ihrer
Binde u. Frucht so benannt ist, ähnlich
wie die Birke ihren Namen wahrscheinl.
von der weissen Binde trägt. Vergl. dieser-
halh auih Hasel- Eiche etc. u. den Fisch-
namcn H a s e l. Ha ssel, wobei auch wohl
anzunehmen ist, dass diesen Wörterii gleich-
falls die von der y has = skr. kas (cf.
unter 1 hase) ausgehende Bedtg. : glänzend,
hell, weiss, licht etc. zu Grunde liegt u.
demnach hasal ebenso wie liasan etc. urspr.
die Bcdtg. : glänzend, hell etc. hatte.
hHH\)e\, Haspcl, Winde, Garnwinde, Dreh-
rad, od. ein drehbares u. sich drehendes
Etwas, womit od. worauf man Etwas tvin-
det; gif mi de haspel (od. gärnhaspel) her,
ik wil dat gärn fan de spül haspeln. Sprichw.:
dat pasd as de haspel up de kOlpot. — Nd.,
mnd. , nhl. haspel; mnld. (KU.) haspel
(rhombiis, girgillus etc.) ; ahd. haspil ; inhd.
haspel (Haspel, Winde etc.) ; schwed. haspel.
Wohl aus haspila gekürzt als Weiterbildung
von ahd. haspa; mhd. haspe (Haspe, J'hiir-
haken , od. Haken, Klammer etc.); mhd.
haspe (Haspel, Garmcindc) ; nd., mnd. hespe,
haspe; nid. hespe (Haspe, Thürangcl) ; loang.
(E hre n trau t, I, 3 70) häsp (Krampe) ;
mnld. (KU.) haspe (rhombus, girgillus, ala-
brum) ; an., isl. hespa (fil)uJa; spira, girgil-
lus); schwed. haspe (Thiirriegcl; Haspe,
Hespe an einer Thür , tvomit die Thiir in
die Angeln eingehängt wird; Haspe an einer
Salzpfanne); dün. haspe (Haspcl, Weife);
nfries. , bz. nordbidl. (0 utzen, s. unter
reel) heesp, heespe (Haspel); engl, hasp
(Schlicsshaken, Krampe, Bieget etc. ; Has-
2)el). Da ahd. haspe \i. an. hespe fast das-
selbe besagt icic unser gaspe u. dies loahr-
scheinl. aus gapse (cf. auch Wespe aus
wepse) versetzt ist, so ist es auch sehr denk-
bar, dass auch haspe aus hapse versetzt ist
u. im ags. häps, bz. häpsa, hapsa (Haspe,
Kettet, Spange, clustella) die unversetzte u.
richtigere Form erhcdien blieb, die meines
Erachtens (cf. gaps von gapen) mit nhd.
h aben u. heben (cf. hcbben, heffen u.
auch höp, Haufe), sowie wohl auch büft
(Hüfte, cf. mnld. [KU.] hespe = perna,
petasü) zu der allgemeinen germ. y hap od.
haf (hifan, haf, bufun) = lat. cap (greifen,
fassen [fesseln, binden, heften], nehmen, hal-
ten, heben etc.) gehört u. wonach hapsa (ver-
setzt haspa) dann ein: greifendes, fassendes,
5 haltendes, hebendes etc. Etwas bezeichnete,
dem formell u. begrifflich auch das lat.
capsa entspricht. Ob nun aber das Wort
haspa u. haspel r(7s Winde ein Zug ding
od. Hebezeug, od. ein Etwas, ivas ein
10 Anderes greift, fasst, zieht, an- u. auf-
zieht bedeutete, lasse ich dahin gestellt sein,
da die Jetzigen ausei)tandcrgchendcit Ik'dtgn.
von Haspe u. Haspel doch jedenfalls aus
einer u. derselben Grdbdtg. hervorgingen.
1.5 huspelii, haspeln, winden, ziehen, reissen,
sich eilig u. schnell bewegen, sich abreissen
u. abmühe)!, inülisam arbeiten etc. ; garii has-
peln, bz. oü-, up-haspeln ; — he haspeld (od.
ritt, arbcidt etc.) sük hast of, um mit luini to
20 gliktjr tid klär to wordeu ; — he haspekl
(windet od. zerrt, reisst etc.) sük d'r in fast ;
— he haspeld 't all' dür 'nand{r (er zerrt
od. zieht, reisst, mischt etc. Alles durch-
einander); — he haspeld d'r altul tegen an
2.5 (er arbeitet immer dagegen an , — sträubt
sich stets dagegen, — bezeigt sich stets tci-
derspenstig etc.), wen he mit sal ; — he hed
sük d'r wer üt liaspeld (herausgchaspelt od.
herausgewunden, herausgearbeitet etc., bz.
30 daraus befreit); — flg.: schnell reden; he
haspeld dat man all' so herüt, wen he wat
fertclld; — überhaupt: reden, sprechen, ver-
handeln ; se hebben dat all' mit 'nander of-
haspeld (verabredet, abgehandelt u. durch-
35 gesprochen etc.) ; — wat heb' ji dar wer mit
'nander to ferhaspeln (zu bespirechen od. zu
verabreden u. zu verhandeln).
liass, s. hars (resina).
hässlik, hässelk, liesselk, hässlich; he
40 sucht man hösselk üt. — Es wird oft in
der Bcdtg. : ungemein, sehr etc. cds Verstär--
kung gebraucht, ivie z. B. hasselk möi (sehr
schön) ; — hässelk mal (sehr schlecht, sehr
hässlich etc.); — hässelk düster etc. Es ist
45 das aus dem nhd. übernommene hässlich
= ahd. bazlili etc., cf. hätlik.
hus-.sokke, das untere Ende des Strum-
pfes (s. 2 hase) , soweit derselbe den Fuss
bekleidet; he löpd, od. geid up bässokkenj
50 (er läuft, od. geht ohne weitere Fassbeklei-
dung auf blossen Strümpfen, bz. er gehi
leise, schleicht etc.). cf. sokke.
1. Ilast, hastig, eilig, rasch, bald, näcÄ-j
stens, beinahe, fast etc. ; wat to hast ge-
55 scbüdt, Word seiden göd ; — du must net so|
hast lopen ; — kuni hast insen wer ; — il
kau 't liäst net dun ; — dat regend hast
gans net; — dat perd hügd so na de hafer,j
dat 't hast net ofwachten kan, dat de haferl
CO in de krübbe dän word. — Afries. hast,!
tlAST 40 HAl:
haest ; nid. haast ; mnld. haest (festinus) ; nd. seiner Bedtg. nach vollständig in der Luft
hASt (eilends, bcdd) ; mnd. (Seh. u. L.) haste, hängt u. ich dafür lieher (d. h. für heist,
beste, heyste (Adj. hastig, übereilt, erregt, haest u. für unser his etc) ein verlornes
aufbrausend, zornig etc.), — liaste, liaestc, hisan (se movere, ire, currere etc.) ansetzen
haiste (Adv. hastig, schnell); ags. liaost (vio- 5 möchte, ivozuja auch liase (lepus) gut stimmt,
lentus) ; an., isl. liastr (trux, immitis) ; ahd. sofern man annimmt, dass die Grdbdtg. die-
heist od. heisti (vehemens, violentus). Vergl. ses Wortes: Läufer, lienner etc. ist.
weiter: Wegen hast etc. vo7i einer y has, kas, bz.
2. hast, Hast, Eile, Eifer, Aufregung, his, kis (se movere, ire, currere etc.) cf.
Uebereilung etc. ; wat hest du für hast (od. 10 auch drift, driftig etc. von drifen.
drift etc.), dat du al wer fürt wilt? — wat hasten, hasten, eilen, rennen, (sich) an-
man in liäst un drift deid, word seiden göd ; strengen, beeilen, sputen etc. ; he schal net
— lie kwam so in hast, dat he hei uet wus', hasten, al wen 't ök brannd ; — dat hästd
wat he sä'; — he de od. sä' dat in hast; hei net so; — he kau d'r hei nich tegen
— Sprichw.: alle hast is gm spöd. — Afries. 15 hasten; — he hastd sük gewaldig, um mit
hast, haest ; ufries. haeste ; nid. haast ; mnld. to kamen ; — du must di wat hasten, dat
haeste (festinatio, festiaautia, properatio) ; nd. du klär wordst ; — he aferhästd sük. —
hast; mnd. hast (Eile, Eifer, Aufregung, Nid. haasten ; midd. haesten (festinare, ce-
Zorn); an., isl. hastr (Eile etc.). Die deut- lerare, accelerare, contendere, maturare, ci-
schen Wörter: Hast, hastig, hasten 20 tare, properare); nd. hasten; tmid. (Seh. u.
etc. sind Entlehnungen aus nd., frics. hast L.) hasten (eilen; [sich] beeilen; treiben,
etc., wie desgl. auch (Dtez, II, 5) ital. antreiben) ; mhd. hasten; isl. hasta (festi-
astio etc. u. (II, 331) hate etc. daher stam- nare, properare).
men. M. Heyne (s. Grimm, Wb. tinter hastig, hastig, eilig etc.; Sptrichio.: al to
Hast) scheint ahd. heist od. haist nicht 25 hastig is kwäd. — ^/nes. hastelik it. hastig,
mit afries. haest etc. für identisch zu hal- hastich, bs. haestich ; satl. hasticli ; nd. hastig ;
ten, da indessen, die lex Alam. (cf. 0. nid. haastig (eilig etc.) ; mnd. hastich (hastig,
Schade unter heist) die Formel haisterä eilig, zornig), c/. i-sL hastaiiegr (repentinus),
handi, Var. heistärä , aistärä u. alaheisterä hastarlega (subito, repente) ti. hüstugr (auste-
hantl (manu violenta) gewähren u. diese mit 30 rus, saevus) ; — ferner: ahd. (heistig), da-
afries. (v. Bichthofen) huesier hand cor- von: heistigo (vehementer, violenter).
respondirt, auch ferner die mnd. Quellen hastigen, liehCiaÜgeii, beeilen etc. ; he mut
(cf. Seh. u. L., bz. oben unter 1 hast) ne- sük wat hastigen, wen he mit wil.
ben haste die Formen: heste, heyste, haiste hat, Hass , Groll, Zorn, feindliche Ge-
aufweisen, so ist es ioohl zweifellos, dass 35 sinnung, Abscheu etc. ; he barstd nog fan
afries. hast, haest; ags. haest etc. u. ahd. hat un nid; — ik hebb' 'n hat up hum ; —
heist od. haist identische Wörter sind. Den ik hebb' d'r 'n hat tegen, um kwäd to dön ;
Ursprung von heist, haest etc. betreffend, — de hat hörd in de düfel sin sak to bli-
so wird es von verschiedenen Seiten (cf. fen, man net in de weit umme to gän ; —
z. B. 0. Schade unter heist u. Fiele, 40 de de arg stekd un de hat plägd, is 'n arm-
III, 56) verglichen zu goth. haifsts (Streif, saltg minsk. — Afries. hat, haet; wfries.
Streitsucht, Zank, Kampf), an., isl. heipt haet; nd., mnd., nid. hat; mnld. haet; as.
(odium vaticanum) etc. u. tveiter zu zend. heti; ags. hete; engl, hate; an. hatr; norw.,
qii (bohre)i, stechen etc.), gaepa (Schlag), scJiwed. hat; dän. had; alid. , mhd. haz ;
was jedenfalls formell n. begrifflich sehr 45 goth. hatis. — Fick stellt es mit ags. hen-
zweifelhaft ist, iveshalb denn auch H. Leo tan (jagen, treiben, hetzen, cf. auch ahd.
(pag. 118 seq.) dafür lieher ein Stammvhm. hazjan, hezzan =: nhd. hetz en),\iVin\.ü, (Jä-
liesan (festinare) von ]/ has = skr. kas (ire) ger), soivie lat. cadere «. cedere zur y kad =
aufstellt, toozu er auch an. hestr (Pferd) u. skr. qad (gehen, iveggehen, entfernen, fallen;
oberd. häsn , heiss stellt (cf. Ins) u. wozu 50 caus. gehen machen, treiben etc.) ; zend. ^ad
auch unser hisel vielleicht gehören könnte, (kommen; gelioi, verlassen, fallen), tvährend
zumal zu einer y has = kas besser ein Bopj) es mit griech. kedos (Sorge, Kum-
Stammvbm. hisan, has, husun , bz. zu einer mer, Betrübniss), k^dö (besorgt maclien etc.)
ablautenden ]/ his , kis besser ein Stamm- zur y kad , kand (commoveri , perturbari,
vbm. hisan , has , hüsun als hesan stimmt, 55 terreri) stellt. Vergleicht man übrigens,
was L. Et t m üller (pag. 459) übrigens dass die Wörter : gram, grim, grul etc. tvahr-
mit: giguere, formare, ornare, tegere erklärt scheinl. einer y mit der Bedtg.: tönen,
u. wovon er ausser hara (cf. 1 hase) auch rauschen, sausen, brau seil etc., bz.
haer (crinis, cf. 1 här) ableitet, wonach denn lärmen, toben, schreien etc. angehören, so
auch das präsumirte ags. hesan toenigstens 60 könnte man für hat u. baten auch die y
Boorukaat Koolman. Wörterbucli. II. 4
fiATBAR 50 HAUE:^
kad, kam! (vocare, clamare, flerc) ,-(/ Grunde Getreide, Gras, Früchten, Bäumen etc. in
legen, die Jedenfalls, wie auch skr. katli, der Bedtg.: Ernte, od. auch in der Bedtg.
kattli (laudare, extollere, gloriari etc.), kath des Einhauens, od. Schneidens von einem
(dicere, loqui, meraorare, narraie) = idg. Braten od. des Einhauens u. Einbeissens
(Ficht kat {toben, lärmen, Geräusch ma- 5 ins Essen, icie ja die Bedensart: „he sitt
chen. prahlen, rühmen, schelten etc., cf. dazu in de fülle haue" sowohl die Bedtg. hat,
auch galm etc. von der y ghar) wohl nur dass Er (od. der betr. Jemand) eine rolle
eine Schallwurcel mit der Grdbdtg.: sonare u. reiche Ernte machen kann, hz. so
ist, wobei man indes.'ien auch wieder auf situirt ist, dass er hauen u. schneiden
die Vermuthung kömmt, dass nicht allein 10 kann, wo u. was er icill, sondern auch, dass
die Bedtgn.: commoveri, perturbari etc. der Er ein gutes Stück Fleisch, od. eine volle
obigen} kAil begriffliche Fortbildungen der Schüssel vor sich hat u. davon hauen
y kad (sonare, bz. clamare etc.) sind, ,son- u. schneiden, bz. darin einhauen
dem dass auch die y (Grassmann, u. hineinbei ssen kann nach Belieben,
Fi ck) i;Ad,iiAd (prangen od. praJilcn mit, sicli 15 icoraus sicJi dotn von selbst die iveitere
auszeichnen' durch etc.) eine Xebenform da- Bedtg.: Er sitzt im Vollen, — lebt im Ueber-
von ist, od. doch auch als tirspr. Schall- ßuss etc. (cf. en od. emand de in de fülle
Wurzel betrachtet werden muss. hau' sitt, de kau wol lachen; — od. he hed
hat bar, .n\ ädebar. altid uu fan Jungs up an in de fülle hau'
hate-lik, hutlik. Iiatelk, hassend, voll 20 säten uu wet hei uet fan darfeu) von selbst
Ilass ti. Groll, feindselig ; so um zu Jtassen, ergicbt. — Nid. houw; mnld. liouwe, houw,
hassenswürdig.iadelnswerth, verabscheuungs- hauwe (incisura, incisio, incisus, sectura,
würdiq , abscheulich , gemein, schlecht etc.; Sectio, caesura; caesio , lignorum caesura;
hö is iiatelk fan gemöd ; — dat is 'n hatel- vulnus) ; nd. (JD ähn er t etc.) hau (Hieb;
ken säk, od. sträk (Streich). — Nid. hate- 25 Bevier wo Holz geschlagen wird); 7nnd.
lijk; mnd. hätlik; as. hetelik, hetilik (infen- houw (dasselbe), cf. hei (Heu) u. s. Wei-
sus, furiosus) ; ahd. hazlih; mhd. hazlich, teres unter hauen,
häzlich, hezlich, liezzelich (voll Hass, feind- hau-blok, Hau-, Hack-Block.
selig; verhasst; hässlich). hau-dä^en, Haudegen; auch fig.
1. baten, hassen, grollen, feindselig ge- 30 haue. Haue, Hacke. — ^/u?. houwil, howä;
si/mt sein, verabscheuen etc., ik hat' hum mhd. houwe. Davon: franz. houe, hoyau
fan Wagens sin gedrag legen mi ; — he ha- (dasselbe).
tede (od. hätde) dat as de dod. Sprichw.: hauen (haue, hau', — hauest, hau'st, —
baten deid seiden baten. — Nid., nd. haten ; haued, hau'd etc. — hü, höst, hö, höen ; —
afries. hatia, od. hatja; wfries. haetjen; 35 hauen), hauen, schlagen, klopfen, hacken,
wang. haetje; as. hatän, hatöu, hetean, het- kappoi, .schneiden, mähen etc.: ik sclial d'r
ten ; ags. hatjan; engl, hate; an., norw., wol iusen manken hauen mutten; — he hö
schwed. hata; dän. hade; goth. hatan, hat- hum de kop of; — wel haud dar au de
Jan; ahd. hazzen, hazzsen, hazen , hazzön, dör? — he haud 't all' kört un klen ; —
hazöD ; mhd. hazzen (odisse , aemulari , ze- 40 holt hauen ; — dat körn is rip genug un ik
lare). cf. ferhaten wegen dessen merkwür- wil 't d'r mau ofliauen latcn; — he liaud
diger Anwendung in der Volkssprache. (beisst) d'r fan middag dügtig in (z. B. ins
2. baten. Hassen ; 't haten hed al mennig Fleisch, od. die sonst. Speisen) ; — he haud
minsk 'u sturen död ferörsäkd. d'r fan middag dügtig wat in (schlägt tüch-
hater, Hasser, Einer der hasset 45 tig icas hinein, — isst tüchtig). Bedensart.:
batsk, von Hass beseelt u. Hass tragend, dat is nog hauen, nog staken ; — se hauen
hassend , anhaltend grollend, feindselig ge- sük as arme joden. — Nd. (Br. Wb., Däh-
sinnt etc.; he is al sin läfend hätsk fan ärd nert etc.) hauen, haujeu, hangen, hawen;
west; — 't is 'n Ükligen hatskeu kerel. — mnd. houwen, howen, hoggen ; «/(/. houwen;
Ahd. hazzec, hezzec. 50 mnld. houwen, hauwcn; afries. hawa, howa;
ban. Hau, Schlag, Hieb etc.; he gef hum nfries. houv.en; nfries. hauen, houwen; as.
'u hau, dat he net wuss' war he blef; — hauwan, liawan; (f^rs. heävan; engl.hew; an.
he de d'r 'n dügtigen hau (Hieb od. Biss liöggva ; norw. hogga; schwed. hugga; dän.
etc.) in od. üt ; — he hed d'r 'n goden hau hugge; ahd. houwau, hauwan; mhd. houwen.
(Bissen, Stück etc.) üt dän; — he hed 'n 55 Mit lit. kova (Kampf, Schlacht, Streit);
hau (Hieb, od. Wunde, Spalt, Schmiss etc.) kslav. kovij, kujiji, kovati (hauen) etc. von
in 't gesigt kragen, war he wol altid 'n när' einer y ku od. kii , die im Skr. allerdings
fan hold; — Blur. haue, a) Haue, Hiebe nur in der Bedtg.: sonare, gemere etc., bz.
etc.; he hed haue had od. kragen; — b) einen Ton, Laut, od. ein Geräusch etc.
das Hauen, bz. Abhauen, Schneiden etc. von 60 verursachen u. hören lassen, belegt ist, in-
Hauer
51
HEBBEN
dessen hieraus (cf. dafen, diifcn, duffen etc.,
od. klappen, klaps, kloppen etc.) auch leicht
die Bedtg. : Stoss, Schlag etc. , hz. schlagen
etc. entwickeln konnte. Oder gehört es mit
lat. cos; lit. skutu (scheeren) ; skr. ksliura
(Scheerinesser) etc. zu einer y sku aus ska?
— Vergl. dicscrhalb Fick (I, 236) u. (I,
235) ska (secare), bz. skan, ska (tödten, ver-
letzen) etc.
hauer, Hauer; a) eine Person die haut;
holt-, fles-hauer etc. ; — b) ein Werkzeug
zum Hauen; — c) Fang- od. Hauzahn eines
Ebers ; de hauers ütbräken ; — d) ein Eber.
liauere, Hauerei., Schlägerei, Keilerei etc.
hauk, s. hök.
Hanke, whl. Name. Jedenfalls eine Kose-
form od. ein Diminutiv. Aber ivovon ?
Iiaa-pipe, eine Röhre von Eisen od. Stahl,
womit man Löcher in Leder, Blei etc. schlägt.
haawel, eine Spitzhacke od. Karst, ivomit
man hartes steiniges Erdreich aufhaut. Auch
eine Moor-Hacke. — Nid. houweel ; mnld.
(KU.) houweel (pastinum, marra, irpex ; bi-
pennis; runcina , sarculum) , woneben auch
noch ein von KU. mit hauweel übersetztes,
jedoch mit bipalium erklärtes hafteel vor-
kömmt; mfläm. houweel (Grabeisen, sarclet,
sarcloir).
Lave, haven, haver etc., s. hafe etc.
havere, s. hafere.
hawel, s. awel.
he (das „e" lautend wie in essen, je-
doch stärker betont). Es ist eine Art Stoss-
seufzer od. ein Ausruf, loie zur Erleich-
terung, der sehr häufig gehört loird, wenn
Jemandem Etwas Beschiverde u. Last macht,
od. ein Jemand von Etwas bescliioert wird,
od. auch, wenn ein Etwas ungewöhnlich stark
auftritt, z, B. : he ! wat deid mi dat sär ; —
he ! wat word mi dat stur ; — he ! wat bün
ik dik; — he! wat weid dat etc. cf. Grimm,
Wb. unter he tt. das folgende:
he. Ein Zuruf, gerichtet an Jemanden,
den man zum Halten bewegen, bz. sprechen
od. worauf aufmerksam machen will, z. B. :
he! du dar! hör' insen ; — he! du! kik dar
ins hen; — he! kanst du net hören? — he!
kinder! wäst net so lud etc. cf. Grimm,
Wb. unter he u. s. 2 ha, desgl. auch hei,
he etc. daselbst u. s. 1 ho.
he od. he, er ; bezeichnet auch das männl.
Geschlecht, wie se das iveibl. ; he is hir ; —
wil he mt dat wol äfen don? — he (Er,
od. Der, — Der da, dieser od. jener Mensch
da etc.) hed dat däu; — 't is 'n he un gin
se (es ist eine Person od. ein Wesen männl.
u. nicht weibl. Geschlechts), cf. hör (ihr)
= afries. hiri, — hum (ihm) = afries. him
u. et od. het (das, dieses) = afries. hit. —
Nd. he; davon: Dimin. (Schütze) heeken
(Erchen, kleiner Er), tvie seeken (Siechen,
kleine Sie) von se ; mnd. he ; nid. hij ; mnld.
hy ; afries. hi; ivfries. hy; satl. hi ; as. he,
hi; ags. he od. he ; engl, he; an. hanu; dän.,
5 norw., schwed. han; goth. his, nur in himma,
hina, hita, als Dat., Acc. u. Neutr. von his
= hi, ivie neben an. hann auch an. hinn,
hin, hit od. inn, in, it (jener, der da, dieser
etc.) von hi weitergebildet sind. Wegen he,
10 hi vergl. P'i c k, II, 60, ivonach es mit griech.
kei in 'ekei, keithen etc., — lat. ci in ce, eis,
citra etc. identisch ist, soivie weiter G. Cur-
t i u s, p)ag. 460, der griech. 'ekei etc. zu dem
Pronom. interr. ka (cf. Fick , I, 32 seq.)
15 stellt. Weiter vergl. noch Bopp (vergl.
Gramm., II, 214) wegen hi = ki.
hebbe-ding, ein Ding was entweder seiner
Zerbrechlichkeit halber od. aus sonstigen
Gründen (z. B. weil es plump ist, od. sonst
20 die richtige Form nicht hat u. überhaupt
seinem Zweck nicht entspricht) unbrauchbar ;
smit' de hebbedinger doch weg, se dögen to
niks un stän uns aferal in de wäge.
Dieses Wort was im B r. Wb. mit „un-
25 förmliches Thier od. Ding in seiner Art"
u. von Stbg. mit „schwaches zu seinem
Zweck untaugliches Ding'''' erklärt wird, ist
wörtl. = Hab e- Ding u. bezeichnet blos
ein Ding od. Etwas was man behält, weil
30 man es einmal hat, wie es ja bekanntlich
in alten Familien gäng u. gebe ist, dass
man eine Menge aii u. für sich unbrauch-
bare Sachen von Jahr zu Jahr aufhebt,
weil man sich nicht davon trennen kann u.
35 weil man sie einmal hat. hebbedinger sind
daher im Allgemeinen unnütze u. unbrauch-
bare Gegenstände , die man entiveder blos
aufhebt, weil man sie hat, od. die man blos
des Habe 71 s u. Besitze ns u. nicht des
40 Gebrauchs u. Bedarfs loegen hat.
1. hebbeii (hebbe, heb', hef; best, hefst
[aus hebbest] ; hed, heft [aus hebbed] ; heb-
ben ; — harr' [aus hadde, ivas auch noch
einzeln gebraucht wird] , harrst, harr', har-
45 ren [auch Conj.J ; — Partie, had [gehabt];
— Partie, präs. hebbend) , haben , besitzen,
halten, erhalten, bekommen etc. ; (sich) haben
od. benehmen etc.; Hülfszeitwort nicht al-
lein für haben , sondern auch für sein,
50 in welcher Bedtg. es übrigens auch selbst-
ständig gebraucht wird ; ik heb' di, ich habe
(od. halte, fasste, griff etc.) Dich; — harr'
(hätte) 'k dl, den wul' 'k dl; — heb' ji dat
(od. contrah. hei 't) al? — dar is net mer
55 fan to hebben; — se hebben 't mit 'nander,
sie haben (od. halten) es mit einander , bz.
haben ein Liebesverhältniss mit einander;
— wo best du di dar mit had? — he hed
sük dar je wuuderlik had ; — du must di
60 därna hebben, dat du dar mit ütkumst; —
4*
HEBBEN
h2
HECHT
se hebbeii hiim dügti^ had , sie haben ihn
tüchtitj gehabt (od. gerupft , geplündert etc ,
z. B. beim Spiel); — hö harr' d'r al wost,
er icar schon dagewesen ; — heb' ji (ml. lioi)
't hir Ok? seid Ihr hier auch':' — Spriehir.:
hebbeu geiil atVr kritron; — hebbeii is heb-
ben, mau kngoii is 'n kiinst ; — wat du best,
dat hold fast ! wat du hebbeu schast, dat
wetst du not, of du 't krigst; — wat 'k heb',
dat heb' 'k! wat 'k krig, dat stoid noch to
terwachten. cf. anhebbeu, behebben, inheb-
ben, uniliebben etc. — Africs. hebba, habba ;
sntl. hebba, od. (Ehrentraut, I, 271)
hiibbe; ivfries. liabbon ; nid., mnld., nd.,
mnd. hebbeu; as. liabbiau (od. habbjan),
liabbe.ui, habbiea (od. habbjen), hobbien (od.
hebbjan), hebbeau ; ags. habban ; engl, liave ;
an. hat'a; }torw. liava; dän. havo; schtced.
hafva; gut/t. haban; ahd. haben, hapeu, haban,
haban, habou, habiu; uihd. haben, hän; amd.
havaii, havüa ; md. liaven. Von einer gerni.
y hab, haf (greifen, fassen, nehmen, rau-
ben etc.: halten, festhalten, fest machen, hef-
ten, fesseln, binden etc., cf. hecht etc.), tra-
gen, heben (cf. heffen etc.) etc. = idg. kap,
kamp, woron lat. capio, capukis, capto etc. ;
gricch. kaptö {schnappen, cf. happ, happeu),
köpe (Handhabe, Griff) etc.; arm. kapern
(fesseln, binden) kapeal (gebunden), kapaukh
(Bande); lett. kampju, kaaipt (fassen, grei-
fen). Ob das lat. habere auch dieser y an-
gehört, ist zweifelhaft. Vergleicht man in-
dessen skr. hrd (Herz) , bz. dass auch hier
schon „h" für urs2)r. „k" steht, so wäre es
auch denkbar, dass das lat. habere gleich-
falls dieser ]/' angehört. Oder ist es ein
latinisirtes aus dem Germanischen entlehn-
tes Fremdwort, ivie manche andere lat.
Wörter'^ — Wegen hebbeu«. he&ea scheint
es mir übrigens richtiger, dass man für
sümmtliche zur y hat', bz. kap gehörenden
Wörter ein germ. Stammcbm. hifan , haf,
hufun (greifen, packen, nehmen; — halten
heben etc.) mit der Nebenform huf = kup
(cf. lat. cupere etc.) aufstellt, zumal da auch
hup «. liöp, hop etc. etc. auf dieselbe Grd-
bdtg. zurückgehen.
2. hebbeu, Haben; he is mür fau 't heb-
ben as fau 't gilfen to liiis.
hebbor. Haber, Besitzer etc. ; wel is de
hebber dr fan V — cf. inlicbber, regthebber etc.
hebbe-r('f:t, Haberecht, Rechthaber, bz.
ein Mensch der rechthaberisch ist u. glaubt,
dass er immer recht hat ; daher: Eigensinn,
Steif köpf etc. ; lie is so 'u regten hobborogt,
war liei ni-t mit to proteu is. — Nid. hcbbc-
regt ; nd. hebljfreclit.
hebbc-re/jtsk, rechthaberisch, eigensinnig,
steif knjißg etc. ; 't is 'n hcliberegtskcn kerel.
hebbig (habig), a) greifig ., habsüchtig.
gierig etc.; he is mi fols to liebblg, as dat
ik gern wat mit hum to döu lieb'. — b)
greifig, od. leicht u. bequem zu haben od.
zu fassen, zu bekommen etc : dat is 'n heb-
5 big ding; — c) haftend, anhaftend, klebend,
klebrig, schmierig, sdunutcig etc.; dat swin-
slagtfu uu blüdwustmaken is 'u hebbig wark.
iiebbiglioid, Habsuclit, Gierigkeit etc.; sin
hcbbigheid wet gen grensen.
10 hebbsk, liebsk, habsüchtig etc.; 'n hebbs-
kern kerel as hum gifd 't uet.
Hebe, wbl. Name; D/;h/?j. Hebeke, Hebke,
Hepke.
he-blok, s. liej-blok.
15 1. hecht, haltend, nicht reissend, bündig,
fest, .stark, dauerliaft etc.; dat is hecht (fest
u. stark, od. bündig etc.) mäkd; — dat is
'n liecht ferband, od. 'n hechten kram etc.
— Nid. liecht; wfries. hefte, heclit. Ob-
20 schon dieses Wort mit 2 echt (cf. auch ach-
tig) in der zweiten Bedtg. synongm ist, so
wird es doch mit 2 hecht , bz. hechten u.
ferner mit haft (in schadhaft, d. h. Scha-
den )i abend, od. mit Schaden behaftet,
25 od. verbunden etc.) eines Ursprungs u. gleich-
falls aus heft, bz. haft entstanden sein, was
wohl urspr. mit habt in gehabt = ahd.
hapt (od. lautlich richtiger haft) identisch
war, indessen auch dem lat. capt äjcaptus,
30 capto, captivus etc. entspricht, cf. iveiter :
2. heeht, seltener hel't, a) Heft, Griff,
Handhabe etc.; hecht fau 't mest, od. de
beitel etc. ; — b) Haft; lie sitt in liecht. —
j\7(/. hecht; mnld. hecht, heft (mauubrium,
35 capuhis; fibula) ». haclite (apprehensio, com-
prehensio, viacula, uexus ; captivitas, carcer) ;
nd. hecht (Heft; Heftpflaster; Haft): mnd.
hechte (Heft, Handgriff; Heftung der Wun-
den) u. hechte, hefte, hachto (Haft, Gefäng-
40 niss) ; ahd. hefti; mhd. hefte, heft (Heft,
Griff' eines Messers etc.) u. ferner: ahd.,
mhd. liaft; amd. hapt (Vorrichtung zum
Festhalten, Fes.'<el , Haken, Knoten, Fest-
haltnng), mhd. haft (Haft etc.), idul. haft,
45 hapht, mlid. haft (gehalten,, gebunden, ge-
fangen, behaftet mit, verbunden zu), ahd.
haft (captivus), ahd. haftä, mhd. hafte (con-
nexio) ; goth. hafts (behaftet); as. haft
(viuctus); hafta (vinculum, captivitas); ags.
50 haeft (dasselbe) u. hilft (gebunden, gefesselt
etc.); afries. hefte, heft (Haft); an. hapt
(Fcisel) ; isl. hefti (Heft , mauubrium etc.) ;
hapt, haft (Fessel etc.) ; schwed. hafte (Heft) ;
dän. hefte, haefte (dasselbe). — cf. hechten.
55 3. hecht, in folgenden Redensarten , als:
a) „he hed , od. sleid gen hecht d'r up",
welche simd. u. ivörtl. wohl soviel heisst
als: ,,er haf, od. schlägt kein Heft, od.
keinen Griff (capulus) (hi drauf" (aus Nach-
60 lässig keit, od. absichtlich) ; Jedoch fig. von
HECHTEN 53 HEDE
Jemandem gebraucht loird, der ein betr. voriv. heffa (schlnigen, binden; halten, au f-
Etioas unbemerkt u. unbeachtet , bz. n n- hallen, festhalten, hemmen, hindern etc.) ;
gefasst, od. unaufyefasst lüsst; ^o<A. hattjan (sich anheften, sich anhängen).,
b) „he hetl d'r so 'n hecht up", wo lieclit ahd. heftaii, het'ton ; mhd. heften O'cf estigen;
sich ivohl auf die Haft u. Fesselung, 5 binden, fesseln, heften; in Haft ticJtmen);
od. das Haften, Fesseln ii. Kleben amd. heptjan, lioptan (binden); «/«(/. haften;
des Auges (auf ein betr. Etwas) bezieht, in- mhd. hatten (befestigt sein, festhangen, haf-
dem diese Itedensart von Jemand gehraucht ten). Alles vom Stamm haft, hapt = lat.
wird, der sein Auge starr worauf heftet, capt in captus etc., der aber nicht von die-
od. jixirt u. das betr. Etwas nicht aus den 10 sem lautverschoben ist, sondern direct sich
Augen lässt, iveil er ein .starkes Verlangen aus habau, liapan , rect. hafan (haben , hal-
nach dessen Besitz hat. Da aber hecht = ten, bz. greifen , fassen , nehmen , erfassen,
Haft tvörtl. das Gefesselt- u. Gebun- festhalten, od. behalten, besitzen, haben etc.)
den- Sein an u. für sich ausdrückt, so ergab u. mit dem Partie, haefd, haeft, haft,
kann man diese Redensart auch mit „Er 15 hapt (gehabt, gehalten, gegriffen, gefasst,
hatte da so ein Gefess eltsein auf" gefangen, gebunden etc., cf. haftjan u. haf-
übersetzen, wie Ja: he hed (od. harr') d'r tön etc. = gefasst-, gefangen-, fest etc. ma-
so 'n hecht up (z. B. um dat to hebben, od. chen, heften, od. machen dass etivas fasst
um mit to gän) auch mit: he was d'r so up etc. od. auch: gefasst u. gegriffen sein [von
fersäten, od. up ferpikd (cerpecht, verklebt 20 Einem Etwas] , gefangen u. gefesselt sein,
etc.) wieder gegeben werden kann u. wir nicht fortkönnen, haften etc.) von haban,
hecht in der Redensart: hapau, hafan etc. (cf. hebben ?f. lieffen) iden-
c) „he was d'r so hecht up'' (z. B. um tisch ist, bz. sich hieraus ergab, wie capt-us
dat to liebben, od. um mit to gän) auch in aus capio. Dass aber haft, hapt aus hafit, ha-
derselben Bedtg. wie fersäten od. ferpikd r/e- 25 T^it (cf.nhd. ]i ab et, d.h. nähmet, griffet, hal-
brauchen u. hecht sich in beiden Redens- tet etc., od. [ich habe bereits] genommen u. ge-
arten gerade auf den haftenden, nacJihalti- griffen, gefasst etc.) u. capt in captus (cf. cap-
gen, festen, ausdauernden, bz. nicJd los las- tus sura) aus capit contrahirt ist, ist toohl
senden Sinn des betr. Er bezieht. zweifellos u. ebenso., dass auch lat. caput (==
hechten (hechte, hechtst, heclitd etc.; — 30 uns. h6fd) wrspr. als ein Gefäss u. B e-
hechtede, hechtde etc.; — hechtd; — hech- hält er (d. h. als Gefäss des Gehirns =
tend), a) heften, befestigen, fesseln, binden, Schädel, cf. kop, kopke etc.) gedacht ist u.
nieten, nageln etc.; man kan d'r gen ög up wahrschcinl. formell u. begrifflich nicht von
hechten (heften, fixiren etc.); — lie hechtd capit od. capet = hafit, hafet (greifet, fasst
(heftet, befestigt, klebt etc.) dat mit klister 35 etc.) verschieden ist, weil es eben nur ein
(od. mit 'n spiker etc.) an de wand; — dat Etivas was fasst., bz. ein Fass-Ding
is mit draden an 'nander heclitd ; ^ — he bezeichnet.
hechtd (schlägt, nagelt etc.) d'r 'n spiker in Wegen der Form hacht, hecht aus haft,
etc. ; — b) haften , festsitzen, kleben etc. ; heft vergl. kracht, sacht für kraft etc. u.
dat wil d'r net up hechten ; — dat hechtd 40 das auch tvohl aus capt, caft entstandene
an 'nander fast. Für hechten sub a) kömmt air. cacht (servus, /. q. captus).
einzeln auch die Form heften, so^vie für hed, od. lief, hat. Contrahirt ans hebbad,
hechten sub b) auch haften n. zwar na- hclibath (h(d)et) von hebben, bz. afries. hebba.
mentlich in der Bedtg. : bürgen, einstehen hed, s. heid.
etc. vor. — Nid. hechten ; mnld. hechten, 45 lieda, od. heda (InterJ.) heda. Compos.
heften, hachten (figere, pangcre, alligare von he od. he (s. d.) u. da.
etc.) u. hachten, hechten (apprehendere, ca- Ileddo, Hedde, ml. Name. Geschln. Hed-
pere, vinctum detinere) ; nd. hechten (hef- den u. Heddinga. Vergl. Förstemann
ten); mnd. hechten, heften (heften; haftet}), hinter hath.
hachten (haften; in Haft nehmen, verhaf- 50 Iiede, die groben Hanf- u. Flachsfasern,
ten), haften (gebunden u. befestigt sein) ; welche durch das Hecheln ausser der schäfe
afries. hehn. (ließen, binden, fesseln) ; ivfries. (die abg eschabten harten Basttheilchen
heften, hechten; nfries. hechte (dasselbe); = Ab schab sei od. Schab - Th eile)
wang. haftje (haften); as. heftjan (heften), von den feineren Fasern ab- od. ausge-
haftön (haften); ags. haeftan od. häftan (7te/- 55 schieden werden u. meist zu grobem Tau
ten, fest machen etc.), haeftjan, häftan (Jtaf- versponnen, od. auch als Werg zum Stopfen
ten, verhaften) ; an. \\(ii\.-A,\\(i\)i-A [\inc\XQ a\Q..); gebraucJit werden. — Afries. hede; wfries.
isl. hefta (impedire, compedire, reprimere, hiede; nfries. hede, heed; nd. (Br. Wb.)
intricAve); dän. hefte, haehe (Jieften, haften) ; hede, heden, heen; mnd. hede, heide; nid.
schwed. häfta (heften; fassen, haften etc.); 60 (provinciell) hede; mnld. hede (stupa od.
HEDEN
54
HEFFEN HEFEN
Btuppa , Werp). Dieses Wort ist seiner
Grdbdtg. u. Form tmch r« Schede (Scheide),
scht'ilea i scheiden, trennen etc.) zu verglei-
chen u. geht icohrscheinl. als Abgeschie-
denes od. Abfall tnit ba>/r. haid ( Un-
rat h, Abfidl etc., cf. Seh melier, II, 151)
auf eine aus skid (cf. scheden) entstandene
y kid (spalten, iheilen, schneiden, trennen,
scheiden etc., cf. lat. caedo, de-, in-cido etc.)
:= germ. liid ;urilck, die vielleicht auch für
heid auf::ustellen ist u. der skr. ]/ cit ent-
spricht (worüber das Weitere unter lieid),
indessen dann schn-crlich für lat. caedo etc.
passt, dessen „d" Ja der Lautverschiebung
nach auch nicht zu liöde stimmt.
1. lieden od. lu'deii, Ausruf der Verwun-
derung etc. = Herr ; licden ! min tld (Herr!
meine Zeit); — lieden! liedeu ! wat .slim.
Auch nid., wenigstens mdarti, cf. van Dale.
2. lieden od. hedcn (holt. Grenze), heute,
cf. 1 liüde u. hüdig.
hede-wel, ein ,,wel'' zum Verspinnen der
hede, bz. zum Spinnen u. Drehen des aus
der liede gefertigten groben Taues.
heen. s. hejeu.
1. lief. Heben; s. uphef etc.
2. hef, See, Meer, od. eigentlich nur der-
jenige Theil des Meeres, der sich zwischen
der Küste u. den Inseln befindet, od. als
Watten-Meer die Küste des Festlandes loie
ein Gürtel umfasst u. einschliesst, indem be-
kanntlich der ausserhalb der Inseln liegende
Theil des Meeres, od. die offene See nie-
mals hef, sondern im Gegensatz zu diesem
stets sc genannt tvird. 't hef bullerd, od.
brulld, räsd etc. heisst es, ivenn 7na)i an der
Küste zuweilen 4 — 5 Meilen ins Land hinein
das Toben der Brandung hört, loas nament-
lich dann am lautesten vernommen ivird,
wenn nach einem Sturm der Wind sich legt
u. nach Norden umgeht. Sprichw. : tidge-
nug (Einer der bei der Mahnung zur Eile
stets das Wort ^tidgenug" im Munde führt
u. deshalb selbst „tidgenug" heisst) is in 't
hef blefen. — Afries. hef (See, namentlich
die das Festland begrenzende, ivie es ja im
afries. Büstringer Landrecht § 1 heisst:
and hi dika skolde, witliir tliene salta se
and withir tliet wilde hef); nfries. (Outzen)
häf, haft', häft, heef, hef; tvang. haf; nd.
haf od. hafF; mnd haf; ostpreuss. haah (das
die Kü.ste begrenzende u. u. umschliessende
Meer, bz. das Meer zwischen der festen
Küste u. einer davor liegenden langhinge-
streckten Landzunge) ; ags. heaf (See, Meer);
an., schwed. haf; norw., dän. liav (Meer,
Ocean) ; mhd. hap; md. liab (Hafen; Meer,
Haff). Die Bedtg. dieses Wortes ist: Hal-
tendes, Fassendes, Bergendes, Sicherndes
etc., bz. Gürtendes, Umgürtendes , Ein- u.
Umfassendes, Umschliessendes etc., od. Et-
icas, was ein anderes Etwas (Schiffe, od.
Festland) wie ein Band u. Gürtel umfasst,
einfasst, einschliesst, umschliesst etc. :=^Fass-
5 Ding etc. u. gehört mit hafen , hebben,
hechten, helfen, hof etc. zur y haf, bz. kap
(greifen, fassen, halten, tragen, heben etc.).
Vergl. dieserhalb auch „okeanos" als der
die ganze Erde umßiesscnde , bz. sie wie
10 eine Schlange umfassende u. umgürtende
Wcltstrom.
hef-böm, Hebebaum.
liefe, liäfe, Heber, zweischenkeliges Bohr
zum Heben von Flü.ssigkeiten vermittelst des
15 Luftdrucks, um sie von einem Fass in das
Andere fiiessoi zu machen.
hefel, hüfel (Flur, hefels etc.), a) starker
Faden an den schachten (den Kammhölzern
der Weber), zum lieben der sog. Kette;
20 — b) Hebel; wi mutten wol äfen de häfel
(od. hefbom) ansetten, um dat to ligten. cf.
2 hSfel.
heifen, hefen, häfen (heffe, häfe, hefe,
heif etc. ; — heffest, lieffst etc., — heffet,
25 hefft etc. — hof, höfst etc. ; — hafen), he-
ben, d. h. greifen, fassen, nehmen (Geld
heben), bz. ein Etwas zuerst fassen , od.
nehmen (cf. unten die Compos.) u. dann in
die Höhe bewegen; ik höf (od. nara) hum
30 up uu drog hum weg; — dat is wer hafen
(gehoben, od. weggenommen xi. beseitigt, bz.
geborgen, gesichert u. gerettet). Dieses Vbm.
■ ist stark im Schwinden begriff'en u. wird
am häufigsten durch tillen u. boren, sowie
35 mitunter auch durch risen ersetzt. — Afries.
heva (hof; heven, geheven); loang. (Ehren-
traut, I, 42) luv (sich heben); nd., mnd.
heven (hov); nid. lieffen (hief, geheven);
mnld. heffen, heven; as. hebbjan, hei^jan
40 (höbh, hob, höf, huobh, liuob, huof) ; ags. heb-
ban (hof; hafen, häfen); engl, heave; «n. hefja
(höf); norw. lievja; dän. haeve; schwed.
häfva ; goth. hafjan (hof) ; ahd. hefjan, hef-
fan, heffen, hepfan, hevan; jnhd. hefen, he-
45 ven, heben (heben, aufheben, erheben etc.).
Vergl. die Compos. : anheffeu (anheben, bz.
anfangen etc.), oflieff'en ((d/heben, abneh-
men etc.), upheffen (aufheben, aufgrei-
fen, aufnehmen etc.), fcrheffen, aferhef-
50 fen etc. Die Formen gehen sämmtlich auf
urspr. hafjan, hafja zurück u. ist die y haf
dieselbe wie von hebben , hechten etc., bz.
lat. capio, captus etc., sodass hafjan urspr.
nichts weiter hicss als: Fassen, Grei-
bb fen etc., od. Fass, Griff etc. thun u.
machen (nach Eticas) ivoraus sich denn
iceitcr die Bedtg. : nehmen, wegnehmen, auf-
nehmen, aufheben, bz. heben etc. weiter ent-
wickelte. Die von Fick beliebte Ableitung
CO von y kamp (zittern, od. unduliren, sich
HEFIG 55 HEI
wellenförmig bewegen, sicJi auf u. nieder hSL\,hcyh,hovi,he\, sowie ferner im Gri7n7n''
bewegen, od. Impfen, springen, bz. [Grass- sehen Wb.
mann] sich rasch bewegen, od. sich Irin u. 2. hei, ]iabt ihr; contrah. aus liebt, heft
her bewegen ti. schwingen), ivovon skr. kapT (gekürzt lief , hew', lie') -f~j1; hei 't al liad?
(Affe) u. nach Fick auch griech. kämptö 5 — Sehr oft wird jedoch diesem „hei" trotz-
(sich beugen , krümmen) u. kampe (Krüm- dem schon ji (ihr) darin enthalten ist, doch
immg, Bug), sowie karape (Spannraupe, die noch ji wieder nachgefügt u. statt „hei' 't
sich durch Zusammenkrümmung fortschneUt) Iiad", — „hei' ji 't had" gefragt,
etc. stammen sollen, i)asst für hafjau ivohl 3. hei, s. heu.
schwerlich so gut, wie die von ]/ kap (fas- 10 4. hei, s. heje.
sen etc.), zu der skr. kapi (Aff'e) übrigens 5. hei, s. haie.
auch ebensogut gehören kann, wie zu kamp G. hei, heisser, trockner,nebelartiger Dunst,
(zittern, bz. sich sclineU bewegen), weil der der sielt, bei anhaltend heissem, irocknem u.
Affe nicht allein behende, sondern auch windstillem Wetter durch die Hitze erzeugt
ein schlimmer Räuber u. Dieb ist, der 15 u. die Luft in den „kimmeü^ unklar n. un-
den Früchten etc. sehr nachstellt u. also durchsichtig macht, sowie auch eine Art
auch als Räuber od. Nehmer, Weg- Fata morgSLua, od. Luftspiegelung verursacht ;
nehmer, behender Greifer etc. auf- d'r is to föl hei in de lücht, od. de lücht is to
gefasst sein kann, bz. auch deshalb kapi heiig (trocken-dunstig), um mit de fer-kiker
od. Greif- u. Fassthier, Fassioe- 20 regt genau to sen; — wen d'r so föl hei in
sen etc. genannt sein kcinn , weil er de lücht is, den is 't net as of de husen un
sich mit Händen, Füssen u. Schwanz bomen in de lücht drifen. — Mnd. (Seh.
an Alles anhängt u. an Allein Fass n. u. L.) hei; aJtd. hei, öfters gehei, geheie,
Haft findet. geheige, Hitze (uredo, cauma) ; mhd. heien
hefig od. hefig, häfig, schwer, stark, 25 (brennen); ahd. arheigen , erheien (urere,
gewaltig, heftig, auffahrend, böse, zornig, aestuare), ferheien (durch Hitze ausgetrock-
aufbrausend etc.; 'n hefigen stürm orZ. fröst, net sein). Davon: oberd., mdartl. (Sc hm.,
kolde etc.; — 'n hefig gefecht; — du must II, 127) gchai, trockner nebelartiger Dunst
net glik so häfig worden. — Nid. hevig in der Atmosphäre bei heisser Sommerzeit,
(stark, heftig, geivaltig , ungestüm, auff\ih- 30 auch Hai-Dampf, Hainebel, Hai-
rend, zornig etc.); mnld. hevigh; nd. (Br. rauch (nach 0. Schade) verderbt: Heer-
Wb.) hevig (gross, heftig, sehr); mnd. he- rauch, Höhenrauch , (s. unter 2 harig)
vich ; as. hebhig, hebig; ags. hefig (gewich- genannt. AdJ. gehai, kai, gehaiig, gehaigig,
tig, schwer, bcschioerlich etc.) ; engl, heavy geliaiwig , kaierig , gehedig (von solchem
(schwer,^ drückend, beschwerlich, lästig); 35 Dunste erfüllt od. überzogen); hess. (Vil-
ahd. hebig, hepig, hevTg, hevec; mhd. hebec mar, 157) hei, heie, beige, hege (trocken,
(geivichtig ; ivichtig ; beschtoerlich ; ausge- dürr, der Feuchtigkeit u. des Wassers er-
zeichnet). Dieses von hef, beb u. Tg (Zu- mangelnd); heiung (Dürre, Wasser-, od.
stand, Sein etc.) gebildete Wort gehört zu Regen-Mangel) ; meklenb. (cf. Seh. u. D.
heffen (heben) u. bezeichnete urspr. einen 40 unter hei) hei-, heu-, heid-blicken, heid-
Heb e-Zust and, bz. ein Sein od. eine hXnckQw; holst. (Schütz e)\\p\({-\vic\\iGn (Wet-
Eig ensch aft ivo, od. durch die ein He- terleuchten , Lufterscheinung ähnlich dem
ben (von Etwas) eintrat u. ein Heben Blitze, doch ohne Donner) u. mflüm. heyen
(Aufheben, in die Höhe beivegen u. richten (dasselbe). Vergl.bei Fick (I, 59)2'ki(bren-
etc.) verursacht wurde u. da nun ein heb i- 45 nen , dörren) , wozu er ausser hei etc.
ges od. hebendes Etwas schwer sein auch goth. hais, Genit. haizis (Fackel) «.
muss, um ein Etivas zu heben u. in die skr. cya (gerinnen, frieren, erstarren) stellt.
Höhe zu schnellen, bz. ein Etwas od. ein Fraglich ist es übrigens, ob für bei, bz.
Mensch etc., was od. der die Heb e- Eigen- goth. hais nicht besser die}/ skr. cA (sehen,
Schaft hat schwer u. stark etc. ist, so 50 bz. scheinen, glänzen, ßammen etc., cf.
erklärt sich hieraus leicht, wie das Wort Grassmann, 445 seq. u. weiter unser
hef lg die obigen Bedtgn. erhielt. blik, blik, büken, blikken etc.) passt, die
hefigheid, häfigheid, Heftigkeit etc. — wahrscheinl. nebst skr. kbya (schauen, od.
Nid. hevigheid. scheinen etc.) aus der für schin, schinen etc.
hege, hegen etc., s. häge, hägen etc. 55 u. auch ^oohl für lat. scio etc. vorauszu-
hegge, s. 1 häge. setzenden allgemeinen idg.yüd (scheinen etc.)
hegge-spilen, s. hägespilen. entstand, zumal auch die für beid od. heit
1. hei od. he, eine Interjcction der Freude u. heiter anzusetzende germ. y hid od. hith
od. des Jubels; hei-juchei od. juchhei, cf. = skr. cit (ob Denominativ vom Partie,
die Interjection he u. ahd. Interj.: hei, hey, 60 hita von hi, wie phull von phuUa aus phal?)
IIEJ
56
HEIDE
eine Kncciterunfi von ci ist it. <iuch das
tut. hei in heiblickoii (tccttcrleitchtoi). suicie
lias ahil. hei (ureilo etc.), nihd. heien (bren-
nen) etc. wollt jedenfalls besser .-« ci {bli-
cfcen, sehen etc., b:. blit.:en, flammen, leuch-
ten, scheinen etc.) stimmt, als ::u skr. (,ya
(gerinnen, frieren), wovon es doch sehr frag-
lich bleibt, ob man dafür eine y ki mit der
Bedtg.: dörren, brennen etc. aufstellen darf.
Zu ahd. hei, bz. erheien; mhd. heien (urere)
u. goth. liais (Fackel), bz. lieid, lieiter etc.
vergl. auch griech. kalö (brennen), att. käö
(brennen), kaüma (Brand) etc.; lit. kaistii
(bin heiss), kaiträ (Hitze) u. an., isl. hyr
(Feuer), sowie liyn- od. liyr (heiter, froh,
fröhlich etc., cf. dän. ghul, blid), tcas nach
bilde ». ghul zu urthcilen auch auf die
Grdbdtg. : glänzen zurückgeht.
lii'j. ,s'. hejo.
h t'J ' - b;i s . Bam m-Meister.
htM-lM'ssem, .s\ heidebessem.
licj'-blok, ein Block zum hejen od. Bam-
iiien, Bammblock.
Iicid, heit, Endung vieler Subst. als: egen-
heid, pudhuid, böslieid, düllicid, ewtgheid
etc., od. egeulieit etc. mit dem I'lur. heiden
od. heiteu. — Africs. liOde, hed, heid ; nid.
heid (Blur. hedeii) ; mnid. heyd; nd. heid,
heit, keit; miid. heit; )ihd. heit, keit etc.
Dieses Wort war früher ein selbstständigcs
Wort u. i.'it eins mit: ahd. heit, hait, heid;
mhd. heit; as. lied, heth (persona, sexus,
ordo, gradiis, bz. Bang, Stand, We.scn, Be-
schaffenheit, Art u. Weise) ; goth. haidus
(Art u. Weise); as. hed (Stand, Würde);
ags. häd (wie im hochd.) ; an. lieidr (honor,
diguitas). Was die Grdbdtg. dieses Wortes
betrifft, so scheint es, als ob dieselbe ursjrr. :
Schein, Gl am etc. od. Schein- u.
Glanz -Zust a n d war, bz. dass dem viel-
leicht für heid etc. anzusetzenden Thema
heidu, heitu, lieithu, od. lieitliä etc. ein ä
od. 1, ü (Etwas) abfiel u. es von Hause aus
ein Etwas bezeichnete , tvas Schein u.
Glanz hatte u. von sich gab n, dadurch
in den Gesichtskreis kam u. erkennbar (od.
gesehe» ii. erkannt etc.) u-urdc, bz. als ein
gegenstündliches u. sichtbares Etwas in die
Er sc hei mm g trat. Da n un aber Alles,
was scheint u. glänzt Jedem, der dar-
nach .sieht, eine Erscheinung ist od.
ihm das Aussehen u. die Wesenheit
(sein Sein etc.), Besch äff enh e i t, bz. die
Art u. Weise desselben kund macht, .so
ist es vollständig begreiflich , dass aus der
Grdbdtg. : Schein, Gl a n z od. L ich t
(ah das was von Jemandem ausgeht u. ihn
sichtbar u. als Seiendes erkennbar macht)
sich auf^ser Ansehn, Würde, Ehre etc., od.
Art u. Wci.ic wie Etwas aussieht n. sicht-
bar wird, auch die von sichtbares u. in die
Erscheinung tretendes Etwas (gleichgültig
ob Sache, l^ing, Wesen od. Fersönlichkeit)
ergehen musste. Was die y betrifft, so ist
5 dafür wohl germ. lud od. hith, hz. idg. kit
od. skit anzusetzen , die auch der skr. y
cit (glänzen, scheinen, erscheinen etc., cf.
unter G hei), sowie ketü, od. ketu (Helle,
Licht, Strahl, Leuchte, Tuickcl, Flamme;
10 Erscheinung etc.), ciXvix (glänzend, strahlend,
hell; ausgezeichnet, herrlieh [ilhistris]; hell,
laut, klar etc.) etc. etc. zu Grunde liegt,
cf. auch heid-rubiutje u. heiter.
1. heide, od. liaide, a) Jlaide, Haidefeld,
15 od. dürres, sandiges, unfruchtbares, tinbc-
bautes , wild u. toüst liegendes, meist mit
Haidekraut bewachsenes Land; ebenes, un-
bebautes u. unfruchtbares Land; 't is enier
lieide, so wid as man sügt; — b) Huide,
20 Haidekraut. Compos. : besseniheide, böiier-
heide, lieideblümo, mürheide etc. Sprichw.
zu a) : gifd de heide erst für her, den büst
du hör her. — Xd., mnd., idd. heide; mnId.
hoyde; ahd. heida (Haidekraut) ; mhd. lieide
25 (ebenes unbebautes wildbewachsenes Land);
goth. liaithi (ager, campns, unbestelltes Feld) ;
ags. haedli ; engl, heatli (wie oben). Wie
goth. haitlii zeigt, bezeichnet dieses Wort
ursur. im Allgemeinen Mos „Feld'', bz. ein
30 unbestelltes u. freies Feld, wo nichts
wächst lt. ivohnt u. tcas nicht besiedelt ist
u. wird es meistens zu skr. ksetra od. kshe-
tra (Grund, Grundbesitz; Feld, Acker; Ge-
gend, Land) verglichen, was zur ]/ ksi od.
35 ksbi (sitzen, wohnen, sich aufhalten wo etc.)
gehören soll, wonach denn ksetra urspr.
wohl als (von Menschen u. Thicren) be-
wohntes Etwas aufgefasst sein muss,
tvas allerdings zu der allgemeinen Bedtg.
40 des germ. heide nicht stimmt, worüber noch
Weiteres unter lieiil-rubiiitje am Schlüsse
verglichen icerden mag.
2. heide, öfterer lieiden, Heide, Nicht-
christ; he is iiog 'ii lieide. Sehr oft wird
45 damit auch ein armer, trostloser, bedrück-
ter, von der Gnade verstossener Mensch
(he klägd as 'n heiden) ti. weiter auch ein
uncultirirter, ivildcr, roher, tvüster, bz. ein
struppiger, ungekämnder u. schmutziger Ge-
50 seile, sowie ferner ein Zigeuner bezeichnet
(he geid so to ker as 'n heiden; — he sügt
d'r üt [ist struppig u. schmutzig etc.] as 'n
heiden; — de heidens [od. taters] sunt d'r),
ivie ja bekanntlich das Subst. heide od. hei-
55 den (Heide, od. Xicht-Christ) aus dem Adj.
ahd. lieidau etc. (von der Haide, zur Huide
gehörig, bz. agrestis, pagauus etc., cf. bei-
den) hervorging u. urspr, blos einen (Haide-
od. Feldbeioohncr, bz. einen Menschen
60 von der Haide od. dem Jjande, einen
HEIDE 57 HEID- HEIT-RUBINTJE
Hauer od. Nichtstädter etc. hvzeich- hz. ein Waclceln der Haut anlcomwen sollte,
nete u. sonach nach der den Kirchenvätern wie dies bek(tnntlich auch heim Schauder-
von Moni aus eigener Anschauung als ein od. Schüttelfrost der Fall ist.
bäurischer , ungebildeter, roher. Beide Redensarten sind daher tvoJil nrspr.
ungesitteter Mensch (liomo agrestis et 5 fries. od. ofries. Ursprungs u. von. hier aus
paganus, bz. iiou uibaiuis) aufgefasst u. dann tveiter nach Deutschland vorgedran-
dann weiter zur Bezeichnung eines Nicht- gen, sofern nicht etwa in andern Gegenden
Christen verwandt wurde. die Zusammenstellung von lieide u. weide
3. lieide, Haut. Dieses nur in den. lle- neben den unsrigen in der Bedtg. von Haut
densart.: „ik wil dl hauen, dat di de beide 10 u. Gcioeide wirklich im Sinn von Hai de
wakkeld" ; — ^he spejd beide un geweide" (od. Wald, Holzung etc., s. unter licid-
ist ganz zweifellos identisch mit afries. htide, rubiiitje am Schlüsse) u. Weide (pascua)
hed; nfries. heed; sali, hed; wang. (Ehren- schon von früherer Zeit her gebräuchlich
traut, I, 351 u. 370) baid (lü fret 'er 't icar u. dann später die abweichenden Se-
mit baid un her up; — hi spied liaid uu 15 dtgn. dieser lautlich gleichen Wörter in den
waid to 't lief ut); ags. b j'd ; engl, lüde verschiedenen Bedensarten sich in der An-
(Haut, cf. büd), wobei ich wegen des Vocal- wendung derselben blos vermischt u. im
Wechsels sowohl auf nid. beden = liuiden Laufe der Zeit verdunkelt haben,
(heute = ahd. liiuti) als auch auf den nid. beide-besseni, heibessem, Haidebesen, Be-
Plur. beden = lieiden von beid (hcit, keit, cf. 20 sen von Haidekraut, od. Erica vulgaris,
beid = rt/nes. bed etc.), a/s awcA auf den ahd. hcide-blöiiie, Haideblume.
Plur. biuti von büt (Haut) venveise. In heide-kn'id, Haidekraut.
dieser Meinung iverde ich auch dadurch beiden, a) (Subst.) s. 2 beide; — h) (Adv.)
nicht beirrt, dass die Redensart: dat de heidenmässig, unvernünftig, fürchterlich, höl-
beide wakkeld sehr verbreitet (cf. Korrespon- 25 lisch etc. ; man hed dar 'n beiden bült drokte
denzblatt des Vereins für nd. Sprachfor- un spcktakel mit ; — he licd 'n beiden bült
schung, No. 9 vom Febr., pag. 67 seq. u. geld; — ik wurd' so beiden dül, dat ik bura
No. 12, vom Mai 1877, pag. DO) ist u. so- wol giik en au de ören gäfen niugt harr' ;
wohl in dieser, cds auch in der gleichfalls — 't was 'n beiden allarm. — Slit afries.
im nd. bekannten Zusammenstellung von 30 (AdJ.) hetbin, betben, liethon, beiden ; as.
beide «. weide, bz. bei «. wei (cf. bei liedin ; ags. baedheu; an. beidhinii ; mnd.
Schütze: he deit bei u. wei ut, sowie beiden; ahd. heidan, heidin, beiden, hcidhan,
ferner bei Dähnert u. im B r. Wb.) das beitbin; mhd. beiden (gentilis, etbnicus, /tc/c?-
Wort lieide im Br, Wb. mit 1 beide in der nisch, niclitcltr istlich, besonders muhameda-
Bedtg.: Haide-Land , od. Haide - Feld u. 35 nisch, saracenisch , orientalisch, bz. urspr.
weide mit weide (pascua) identificirt ivird, agrestis); Subst. ahd. heidan etc.; nid. bei-
zumal da auch Schütze die Redensart: den; wfries. beydin (Heide, Nichtchrist, bz.
he deit hei uu wei ut auch durch: „er hat urspr. paganus) zu 1 beide, cf. unter 2 beide.
einen starken DurcJifaU" erklärt u. wir mit : beiden-döiii, Heidenthum.
„he spejd beide un geweide^* besagen icol- 40 \\%\A^\\-\{\\)iL., Heidenvolk, heidnisches Volk;
len, dass er Alles ausspeit, vxis er in sich Zigeuner.
hat. bz. Jemand sich in der Weise heftig lieiden-pak, gemeines heidnisches Back
u. anhcdtend erbricht, dass er nach Ent- od. Volk, Zigeuner etc.
leerung des Magens von Speisen auch noch lieide-snukke, lieidsnnkke, Haide-Schaf.
häutige Bestandtheile speit, bz. Alles von. 45 Die beidesnukken sind viel kleiner als die
sich giebt, icas nur irgendwie aus seinem Schafe von der Marsch. — Nd. beidsnulcke
Innern herausbrechen kann, toie dies z. B. u. bei Frisch beidsnake.
beim Gallenfieber od. ähnlichen mit heftigem heidi, a) Ausruf der Lust u. des Jubels;
Erbrechen verbundenen Krankheiten der heidi, lieidi, beidallala; — b) fort, verloren,
Fall ist. Die Redensart : „Jemanden hauen, 50 zum Teufel etc.; 't is all' heidi; — lat 't
dass ihm die Heide icackelt" stammt aber all' beidi gan; — be is heidi gän. Wohl
ent^veder daher, dass in früheren Zeiten die blos erweitertes hei (cf. 1 bei) , wie auch
Verbrecher etc. oft derartig gegeisselt u. mit ivohl heidideldei entweder erweitertes heidi
Ruthen geschlagen wurden, dass die Haut in der Bedtg. sub a) od. von bei u. didel-
auf dem Rücken sich von dem Fleische 55 dei zusammengesetzt ist.
löste u. theils lose u. ivackelig sass, theils lieid-, lieit-i'iibintje, Blut- od. Roth-Hänf-
in Fetzen herunterhing, od. dass diese Re- ling (cannabina linota). rubiutje ist Dimin.
densart blos eine Androhung so fürchter- von rubin, wie der Hänfling wohl wegen
licher Schlüge sein sollte, dass dem Betref- seiner Ruhm - ähnlichen Färbung auch
f enden vor Angst ein Beben od. Zittern, CO sonst (cf. Brehm, Thierleben HI, 141) ge-
HEID- HEIT-RUBI^^TJE
58
HEJEN HEEN
nnnnt wird, während der Vorsrßbe heid od.
lieit wohl Bedtg. Glanz (cf.heix. etc. h. lieiter)
:h Grunde liegt , sodass heid- od. hcit-ru-
bintje soviel icie Gla n z - Hä n fl i n g lieisst,
h:. heid etc. sich auf den Glanz seiner
rothen Farbe bezieht. Dass )iiin aber die
ahd. heitperi, heidperi u. nhd. Heidel-
beere genannten glänzend schwarzen n.
rothen Beeren der verschiedenen Yacciniiim-
Arten ihren Namen daher haben sollen,
dass sie in od. auf der Hai de wachsen,
scheint mir auch sehr fraglich, da es auch
ebensogut denkbar i.^it, dass heitperi ursjyr.
die Bedtg. Glanz-Beere hatte, wie ja
auch lieit (rf. heid) in der ursj^'. Bedtg.:
Glanz od. Schein etc. (der von Etwas
ausgeht u. es sichtbar macld) u. der abge-
leiteten von: Ansehen, Würde etc. auch
im ahd. heithaft (d. h. glanzhaft, od. mit
Glanz, An s e Jt e n u. Wii rde behaftet,
— Glanz u. Ansehen etc. habend u.
besitzend) steckt u. dieses Wort nur des-
halb auf den geistlichen Stand bezogen, bz.
der geistliche od. Priesterstand nur deshalb
heithaft genannt wurde, weil er mit Glanz,
Ansehn u. Würde etc. behaftet war, bz.
der „heithafte" od. der dem. Stande der Geist-
lichkeit angehiirende 3Iann für „illustre"
galt. cf. dieserhalb auch unter heid am
Schlüsse das skr. citrä, xconach man auch
einen germ. Sta7ntn heid, heit od. heith, bz.
ein heithi (glänzend etc.) u. heithi (Glanz
etc.) von der y hid, hit, hith = skr. cit
(glänzen etc.) ableiten kann, der doch je-
denfalls auch dem ahd. heitar (cf. heiter)
zu Grunde liegt, ebenso wie dem. Worte heid.
Vergleicht man nun aber weiter das ahd.
16h, Holz, Gehölz, Wald etc. (cf. Förste-
rn an n , II, 947 u. Arnold, Ansiedlun-
gen etc., pag. 117) = lat. lucus etc. im Zu-
sammenhange mit ahd. lohjau (lohen, flam-
men etc.) u. lat. lücere etc. (cf. leien, löjen,
lücht etc.) zu Id. laukas (das Freie, od.
die freie, offene unbesicdelte Gegend etc., bz.
Feld, Acker rtc. u. dass vnr mit Wald
auch oft den Begriff des Freien u. Un-
eing e liegten, od. des ivild u. frei
wachsenden und somit auch Unbe-
schränkten (wald u. wild [cf. wilde n«cÄ
in derselben Bedtg. wie HaidrJ sind ja
angeblich connex, da wald das toild- u.
freiwachsende bezeichnen soll) verbin-
den, so ist es auch leicht möglich, dass das
Wort heide = goth. haithi (Ifaide, od. hin-
bestelltes, od. unbebautes m. unbewohntes od.
freies Feld u. Ebene etc., cf. 1 heide) gar
nichts mit skr. kshötra (Grundbesitz; Feld
etc.) u. der ]/ kshi (sitzen etc., cf. 1 heide)
zu thun hat, sondern als freie, unbe-
baute, unbewohnte , leere u. öde
Fläche etc., ebenso wie heid etc. u. heiter
zur y cit = idg. kid (scheinen, glänzen etc.)
gehört, zumal da heide in den norddeut-
schen Sprachen nicht allein eine offene,
5 freie, unbebaute u. öde Gegend, bz. ein freies
Feld etc. bezeichnet, so)ider)i auch die Be-
dtg.: W(dd, Gehölz (Ulcus, sylva, saltus)
hatte, bz. {cf. Grimm Wb., IV, 798 sub
3) einen gr ossen, wilden, mit Tan-
10 gel- od. schwarzem Holze beioach-
senen Wald bezeichnete u. man sonach
von Hause aus u. urs2}r. mit „heide" ledig-
lich ein frei u. offen liegendes (cf. bar,
bar, bloss, nackt, leer, frei, offen, sichtbar
15 etc. von der y bhas, scheinen, glänzen etc.),
od. überhaupt ein freies, offenes, über-
sichtliches, bz. ein freies unbe-
schr ä nktes u. w i Id es Etwas bezeich-
net hat u. dieses Wort ebenso wie heid, hei-
20 ter etc. ein Abkömmling der y cit (schei-
nen, leuchten, sichtbar sein, frei, offen u.
unbedeckt liegen etc.) ist, zu welcher Grd-
bdtg. die goth. Bedtg. campus od. unbe-
stelltes u. freies Feld etc. (cf. unter
25 1 heide) sowohl, als auch die schon alte nd.
von Wald etc. od. lucus, bz. freies, unbe-
schränktes, offenes Einlas, od. überhaupt
das Freie (cf. skr. loka, heller freier Ort,
freier unbeschränkter Raum etc.) jedcnfcdls
30 sehr gut u. icohl besser stimmt als die von
skr. kshetra von der ]/ kshi (sitzen, wohnen
etc.), zumcd da die Haide loohl schwerlich
jemals ein sehr verlockender WoJinsits war
ti. jedenfalls urspr. wohl ein von frei um-
35 hers c h iv e ife n d e n Nomadenhorden, nicht
aber von sesshaften Ackerbauern bevöl-
kertes Feld gewesen ist.
heien, .s\ hi-jen.
Heie, Hei', ml. Name; s. Ilayo.
40 heje, hej', hei', a) Schlag, Stoss , Auf-
pirall etc., z. B. eines schiveren Schlägels,
od. eines Bammblocks etc.; du must d'r uog
iuseu "n dügtitren hej' up dun, of 't net nog
wat sakktMi wil; — mit f'U hej' sat 't fast;
45 — b) ein schicerer Schlägel, ein Bamm-
block, od. auch das ganze Rammgestell incl.
des Schlägels od. Rammblocks ; gif ml de
hej' inson her uii lat mi de päl iuson eu up
de kop gäfen , of hr den net in de grund
50 geid ; — se sunt mit de hej au de färd, um
de palen in de grund to hejen. — Afries.
hei (Schlag, Hau) ; nid. hei (Ramme); mnld.
(KU.) heye (fistuca; pilum ruidum) ; nhd.
Grimm, Wb., JF, 813, bz. 770 etc.) heie,
55 hege, hage (Schlägel) ; mhd. heie, hei ; bai/r.
hai (dasselbe); Schweiz, huja (Ramme), ne-
ben den Verben : huja n. heija (rammen).
Ausserdem auch (ni.) heier, haiier, haier,
hoyer (trnsorium). Vergl. weiter:
60 hejoii, heen, heien, rammen, flauen,
HEJEN HEEN 59 HEIKE HEIK'
schlagen, stossen etc. ; he hejd de palen in (fcn, ohschon es mir scheint , dass hayr.
de grund; — de grund mut erst htgd wor- (Seh vi., II, 128) haien, h:u, haier, hoyor
den (gerammt, hz. mit eingerammten Pfäh- (trusorium, fistiica) u. gehai (Weg od.
len verschen u. fundavientirt werden), er 't Cagung von eingeranuiden Pfählen) auch wohl
fundaraent legd worden kan; — he hejde 5 zu hauen gehören könnte, zu welchem luV
(hejete, rammte, bz. stiess, schlug etc.) de Jen u. heje jedenfalls begrifflich doch bes-
päl so fast, dat gm tein perde hum d'r wör ser stimmt als zu heien (vexiren), od. wie
üttrekken künden. — Nid. heijen; mnld. Diez meint zu mnld. hijgheü.
heijen , hijen (fistucare, fistuca adigere; heien, s. heuen.
subagitare) ; mfläm. heyen, hyen (dasselbe). 10 heifeltje, lieiifeltje, heifelke (Dimin. von
Vergl. dazu (s. Grimm, Wb., IV, 813 un- nhd. Haufe, bz. dem Stamm Häufet von
ter 2 heien) schwäb. heien, huien, hegen, häufeln), Häufchen, kleiner Haufe; wi wil-
neben geheien u. keien (schlagen, loerfen) ; len de knikkers up heifeltjes setten un se
tirol. heien u. geheien u. keien (werfen, fal- mit de törnscheter umsmiten ; — (fig.) ein
len lassen); hess. (Vilmar) heien, geheien, 15 Idcines Menschenkind; 't is man so 'u hei-
geheigen (plagen, vexiren, ärgern etc., bz. f'eltje.^
urspr. : schlagen, hauen). Was zunächst hßiiö? *'• 6 hei.
unser hejen , ' bz. nid. heijen (rammen etc.) heike, lieik', haike, hoike u. auch hokke,
betrifft, so ist dies wohl von heje, hej' (Stoss, hok', Mantel, Ueberwurf, Begenkleid, Schä-
Schlag; Schlägel, Bamme etc.) loeitergebil- 20 fermantel ; Redensart: de heiken up beide
det , wie desgl. auch wohl nhd. heien schulders dragen; — de heik' na de wind
(schlagen), während es mir scheint , dass hangen; — Cowpos. wind-heike; (fig.) Wind-
die oberd. Verba: heien, huien, hegen (schla- beutel. — Afries. hokka u. lioythia (rect.
gen, weifen), bz. hess. heien (vexiren) u. hoykia oc7. hoychia, lioichia) ; nd. (Schütze,
mnld. hijen (molestare, vexare) , mnd. (S c h. 25 I) ä h n e r t, S c h a m b a c h etc.) heuke, hoike,
u. L.) beigen, higen, hieu (zerren, höhnen heike, hocke; mnd. (S eh. u. L.) hoike, heike,
etc.) nicht von dem Subst. heie, sondern aus büke, hoke; nid. huik; 7nnld.huycku. hocke;
älterer Quelle stammen. Vergleicht man engl. hake. Daran (Die z, II, 335) : af ranz,
nun aber die unter heje erwähnte Form: hoche (langes Gewand), während Diefen-
hege, bz. dass so sehr oft der Stamm hage, 30 bach das mdartl. franz. huque u. sächs.
hege zu hai, hei contrahirt wird, sotvie fer- büke zu kgmr. hug stellt. Es gehört mit
ner, dass unser hikkeu neben: schlucken, hök, büke, hokke, buken (= nid. buiken,
schluchzen, bz. krampfhaft hörbar weinen, nhd. hocken) etc. zur )/ kuk, bz. skr.
od. aufstossen (cf. snikkon, snukken, snuk- kug, kung, od. kuc, kunc, wovon kuksli, kuks
kern u. snuk-up = engl, bick-up) auch die 35 (cf. taksh, taks aus tak, tag u. bbaksh aus
Bedtg.: stossen, schlagen etc. hat, so wäre bhag) eine Weiterbildung ist u. welche nach
es auch wohl möglich, dass fries., nid. he- Fick eine Ablautform von kak (cf. I, 3G)
Jen, heijen, hijen (stossen, schlagen etc.) aus sein soll, die er auch für h^ge (Umzäunung,
mnld. hijghen (anbelare, bippacare, animam Hecke etc , cf. unter hage, bäge, hagen, hä-
celeriter ducere etc. , cf. higen) entstehen 40 gen etc. u. auch unter hake) , bz. ahd. bag
konnte, loovon (cf. higen in der Bedtg.: hef- ansetzt u. wobei ich wegen des auslautenden
tig verlangen u trachten, od. streben nach) g u. k, bz. des inlautenden g u. k auch
Diez (II, 334) afranz. hie (Gewalt, Nach- auf bugen, buk, bukken etc. verweise. Ver-
druck), engl, hie (Eile etc.) ableitet u. wo- gleicht man nun aber bei Grassmann y
mit er auch ags. bige, hyge (Eifer, od. ei- 45 kug (umschliessen, umfassen), köga (Fass,
gentlich: mens, animus etc., da es mit afries. Kufe, Behälter, Kasten etc.), köstha (Ein-
hei; ahd. bugu, Sinn, Geist; Andenken; getceide, Wanst), kaksi (Bauch etc.), bz. bei
aflfectus, Freude; goth. hugs etc. identisch Bopp die Wurzehi kuk (capere, sumere),
ist ti. mit böge etc. zu bugen gehört) für kuc (impedire, includere, conjungere; iu-
verwandt hält u. tvovon er meint, dass da- 50 flexum esse), kuc (curvare, inflectere), sowie
von auch nfranz. hie (Ramme), hier (ram- die Wörter: kuca (mama), kuks'i (venter,
men) abstammen könnte. Wahrscheinlicher Uterus) etc., bz. bei Benf ey : kuk (to take),
scheint es mir jedoch, dass unser heje, hej', kuksbi (tbe belly; cavity; caveru; bay etc.),
hei (Schlag, Stoss; Schlägel, Ramme) u. he- kuj (to be crooked etc.) kuch, kurich (to
Jen etc. vom afries. hei (Schlag etc.) ab- 55 straiten ; to bend ; to crisp ; to souud high ;
stammt, was ebenso tvie unser bei, heu (Heu) to be crooked etc.) etc. u. bei Justi: cuf;ra
zu hauen gehört, tvährend die obigen nhd., (Winkel, Ecke etc. = nnserni hök), kushi
bz. oberd. Formen heien, huien, hegen (schla- (Bauch, Höhle) etc., so scheint es mir, als
gen etc.) ivohl mit mnld. hijen (molestare) ob für die Wurzeln kak, kuk zunächst die
aus einer u. derselben Quelle stanDuen mö- 60 Bedtg.: gr eifeii , fassen, nehmen,
HEIKEL
60
HEIL-BUT
halten etc. als urspr. atuiowlimcn sei it.
(lass .''ich hieraus die ro)i : binden, svhlics-
sen, ein- u. umschlie.'^scn (sichern, schUI::en,
bergen etc.), von allen Seiten durch einen
Kreis od. Hing, W(dl etc. umgehen, u. so
auch die von: rundlich od. mit einer Krüm-
mung, einem Bogen, Gcirölbe etc. ein- u.
umfassen etc. entwickelt hat, wobei daini
hieraus weder auch die von : biegen u.
krümmen etc., sowie ans: rundlich erhaben
etc. auch die von: Anhöhe, Hügel etc., od.
der liegriff: erhaben , hoch etc. entstand,
wie auch Fick das ahd. Loh (cf. hög)
d.uu ,vfW//.
heikel; /. q. 4 häkel.
Heiko, od. Haiko, ml. Name. Gei^chln.
Ik'ikrii, llcikcus, Iltikena, b~. llaikcn, Hay-
ki'ii etc. Wohl Koseform von ilayo, Ilrio,
Heip. Vergl. indessen Förstemanu un-
ter Hall.
hci-krasjp, zornig, ivild, wüthcnd, aufge-
regt, ausser sich etc.; liö was gaiis lieikräsje
im hol not to tüssen. — Xach dem Br. n d.
Wb. (II, 613) bezeichnet lieikrasie od. hei-
kraasje ein jauchzendes Lärmen a.
auch einen lustigen ausgelassenen
Menschen u. soll es von der Interj. der
Freude hei (s. 1 lioi) u. kuraasje (Courage)
zusammengesetzt sein. Vergl. indessen auch
afries. hei = ags. higc , liyge ; ahd. liugu
(mens, animiis; affoctus etc., s. unter hejen)
u. zu krasie etc. auch mnd. kraecz (Wider-
rede, od. Geschrei'^ in „siiiuler kraecz und
weddeircden", was nach Seh. u. L. [II,
.'iö'Jj mit kratz [Kratz, von kratzen] iden-
tisch sein .soll, mir indessen eher mit Krächz
in Ge k r ä c h z e, bz. k r ächz c n [ags. crä-
cetten etc ] connex zu sein scheint), od. auch
mnd. krät (Schrei) kraten, kratelon (schreien,
krähen, wiehern), was sich wohl von ahd.
cliräjan (krähen, cf. krcien) ableitet u. wo-
nach denn lieikrasie od. lieikräsje (mag nun
liei die Interj. hei, od. wie afries. hei aus
hige entstanden sein) nicht = fr eudige
od. laute Co u r a g e, sondern = fr e u-
diges u. lautes od. an i mir t es Ge-
schrei sein würde.
hei' knräsje, hei* krasje, gewähnlichcr
fragender u. herausfordernder Zuruf eines
streitsüchtigen od. zornigen JMcnsclicn an
die gegnerische Barth ei n. ivörtl.: habt
ihr Courage; hei' krasje? den kfimd
man her, den wilKn wi insen sön, wel bäs
Word.
licil, Heil, Gesundheit, Wohl, Wohlsein,
Glück, Segen, Frlösung, Bettung etc.; heil
dl, dat du dat net däii hest; — he drunk
up sin heil ; — f'oi heil im glük , od. segeii
in 't neje jär; — Iie si'>cht sin heil l»i (iod,
od. in de tiücht; — ik se gi-n heil mür für
luiin ; -- dat is diu heil, dat du kamst; —
wen du nii iiet hürou wilt, den must du sül-
feu diu heil fersüken ; — as he ferlägeu
was, do kwani he, um sin heil hi nii to fer-
5 söken ; — he lied sin heil bi hör feisöcht,
man 't wul hum bi hör iiet lükkea un he
hed sük blüt 'n pAr blaue schiuien häld. —
Nd., mnd. heil; nid. heil; )«/(/</. lieyl ; ahd.,
mhd. heil (Gesundheit ; Glück; Bettung) n.
10 ahd. hedi, liaili, ludi; amhd. heile; as. hell
(sanitas, salus; salvatin). Fs bezeichnet den
heil- od. gesund- Zustand , bz. den Zu-
stand od. das Sein von heil od. ges u n d
(d. h. ganz, unverletzt, unverivundet u. un-
15 versehrt, nicht caput etc.) etc. u. ist heil das
substantivirte Adj. heil (cf. hei) , tvährend
heili mit don Suffix i in der Bedtg. : Sein
od. Zustand etc., ebenso wie heilig, heil-
sam, bz. heisam u. lielen etc. davon loei-
20 tcrgebildet sind. Wie salus bezeichnete
daher auch heil urspr. nur einen körper-
lich od. sinnl. unverletzten Zustand u. da
sowohl salig (selig), als die Fndung sal
in Trübsal, Schicksal etc., bz. selig in
25 trübselig, loeinselig etc. mit sal in salus, sal-
vus etc. identisch ist, so erklärt sich hieraus
auch, weshalb das Wo7-t salig od. selig
(sei es für sich allein, od. als Fndung, bz.
als Suffix) dieselbe (rrdbdtg. hat ivie hei-
30 lig (cf. auch hillig, hilg), obschon wir die-
ses Letztere allerdings nicht in derselben
Bedtg. wie selig in trübselig, weiiiseUg
etc. gebrauchen, bz. als Suffix den Stämmen
in ähnlicher Weise anhängen, wie selig.
35 Weiteres vergl. unter hei, helen etc.
heilaiul, Heiland (Christus), Frlöscr, Fr-
retter, Freiiiiachcr von Sünde u. Schuld;
och du min lefe heilaiul, ferbarme di afer
uns ; — de lefe heilaud mag jo 't wer se-
40 genon ; — wat hod de lefe heiland net all'
f()r uns dän. — Ahd. heilant, helant; mhd.
lu'ilant, lu'ilent: as. heljand, hrleand, h("'land;
ags. haeland, helend ; haelynd. heilant etc.
= salvator ist das substaidioirte Bartic.
45 präs. von heilan, bz. helen in der abstracten
Bedtg. salvare. Die Gothcn dagegen über-
setzen in gleicher Weise das griech. söter
(Better, Befreier, bz. Christus) mit nasjands,
dem Bartic. ^j;v/.s. von nasjaii (retten) =
50 ahd. nerjan (heilen etc.), was vom Bräter.
nas von nisan = ahd. nüsaii in ganisan (ge-
nesen etc.) weitergebildet ist.
heil-biit, Heilbutt (pleuronectus, liippo-
glossus). — Mßäm. heyl-, helbot ; nid lioil-
55 bot; nd. (B r.' Wb.) hcilbutto; dän. liellc-
but, auch holletlynder u. norw. hellefisk ge-
nannt; engl, liallibut, haliliut. Bezieht sich
die Vorsglbe auf hrl (heil, ganz etc.), bz.
engl, hail, hale in der Bedtg. „stark", so-
GO dass er ivegen seiner Grösse (er ist der
ÄElLlG
61
HEISTERN
grösstc u. schioerste von allen Butten) der
ganze (heile) od. starke (vergl. unter
hei a«c/i die Redensart: lie is 'u lu'len [gan-
zen, tüchtigen, derben, starken] kerel, od.
't is wat lu'ls) Butt genannt lourdei' Oder 5
ist heil, bz. hail, hei, lial identisch mit dein.,
schwed. hal (glatt, schlüpfrig), an. hall;
mnld. hei (dasselbe) , was bekanntlich mit
ahd. häli, häle; mhd. haele, häl (verhohlen,
verborgen; heimlich schleifend u. schlüpfend ; 10
schlüpfrig, glatt) zu hehlen (s. unter hal)
gehört u. ivonach denn der Heilbutt sei-
nen Namen daher haben konnte, dass er
nicht rauh, od, nicht steinigt (wie der
Steinbutt) ist? 15
heilig (saiictus), heilig, selig etc., bz. un-
verletzlich, unverbrüchlich, fest etc. ; de hei-
lige gest; — 't heilige laiul; — de heilige
schritt ; — he kan iiich heilig worden ; —
diu Word raut di heilig wäsen ; — ik kau 20
dl heilig fer&äkern, dat dat war is. — Nd.
heilig; nid. heilig; afries. helech, helich,
heilich, helch, hilch (cf. hillig, hilg); nfries.
hallig, hellig, hillig; sr(i/. hillig; a/uZ. heilag,
heilac, helac, heileg, heilig ; mhd. heilec, hei- 25
lic ; md. hillig ; as. helag , einzeln auch :
heleg, bälag, halog; ags. häleg, liälig. In
diesem Worte hat sich die sinnl. Bedtg. des
Stammwortes heil (cf. hei) loohl am meisten
verwischt. 30
lieiligdöin, Heiligthum; in 't heiligdöm
gän ; — dat mut di 'n heiligdöm wäsen.
heilige, Heilige; de lefe heiligen mögen
uns helpen ; — he hörd to de heiligen.
heiligheid, Heiligkeit. 35
heillös, heillos, gottlos, fürchterlich etc.;
dat is 'n heillosen kerel ; — dat geid d'r
heillos her ; — he gung heillös to ker ; — 'n
heillosen wind.
heimät, Heimath. Zu 1 hem. 40
heim-söken, hemsölteii, heimsuchen, zu
Hause suchen od. besuchen; he hed hum
heimsöcht. — Zu 2 hem = ahd. heimi;
afries. hem.
hein, Hof? — od. Ansiedlang, Verbleib- 45
Stätte, Wohnung etc. ? — od. Hain = ge-
hegtes Gehölz, Gehege etc.? — in den lie-
densart. : d'r steid gen hi'is of hein ; — d'r is
gen hüs of hein to sen, tvofür wir auch sa-
gen: d'r steid gen hüs of hof. Da hof be- 50
kanntlich die Bedtg : eingeliegtes, eingefrie-
digtes, umschlossenes Etwas hat, od. auch
einen timschliessenden King bezeichnet (cf.
appel-hof, Apfelgarten, — hof um de man
etc.), so ist es mir fraglich , ob hein wie 55
nhd. Hain ein Contract. «;o?i hageu, hegen
= md. hagin , mhd. hagen u. demnach mit
hein od. hegen e in den Orts- u. Bachnamen
heinbah, hegenebahe (cf. bei Förstemann)
u. hein im mnd. hein-holt = hege-holt (cf. 60
bei Seh. u. L. unter hege-holt) identisch
ist, bz. mit dem folgenden Vbm. heinen zum
Stamm hag (cf. 1 häge etc.) gehört, od. viel-
leicht eine Nebenform von heim , bz. hem
ist, wofür KU. sein mnld. heyn hält. Ver-
gleicht man indessen, dass mnld. haeghe,
bz. mnd. hage, hege (s. unter 1 häge) ne-
ben sepes etc. auch die Bedtg. domus od.
Wohnung (cf. auch unter gärden u. tun)
]uit, so schei)it es mir , dass sowohl unser
hein als das mnld. heyn (sepes, septum etc.)
ti. mfläm. heyn (Hof, Hof statte , bz. closture
autour les niaisons , bois ou champs) trotz
der dort erfahrenen Identificirung mit heym
(Heim) mit nhd. Hain od. Hein von
Hause aus identisch u. wie dieses aus ha-
gan, bz. hagene , hogene (cf. auch afries.
heyl = hagel, — ueil ^ nagel etc.) con-
trahirt sind u. dass neben diesem richti-
gen heyn im mnld. u. mfläm. auch die
Form heyin für heyn vorkam, wie bekannt-
lich auch das „m" in kim (Keim) , kimen
(keimen etc., cf. kiiien) u. in ahd. scimo
(Schein etc.) für urspr. „n" steht.
Hein, ml. Name (Hein Weers). Geschln.
Heine, Heinen. Wegen dieses Namens als
Verstümmehmg von Heinrich (cf. Heini u.
Heink), bz. auch wegen Hein in der Bedtg.
„Tod" (friind hein) vergl. Grimm, Wb.,
u)iter Hein u. Weiteres unter heunekled.
heinen, zäunen, ein- od. befriedigen, bz.
mit einem hein, od. häge (Zaun, Hecke) um-
geben u. einschliessen od. gürten; umhei-
nen (umzäunen, umschliessen , umgürten,
umfriedigen etc.) — Nid. heineu ; mnd. he-
genen, heinen etc., cf. hägen.
Ueini, Koseform von Heinrich.
Heink, ml. Name u. zwar Contract. aus
Heinrich, bz. Heinrik, Heurik, cf. Hinnerk.
1. heister, s. bester, bester.
2. heister, od. hester, ein böses zänki-
sches Weib, Xantippe. Es berüJtrt sich be-
grifflich sehr nahe mit häkster, bz. äkster
(Elster) im flg. Sinn u. wird demnach auch
toohl mit mnd. heister, hegester (cf. Seh.
u. L.) identisch sein. Möglicherweise je-
doch kann es auch loie das folgende hei-
stern zu haest, haist, heist (erregt, aufbrau-
send, hitzig, zornig etc.) gehören ; cf. 1 hast.
heistei'n ; i. q. beistern, feisteru etc. —
Mit wfries. (Jap ix) heysterjen (jagen, trei-
ben, antreiben, fort- , aus- etc.; sehr hastig
u. eilig sein, rennen etc.) n. auclt wohl mit
dem nid. heistern in ontlieistern (aus dem
Concept kommen od. bringen, sich od. Je-
manden entsetzen, verstören [ontheistert en
ontroert, entsetzt u. verstört etc., cf. ferbi-
stern, ferbisterd], quälen, plagen, martern,
verwüsten, berauben etc.) ivohl von haest,
heist (hastig erregt etc., cf. 1 hast), bz, ein
HEIT
62
HEKSE HEKS
Freq. von hacsten (fostinaro etc.). </. auch
>uL (Er. ^yh.) hoister-beister (über J Iah u.
Kopf, in Eile), heistcr-bcisteru (in unor-
dentlicher Eile etwas thun o'l. über hin
fahren). 5
lu'it, .>-■. hoid.
licitt', Vater. — Mofries. (Cad. Mül-
ler) hoite; afrien. heitlia etc., cf. Weiteres
unter 1 h. 2 atte, wonach heite icohl für
cito, b-. ette, üte steht. 10
lleite, llcit, »//. Name. Geschln. Ileits.
— Wie der Xanie Atto, Atte mit atte, ette
(Vater), so auch wohl dieser mit heite conne.i\
heiter, heiter, fröhlich, lustig etc. ; dat
geid d'r heiter her; — dat sägt d'r lieiter 15
(lusti(f, schiin etc. u. sowie niöjo auch oft
in s a r k a s tische r Weise gebraucht) üt.
Dieses Wort = ahd. heitar, lieiter; whd.
heiter; as. hedar; ags. hädor; an. heidhr;
mßäin., mnld. heyder ist Weiterbildung von 20
lu'id, heit (cf. heid) in der Bedtg. : Schein,
Glanz etc., bz. mit diesem der ]/ clt od.
skit (glänzen etc.) entsjjrosscn.
lieitern, heiter, fröhlich u. lustig tnachen ;
dat heiterd hum iiog wer wat up. 25
hek, Hecli-, Einfriedigung od. Zaun von
Latten od. Flanken , Verschluss , Schlag-
baum, Gitter, Gitterwand, Gitterpfurtc etc.;
du iiiust dat hek digt dün ; — d'r inut 'n
hek um to mäkd worden , dat de deren d'r 30
UL't ütlOpoii kihicn; — du miist de hekken
für un agter in de wagen setten ; — Re-
densart: afer hek kamen = at'er stur ka-
men (durch Xachlässigkeit verloren gehen
u. umkommen) ; d'r dürd niks at'er liek ka- 35
men; — Sprichw.: wen 't hek fan de dam
is, den löpen de sc]iai)en aferal. — Avch
der SpiCjCl od. eigentlich der obere, üusserste
Hintertheil eines Schiffes vom Heckbalken
bis zum Heckbord ivird liek genannt. — 40
J^[it häge u. nhd. Hecke zu hag, cf. 1 häge.
hek-balke (Nautik), der Hauptqucrbalken,
tcelcher am obern l'heil des Achterstevens
die beiden Hauptthtile des Achterschiffs
scheidet, nämlich den iintern, od. den ei- 45
gentlichen Spiegel u. den obern od. das
Heck.
hek-bord, der Bord, od. Band des Hecks
Oll. oberer, äusscrster Hintertheil eines Schiffs.
hekel. hekeln etc., s. häkel etc. 50
hckse, heks, He.re, Zauberin, böses, über-
all Verderben u. Unheil anrichtendes Weib,
böse Sieben etc., od. auch (namentlich auf
junge Mädchen angewandt) : eine sehr kluge,
scharfe, gewandte, behende Person ; dat is 55
'ii heks, od. töfcrske; — d'r lied gewis 'n
heks wat an dat kind dän, dat dat net greien
of di'jen wil; — 't is so 'n regten olden
heks (od. satan etc.) tan 'n wif; — de lütje
heks de krigt eo herum, er man 't wet, 60
Sprichw.: wen de si'unv schind un 't rägent,
den bakken de lieksen pannkök , od. den is
in de heUe hogtid , — od. ivie der Wan-
gerooger sagt : won de sun schint un 't riut,
den is d'r lielgedi (hilgedag, Festtag etc.) in
de liil ; — steid de karii not Stil un 't iiet
schitlen un bottern wil, den hebben de liek-
sen de band in 't spil; — tüsken de Ry-
suminer un de Wirdummer toren hebben de
heksen 'n line schüren. — Ahd. hagazussa,
liagazissa, hagazus, contrahirt u. gekürzt:
häzisa, häzissa, hazessa, häzus, liäzes, häz-
1ms; mhd. hegxse, hexse, liecse, hacche,
hacke u. hächel ; ags. hiigtesse , hegtisse,
hägesse, hägtes, hägtis, liäges ; engl, hag ;
mnld., nid., nd. etc. heckse od. hexe ; wfries.
hickse od. hixse. Ueber die Entstehung u.
Erklärung dieses Wortes (cf. Grimm,
Mi/th. 992, der auch eine mnld. Form:
hagetisse, haghedisse aufführt, — H. Leo,
ags. Glossar, 5S0 unter hägesse etc.) sind
die Ansichten verschieden u. weit auseinan-
der gehend. Wenn es indessen richtig ist,
dass neben ahd. haga-zussa, -zissa, -zessa «,
ags. hägtesse etc. auch ein mnld. hagetisse
bestand u. diesemnach auch ein as. haga-
tessa etc. angenommen werden muss, so ist
es wohl zweifellos, dass der erste Theil haga,
häg mit ahd. hag, ags. häg etc., Hag, Ein-
hegung, Umzäunung ; dichtes Gebüsch; ein-
gezäunter Wald, Bark; eingezäuntes Feld
od. Grundstück, Weide etc. (cf. a?id. haga-
stalt ; ags. hagu-, häg-steald ; as. haga-stald
= Besitzer eines kleinen umzäunten Grund-
stücks, mercenarius, Tagelöhner, Knecht etc.,
bz. Hintersasse , Köthner etc., der auf ein
hag gestellt od. gesetzt loar vom eigent-
lichen Grundbesitzer od. (irundherrn u. des-
halb diesem dafür auch dienen u. fröhnen
musste, daneben als Knecht u. Unfreier
auch wohl ledig blieb u. Hagestolz [die-
ses Wort ist nämlich urspr. dasselbe] war)
zusammenhängt, wie auch M. Heyne (cf.
Grimm, Wb., unter Hexe) atinimmt. Den
zweiten Theil, bz. das Suffix zussa, zissa,
zessa, bz. tesse, tisse betr., so hält etc. Heyne
es verwandt mit ags. tesu, teosu (damnum,
interitus, contentio, praejudicium), was mit
ags. taesan (vellicare), taesel (dipsacus), taes
(afflictio) , tesvian (in Nachtheil bringen,
schädigen, verderben), bz. ahd. zeisan (vel-
licare, zausen, zupfen, rupfen, reissen), zei-
sala (Distel, Carduus, vergl. nhd. Karde,
Kardätsche), nhd. Zeisel in Z eiscl-Bär
(Zottel-Bär) etc., bz. unser m tas, tasse, tast
(zascriges, faseriges Etwas) ii. nhd. Zaser
(Faser), zasern (fasern), sowie weiter mit
nhd. zausen u. unserm tüsen (zausen,
reissen, zupfen etc.) tust (Zotte, Büschel,
z. B. Haar, Traube, Aepfel etc., cf. das
HEKSEN 63 IIEL
alte nhd. Zasel = Blüthenkätzchen, lang- heksen - spej' , die speichelartige Abson-
gcstielte Traube mit tvenig Beeren, od. Blü- derung der Aphrophora spumaria, aucJi. ku-
then «. Frucht. Traube), tiisterig (zottig, kiik-sprj (Kuluksspi'ichd) genannt,
ivild, loirr ; sti'<rmiseh, unruhig, selir bewegt lieksere, Hexerei, Zauberei etc.; däi- is
etc.), tiisen (ivirbeln, atilrmoi, brause u , bz. 5 gcwis lieksere bi in 't spil.
unruhig u. sehr bewegt sein , od. heftig be- hei, heil, ganz etc. ; ilat gat (Loch, Spalt,
ivegen etc.) etc. u. auch wohl alul. zessa Biss, Wunde etc.) is wer hei (heil, ganz,
(aestus maris), ziissön (brausen, sich brau- geschlossen, dicht etc.); — 't glas ful up de
send bewegen), zussa (lodix, stragulum, bz. gruiid un biet' dog hei; — 't göd is all' hei
ein rauhes, saseriges, zottiges, haariges, tvol- 10 bläfen uu d'r is niks fan stükkeu (kaput)
liges Etwas, od. urspr. ein zottiges Fell, g^n ; — he is sund un hei (heil, unverletzt
Bärenfell etc.) etc. zu einem germ. Stammvbm. etc.) wer kamen; — he is d'r nog net äfen
tisan, tas, tusun (davon: tasan, bz. ags. te- mit de hele hiid fan kamen; — d'r is gen
san, alul. zesan, neben goth. [teisan] u. [tai- ea helen stä' (Stelle) an de ganse rok mer
San], bz. mit Uebergang von „s" in „r" auch 15 to finden; — de hele (gcuize, totale) appel
wohl: ahd. zeran; as. teran; goth. tairan is ferröttd; — 't hele geselskup kwam to
[spalten, reissen, auseinander gehen , auflö- ben ; — he hed 'n helen budel (eine ganze,
sen, zerstören, zerreissen etc.] u. mhd. ze- od. grosse Menge) geld nalaten ; — wen ik
reu [zehren, schwinden etc., cf. 1 tären, te- dat hüs net hei allen bewanen kan, den wil
ren] etc.) gehört. Zu der dafür anzusetzenden 20 ik 't ök net hüreu ; — de hele büdel ia an
gei-m. y tas vergl. skr. dasyu (hostis etc., de dönner gän; — ^t y/ord Ml (ganz, vollstän-
Feind, feindlicher Dämon, Verderber, Ver- dig etc.) dül un mal in de weit ; — hei möi
wüster , Quälgeist etc. , od. a ruffian thief (vorzüglich od. sehr schön) ; — dat kumd
etc.) däsä (Unhold, Barbar etc.), bz. die y d'r hei genau up an; — dat kumd mi d"r
das (verschmachten; verschmachten machen, 25 hei un dal (ganz u. gar) net up an; — -hei
erschöpfen, entkräften, ermüden, schwinden sachtjes (ganz, od. sehr sachte) ; — d'r is
«. sterben, od. wegzehren etc. machen) u. hei gen (gar kein) minsk west; — ik hebb'
das (anfeinden, od. laedere, ferire), die 't hei net sen. cf. 1 u. 2 gehel. — Nd.,
Bopp auch mit daiis, daüs (mordere, bz. mnd., nid., mnld., afries., wfries., satl., as.
beissen, spalten, schneiden etc., cf. y bhid 30 heel, bz. hei; nfries. hiel (totus, integer,
unter biten) vergleicht, wobei man indessen sanus) ; as. hei; ags. häl; engl, hail; an.
auch annehmen kann, dass die y daüs, das heill, od. heil; norw. heil; schwed. hei; dän.
urspr. die Bedtg. : glänzen, scheinen, flam- heel; ahd. hfil, hail; mhd. heil; gotJi. hails
men, brennen, dörren, sengen u. so ausdör- (dasselbe). Dieses Wort, dessen sinnl. Be-
ren, austrocknen, dürsten, verschmachten, 35 dtg. doch gewiss die von ganz od. unge-
umkommen, sterben etc. (cf. dörst, dörsten) trennt, in sich eins u. geschlossen etc. ist
hatte u. dass sich auch die Bedtg. : erleuch- u. hierin mit ganz (cf. 1 gans) u. mit sa-
ten u. weise, od. sehend machen, lehren, un- lus, salvus, soUus , bz. dem Stam)n sal von
terrichten etc. der y daiis, dans , das (cf. salig etc. loohl zweifellos zusammentrifft,
auch skr. dasmä, glänzend, herrlich, loun- 40 wird gewöhnlich mit griech. kalös (schön);
derbar etc. bei Grass mann etc. u. bei s/cr. kalya (praeparatus; sanus; diluculum, or-
Fick, I, 103 y das, dans, der neben skr. tus lucis etc.) von einer begriff Holt nicht
daiusas, Bath, Weisheit etc. unter andern festgestellten y kar, kal abgeleitet. Ver-
auch goth. tass, geordnet etc. u. ahd. zeseni gleicht man indessen die Vocale der sämmt-
ununterbrochen, gerade Linie etc. dazu stellt 45 liehen germ. Formen dieses Wortes zu de-
u. wonach denn auch ahd. zeso, gerade, nen von heid, het, hem etc., so scheint es
recht, dexter etc. dieser y angehört) hie- doch sehr fraglich , ob hei , heil etc. mit
von herleitet, wie es ja überhaupt klar ist, griech. kalös etc. zu derselben ]/ kar , kal
dass dem obigen ags. iesü^bz. dessen Stamm- (urspr. vielleicht: brennen, flammen, glän-
vbm. tijsan soioohl als auch dem ahd. zessa 50 zen, scheinen etc. u. so auch: glänzend,
etc. etc. formell dieselbe y zu Grunde herrlich u. schön od. gut u. wohl sein?, cf.
liegen muss u. sich aus einem germ. Stamm- lat. caleo etc.) gehört u. man dafür nicht
vbm. tisan, tas, tusun auch alle obigen germ. besser eine vielleicht aus ki erweiterte y kir
Wörter formell ableiten lassen. (urspr. möglicherweise ski, bz. skr. gi od.
heksen, hexen, zaubern, Hexen- od. Zau- 55 skhi, ci, erweitert skir etc.) ansetzen muss.
herkünste treiben etc.; he kan heksen; — Was nun mich betrifft, so glaube ich diese
lat is net, as wen 't d'r hen heksd is. — in skhi od. gi (halten, bleiben, tvohnen, ru-
Afries. hexna, hoxna (behexen). hen etc., od. urspr. wohl: greifen, fassen,
heksen-mester, Hexenmeister, Zauberer, haben, halten, haften, kleben etc., cf. habito
Zauberkünstler. 60 von habeo u. auch y rip, lip, greifen, fassen,
HEL
64
fiEL
haften etc. von ripere ii. lifen in blitou, blci-
bea etc.) zu finden, wovon unter andern
auch (juth. hciva m. heims (cf. hilk u. hOin)
stammen sollen u. zu deren Bedty : halten,
bleiben, dauern etc., bz. nicht vergehen etc.
(cf. haltend, fest, dauerhaft, hart u. dicht
etc.) auch skr. ?ila (saxum, petra, lapis)
stimmt u. tcovon die } ^il (Aehren lesen,
sammeln etc., bz. diese greif en, fassen, auf-
greifen, aufnehmen etc.) icohl ein De-
nom. sein kann, sofern man annimmt, dass
Vila die Bedtg. : Haltendes, Haftendes, Blei-
bendes etc. od. fassend, /laltend , dauernd
etc. hatte. Da nun aber u\thrscheinl. auch
für Haupt u. Kopf, bz. ahd. hirni (Ge-
hirn, od Gehirnschädel) die Grdbdtg.: Ge-
fäss, Behälter, od. Fassendes etc.
(cf. h8fd, kop) anzunehmen ist, so loürde
hiezu auch skr. ^ira, ?iras (Haupt, Kopf)
stimmen, tcobei es indessen wahrscheinl. ist,
dass 91 aus älterem ^a entstand ii dass hei,
liail urspr. die Bedtg.: haltend, dauernd,
fest (u. so: dicht, fest, gesund, stark, ganz
etc.) hatte, od. dass sich aus: greifen, fas-
sen, halten, haften etc. die Bedtg.: heften,
binden , schliessen etc. entwickelte u. hei
hieraus ebenso wie g a n 2 (cf. 1 gans in sei-
tier Witrzel- Verwcoidtschaft mit lut. pre-
hendo) ■<!ei)ie Bedtg.: totiis, integer etc. er-
hielt. Wegen der Ableitung des Wortes hei,
heil von einer ]/ mit der Bedtg. : greifen,
fa.'<sen, halten etc. u. der Bedtg : Behälter,
Gefä.'<s, od, Fas.-<cndes etc. von hirni (Hirn,
Gehirn) u. ?ira, (;iras (Kopf) vergl. auch
afries. hcli, hele, heila, hui (Gehirn, Schä-
del : Kopf) ; nfries. (0 utzen) , hcl, heli
(Gehirn); an., isl. h;'ili (cerebmm) , heil-
iind (Schädel- Wunde, Schädel-Bruch, — Ver-
letzung) ; norw. heile (Hirn, Gehirn).
1. hei, od. helle, hell', hell, bz. hallend,
tönend, klingend, durchdringend, scharf;
klar, licht, heiter etc.; 'n hilleii klaug; —
'u hellen ^temni; — 't wil net hol worden;
— 'n hellen lücht. Gebräuchlicher ist übri-
gens heller, holder (s. d). — Nd. (Br. Wb.)
hell fsonorus; lucidus, clarus) ; mnd. hei
(clanis, lucidus etc.) ». hei (argulus, sono-
rus etc.) ; ahd. hol (in gihöi , unliöl , missa-
hel), tönend, laut; glänzend u. helli /» ga-
helli. Mit ahd. heihui, hölleii; mhd. hellen
(ertönen, hallen etc , cf. 1 hälen) u. nhd.
Hall (Schall etc), hallen zu ahd. halün
(rufen etc. od. Ton machen etc.), od. besser
mit diesem zu der unter halen erwähnten
y kal.
2. hei, od. helle, hell' (Plur. hellen),
a) Hölle. Redensart, u. Sprichw : he mäkd
lium de hei het; — he häld 't für de hcl
(Hölle, od. Ort wo man Etwas birgt u.
versteckt':') weg; — h6 schal in de hei
braunen, dat he swart word; — de de düfel
to friinde hcd, kau ligt in de hei kamen ;
— b) Loch, Höhlung, Vertiefung, Sjxdt,
Graben, Wasserleitung etc.; dat wator hipd
5 in de hell' längs; — de stads-helleu mutten
bi strafe fan 10 groscheu binnen 14 dagon
rein mäkd un üthemmeld worden; — do hei
achter miu tun steid net under de schau; —
c) der untere, in der Hegel fensterlose u.
10 dunkle Baum in den JlaJd- u. Pelde-Müh-
len , der als Brrgeraum für allerhand Sa-
chen zum Mühle nbetriebc dient; sett de sak-
ken man erst under in de hol hen, dat sc
mau erst bürgen worden; uaderhand küuen
15 wi se den uptrekken un ua baten brengcn;
— d) der dunkle Bautn unter dem Werk-
tische der Schneider (Hölle der Schneider),
worin die beim Zuschneiden abfallenden
Tuchrcstc geworfen werden ; is 't geweten
20 fau de suider wat wid, den hed he ligt 6k
'n goden hol , wiir he sin juugens 'n büks
of 'n west üt maken kau ; — e) der dunkle
Raum vorne im Schiff, wo allerlei Tauwerk
u. sonstige Sachen aufbewahrt werden, cf.
25 Bobrik; — t) das Aschen loch u)iter dem
Herde zum Bergen der Asche, cf. helhäke.
Zu der Bedtg. sub c), d) vergl. auch hille.
— Afries hille, helle (Hölle); wfries. helle
(Hölle); nfries. (0 utzen) hei, helle, hille
30 (Hölle) u. hei, helle (liefe niedrige Stelle,
Höhlang, Vertiefung) ; s<dl. hille, od. (cf.
(Ehr en traut, I, 100) helle; wang. (Eh-
rentraut, 1, 371) hil ; helg. hei; as liel
u. helja, hellea, hella, hell (Hölle); mnd.
35 helle (Hölle; Flatz hinter dem Ofen); nid.
hei (Hölle; Bergeort von angeJtaltenen Gü-
tern u. Schiffen ; Kasten für alte od. un-
brauchbare Schrift etc.); ninld. hei, helle;
ags. hei, hele, helle, hyle (Hölle); engl hell
■10 (Hölle; Schneiders-Hölle; Kerker, Hunde-
loch etc); an. hei (die Todesgöttin ; Todten-
reich od. Reich der He l, Unterwelt, Hölle) ;
norw., schwed. hei; ahil. holla; mJid. helle;
goth. halja (Hölle, Unterwelt). Die Grd-
45 bdtg. dieses Wortes ist Bergende, Heh-
lende, bz. Bergeort etc. u. gehört dieses
Wort zu helan (hcltlen, bergen etc., cf. 2
hälen), icovon auch ahd., as. haWa; ags. \iea\;
engl, hall; an hüll etc. (Halle, Saal, Vor-
50 .saci/, Haus, Zelt etc.) in der Bedtg. „Schutz-
ort" od. urspr. wohl ,.Rau>a zum Bergen",
3. hei, od. helle, Hügel, Anhöhe, Erha-
ltung etc.; dat land sitt fnl hellen un dellen
(Hügel u 'l'häler, od Höhen u. Vertief un-
55 gen); — dat geid afer hei un del. — Wang.
(Ehrentraut, I, 370) hol (Hügel, Düne);
mnld. (KU) hil, hille (collis). Vergl. mnld.
(KU) hol, helle (altus, excellens) u. bei
Fick (III, 7(J) hinter hal (treiben, heben)
60 das Thema hella /är an. hjaler, hjalli (Berg-
I
HELA HOLA 65 HELD
Strasse), norw. hjall, lijell (in verschiedenen niscli von Jemandem gesagt, der sehr furcht-
Bedtgn., cf. Iv. Aasen, xcohei man ühri- saui ist u. gleich das Hasenpanier ergreift),
gens, da an. lijalli «wc/t die Bedtg.: Berg- — Nid. held; mnd. helt, held ; as. helith,
Terrasse, od. Terrasse, Ahhang etc. liclidh, helid; fl?H/ta'. hellt, helid, helet ; mhd.
hat, an eine Verwandtschaft mith^Wen, nei- 5 helt; ags. hiiledh, heledh (Held, Matin, jun-
gen etc. denken kann); ags. hyll, hill; engl. ger Mann). Es tvird sehr oft (cf. Grimm,
hi\l (Hügel), — hallu, /«/• gofh. halliis (Fels) Wb., unter Held, sowie Weigand etc.)
die mit: lit. kilnus (hoch, erhaben), kalnas im passiven Sinn von helaa (hehlen, ber-
(Berg), keliu, kelti (heben), isz-keltas (excel- gen, verhallen etc.) abgeleitet u. so erklärt,
sus); lat. excello, excellens, celsus , excelsus 10 dass es einen Mann od. Krieger bedeutet
etc. etc. von einer u. derselben y abstam- der (durch eine Biistung) verhüllt od.
men. Zu diesem hei vergl. hess. (Vilmar, bedeckt u. geschützt ist u. dass somit
163) helle, hell, tvas meines Erachtens auch helith urspr. einen g eborg enen , ver-
die Bedtg. Höhe, Anhöhe etc. hat, so- hüllten, bedeckten u. geschützten
dass die Bergnamen: 0\ie\]e,Stevahe\le, Burg- 15 Mann u. so einen gerüsteten Krieger
helle etc. = Ohöh.e, Stern höhe, Burg- bezeichnet habe. Da indessen auch von äl-
höhe etc. sind u. auch Hellweg hier u. in testen Zeiten her dieses Wort ausschliess-
sonstigen gebirgigen Gegenden Deutschlands lieh einen kühnen, tapf ern u. furcht-
nicht einen Todtemoeg, od. Weg zur\\Q\\Q losen 3Iann bezeichnete, bz. einen Jemand,
in der Bedtg. Hölle od. Schattenreich, 20 od. ein Wesen etc. der od. was deckt,
sondern einen Höhemoeg, Weg über die schützt u. verthei digt od. Berge,
Anhöhen u. Berge bedeutet, während das Schutz u. Sicherheit giebt, so glaube
an. helveg (cf. Grimm, Myth,, 762 u. Holtz- ich eher, dass man dieses Wort im activen
mann, Myth., 85, S7, 115, 186) dagegen den Sinn nehmen muss u. dass es daher entive-
Weg zur Hei (die bergende Todesgöttin) be- 25 der aus der dritten Person Präs. helith, hä-
zeichnet. Dies stimmt auch dazu, dass in ledh von helan ('= [er, od. es] birgt, deckt,
Westfalen so viele Heerwege den Namen schützt, sichert) substantivirt ist u. sonach
Hellweg führen, xveil diese über die Hö- den Er bezeichnet, der birgt u. schützt,
hen gingen u. durchaus keine Todtenwege oder es ist vielleicht wie j8gd (= as. ju-
waren u. also dieses Wort, soweit es in dem 30 guth ; ags. geögodh ; ahd. jugund , jugent),
nordwestlichen Deutschland vorkömmt iveder d8gd (= afries. duged ; ags. dugudh , du-
mit helle (Hölle, od. Unterwelt) noch (icie geth ; an. dygdh ; ahd. tugid, tuged, tugund,
V Um ar meint) mit \\q\\ (hell, licht, klar etc.) tugiud etc.) etc., sowie icohl auch: as. he-
etwas zu schaffen hat, noch auch mit hellen, lith ; ags. häledh ; an. huliz, hulins, bz. hu-
heldeii (sich neigen etc., cf. 2 hellen), ivovon 35 lit; ahd. helöt, helaut in helith-, häledh-,
Adelung den Namen Hellweg ableitet. \i\\\'\z-,\iG\Qi-,\\it\Ani-\xe\m. (bergender, decken-
Vergl. dieserhalb auch bei Seh. u. L, das der,schützender, unsichtbar machender Helm)
mnd. hei-, helle-, hilewech, wo es auch für von Hause aus ein Contractum des Partie,
unstatthaft erklärt ivird, dass dieses Wort mit preis, heland, helind, heleud (hehlend, ber-
dem nod-, od. doden-weg identificirt wird, 40 gend, schützend etc) von helan, was tvie
da es eben nur die grosse allgemeine hei\3ind substantivirt wurde u. demnach einen
Heerstrasse bezeichnet, die ja bekannt- Jemand bezeichnete, der barg, deckte u.
lieh früher überall mir auf den Höhenzügen schützte etc., wie ja ein richtiger Held
der Berge u. Thäler (in den norddeutschen u. Manu dies thut. — Vergleicht man
Ebenen auf den Sandrücken zwischen den Moo- 45 übrigens das Subst.: ags. häle; an. halr;
ren u. Sümpfen, tangen genannt) sich hinzog. goth. hals (Mann., vir), so könnte man auch
helä, hohl, Ausruf mit der Bedtg.: halt annehmen, dass ags. häledh urspr. die Be-
u. auch als Warnungsruf od. als Buf, um dtg. : mannhaft etc. halte u. mittelst des
Aufmerksamkeit zu erregen gebraucht ; holä! Suffixes „edh" etc. von häle etc. abgeleitet
hold lasen, mi is wat wegfalleu ; — helä! 50 wäre, wo es dann urspr. einen Mannhaf-
(od. holä!) fall' net; — holä! dar was 'k tenu. Tapferen, bz. einen Held im wah-
itold fallen. — Vergl. ivfries. (Jap ix) ren Sinne des Wortes bezeichnethabemvürde.
hilla; nfries. (Outzen) hilla, hille u. nhd. Nach Fick (III, 69) gehört übrigens auch
holla; franz. holä; ital. oVdetc.u. Weiteres häle, halr, hals (Mann) ebenso tvie häledh
unter eala u. 1 ho etc. 55 (bergend, schützend etc.) ti. häledh (Held)
hel-bär, heilbar. zu helan , hal (bergen , schützen etc.) u.
held, Held, kühner tapfrer Mann, od. scheint demyiach auch häle, da es ivohl vom
überhaupt: Kerl, Mann, bz. vir. — he is 'n Präter. hal (barg, schützte) gebildet ist, urspr.
gausen held; — dat is jo 'n held; de dürd einen Berg er od. Schütz er, Beschüt-
d'r wäsen; — ^t is 'n held in 't feld (iro- 60 zer etc. bezeichnet zu haben.
J. ten Doonikaat Koolman. Wörterbuch. II. 5
HELDEN-DAD
66
HEL-HOLT
lielden-däd, UeUlenthat.
helden-död. lleMcntod.
heldeu-stiik. Hehlenstück, Heldenthat.
1. helder. .s. hellor (sonorus, clarus).
2. helder, '></. heller, das dem 3Ieere ent- 5
stiegene, bz. durch Anschlammtinu des Schlieks
entstandene Aussendcicltsland, od. das Var-
land vor den Seedeichen der Küste, der i<n-
eingedeichte Seeanwuchs. Dieses Aiissen-
deichsland ist nach der Seeseite hin mit 10
Meersenf u. andern Salzpflanzen, weiterhin
auf den höher liegenden Theilen jedoch fast
ausschliesslich mit kweller, od. kwelder (Gly-
ceria maritima u. Glyc. distans) dicht beioach-
sen u. wird zum Beweiden u. Heumachen 15
benutzt, da der kweller od. das auf dem
lii'ldcr wachsende Gras ein sehr vorzügliches
Futter liefert. — dar lif?d iiog 'u diigtigen hel-
der für de dik, de bold rip is, um iiulikd
to worden ; — de köjen löpen up de heller 20
to weiden. — Nid. (provinz. od. mdartl.) hel-
der, dasselbe, aber auch der schon einge-
deichte Seeanwuchs , wovon der Seeort „de
Helder" (Stadt auf der äussersten Spitze
von Nordholland u. vor nicht langer Zeit 25
noch ein kleines Fischerdorf) seinen Namen
hat. Von Jemandem der in dieser Stadt
wohnt heisst es deshalb auch nicht: hij wooud
in Helder, sondern: hij woond op den Helder.
Wahrscheinlich gehört dieses Wort zu 30
hellen od. helden (neigen, schräg abhängen
etc.) , weil dieses Vorland am Fusse des
Deiches am höchsten liegt u. sich nach der
See hin immer mehr abdacht, hz. nach der-
selben hin schräg abhängt u. immer niedri- 35
ger wird, wie ich denn auch glaube, dass
das afries. halde, helde, hilde, was Wiarda
(afries. Wb., pag. 169) mit Dossir u n g des
Deiches übersetzt, gleichfalls zu diesem Vbm.
gehört u. mit nhd. Halde begrifflich iden- 40
tisch ist. Vergleicht man nämlich die betr.
Stellen in den alten westerlauwerschen Ge-
setzen, wo es heisst (v. Richthof e n afries.
Gesetze, pag. 416, zweite Spalte, Zeile 7
u. 0, bz. pag. 417, zweite Spalte, Zeile 1), 45
dass die hilde dreiundsechzig, bz. achtund-
funfzig Fuss breit sein soll , so glaube ich
sicher, dass hier hilde od. helde mit Dos-
sirung übersetzt werden muss u. eines-
theils etwas Anderes bezeichnet als die 50
B ä r m e, od. B er m e (cf. 2 barm) genannte
Sohle des Deiches, anderntheils aber auch
ein ganz anderes Wort ist, als afries. halde,
helde, hiKle, hielde (Fessel, Verschluss, Ge-
wahrsam etc., cf. V. Richthof en , 804 u. 55
Hettcma, 237, 240, 259 u. dazu 260, ^vo
Letzterer hilde auch mit helling, bz. decli-
vitas at^K'Tis wiedcrgicht), was ja ebenso wie
unser lüld, hilt (Griff , Handhabe etc.) zu
halda (halten etc., cf. holden) gehört. 60
helder-, heller-gras, das auf dem helder
od. Vorlande des Deichs wachsende Gras
u. dasselbe wie kweller od. -kweller-gras.
Es wird auch guller-gras genannt , welcher
Name wahrscheinl. mit 1 gul (weich, mild,
bz. freigebig etc.) zusammenhängt, tceil eben
dieses auf dem helder wachsende Gras
einerseits viel tv ei eher u. milder (es hat
keine harten Stengel u. ist wie milde od.
sanfte Wolle anzufassen) ist, als das auf
den Wiesen gewachsene u. andererseits auch
sehrfreigebig icächst, bz. einem sehr üp-
pigen, kräftigen, milden 2t. freigebigen Bo-
den e)d wächst.
1. helen, n. 1 hälen.
2. helen, .v. 2 hälen.
helen, heilen, heil ti. gesund, bz. ganz ge-
schlossen u. dicht machen, od. ioerden, sich
schliessen etc.; he held dat; — dat gat od.
de rät (Bi.s.s), wunde etc. wil net helen ; —
dat held (scJiliesst etc.) sük fan sülfst ; —
dat held ligt wer to. Redensart: dat sal
wol wer helen, er du grötmoder wordst. —
Afries. heia; sali. (Hettema) heila, (Eh-
rentraut, II, 207) hälje; nid. heelen ;
mnld. heylen, heelen; nd. heelen; mnd. he-
len, heilen ; as. heljan, lieljen, helean ; ags.
haelan, hölan; oigl. lieal ; ahd. heilan, hei-
len ; mhd. heilen ; goth. hailjan (sanare ; sal-
vare). Zu hei.
heler, Comparativ von hei ; heier as dat
güd (od. de appels etc.) kan d'r dog niks
wesen. Superl. helste ; ik hebb' de helsten
(die am ivenigsten kaputten, bz. die am we-
nigsten gelitten haben) d'r üt söcht.
hellte", helft, Hälfte.
1. helgeii, ,s'. helling.
2. lielgeil, mühen, quälen, schwer arbei-
ten, schleppen, ziehen etc. ; he was kant of-
helgd (vollständig abgemattet u. erschöpft) ;
— he helgd sük reinweg dod ; — he helgde
sük of, um mit to kamen ; — h6 helgd dat
mit alle kracht na bäfen. — Mnd. (Seh. u.
L.) helgen. Wie 1 beigen von hellingen,
so ist dieses von helligen contrahirt, was
von hellig weitergebildet ist. cf. 2 hellig.
helgen-bäs, der Meister od. Aufseher auf
den Schiffswerften od. helgen, hellingen.
hel-liake, helhük', Schürhaketi zum Ein-
äschern (inraken) des Feuers, od. auch zum
Reinigen u. Ausnehmen der heissen Asche
aus dem untern Feuerraum od. Aschen-
loche (cf. 2 hei, sub f) der Brenn- u. Dampf-
kessel. — krig' de helhäk' her un rit' de aske
d'r under weg; — fig. ein böses, zänkisches,
herrschsüchtiges Weib, Höllendrache etc.;
't is 'n helhäk' fan wif.
hel-holt (Ganzholz, bz. ganz u. gar od.
vollständig Holz), hölzerner, steifer, unbe-
holfener Mensch.
HELLE
67
HELLING
helle, .S-. liel.
1. hellen, liell werden u. machen. — 't hell'd
up ; — he hell'd lium dat up. (/. 1 liel etc.
2. hellen (assimilirt aus heldeii, s. unten)
hängen, Hang u. Neigung liaben , neigen,
sich neigen, überhängen, eine schräge, ab-
schüssige, schiefe Ebene bilden etc. ; he helld
d'r na heu (neigt dazu hin, hat Hang, Nei-
gung u. Trieb etc. danach, od. dazu) , um
to stälcn un to rofeu ; — 't helld d'r ua to
(es hängt, od. neigt sich dahin) ; — de mür
helld afer; — dat schip helld (das Schiff
hängt über od. liegt auf der Seite etc.); —
dat land helld na de se to of ; — de grund
helld to stark. — Wang. (Ehr entraut,
II, 69) hei; nfries. helde; nid., nd. hellen;
mnld. heldeu (iuclinare, acclinare, procliuare,
reclinare, propendere, vergere) ; mnd. helden,
hellen ; as. hcldjan ; ags. heldan, hyldan ;
engl, hild ; an., norw. halla; dän. haelde ;
ahd. (haldjan), heldan ; mlul. helden (neigen,
auf die Neige bringen, od. machen, dass
etwas geneigt ist) u. ahd. lialdön (abhängig
u. geneigt sein, sich neigen, vergere). Mit
ahd. halda, 7nhd. halde (Halde, Abhang);
ags. held; an. hallr; dän. haeld (dasselbe)
u. auch wohl isl. hallr; norw. hall (Fels,
Stein); schwed. hall (Klippe, FelsenstücJc,
besonders da, wo es oben auf dem Fels-
rücken allmiilig abschüssig wird; steinerne
Platte) etc. zu ahd. hald ; ags. heald ; afries.
hald; an. hallr (vorwärts geneigt, geneigt
[zu] ; abhängig, abschüssig etc.). Wegen
der verschiedenen Ableitung von hald etc.
cf. Fick (III, 71), der es mit hals etc.
von einer y hal , kal (percellere , recellere,
be. brechen, schlagen ; biegen) ableitet, wah-
rend H. Leo (Ags. Gloss. Seite 251) es mit
healdan (halten etc., cf. holden) verwandt
glaubt u. M. Heyne (cf. Grimm, Wb.
unter Halde) es mit griech. klitos etc. u. lat.
cHvus, bz. ahd. hlinä (Lehne), hlinan (leh-
nen, cf. löueu etc.) von einer u. derselben y
ableitet. Zu hlinan (lehnen) cf. y (Grass-
mann) gri, bz. ^ar (etwas woran lehnen,
od. zu Etwas hinrichten etc.), ivoraus sich
die ßedtg.: gerichtet u. geneigt ivohin, bz.
die von: hängoid tvohin , überhängend etc.
von selbst ergiebt, soivie weiter aucli die von:
(sieh, od. ein Anderes) stützen looran u.
ivorauf od. einem Etwas Stütze u. Halt ge-
ben etc., wie denn auch ved. Qaraua (stützend,
haltend, schützend etc.) ivohl von dieser ]/
Vri, ^ar abzideiten ist u. dann auch hald
leicht dazu gehören kann, ivie aucli hold
(geneigt etc.) u. Huld t«o/iZ ^it heldan (sich
neigen ivohin etc.) gehört. Die Grdbdtg.
von ^ar, gri scheint übrigens bewegen od.
richten (wohin) zu sein u. da nun diese
Bedtg. (cf. y pat, fliegen, bz. sich beivegen ;
fliegen machen, schleudern, werfen etc.) leicht
in die von: werfen wohin, od. hinwer-
fen etc. übergehen konnte, so ist es wohl
zweifellos, dass q&r, gri (werfen hin, hin-
5 tverfen, zerbrechen etc.) dieselbe y ist, wie
gar, (;ri (etivas tvoran lehnen, od. richten
ivohin etc.).
1. heller, helder, hell, bz. sonorus, cla-
rus etc. ; 'n hellem klang ; — 'n heilem
10 stemm' (eine helle, klingende, sonore Stimme) ;
— heller lachen; — he lacht hum heller
(laut schallend u. tönend, bz. heiter, lustig,
fröhlich) wat üt; — he kreg heller (laut
klingend, od. dass es schallt) wat för de
15 ners (den Hintersten) ; — he hüe (hauete,
hieb etc.) d'r heller up ; — bi heller lechteu
dag ; — 't wil hei net heller worden ; — 'u
heilem (helle, lichte etc.) klör ; — 't is 'u
hellem lücht; — dat für brand heller; — 'n
20 heller (helles, reines etc.) gesigt; — 't is
heller dül (rein od. vollständig toll) ; — de
wind weid d'r heller (tüchtig , bz. die Luft
rein fegend etc.) in. — Nid. helder ; nd.
heller. Zu 1 hei.
25 2. heller, s. 2 helder.
3. heller, Heller, kleinste Kupfermünze;
bi heller un peunink. — Mhd. hallaere, hal-
ler, häller, heller. Mit Auslassung des Wor-
tes Pfenning statt „haier phenning", bz.
30 mlat. (denarius) h a 1 1 e n s i s, d. h. zu Schioä-
bisch- Hall geprägt.
liellern, hell, klar u. heiter werden od.
machen ; dat wer hellerd up ; — 't hellerd
dör ; — he hellerd sük up ; — du must di
35 nog erst wat uphellern (dich reinigen, käm-
men, scJimücken, bz. licht od. schön Meiden,
putzen etc.).
I. hellig, klingend, stimmend etc.; cf.
enhollig.
40 2. hellig, müde, abgespannt etc., bz.
hu)igrig u. durstig; ik bin heilig un m8j.
— Wang. (Ehr ent r a u t, I, 94 etc.) hellig
(durstig) ; mnd., nd. heilich, hellig ; nid.
hellig ; mnld. helligh (lassus , fatigatus , agi-
'15 latus) ; mhd. hellig (dasselbe) ; md. hellig
(sehr durstig, lechzend) ; Schweiz, hellig, bal-
lig (kraftlos, lechzend) ; elsäss. hellig (leer
im Magen); Schwab, ballig, hellig, höllig
(lechzend, matt); bayr. hellig (müde, abge-
50 mattet) ; fränk. hellig (matt) , an der Eifel
ballig (trocken im Halse); hess. (Vilmar,
163) beleb, helk (welk, dürr, schlecht ge-
nährt, matt von Hitze u. Durst). Es ist
identiscli mit dem tmter halster erwäh)den
55 nd. ballig (dürr, trocken) u. von hal, bael,
hei (trocken etc., cf. halster) loeitergebildet.
helligen , nur in behelligen (behelligen)
u. wohl von 2 hellig tveitergebildet. cf.
beigen.
60 helling, Schiff swerfte. Vom Plur hel-
5*
HELM
08
HELFEN
lingcn (was auch in der Bedtg. „Schtffs-
icerfte'' gehrättchlich ist, weil gewöhnlich
mehrere schräg liegende Gerüste für Schiffe
auf einer u. derselben Werfte sind) ist un-
ser Collect, lielijou (Schiß's werfte) contrahirt,
con dem deshalh auch kein Plural gebildet
tcird. — Nid. lielliiig ( Ueberhängcn , Nei-
gen, Abhang, Halde, liöschung, ablaufende
Brustwehr; Werfte, Stapel; Neigung, Ge-
neigtheit [sinnl. u. bildl.J , Trieb etc.); nd.
(Br. Wb.) heilige, aus hellunge (schräge
Bichtung einer Tonne, bz. Abhang) u. bei-
gen (kleine hölzerne schräg liegende Läufe
vom Ufer ins Wasser, wo die auszubessern-
den Schiß'e hinaufgezogen u. abgelassen icer-
den) ; mnd. hellink, lielliiige, helge (Schiffs-
werfte) = heldinge (Neigung etc.) von bei-
den, .s\ 2 hellen.
1. heim, auch helmet, holmt, das starke,
schilfartige u. langhalmige Dünengras (ely-
nuis aveuariiis, ariuido aveimria) , womit die
alten Dünen bewachsen sind u. die kahlen
Dünen u. Ufer der Inseln bepflanzt werden,
um dem Verstäuben des losoi Sandes vor-
zubeugen, bz. die Bildung neuer Dünen durch
Auffangen des Sandes zu fördern. — Wang.
hellem ; nid. beim. Nebenform zu halm, bz.
7nit diesem desselben Ursprungs.
2. heim, Helm, a) schützende Kopfbe-
deckung der Krieger; — b) der helmartige
Aufsatz auf der Destillirblase ; — c) das
Häutchen um den Kopf, welcJies neugeborne
Kinder u. Junge zuweilen mit auf die Welt
bringen u. ein Tlieil derjenigen Haut ist,
worin sie im Mutterleibe eingeschlossen wa-
ren u. was nach dem Volksglauben dem
betr. Kinde Glück u. Wohlstand bringt,
weshalb denn die auch in Holland (cf. auch
Ho Itzmann , Mylh. 201) gebräuchliche
Bedcnsart : „bc is mit 'n beim geboren" (cf.
engl, „be is boru witb a caul" u. Weiteres
in der Zeitschr. für Kthnol. etc. von B a-
stia)i u. Hartman n, IV, 186 seq.) von
solchen Menschen gebraucht xvird, die ohne
ihr besonderes Zuthun viel Glück in ihren
Unternehmungen haben. — Afries. , nid.,
nd., engl., as., ogs. heim; mnld., mnd. beim,
helmet; an. hjälmr; norw., dän., schwed.
bjelni; ahd., mhd. beim, belme; goth. bilms,
od. bilm.
Dieses Wort, ivclches im ags. auch die
Bedtg.: diadema, Corona, velamen «. im engl,
auch (provinz.) die von : „Schuppen" u.
,,auf einer Bergspitze lagernde Wolke, welche
dieselbe verhüllt" (wegen beim = linder s.
3 heim) hat u. tcovon ital. , aspan. elmo ;
nspan. yeimo ; prov. elm ; franz. beanme
(Decke); abgel. : span., x>ort. alniet; afranz.
healmet ; franz. armet (Pickelhaube) ent-
lehnt sind, gehört zu belan (hehlen, bergen,
schützen, decken, schirmen etc.), bz. mit die-
sem zu der y bal (l)ergen , verbergen , be-
decken, schützen etc.), cf. 2 bälen.
3. heim, Puder, Steuerruder, Steuer, bz.
5 das icomit man das Schiff u. auch das Pu-
der lenki u. regiert; daher auch (auf klei-
neren Schiffen) : die Puderpinne. — de beim
(od. 't rör, stur) fan 't scbip : — de beim
(od. 't stur) tan 't rur. — Nid. beim (bet
10 roer, bet stuur , cf. Bobrik, naut. Wb.);
engl, beim (Puder, Steuer, Steuerruder);
wang. (E h r e n t r a u t, I, 371) bellem (in
btMlem-bolt, Puderholz, Pudersiange , bz.
Steuerhoh, Holz od. Stange zum Steuerii) ;
15 an. bjälm. Ks gehört wohl auch wie 2 beim
zu belan, bz. der // bal, toeil das Steuer-
ruder die Hut u. der Schutz des Schiffes
ist, bz. es schirmt, schützt u. bewahrt, wenn
es auf dem Meere treibt, cf. indessen un-
20 ter 2 balm auch das ahd. halm ; mnd.,
mnld. beim (manubrium) n. balmo (Lenk-
seil), womit bolin (ds Ha It e n d es, od. Len-
kend es auch conncx sein kann.
lleliiier, ml. Name. Gcscidn. Helmers.
25 Wohl = ahd. Heilmar, od. Ilelimar, doch
ist auch Ableitung von 2 od. 3 beim (cf.
Körstema)in hinter Helm) möglich.
holiiier, ein seitlich von der allgemeinen
Ileerstrasse (die sich auf dem Pande der
80 Jiohen Geest zwischen der Marsch, bz. den
Ilammrichen [cf. bamrik] u. dem Moore
hinzieht) in die Marsch, od. das Moor
hineingehender Landweg , mitunter pleona-
stisch auch belmerwcg genannt. — Nd. (Br.
35 Wb.) behner; innd. (Seh. u. L.) bclmen-
dero, belmcdcr, balmdor, belmede, belmerde,
helmer.
helpeii (belp', — belpst, — helpd etc.; —
bulp, bulpst etc.; — [is, od. bed] bulpen),
40 helfen, retten, beistehen, nützen, dienen, för-
derlich sein, fördern etc. ; bolp' ! belp' ! se
willen mi wat dOn ; — be bulp bum üt 't
water, anders was be ferdriinken ; — hö
helpt mi üt de nöd ; — ik wil dl helpen ;
45 gä mau drist d'r up lös ; — dat kau mi niks
belpen, wen 'k bum d'r um frage ; — schre-
ien helpd (od. bald etc.) net ; de büks mut
cf ; — bc bulp bum wider; — be bulp bum
in de slöt; — Sprichiv. : help di sülfou, den
50 helpd di God. — Afries. helj)a, bilpa, bulpa;
satl. belpa; tvang. bilp; ivfries. (Japi.r)
helpjen, bolpjen, bolpen ; nd., nid. belpen;
as. belpan; ags. belpan ; engl, belp; an.
bjalpa; norw., schwed. hjelpa; dän. lijelpe;
bö goth. bilpan; ahd. belfan, belpban ; mM.
helfen, belven. Mit lit. szelpiu, szMpti (hel-
fen) zu einer y kalp, karp = skr. kalp ;
zend. karep (sich fügen, richtig sein, pas-
sen, dienen etc.). Vergleicht man dazu skr.
60 kalpa (gleich, ähnlich, gestaltet ti. gebildet
HEL-SAM 69 HEM
wie etc.); zcnä. kerejjta ((jebüdct, gestaltet, dat dat gat Itold wer held; — dat is helsäm
geformt etc.) zn unser in lik; zend. kelirp twebak (Zwieback der nicht leicht kcqjut
(Körper, Fleisch, hz. leibliche Gestalt u. geht, nicht bröckelt, od. nicht bröckelig ist) ;
Form etc.) = kerefs in kerefs-gar (fleisch- — heisame stenkaleii (heile, ganze od. dichte,
fressend); hzv. \iarp; pars, keret; arm. kQrp; 5 feste, nicht leicht bröckelnde Steinkohlen);
lat. corp-us (dasselbe) zu nnscrm Jike, bz. — dat is lium helsäm (heilsam, gesund,
dass unser lik auch die Bedtg.: gerade, dienlich etc.).
eben, schlicht etc. sowohl, als recht ti. lielsen ; i. q. halseu. Nur in be-helsen,
richtig, bz. g eordnet, ausgeglicheti, befassen, in sicJi fassen, umschliessen etc.;
geschlichtet etc. hat u. demnach die 10 dat behelsd nßt föl.
Bedtg. richtig sein, passen etc. der y hel-sibbe; i. q. fulsibbe; s. unter sibbe.
kalp, karp wohl auf der siniü. Bedtg.: g e- helsk, höllisch, teuflich, verdamint, fiirch-
r ade, eben, s ch licht etc. od. eigentlich : terlich etc. — 't weid d'r helsk in ; — 'n hels-
behauen u. glatt sein etc. beruht, so ist ken stürm; — 'n helsken ti' watcr; — 't is
es klar, dass diese y karp nicht von karp 15 'n helsken (od. ferdomdeu, dönnersen etc.)
(sehlagen, hauen, spalten, schneiden, be- satan ; — helsk (höllisch, fürchterlich, an-
hauen, zurechthauen etc. u. so bilden, for- gemein etc.) gröt od. dül, stark, mui etc. ; —
men, bz. glatt, eben u. richtig machen etc.) 'n helsken bült geld ; — he is d'r helsk (od.
rticht verschieden ist u. beide ebenso wie y ferdomd etc.) up fersäten; — 't fe etc. was
kart (hauen, behauen, beschneiden, zuschnei- 20 helsk grapsk, od. dür; — ik hebb' 'a hels-
den, formen) blosse Weiterbildungen der ]/ ken dörst od. huuger etc. ; — dat perd is
kar (schlagen, hauen, schneiden, scheeren mi fSls to helsk (ungeberdig , wild, hitzig
etc., cf. auch ]/ skar voyi scheeren, — etc.). — Afries., nid., nd., mnd. heisch;
skarp von scharf, scharfen , — skrap mhd. hellisch, heisch. Zu 2 hei, suh a).
von unserm schräfe = kräfe od. karfe etc.) 25 heiter, .s. halter.
sind, deren Bedtg.: machen, loirken etc. liel uii dal, ganz u. gar etc.; cf. dal.
od. einrichten, gerade u. recht machen, ord- 1. hem, Heim, Haus, Wohnung, Wohn-
nen etc. ebenso wie bei tak u. taksh aus sitz etc. ; he sitt up sin egen hem ; — d'r
der von: schlagen, hauen, spalten, schnei- is gen hüs of hem. — Afries. hem; wfries.
den etc., bz. behauen, behobeln, beschneiden, 30 (Jap ix) hiem ; nid. heim; 7nnld. heym; nd.
zur echtschneiden etc. entstand. Wenn nun heem; mnd. hem, heim; ns. hem; ags.hkm;
aber tveiter Fick das lat. culpa (Schuld, engl, home; an. heimr; norw. heim u. auch
hz. Veranlassung eines Schadens) auch zu heem, hiim; schwed. hem; dän. hjem; ahd.,
der y karp (Joelfen) stellt, so kann ich ihm mhd. heim u. ahd. heima; 7nhd. heime; goth.
darin nicht beipflichten. Vergleicht man 35 haims. Es ist mittelst des Suffixes ma (cf.
nämlich, dass die Wörter: sollen u. arm, främ etc.) von einer deutschen y hi
Schuld beide von skilan, skal, skulun (Platz nehmen u. greifen, od. Wurzel fas-
(schlagen, hauen, verwunden, tödtcn etc.) sen [wo], halten [wo] , bleiben, ruhen, ver-
stammen, bz. dass sollen (cf. schal, schö- iveilen, ivohnen) iveitergebildet = idg. ki,
len) weiter nicläs heisst als: (Jemanden) 40 bz. ski; skr. kshi; zend. (Justi) kshi, shi,
geschlagen, verivundet od. g et ö dt et ski (ivohnen, sich nieder lassen u. ansie-
haben u. deshalb zur Zahlung des Wehr- dein, sich setzen od. besetzen wo etc.), die
geldes, bz. zum Ersatz od. zur Busse ver- aus ski, ska (greifen, fassen, halten, neh-
pflichtet sein — i«. Schuld buchstäblich men, in Besitz nehmen, sich zu eigen ma-
soviel heisst als: er schlug od. verwun- 45 chen, hörig machest, beherrschen, Gewalt u.
dete u. ist deshalb strafbar, bz. zur Busse Macht haben über, besitzen etc., cf. setzen
verpflichtet, so ist es klar, dass auch das = Stelle od. Stätte geben etc. aus sitzen
lat. culpa nicht von der ]/ karp (helfen), = ruhen, od. halten loo, bz. besetzen
sondern von der ]/ karp (schlagen, spal- aus besitzen u. habitare aus habeo) her-
ten , schneiden, verwunden etc.) abzulei- 50 vorging u. wovon ausser skia, bz. skr. ska
ten ist. (ruhen, ivcilen) u. lat. quie (in quies, quie-
hel-säm, heilsam, d. h. mit dem was hei scere, qiiietus) u. skr. ci (nehmen, aufneh-
besagt verbunden u. vereinigt etc.; dat gat men u. wo hinlegen, Stätte geben, schichten,
schal wol bold wer digt gän, he hed nog al ordnen etc., cf. bei Grassmann der Form
'n helsamen hüd (eine heilende, ganz loer- 55 wegen unter 2 ci die Verwandtschaft mit
deyide , gesundende Haut, bz. eine Haut, kliya u. y ski, scheinen) auch wohl zend.,
die leicht od. bald hei od. ganz u. dicht skr. gi, bz. qik (liegen, ruhen, weilen, hai-
wird, od. gut heilt u. gesundet) ; — ik wil ten wo) sich herleiten. Ob nun aber goth.
dl 'n helsamen salfe (heilende, die Wunde haims, bz. hem, heim bei77i Vergleich von
schliessende od. gesundende Salbe) gäfen, 60 harsen zu idg. karsan, skr. garshan etc. od.
HEM HEIM 70 IIEMMEL
hund, hurn etc. von einer y mit anlauten- lieinds-inane , Hcnuhärnipl. — in blote
ilem k, hz. skr., zend. q, rjricch. k, tat. c hcnidsmauen för de dur sitten, dat is nii
etc. 'nicht fieaaer mit (/riech, köme (Dorf),^ so gen irrl)riik mör as in min kinderjaren.
lit. kvmAS, kä'xma'i ((hi.'iScUie) zur y ki, /;,-. ^i heiuelik, henilik , licinolk, heimlich, in
(ruhen, weilen etc.) zu .^teilen u. nicht 5 geheimer od. vertraulicher Weise, verstohlc-
mit skr. kshönia (sicherer, behaglicher Ort, ner Weise.
od. Sitz, Wuhnsitz; Friede; Hast, Ruhe hemclikheid, henilikheid , hemelkheid,
etc.) von khsi, bz. ski abzuleiten ist (cf. Heimlichkeit.
darüber auch G. Cu rt i u s, pag. 145) lasse lieinke, Heimchen, Grille, Cicade ; hns-,
ich dahin gestellt sein. Wegen afries. ham, 10 gras-hemke ; — ßg, kleines schwaches We-
hem cf. 1 u. 2 ham. sen ; 'n liemke fan 'n wicht. Redoisart. u.
2. lieni, heim, heim, nach od. zu Hause; Sjn-ichw. : nakcnd as 'n hemke; — he singd
liem gän, hem kamen etc. — Hs ist gleich as 'n hemke (ironisch). — Nid. heimpje ;
afries. heme u. hem, bz. ahd. heime von 1 ninld. heymken, hecmkon, hcymelken ; mnd.
hem, wird Jedoch nur selten mehr gehurt. 15 heimeke, liemeke. Anscheinend Dimin. von
cf. heimsüken, liemclik etc. ahd. heimo; mhd. heimc (dasselbe), doch
henid (Flur, hemden), Hemd, Kleid, was nach 31. Heyne (cf. Grimm, Wb., unter
man zunächst auf dem Leibe trägt, od. über- Heimchen) mit »r/. liiemk, oberd. heymdi
haujit : Kleid, Gewand, faltiges Gewand etc., aus heimlich, heimamnch, was aus muclieim,
cf. die Composita. — he sitt in 't blotc hemd; 20 hz. ahd. müh-hoimö, mftcliheiino (Heimchen)
— Redensart, ti. Sjirichto.: he h4t sük 't umgesetzt ist. Das ahd. hcimo bezeichnete
hemd fan 't Iif stälen ; — 't hemd trilld hnm urspr. wohl blos die Hansgrille u. ist dem-
für de ners; — se fragd en 't hemd fan de nach lieim-o wohl von heim (Haus) weiter-
närs; — 't hemd is en nader as de rok. gebddet in der Bedtg.: Haus-Wesen, Haus-
Conijws. : aferhomd, körhemd, undcrhemd, 25 Geschöpf.
hemdkled, hemdrok, hemdslip, hemdsmaue 1. heniiuel, öfter auch himmel, Himmel;
etc. — Afries. hamethc, liemethe, hamede; (personif.) Gott. — de sterons an d' himmel
wfries. liimd, himhd; satl. harnend; wang. blinken so schön; — in de hemmel kamen;
(Ehr e n trau t, I, 370) hämmin; tid., nid. — de lefe hemmel mag 't weten, war 't ble-
hcmd ; mnd. hemde, hemmote, himedo; mnld. 30 fen is; — de lete hemmel segene jo 't wer,
hemde; ahd. homidi, hemithi ; mhd. heraede, wat ji an mi arme blöt guds dun. Sprichw.:
liemde. Was die Form betrifft, so ist tvohl wen de hemmel falld, den krigt de erde 'n
anzunehmen, dass es ans dem Präter. ha- regenmantel; — wen de himmel falld, den
meth, hemith (bedeckt, verhüllt, bekleidet, od. liggen wi d'r all' nnder; — se smet 'n gat
decket, deckt) von einem dem goth. liaraon 35 in de hemmel. — Afries. himnl , hiniel ;
(decken, bedecken, verhüllen, einhüllen, be- tvfries. himel, hymmel ; nfries. hemmo]; satl.
kleiden etc.) entspjrechendcn Vbm. ham-6n, hemel ; wang. hemmel; nd. hemmel; nhl.
hem-6n mit dem Suffix e od. i, i (Etwas hemol ; as. himil; ahd. himil, himel; mhd.
etc.) abgeleitet wurde u. demnach ein Etwas himel, himmel (indiimentnin ; coehim, aether;
bedeutet, ivas deckt, bedeckt od. verhüllt, 40 laqueare, lacnnar; Thronhimmel, Baldachin),
schützt, ein- u. umschliesst od. einhegt u. — Au. himinn, himins ; isl. hirain (coelnm;
einfriedigt etc., loie Ja auch a.s. hjmo ; ahd. laqneare); goth. himins (coelum). Davon:
hämo ; mhd. harne ; ags. hama, homa, ham ; ahd. himilizi, himilezi, himelze ; mhd. hi-
afries. hama, homa ((jicwand , Kleid, Um- melze, himilz, himelz (Zimmerdecke , Zelt-
hüllung, Hülle, Haut, Balg etc., cf. lichäm) 45 decke); mnld. henielte, ghehemelte (convexi-
zu hamön, od. mit diesem zu einem voraus- tas, palatum). Es bezeichnet ein Etwas,
zusetzenden Wurzel- Vbm. : hinian, ham, hu- ioas ein Anderes wölbend überdeckt, od. ein-
mnn (umfassen, umschlicssen etc.) gehört, u. umschliesst, bz. ein Gewölbe, Decke, Dach
über dessen Ursprung u. Wurzel das Wei- etc. u. gehört mit goth. hamön , (did. hämo
tere unter 1 u. 2 ham zu vergleichen ist. 50 etc. (cf. hemd) u. zend. kamar (krumm, ge-
hemd-kled, das der Leiche, bz. einem Ge- tvölbt) , kamara (Gürtel; Gewölbe), griech.
storbenen über das gewöhnliche Hemd ge- kamära (Gewölbe; Schlafgcmach, Himmel-
zogene weite u. faltige Tndtenkleid. bctt etc.) ; lat. camera etc. zu der unter 1
hemd-linnen, feineres Leinen, wovon man ham erwähnten ]/ kam.
Hemde macht. 55 2 hcniniel, blank, rein, reinlich, sauber,
hemd-rok, Unterjacke, od. Brusttuch, tvel- glatt, nett etc. — hemmele glasen, Straten, hu-
chrs unmittelbar über das Hemd angezogen sen etc.; — dat siigt dar in hüs all' so liem-
ivird. mel un schön nt , dat man wol brei fan de
hemd-slip, Hemdzipfel, Zipfel an einem däi ilten kann un 't all' gliinmd un spegeld
Mannshemde. GO wat d'r is; — 't is so 'n hemmel wif, dat
HEMMEL
71
HEMMELEN HEMMELN
mau sük freid, wen man hör ankikd ; — 't is
hir air hemmel un schön un d'r is narg(!iids
gen stofje to finden ; — dat wicht goid mt
hing net hemmel genug mit 't iiten um ; —
de meid mut hemmeler worden, wen se hlr
blifen wil. — Wfries. (J apix) himmel u.
(Vrije Fries, I, 174) hemel ; wang.
(Ehren traut, I, 94 ii. 371) hemmelk od.
hemmel (in hemmelkeit). Weiteres s. unter
2 hemraelen u. dem folgenden :
3. hemmel , Reinigung , hs. die Rein-,
Blank- u. Sauhermachung in ihrem ganzen
Umfange, soweit dies durch Waschen, Ab-
reiben, Bohnen, Kämmen, Bürsten etc. ge-
schieht od. geschehen kann. — dat kiud hed
fan Jungs up au sin hemmel un fleje (Rei-
nigung u. Pflege etc., cf. 2 fleje) net had,
darum wil 't ök net regt dejen ; — dar word
gen hemmel un fleje an dän.
1. hemmelen, hemmein, himmeln, sum
Himmel erheben, in den Himmel befördern,
sterben inachen, ins Grab bringen; nament-
lich von Aerzten, die Unglück in ihrer
Praxis haben u. viele ihrer Patienten durch
den Tod verlieren. — de dokter hemmeld
menuig hen; — he hed hum hen hemmeld.
2. hemmeleu, liemmein, reinigen, sauber
u. rein machen, bohnen, ivaschen, reiben,
bürsten, kämmen, od. putzen, schneiden etc.,
hz. sich od. ein Etwas so machen, dass man
(od. es) in jeder Hinsicht sauber, rein, nett
u. ordentlich, od. gebührend u. wie die Ord-
nung u. Sitte es erheischt, aussieht. — jung' !
gä heu un hemmel' di erst, er du bi de disk
kumst; — de rok is so fül, dat he erst ör-
dendlik hemmeld (od. ofTaemmeld) worden
mut, er du hum wer antrekken kanst; —
de däle uphemmeln (den Schmutz mittelst
eines nassen Tuches etc. von der Diele auf-
nehmen, die Diele reinigen) ; — dat der mut
wat of- od. ferhemmeld worden, dat d'r wat
bäter grei in kumd ; — hemmel' din schö
wat up de matt' of, er du in de stuf kumst;
— dat hüs mut erst dügtig üthemmeld wor-
den, er wi d'r intrekken könen; — de bal-
ken, bomen etc. mutten ofhemmeld (abge-
bohnt, abgeputzt, mit einem scharfen Instru-
ment abgekratzt etc.) worden; — de böm
mut üthemmeld (ausgeputzt, ausgeschnitten
etc.) worden; — sin bärd hemmein (seinen
Bart zustutzen u. schneiden, bz. so machen,
dass er nicht mehr so wild u. unordentlich
aussieht) ; — (subst.) wi süut fan dage an
't hemraeln. — Wfries. (Jap ix) himmeljen,
hemeljen od. (Vrije Fries, I, 174) he-
melen; nid., provinziell (in Gelder l and)
hemelen, (Groningen) hemmelen (reini-
gen, schoon maken etc.). Wohl mit mnld.
(KU.) hemelen (componere, concinnare, or-
nare) ; mfläm. hemelen (orner et parer) ideti-
tisch, zumal wenn man unsere Zusammen-
stellung (s. 2 hemmel) „hemmel un fleje"
vergleicht u. dabei erwägt, dass unser fleje
zu flejen (componere, ornare etc.) gehört.
5 Das Adj. 1 hemmel, himmel, hemel hatte
urspr. vielleicht die Bedtg. : geschichtet, zu-
sammengelegt, geordnet etc., od. die von:
zurecht gemacht, fertig, bereitet, geputzt, ge-
schmückt, geziert, schmuck, blank , paratus,
10 ornatus etc. Da nun aber diese Wörter
mit 1 hemmel (Himmel) , bz. 1 hemmelen
(himmeln) schwerlich verwandt sind, so halte
ich dafür, dass der Stamm hemmel od. he-
mel von Hause aus mit ahd. hamal (ver-
15 stümmelt, gestutzt, verschnitten etc., cf. 1 u.
2 hamel) u. hemmelen od. hemelen, xofries.
hemeljen etc. mit afries. hemelja, homelja
(debilitare), ahd. hamalön (verstümmeln, stut-
zen, verschneiden, abhauen, abschneiden) =
20 7ihd. ha mm ein (castriren , verschneiden
etc., s. unter 2 hamel) identisch ist, weil
sich atis: gestutzt, zugestutzt, verschnitten
etc., bz. stutzen, zustutzen, verschneiden, be-
schneiden, einkürzen etc. (man vergl. : Haare,
25 Bart, Hecken, Bäume etc. schneiden, od. be-
schneiden, stutzen, einstutzen etc., bz. Je-
manden zustutzen etc. u. nhd. Stutzer =
Zieraffe etc. , od. Jemand der seine Haare
u. Bart stutzt, zustutzt, beschneidet etc.)
30 leicht die Bedtg. : zierlich, schmuck, sauber,
glatt etc. (vergl. auch die trop. Bedtg. von
beschäfd \mter beschäfen), bz. die von : säu-
bern, reinigen, ausreinigen etc. entwickeln
konnte u. auch putzen (Licht putzen,
35 Bäume ausputzen etc.) =: schneiden, od.
stutzen ist, bz. wir den Raseur auch ja
putser nennen. Vergleicht num nun loeiter,
dass ahd. hamal (verstümmelt etc.) , hama-
lön etc., bz. afries. hemelja (verstümmeln
40 etc.), sowie auch an. hamla, norw. hemla
(verstümmeln; hemmen etc.), bz. unser ha-
mel, homel sämmtlich Weiterbildungen von
ahd. ham (verstümmelt, defect, gestutzt etc.)
sind u. das dän. pyat (Putz ; Spitze), Y^ynte
45 (putzen, schmücken, reinigen) mit luiserm
pünt (Punkt, Stich ; Spitze), pünten (stechen ;
sjjitzen, zuspitzen, zuschneiden) , ötpünten
(ausstechen etc.) von lat. punctum, pungere
abstammt, so scheint es, als ob das sonst
50 überall fehlende norw. (Iv. Aasen) hema
(putzen, rein machen etc. = dän. pynte,
pudse, gjöre reen), hema (Reinlichkeit, Ord-
nung etc. = dän. reenlighed, orden, pyn-
teligt udseende) auch mit ahd. hamal etc.
55 u. an. hamla etc. auf ahd. ham (verstüm-
melt, gestutzt etc.) zurückgeht, obsclwn es
auch möglich ist, dass diese M'^örter, sowie
norw. hama (putzen, schmücken = dän.
pynte, pudse) mit hama (kleiden, verhüllen,
60 vermummen, bedecken) zu ham (Haut, Kleid,
HEMMELIG IIEMMLIG 72 IIEN
Balg etc., cf. hemd ». x. unter 1 ham) _c/e- «h. Iiampr; »o/vc.rfä». hanip; sc/tifCfZ. hampa;
hören, icohci es denn aber auch xcieder eben- ahd. hanaf, hanof, hamif, lianif, hanef; mhä.
sowohl denkbar wäre, da.-^i auch unser hom- hanef, haut'; /«^ cannabis; r/r/ec/;. kdiinabis;
mol (sauber etc.), hcnimcln {säubern, reini- Ut. kanapos; j>r('».s>-. knapios; Islav. ko-
gen etc.) sofern sie von Hause aus die Be- 5 noplja; bühm. konope: jjohi. konop : lett.
dtg.: ornatus, oinaro hatten, mit mnld. kanjepes. Ob mit Jat. c&una. (Schilf, liohr
(KU.) lionielen (compoacre, oniare) «. he- etc.) n. vielleicht dem skr. kanapa i Lanze
meleii (velare, tcgere, celare) entweder von etc., sofern dies urspr. ein Bamb m -, od.
hemel (Himmel, /c Decke, cf. 1 hemmel) sonst. Rohr, bz. Bohr-, od. Schilfgnvächs
od. mit hemd u. hämo, ham (Kleid, Haut, 10 war) u. kanabha (Fliege, summendes In-
Decke) u. goth. liamon (bedecken, kleiden) sect) etc. zur y kan (rauschen etc.) ? Vergl.
vom Stavimrbni. himan, liam (tegore, velare dicscrhalb unter 2 hän.
etc.) abgeleitet sind. hcinpoii. henpen, hänfen, von Hanf; hem-
hcmmcli;:. lieiimilifi;, licmmel^, reinlich peu linnen.
etc. Zu 2 hemmel. 15 ]ioiil])-liillink, Hänfling (fringilla canna-
heniniolsk. honimels, liiininels, /(/Hi»i/j'.sr/j; biiia); (ßg.) kleines, zartes Wesen; — 't is
hemmel.sk raui: — "t is fan dage 'n hem- man so 'n hemplünink fan wicht,
mels wer thimmli'<ches Wetter). — Nid. he- hoinp-iilje, Hanföl.
melsch; afries. himulisk, himelesk, hiraelsch; liemp-Siul, Hanfsamen,
wfries. hymraelsch ; nd., iiind. hemraels, 20 heil, ////(, wohin, in der Bichtung, nach
liomels. einem bestimmten Orte hin etc.; von der
henimen, hemmen, hi)iderH , in der Be- Stelle, vorwärts, iveg, fort, vergangen, ver-
wegung zurückhalten, lähmen etc. — wel kan flössen, vorbei, verloren etc. — hen lopen ud.
't hemmen; — he hemd mi (er lähmt u. faren; — dat ligt na 't Osten hen; — du
hindert mich) in mm dun. — Afries. herama, 25 must hum dar hen wisen; — gä hen un häl'
hammen; schivcd. haemma; dän. haemme; twebak ; — he is al wat hen (schon ziem-
mhd. hemmen. Wie an. hamla (Jiemmen, lieh weit vorgerückt im Alter); — dat rekd
hindern; verstümmeln) mit ahd. hamalon net hen; — 't geid d'r göd heu od. längs;
von haml, bz. hamal (verstümmelt) u. lam- — he löpd d'r nog so stak heu, as 'n korel
men, lemraern, belemmern von lam, so ist 30 up sni lifs-heste; — 't geid all' hen un wer,
hemmen von ahd. ham (verstümmelt, ver- od. hen un werden, heu un her; — dar geid
krüppelt etc., cf. 1 ii. 2 hamel) weitergebil- 't heu mit mester Marks, do brogden se hum
det u. heisst hemmen daher eigentlich soviel na 't karkhof; — wetst du net, dat de tul
als: verstümmelt, verkrüppelt inachen, lahm hen geid; — wat heu is, is heu; — hen is
machen u. so lähmen, hindern etc., tvie auch 35 siu kracht; — siu gcld un göd is all' hen.
die Zusammenstellung von afries. hammcth — Nd., mnd. heu; nid. heen; mnld. hin,
jeftha hxmmuth (gelähmt, cf. lammd t-on lam- hen; ags. hiua; alid. hiua; mhd. hiue, hin.
men), od. chimmed jeftha lemed dies bcstä- Davon weitergebildet: ahd. hinana, hinan,
tigt. Wegen der Ableitung dieses Wortes hinnän; inhd. liinueu, hinue; «s. hinana, hi-
von mhd. harne, ham (Fangnetz, od. Angel- 40 uan, Innen; ags. hinaue, heonane, heonau,
haken, Hamen) vergl. Weigand. Das heonun, heonon ; lofries. hinua; mnld., nid.
nid. hammcw (zurücklialten, bz. zurückrufen henen ; mnd. heune, hinue, (von) hinnen.
u. stehen machen) dagegen loird mit mnld. Fs ist wie „her" von dem Demonslrativ-
(Kil.) hemmen, hummou (niutire, emutire, Stamm, bz. Pronominal-Stamm. hi (cf. he
simplicem edere vocem) von der Interj. hem, 45 od. he) loeitergebddet u. drückt eine Be-
hum, bz. dem Schallstamm hem, ham, him wegung von dem Sprechenden, od. nach
(cf. himeu u. hummel u. bei Fick, III, einem Fntf ernter en , od. richtiger wohl des
65 unter ham) abgeleitet, wobei es auch betr. „Er" (sei dies nun eine Person, od.
denkbar ist, dass das mhd. u. nhd. hemmen ein sonstiges Etwas, wie z. B. ein Stein,
sich mit dem nid. hemmen (hem! hem! ru- 50 Wagen, od. Thier etc.) nach irgend einer
fen, um Jemand zum Stehen zu bringen u. Bichtung hin aus, toelche Bewegung an-
ihn aufzuhalten) gemischt hat. scheinend durch das Suffix na ausgedrückt
heiiip, henp, lienncp, Hanf. — Sprichw.: wird, ivelches wahrscheinl. mit der Vernei-
bi henp S| ar de plog net un \n üah (Flachs) nungs- Partikel na (cf. nä u. net) u. mit
net de eide (Egge) ; — hemp schämd Buk 55 der negirenden Partikel an (cf. un) iden-
net, um up de mcsfold (Misthaufen) to was- tisch ist, iveil beide eine Bewegung, bz. ein
sen ; — henp un ncttels (Nesseln) wassen 't bewegen u. gehen von ivo weg, ein entfer-
Icfst uj) 'n fetten grund; — hemp is täjer nen etc. (ebenso toie ,,u-eg") au.sdrücken u.
as Alis. — Nd. hemp, hemiei); mnd. henuep; von Hause aus wohl Bewegungs- Wurzeln
nW. henuep, hennip; «(/.s. hilnep; engl, hemp; 60 sind, wonach denn hi-ua soviel bedeuten
HEND HENDE
73
HENNE-KLED
würde als: Er (Person, Bing, Etwas, hz.
Seiendes, Wesen etc.) gehen, sich entfernen^
od. Er iveg u. fort etc. Von den Compo-
sitis mit „hen" loerden nachstehend mir
einige wenige aufgeführt.
liend, hende, bei Hause, nahe, od. dicht
hei, in der Nähe etc. — der is hend nog trend
(weder bei Hause, od. nahe bei, in der
Nähe etc., noch entfernt, in der Entfer-
nung, weit herum etc.) wat to sen ; — fan
hende im fan ferren tosamen kamen. —
Afries. hend, heynd, heind; ivfries. (Japix)
heyn ; nid. hende, heinde (dat raakd er op
heinde nog verre op toe) ; mnld. (KU.) hende
(prope, vicinus). Es gehört wohl zu einem
Vbm. henen, heinen (cf. mnd. heinen, sub 1
bei Seh. u. L.) = hemen, heimen (wohnen,
Heim haben) u. bezeichnet dann das, wo
man heind, od. wohnt, od. es ist von hein
= heim (Haus) weitergebildet , loie es ja
auch möglich ist, dass das „d" blos wie bei
kerdel (Kerl) od. gardeu (Garn) etc. (cf.
Seh. u. L., I, 469) eingeschoben ist ti. heinde,
bz. heimde für heime (weder h e i m e od. zu
u. bei Hause, daheim etc. noch ferne) steht.
hen-däl, hendäl, hinunter, 7iach unten,
nieder loärts. — Wang. (Ehrentraut, I,
94) hendille.
head-ferdig, s. haudferdig.
hen-dÖD, hinthun; hingeben.
hen-fägen, hinfegen. — he hed dat d'r hen-
1; — he od. de wind fägd d'r hen, dat
't so 'n ärd hed; — he hed hum en (eine
geharnischte Epistel, einen groben Brief
etc.) henfägd, de lie net för de spegel stekd.
lien-fürder, hinförder, förderhin, in Zu-
kunft. 0. L. B. heuforder.
hen-fören, hinführen ; hinfahren.
heil-toren, hinführo, in Zukunft etc.; dat
raut hentoreu net wer geschedeu.
henge , heiig', Angel, od. eigentlich das
mit einem Auge, od. einer Ocse versehene
u. an Thür u. Eenster etc. befestigte Eisen,
womit man Thüren u. Fenster etc. einhängt,
damit sie drehen können. — Mnd. henge ;
mnld. henghe (cardo, ansa, hamus).
heDgsel, Henkel. Nebenform zu hangsei.
— Mhd. hengel, Henkel; Thürangel.
lien-hemmeln, s. 1 hemmein.
hen-in, hinein. — heningän (Ji'^ncin gehen) ;
heninbären (hinein bohren) etc. etc.
hen-kamen, hinkommen. — he schal wol
henkamen; — he is al 'n göd ende henkameu,
hingekommen , od. vorioärts gelangt , vorge-
rückt etc. , sowohl im Raum als in der Zeit;
daher auch: bejahrt; he is al 'n henkamen
(bejahrter, ziemlich alter) minsk.
hen-kamen, Hinkommen, Hingelangen etc.
— wi mutten man up 'n göd henkamen sen.
hen-könen, hinkönnen. — he schal d'r wol
henkönen (Jiin od. hindurch können) ; — he
schal d'r wol mit henkönen (ausreichen, sein
Genüge haben etc.) ; — he kan d'r mit hen
(hat sein Genüge, hat Geld u. Gut genug,
5 ist alt genug) ; — he kan d'r wol hen (er ist
schon so alt, dass er füglich von der Bühne
des Lebens abtreten, sie verlassen, bz. ster-
ben könnte) ; — 't kan d'r so wol hen (es
ist so genug damit).
10 hen-läg, nach dem was „lag" od. niedrig
ist hin, hinunter etc. — 't geid al henläg.
henne, kenn', Henne. Sprichw. : he is
net so lank Stil , as 'n henn' 'n körrel up-
pikd ; — he is so dün as 'n henn' ; — 't
15 ei wil kloker wesen as de henn'; — he löpd
to trippeln , as 'n henn' de leggen wil ; —
't henntje wul leggen, — 't dürst 't net Seg-
gen, — kikd agter jo! — kikd för jo! —
't lose henntje bedrügd jo! — Es ist das
20 Femin. von hän u. = ahd. haninna, hen-
niua, henna, heinna; mhd. henne, als Wei-
terbildung von ahd. hanin, henin.
henne-bee, hennebeje, hennbeje, henne-
hei, hennbei, hennbee (Plur. hennebeen,
25 hennebejen , henbejen , henbeen , hcnben),
hentjebee, hentjebeje, hentjebei (Plur. hentje-
bejen, -been), Himbeere. — Nid. hindbei,
hinnebei, henoebei , hennebezie; mnld. hin-
nenbesie; ags. hindberie; engl, hindberry;
30 ahd. hintperi ; mhd. hindbere , d. h. Beere
der Hindin, od. Hirschkuh = ahd. hintä,
ivas mit band zum Vbm.: goth. hinthan
(greifen, fassen, fangen, erbeuten, erjagen
etc.) gehören soll.
35 henne-kled, Todtenkleid, Leichenkleid. —
Nid. (v. JDale) hennekleed, mdartl. (Pro-
vinz Drenthe) hunnenklet; mnd. (Seh. u.
Ij.) henen-, henne-klet; md. (cf. Stbg,) heu-
nenkleid, od. (cf. A. Holtzmann, Myth.,
40 pag. 170) hünen-, heineu-, hennen-kleed ; alt-
nfries. (Outzen) hunneclede. henne etc. ist
dasselbe Wort tvie in Hünen- Grab (u.
nicht identisch mit dem in den fries. Ge-
setzen aus hlen entstellten hen in henbedde
45 = hlenbedde, Lehnbett, Krankenbett etc.,
cf. V. Richthofen, pag. 206, Zeile 12 u.
28., 29. in Spalte 1 u. 3) , ivovoti es doch
sehr fraglich ist, ob es urspr. die Bedtg.:
Riesen- Grab hatte u. nicht auch dieses
50 Wort lediglich u. buchstäblich mit Todten-
Grab zu übersetzen ist, da in deyiselhen nie-
mals Riesen- od. sog. Hünen- Leichen ge-
funden ivurden u. es nach Holtzmann
(cf. die obige Stelle) auch noch fraglich ist,
55 ob das Wort Hain od. Hein als Name
des Todes loirklich mit dem Namen Hein
(s. d.) identisch ist, sondern nicht vielmehr
ein blos im Volksmunde erhaltenes u. mit
heune, hüne etc. «7s Todter identisches
60 Wort war. Ist dieses richtig, so könnte es
RENN IG
74
HER
als Tod, Verwesung , Leiche etc. mit skr.
knü, kuiiyatc (stinkenj , kuiui (Wange) ku-
napa (Leichnam) etc. zur (Fick, I, 51) \
kun, knü (stinken, verwesen) gehören, wozu
möglicherweise (vencesen, sterben etc ) auch
isl. liiun (torpor, Erstarrung, Tod?) zu stel-
len ist. Weiteres s. unter liüiie.
heniiig, mittelmässig gross u. stark, halb-
erwachsen etc. — 'n heiinifien hüai, bulle, osse
etc. ; — ik was nog man so 'u heiinlg wicht
od. so 'n hennijjen jung tan 14 of 15 jareu,
as min fadir stürf. — Wang.(Ehr entraut,
1, ii4) hentJg.
hensa, s. hensen.
hen- scheden, hinscheiden, verscheiden^
sterben. — he is honschedt. Auch stibst. ; bi
sin heuscheden bint (od. sunt, sind) d'r gen
tränen fergaten.
honsen, d. i. Jemand unter geioit^sen theils
lächerlichen, theils sogar gesundheitsschäd-
lichen u. gewöhnlich mit einem Trinkgelage
verbundenen Gebräuchen in eine Gesellschaft
aufnehmen, od. auch auf Scliiffen Jeman-
den taufen, wenn er zum ersten Mcde die
Linie passirt, icobei gewöhnlich ein Alt-
Matrose sich als Neptun verkleidet u. die
Taufe, bz. das Begiessen mit Seewasser an
dem Neuling vollzieht, der obendrein noch
ein gewisses Stück Geld zum Vertrinken
zahlen u. selbst einen grossen Becher leeren
muss. — Nd., mnd. hausen, hensen ; nudd.
bansen, hensen. Jemanden in die Hanse
(s. unter hans) , od. eine gescJdossene Ge-
nossenschaft, Gilde etc. (ds Hanse od. So-
cius aufnehmen, Um zum Hansen machen.
Wie bekannt herrschte diese Sitte auch bei
den von Gl. Störtebeker u. G ödeke
Michael angeführten Victualienbrüdern, die
früher auf der Nordsee ihr Unwesen trie-
ben u. von mehreren ostfries. u. groninger-
ländischen Häuptlingen geschützt wurden u.
Zuflucht in deren Häfen (so Gl. Störte-
beker bei dem Häuptling tenBroke von
Brokmerland in Marienhafe , wohin von
der Leg aus das sog. Störtebekers Tief führte,
was auch noch Jetzt in die Leg, bz. das
Norder Fahrwa.sser ausmündet) fanden.
Desgleichen ist es auch geschichtlich bekannt,
dass der Becher, der von einem Neuling
bei seiner Aufnahme in die Genossenschaft
der Victualienbrüder davon seihst iiensa ge-
nannt wurde u. Gl. Störtebeker selbst auch
seinen Namen davon haben soll, dass er den
Inhalt eines grossen silbernen Bethers, der
auch hensa hiess, in einem Zuge hinunter
stürzen konnte, worin ihm nur ein Edel-
mann in Groningen gleich kam u. iroher
denn dieser Becher auch die Inschrift führte:
„Ik Joncker Sissinga van Groiiinga, drouk
dees hensa, in een flensa, door niyn kraga
in myn maga", 7vie solches von Wiarda
(ostfries. Geschichte, I, 37 J) erivähnt ist.
hen-sigt , Hinsicht. — in de hensigt best
du regt.
5 hent, erweitert lienter ? — Dieses nur in
der Bedens((rt: 't geid all' hent un twent,
od, henter un twenter, bz. hent afer twent,
— henter afer twenter, — henter di twenter
gebräuchliche Wort scheint mir ebenso wie
10 das afries. hent od. hentio (cf. v. Richt-
hofen, der es mit „?>/s" übersetzt) aus
hento (s. d.) gekürzt, da: „'t geid all' hent
un twent" soviel besagt, dass Alles hin u.
her, od. bis loohin u. wieder zurück geht,
15 bz. sich in einer schwingenden, schtoanken-
den «. unsicheren Bewegung befindet tcie
z. B. hei einem Wagen, od. Schiff etc., wo-
bei denn auch leicltt die Ladung etc. idter
einander hinstürzt u. Alles in Verwirrung
20 geräth , wovon es aber heisst, dass Alles
hent afer twent od. henter afer twenter
geht.
lientje , Dimin. von henne. — häntje un
hentje.
25 hento, hinzu, zu hin, bis zu, bis zu hin,
bis hinan, bis; — hentogilfeu, hentodön; —
fan hir hento Emden ; — hento de slots-
kante steid 't all' ful wuter; — hento 'n
örtje heato hed he rai erlik betäld; — dat
30 is dar hento; — of du 't deist of uet, dat
is (od. steid) dar hento.
hen-trekkcn, hinziehen, d. h. sich od. ein
Anderes bewegen woliin.
1. her, od. her, her, von wo weg, zurück
35 etc. — hen un her (zurück zum Ausgangs-
punkt) is glike wid; — he kiimd d'r her;
— kum her ! — gel 1 her ! — fan olds
her; — wo geid d'r her bl jo? — dat hed
d'r mal her gän; — he is d'r her (er ist
40 fertig, bz. zu Ende damit) ; — 't is d'r all'
her ; — dat kunid d'r allen fan her, dat du
net uppasd best. — Nid. her (her, zurück,
ivieder, wiederum etc., cf. her-schcppen, her-
vormen etc.) ; ahd. hera ; mhd. here, her u.
45 ahd. hara, bar. Mit hen u. hir derselben
Abstammung.
2. her, od. her, herrlich, froh, freudig
etc. — he was d'r so her (od. hild, bilde etc.)
mit, dat he bei net wus', wo bog he für
50 freide springen schul". — Nd. (Dr. Wb.)
beer, here (lieb, angenehm , froh). Es ist
dasselbe Wort wie nhd. hehr = ahd. her,
lieri, here; mhd. here (hehr, herrlich, er-
haben, vornehm ; stolz ; froh, freudig) ; mnd.
55 here; mnld., nid. beer (in lieerlijk); afries.
her (fraglich, cf. v. lii c h thofe n u. s.
unter herskuj) am Schlüsse); as , ags. her
(hehr, vornehm etc.); an. här (hoch, erha-
ben etc.). — Wie skr. kila zu ki, so könnte
60 es vielleicht zur ]/ kshi (herrschen, mächtig
HER 75 HERD
sein etc.) gehören. Oder yehört es zur y machen, wirken, thun etc. der y kar ebenso
kir (Jemandes rühmend (jcdenken , preisen, wie bei taksh auf die Grdbdtg. : schlagen,
rühmen etc.), einer Ahlautform von kar hauen, behauen, schneiden etc. zurückgeht,
(tönen, schreien, rufen, prahlen, rüfimen Iier-bür (Herr-Bauer), ein Bauer, od.
etc.) ? Oder ist an eine Verwandtschajt mit 5 Landwirth der seiner Gebm-t u. Lebenstel-
goth. hais (s. unter 6 hei), bz. den Zusam- hing nach nicht dem eigentlichen Bauern-
menhang mit den Wurzeln qi od. gir, gri stände angehört, auf seinem Landgut ein
aus kar, car, cra, cnveitert ^rä, ^ri (bren- vornehmes u. herrschaftliches Leben führt
nen, flammen, dörren, kochen etc.) zu den- n. sich tim die Ackerwirthschaft wenig be-
ken, womit auch wohl zend. ^ri (schön sein, 10 kümmert, sondern zur Betreibung derselben
glänzen etc.), ^rira = skr. qrila, (schön) etc. einen „bomester" hält, roeshalb denn auch
zusammenhängt ? ein solcher lier-biir beim echten ostfries.
3. her, od. her, u. liere, Herr, Gebieter, Gott Bauer nicht gross in Achtung u. Ansehen
etc. — min her is net to hiis ; — de lefe her steht.
segene jo 't wer; — here! min tid; — here! 15 herd, od. herd, Herd; a) Grund u. Bo-
here! help uns; — Sprichw.: so de her, so den, Scholle, Landgut, Bauernhof, Wolm-
de knecht ; — strenge heren regeren net statte, Wohnung. — he beböed sin egen lierd ;
lank ; — mit grote heren is kwäd kassen — he wand up sin egen herd ; — he wil
(karsen, Kirschen) e.toa , se smtten en mit sin herd (od. stä', pläts) ferköpen laten ; —
de stenen ; — grote heren krömen, brengen 20 Sprichw. : egen herd is gold werd ; — b)
de lütjen to 't römen ; — heren gebod durd Stelle od. Stätte ivorauf das Feuer ange-
dre dage uu 'n schoftid; — heren brefen legt wird, Feuerherd. — se sitten mit 'n ander
sunt lelk to lesen. — Afries. liera, her ; bi (od. um) de herd un fertellen sük wat ;
tcfries. heare, beere ; nfries. hiere, hier, her ; — böte für up de herd an. Compos. : für-
nld. heer; mnld. beere, beer; nd. beer, her; 25 herd (Feuerherd, Feuerstelle od. L^euerstätte
nind. here, her; as. herro, hera; a^s. herra, = fürstä') ; — herd-stii' ; — herd-iser etc.
hearra; ahd. herro u. hero; mlid. herre, — Afries. hirth, herth, herd; wfries. hird ;
liijrre, herr, her u. here. Es ist zusammen- wang. hirt; satl. (Ehrentraut , 1, 190) hed
gezogen aus dem Comparatiß : ahd., as. he- (statt herd, cf. ben = bern unter ha.rn) ; nid.
roro von ahd., as. etc. her (hehr, erhaben, 30 haard, haart, heerd, beert ; /»uW. herd, heerd,
vornehm etc.); s. 2 her. haerd; nd. heerd; mnd. hert, herd; ags.
4. her, od. her, Heer, Schaar , Menge, heordh; engl, hearth ; ahd. herd M. honla;
Kriegsheer etc. — d'r kwara gans her bi mhd. hert (Erdreich, Erde, Boden; Boden
'n ander; — 't ganse her is ferslagen. — als Feuerstätte , Herd). Fick (III, 66)
Afries. here, hiri ». heir; ivfries. heev, heiv ; 35 nimmt an, dass focus (von y hha, bhä,
satl. her; nid., mnld. heer, heir, her; as. sclieinen, leuchten, flammen etc. ?) die urspr.
heri; ags. here; an. herr; schwed. h'a,r; clän. Bedtg. von herd sei u. stellt es demnach zu
haer; ahd. hari, heri; mhd. here, her; goth. einer germ. ]/ bar (brennen, heizen), die
harjis (versammelte Volksmenge , Schaar, wohl = lat. cal (in calor, calefacio etc.),
Volk; Heer; überwältigende Menge). Fick 40 bz. skr. gra, gar, /%. kar, kar (cf. I, 44)
(III, 65 u. I, 45) stellt es mit jjrcu.ss. kuvja ist. Da es indessen wahrscheinlicher
(Heer ; Krieg) ; kslav. kara (Streit) ; skr. ist, dass herd ur.'ipr. die Bedtg. : solum, od.
kära (Mord); gära (Verderben) ; griech. ka- Grund, Boden (od. Erde, Er dre i ch etc.
rös, kera etc. zur y gar, kar, bz. skar, ver- als Fundament von Allem, wie Ja auch der
derben, vernichten. Vergleicht man in- 45 Name der Göttin Hertha mit diesem
dessen, dass das Wort schär (Schaar, Menge Worte zusammenhängt), Stelle, Stätte (als
etc.) ebenso tvie Pflug- Schar u. Sehe er e dasjenige, worauf Etwas ruht, sitzt, ivohnt,
zu scheeren, bz. mit diesem zu der y lagert, bz. als dasjenige was ein Anderes
skar (schlagen, spalten, theilen, schneiden, hält, trägt u. ihm als Sitz etc. od. als Un-
ver wunden, tödten etc., bz. scheeren, kahl 50 terlage dient) etc. hatte u. auch ja ein Herd
machen, entblössen) gehört, so ist es zwei- (als Feuerherd) nur das ist, worauf das
feil OS, dass auch ahd. hari etc. (Schaar, Feuer liegt u. ruht, bz. was ihm als Unter-
Heer, Abtheilung etc.) zu der y kar, skar läge dient u. es trägt u. hält etc. u. dcr-
in der Bedtg.: spalten, schneiden, theilen selbe als solcher mit dem Grdbegr. bren-
etc. gehört u. dass die Bedtgn. : Krieg, 55 nen nichts zu schaffen hat, so liegt es icohl
Streit, Zwist, Verderben etc. der obigen näher, um auch für dieses Wort eine y
Wm'ter, bz. die von: verderben, vernichten, (od. ein Thema) aufzustellen, welche (od.
zerschlagen, ruiniren, verh,ecren etc. sich welches) dieselbe sinnl. Grdbdtg. hat, tvie
auch von .selbst aus dieser y ergeben, wie die ]/ od. das Thema von solum. Ver-
andererseits ja auch die Bedtg. : fertigen, 60 gleicht man mm aber solum (wovon nhd.
HERDE
76
HERDER HEDER
Sohle, hz. unser säle) in seinem Zusam-
menhang mit ahd. sal, od. s;ila (Haus, Woh-
nung, Saal), goth. saljan (halten, bleiben,
od. wohnen u. sich aufhalten wo, sitzen od.
ruhen wo etc.) ; lat. soliuni (Sitz , Stuhl,
Thron), kslav. selo (Grund, Wohnung etc.);
griech. si'\m-A (Getiifel, Verdeck, Ruderbank);
as, sclmo, ags. scalma (Lager, Bett, Bett-
stelle, Gerüst etc., cf. bed-selni) etc. etc. zu
einer y sal, sar = zend. liar (greifen, fas-
sen, halten, erhalten, unterhalten, stützen,
schützen, hüten etc. , hz. erhalten , ernähren
etc.) gehört, sowie weiter, dass die ]/ dhar
neben tenere, ferre, gerere, dctiiiere, susten-
tare, scrvaro etc. auch die von putare od.:
hallen dafür, dafürhalten, glauben, meinen,
denken etc. hat, so könnte tvohl zivischen
hord als Haltendes, Stützendes etc. u. skr.
^rat od. gräth (der IJndlaut könnte nach
Grassma7in auch t, d, od. dh sein), Ver-
trauen, Glauben etc. ti. lat. credo etc. ein
Zusammenhang stidtfinden, ivcnji man nicht
überhaupt annehmen will, dass die ]/ crath
(cf. bei Grassm a n n, der aber cräth hin-
zu.^tellt) in ihrer Bedtg.: trennen, lösen etc.
eine Weiterbildung der y i;a.T, rir, ^ra, ^ri,
(zertrennen etc.) i.'it u. sich aus: trennen,
lösen, frei machen , ablassen von etc. dann
weiter die Bedtgn.: nachlassen, sich legen,
ruhen etc., soivie ferner die von: ruhen in,
sich beruhigen u. ergeben worin, Vertrauen
u. Glauben haben zu etc., tvährend herd od.
herd-a als das worauf Etwas ruht od. liegt
etc. von ^rath od. grat in der Bedtg. „ru-
hen'^ weitergebildet sein, od. auch unmittel-
bar von der y (;ar, ^ri (einem Etwas Halt
u. Stütze geben, etwas woran lehnen u.
stützen, od. legen tcoran n. ivorauf , liegen
u. ruhen machen etc.; sich lehnen, stützen
u. halten an Etwas etc., wovon (;rat = Ver-
trauen etc., als das sinnl. sich lehnen
woran, sich stützen worauf etc. tcohl wei-
tergebildet ist, locnn es nicht eben aus dem
Partie, yarta, ^rita gekürzt tourde, bz. ein
Denomin. davon ist), bz. dessen Partie. II,
Qrita (wovon icohl das Verbale (;rit ein De-
nom. ist), lehnend, stützend, ruhend etc. etc.
abgeleitet toerden könnte!
herde, od. herde, Heerde, Rudel, Haufe
etc.; 'n ganse hcrde scliapcn. — iVW. lierde;
as. (hcrda) ; ags. heordh, herd, hird ; engl.
hord ; an. lijürdli, lijardhar; schwed., dän.
hjord ; nfries. (Outzcn) jaarne, lijaanie;
süddän. hjard ; goth. hairde; ahd. licrta;
mhd. lii rte, lii-rt. Davon : afranz. herde ;
pic. herdc; altwall, hierdal (Rudel, Wild,
Heerde). Zunächst ist wohl skr. (;ardlia od.
<;ärdha (Schaar, Trupp) zu vergleichen, jvas
als Adj. die Bedtg. : stark, kühn, mächtig
etc. ti. als Subst. auch die von: Held u.
Heerführer, od. Anführer der Schaar etc
hat u. womit denn in dieser Bedtg. auch
das mnd. liorde (Hirte, s. unter hcrdor)
stimmt. Dieses ^-ardha od. ^ärdha wird von
5 Grassin an n etc. mit (jardhas (kühn u.
stark ; JSIacht , Stärke ; Schaar, Heer) von
cardh (sich keck, kühn u. stark erweisen;
subst. der Trotzende, der kecke Feind) ab-
geleitet, tvührend Fick (I, 48) auch zend.
10 karedha, bz. (Jnsti) khiurcdhA (Schaar) zu
^ardha, ^ardhas «. hiezu aus.'^er Heerde
u. Hirte auch zend. (^^avedha (Art, Gat-
tung, od. icie icir sagen „slag"), griech. kör-
thus (Erhebung, Haufe) ; lit. kerdius , bz.
15 kerdjus (Hirt); kslav. creda (Heerde) ver-
gleicht. Hält man hiezu nun weiter: ahd.
licrta; kslav. crGdA; russ. cerado (vices, Wech-
sel) etc., so scheint es mir, dass alle obigen
Formen auf eine Grdform skardha od. skar-
20 dhä. (cf. bei Fi c k, I, 41 seq. u. an sonst.
Stellen die vielen verschiedenen Anlaute =
urspr. sk od. k ?<. hei Grass mann atisser
skr ^= kr auch kfdhu , verkürzt, verstüm-
melt etc., wovon er glaubt, dass es für skrdhu,
25 bz. skardhu steht u. wobei er «;// skrdhoyu,
kärglich etc. verweist, dabei aber glaubt,
dass dieses Wort sich zunächst an ein nicht
nachiveishares Subst. skrdhas , bz. skardhas
lehnt) zurückgehen u. dass dieses 'Thema
30 mit der ]/ dha od. dha (cf. credo aus cret-da,
bz. crat-dha, od. crath-dlia = Glauben u.
Vertrauen setzen worauf, od. geben Einem)
von skar (bz. kar, khar, car, gar, skhar),
schlagen, hauen, spalten, schneiden, schee-
35 ren, schinden etc.; scJiciden, trennen, ent-
fernen etc.; behauen, formen, bilden, ge-
stalten, machen, toirken, schaffen etc. toeiter-
gebildet ivurde. Dass nun aber aus den so
verschiedenen Bedtgn. der ]/ skar alle ohi-
40 gen Bedtgn. des Themas skardha od. kar-
dha leicht entstehen konnten (z. B. frech,
kühn, gewaltthälig etc., od. Held etc. aus:
schlagen, fechten, verwunden etc. ; — Schaar,
Abtheilung etc. aus: schneiden, scheeren etc.,
45 cf. 4 her; — viccs vielleicht aus: scheiden,
trennen, entfernen, entweichen, tvcichen etc.
wie ja Wechsel auch mit tvcichen zusam-
menhängt, od. vielleicht aus : schlagen, käm-
pfen, erschlagen, bezwingen, besiegen etc.,
50 wie auch ja vices mit vinco, victor etc., so-
ivie mit goth. veihaii, kämpfen etc. u. ahd.
wehsal, Wechsel etc., wihhan, iveichen etc.
formell zu einer y gehört) ist klar, obschon
CS schwerlich mit Sicherheit nachzuweisen
55 ist, von ivelchcr ersten Auffassung die alten
Sprachbildner dabei ausgegangen sind.
lierdcr, heder, iiiidPr, ilirte. — schäp-her-
der od. scliäpheder, Schafhirte. — Afries.
herdore; zcfries. herder; mnd. herder; nid.,
60 mnld. herder, harder; an. hirdhir; ahd.
HERDJE HERDTJE
77
HERSKÜP HERSCHUP
hertäre, hirtere ; mhd. hertaere, herter. WoJil
direct von herde (Heerde) , od. Weiterbil-
dung von US. hirdi, herdi; ags. hirde, liierde,
heorde, hiordc, hyrde; e)igl. herd; mnd.,
tnnld. herde ; goth. hairdeis ; ahd. birti, hirte ; 5
mhd. hirte, hirt; md. harte (Hirte), ivoriiher
das Weitere unter herde.
herdje, herdtje (Dimin. von herd), klei-
nes eisernes Gestell, welches auf die Herd-
platte über das Aschenloch (rakdobbe) ge- 10
stellt ivird, um das Feuer darin anzulegen.
— Nid. haardje (kleiner Herd).
lierd-plate, Herdplatte.
Lerd-stä' herdstäe, Herdstätte, Herdstelle,
d. i. Hof stelle, Bauerngut, Herd. — he wil 15
sin herdstä' ferköpeii laten. — Afries. hirth-
stidi, hertlistcde, herdsted (Wohnstätte, Haus-
stelle, Hof stelle , laris domus) ; nid. haard-
stede ; ahd. hertstat (Herdstätte, Herd).
herelk, s. herlik. 20
lieren, s. beheren etc. u. ferbären etc.
lieren-perd (Herren- od. Gottes-Pferd),
Libelle, Wasserjungfer.
lier-gods-bestje (Herr- Gotts-Thierchen),
Sonnenkäfer. 25
lier-gods-blüd; i. q. Gods-blöd, s. un-
ter blöd.
bering, s. häring.
her-jasses, ber-jeses etc., .s. jasses.
her-kamen, herkommen ; hergekommen. — 30
wilt du wat herkamen ; — he is dV her-
kamen; — dar is he nich bi herkamen, da
ist er (seinem Herkommen, bz. seiner Ge-
hurt u. Abstammung nach) Glicht bei herge-
kommen, d. h. er ist es bei seinen Eltern 35
als Kind besser gewohnt gewesen.
her-kamen, Herkommen, Herkunft, Ge-
hurt etc. — fan mm herkamen word fau dage
uiks ; — fan sin herkamen is lie 'n bu-
rensSn. 40
her-knnist, Herkunft, Abstammung, Ge-
hurt. — fan herkumst is he 'n hollander ; —
Wiederkunft, Wieder- od. Zurückkommen;
up sin herkumst könen wi net töten od.
wagten. 45
her-lik, lierlik, li^relk, herrlich, glanz-
voll, prächtig etc. — dat sügt herlik üt; —
he läfd herlik un in freid^n; — herlik wer
(lierrliches Wetter) ; — dat smekd herlik ;
— 'n herelk stük flesk. Zu 2 her mit Be- 50
Ziehung auf 3 her.
herlikbeid, herlikheid, berelkheid, Herr-
lichkeit, grosse Freude, Glanz, Pracht etc. ;
herrschaftliches od. adliges Gebiet. — dat was
jo 'n herlikheid, as se mi saggeu ; — dat is 55
dar jo 'u herlikheid in hüs; — de herlik-
heid Lütshörg.
Herman, ml. Name, gekürzt Harm, dessen
„a" sich übrigens auch aus der alten Form
Hariman, Ilarman erhalten haben kann. Ob 60
jedoch der Name Herman ein Compos. von
liari, heri (cf. 4 her) u. man ist, ist sehr
ztveifelhaft, namentlich beim Vergleich des
Namens des Cheruskerfürsten Hermann od.
Arminius, da dieser auch mit aryaman, air-
raiiie, bz. Irmin etc. (s. unter ilre) connex
od. identisch sein kann.
llero, Here, Herre, ml. Name. Geschln.
Heren, Herren. Wohl auch wie 3 her mit
2 her connex, bz. wie dieses aus dem Com-
par. berero contrahirt u. substantivirt.
bers, bersk, b^rske, berscb, hesk u.
(Oberledingen) ge)*k, Gersch, Girsch, Geis-
fuss (aegopodium). — Dithm. heers; bre-
misch (cf. Br. Wb. unter heers) geerseln;
holst, jörs.
bersk, bersk, herrisch, tvie ein Herr u.
Gebieter, befehlshaberisch, dickthuig etc. — hö
tred so regt bersk up; — 't is so 'n regten
herskeu kerel. — Nid. heersch ; mhd. herisk,
herish, berscb.
bersken, bersken, herrschen. — h6 wil al-
tid afer 'n ander bersken. — Nid. heerschen ;
ahd. herisön, heresön, herresön ; mhd. her-
sen; später berschen, herrschen.
herskup, berschup od. herskap etc., Herr-
schaft; a) hochstehende Person, od. Person
die ihrem Stande nach Herr ist, bz. Herr
titulirt wird. — min lefe herskup, dat könd ji
wol dön, man mit unse lütje Itie is dat 'n an-
der ding ; — 't is so 'n regten herskup ; —
he löpd uet, as so 'u herskup ; — b) Herr
u. Frau, gegenüber der Dienerschaft. — unse
herskup is uet to hüs ; — c) Oberhoheit,
liegiment, Regierung, Oberbefehl etc. — under
sin herskup. — 3Ind. herschop ; nid. heer-
schap ; ahd. herscaft, herscaf ; mhd. herschaft,
Herrenwürde, Herrenstand , Herren-Macht,
od. eigentlich : hehrer, hoher, erhabener, stol-
zer, vornehmer Stand, hehre etc. Würde od.
Beschaffenheit, Art u. Weise (cf. skup =
ahd. scaft (ds das was geschaffen ist u. be-
steht, bz. ein Sein hat etc.), daher auch:
Hoheit, Herrlichkeit; Stolz, Hochmuth, od.
stolzes Sein; Herrenbesitz; Herrschaft; ma-
gistratus; Herr u. Frau gegenüber der Die-
nerschaft. Verschieden von diesem mit ahd.
her (cf. 2 her) zusammengesetzten Worte ist
das ahd. heri-scaft, beriscaf; mhd. hers-
capht, berschaft u. as. beriscepi, heriscipi,
was als Compos. von heri (Heer, Schaar,
bz. Kriegsheer, cf. 4 her) u. scaft od. scepi
den Stand od. das Sein, Wesen u. Bestehen,
bz. das Dasein u. Vorhandensein eines Hee-
res (od. dessen ivas heri bedeutet) bezeichnet
u. daher loörtl. soviel als Heer-Stand
(Kriegerstand, Militär etc.), od. auch Heer-
wesen u. zugleich auch das Bestehen u.
Geschaff'ensein eines Heeres od. einer
Schaar (eines heri ivas in Wirklichkeit
HERTOG HARTOG
78
hes
da ist od. eine seiende Menge) besagt, wie
es denn auch einestheils mit: militia, Krie-
geischaft etc. «. andererseits mit: Heer-
schaar u. Volksmenge etc. (als daseiendes
u. sichtbares Heer od. vorhandene Menge)
überset::t wird u. im an. herskapr auch die
Bedtg.: Kriegsart, KriegsfUhrung etc. hat.
Das afries. herskipi betr., so übersetzt v.
Richthof e n es mit Herrschaft im
Sinn von iniperiiini, indem er es für ein
Compos. von her (hehr, hoch, erhaben etc.)
u. scepi Itält u. mit ahd. hOrscat" idcntificirt.
Vergleicht man indessen die betr. Stellen in
den Büstringer Gesetzen a) pag. 122, Zeile
2-5 seq. ICO es heisst: „ac skilu wi use lond
wera luith egge and mith orde etc. with
(wider, gegen) thene stapa heim and with
theno rada skeld , and with thet uuriuchte
herskipi (also Neutr. wie as. heriscepi)" —
u. b) pag. 539, 3 seq., wo steht: „umbe etc.
thet wi him (ihm, d. h. dem Könige Karl)
etc. riuchtere herskipi bikande; tha letho-
gade hi (er, der König Karl) us fon etc.
tha deniska kininge etc. and fon allere un-
riuchtere herskipi", so scheint es mir, dass
unter „thet uuriuchte hcrscipi" (wogegen sie
mit Schwert u. Degen ihr Land bewahren,
schützen u. vertheidigen sollen) etc. das un-
gerechte, od. Unrecht u. Böses ausübende
Heer, od. die Kr ieg s schaar der Nor-
mannen (bz. die feindlichen Scliaaren u.
u. Horden im Allgemeinen) zu verstehen ist
ti. dass in der folgenden Stelle wuhrscheinl.
nur von der Herrschaft od. Imperium die
Bede ist.
hei'to^, hartog, Herzog. — Afries. her-
toga, hertiga ; as. heritogo ; ags. herrtoga ;
an. hertogi; ahd. herizogo, herizoho, hore-
zogo ; mhd. herzöge, Heerführer, Herzog, dux.
Iicr-ut, heraus; hinaus. — he smet hum
to 't hüs heriit.
lien'lt-bandisen, heraus-, od. hinausjagen.
herüt-bannen , herausbannen, herau.'ibe-
fchlen (durch einen Befehl, od. drohende
Worte), heraustreiben; liinausbannen , hin-
au.ibefi'hlen, loegbannen, vertreiben etc. — ik
wil st^n, of ik dar net nog wat (z. B. Geld,
od. Geldeswerth von einem Schuldner) herrtt-
bannen kau ; — ik heb' hum tu 't hus lu rüt-
band.
hprfit-;2;äfen, herausgeben.
Iipriit-sniiten, hinauswerfen.
bcs (selten ; meistens hesterig) , heiser,
raucus. — Nid. heosch; mnld. heesch; mjläm.
hecs, heesch ; wang. hus, hoes ; mnd. hesch,
heak, heisch; as. hes; ags. bäs; oigl. hoarse;
Schott, hess ; an. häss ; isl. häs ; norw. haas ;
dan. haes; schwed. hes; ahd. heis; mhd.
heis u. heiser, haiser (heiser, raucus ; schwach,
mangelhaft). — Die Ableitung von der y käs
(husten, cf. host etc.) ist abzuweisen, denn,
es erfordert wie 6 hei, heid, beide eine y
mit dem Vocal „i" u. ka)in demnach, falls
goth. hais wirklich mit G hei zur y (;i, bz.
5 ki (brennen, dörren etc.) gehört, formell so-
loohl hiezu , als auch beim Vergleich von
heid, beide etc. od. anderen Wörtern mit
anlautendem „h" zu einer j/ ki, ski, erwei-
tert (^is od. kis, kis, skis, bz. skr. ki, ski,
10 kshi, khi, ci, ^i etc. erweitert kis etc. gehö-
ren. Fraglich bleibt es aber, ob man, wie
bei lat. ravis, ravus , raucus von der y ru
(tönen, rauschen, knarren etc. , bz. ein u)i-
organisches Geräusch u. Getöse machen)
15 ajinehmen inuss, dass auch hes einer Schall-
wurzel (vergl. dieserhalb skr. bös unter his)
entstammt, die auch die Bedtg. : kratzen,
rauh macJien etc. (vergl. unter guaucn das
griech. chuauö) entwickeln konnte, od. ob
20 man beim Vergleich des ahd., mhd. heis,
heiser (s. oben) anzunehmen hat, dass hes od.
heis urspr. die Bedtg. : schivach, matt etc.
hatte u. dieses Wort sich auf die schwache,
matte, krankhafte, gebrechliche, mangelhafte
25 Stimme bezog, wie Ja bekaiudlich ein 3Iensc]i
der heiser ist, nur eine matte, schwache etc.
Stimme hat, i« welchem Fall dann die ]/
kshi (vernichten ; hinschwinden, abnehmen
etc.) anzusetzen ist, od. auch ^i (zerschmet-
30 tert am Boden liegen, todt sein, hinsinken,
liegen etc.), od. auch qish (zurückbleiben;
zurücklassen , ablassoi etc., bz. hinsinken,
ermatten, ruhig liegen u. werden etc.), die
mit ^'ish (ferire, laedere, occidere etc. , cf.
35 Bopp) u. kau (stechen, schneiden, vernicJt-
ten) , kas, kis (schlagen, stechen, verwun-
den etc.) wohl auf ]/ ka, ki od. kä,
ki (schärfen, wetzen, spitz und stechend
machen etc., cf. Fick, I, 54 ii. da.'ielbst
40 M«iey kisdha, kisdhara, (stachligt [bz. bor-
stig, rauh, starrend etc. , wie der Bart
od. die Granne etc. , bz. ein Igel etc.], auch
toegen bester) zurückgehen. Dass man übri-
gens, sofern man den Zusammenhang mit y
45 V^is, kas (stechen, bz. verwunden, ritzen, rauh
machen etc.) ablehnt, beim Vergleich des
formell mit heis übereinstimmenden goth. hais
von der y ki (brennen, dörren, bz. heiss
ioerden, dürr, trocken u. durstig werden, er-
50 müden, ermatten, erschlaffoi etc., cf. 6 hei
u. unter dörst, dürsten, tvomit die y ki, bz.
(;i, am Boden liegen, bz. Jiinsinken etc. auch
tcohl identisch sein kann) auch daran den-
ken kann, dass heis od. heiser urspr. blos
55 die Bedtg. : heiss od. trocken, dürr etc. hatte,
zumal man bei der Heiserkeit (als aus Er-
kältung [od. eigentlich aus Verhitzung, bz.
dass man vorher heiss ivar] entspringend)
nicht allei)i oft fieberhaft u. heiss ist, son-
GO dem auch an Trockenheit u. Dürre im
ttESEL
79
HET-BREISK HETBREUSK
Halse leidet u. hierdurch auch die Stimme
nicht allein matt, sondern auch heiser u.
rauh klingt.
Zum Schluss sei noch bemerlt, dass M.
Heyne (cf. Grimm, Wb., unter heisch
= heiser, rauh von Stimme) an eine Ver-
wandtschaft mit skr. kesara (Mähne, Haar),
lat. caesaries (als das rauhe od. starrende
etc.) denkt, was von Fick (I, 51) mit skr.
ke^a, kesa ; lit. kasä (Haar) ; lit. kasa etc.
(cf. unter 1 här ain Schlüsse) zu einer Ab-
lautform kis der y kas (kratzen, stechen,
jucken etc.) gestellt wird, ivährend er zu y
käs (husten) bemerkt, dass solche auch viel-
leicht mit kas (kratzen) zusammenhängen mag.
Hesel, weitläufig gebautes Kirchdorf im
Stickhaiiser - Amt an der Poststrasse von
Aurich nach Leer, bz. nach Oldenburg, be-
züglich dessen nach Kern u. Willms (cf.
pag. 7) der Volksmund singt: wet ji wol,
war Hesel ligt? — Hesel ligd ia 't runde;
— Hesel is dat supers loog, dar siipt dat
folk as hunde. Es ist tvahrscheinl. iden-
tisch mit dem in der Urkunde von 988 (cf.
ostfries. Urk.-Buch von Dr. Fr ie dl a en-
der Nr. 3) zusammen mit Ripesholt
(jetzt Reepsholt) genannten H a s a 1 i u g e,
sowie entweder mit dem in der Urkunde 48
genannten H a r s 1 a od. H a s s e 1 1, od. mit
dem daselbst genannten Holse, sowie zweifel-
los mit dem in dem Werdener Heberegister
(Index bonorum etc. monast. Werdensis, von
Dr. Crecelius) öfter genannten Hasla,
zumal pag. 22 neben Hasla auch Tim-
b e r 1 a e (Timmel) , H o 1 a ii 1 a e (Hollen)
M. Filii sni (Filsum) etc. genannt wird,
tvobei wegen der Form Holse, bz. Hosle
statt H a s 1 e auch auf das in der Urkunde
No. 48 von 1319 mit dein jetzigen Jem-
gum identischen Gommegum, bz. Gemme-
gum, Jeminghem veriviesen tvird , icas
im Werdener Heberegister als Giminghem
(cf. pag. 22, wo auch G e r z h e m [J a r-
sum], Borzhem [Borsum] ?<. Petting-
hem [Petkum, od. Petjum, Petjem]
enoühnt werden) vorkömmt.
Hester, weibl. Name = Esther.
hester; i. q. 2 heister.
hester, bester, heister, ein junger Baum
od. Strauch, Baum-Pflänzling. — Nd. hee-
ster, eester, heister (Strauch; auch Pflänz-
ling von Eichen u. Buchen) ; mnld. eester,
ester, heester, hester (frutex, talea, arbuscu-
lum); mfläm. eester, ester, heester (Schoss,
Schössling, Pflänzling) u. eester, heester
(Obstgarten, poraarium) ; nd. (Br. Wb.)
hester; mnd. heister, hester; mhd. heister
(junger Eichen- od. Buchenbaum; Knüt-
tel); Hess. (Vilmar) heister (junger Wald-
baum, namentlich jedoch nur Buche). Fick
(J, 54) vergleicht es zu zend. (jizhdra, c/\zh-
dara (stachlig, Stachel tragend); griech.
kl'sthos, kfstharos, bz. ki'stos (straucharti-
ges Gewächs mit rosenrothen Blüthen, Cist-
5 röschen, Pflanze mit Stacheln besetzt, lat.
cistt.ios, Staude), als Verwandte von kis, lj:as
(schlagen, stechen, bohren etc). Dass übri-
gens das griech. kis, kios (Kornwurm, Holz-
wurm, als stechende, bohrende ITiiere), wenn
10 nicht direct mit der y kis (stechen), so doch
wie diese mit ka, ki (schärfen, cf. unter
hes) , zusammenhängt, scheint wohl fast
sicher, doch ist es auch möglich, dass es zur
y kslii (vernichten, verderben, zu Grunde
15 richten etc.) gehört, weil diese Thiere Korn
u. Holz vernichten u. verderben. Wegen
ka, ki (schärfest, wetzen) sei übrigens noch
bemerkt, dass dies durch Reiben od. Strei-
chen (über Etwas hin) geschieht u. da nun
20 schaben od. reiben synonym ist, so ist
ka, ki auch von ska, ski, erweitert skäv
(cf. Schafen), bz. ska, sku (cf. Fick, I,
236) nicht zu trennen, wie auch skr. kshi
= ski (cf. Fick, I, 236) ist.
25 hesterig, hestei'g, hestrig, heiser. — Nid.
hecsterig. Zu hes.
hesterigheid, hestergheid, hestrigheid,
Heiserkeit.
bet, s. hed.
30 bet, et, gewöhnlich 't, es. — Nid. het;
afries. hit. Neutr. von he = afries hit.
bet (flect. heter, hetstej, heiss, sehr warm,
brennend, erhitzt, hitzig, leidenschaftlich, bz.
entbrannt auf, od. leidenscliaftlich worauf
35 versessen, heftig, stark etc. — de sünne schiud
so het; — dat is 'n heten dag; — ik büa
so het ; — dat hei is het (heiss, erhitzt etc.) ;
— dat äten is nog to het; — 'u het fer-
laugen hebbon wärnä; — he is d'r so het
40 up, z. B. up de besit fan dat wicht od. dat
hüs etc. ; — 'n heton stri J striden ; — 'u
hetern (heftigere) kolde as fan dage hebbeu
wi nog net had. — Sprichw. : he blast liet
un koid üt enen niuud ; — d'r is giii für so
45 het, of 't water kan 't ütdön. — Afries.,
rdd., nd., as. het; m)id. het u. höt, hoit;
ags. hat; engl, hot; an. heitr; norw. heit;
schwed. het; dän. hed u. heed ; ahd., mhd.
heiz. Die dafür anzusetzende germ. y hit
50 ist in derselben Weise von hi = idg.
ki od. ki, ski, skr. ei (der y von 6 hei)
weitergebildet, wie skr. cit (scheinen, er-
scheifien , sichtbar werden , erglänzen etc.,
bz. blicken, sehen etc. , cf. Gr assman n)
55 von ci, bz. ki, ski, od. skid, skad (cf. helen
am Schlüsse) von ska, ski.
bet-breisk, betbreusk, heissgährig, heiss-
brühig, bz. durch innerliche Gährung (cf.
breien, breucn ti. breierig etc.) heiss od. er-
60 hitzt.
HET-DRULE HITDRULE
80
HETTE HITTE
het-drulp, hitdrule, Hitzbeule, Hitzblatter.
lieteu. hcisstii, rufen, nennen, benennen,
Namen geben ; (jerufen od. genannt iccr-
den ; sagen, befehlen ; \w bed hiim 'n scliö-
jer heteu ; — he heil sin kind Peter heten;
— he hetd sük Jan; — lie het Peter; —
dat het sük (heisst od. nennt sich, hz. kann
genannt werden) iusen 'ii niüjeii dag t'aii dage;
— dat liet sük, wen 'k wil; — he hed im 't
legen beten (a. er hat mir gesagt, da-'^s ich
löge; — b. er hat mir gesagt od. befohlen,
da.-<s ich lügen solle) ; — wel bed di dat lie-
ten, dat du dat dOa dürst, od. dat du drü-
ben gän schult? — ik beb' dt dat net be-
ten ; — be beide (betede) buni (er hiess
ihm, rief ihm zu, sagte od. befahl ihm) an
sin wark to gän. cf. ferbeten. — Africs.
heta; wang. (Ehrentraut, I, 37) bait ;
satl. heta; tcfries. hielten; nfries. biete;
nid., nd. beleu ; as. betau ; ags. batan ; an.
heita; norw. heita; schwed. heta; goth. bai-
tan ; ahd. heizan, baizsan, beizen ; mhd. bei-
zen; amd. beitan. Auch hiefür ist eine
germ y bit anzusetzen, die wie die y hit
von bei wohl auch aus bi = idg. ki od.
ki, ski erweitert sein wird u. eine idg. Form
kid od. kid, skid voraussetzt. Erwägt man
tiun aber, dass alle ^V'örter mit der Bedtg.:
rufen, od. sprechen etc. auch Schallwurzeln,
bz. Wurzeln mit der Bedtg. : rauschen , tö-
nen, einen Schall verursachen od. hören
lassen etc. zurückgehen, sowie dass dieser
Schall durch: hauen, schlagen, spalten, reis-
seii, bersten, brechen etc., od. wie: knistern,
prasseln u. sonstige Töne (man vergl. nur
das Singen vom Theewasser, bz. das Tönen
u. Bauschen einer Gasflamme n. die un-
mittelbare Verwandtschaft der Wörter: fra-
gor u. frango ; — an. braka, pra,sseln, kra-
chen etc. u. brika, brechen, reisseii etc., —
brestr, Gekrach etc. u. bresta, bersten, reis-
sen, spalten etc., — ahd. sing;in, singen, tö-
nen, klingen, auswendig sagen , hersagen,
einen singenden knisternilen Ton verarsaclien
etc. u. san^jan, seugan, tnadien dass etwas
singt od. knistert, Brand stiften, sengen etc.,
sowie auch die verschiedenen M'arzeln ghar
H. gar mit ihren Ablautformen ghir u. gir,
— gbur !/. gur elc. unter galui, gold u.
gar) auch durch brennen u. flammen etc.
entsteht, so glaube ich nicht fehl zu gehen,
wenn ich eine nahe Beziehung zwischen die-
ser germ. y hit m. de)i idg. Wurzeln skad,
skid (reissen, springen, spalten, brechen,
beissen, kauen etc.), bz. deren Grdformen
Bka, ski (die hauptsächlich im Germanischen
.■<o stark im Anlaut vertreten sind, tcährcnd
sie im Sanskr. u. Zend. sehr häufig das an-
lautende „s" abwerfen od. sonst modificirt
sind) annehme u. eben glaube, dass aus:
schlagen , spalten , brechen , bersten , reissen
etc. sich die Bedtg. : Geräusch machen, od.
rauschoi, tönen, schallen etc. u. hieraus ne-
ben: sengen, brennen etc. ivicdcr die von:
5 schreien, rufen etc. entwickelt hat u. icobci
ich zur Prüfung dieser Ansicht eine T't?/-
gleichung der vielen von einer Basis ska
ausgehende Themata bei Fick (I, 230 bis
244) empfehlen möchte, wozu zunächst er-
10 wähnt sei , dass er pag. 241 vo)t der Basis
ska, ein 'Thema skad, skand nicht allein für
lat. candere etc., sondern auch für an. lieitr,
bz. unser het aufstellt, wofür dieses indessen
formell nicht 2)asst, weil het ebenso wie he-
15 ten ein Thema kid od. skid voraussetzt.
hetje, kleine od. kurze Weile, Weilchen,
kurze Zeit der Buhe od. des Aufenthalts,
kleine Pause, Augenblick, kurze Unter-
brechung in der Zeit, Zeit- Intervall etc. —
20 't is all (stets, immer) um 't hetje, dat be iu-
sen iifen bi ml inkikd ; — 't is upstüuds rein
dül, dat 't all um 't hetje brand. — Nid.
(provinz., z. B. in Groningen u. Gelder-
land) hetje, bot je. Es ist ein Dimin. von
25 einem obs. bet, wie setje (kleine Weile) von
Set (Weile etc.). Wie nun aber Weile
(als Zeitlang od. Dauer der Zeit nach) =
Ruhe- Zustand (von io eilen, od. bleiben
u. ruhen xvo) ist, od. ein Etwas, bz. einen
30 Zustand bezeichnet , tco die Zeit weilt u.
ruht u. dasselbe Wort ist wie an. bviia
(Buhestätte, Lager, Bett, od. Weil- u. Buhe-
Stelle), ferner unser set (als Weile, od.
Zeitdauer etc.) auch mit an. setr (Sitz,
35 Aufenthalt, Verweilung wo, Niederlassu)ig,
Untergang, od. Zustand ivo sich Etwas )iie-
derliLsst u. setzt, bz. zur Buhe brgicbt) u.
auch in fast allen sonstigen Bedtgn. mit dem
engl, set stimmt, bz. auch mit nhd. Satz
40 identisch ist, so glaube ich, dass der Stamm
bet, bot (von hetje, botje) aus ülterm bat
od. bat (cf. set = Satz; — bed = bad,
bat; — of = af etc. ?<. Weiteres unter bot)
entstand u. dass dieses eben die Bedtg.:
45 Weile, od, Zeit u. Zustand wo etwas ruht
etc. hatte. Vergleicht man nun das an.
hätta (ordnen, einrichten, bestellen, bz. stel-
len, setzen, zusammensetzen, schichten, legen,
auf einander legen, Lage u. Srhicht machen ;
50 Schicht- od. Buhezeit, Pause etc. [cf. scboft
etc.] machen, sich zur Buhe begeben , bz. i
Lage od. Sitz, Niederlassung [cf. oben set,
bz. an. setr] nehmen, od. machen), so könnte
unser hetje als Zeit od. Zustand wo Et-
55 was tveilt u. ruht, bz. Pause od. Schicht
macht etc. wohl damit conne.c sein. cf. un-
ter bot.
bette, bitte, Hitze. — J/ri&s. bete, bette ;
wfries. liiette; nfries. biet; satl. hatte; nid.
GO bette, bitte; mnld. beyte, bitte; nd., mnd.
HEÜ HOl
81
HIGEN
hette, bitte; as. het; ags. hat; engl, heat;
alt. liiti; scJnocd. lieta, lietta; noi'iv. hite u.
auch Iiote, lieta, liaota, liaata, liottaa; däii.
hode; ahd. hoizi, liaizi, liaizo it. liizzöa, liizza,
hitza, liiza; vihd. h'v/.ze, liitze. Die Form ot
gehören theils zu höt, theils sind sie wohl
direct von der für het uufgestcUten germ.
y hit mit ,,a" ivcitergebildet.
heu, hoi, hei, hai, Heu. Spridnv. beim
Regemvetter tcährend der Heu-Ernte: fer-
darft dat hou, den wast de kul. — Africs.
ha, hai, he; ivang., satl. hö; nfrics. hau;
wfries. hae, hea; nltl. \\ooi:, ninld. hoy, hoiiw,
houwe, liauw ; nd. (D ähncrt , Br. Wh.
etc.) heuj, höji", hüye, hau; mnd. hoi, hoig,
houwe, liaw, hau; as. houwe; ags. heg, liig;
engl, hay; an. hey; noriv. höy; scliiocd.,
dän. liö; ahd. hawi, hewi, houwe, hau; mhtl.
houwe, höuwe, howe, hou, liöu, heu; goth.
liavi. Zu hauen als das Ge- od. Abge-
hauene.
heu-, hei-bSn, Heuhoden.
heu-, hei-boi'g, ein Äljdach zum Bergen
des Heus.
heu-, hei-hülte, Heuhaufen.
heuel-, heiel-tid, Heuzeit, Heuerntezeit.
— Afries. hätid.
heuen, heien, Heu machen, bz. das ge-
schnittene Gras in der betr. Weise bear-
beiten, damit es trocknet u. zu Heu wird.
Auch subst. : 't was in 't heuen, es tvar in
der Heumache- od. Heuernte-Zeit.
liea-, liei-krodde, Grassamen, od. eigent-
lich die krodde (s. d.) vom Heu.
hib, od. richtiger hipe, hip, grosses star-
kes Gartenmesser mit gekrümmter Spitze,
welches namentlich zum Ausputzen u. Be-
schneiden der Bäume u. Gesträuche ge-
braucht ivird. — Nid. (Weiland) heej) ;
mnld. heepe (falx arhorea, — putatoria, sil-
vatica) ; mnd. hepc, hep, heppe, heipe, hiepe ;
ahd. liappä, heppa, habbä ; vihd. hepe ; nhd.
Hippe u. mdartl. häpe, hepe, heppe, hep-
perl, heben (Sichel, krummes Gartenmesser,
krummes Handbeil). Davon (Diez, II,
329) : franz. happe (Halbkreis von Eisen,
Krampe), liapper (greifen, packen etc.), welch
Letzteres jedoch loahrscheinlicher aus liap-
pen hervorging u. dann von happe zu schei-
den ist. Dass übrigens ahd. happä als
Schneide- Werkzeug mit kappen zu der y kap
od. skap (hauen, schneiden etc., cf. Fick,
I, 2-38) gehört, ist ivohl ztveifellos.
hibbel, auch hipsel, alberne, närrische,
läppische Person ; — 't is 'n hibbel (od. hip-
sel) fan 'u wicht ; — so 'n hibbel (od. hip-
sel) as dat wicht, heb' 'k min läfond nog net
sen; — du malle hibbel, od. hipsel (du Thö-
rin, du alberne ditmme Gans). — cf. nd.
(Br. Wb.) Hibbel (als Frauenname ti,. auch
Doornkaat Koolman. Wörterbuch. II.
als Schimpfname in der Bedtg. Thor in,
od. alberne tändelnde Person) ; mnd. Ilehel,
bz. liebele, ivus wohl ein Dimin. von liebe
(cf. Ilcbe etc.) ist u. als solches leicht iit
5 den Begriff des Kleinlichen u. Tänilelnden,
bz. einer tändelnden u. albernen Person
übergehen konnte. Vergleicht man indessen
weiter nd. (Br. Wb.) hevein, hebeln (tän-
deln, in Kleinigkeiten genau sein u. Alles
10 pedantisch od. tvie ein Hypochonder behan-
deln, soivie weiter nd. (Br. Wb.) hibberu,
od. hibbeln (Kleinigkeiten tadeln, immer
Etivas zu erinnern haben , wofür tvir den
Ausdruck „hik-hakken" gebrauchen), hibbe-
15 rer, hilibertaske etc. u. weiter bei Schütze
hcebeln etc., sowie bei ihm u. Dähne rt
auch hibbeln u. dazu wieder unser hipsel,
so scheint es mir, dass sich diese Wörter
einestheils mit dem Zeitwort heften, bz. nd.
20 heven (heben, sich erheben u. aufspringen) u.
andererseits auch mit nd. (Br. Wb.) hippen
(Jiüjjfen, micare, saltare etc., cf. die Ablaut-
form: hupsen, hopsen, bz. unser huppeln,
huppel u. nhd. Hopser etc.) vermischt
25 haben.
Hibbo, Hibbe, ml. Name. Geschln. Hib-
ben. cf. För Stern a n n , pag. 660.
Hidde, s. Hiddo.
hidde, s. hide.
30 hidden; i. q. hak-hörn od. hak-horntje =
Fersen-Horn etc., d. h. ein aus Hörn ge-
fertigtes Geräth , tvelches man hinter die
Ferse in den Schuh steckt u. hält, damit
die Ferse od. Hacke daran niedergleitet u.
35 man auf diese Weise leichter mit dem Fuss
in den Schith hineingelaiigt. — hidden steht
toohl für hidden-i, od. hidden-ding etc., da
es für die hidden od. Fersen (cf. hide
etc.) bestimmt ist.
40 Hiddo, Hidde, ml. Name; Geschln. Hid-
den. cf. Heddo u. bei För st e mann den
Stamm H i d.
liide, od. hide, hidde, Ferse; — en up de
hidden sitten, Jemanden verfolgen. — Ob
45 dieses sonst überall fehlende Wort aus hilde
u. ilieses mit eingeschobenem, „d" aus hile
entstand?
lügen, liörbar u. schwer athmen, keuchen
etc. ; — he htgd un püst fan nod. — Nid. hij-
50 gen (keuchen, schnauben etc.) ; mnld. hijghen
(anhclare, hippacare, aniraam celeriter du-
cere) ; nd. (Schambach) hieben u. hiche-
pachen, cf. hachpachen ; mnd. hieben, higeu ;
nhd. heicken. Zunächst sei erivähnt, dass
55 heichen (cf. Grimm, Wb. IV, 795) mit
heuchen u. hauchen, sowie auch mit keicheu,
keuchen, hauchen, mhd. kCichen (cf. küchen)
von Hause aus für identisch erklärt ivird
u. dass Diez (II, 334) das afranz. hie
60 (Gewalt, Nachdruck) von nid. hijgen (s.
IHK
82
HILDE HILLE
unter liejou) u. dieses mit ags. lüge, hyge
(Eifer); enijl. hie [eilen etc.) von einem mit
tinserm higon identischen Vom. higim ab-
leitet, rcelches im a/;s. jedoch nicJit existirt.
Zunächst sei nun aher crwälmt , dass alle 5
diese Wörter wohl auf eine onomatopöische
Schaltwurcel zuriirkfjehen u. dass allen obi-
gen Verben ein (rrdvbm. liigaii, hag. luiguu,
bz. hichan, hach etc. — n. kichaii, kach,
kuchun zu Grunde liegen muss, da sich 10
hieraus nur allein neboi h eich en u. hau-
chen etc., bz. k eichen u. keuchen etc.
auch unser hach in hachpacheu u. icang.
haclije (keuchen), sowie das formell von lü-
gen nicht zu trennende hugon u. hügcn er- 15
klären las.'ien. Sodann sei erwähnt, dass
tat. aninuis u. goth. anaii (athmen, hauchen)
etc. mit skr. an, anati (athmen, weiten, bla-
sen; schnappen, lechzen etc.) auf die Schall-
wurzel a, an (die nur ein unbestimmtes Ge- 20
rausch , bz. ein Rauschen , Säuseln etc. od.
einen Hauchlaut etc. nachahmt) zurückge-
hen u. dass sich hieraus also auch nicht
allein die formelle, sondern auch die be-
griffliche Verwandtschaft von ags. lüge od. 25
hyge; as. hiigi ; africs. hei (mens, aninüis) ;
as. huggjan ; ags. hicgan, hycgan; goth. hug-
jan (denken etc.), bz. unserm hugen (denken
an, si)tnen auf, trachten u. verlangen nach)
«. hSgen (denken, gedenken, sich erinnern, 30
sich freuen etc.) mit higen «. nhd. h eichen
u. hauchen ergiebt. Da )iu)i aber einer-
seits k eiche n, keuche n , k a u c h e n (cf.
küchen) u. andererseits auch mnd. gichen
(cf. mnd. gischen u. hischen etc. bei Seh. 35
M. L. u. daselb.st unter hieben etc. , sowie
bei mir unter gigel) nicht .von higen, bz.
highen, lüchen zu trennen sind, ferner auch
Fick die Wörter Hohn u. höhnen (cf.
hon) mit lat. cachinnus etc. u. griech. kag- 40
cha3 (Lacher) etc. , bz. skr. kakk, kakh,
kakkhati (lachen) zu einer y kak (lachen)
stellt u. diese auch wieder unserm g'ichcln
u. nhd. kichern etc., sowie zweifelsohne
auch dem mnd. higen, heigen (höhnen, zum 45
Besten haben, auslachen etc.) zu Grunde
liegt, ferner dazu auch ivieder unser schak-
kern (laut lachen) m. nhd. schäkern be-
grifflich u. lautlich sehr nahe stimmen, so
glaube ich, dfiss man allen diesen Wörtern 50
eine idg. Schallwurzel skak (gekürzt aus
skaka, als eine Hettuplicatio)i von ska, .n".
unter beten) zu (rrundc legen muss, aus der
sich beim Vergleich der von Fick unter 1
u. 2 skak (T, :.'30 seq.) aufgeführten For- 55
men auch die obigen Wörter sowoJtl for-
mell als begrifflich ableiten lassen.
Ink. Ahlaufforin von 1 hak u. sgnani/m
mit liik, pik, tik, kik etc.
Ink-liak, Zänker, streitsüchtiger Mensch OO
der auf Jeden einhackt. — Mit gehikbak
(Gehackc, Gezanke etc.) u. nd. (Dähne rt)
iükkhakk (gemeines Volk, Gesindel) etc. zu
bakken etc.
hik-hakken, wiederholt od. andauernd
hacken, beisscn, hauen etc.; fig. mit schar-
fen Worten streiten, zanken, keifen; se bik-
kakUen up 'nauder lös, as 'n pär bäntjes;
— wat bell' ji alticl mit 'nander to bikhak-
ken. — Nd. (Dann eil) bickhackcii. cf.
bikkrn, kikken, kikkakken etc.
hik-liakkere, wiederholtes od. anhallendes
Gehacke u. Gezanke etc.
lükkon, mit einem scharfen od. spitzen
Etwas auf ein anderes Etwas stossen u.
schlagen, bz. überhaujjt: hacken, hauen,
schlagen, .ttossen, aufstossen etc., od. auch
als Ablautform von bakken m. als lautmalen-
des Wort durch einen Stoss etc. einen kick-
senden 'Ton hervorbringen, in welchem an-
slcdt des Vocals „a" der Laut ,,i" hörbar
tcird. wie in bikken, pikkeii, tikken, kikken,
kinkon etc., iceshalb denn hikkcn auch als
lautmalendes Wort das stossweise erfolgende
Schluchzen bezeichnet, wofür wir sonst die
Wörter: snikken, siükkera, snükkern od.
snukkorn, snukup (cf. nid. bik, mnld. hick
[siiigultus, convul.-io ventriculi] = [D i e z,
II, 335], afranz. hoquet; wall, bikett; bret.
hak, hik ; engl, hiccoiigb, bickup etc. u. nid.
bikken, mnld. hicken, hicksen [singultire]
etc.) gebrauchen. Daher: bikken - bikken-
sündag (der zweite Ostertag , wo die Kna-
ben mit den Eiern bikken od. Einer auf
das Ei eines Andern pickt u. schlägt , um
es kaput zu schlagen); — 't is up 't bikken
(es ist aufs Schlagen, od. Stossen etc., bz.
so, od. soioeit, dass der Schlag od. Stoss etc.
erfolgt), welche Redensart dann aber zveiter
in der Bedtg.: es ist uinniltelbar bevorste-
hend etc., od. in der von: es ist gleich mit
der Geduld zu Ende, od. soweit , dass ich
gleich dreinschlage etc., gebraucht wird, ivie
z. B. 't is up 't bikken, dat br kamd, od.
dat 't sleid, — dat de dönner sük hören
lett etc. ; — • 't was up 't bikken, dat ik hum
hl de ören kreg, od. hum eii up de kop gä-
icn harr' etc. ; — ik heb' di je segd, dat 't
up 't bikken was un dat du nu prügel kregst,
wen du 't wer di'-st de. — Xd. (Dähnert,
Br. Wb. etc.) bikken; mnd. lückon (mit dem
Schnabel hacken, auf Jemanden loshacken,
ihn scharf tadeln etc.) ; nid. bikken ; mnld.
bickeii, hicksen (singultire etc.), s. oben. Die
y ist übrigens dieselbe wie von bakken «.
auch wohl identisch (nämlich kak od. skak
etc.) mit der von kikken, kinken etc.
lülil. s-. 2 bikb\
1. lülde, s. hille.
2. liilde, hillo, Iiild, liill, froh, freudig
HILDE HILLE
83
HILGENHOLT
erregt, voller Freude etc.; unruhig, r/eschäf-
tig, eilig etc. ; — he was d'r so hilde (froh,
Isolier Freude etc., hz. so gestimmt, dass er
sich dessen freute, darüber jubelte u. viel
Lärm u. Aufhebens davon machte) mit, od.
afer (z. B. mit der, od. über die Geburt eines
Sohnes) dat he liel ntH wuss', wo hög he wol
für freide springen schull'; — he is gans
hild mit sin brtid ; - dat is so 'u hill' wark
mit liör beiden, dat se gewis nog insen man
un frö worden ; — he hed 't so hill, dat he
't hei net wagten kan, dat man mit hnm
prötd ; — dat is fan dago 'n hillen (unruJii-
ger, geschäftiger, od. heisser, anstrengender,
mühevoller, beschioerlicher) dag west ; — dat
is 'n hill (beschwerliches, anstrengendes,
viele Arbeit etc. erforderndes , bz. nöthiges,
eiliges) wark, wat he dar nnder de banden
hed. — Auch als Subst. : he mäkd d'r so 'n
hilde (so viel Aufhebens etc., od. drokto,
Spektakel etc.) fan; — he hed allid so 'u
hilde mit sin kinder, dat he 't hei hast net
wagten kan, dat he anders wat deid. —
Nfries., dithm. hilde, liill; nd. (Br. Wb.,
Dähnert etc.) hild; mnd. hWde, hiUe wird
au schliesslich mit : geschäftig, eilig, bz. eif-
rig, rasch, geschäftig etc. übersetzt. Wenn
man indessen zu den obigen u. im Br. Wb.
etc. vorkommenden Redensarten auch noch
einzelne von Seh. u. L. angezogene Be-
legstellen vergleicht (z. B. also de strit uppe
dem hildesten was etc. ; — de vor sick hefft
wat hyldes, den süth nie hastygen yagen etc.),
so scheint doch sicherlich diesem Worte eine
andere Bedtg. zu Grunde zu liegen, tooraus
sich die von geschäftig etc. ergab, od. dass
möglicherweise sich zwei urspr. verschiedene
Wörter mit einander gemischt haben, die
übrigens beide auf dasselbe Stammvbm. zu-
rüclcgehen. Ist es nun aber richtig (cf. H.
Leo, 244) dass as., ags. hild; an. hildr;
ahd. hiltja (Kampf, Streit etc. , cf. dieser-
halb ahd., as. winnan, toben, lärmen, schreien,
heulen; kämpfen, streiten, sich abmühen u.
abarbeiten, sich anstrengen etc.) zu liellan
(tönen, hallen, klingen, rauschen, bz. ein Ge-
räusch machen , unruhig sein ; sich rasch
bewegen , eilen , bz. sich mühen u. anstren-
gen etc.) u. mit diesem zur ]/ hal , bz. kal
(sonare etc., cf. halen, 1 hei u. 1 heller u.
tvegen der sonstigen Bedtg n. auch galra etc.
von y ghar) gehört (Fick stellt es freilich
mit halda, geneigt etc. zu einer ]/ hal, bre-
<chen, schlagen etc., ob indessen mit Becht?),
so lassen sich davon sowohl die Bedtgn. :
laut, jubelnd , fröhlich, heiter , froh , voller
Freude etc. , als auch die von : laut , lär-
mend, unruhig, geschäftig etc., bz. eilig etc.
für hilde ohne Weiteres ableiten, während
man andererseits auch annehmen kann, dass
ein Adj. od. Adv. hildi , woüi auch nicht
in der Bedtg. : froh, heiter etc. (die ich lie-
ber wie in 1 heller direct von hellan ablei-
ten möchte), so doch in der von: beschwer-
5 lieh etc. od. laut, lärmend, unruhig, geschäf-
tig, eilig etc. auch vom Subst. hild (Kampf,
Streit etc.) entstand, indem ja hieraus auch
die Bedtgn. : mit Kamptf, Anstrengung u.
Mühe verbunden, beschwerlich, mi'ihsam
10 etc. sowohl, als auch die von: streitend, lär-
mend , laut , geschäftig etc. leicht hervor-
gehen konnten.
liile, hil, Ferse (calx) etc. = 2 hakke u.
hide; he sitt hum up de hilen as de düfel ;
15 — up de hilen lopen (auf den Hacken, od.
Absätzen gehen). — Afries. heia, heila ; nfries.
(Outzen) häjel, häjel (hägel, heile, häile) ;
wang. (Ehr e )i traut , I, 371) hil; ags.
hei; engl, heel; nid. hiel ; mnld. hiele; an.
20 haell ; norw., dän. hael. Beim Vergleich
der contrahirten Formen von 1 hagel u.
nagel etc. könnte dieses Wort auch leicht
ein Contract. von hagal, liaegal, bz. einem
vom Thema hag, hah weiter gebildeten ha-
25 gila, hahila sein, wie denn Fick (III, 59)
es auch unter hanha, hanhila zu hag (cin-
gere) stellt. Da indessen ein Contract. aus
hagila, hahila, bz. hanhila durchaus nicht
erwiesen ist, so könnte dieses Wort bei dem
30 dafür angenommenen Grdvocal „a" auch mit
lat. calx zur ]/ kal (schlagen, stossen,
stampfen etc., s. unter 2 hakke) gehören,
wie auch H. Leo (pag. 43, Zeile 11) es mit
lit. kulnis (Ferse) u. calx zusammenstellt.
35 hilen, auf den Fersen od. Hacken (hi-
len, cüs Hintertheil des Fusses) gehen, rück-
über gehen ; — he hild (er geht auf den Fer-
sen od. Absätzen u. nicht auf dem ganzen
Ftiss , bz. auf dem Vordertheil desselben);
40 daher auch: nach hinten über hängen u.
liegen, z. B. von Schiffen, die mit dem Hin-
tertheil tiefer liegen , cds mit dem Vorder-
theil ; — dat schip hild, od. hild agter afer. —
Nid. hielen etc., cf. Bobrik, naut. Wb.
45 unter Hiel, hielen.
hilg, heilig; s. hillig.
liilge , Heilige. Sprichw. : Allerhilgen !
stigt de winter up de wilgen. — cf. rum-
melhilgen.
50 hilge-dag, hilgdag, heiliger Tag; kirchli-
cher Feiertag ; winachten (od. karstid), ostern
un pinkstern, dat sunt de böge hilgdagen.
1. hilgen , Plur. von hilge. — Afries.
heliga, s. bei v. B i c h thofen.
55 2. hilgen, s. hilken.
Hilgen-hfir, eine Ortschaft in der Nähe
von Hage u. Berum, s. unter Baltrum.
hilgen-göd, Heiligen-, od. Kirchen-Gut.
hilgen-holt, Gehölz tvas zum Unterhcdt
60 der kirchlichen Gebäude dient.
6*
HILGENLAND
S4
niLK HILLIK
Hilsenland, Helgdand. Davon der (wohl
(tltr) Volk>:iciiii : 't haiigcl ia de kaut, as 't
hik'enland : — grün is 't laiul , röd is de
kant , wit is 't Strand ; dat sunt de farfeii
t'aii 't lIilj,'tMiland.
liilptMi-uian. Kinhenrorstelier. — Afries.
lielgeua-mon ; </. bei r. Uichthofen un-
ter heliga.
llil^Pii-ridP, Hils(MU'i(lei'-sil. Ortschaft
an der Kiistr, ron wo aus man bei der
Ebbe :u Watjen nach Xorderne;/ fährt.
Weiteren eraehe unter IJaltnuu.
Ililk, hillik, eheliche Verbindung , Ver-
nuihlunij, Heirath : — wen he de stü' krigt,
dar kau \u' 'n bilk up d(Mi ; — hv lied 'n
godeu liilk däu. — Mofrioi. (Cad. Mül-
ler) liililcke, liilcke; nid. hijlik; mnld. hy-
lick, hielick; nd. hillik; mnd. Iiilirh, hillik;
hesa. hileli; ahd. liileih; mhd. hileioli , iea<i
ein Compos. ron hi, b.:. ahd. hiwi, higi (Ehe)
u. leili, leich ; ndid. loich (Spiel, {lespieltc
Melodie, S))iel zum Tanz u. (resang, Ge-
xang) ^ golh. laiks (Tanz); an. Icikr (Spiel,
UnterhaÜung, Saitenspiel) ; vorw. leik (Spiel,
Tanz etc.); schwed. lek; dän. leg (Spiel
etc.); ags. I;"ic (ludus, cerfauien, praeda, do-
mim, sacriticinm, hostia) etc. i.-it k. demnach
urspr. wörtl. : Khe-Spiel, — Tanz, — (resang,
od. Ehe-Lustbarkeit, Ehe-Festlichkeit (cf.
horhtid) etc. bedeutet. — Ahd. leih ; goth.
laiks etc. gehört mit mhd. leichen (aufspjrin-
gen etc.; mit Jemandem sein Spiel treiben
etc.) : goth. laikau (springen, hüpfen, tanzen,
frohlocken etc.) : ags. läcan (springen, flie-
gen, schwimmen, icogen, flackern) ; an. leika
(ludere) etc. nach Fick (I, 195 u. III,
3.59 seq.) zu einer idg. y rig = skr. rej,
rejati (hüpfen, beben, zittern etc.; bz. [cf.
G rassmann] erschüttern, in Bewegung ver-
setzen, erregen ; sich zitternd bewegen, sich
hin u. her od. auf u. nieder bewegen etc.)
u. stammt nach Fick nhd. leicht (cf.
licht Oll. ligt) auch von mhd. leicheu, bz.
goth. laikan.
Die erste Si/lbe hi , bz. das ahd. hiwi,
higi (was auch in Heirath = ahd. Inrät
fd. h. rät, od. Zurüstuug zur Ehe, Ehebe-
reitung etc., cf. rädj steckt) betr., so gehört
dies zu ahd. hiwau, lii.jan , hian ; )nhd. hi-
wen, hijfn, hien; as. hiwjau /» gi-hiwjan
(hrirathen, woher auch wohl nid. hu wen,
heirathen etc. u. huwelijk , neben hijlick,
trotz Kilian, der diese Wörter von hou-
WPU = houden [halten, cf. holdou] ableitet),
welches selbst wieder von einem 'Thema hiwa
= goth. heiva (Haus od. Wohnung , Nie-
derlassung, Hauswesen, Hausstand, bz. Fa-
milie etc.) in heiva-frauja (Hausherr, nd.
Herr des Hauses, bz. des Hausstandes,
der Familie etc.) mittelst der Endung jan
(machen etc.) tceiter gebildet ist u. dem-
)iach wohl urspr. entweder die Bedtg.: ein
Haus, eine Niederlassung etc., bz. einen
Hausstand od. eine Familie machen u. grün-
5 den etc. hatte, od. wahrscheinlicher noch die
ron: Gemeinschaft od. Hund maclien (mit
Jemandem), sicli vergesellschaften u. vereini-
gen od. zusammenthun, um ein gemeinschaft-
liches (ranze od. eine Genossenscitaft u. Ver-
10 einigung (sei es einen Staat, eine Gemeinde,
eine Familie od. eine Ehe) zu bilden, da
das lautlich mit civ in tat. civis, civicus, civi-
tas etc., i^owie mit civ in skr. (;iva (s. un-
ten sab h) stimmende germ. hiv nicht allein
15 nach dem obigen, sondern auch nach den
nachfolgenden Wörtern zu urtheiloi trohl
dieselbe Bedtg. hat v:ie die J/ bhad, bhaud
von hate, hateu etc. od. auch wie die germ.
y gad von gade, gadeu u. güd etc. Vergl.
20 dieserhalb zundchst:
a) ahd. hiwo, hio ; mhd. hiwe, hije, hige,
hie (Gatte, Hausgenosse, Knecfit) , Plur.
hiün, hum, hiweu, lueu (Gatten , Mann u.
Frau, weibl. u. mxinnliche Dienstboten =
2.'5 Verbundene od. Angehörige etc.); mnd.
(Seh. u. L.) hie, hige, licie (Knecht, Höri-
ger), higeniau (Mann, der Knecht od. Höri-
ger ist) ; Plur. hyeu (Laien); ags. hivan
(familiäres, domestici) ; engl, hive (Bicnen-
30 stock, Bienenschwarm, Schwärm, Gesell-
schaft), to hive (sicJi zu.'iammen gesellen, zu-
sauDnen Jtausen etc.); afries. (I luv. von hiu
od. hiw, Inwe) hiuua, hiona, hina (beide
Ehegatten; Gesinde, Hausgenosse)!) u. hi-
35 gen in sinhigen = ags. sinhivan ; as. siiilii-
wun, sinhiun etc. (conjugcs); a)L hjön, hji'in
(Eheleute, Hausleute, Familie etc.) etc., so-
icie ahd. hlwä, hiä; mhd. hiwe, liije, hige,
hie; as. hiwä ((rattin): — ahd. hiwiski, ht-
40 wisgi, hiwischi, higisgi, hiiske, hiesce; amhd.
hiwiske (Familie, Geschlecht, Hausgesinde,
Haushaltung) ; afries. hiskthe; nfries. hiske;
as. hiwisci ; ags. hivisce; an. hyski (Familie)
n. icohl auch mnd. (cf. Seh. u. Ij. tmter
45 hie etc ) higesche, Plur. higeschen (familiae
inaucipiorum) ; — an. lij' (od. hi, d. i. hjü)
in hy-vig (Tödtung eines Hausgenossen od.
Familiengliedes), hy-byli (Hausstand, Haus-
wesen, Haus u. häusliche J£inrichtung etc.)
50 etc. ti. ferner:
b) ,s/iT. civa (prosper, fansfus, secundus;
Sahst.: felicitas, prosperitas; auch Name des
Gottes Civa od. Siva), tcoher skr. raiva
(was Bezug hat zu g i v a ; ein Verehrer voth
55 ^. i v a) ; qcvA (Glück, Glückseligkeit, Heil,
Freude etc., cf. Ben feg), wonach y ^ev
(to worship) wohl ein Denom. von (;eva ist,
da Ben feg dies auch mit: Hail, honiage,
an e.xclamation or salutation addressed to
no the deities iviedergiebt. Sodann vergl.
HILK HILLIK
85
HILT
c) 2H s/iT. «;iva, (.eva (ivas Fick mit:
traut, freundlich, fjiitif/ [cf. god ron gaden
u. auch bäte, baten, bäler etc.] übersetzt)
noch zend. (Justi) (;evi (passlich, dien-
lich, nützlich etc., cf. gadelik u. dazu ags.
sael, Si\], se\ [gute, lassende, glückliche Zeit;
Glück, Heil, Wohlsein etc.], sei, sael [gut,
tücJitig , passeud etc.] u. saelaii [binden,
schliessen, fest machen, fesseln], somie tihd.
selig = unserm salig) -u. kslac. sivil in
po-sivü (benignus) u.
d) zu ahd. hlwä (Gattiu) auch lett. sewa
(Weib).
Vergleicht man nun aber wedde (Wette,
d. h. Vertrag, Pact etc.) von goth. vidan
(binden) u. nhd. Pacht in der Bedtg.:
Miethe, Heuer etc. aus pactum von pango,
bz. y pag (binden, fesseln etc.) , so scheint
auch ags. hjT (Heuer, Pacht, Miethe etc.,
cf. hur) u. liyrjan ; 7nd. huren (heuern, pach-
ten, miethen etc.), bz. dessen Thema hj'ra
od. hiu-ra (cf. oben an. hy =: hiu) dersel-
ben y loie die oben erwähnten Wörter an-
zugehören u. dann auch (cf. Fick, III, 7G)
wohl mit Recht das Thema hiura, hiurja =
hiw-ra für:
e) an. h5'rr (glücklich, froh, munter etc.),
hyrast (froh werden) ; isl. hyr (laetus, mitis ;
tepidus), hyra (benignitas ; calor), liyri (gra-
tificare, Dienste beweisen, zu Willen sein;
calefacere, ivärmen, od. behaglich u. ange-
nehm machen etc., cf. bann hyriz vid th'ad
^= 60 laetatur , od. det behaget hann over-
maade vel), hj'dega (benigne), hyrlegr (be-
nignus) etc. (cf. dazu auch bei Aasen norw.
hyr 1 — 3, soivie 1 u. 2 hyra, unter tcelch
Letzterem er auch eine Form lijura u. kjura
anführt); ags. hiore, heöre, hyre, Iure ; ahd.
hiuri, bz. mhd. gehiure, gehiur (familiaris,
vertraut, heimlich, nicht nnheimlich, ge-
heuer, sicher, lieblich, angenehm, behaglich
etc.), mhd. gehiuren (behaglich, glücklich u.
selig etc., od. gelten er machen, beseligen,
beglücken etc.); as. hiuri in. unhiuri (u7i-
sicher , unheimlich, unbehaglich, un- od.
nicht geheuer); mnd. (Seh. u. L.) hure
(lieblich, angenehm, froh etc.) etc. von dersel-
ben germ. ]/ hiv abgeleitet werden zu müssen.
A7im. Beim Vergleich von isl. hyra, od.
hj'ri (gratificare, bz. Wohlthaten n. Dienste
beweisen, zu Willen sein, od. [Jem.] die-
nen etc.) sei bemerkt, dass wir hur sowohl
in der Bedtg.: Dienst, als auch in der
Bedtg. : Sold, Miethe, Pacht etc. gebrauchen
u. dass man dieses Wort sonach cinestheils
in der Bedtg. „Dienst'''' u. anderntheils in
der von: „Grntification" od. „Vergütung" u.
„Lohn" für Dienste auch unmittelbar von
hyra ableiten kann. — Ferner sei noch zu
der Bedtg.: warm u. Wärme von an.,
isl. hyrr od. hyr u. hyra bemerkt, dass diese
wahrscheinl. aus der von: sicher etc., od.'
a )i g c n e h m u. bcliagl i ch hervorging.
Hilkc, u-hl. Name. Wald Dimin. von
5 Ililie od. Ililla, Ililda.
liilken, liil^pn. heirathen , ehelichen. —
Sdtl. hilkje; mnd. hiligen, hilliken, büken;
)dd. hijlijken; mhd. hih'ichen. Zu hilk.
liille, liilde, liill', abgelegener u. dunkler,
10 mit losen Brettern od. Stangen belegter
Baum über den Ställen unter dem sc/iräg
cd)fallenden Seitendach einer Scheune. Der-
selbe tüird oft zum Bergen der Futtervor-
räthe (Heu u. Stroh), meist aber ziem Auf-
15 heben von augenblicklich nicht gebrauchten
u. zurückgestellten Sachen gebraucht. Auch
zieht sich das Gesinde mitunter bei Tage da-
hin zurück, um daselbst zu ruhen od. Kurz-
weil zu treiben, ivoher die Redensart: „'n
20 dag up de hill' sitten" auch wohl fig. einen
geschäftslosen u. verlornen Tag bezeichnet.
— Nd. hille, bilde; m)id. bilde, hille, beide;
nfries. hill ; nid. (Geldern) hild ; mnld. (KU.)
bilde. Dieses Wort gehört zu 2 bellen, hel-
25 den (eine schräge, abschüssige Fläche bil-
den, schräg ab- od. überhängen etc.) u. Jtatte
urspi'. die Bedtg.: Pferderaufe, ivegen
der schräg ablaufenden , bz. schräg über-
hängenden Riegel u. Form. Weil nun aber
30 die Raufe (clathrum) auch zugleich ein
Futterhehalter ist u. darin den Pferden
Heu u. Stroh u. Gras vorgeworfen ivird,
so ging diese Bedtg. weiter in die (cf. KU.)
vorc: pabulatorium, promptuarium , foenile,
35 bz. in die von: Aufbeivahrungsort con Heu
u. Stroh etc., sowie ferner (als Heu- u.
Strohlager ; od. weil die lullen abgelegen u.
dunkel sind) in die von: dormitorium über,
cf. auch (Aasen) norw. hjell.
40 llillertl, Ilillei'k, s. Hillrich.
liillig, s. bilg u. heilig.
hillik, s. hilk.
liilliks - lorwärden , Heiraths - Cautelen,
Ehepacten etc., cf. förwärde. — Nid. bu-
45 welijks-voorwaarden.
Hillmei', od. Hilinei*, ml. Name. Geschln.
Hilhners. cf. Helmer, od. auch die Stämme
Hail u. Iliid etc. bei F ör ste miinn.
HilUich, Hilliik, Hillerk, llillerd, ml.
50 Name. Geschln. Hillricbs, liillerks, Hillers,
Hillern. cf. die Stämme Hail u. Hild etc.
bei F ör stemann.
hilf, Heft, Griff etc. ; — hilt tan de spä', 't
mest etc. Sprichio.: d'r sitt gen gud hilt
55 up de spä', fig. angewandt auf Jemand der
faul im graben ist u. den Spaten nicht fleissig
gebraucht. — Nid. (provinz., cf. van Dale)
hilt; mnld. hüte, hielte; mnd. hüte; ags. hilt,
bylt; engl, hilt; an. hjalt, hjült; ahd. belzä ;
60 mhd. heize (Schwertgriff' , Heft). Davon
IIIMA 86 HINDEREN
(Dies, II, 2ö) : span. dsa u. afrav::. holt, liinip-lianipere, Stiimpori, Pfuscherei etc.,
heux (Scliirertgrifft , cnlieldir (mit ciiicin bs. st iinijicrhiiftes, gebrechliches, vuingelhaftes
Schicerti/riß' verse/tc»)- Xtich Fiele {III, Gcthuc od. Werl: etc., ah Bezeichnung von Ah
72) mit hals u. 2 liellen etc., soioic ufries., lern, was schlecht u. stümperhaft geht u. id;
as. lialt (lahm) zur selben ]' hal, bz. kal. 5 — 't is all' emer liimphampeiv. — Nd. hirap-
llima, od. Ilinii; u-hl. Xame. Dimin. hamperije.
Himke. cf. den Stamm Ilaiiii, bz. unter lliiidcr, lie- od. Yerhinderting. Abhaltung,
diesem das Fem. llvhmx (urspr. [nach h\\fd, Hinderniss, Belästigung, Last, Beschwerde
s. unter hilk] icohl Heiiiiä) bei Forste- t'^c. ;— wen du geu liinder liest, den kam fan
mann iconach dieser Name wohl urspr. 10 middag wat her; — dat kan grn hinder für
im Gegensatz zu Hainio (als Haus-Herr, od. di wäscn, um dat to don ; — ik hebb' gen
J/rt«/i, dem das Heim gehört etc., bz. Sohn hinder tan "t äten, bz. fan min mage od.
u. Kind des Heims) die Bedtg.: Heim-Frau, fan dat spcktakel etc.; — ik hebb' so 'u liin-
od. Frau u. ITc/ft, weibliche Fcrson (Toch- der an 't üge; — ik fill luugends gen hin-
ter) des Heimes u. Hauses etc. gehabt ha- 15 der of last. — <S}j;-/c/i!ü.; kiiider raaken hinder,
ben l-an)i. d. h. a) Kinder machen u. verursacJicn Be-
him-boi'stig, asthmatisch, an Athcmnoth hinderung u. Abhaltung, bz. machen, dass
u. Fngbrüstigkeit leidend etc.; cf. himeu u. man zurück- u. abgehalten wird, z. B. vom
borstig, bz. ämborstig. Ausgehen od. von Lustbarkeiten etc. — w.
hinien, pfeifend od. mit krankhaftem Ge- 20 b) sie machen Last u. Beschwerde etc. etc. ;
rausch athmen wie beim Asthma, od. wie — t'ol' kinder, föl liinder. — Nd., mnd.,
engbrüstige, schicindsüchtige, an Athcmnoth nid., mnld., afries. hinder (impedimentum,
leidende Leute thun , ächzen, keuchen etc.; obstaculum, remora, damnum) ; isl. liindran ;
he himd so, as of hc hei gen lücht krigen norw., schiced., dän. hinder (dasselbe). Fs
kan ; — de borst himd huni so, dat lie 't 25 ist entweder aus dem Prä2)us. : ahd. hintiu-,
wol nich lauk mür maken schal. — Nid. hindar, hintir, hindir, hinter, hinder; mhd.
hijmen ; mnld. himmen, himen (suspirare, hinter, hinder; gofh. hindar; ags. hinder
anhelare) ; nd., mnd. himen, keuchend, pfci- (hinter), od. aus dem daraus comparativisch
fend, laut athmen. Onoinatopöisch wie higen. iveiter gebildeten Adj. : ahd. hintaro, hintiro,
Himke. <. Hinia. 30 hindere; mhd. hioder (hintere ; Subst. : mhd.
liiininol. >. 1 hemmel. hinder = Hintere, podcx , cf. nhd. After
hiiup-hanip. Gebrechlicher, Stümper, Hin- unter 2 achter); di/r/es. hindera etc. substan-
kender, Humplcr ; gebrechliches, stünqicr- tivirt, wie das Subst. heil aus heil ft/. hei).
haftes Ftwas; — 'n himphamp tau 'n kerel, Das ahd. hintar etc. (wovon auch hindern
od. fau 'n ding. — Nd. (Schütze, Br. 35 ii. wonach die eiste Annahme wohl die wahr-
Wb. etc.) himphamp (derartiges, tcas ge- scheinlichste ist) betr., so />/ dieses mit nhd.
brechlich, unvollkommen, stümperhaft u. un- hinten = ahd. hintana; mhd. hiudene,
zweckmässig ist, od. gemacht ist). binden; goth. hindana (hinten, jenseits) ; as.
himp-hainpen, hinken, humpeln, stossend bi hindan (a tirgo, post) ; ags. hindan von
u. stockend gehen, gebrechlich , stümperhaft 40 dem Adv. hina etc. (cf. hcn) weitergebildet,
u. schlecht gehen etc., von Menschen, Thieren, wie achter t'O» apa u. da nun heu = nhd.
M^agen, Geschäften etc. ; — he himphanipd hin auch die Bedtg.: weg, fort, getrennt
d'r hen ; — dat himphanipd d'r so wat hen. von, bz. die von: vergangen, od. zurück-
— I\Iit humpeln u. engl, liimii, himple (hin- liegend etc. hat, so erklärt sich leicht, wes-
ken, lahm gehen); schalt, hamp (to stutter), 45 halb durch hindar, hintar u. hintana etc.
sowie auch icohl goth. hamfs (s. »/i<er liampe das zurückliegende , bz. dasjenige, was hin
etc.) wohl von einer u. derselben ]/, obschon u. vergangen ist, bezeichnet wird,
man auch annehmen kann, dass die germ.y hinderoil , hindern, ab- od. zurückhalten,
himp, bz. idg. kamp ('s. «»<<■/• hampel) urspr. aufhalten, hemmen, iMSt, Beschwerde,
blos die Bedtg.: &eTno\ere, vAcWhirc etc.) hatte, 50 Schmerz, Aerger etc. machen etc.; — de dik
wie ja himi^-hAmYicn ((ds liedujil. von y hhwp) hiuderd dat water, dat 't net afer 't land
eigentlich blas ein Bewegen hinu. her, bz. von löpd; — dat blök hinderde huni in 't lopen;
einer Seite zur andern bezeichnet, zvoraus — de mage hinderd ml al lank, sodat ik
sicfi denn weiter die von: unsicher, sclucan- hast hi-I gen äten mer mag; — de kiise is
kend, schlecht u. gebrechlich gehen, bz. die 55 hol un hindord mi bi 't äten ; — dat ene
von: hinken, lahmen, humpeln etc. weiter ög hinderd mi so, dat ik mit 't ander 6k
fortgebildet hat. Hält man diese Bedtg. hast net sen kan ; — dat hinderd (verdriesst,
fest, so dürfte auch an. od. isl. hampa (ma- ärgert, schmerzt etc.) mi so, dat de junge
nibus volvere, terere) wohl ebensogut als un- net ördendlik lerd un fördtkumd, dat ik d'r
ser hampeln d((mit connex sein. 60 's nagts mitunder hast hrl net fan slapen
ätl
HINDERK 87 HINGST
kan. — Africs. hinderja; arjs. lüiiilarjan; »um sich nun aber die Form an, so muss
aJid. (lintarjan), liiiitiren, liiiitraii, hiiulcren; man heim Vcrfjlcich von ahd. furist (Fürst)
mhd. lindern; )dd., nd. liiiulercn, hindern. von fiiri, für (vor, voran etc.) univiUkilrUch
Zu ahd hintar etc. (hinter, .lurilck etc., cf. denken, dass auch liciigist, bz. dessen Thema
liinder) *. loörtl. soviel (ds h inte r od. z u- 5 liangista, hagista ein superl. Siibst. ist, tvas
rück michen, hz. machen od. bewirken, von einem tStammrbm. haga od. hagi, hag,
dass Etuns hinter bleibt. heg (nasal, luvng, lieng) weitergebildet tvurde.
Hindert, s. Hinrich. Vergleicht man niDi aber, dass das Pferd
hinderlfv, hinderlich, hemmend, störend, einerseits vor allen andern Hausthieren sehr
beschwerlich, lästig, ärgerlich etc. 10 klug, geschickt u. anstellig etc., andererseits
llillgstj Beugst, ml. ungeschnittenes l'ferd. aber auch für die Menschen (namentlich in
Sprichw.: Irög hingst, trüg rün ! t'rög hän, cüter Zeit noch mehr als j^tzt) sehr passend,
frog kapim ! — yl/Wes. hängst, liengst, hingst, od. passlich, nützlich, dienlich, branchbar
hanxt, liinxt; ivfries. liynst; ivang. liingst; etc. ist u. Jedem behagt, od. angenehm u.
srti/. hängst, längst; «/r«es. hingst; nd hingst; 15 recht ist u. ferner auch ein sehr gefügiges,
mnd. hingest hinxt, hengest; nid. hengst; zahmes, sanftes u. mildes Wesen hat, bz.
ags. hengest; an. hesfr ; norw., dän. liest; vorzugsweise ein Thier ist, woran man sein
schwed. ]iÄst ; ahd. heugist, heingist, hengest; Behagen, seine Freude etc. hat, od. toas Be-
mhd. hengest, hengst; ö/räH^. chengisto. Es hagen u. Annehmlichkeit etc. schafft, so
hatte urspr. die allgemeine Bedtg. Pferd 20 setze ich für hangista od. hagista ein Ety-
(Hengst u. Stute, sowie auch Wallach) u. mon haga, hagi od. hag an, was mit an.
hat sich erst spät zu dem heutigen Begriff hagr, hög (geschickt, klug, dexter, sollers,
verengert, tvie anch noch Cad. BI aller SiVtiücio&u^ etc.), hixgr (das, was Einem j^asst,
dieses Wort mit Pferd übersetzt. Daneben bz. der Vortheil, Nutzen, Geivinn etc.), haga
findet sich nun noch auf Wangerooge 25 (accommodare, ordinäre), högr (mitis, placi-
das Wort (Ehrentraut, 11,1) hinkel in dus, facilis); ags. hagjan (passend u. ge-
derBedtg.Pferd, tvas indessen unvertvandt schickt sein, convcniren etc.), hög (geschickt,
scheint , falls es nicht etwa aus einem Di- klug etc.) ; ahd. hagan (angenehm , od. be-
min. hinxtele, hinkstle entstand, was wenig- haglich u. passend sein, recht sein, behagen)
stens ebensogut möglich ist, als die Contract. 30 etc., bz. unserm hagen (angenehm sein, Ver-
dcs nord. hest, hast aus hengist, wovon es gnügen maciien, freuen, b eh ag e n etc.) etc.
mir übrigens noch sehr zweifelhaft scheint, zur ]/ hag (passen, genehm u. recht sein,
ob dies überhaupt mit hengist venvandt ist, behagen etc.) gehört u. demnach eine ähn-
zumal man bei an. hestr, schwed. hast ja liehe Bedtg. tvie an. hagr, bz. eine zu hag
auch ebensogut an einen Zusammenhang mit 35 u. hagan stimmende Bedtg. gehabt haben
an. hastr, ags. haest, mnd. haste , heste, muss u. zweifellos cds Adj. od. Adv. auch
heyste etc., ahd. heist (rasch, eilig, heftig den andern germ. Sprachen eigen war. Als
etc.) denken kann, was sowohl formell als Supjerl. dieses hagi, od. eines mit an. hagr
begrifflich für heslr als Pferd in der Bedtg. identischen hag (bequem, geschickt, recht,
„Ren 71 er" sehr gut cds Etgmon (cf. die- AO passend, dienlich, nützlich etc , bz. geschickt,
serhalb hors u. auch 31 ax Jahns, Boss klug etc.) würde min hagista als S übst, sehr
u. Reiter, I, 14 seq.) passt, loorüber Wei- wohl von den unvüchsigen u. einfachen
teres unter 2 hast zu vergleichen ist. Was Sprachbildnern zur Benennung des Pferdes
nun aber loeiter das Wort hengist betrifft, gebraucht sein können, da alle die in hag
so stellt Fick dessen Thema hangista zu 45 liegenden Bcdtgn. ganz besonders u. vor-
hag, bz. idg. kak (cingere), indem er es zu zugsiveise für dies edle, fromme u. nützliche
(cf. III, 5'J) lit. kinkan , kinkyti (Pferde Liebling sthicr der Menschen zutreffen u.
gürten, anschirren) vergleicht u. das Pferd dieses von den einfachen Naturvölkern noch
(cf. 1, 36 etc.) als das Gegürtete, Ge- viel lebhafter empfunden loard, als von den
schirrte, od. Ang e spannt e etc. deutet. 50 Gebildeten der Jetztzeit.
Da hiebei nun aber das Suffix ista, esta. Zum Schlüsse ivegen dieses jedenfalls
bz. ist, est unerklärt bleibt u. hengist schon sehr alten Wortes noch die Frage,
auch ein ausschliesslich deutsches Wort ist ob das Wort hengist etwa hen-gist u. nicht
(Andere denken auch an einen Zusammen- heng-ist zu theilen u. die erste Sylbe han,
hang mit slav. kun', lit. kuinas, Pferd, wo- 55 hen, hein (cf. die ahd. Form heingist) viel-
bei indessen die zweite Hälfte gista auch leicht ein Gontractum von hagan, hegan ist,
vollständig unerklärt bleibt), so halte ich soivie ob die Endung gist od. gista sich von
dafür, dass es auch nur aus dem Deutschen einer ]/ ji, erweitert jish (cf. zend. ji =
erklärt tverden kann u. ihm lediglich ein skr, ji aus gi, gvi «. zwar 1) ji, loben; —
deutsches Etymon zu Grunde liegt. Sieht 60 2) ji, überivältigen, erobern etc. ; — u. 3) ji,
IIINGSTEN 88 IIISEL
verlange)), liebo), h)-ii))stig sei)i etc., — so- Hendrik, ^fsr/J». Hendriks. Die ostc^iiUie
)cie 1 u. 2 jish u. jisti etc. hei Justi) hin, hen , liein ka))n sowohl aus hajan als
ableite)) läs.-t. Be-iiglicli lian, hen, liein aus aus lieini (Vf. hcin) oitstandc» sein. Vo-rß.
liagan, hegan u-ih-de daun zu er)cäf/e)) sei», die St<i)ni)ie hagan u. haim hei Törsie-
ob dies mit hag u. hagan ('ei)if)-iedigen, he- 5 m a « n u. daselbst auch Ilnganrih luto- ric.
gen etc.) cu)- ]' hag, Ik. kak (cingere etc., — Ein e^se))fester, kräftige)-, kongcsundcr
s. ehe))), od. zur ]' hag rou behagen u. Mrtisrh irirdhicr „''n\^[[ev\\W\m)i'YY genannt.
an. hagr (s. obct)), od. gar )nit lat. cachin- hl|)ke, Hiipochondric, Mdanclolie , Gril-
nai i etc. z)ir y kak (lachen, wiehern , hin- lenJcranlheit etc. ; — lie hed 't hipke. Zuri-
nire etc.) zusa)n)nenhängt. 10 fellos aus IL/pochondrie rerstü))v)ielt.
hiiigsten, beschälen od. decken lassen. — liipsol ; i. q. hihbel.
Satl. (Ehrentraut, II, 207) liingstje liir, hier, an dieser Stelle; hieher etc.;
(brünstig sein, .<<pirlen etc., von der Stute). 't is liir; — knmm' hir. — Afries. , satl.
hingst -hol'dliii^ (obs., ('ad. Mülle)-) hir; tvfrics. hier; goth., an., cgs. her; as.
Hittincister. Wü)-tl. ,,Pferde-lIäuptling", rf. 15 lier, liir; ahd. liiar, liier, hia, Le ; »»/jr/. hier,
hingst u. das engl, capitaiu of horse. Mit her u. hen dcr.'iclben Abstannnnng.
hin<;st-l'Ulio , ein als Hengst verschnitte- bis, Pferd; mei.'^t I)inii)i. 'iisko (Pferd-
ues Pferd. chen) ; — 'n lütjet liiske; — da irr: his-fäl od.
hingst-wed, das Laub .schie)-lingsartiger hüs-fal (Pferd. Fohlen, l'üllen) ; ivang.
Pflanzen, welches zmn sog. lirfulpad (in 20 (Ehrentraut, II, 1) hOsfuIle (Füllen).
Aurich) gebraucht 2ri)-d. Vergl. bei M. Jahns (Btss u. Heiter, I,
hink, lah)n, krüpi)el , hinkend: dat prrd If seq.) unter liess auch btgr. lieiss, heiss-
is hink; 't hed gewis 'n spiker in de föt. lein etc. u. wfäl. hysz in der Bedtg.: Fül-
hinken. hi)tken, lalwien, gebrcchlicJi gelten len, der allerdings vieles nicht ZusavDuoi-
(auch flg.), a)tf einem P\isse sich hüpfend 25 gehörige unter hess a))fi:hrt , indessoi doch
u. springend fo)-tbcicegen etc. — Nd., nid., auch der Ansicht ist, dass diese W<»-ter
)nnd. hinken (dasselbe, ))ind. auch: sich zu- mit hess u. an. hestr (s. )inter hingst) wohl
rückziehen etc.); innld. hincken (claudicare, mit hiist od. licht zusanDnengehören, bz. dem-
nutare, vacillare gressii, titubare) ; wfries. selben Sta)n)nvb)n. angehören u. ivohl auf
hinckjen ; ahd. hinchan, hinkan, hinchen; 30 die Bedtg.: gehen, laufen, rennen, eiloi etc.
)tihd. hinken; cf. skr. khaiij , od. khang, zurückgehen können, worüber Weiteres nn-
khag (liinken). Da ein Hinkender von einer ter 2 hast u. hisel zu vergleiche)i ist. —
Seite i)i die andere fällt , hz. sich hin und Sieht mati sich idirigcns skr. hesin (equus)
her beicegt u. schicankt etc. , so ist die ]/ an, bz. dass dies niit hesa (hinnitus) , ku)-d.
khanj od. khang von khag (agitare, com- 35 hise, tviehe)-t (cf. auch Pott, II, zweite
movere, bz. freq. bewegen, schütteln, durch- Abth., :}!)8 seq ) vo)i der ]/ lies (hinnire,
einander rühroi u. nnschoi etc., cf. bei od. iiho-haupt einen ScJiall verursachen, od.
Benfeg khaj = to churn, bez. to move to ein Geräusch machen, einen imartikuJirtoi
and fro) nicht verschieden. Nach griech. To)i hören lassen etc. u. so auch: bridlen,
skäzo (kinke)t) u. an. skakkr (schief od. 40 schreien od. toben etc., cf. hesa-kratu [mäch-
hinkend), skaka (schwingen, bz. hin und tig bridlend etc.] bei G)-ass)nann) abstanimt,
her bovegen u. schlagen) etc. ist dafür wobei den)i allerdings eine Laut coschiebimg
wahrscheinl. eine idg. }/ skag anzusetzen, nicht Statt gefunden hätte, od. das skr. hes
die auch icohl unsc)-)n Schaken , schakeln, selbst für khcs od. kes (cjf. lird für krd od.
schok, schukeln etc. (s. d.) zu Grunde liegt, 45 klird) stehen )nüsste, so kan)i auch his da-
weil aus: hin u. her bovegoi, schwingen etc. mit connex sein.
a)ich die Bedtgn. : schlagen, stos.^e)i etc., bez. 1. hiscl od. hisel, Einne, Pille, Einnsaal
verrücken, von der Stelle bovegoi, e)it- od. Wasserlauf auf dem Straiide , pleon.
führen etc. etc. hervorgehen. auch hiselrille genannt. — Wang. (Ehren-
hiiiko-pink. ]iink!ej)ink. liiiikopank, ein 50 traut, I, H70) heizel. Wie Tx'inne, rin-
Hinkotder , od. auch ein Wankender , ein nen u. re)i)ien zu der y ar (sich bewe-
de))i Concurs u. Fall Naher etc. — Nid. gen vor, gehen, laufen, sich o-heben, trei-
hinkepink ; )nnld. hinckepinck, hinckepoot hen etc.), so gehört auch dieses Wort wohl
(daudus, loripes) ; hinckepincken (claudicare, 7nit his u. hast (s. t;nter 2 hast) zu einon
uniro i)ede salfare). 55 u. demselben Staminvbin. hisan (se movere,
liinrich. llinrik, llindrirli. llinrikus. Hin- ire, currerc).
riks. lllndrikiis. Iliniierk, Hindcrk (ml. 2. hisel od. liisel (Borkum) Beif, pruina
Name), Heinrich. Geschln. Ilinrichs, od. eigentlich der gefrorene Niederschlag u.
Ilindrirhs, llinaerks, Ilinderks, llinners, Begen, der sich an den Ziveigeti der Bäume
Hüners, Hiunerssen, Hünerssen. — Nid. GO (de hörnen hint [od. sunt] füll hisel) fest-
HISELN
HOD
seist u. mit einer Eisrinde urnffieht. Vergl.
unter 2 giseln das mnld. (KU.) hijsel,
vifläm. liyselo (ffelicidium, pluvia glaciata vel
glacialis) u. weiter das vind. (Seh. n. L.)
hiselen (eisregnen, glatteisen, pruiiiare), ivo-
nach es wohl mit mnd. giessel identisch sein,
könnte. Da indessen africs. ]iacht = acht,
soioie unser heite tvohl = eito, etle, äte ist
u. überhaupt ein „li" oft vor vocalischen
Anlaut tritt, so kann auch KU. Hecht ha-
ben, wenn er hijsel als für ijsel stehend
annimmt u. demnach mit ijselen, hijselen
(pluere minutam glaciem, sive pruinam gla-
cialem) , nebst ijscl (stiria glacialis), ijsen
(glaciare, gelare) zu ijs (Eis, cf. is) stellt.
hiseln (Borkum), glaiteisen, Eisregnen
etc. = giseln ; s. unter 2 hisel.
lüsel-rille, s. 1 hisel.
liisen od. liisen , hissen, ziehen, reissen,
in die Höhe ziehen, winden od. heben etc.;
— de perde hisen god an ; — hise datt au wat
starker an ; — he hisde dat up de wagen
od. hön (Boden) ; — his' hum up ; — körn
od. seils (Segel) etc. uphiscn. — Nd. hie-
sen, hissen; nid. hijschen, früher hijsen od.
hijzen ; an., bz. isl. hisa (funibus attollere);
norw., schtved. hissa; rfä«. hcise; engl, hoise
od. hoist; schott. heis, heys hceze (to lift
op). Davon: ital. issare ; span., port. izar;
franz hisser (in die Höhe ziehen). Wohl
mit 2 hast, his, hisel etc. zu einer germ. ]/
his, die aus der allgemeinen Bedtg.: bcioe-
gen (cf. rennen etc. xi. risen von y ar, ri) auch
die von: zielten od. heben etc. entwickelte.
his-fäl, hiske, s. his.
Hiske, ivbl. Name. Wohl Dimin. vom
alten hiwa (Gattin, Frau od. Magd), da
dies nach hiwo (s. unter hilk) zu urtheilen,
auch die letztere Bedtg. gehabt haben miiss
u. überhaupt nur eine Person, die zum
Hause gehörte, bezeichnete.
hissen, hitsen, hetzen, in Hitze od. Zorn
u. Eifer bringen, reizen, aufstacheln etc.;
he hissd (od. hitsd) hum up ; — he hissde
hör tegon 'n ander an ; — sid)st. ; kanst du
dat hissen net laten un raust du uog mer
unfräden stichteo ? — Nd. hissen ; mnd. his-
sen, hitsen, hessen; nid. hitson ; mnld. his-
schen, hitschen, hetsen etc., alles von ahd.
(hazjan, hezzan) hezzen; tnhd. hetzen u. dies
von ahd. haz, cf. hat.
histörjc, Historie, Geschichte, Geschichts-
buch; — dat, od. he is de düpte fan de
historje; — ik bin in d' histörje kamen,
d. h. in die Schidklasse, worin das biblische
Historienbuch gelesen ivird.
hitse, hits, Hitze. Es ivird namentlich
auch in der Bedtg. : feuriger od. röthlicher
Ausschlag, Entzündung, sowie in der von:
Zorn, Eifer etc. gebraucht.
1. hitsf^n, Ä. hissen.
2. Iiitscn, heizen ; — iuhitscn, einheizen.
— Alid. (heizjan) heizen, heiss machen.
liitsig, hitzig, rosig, entzündet; zornig,
5 eifrig etc.
bitte, s. hctte.
1. Iio od. ho, Ruf inn Halt zu machen u.
sich vorzusehen, bz. Halt zu gebieten ; — ho !
fair net; — ho! perd, wilt d' stän; — ho!
10 mantje, so geid dat net; — ik segg' di fan
liö! — Nid. ho (dasselbe). Davon, bz. von
franz. ho auch nid. oho, nhd. ohö, sotcic
das mit la zusammengesetzte höht ?f. nhd.
ho IIa. Vergl. aucJi he u. hdä, sowie Wei-
15 teres unter eala.
2. lio od. lio u. auch wo od. wo (Frage-
zvort), wie, auf welche Weise etc. ; — ho is dat
gelegen, od. mit di ? — ho gröt is dat land ;
— • ho so? wat wilt du dar mit seggen? —
20 ho denn, a) wie dann ; — b) wie denn? od.
wie? — Nid. hoe; afries. hü, ho; wfrics.
hö ; nfries. ho; as. hwö; «(/s. hvu, hü; ahd.
hweo, weo, wea, wio , wia, wieo, wie n.
wuo; mJul. wie; amd. hwö; md. we; goth.
25 hvaiva, uh(s (cf. Ernst Schulze) aus hve
u. aiva zusammengesetzt ist.
Iiobbe, ein köpf-, Höcker-, od. hügelartig
aus dem Wasser hervorragendes od. auf
demselben schtvimmendes Stück lockerer, moo-
30 riger mit Sumpf gras be- u. durchwachsener
Erde. — Dasselbe loie höfel u. hubbel.
lioch-, llOgtid, Hochzeit od. Vermählungs-
fest etc. Sprichiv. : na hogtid gan un fad-
der stau un kindelber gefen, hed mennig biir
35 fan d' pläts of drefen. — Afries. hachtid,
haochtid ; satl. hagtid ; wfries. hoagtid ; nid.
hoogtijd ; mnld. hoghe- , hooghtyd; as. hö-
get'id; ags. heähtid; ahd. hohgezit, höchge-
zit, höchzit. Es Jieisst wörtlich : hohe, er-
40 habene Zeit u. lourden unter Hochzeit
früher überall ii. auch hier (cf. v. Richt-
hofen, ajries. Wb. , sowie Kern u.
Will ms, pag. 106, sub Nr. lÜOO : Gode
yfft di olin frohlyke Paaskhochtyde) alle
45 hohen iveltlicheu u. kirchlichen Feste ver-
standen, loie denn auch noch, jetzt in Hol-
land, dies Wort nur in diesem Sinn ge-
bräuchlich ist u. für Hochzeit im moder-
nen Sinn das Wort bruiloft (cf. brüloft) ge-
50 braucht ivird. Das von Ki l. neben hoogh-
tyd angeführte u. von ihm fälschlich (cf.
auch Stbg.) damit identificirte heughtyd
ist mit unserm högetid identisch u. dort
Weiteres zu vergleichen.
55 hud, Hut, Kopfbedeckung, od. das, ivomit
man den Kojif bedeckt, schützt u. schirmt;
— dar mut man de hod für ofsetten, z. B. vor
einem Mann, den man hochschätzt, od. auch
ror Allem, ivas Einem Respekt einflösst u.
60 was Ehrbezeigung verdient, ivie denn auch
HO-DANIG 90 HOEDEN
ein früherer hies. Amtiiiniin (jetzt Amts- höddclko. liödtlsol. Iiodfije. liödjo, kapsel-
hduptman») von iinseriii Düiit/crhditfcn zu färniiiicr Sclint^-Ih'ckd auf r/cifcn, Strick-
!>uffcn iijleyte, dass man thtcor, seiner bc- nadeln de.; leinener od. lederner Ueherzit(j
sonderen (riite wegen , den Hut ziehen zum Schutz für wunde Finger. Zu luulen,
müsse. — Afries., itfrics., stitl., nd., ngs., 5 hz. hod, (/. liüdje.
engl, höd ; nid. liood ; nhd. liuot, Ji6t, liuat; liüdc, Hut, ühhat, Schutz, Gewahrsam
mhd. luiot (Hut, Midzc, Kopfhedeckung un- etc.: — wils up diu liödo ; — du must dat in
ter dem Helm, Helvi, Drckel, l'iherdeektDig diu liödo iirmeii; — dat stüid uiulor sin
eines Zeltes). Mit hödc, liüde zu IkkIcii, hz. höde. — Afries. höde, liüde n. hodriio, hii-
desselben Ur^^prungs. Xcbcn höd kömmt 10 dono ; )dd. lioede; nd., mnd. liode, linde;
anih )Hich eiti afries. hat; ags. liät od. alid. liuota ; mhd. huote. Mit bilde zu dem
hact; engl, hat; nfries. hat, halt; a)i. hattr, folgenden:
hOttr, liotta; norw., schwcd. liatt; dän. liat höden (höde, hödst od. hödst, liodt od.
in der Bedtg. Hut (iiikuis) vor, womit viel- hödt etc.; — hödde, höddst, höddt etc.; —
leicht auch mhd. haeze, liäz; bagr. häsz, 15 bin od. heb' hödt; — hödend), hüten, n-ah-
liaz (Hock, Kleid, Kleidung) als Bedecken- reu, behüten, bewahren, schützen, beaufsich-
des u. Schützendes idodisch ist, da liaeze tigen, in Acht od. Obacht nehmen u. haben
leicht aus hezze od. haze , bz. dem für hat etc. ; — höd' di, dat dn dat net wer deist ; —
anzusetzenden Thema hata cntstehoi konnte schapen höden ; — he mnt 't hns höden (a.
(/. auch das von liilt weitcrgcbildete ags. hil- 20 das Haus hüten u. bewahren od. bewachen
tcn die Bedtg.: Anzug, Kleidung etc. Iiat etc.; — b) zu Hause sitzen u. bleiben, z.B.
u. das Vbm. hättjan (cum cute dctrahere) wegen Krankheit). — Nd. höden ; 7nnd. ho-
von hat weitergebildet ist. Da nun aber den, huden ; idd. hoeden ; mnld. hoeden;
hod seiner Form nach (cf. flöd am Schlüsse, hneden; ((fries. liuda, htida, hz. liudia, hudja;
sowie güd, fögen etc. etc.) ein Substantiv. 25 wfries. lioedjen ; as. huodjan , büdjiin , liuo-
Priiter. von einem Stammvbm. hadan od. dan ; ags. hedan; a}id. huotaii, huoten, luia-
hadhan ist, bz. auf eine }' had, hadh' od. ten, hueten ; mhd. huoten, hüeten ; md. hu-
hath zurückgeht u. auch liat bei dem steten ten. Es ist zweifellos mit hod (mag man
Wechsel von auslautendem ,,d", „t", „th", dies nun als B ed eckendes od. Schilt-
„db" leicht aus halb od. hadh, had entste- 30 zendes, bz. als Decke od. Schutz,
hen konnte, so dürfte diese germ. y had Schirm etc. neJimen) eines Ursprungs,
vielleicht mit der y skad von scliadde (Sehat- weil die Bedtgn. : tegere, cavere, tueri, cu-
ten) identisch , bz. mit diesem aus der für stodire etc. gegenseitig (cf. lu'id etc. u. ags.
so viele Wörter (cf. hiid, biis etc., sowie hydan, bergen, schützen, bewahren etc. u.
schau, schö, schude, schür etc.) anzusetzenden 35 byd, Rhede od. Hafen etc. von y sku, wo-
y ska, sku {decken, bedecken, bergen, ver- von auch schau, schauen, schö, schul, schür,
hidlen , schiUzen, schirmen etc.) erweitert schüre, schude etc. k. ahd. scuwo [Schat-
scin, obschon es auch möglich ist, dass aus tcn] de., sowie die ]/ var, von waren etc.)
ska sowohl skad als skat (cf. z. B. skr. cat stets in einander übergehen. Bezüglich der
aus idg. skat, verhüllen, bedecken, verber- 40 y sei noch bemerkt, dass M. Hegne (cf.
gen, verstecken, hüten, bewahren etc. für Grimm, Wb. IV,V.)7S) Hut, hüten zu
liadai;, huod etc. u. skr. chad, bz. idg. skad, skr. chad, hz. skad (cf. schadde) stellt, iväh-
od. skadb, bedecken etc. für hat) durch ta, rend H. Leo ags. büd (od. wie er schreibt
da, dha erweitert tcurden. cf. Weiteres un- „hod'') mit bodnia (Wolke, cf. wulke u. wulle,
ter höden. 45 Wolle), sowie byd (Haut) nebst hydan it.
Zu höd sei noch bemerkt, dass die alten hedan, .sowie beodo (uinbraculum) etc. zu
Friesen einen auf eine Stange gesteckten einem Stammvbm. heüdan (tectum esse), bz.
Hut aucli als Wahrzeichen aufpjhuiztm u. skr. kad, kam], kund (tueri, servare) stellt
als Feldzeichen gebrauchten u. der Hut- u. auch goth. betlijo (Kammer) u. a)i. he-
od. Bannerträger davon iiudcn! genannt 50 ilbinu (Beizrock) etc. damit für connex hält,
wurde, — sowie ferner, dass hod hei uns, was schiocriich Alles richtig ist, da büd
hz. hord im nid. auch ein Steinkohlen-Mass (Haut) zu einer germ. y liud, — hod da-
ist, icelches 0 hies. Tonnen von plm. 300 gegen nach meiner Meinung (cf. höd) von
Jfu)id enthält, rcobci ich indessen zugleich einem Stamnivhm. hadan od. hatban, bz. zu
auf mnd. (Seh. u. L.) bot, bunt n. hude, 55 einer germ. y had, idg. skad od. vielleicht
bz. lioedo (s. daselbst unter liüt suh 4) ver- skath, od. skat = skr. cat {die übrigens
weise. von Grassmann mit: sich verstecken, sich
lio-daiii^, wie lieschaffen, wie gestaltet, hinivegthun de. übersetzt wird, toährend
wie etc.: — bodaniw js dat? — dat is düs-, F ick sie mit: bergen, verstecken etc. loieder-
od. süs-, od. sodanig. cf. 2 ho u. danig. GO giebt) gehört, wobei noch erwähnt sei, das8
HOEDER HUEDER
91
HOF
10
15
Ficli (111, 61) für ags. hoadlior (recopta-
ciilum), (joth. liethjo, sowie für alid. liiiota
(Hut) eine gcnn. ]/ hatli (bergen) außlellt
u. diene zu gricch. kotule (Höhlung, Hu/t l es),
kötulos (Näpfchen, Scitälchen etc., cf. koi),
kopke n. tat. cavus, caveo etc. u. unser kau
u. schau etc.); lat. castinus, castillus, hz.
skr. cat (bergen etc.) vergleicht, wä/ircnd er
gerade umgekehrt afries. hat; an. hattr
(Hut, s. unter höd) etc. zu tat. cassis, bz.
idg. skad (bedecken, cf. III, 60) vergleicht.
liöder, liiider, Hüter, Bewahrer, Beauf-
sichtiger etc. ; — Eedeusart. : 't hüs is 'n hö-
der werd; — na 'u hüder kurod 'n rüder.
liOdje, hötje, Hütchen. Dimin. von höd.
hol' (de, dat) , Hof, eingefriedigter u. ge-
schlossener Baum, Garten, ländliche Be-
sitzung od. Wohnung, Gehöfte etc.. Alles toie
im Hochdeutschen. Häher: karkhof, appelhof
(Apfelgarten), hof um 't hüs, binnenhof, hof 20
um de man etc.; — lie jagd hum fan hüs
un hof; — he hed gen hüs of hof; — d'r
is gen hüs of hof to sen ; — au de hof fan
de könig gän ; — 't hof fan spanje ; — 't
gerigtshof etc. ; — Sprichw. : fan 'n gröt hof 25
geid föl of; — 'n hof um de man, dat kau
uog gän, man 'n hof um de sünn' dar schreien
frö un kinder um. — Afries. hof (auch ge-
tveihter Hof, bz. Tempel, ivovon die 4 hoven
od. Kirchen in Brökmcrland, ctls: Maria-
howe [Jetzt Mai'jeuhafe, Meienhafe, Marjen-
hove = Marienhafe], Utengrahowe [jetzt
Engerhafe, Engerhove] , Victorisliowe [jetzt
Victor hur] u. Lambertushowe [frühere
Lambertus - Kirch e zu Aurich] be-
nannt sind); nd., nid., as., ags., an., ahd.,
vihd. hof; tvfries. hoaf; nfries. hof, höf,
haaf elc. ; schoit. hoif, hoff, hove, houff, hufe.
I)ie urspr. Bedtg. is: eingefriedigtes od.
begrenztes, von einem andern Etwas (Wcdl, 40
Bing, flauer, Hecke etc.) umgebenes u. um-
schlossenes Etwas, tvoraus sich edle sonsti-
gen Bedtgn. (cf. unter gärden, 2 harn etc.)
von selbst ergaben. Dass es daher mit griech.
kepos (Garten) (u. möglicherweise auch mit 45
lat. Campus, sofern dies urspr. ein einge-
friedigtes Stück Land u. nicht blos das
flache Feld, od. die Ebene etc. bezeichnete)
einer y kap angehört, ist wohl zweifellos.
Wahrscheiidich ist dies nun aber dieselbe y 50
wie von ]iebben etc., da, sich aus: greifen,
fassen, fahen, festhalten die Bedtgn. : festen,
fesseln, binden, gürten, schliessen etc., bz.
umgreifen, umfassen, umschliessen etc. od.
he- u. einfassen etc. von selbst ergeben u. 55
Hof ja nichts anderes bezeichnet, als einen
von einem Etwas um-, be- od. eingefassten
Baum.
höf (Plur. hüfen) , Huf, od. der Horn-
sclmh, ivelcher die tveichen Tlieile des Fasses 60
30
35
vieler Thiere schützend umfasst u. umschliesst.
— Afries., satl,, ags., nd. liöf; nid. hoef;
as. höf, huof; engl, hoof; a n. hoÜr ; scliwed.
hof; (Hin. hov; ahd., mhd. huof. Die Ver-
gh'ichung mit aslav. kopato (uiiguhi) ab-
weisend (iceil der lange Vocal nicht
stimmt u. dies dircct von kop = y kap
[fassen etc.] tveitergebildet zu sein scheint),
halle ich dafür, dass es ebenso loie höf,
hob, huob in an. höf (Mass, Mass - halten,
Besonnoilieit) ; norw. hov ; schwed. hof; ags.
höf (modus, medium, bz. das tvas sich ge-
ziemt, od. Jemcuidem geziemt, gebührt u.
zukommt etc.) ; goth. hob in gahöbains (conti-
nentia, Selbstbeherrschung , Entludtsamkeit,
od. das Musshalten, sich in Schranken hal-
ten etc., cf. tinter höfen a7n Schlüsse des
Weitern); as. höfa; aJid. huoba, huopa,
höba; mhd. huoba; nhd. Hufe (ein ge-
loisses Mass Land, bez. ein durch Gräben,
Hecken, Wälle etc. eingefasstes, umschlosse-
nes u. abgegrenztes Stück Feld) aus dem
Präter. huob bez. huof der von der y haf =
idg. kap (greifen, fassoi, nehmen, fahen,
halten, tragen, heben etc. , d. h. festhalten
u. tragen, dass Etioas nicht fällt, od. Einem
etwas Halt u. Stütze geben, indem man ein
Eticas setzt od. hebt toorauf) stammenden
Verba: haban, hapan etc. od. hafjan (cf.
hebben u. heffen, wobei zu bemerken ist,
dass der Lautverschiebung des lat. od. idg.
„p" nach, das Vbm. haban eigentlich hafan
lauten müsste) hervorging u. dass dem-
nach höf (ungula) als urspr. Substantiv.
Bräter. von haban, hafan (haben, bz. greifen,
fassen, halten, tragen, heben etc.), bz. von
hafjan (Griff-, od. Fass thun, greifen, halten,
heben, herausgreifen u. heben, nehmen, aiif-
nclimen etc., cf. lieffen) ivohl dasjenige be-
zeichnet, tvas grifft hielt u.fasste, od. trug etc.
(also: ein Greifendes, Fassendes, Haltendes,
Tragendes etc., bz. ein Etwas, tvas fasst od.
befasst u. in sich befasst od. umschliesst etc.
u. so auch als Hornscltuh des Fusses diesen
schützt etc., od. auch das, tvas den Fuss
hält, trägt ti. stützt etc.), tvobei man bei der
Bedtg. : Klaue, Huf von ungula zunächst
an ein greifendes u. haltendes Etwas denken
kann, falls man nicht etwa von der Bedtg. :
heben, erheben, atif heben etc. ausgehen
u. so höf als das deuten toill, worauf sich
das Thier erhebt u. aufspringt etc.,
loelcJie Deutung für höf auch ja zulässig
ist. Dass das „f' in höf wegen der Iden-
tificirung mit „b" od. „p" in den sonstigen,
derselben y entstammenden Wörtern keinen
Anstoss geben kann, darüber vergl. auch die
unter 1 tt. 2 bedarf «. l u. 2 bedarfen an-
geführten, M^örter.
Zum Schluss sei übrigens noch bemerkt,
IIO-FARD IIOFARDIG 92 IIOEFEL
dass Fick a) tmitcr hüf (Huf) mit zcml. nh^nlclten, wie Fick (er stellt [TU, 62]
(;afa (Iloni, Huf): skr. ^aplia (Huf); hU. luibodii unter hafja, \\öi [heben] auf, ohne
ganiba etc. aus einer idy. Grdform kapa hesiimmt c« sagoi , oli dies, hz. (joth. liau-
ableitet, ohne indessen der }' zu (jedenken l>ith dazu (/ehört u. ob er Haupt als ein
u. h) das nltd. Hufe mit lat. campus u. ü Etwas deutet, tvas sich über ein Anderes
(jriech. kcpos (einciehecftes Land etc.) zu erhebt ete.) dies anscheinend thut. Bezüg-
einer y kanip (hicfjen, krümmen) stellt, zu lieh des lat. Caput u. a(/s. hcafod etc. ist
deren Ahhiutform kuji auch unser 3 liop ge- wohl anzunehmen, dass dies mit ags. liea-
hört u. wozu auch liöf (cf. 2 li6p am iola, liafola, od. licatVIa; griech. kepliale
Schlussr) be.'^ser stimmt als zu skr. ^apha. 1** (T^'>iif); skr. kapala (.S'cAd/f, Scherbe, Schä-
liri-fäi'd, liölärdi^, .s. höiffrinl otc. drl, craiiium) zur y ki\p (fassen, greifen,
liöf-lilad. Inirkoblad i I'lur. Iiöfhladon) Huf- nehmen, halten, heben, tragen, cf. hebbcn,
l'hitt, bz. Uußultivh (TiissilaLTO jiotasitcs oft". liochtcn, licftou etc.) gehört, da die urspr.
et Tuss. Fart'ara). Bcdtg. von cajjut , bz. ka])äla u-ohl zweifel-
lii)fd , liöfd Uli. lioft I I'lur. lififilon, hnf- 15 los die von: Gefäss, Behält er etc., bz.
teil), ;\) Haupt, Caput (auch ßg. als Ifau]>t Fassendes ete. (u. so auch Hohlgefüss
od. Oberhaupt, bz. der an der Spitze .'itcht r/c, </. kop, kopke etc.) w<. M^egen hcaiod, od.
u. der Erste u. Oberste i.'^t, od. auch als lieäfod u. baubith etc. vergl. ((uch Cr. Cur-
Oherstes n. Spitze etc.): — förbjTfd, — ach- tius (pag. 1-iS) u. H. Leo (pag. 578) u.
terhnfd; - faniilieiihßfd, — be is 't höfd 20 Andere.
liir in hi'is; — 't hAfd tan de stad, — lie hol'il-feil, s. unter hßfd.
stoid an "t liöfd od. hAfd fan de reuerung ; hoCdliii^, Hiiujitling. — Afries. hnveding,
MUU'v'i] (Hau jil fehler) etc.: — b) eüie Ufer- liavilinü;, haiidini^ u. liavedling, havdling;
hefestigu)ig vo)i Steinen, Holz, od. Jieisig nfrics. ludiling od. büvding (Führer, An-
('^(j/jrr ; stenlirifd, balkonbilfd, risbßfd), ?t'e/cÄe 2ö führer, IIäiij>tling , JMagnat, Besitzer einer
kopfitrtig aus dem Wasser hervorragt, bz. Burg u. adligen Herrschaft, bz. Benennung
halbicreisförmig v<n-springt a. in das Wn.<i- eines frics. Adligen); «/(. liüfdingi (princeps,
ser (älinlich wie eine Buhve od. slenge, iiiagnas). JJie fries. Hdujitlinge gingen zum
jedoch in der Hegel höher ii. kürzer) hinein- Thcil aus den alten Priestern u. J{ichtern
ragt, um das Ufer, od. l^esondcrs gefähr- 30 od. Asoga's (cf. äsoga), zum TItril aber auch
dete Stellen zu schützen. — Afries. liäved (wie der ganze frics. Adel) aus dem Stande
frec^ ha ved ?) havd, häfd, häd; ?o/r />?.<?. haed, der freien Grundbesitzer, od. den Besitzern
haa, hoot ; nfries. band, bond, liocd ; 7V(tng. von alten u. sog. adlig freien Grundstücken
haud; mofries. (('ad. M ü 1 1 er) hAudo; nid. hervor, die., allmälig reich u. mächtig ge-
hnofd ; nd. hiifd, liöved, liovt; iinid. hovet, 3') tcorden , sich weder an die Beschlüsse der
höft, hoeft, hoved; as. liübid, hnbbid ; ags. Upstallsbornibclion Vcrsa)nmlungen, noch an
heafod; engl, liead ; an. hötiidh od. luifut; die Anordnungen a. Befehle der vom Volke
norw. hövud ; dä)i. liiivod; sclured. hufvud ; erwählten Biclder kehrten, od. auch oft von
goth. baubith; ahil. houl)it, baul)it , boupit, den andern freien Bauern freiwillig zu
haupit, liOpit, boubot, boibet; )nhd. hnubet; 10 Häuptlingen u. Schutzherren erkoren wur-
md. liübct, liouvet. .It/s. hiafod u. an. hö- den, loie dies aus der im frics. Archiv von
fudli = bafudh od. bafa(W</. a». liöfn, haf- Ehren traut (I, ol'i) angeführten Stelle
iiar, Hafen) u. vielleicht auch afries. \\av9{\ licrvorgcld, dir folgcndcrmas^^en lautet: iim
("i. oben) entspricht genau dem lat. caiuit, wäh- (bimsiilven Jbaro (nändich 13')5) is Edo Wim-
rend in den andern Formen das urspr. „a" 45 kcMin (Häuptling von Wittmund) van deu
in den Umlaut „an" od. „ou" überging, da Itichtoron der Uustriiig, Oistring und Wau-
cs doch .schwerlich geht, um diese deutschen g''i'S, nomptiik van llillort van Laureiis,
Wörter für die Bezeichnung des Hauptes Tanno Ibon tho Sambdl, M(Ster Olrick tho
od. Kopfes von einander zu trennen u. aus Kniplmson, Jungo IIe(blo tho Wclens etc.
verschiedenen Ouellen , bz. von vrrscliiede- 50 erwclet und angcnluinu'U mit synen Naka-
nen Wurzeln (dizulciten. Sind indessen die iiioling(! flio ein Capitein und Ilovct de lande
Formen : goth. baubith etc. u. ags. lieafod und luidc vortbostacn und tho rogcron, Wente
etc. von einander zu trennen., so ist es je- de Richter, wcreu dos aniptcs inoode und
denfalls richtiger, um die Stämme: Jiaub, avd'dratich, unime der gemeinte ungchorsam-
lioul) etc. mit dem von Haub in Haube 53 heit willen, dat neuumt geboir geven woldfl'
(cf. hüfe) von demselben Stannnvbm., bz. noch in krich noch im frede.
derselben y abzuleiten, ids sie mit höf, bz. lli^Cd-pin, Haiijd-. od. Kopfschmerzen,
a.t. bufa; ahd. hnoba etc. (s. unter höf) aus hofd-sakc, liöt'dsakc, Haujdsache.
hafan, baban, od. hafjan (cf. bebben u. hef- 1. höt'el, Hügel, Anhöhe, Erhöhung, Er-
ica), bz. dessen I'räter. huof, huob, hüf etc. 00 hebung, Höcker etc. ; — höfels un bargen be-
HOEFEL ^ 93 IIOEFEN
jägnen sük net, man wol minsken ; — de usus) ; mnd. beliof (dasselbe) ; ags. I)eh6f
höfels sligten. — Nd. (Dühnert) liövel ; (Incvnm etc.); etujl.hvhooi' (Vortheä, Ntitzen),
mnd. Lovel; nhl. heuvel; mahl, hovel, liou- hohovc (l'ortheil, Interesse, Bequemlichkeit) ;
vel ; mild, luihel, hühel, huvel ; as. huvel. ((frics. hiliöf, Ix'liöf (hehufsani , hehülflich,
Wohl zweifellos mit dem folgenden \\M{i\ zu 5 dienlich, nützlich, iiotliwendicj etc.) etc. von
heben (hob etc.), cf. heften. einem Stamm: liöt", lioef, huof, ln'if, hüb etc.,
2. hüfel, od. liöfel, Hebel, Hebebaum etc., der mit an., ags. liöf (Mass etc.) k. goth.
s. hefel sab b). hüb (i)i gahöl)ains, s. unter liof), sowie auch
3. höfel, Hobel, Geräth zum Schlichten mit dem l'rütcr. liof, huob, nhd. hob von
od. Wegschaffen von Unebenheiten u. Hau- 10 hafjan, hcfjau (heben, nehmen, fassen etc.,
higl'citen. — Nd. hövel; mnd. ]\ovo\; mnlil. cf. heffen), od. auch ev. mit dem urspr,
hovel, hoevel ; mhd. hovol, linbel ; md. liu- Präter. hnob, liuop etc. von luiban, hapan,
bei; an., bz. isl. liefill; norw. hovel, hyvel; rect. bafau (hcdjen etc., cf. hebb(Mi u. s. un~
dün. hövel, hövl ; schioed.\\i){we[. Auch die- ter liuf) identisch ist, soivic aucJt mit huob
ses Wort gehört zu heften (heben), jedoch 15 in ahd. bi-huobida (prae^umtio) etc. Da
nicht in cler Bedtg.: hoch macJien, od. sich nun aber das Brüter, von heften im nid.
erheben, steigen etc., .sondern in der von: hief lautet, so erldärt sich hieraus auch
greifen, nehmen, auf- od. wegnehmen, wohl ags. hefe in behefe, bz. dessen Iden-
entfernen etc. u. bezeichnet es buchstäblich tität u. Synonymität mit afries. behöf (s.
ein Nehm-Ding, od. ein Etwas, loomit 20 oben). Was nun aber speciell hvtien = ags.
man Etwas entfernt u. beseitigt. höfjan etc. betrifft, so leite ich dies von höf
höfeln, hobeln; of-, weg-, bchöfcln ; — in ags. behöf, engl, behoof (lucrum, bz. Ge-
dat niut behöfeld worden. ici)ni, Nutzen, Vortheil etc.), bz. höf in
höfen, müssen, nöthig haben, brauchen, afries. beliöf = nhd. behuf etc. ab, was
nöthig od. erforderlich sein, bz. so sein, 25 als urspr. Bräter. von haban , hafan , bz.
dass ein Mass, eine Noth, od. ein Bedürf- hafjan (haben, besitzen etc. , od. heben , er-
niss etc. vorliegt utn Etwas zu thun ; ~ höfst heben [z. B. Geld, Zoll], greifen, fassen,
du nog net na de schöl? — ik hftf net drin- nehmen, halten, behalten, in Besitz nehmen,
ken, ik hebb' gen dörst; — ik höf gen äten erwerben, gewinnen etc.) dasjenige bezeich-
hebben; — he bfifde dar je uet hen to gan, 30 net, was man schon hat u. besitzt (cdso die
he kun d' närs je in hüs holden ; — dat Hahe u. der Besitz), od. griff, fasste, nahm,
h8fd net, dat de dam mäkd word. Sprichw. hielt, behielt, erivarb, gewann etc., sodass
(einem appetitlosen habituellen Säufer iro- höf als Subst. zunächst die Bedtg.: Habe
nisch als Entschuldigungsgrund in den Mund u. Besitz, bz. die von lucrum, ocl. Nutzen
gelegt): war 'n drüp sitt, dar bOfd gen kör- 35 u. Vortheil etc. hatte, od. als Adv. in Be-
rel to Sitten, cf. behöfen, wanhöfen etc. zug auf andere Gegenstände dasjenige be-
— Nid. hoeven, behoeven ; nd. (Br. Wb.) zeichnet tvas nützlich, vorthcilhaft, dienlich,
höven, behöven; m»fZ. hoven, behoven; a/>v>.5. passUch , zweckentsprrechend u. brauchbar
hövja, bihövja; wfries. hoaven , hoavjen ; loar, woraus sich, denn für höfjan etc. ») die
ags. höfian od. höfjan in bihöfian (egere, 40 Bedtgn.: in Besitz nehmen, od. an sich
dpcere etc., bedürfen, brauchen, nöthig ha- nehmen u. gebrauclien etc., od. die von:
ben; nöthig, dienlich, nützlich, passlich, ge- Nutzen haben u. machen (wovon für sich),
ziemend u. erforderlich sein; sich geziemen, benutzen, gebrauchen, verbrauchen , verzeh-
IMssen etc.); engl, hoove, in behoove (ge- ren, bedürfen, nijthig hcdjen (cf. 1 n. 2 be-
biihren, sich geziemen u. schicken, sich, pas- 45 darfen) etc. — u. b) die von : Geicinn,
sen; nothwendig sein etc.); dän. (be)höve; Nutzen u. Vortheil Jiaben (wovon), od. nütz-
schwed. (be)höfva; hochd. (Grimm, Wli. lieh, dienlich u. vorthcilhaft sein, nützen,
I, 1343) be-huben (egere, opus habere) u. dienen, passen (für) , (sich) passen, gezie-
behufen (indigere) etc. Mit nhd. Behuf men u. schicken, bz. passend, geziemend, ge-
(Bedarf, Bedürfniss etc. , bz. das, was man 50 bührend u. notlnvendig od. erforderlich u.
gebraucht od. ivas einem passt u. dienlich nöthig sein etc. von selbst ergeben. Was
' ist), bell, uf (zum Zweck , zum Gebrauch, nun aber weiter das ags., an. höf (Mass,
I bz. der Passlichkeit u. DienlicJikeit hcdber Masshalten, EntJialtsamkeit) u. goth. gahö-
etc.) ; mhd. behuof (Geschäft, Gewerbe; Be- bains (s. unter höf) betrifft, so stammen
darf, Bedürfniss) ; nid. behoef u. behoefte 55 diese Wörter von liaban, hafan, haben, hal-
(Bedürfniss, od. Bedarf, Gebrauch, Nutzen ten etc., (refl.) sich haben od. gehaben, u.
etc., cf. behßfte), behoeftig (= behöftig, be- benehmen etc., od. (refl.) sich lialtcn u. nicht
dürftig etc.), behoeve (ten behoeve , zum gehen lassen, sich enthalten (Eines). Als
Nutzen, zum Dienste, zum Gebrauch etc.); iveiter hieher gehörige Wörter seien noch
^ mnld. behoef (egestas, necessitas, indigentia, 60 angeführt: schiocd.hof (Gebühr, Zukömmniss,
HOF-ISER HOFISDER
94
HOEGE
Bedarf, Behuf etc.; geziemendes u. gehiihr-
liches Verhalten u. Benehmen, Mässiguni/,
j\J(isshiilten etc., cf. an. höf etc. unter liOt),
hotVa (Gebühr, das gehörige Mas,'^, der An-
stand, das icas Eiiiem geziemt, gebiilirt u.
zukommt); hüfvas (gebüliren, geziemen etc.);
hurtig igelmhrend, geziemend, a)iständig, )iett,
höflich etc.), hüfsa (geziemend , nett u. gut,
od. ■'tauber u. ordentlich machen, [Jeman-
den] gc!iittet u. artig machen etc.) ; — norw.
hov (Abpa.'isung, passende Zubereitung ; das
3Ia.-<shalten etc., cf. unter hüf), hova (ab-
})a.ssen, jjassend u. geziemend machen etc.),
höva (abpassen , das Bassende u. Bichtige
treffen, treß'en, richtig zusammenfallen ?<.
treffen, zu einander ^Jf/swc» u. stimmen, har-
moniren etc.), höv (passend, treffend, stim-
mend etc.) ; höve (Treff', Zufall) etc. aus
welchem Allen klar hercorgeht, dass das an.,
ags. büf (Mass, i\Iassh(dtrn) mit dem Stamm
hof, hüf, hat' in behof, bz. mJid. behuof etc.
H. in hötjan, bL'höfjan, bz. höt'ea, nhd. be-
kleben, behufen etc. identisch ist u. hof
(Mass, Masshalten) = Zukömmniss, Ge-
bühr, gebührendes u. geziemendes Betragen
etc. (cf. dieserhalb auch hören [tragen od.
greifen, fassen, heben etc.] von heran [tra-
gen etc.] u. gehören [sielt zutragen, ereig-
nen; Jemandem zukommen u. gebühr c n]
zu liabaii, hafau, hiiob, huof, hof u. zu höf
[Mass, Gebühr, bz. das Gebühroide u. Ge-
ziemende] u. höfjan, l)fliöfjin etc.) ist, bz.
zu hahan, hafun (greifen, fassen, nehmen,
haben, hiüten, tragen, heben etc. etc.) gehört.
liöt'-iscr. ht'ifisdor, Hufeisen.
liül'-napcl, Hufnagel.
hof-singer, Grasmücke, d. i. Hof- od.
(Jartrn-Sanger.
Jlöf-smid, Huf Schmidt.
bog (Jlect. höger, högste) , lioch , erJutben
etc.; — bog un lag; — dat land ligd liüg un
dröge; — 'n bögen hOni, törn; — dat is nii
to liög (das ist mir zu hoch u. erhaben etc.,
bz. zu gelehrt etc.) ; — böge lue (holte,
hochstehende, vornehme Leute): — be wil
to liüg henüt; — bog faa ärd (hoch von
Art, bz. erhaben, rorneJim , stolz etc. von
Art u. We.^en) ; — h6 steitl liüg in achtung
un ansen : — bog uu giütsk düii (hoch, er-
liaben, stolz, vortieJuii ii. gross etc. tliun) ;
— hö dfinkt sük to hüg un klük; — hüge
prisen (hohe, theure Preise) ; — dat i)rüd is
hüg an pris ; — dar gcid 'n hügen wise up
(da gellt eine holte Weise, od. Melodie auf,
was flg. auch von Kiicas gesagt wird, ivas
hoch u. theuer zu stehen kötnmt u. viel Geld
kostet) ; — bog un dfir l)Oswüren ; — dat
Word büg!i tid , dat du na de schul kumst ;
— b("' bed 't hügnödig ; — dat sunt böge
(hohe, od. ^tn gewöhnliche, theure etc.) od.
hüghcnde tiden ; — dat geid d'r fan afend
hüg (hoch , festlich , freudig etc. od. ver-
schivetiderisch etc.) her; — höger up ; —
fan hüger luind (ron hoher, bz. höherer, od.
5 mächtiger obrigkeitlicher Hand) is nii dat
anbefälen ; — 't is up 't högste {Höchste,
jieusserste etc.); — do bögen (Hohen, Vor-
itehmen. Oberen etc.) willen 't all' to seggen
liehben un an sük riten. — Besondere lie-
10 densarten: sük up 't hüge piird setton (sich
Andern gegenüber erheben, sie von oben
herab od. rcrilchtlich ansehot u. behandeln
etc., z. B. lic sett sük glik up 't böge perd,
wen 'u ander wat segt of deitl ; — du brükst
15 dl net gl'ik up 't hüge perd sotten un an-
dere lue niinachton etc.); — wi hebbcn 't
hüg un lüg mit 'n ander had , od. beprütd,
forhandeld ; — 't böge wörd (das hohe, od.
theure, schtvere, schioer wiegende Wort, bz.
20 das Geständniss, od. Schuldbckcnntniss) niiit
d'r berät. — Africs. häch, hag, bz. bog ;
Compar. hagera, bägra; Superl. hägost, hfi-
gist, liüglst; (t/n'es. hat'g, heag, herg ; nfries.
(Outze n) hugh ; S(dl. bäg ; wang. hoch ;
2") nd., nid. boog; mnd. ho, buch, böge; innUl.
ho, boo, hoogb ; as. büb ; ags. beäh, boä,
beb; Compar. lieähra, hearra, hörra, byrra;
Superl. heöbsta, böhsta, b}iista; engl, higb
u. früher (nach KU.) higo, beyge; ahd.
30 hüb, baob, hü; mhd. hüb, buch, liö ; goth.
hauhs; a/i. här, hä, hätt; norw. bog; schived.
liüg; dän. büj. Wohl zur y kuc (curvaro,
intlcctere, bz. biegen, krümmett, wölben, etc.),
tcozu es locnigstens Fick (III, 70) mit lit.
35 kankas (Heule), kaukar (Anhöhe) stellt, cf.
auch bokko, hök, buk, buken etc.
liog-beiid, hoch gebeint, mit, od. auf ho-
lten Füssen, hochbeinig etc., fig. auch stolz
etc., od. theuer, wo Alles hoch (im Preise)
40 steht u. rar ist; — 't stoid so bügböiid; — dat
(Irr is so bügbönd; — hv lupd so bügbönd;
— dat sunt u|)stünds sülke liügbende tideii,
dat olle wark bod um sük d'r dür to tilän.
hö^'-drafeiid. (sinnl. u. fig.) hochtrabend.
45 liÖg*', Sinn, Wille, Wollen, Wunsch, Hoff-
nung, Lust, Behagen, Vergitügen, Freude
etc. ; — dat goid so rogt na <i\n böge (das geht
so recht nach seinem Sinn, bz. so wie er es
will, wünscht u. hofft, od. so wie u. dass es
50 ihm Vergnügen u. Freude ntacht) ; — all'
wat hv schall un mut, dat dcid he mit tä-
gensiii, man all' wat hö wil, dat (h'id hr mit
liOge (cum animo) un möge; — ik mns' dar
güster afoiul tagen min böge (od. tilgiii niiii
55 sin , — tagen 't sin etc.) un möge drinkon :
— liö bed so regt sin böge an de kindcr.
Nd. böge; mhd. böge, böge, hege, bage; nl'l.
liengb ; mnld. hoiiglif', hoglie (mens, sensiis,
intellectns; consolatio; spes; dolectatio, vo-
GO Inptas, laotiti.i) ; afrirs. bei (cf. der Form
HOEGEDAG
d5
IIOEGEN
werfen: heia, höhen; heia, hegen; hoia, />cm-
gen etc.); ahd. huf^u, iiukii; mhd. liu;j;i',
hüge; md. hoge (Sinn, Geist, Andoiki'n ;
atfectus, Freude); goth. hugs (= gricch.
noüs) ; as. hugi ; ags. liyge, hige (animiis,
mens, Denkart, Sinn, Hers, Mutli) ; an.
luigi (Sinn , Gedanke) u. hugr (Sinn , Ab-
sicht, muthiger Sinn, Mnth) ; norm, hug,
mich hog, hang, hau (Sinn, Gedanke; Lust,
Verlangen , Begehren etc.) , hugge (Freude,
Trost etc.), hugs (Sinn, Besinnen, Nachden-
ken, Gedächtniss, Erinnerung) ; schioed. liog,
hug (tüie norw. hug) ; dän. hu (Sinn , Be-
lieben, Wille). Vcrgl. Weiteres unter hü-
gen u. hugen. — Zu lioge sei zum Schluss
noch bemerkt, dass nind. hoge etc. (cf. Seh.
u. L.), nd. (cf. Schütze, II, 14UJ hüge
mich die Bedtg. : Lustbarkeit, Festlichkeit,
Fest u. loang. (Ehr entraut, I, 372) hBg
die von: Hochzeit = Freudenzeit, od. Fest-
lichkeit, Festtag etc. haben u. ferner: dass
dän. hygge (Sorgfalt, Schutz), hygge (be-
loahren, beschützen), hygglig (heimlich, ru-
hig, sicher) ; schwed. hygga (sich wozu hal-
ten u. an Jemand anschmiegen, seinen ScJiutz
suchen, od. Trost suchen bei Jemand), hygg-
lig (angenehm, niedlich, nett, behaglich, ge-
fällig, vertraulich etc. , bz. wo man gerne
ist), mit an. hyggligr (sinnig, nett, verstän-
dig, cf. högelik), hygginn (verständig etc.),
hyggja (Verstand, Einsicht etc.) etc. auch
mit högo etc. (jedoch in der Bedtg. S i n n)
connex sind n. ihre verschiedenen Bcdtgn.
aus der von: sinnen, denken (denken
woran, achten worauf, sorgen wofür, Etioas
in Obacht nehmen etc.), überlegen etc.
von hyggja u. huga (cf. högen ii. hugeu)
entfalteten.
h8ge-dag, a) Gedenk-, Erinnerungs-Tag ;
— b) Freuden-, Fest- Tag. — Engl, hoke-,
hock-day. Zu högen, bz. högo, cf. höge-tid.
högelik, högelk , erfreulich, angenehm,
vergnügt, heiter, froh etc.; — dat is 'n höge-
liken sake; dar kan mau sük regt afer freien ;
— högelk un t'ergnögd bi 'n ander sitten. —
Nid. heugelijk; ninld. heughelyk; mnd. hö-
gelik (jucundus, hilaris) ; ahd. hugelih ; mhd.
hügelich (erfreulich) ; schwed. h} gglig (an-
genehm etc.) etc., cf. Weiteres unter böge.
llSgcn, a) denken, erinnerlich sein etc.;
— dat mag rat net högen (od. denken), dat is
al to lank her; — dat bögd mi net raer;
— b) Lust, Freude u. Vergnügen haben
an, freuen, Freude u. Vergnügen, machen,
angenehm sein etc.; — dat liilgde hum so, dat
he net wus', wo he sük für blidskup wol l'i-
ren schul' ; — dat schal hum högen , wen
he dat hörd, dat sin dogter in de kram ka-
men un he grötfader worden is; — he högd
sük föl mer afer sin kindskinder, as afer sTn
egen kiiider; — wat büst du bliksem für 'n
undogd (Taugenichts), dat du di afer 'n an-
dermans unglük bögst; — dat is 'n hoghö-
gende (hochfreudige , od. hoch erfreuliche,
5 sehr angenehme u. viele Freude erweckende)
büskiip (Botschaft), di du mi brogd (ge-
bracht) best. — cf. gebogen (Gedächtnis.'^),
— ferhugen (erfreuen) etc. u. hugen (sin-
nen etc.), soivie nd. bögen; mnd. bogen; nid.
10 heugeu; mnld. heuglien, hoghen (mominisse
etc. ; sperare ; laetari, gaudere etc.) ; afries.
bugja (denken, gedenken, sich erinnern)
wfries. buwgjen ; tifries. huvfggje (dasselbe) ;
as. buggjan ; ags. hycgan, bicgan u. hogjan
15 (denken, nachdenken, sinnen u. denken auf,
beabsichtigen, gedenken, hoffen) ; an. hyggja
(denken, aufpassen , Acht geben, betrachten,
beobachten, denken an, bedenken, ersinnen,
aussinnen, besinnen etc.) u. huga (überle-
20 gen, erwägen, bedenken, ersinnen), sowie
hugga (erfreuen, trösten); norw. hyggja,
huga u. hugga (wie an.); schwed. liugas
(Lust haben zu etc.), hugna (Freude ma-
chen etc.), bugsa (erdenken etc.) etc., s. nn-
25 ter böge ; goth. hugjan ; ahd. hukkan, hucken,
bucgen, huggen, hugen, bogen; viJnl. hngeü,
hügen ; nid. bogen (denken, meinen; geden-
ken, sinnen ; seinen Sinn richten tvorauf,
trachten wonach, bz. Lust u. Neigung ha-
30 ben, gelüsten, verlangen, begehren).
Was dies Vbm. betrifft, so ist es seiner
Form nach tvohl von hugs, bz. hug, hog
(Sinn etc., cf. unter böge) durch jan abge-
leitet, ivährend dieses selbst, bz. dessen
35 Thema huga (Sinn, Verstand, Einsicht etc.,
vergl. : er hat keinen Sinn dafür, sieht od.
bemerkt es niclit, hat keine Einsicht, bz. es
ist in n. bei ihm nicht hell, od. es scheint
u. sieht nicht bei ihm liinein, es ist dunkel
40 in, für u. bei ihm, er bemerkt u. erkennt
nichts etc.) wahrscheinl. zur idg. y kuk od.
skuk =: skr., zend. quc (brennen, flammen,
glänzen, hell sein n. machen, leuchten, se-
hen u. erkenne)i machen etc.) gehört, wovon
45 ze)id. guka (was als Adj. die Bedtg. : glän-
zend, leuchtend , hell u. sichtbar machend
etc. u. als S übst, die von : Erleuchtung, Er-
hellung, Licht u. Sehkraft etc., sowie [von
deren (rrdbdtg. : brennoi, flammen etc. aiis-
50 gehend] auch die von : Nadel, od. Stechendes
etc. [cf. Brennnessel, od. urtica, als mit
Stacheln beivehrtes u. so stechendes u. bren-
nendes Etwas etc.] hat, sowie ferner das
synonyme skr., ved. ^.uci u. (}ukra, sowie
55 goka, 'Was neben: Licht, Flamme etc. auch
noch die Bedtg. : Leiden, Schmerz, Beküm-
merniss etc. hat, loie desgl. auch schon eine
y cuc von Bopp etc. mit der Bedtg.: do-
lere, moerere, lugere aufgeführt wird, wobei
60 dan}i wohl anzunehmen ist, dass die Bedtg. :
HOGEN HOEGEN 96 IIOK
schmerzen etc. att^ brennen (vf. ahd. höglik, hö^lik, liogelk, hö^^elk, höcli-
eitar = nhd. Eiter von eit [ignis, rogiis] u. lieh; stol::, rontehm etc.; — hö h^A sük d'r
Weiteres unter attor) hervorging, während höggi'lk afi-r fi iwiiiidcrd, od. freid etc. ; —
die Bedt;).: Sinn od. Verstand, Einsicht In- diiukd sük so hogolk; — ht*' word mi
etc. von biiga (s. unter Loge), als wahr- 5 fuls to lui.iri;olk im sti)lt.
nehmendes Etwas wohl aus der von: hö^liklieid, liii^^plkhoid : i. q. höglicid.
flläncen, hell sein u. machen, erhellen (es liöij-lllitd. llochinuth. Stolz etc.; — hogniöd
erhellt daraus) sichtbar u. sehen machen, zu kuiml tiir de fal.
Gesicht u. zur Wahrnehmung bringen etc. liri^-inödi^, hocInniUhig.
od. aus der subst. Bedtg.: Licht, Klarheit 10 li«n:-nödi^, hochnüthig.
u. so: Erken)itniss od. Mittel, Sinn, Ver- h(»;:;-rii^d , niit einem holwn liücl'cn od.
mögen etc. um Etwas zu erkennen u. ein- einem Buckel versehen, bz. den ]\ücken hoch
zusehen (es geht ihm ein lÄcht auf ^^ es gehoben tragend etc.; — In"- is wat hogriigd :
wird ihm erllürlich, verständlich etc., er — högriigdo ptTde; — hc löpd so högrügd.
sieJit es ein etc.) hervorging, wo dann viel- 15 Iiö^slo, höclistc; Hüchstc.
leiiht aus (ilanz etc. (cf. bilde, glad etc.) liö.ijsti'i'it, x. unter sclu'innoiors.
auch die Bedtg.: Freude etc. hervorging, litt^te, liiiilfte, Höhe, Anhöhe, Erhebung,
die Ja auch das ahd. hiign fr/, böge) schon Hügel etc.; — sakkcn in de högte trekken ; —
hatte. up de liogtc fau de bargen ; — bc is up de
ho«;en, liö^en, höhen, hoch machen etc.; 20 bögte; — dat büs bed tl' luigte nog net; —
— ui)bogon, ferhogcn etc. dat steid up 'n liögte; — de liögten in 't
lio-^enjiliid, wie od. auf welche Weise ge- hwu] matten wi insen ofgrafen laten. — Nid.
)iannt od. gesagt u. geheissen, i)i aller Weise, booute; nd. bögte; mnd. bogede, bocbte;
ilurcliaus etc.; — d'r is bügenA,md gen niinsk ahd. böbida, böliitlia etc.; goth. banbitlia.
west; — d'r is hogen:und niks to sen. — 20 ho-lio, od. liö-ho, ilas redupl. ho (s. 1 bo);
Nid. boegenaanid. — bobo! so geid dat net.
hö^er, //ö/ur; — dat miit of liuger, of liiger, hoike, lioik, .s\ lieike.
en fan l)oiden ; — nn! wen 't den net ho- ho-jänen. Iio-jiippeii, vor Hunger, Lange-
ger of liiger kan, den man to, den mut 't iveile od. Schlaf rigkeit gähnen; — wat sittst
gän as "t kan. 30 du dar al to bojänen un to gajjen V wen du
liö^er-baiid , a) rechterhand, nach rechts mfij un slaprig l)üst, den gä to hedde. Da-
hin etc. ; — liügcrhand up gän ; — bogerhands von wird (od. wurde früher) der Jüngsle
dtwiken (nach rechts hin ausweichen) ; — Beisitzer eines Gerichts scherzhaft ein lio-
h) höhere od. mächtigere Hand, Gottes Hand, jän genannt. — Nd., mnd., nid., mnld. bo-
Schicksal, Obrigkeit etc.; — wat fan högei'liand 35 Janen, was ivoJil für büg-janeu (den Mund
kumd, dar mut man sük under bügen ; — Jioch u. weit aufsperren, cf. jänen u. jap-
't is hum fan bügerliand andän, a) es ist pen) steht.
Htm von höherer Hand, bz. (rott, Sehickscd liü-jäiisk. gälinisch, zum (räJmen geneigt
angethan ; — b) es ist ihm von Obrigkeit etc.; — ik word' so hojäiisk, (hvt ik gewis
wegen kund gethan , od. befohlen u. auf- 40 'n stük äten liel)ben mut.
gelegt. Iiok, s. liuk.
hö^er-uj» , Jiöher Jiinauf, weiter hinauf hok, a) Spitze (LMndspitzc, Ljundzunge),
etc.; — lie wand bügorup; — du must de Ecke, Winkel, Bichtung, Gegend etc., cf.
strate högerup gän. egge, börn, Ord etc ; — d' liök fan liOgum (die
llof:e-ti<I, Ereudeuzeit, Erntezeit etc. — 45 in die Oster-Ems hineinragende Ljundspil-r
]\lnld. (KU.) lienglie-, hogiietijd. beim frühern Logum, einer vorzeitig in dir
hu^-fälMl, hufärd, Hoffart, Stolz, Dünkel knimhörn, od. krnndiük [die Bewohner von
etc. ; — lie stinkd fan bögfärd ; -- (f. Hollen. krunibürn sagen krumhauk od. kiunibonk
— Nd. (Dähnert etc.) boogford; mnld. u. heissen daher auch krunibauksters od.
boogbvaerdye; ahd. böbfart ; 7nhd. böclitart, 50 krumbürners] belcgoten, durch die Sturm-
höfart (Stolz, Vraiht; Hoffart, Vebermuth). jhttheu verschlungenen Ortschaft) ; — de
lio^C-fiiiMli;?, liö^jferdi;?, liöfärdi^, luff'är- büken fan 't liolt d'r ofstäken ; — de wind
tig, stolz, übermüt/iig etc. — ..V(/. boogfür- woid i'it de süder buk; — dat durp ligd lui
dig; nid. boovaardig; mnld. lioogbvaerdigb, de audere bök (Seite, Gegend etc.) ben ; —
lioovaerdigb; «Af/. böbfi-rtig; w(/tr/. böcbfertic. 55 wen du de strate lik üt geistun den um de
liii^KPlk- s. büglik. hök dreist, den must du in 't darde liüs
luiglioid , /fochheit, Vornehmheit, Stolz, gän; — be steid up de bök un kikd na
hohes vornehmes .ftolzes We.^en ; — be wet für beide kanten üt; ■ — boksten (Eck.stein, cf-
bögbeid n»"'t, wo he sük tiren sal ; — he hörnHint) ; — de büken fan de strate ; — si
barst fau bögbeid. GO knind nrt in de büken un bürns (von Haus-
HOKEL 97 IIOEKER
frauen, Dienstmädchen etc., die nicht in die ken ein in ecJcern de s Wesen bezeichnet,
Ecken u. Winkel der Wohnungen kommen od. mit buken (hocken) etc. zu der tmter
ii. nicht Alles gehörig nachsehen u. reini- hok etc. erwähnten y kuc (biegen, krüm-
gen) ; — he sitt in de hok bi 't für to sla- men, ivölben etc.), loie auch Boc k mit b o-
pen ; — smit ^t in d' bök; — b) Angel, 5 cken, bücken (cf. buk, bukken etc.) u.
Thürangel, Fischangel , besonders die grosse biegen ivohl zur ]/ bhug (biegen etc.)
Schellfischangel; — hengen un büken fan gehört.
de döre; — 't es up de buken stäken. — liOker, Höker, Kleinhändler. — Nd. (Br.
Nid., mnld., hoek (angulus, hamus) ; nd. Wb., Bahn er t etc.) hükcv tLhokev (Einer,
(Br. Wb.) huuk; mnd. buk, buk (angulus); 10 der allerhand Essioaaren, besonders fette
wang. (Ehren traut, I, 370) bauk (An- Waaren, Speck etc., Salz, Getreide etc. im
gel). Wohl ztoeifcllos mit schwed. buk Kleinen verkauft); mnd. (Sch.u.L.) hake,
(Bucht); zend. (Justi) kugra (Winkel, baker (Kleinhändler mit Lebensmitteln u.
Ecke)., lit. kaukas (Beule) etc., sowie buk, dergl., als Butter, Käse, Speck, Schmier,
huke, buken u. vihd. bouc; an. baugr (Hü- 15 Seife etc.) u. boke, boken , boker (Klein-
gel), nhd. Höcker etc. zu der bereits un- händler, Krämer, penesticus); mnld. (KU.)
ter beike u. bog (s. am Schlüsse) erwähnten hoccker , huecker , hucker (caupo , propola,
y kuc (biegen, krümmen, ivölben etc., cf. institor) ; engl, buckster u. (cf. KU.) früher
auch hake, hak), wobei ich toegen des Ab- auch: lioukester (Höker, Kleinhändler) ;
lautes „k" u. „g" in diesen Wörtern auf 20 schwed. hökere ; dän. höker; tihd., bz. vid-
die Wörter bügen u. bukken verweise. artl. u. älter hochd. (cf. Grimm, Wb. IV)
Bern. Wie die Volksnamen: Hessen bocke, bocke, boke, bock, böko, höker, bocker,
u. Chatten bekanntlich identisch sind , so hucker, hecker, hockler ; mhd. hucke (Klein-
würde zu diesem bök, liuk, bauk nicht al- händler, Krämer, besonders Einer, der mit
lein formell, sondern auch begrifflich der 25 Esswaaren, als Eier, Butter, Käse u. son-
Name des fries. Volksstammes der C h a u c i stigen Esswaaren handelt) etc.
od. C h a u k e n stimmen, weil dieses Wort Wenn man die obigen Formen, nämlich
sehr gut die Bedtg.: Spitze od. Anhöhe, nd. häker u. höker, soioie neben nhd. hocker,
bz. Landspitzen- od. Landzungen- bucker auch becker u. mnd. hake u. boke
Bewohner gehabt haben kann, ivie ivir 30 vergleicht, so scheint es fast , als ob diesen
auch jetzt die Beioohner von krumhök zweierlei Stämme, nämlich hake ofi haka «.
od. kr umhörn ja auch krumhoks ter s boke od. hoka, buka, gekürzt hak u. bök
etc. (s. oben) nennen u. dann auch zu erwä- od. hok, buk zu Grunde liegen , wie denn
gen ist, dass egge (= nhd. Ecke) nicht auch im Br. Wb. häker -yon hake of?. hake
allein die Bedtg. : Spitze, Schärfe etc., son- 35 (Haken) abgeleitet ivird (als das, woran die
dem auch die von: Kante, liatid etc. u. Waaren zum Verkauf vor dem Ijaden aus-
hök ebenso icie örd auch die Bedtg. : Ge- gehängt loerden) u. andererseits hocke, höcko
gend, Landstrich etc. hat, sodass man das (cf. unter hocke im Grimm'' sehen Wb.)
WortQ\idM.Q,i nicht allein mit Landspitzen- als von nhd. hocken (cf. buken) abstam-
od. Halbinsel- Leute, sondern auch mit 40 mend angesehen u. so gedeutet loird, dass
Rand- od. Uferleute, bz. Leute, die bocke ein Etwas od. Wesen, Person etc.
eine „bauk" genannte Gegend bewohnten, bezeichnet, das etc. sich allerlei Waaren
od. überhaupt auf einem bauk sesshaft loa- aufhockt u. sie auf dem gekrümmten Bü-
ren (cf. wurthsaten , wovon der Name des cken herumträgt u. feilbietet, toie ein Tröd-
Landes Wursten), übersetzen kann. 45 ler dies thut. Vergleicht man indessen,
hokel, s. 1 häkel. dass die Höker ausschliesslich Leute sind,
höken, junge Ziege, Zicklein, Böcklein. die nicht hausirend herumgehen, son-
— Mofries. (Cad. Müller) höhken; nd. dem einen festen Stand u. blos einen klei-
höke ; mnd. hoken, buken, bz. hoyken, hou- noi Laden haben, so ist bei dem Vergleich
ken (Böcklein, od. Bock von Ziegen u. Scha- 50 der M^örter : kramer, kreraer, bz. nhd. Kr ä-
fen). Entioeder mit skr. kokdi (Wolf), kuk- mer von kram in der Bedtg. Bude od.
, kubha (Fasan), kukkuväc (Art Antilope) urspr. ivohl Zelt (cf. kram), soivie nid.
, etc. von der aus ku (sonare, od. ein unar- winkelier (Krämer od. Kleinhändler) von
i ticulirtes Getön u. Geschrei machen, schreien winke! (Winkel, Ecke, bz. Kramladen etc.,
1 etc.) durch Beduplic. u. Kürzung vou kuku 55 c/. winkcl) loohl eher anzunehmen, dass\\o\<.Q,
entstandenen y kuc (einen durchdringenden boker, höker, huke, buker in der Bedtg.
. Ton von sich geben), bz. der davon erweich- Krämer od. Kleinhändler (bz. nid.
1 ten y kug (tönen, piepen, winseln etc. , cf. winkelier) von bök ii. buk (Ecke, Winkel,
Fick, I, 49, 50), sodass dieser Name sich kleiner Verschlag, kleiner Baum, abge-
auf das Meckern bezieht u. hoken, hu- GO pferchter Stall, kleines Gelass etc., cf. buk
J. ton BoOTukaat Koolmau. "Würterbuch. II, 7
nOEKERN
98
HOLD
V. hük) weitcrgchihlet ist u. hlos eine Per-
son hezekhnet , die in einem hok (Winkel,
Ecke) od. huk (kleiner Baum etc.) Waaren
feil hält n. verkauft. Wa.-< nun aber weiter
rfrtN nd. lüikel u. nhd. mdartl. hokcl, hz. 5
mnd. hake (Kleinhändler , h:. Person, die
mit gesalzenen Waaren, als Fischen, He-
ring, Speck etc. handelt) betrifft, so ist da-
für ((/•* Ausgang wohl das mnld. (KU.)
hack (salsamcntarius , salarius) anzusetzen, 10
ivas indessoi selbst wieder mit mnld. (K i l.)
hack (ncgotiator mercis vilioris) identisch
ist u. mit hak (Gehacktes, Zerkleinertes, klei-
nes Zeug, Kleingut etc., od. Geringes) zu
hakkeil gehört, iveil dies aus haka od. haki 15
gekürzte Wort urs^ir. hlos eine Person (Et-
tcas, Wesen etc.) bezeichnete, welche hackt
od. zerkleinert n. zertheilt etc. , bz. ivelche
mit hak (mit Stücken , Brocken, Abfällen
etc., od, mit Hackfleisch, als met, hütspot 20
etc., od. überhaupt mit kleinem Zeug u. ge-
ringen, icetihlosen u. billigen Dingen, cf. 1
hak sub b) handelt.
hökern, hOkern, den Höker od. Klein-
händler machen, mit geringen Waaren han- 25
dein, in Kleinigkeiten od. kleinen Parthiccn
verkaufen etc. ; — he hökerd wat herum ; —
se hukeril dat wer iit; — lio liökerd d'r mit
herum ; — he ferhökerd sin göd.
1. hokke; /. q. heike, hoike. 30
2. liokke. Iiokk", ein (auf gerichteter) Hcmfe
von Korngarben, od. Torf etc. ; — 't kurn
etc. steid in hokken. — Nd. hokke; mnd.
hocke, hake ; 7ihd. (mdartl.) hock , hocke,
Imcke (Haufe von Getreide, Heu etc. auf 35
dem Felde). Die allgemeine Bcdtg. ist
„Haufe" (cumiilus) u. gehört es demnach
mit nhd. Höcker u. Hügel, bz. deren
Stämme liock n. liug, soioie mit hog, hok,
hük etc. u. auch huken (hocken) zur y kiic 40
(biegen, krümmen, ivölbcn, sich bogenförmig
od. rundlich gestalten etc.).
hokke-iiiolen, liokniolen , Mantel-Mühle,
Mühle mit einem Mantel, od. einer Beklei-
dung von Holz od. Bohr etc. , cf. 1 hokke 45
= iieike.
liokkeii, Getreide od. Torf etc. zum Trock-
nen in hokken od. Haufen setzen, tvobei die
Garben schräg gegen einander gestellt, die
Torfsoden aber einzeln aufeinander gelegt 50
11. geschichtet werden; — dat körn is hokk'd;
— de türf mut nödig hokk'd od. uphokk'd
worden.
hokkor, ein Jemand, der das Iiokkon thul.
hok-mulen, .s. hokkemölen. 55
1. hol, hohl; — all' wat liol is, is 6k lös
(leer), man all' wat hol is, hed ök 'n rand,
of is tan 'n wand of 'n hüll' umgiifen, as 't
holle fan 'n ei fan de Schill'; — dat hiis is
keller-hol, d. h. das Haus hat, soweit es 60
reicht, einen Keller, od. hohlen von 3Iauern
u. Gewölben umgebenen u. eingefassten
Baum ; — de appel is hol (der Apfel ist
hohl, d. h. er besteht nur aus der äusseren
Schale, die einen hohlen od. leeren Baum
umfas.-it u. um.'^chliesst ; — 'n hollon bom ;
— de grund is hol im lös (von trocknem
lockeren Erdreich, in das man bei jedem
Schritt tief einsinkt); — dat holt is hol
(concav) iitstäken; — du miist dat nog 'n
bitjo holler (concarer od. tiefer) ütschafen ;
— he sügt so holügd (liohläugig) üt; — dat
water, bz. de se steid so hol (wenn die See
stürmisch bewegt ist u. tiefe Wellenthäler
hat) ; — dat schip ligd up hol water (auf
unruhigem Wasser); — de wind weid so
hol (icic aus einer Höhle od. einer tiefen
Schlucht kommend); — he hed so 'n hollen
stimm; — dat klingd so hol, wen he siugd.
Die Bedensart: „dat geid hir hol (stürmisch,
laut, lustig) her" (z. B. bei einem Gelage
etc.) ist entlehnt von der hohlstehende n,
starkwogenden , stürmisch bewegten See. —
Kid., nd., afries., ags., ahd., mhd. hol; an.
holr. Es gehört mit 2 hol «. fcrhalen (ver-
hohlen, verborgen etc.) zu helan (cf. 2 häleu)
u. bezeichnet eine Beschaffenheit von Etwas,
was höhlenartig tief ist, tvie eine helle, bz.
dessen Itincres ganz od. theilweise durch
eine Hülle umgeben u. verdeckt ist, wie
ein hol.
2. hol, Höhhing, Vertiefung, Loch, Höhle
etc. ; — he ful in 'n hol : — hir 'n hol nn dar
'n dol ; — dat land sitt ful hollen nn dol-
len ; — 't hol fan de band od. de föt ; —
in de holen (od. hollen) fan de bargen ; —
de holen (O. L. B. png. loS), die Schor)i-
steine, od. BauchJiöhlen , Baueltlödier. —
Afries., nid., mnd., ags., ahd., an. hol (ca-
verna, sj)elunca, Höhle, Loch, Oeffnung) u.
ahd. holi; an. bolä; engl, hole {Höhlung,
Höhle, Ijoch , schlechte Wohnung etc., cf,
gat) ; mhd. hüle (Höhle). Davon: afranz.
beule (Bordell), houlier, holier (Besucher
desselben), holerie (unkeusches Wesen) u.
nfranz. hulote (Höhle eines Th irres).
holä, Halt; — holä! dat geid so net;
— holä ! fal net ; s. 1 ho.
1. hold, geneigt, zugeneigt, hold, gewogen, ,
günstig etc.; — he is mi gans net hold ; — dat i
wer (Wetter) wil uns hei net hold wesen.
— Afries. hold, houd; nid. lioud; mnld.
hold, huld, houd; mnd. holde, holt; as.,
ahd. hold; mhd. holt (geneigt, günstig, gnä-
dig, ergeben): ags. hold (dasselbe u. auch:,
a)igcnehm, lieb); an. liollr (ergeben, treu);,
golh. hnltbs (gnädig). Davon: afries. holda,
bouda (Freund, Geliebter ; Blutsfreund, Ver-
wandter); ahd. holdo; mhd. holde (Freund,
Geliebter; Dienstmann, Lehnsmann; ahd.
HOLD 99 HOLKEN
auch geü'ms) ; ahd. holdii:, »ihd. hoUe (Fremi- kan di 't net fiUon ; — hold 't miil (liaJts
diu); ahd. Holdä (eine Göttin, cf. Grimm, Maul, halt es verschlossen, schweig) ; — hold
Mi/th., 344 seq.) etc. Es gehört mit afries. ui) to singen (höre auf zu singen) ; — du
helde, hulde; nid. liulde; mnd. liulde; as. miist hum god in 't uge holden; — hold'
huldi; ahd. huldi, huldhi; mhd. hulde; mhd. 5 diu oge d'r up. — Afries. halda ; hild, hal-
holAe (Geneigtheit, Wohlwollen, Freundlich- den; tofries. (Jap ix) hiiden; satl.^ halda;
Tceit, Huld; freundliche Erlauhniss; Erge- loang. (Ehr entr aut, 1,37) 'h.()\,\n\,\i\\(ii\;
henheit, Treue); ags. hylde, hyldo (Huld, nid. houden, hield etc.; nd. holden, hellen,
wovon nhd. huldigen) etc. u. nhd. Halde holen; mnd. holden; as. haldan, held etc.;
etc. zu ahd. haldjan, heldan (neigen etc.), 10 ags. healdan, heöld etc.; engl, hold; an.
s. unter 2 hellen. halda, holt etc.; schwcd. hälla; dän. holde;
2. hold, Halt, Festigkeit, Bestand, Dauer ahd. haltan, haldan; mhd. halten, halden
etc.; — dat hed gin hold mei"; — wi mutten (halten, in Stand halten, erhalten, bewahren,
d'r mer hold an gefcn; — dat göd is to mör festhalten etc.); goth. haldan (halten, hewah-
(nütrhe), dar sitt gm hold in; — in God 15 reu, hüten, weiden). — Formell u. begrijf-
schal man sin hold hebben un söken. Com- lieh Hesse es sich leicht von skr. (Grass-
pos, iuhold (Inhalt), \)C\\o\\\. (Behalt) etc. — mann) Qardh (sich keck, kühn, stark er-
Afries. hald {in iuliald, Inhalt); nid. houd (in loeisen, hz. keck etc. u. stark sein), bz. ^ardha
in-, be-houd); »(7irf. holtj halt, bz. holdt, hold (stark etc.; Schaar, Heer, Heerde etc., cf.
(Halt, Hinterhalt, Versteck, Befestigung ; 20 herde), ^.ardlias {dasselbe u. auch Macht,
das Halten, Abhalten; der Inhalt) etc., cf. Stärke etc.), (jardhia (stark, fest) etc. ab-
holden, leiten, weil sich hieraus die Bedtgn. : stark,
holden, hollen (ik holde, helle, holl, — fest u. haltend sein, od. die Eigenschaft
du holdest, hollest, holist, — he holdod, hol- haben um zu halten u. zu schützen etc. so-
led, holld, hold etc.; — ik hnW od. [seltener] 25 ivohl, als auch die von: Heerde haben u.
hol, — du hüllst etc.; — heb od. büu hol- besitzen, Vieh halten u. weiden etc. (falls
den, od. hollen), halten, greifen, fassen, haf- pascere die urspr. Bedtg. von goth. haldan
ten, festhalten, kleben, sitzen etc.; behaltoi, ist) von selbst u. ganz imgesucht ergeben.
an sich halten; beioahren, erhalten; wofür holder, holler, beholder, Halter, Schi^'-
halten, meinen, dünken etc. ; richten etc. ; — 30 mer, Schützer, Behalter, Erhalter etc., bz.
holl' hum, anders löpd he weg; — de spiker, Einer der Etwas hält etc. — Sprichw. : de
od. nagel kan dat net holden, (halten, od. holler kumd de erste drunk to.
tragen, bz. festhalten); — dat papir wil an hold-fasl, holfast, Haltfest, d.) Mensch der
de wand net hollen (halten, festhalten, bz. fcstliält u. nicht so leicht Etwas los u. fah-
fasscn, sitzen, kleben etc. od. sitzen etc. blei- 35 reu lässt; — - 't is jo 'n holfast; — b) Eisen-
ben) ; — dat fat hold (fasst, befasst, enthält klammer, Krampe od. Haken zur Befestigung
etc.) dre anker; — dat bök hold huuderd od. zum Festhalten von Pfählen etc.; — d'r
bladen; — dat tau is fast genug, um de last mut 'n goden holfast in slän worden, de hum
to holden un to dragen; — he hold (liält hold. — Sprichw. zu ü) : he is fan kniphusen
oder trägt etc.) sük regt lik; — de stender 40 un holiast, d. h. er ist ein Geizhals.
hold (hält, trägt, stützt etc.) de b5n, bz. de hol-fast, s. holdfast.
mür; — 'n daler hold 30 stüfer; — piirde holke, hölke (Dimin. von 2 hol), kleine
od. fe holden; — he kan hum 't wol holden Höhlung od. Vertiefung, kleines Loch, kleine
\ (er kann es ihm wohl halten, ist ihm wohl Höhle, kleines Versteck etc. ; — holkes un dol-
gewachsen etc.); — he kun' sük net hollen 45 kes, od. holkes un dölkes; — he hed dar 'n
für lachen; — he hed dat geld hollen; — holke under de trapp'.
hold dl fast, dat du net fällst; — dat band 1. holkan od. ]\\i\ken, hold machen, höhlen,
wil net holden ; — dat god, od. flesk etc. hold etc. ; — he holked dat ut ; — ■ de appel is
sük net (hält sich nicht, dauert nicht aus, gans üthölked. — Nd. hölkeu ; mnd. holken ;
hat keinen Bestand, vergeht bald etc.) ; — 50 schwed. holka.
' he hold sin kinder god ; — he hold perde ; 2. holken, versteckt od. heimlich thun, ein
' — he hold sük up ; — de wind hold sük verstecktes, heimliches, hehlerisches, diebisclies
•altid in 't westen; — he hold dat in de unredlicJies V er ständniss mit Jemandem un-
höchte, of lik üt, bz. na 't Osten hen (er terhalten, sich heimlich ti. flüsternd bereden
hält, od. richtet das in die Höhe, od. gerade 55 etc. ; — • wat hei ji dar wer mit 'n ander to hol-
aus, bz. nach Osten hin); — he kan niks ken un to tolken. — Nd. (Br. W B.) hol-
bi sük holden un mut 't altid all' ütplappern ken. — Dieses Wort hängt zweifellos (cf.
wat he wet; — wat holst du d'r fan, is dat holker) mit holke (kleine Holde, kleines Ver-
rocht of net; — wen du di al links holst steck etc.) zusammen u. kann urspr. wohl
dich immer links Imltst u. wendest etc.), den 60 die Bedtg.: Versteck haben u. halten, bz. in
i
HOLKER
100
HOLT
einem VersteJc od. einer Diehshühic tvoJmen
ete. (u. so: den Hehler spielen u. machen,
Hehlerei treiben, rerstecl't it. Jicinilich thun
etc.) f/chaht haben, cf. tolkon.
Iioiker, ein Diebsliehler od. Betreiber von
unredlichen u. das l.icht scheuenden Ge-
werben etc.; — wen de holkors lui tolkcrs bi
'n audor sunt, den bröou sc not fol gOds to-
rcgt; — holkers un tolkevs (unredliches Ge-
sindel). — Xd. (Jir. WB.) holker.
hol-kibd, liolkifd, hohlwangig, od. eigent-
lich hohlkieferig, in Folge des Anxgehcns
der Zähne in den Kiefern, od. kibben.
Holland, Holland od. das Königreich der
Niederlande. Eigentlich bezieht ><ich der
Name nur auf die beiden Provinzen Nord-
u. Süd-Holland. Das Sprichwort: „nu is
Holland in nöd" ivird allgemein auf alle
Verlegenheiten (bz. wo man sich nicht zu
rathen u. zu helfen iveiss) angewendet. Den
Namen Holland betr., so soll er (cf. W.
Arnold, Wanderungen deutscher Stämme
pag. 506) aus holtland (d. i. Waldland)
entstanden sein.
Holländer, Holländer, Niederländer. —
Sprrichw.: hö gcid d'r dör, as 'n Holländer;
— de Holländers sunt kwud ßöse, schlimm,
schlau), pass' iip, wen du mit liür to dun best.
liolland>ik, holländisch. — Sprichw.: dat
geid up sin hollandsk; bold undcr, bolil bufen.
1. liollcn, s. holden.
2. liollen, holden, höhlen, hohl machen,
vertiefen etc.; — hoU' dat nog "n bitjed mi'T
iit. — Ags. holjan ; ahd. liolOn ; nid. hellen;
m)dd. holen.
Hollen, ein Icleines, armseliges Kirchdorf
im Amt Stickhausen, wovon es ]tcis-'<t: Hollen
mut nog fan höfärd undergän, sä' de päp,
as d'r al wer 'n bür mit neje holsken in de
karke kwam.
1. Iioller, s. holder.
2. holler, hohler etc.; s. 1 hol.
holloi't, Jlalt, Feierabend etc.; — m mat-
ten hollert makea. Zu holden.
hoUiglieit, Höhlung, Vertiefung, Ein-
senkxntg etc.; — d'r is so 'u bolligheid in de
miir; — iu de holliVheid fan 't land.
hol-ö^d, hohläugig; — he sügt so holugd üt.
Ii0l-l)i|»0 (Hohlpfeife), Schachtelhalm, equi-
setum ; — dur stän to fol holpipen in 't land,
as dat dat 'n godcn gruud wc^en kan.
Iiolskc ((/. /. hoU-scho, cf. hanskc), Holz-
schuh.
holster, Holfter, a) ledernes Futteral zum
Einstecken der Pistolen (pistolcn-holster) ; —
b) lederne Umhüllung der Zagstränge zum
Schutz der Pferde gegen das Wundreibeti ;
— c) Bauchhöhle, Wanst, Magen etc. ; — he
kan 't air in sin holster bargen ; — d) gros.scs
iveites Maid; — wen he sin holster apen deid,
den mut man bang worden, dat he en up-
frett; — e) (rrossmaul, Grobmaul, od. grobe,
grobmäulige unmanierliche Person; — *n hol-
ster fan 'n wif. — Nd., nid. holster (Futte-
5 ral, lleisesack, Ranzen) ; golli. hulistr (Hülle,
Decke, Schleier) ; ahd. hülst (eine Art Decke) ;
an. hulstr (Futteral) ; ags. heolstor, heolstor
(tenebrae, latebra, antrnm, caverna). 3[it
ahd. hulid, hulith (velamentum) etc. zu hüllen.
10 — Aus ahd. hülst ent>itand mit Einschicbung
eines „f" für „s" das spätere halft u. huli-
ter, bz. nhd. Holfter.
holt, Holz als Stoff od. Material; Wald;
Sarg; — 'n schap fan ekeu holt; — de köl-
15 rabi is in 'l holt schateu (der Kohlrabi ist
i)is Holz geschossen, d. h. holzig od. hart
geworden); — he is so mager as 'n slük
holt ; — he is in 't holt gän ; — nastens
worden d'r gode eken un büken in 't Be-
20 ruiner holt ferköfd, dar must du um den-
ken, dat wi d'r wat fan krigon; — he is güster
stürfen an kumd fau afend in 't holt; —
he is in 'n swart fräfen eken holt, mit sül-
fer beslagen , begrafen; — de dodehoUen
25 (Todtcn-Särge) worden iit nodholten (Noth-
hölzer, d. i. eichene Bretter von bestimm-
ter, zu den Särgen passender Länge u.
Breite) makd. — Afries., sath, nd., as.,
ags., engl., an., norw. holt; nfries. hoalt,
30 hout ; nid. hont ; ahd., mhd. holz.
Es lüird von Fick (III, 72) u. Andern
(cf. Grimm, Wh. IV, 1763) mit kslav.
klada (Balken, Block, HoU) zur ]/ hal, bz.
kal (cf. 2 hellen u. hilt), schlagen, brechen,
35 biegen etc. gestellt, indem sie annehmen,
dass holt urspjr. das im Walde geschla-
gene u. gefällte zum Brennen u. Bauen
dienende Etwas bezeichnete. Da indessen
das Wort holt möglicherweise scJion so ur-
40 (dt ist, dass es schon vor der Zeit entstand,
ehe die Menschen Werkzeuge hatten, um
Bäume zu schlagen u. zufallen, so kann
damit urspr. auch alles das hezeicltnctsein,\
loas durch Windbruch im Walde brach ti.i
45 niederstürzte , also sowohl die vom Winde
gebrochenen u. gefällten Bäume, als auch
die davon uhgehrocliencn Zweige n. lieisrr.
tvo dann das ^Vort holt ursjjr. lediglich lUc
Bedtg.: Bruch gehabt hätte, woraus sidi
50 dann leicht beim Vergleich von 1 briik die
Bedtg.: Gebüsch u. Wald (welche (an-
scheinend die älteste ist, cf. W. Arnnlil.
Wanderungen etc., pag. 506) leicht rut-
wickeln konnte (d. h. locnn Wald ivirkli<l:
55 mit wild u. nicht etwa mit walten cmi
nee ist), da bei einem Windbruch der Br ml
(od. das gestürzte Holz) sämmtlich wlh
durcheinander u. übereinander liegt. J!'
züglich des Wortes holt (dessen „t", bz. „//
GO aus älterem „d" entstand u. wovon es auci
HOLTE
101
HON
[lar nicht sicher ist, äass es mit dem so
vereinzelt stehenden Icslav. khwla üherhaupt
vcncandt ist) sei indessen noch erivähnt,
dass II. Leo es mit ags. hold (Leichnam,
od. eigentlich das die Knochen bedeckende
u. schützende Fleisch, od. die äusserliche
Hülle if. Bedeclciimi des Körpers etc., cf.
hama in lilihama [LeicJinamJ u. skr. pala
[caro ; stramoii] von y pal [servare, tiieri],
als Weiterbildung von y pa, pi [greifen,
fassen, hcdten, sichern, schlitzen etc.], hz.
pä, pi [idem u. auch: herrschen, regieren,
walten, Macht haben etc.], cf. pa [regens],
päti [rex dominus] u. pitar etc.) = au. hold
(Fleisch); norm, hold (dasselbe n. auch
Häute) zu ht'lau (celare etc., cf. 2 hälen)
stellt u. holt in der Bedtg. „Wald" als das
V er hehlende, Versteckende, bz. das
Verborgene u. Dunkle od. das Be-
deckende u. Schützende von helan
ableitet. Hält man indessen diese Bedtg.
fest, so wäre zu holt auch ved. chardis
(Schutz, Schirm etc.) zu erwägen.
holte, Höhlung, Vertiefung etc. — Nid.,
mnld. holte.
holten, hölzern, von Holz; — 'n holten
däle; -- (fig.) steif, ungelenk; — he steid
dar so holten hen ; — he lr)pd so holten.
holterig, holterg, holzig, holzfaserig etc. ;
— de kölrabi word holterg. — IStld. houterig.
holtje, Hölzchen, Stäbchen etc. Das
Sprichw.: „na sunt 't holtjes an den sunt
't smoltjes" hat im Allgemeinen die Bedtg. :
,Jetzt sind sie hart u. ungeniessbar u. nach-
her sind sie loeich u. schmelzend" u. ward
urspr., da smoltje (Diinin. von smolt, Schmalz)
nach dem Br. Wb. auch eine Art kleiner
Schmalzbirnen bezeichnet, wohl auf die erst
■unreifen u. harten u. später butter-
weichen u. schmelzenden Früchte
dieser Birnsorte bezogen, od. es tvurden die
kleinen loilden Holzbirnen im Gegensatz zu
smoltjes auch holtjes genannt. — Nid. houtje.
holt-mager, so mager it. dürr toie Holz.
— Wang. holtmoger.
holt-stek, holtvvinkel, Holzgeschäft, Holz-
handlung.
homeie, Hoheitszeichen, od. eigentlich der
äusserste mit den Landes- u. Hoheits-Zei-
chen versehene Schlag- od. Zollbaum, der
die Grenze gegen das Nachbarland ab-
vchliesst. — Nd. (Br. Wb.) hameine, ha-
raeide, homeine; mnd. (Seh. u. L.) ha-
raoide, homeide, hogemeide, hameie, homeine ;
mnld. harameye, hameyde, hammenboom (re-
pagulum, obex, vectis etc.); mhd. hamit, bz.
hamita.
homel, s. 1 hamel.
honi-ende, s. hamende.
1. hon, Huhn. Im Singular fast obs. u.
nur im Plural hüner allgemein gchräuch-
lich, lüonebcn auch honer u. honder vor-
kömmt. — Redensart, u. Sprichio.: he geid mit
de höner to rik; — kloke hüaer leggen hör
5 cier 6k wol in de netteis; — bi gebrek fan
höner nimd de bür uk mit kreien förlof; —
wen man „sjü" segd, den mend man de hö-
ner air ; — höner hebl)en man 'n lütjen kop,
se slapen hold üt; — achterna kakeln de
10 höner ; — de höner leggen dör de krop un
de kujen melken dör de hals. — Nd., mnd.
hun ; nid. hoen ; as. hun ; ahd. liuon, huan,
hon ; mhd. hiion. — Der Form nach ist es
das substantivirte Präler. eines obs. Vbms.
15 hanan (singen od. krähen) , worüber Wei-
teres unter 1 hän.
2. hon, Hohn, Spott, Schmach, Kränkung,
Verachtung etc. ; — dat is hon , wen he so
sprekd ; — schal dat hon wesen, of is dat
20 din ernst? — he hed mi hon andän ; — mit
hon up en dal kiken. — Nd., mnd. hon;
nid., mnld. hoon (frans, fallacia, probrum,
dedocns, infamia, indignatio , injuria, ira) ;
wfries. huyn , huyne ; ahd. höna (Hohn,
25 Spott). Dass es auch afries. lebte, geht aus
afries. häna, bz. höna od. hena (a. Kläger,
d. i. Gehöhnter, Gekränkter, Verletzter, Be-
schimpfter etc.; — b. Verklagter, d. i. Höh-
ner od. Schimpfer, Kränker etc., cf. 0. L. B.,
30 jJrt^. 673, hoene u. mnd. hone) u. henan
(höhnen , cf. honen) hervor , es sei denn,
dass diese Wörter Ableitungen des Subst.
höna, bz. des goth. hauns; cts. heän (niedrig,
verachtet etc.), bz. ags. heäne, hyne; (did.
35 liöni; mhd. hone, hoene (verachtet, in Nie-
drigkeit, Schmach u. Schande lebend, durch
Schmähung an der Ehre kränkend, un-
freundlich, zornig, hochfahrend, übermüthig,
böse) sind, wovon auch (od. von hönjan etc. ?,
40 cf. honen) ahd. hönida (Schmach, Schande,
Uebermuth, hochfahroides, verletzendes We-
sen) ; as. hönda (Schmach, Schimpf) ; afries.
hänethe, hende (Verletzung, Kränkung ; An-
klage loegen dessen) ; lofries. hoente (Betrug)
45 etc. Was mm ahd. höna, bz. goth. hauns
etc. betrifft, so stellt Fick (II, 327) sie
mit lett. kaunas (Schande, Schmach, Hohn;
Scham) u. kslav. kyja, kyt (uicto) zu einer
y ku (erniedrigen), die mit der für hauen
50 von ihm angesetzten y ku sehr gut iden-
tisch sein kann, da sich aus hauen, bz.
schlagen, erschlagen, verletzen, tödten etc.,
od. niederschlagen, zu Boden schlagen, fäl-
len etc. sehr leicht die Bedtg. : erniedrigen
55 etc., cds auch die von: verletzen, verwunden
etc. in der s i n n l. Bedtg. , toie im afries.
hena (cf. honen) u. (trop.) die von: krän-
ken etc. entwickeln konnte. Da indessen
toeder im Skr. noch sonst eine y ku in die-
60 sen Bedtgn. belegt ist u. auch die von
HONEN HOENEN
102
HOP
//. Leo (pag. 45G) für ags. lieüuau ange-
setzte y kun (oorrngari etc.) sich in dieser
Bedtg. weder findet, noch begrifflich son-
derlich dazu stimmt, so halte ich eher
dafür, dass die für liOua u. htt. kaunas
anzusetzende y huu od. kun entweder mit
der aus kii (souarc, gemere, bz. ein unarticu-
lirtes Geräusch mucfien u. so auch: schreien,
heulen, lärmen, toben, schelten, schmähen
etc.) erweiterten y kun (sonare) identisch
ist (cf. bei Fick, 1, 33 y kak, lachen,
wiehern, wozu er ausser lat. cachinnari etc.
auch ahd. huoh; mhd. liuoch , Hohn, S2)ott
etc., huohön; mhd. liuoheu, verspotten, ver-
lachen, verhöhnen etc. stellt, wonach liuoli ein
rräter. von einem altern Vbm. halian ist,
während kak ebenso wie kuk [cf. Fick, I,
40 seq.] aus einer redupl. Form kaka der
Schallwurzel ka, ablautend ki , ku hervor-
ging, zu denen auch unsere Interjcctionen
od. Ausrufe: ha, ho etc., redupl. haha, hihi,
hoho etc. gehören, welche Ja zum Thcil auch
Lach- od. Spott-Bufe [cf. 2 ha u. 1 ho, so-
icie halia etc. u. das onomatop.: lia-ha-ha-
ha, — hi-hi-hi-hi] sind u. woraus auch die
alten Frage- Fronomen od. Interrogativa :
ka, ki, ku = lat. qua, qui, quo, — germ.
hwa, hwi, hwu etc. zweifellos hervorgingen),
od. dass das Thema: hauna od. kauna aus
einer von ska, sku erweiterten y schau, skun
(ef. schaden etc., sowie schinden, schände,
sehenden , schund u. auch nhd. h u n z e n,
aushunzen , verhunz en zu böhm. hun-
tovati, cerhunzen etc., huntowati, schlachten,
erschlagen, tödten etc., — sowie Weiteres
unter hauen am Schlüsse, bz. die dort an-
geführten Stelloi bei Fick) hervorging.
liunen. honeii, lieiien, höhnen, verhöhnen,
spotten, lachen etc. ; — he liönde hum; — he
hfuid m\ iit. — Africs. hena (höhnen, ver-
letzen, verwunden, schädigen etc.); tvfries.
luiyiijeu; nid., mnd. honen; »(/. liüncn; ags.
hönan, hynau; ahd. liönjan, hönan, honen;
mhd. hoenen. Zu 2 hün.
liiiner, Flur, von 1 hon.
liöucr-huk. llühnerstedl.
liöuci'-iii'rs, llüliner- Arsch. Fedcnsart:
he is nJit so nesgirig as 'n höneruers (wer
sich den ansieht, versteht sie).
hönei'-i'ik, Stange, auf welcher die Hüh-
ner des Xdchts sitzen.
höiike, hdnko. Hühnchen.
liuiike-bec; /. q. lienncbi'e.
hünni;:;, Honig. Redensart. : dat is hön-
nig für hum (flg., das iM ihm etwas sehr
Angenehmes u. Liebliches) ; — dat smekd
as hOnuig (von besonders leckeren Gerich-
trn) ; — cn hönnig um de muud striken
(Jemandem schmeicheln, bz. Süssigkeitrn sa-
gen etc.). — iV'rf. honnig; mnd. hounich; nid.
houig; afries. huuig; wfries. huyuig; nfries.
höuniug, liouuiug; satl. huning; wang. hu-
nig ; as. houeg , lianeg ; ags. hunig ; engl.
honey; an. hunaug; norw. huniug; dän. hou-
5 ning; schwed. houing, hilning; ahd. honag,
houuk, honek, honang; mhd. honec, houic,
honich. — Fs ist eine ähnliche Wortbildung
wie köyig u. müsste die Grdform demnach
kau-aka sein. Fick (III, 78) vergleicht
10 den Stamm kan od. das 'Thema kana zu
skr. kauij, tvas ausser tenuis, exilis, parvus
auch die Bedtg.: granum hat u. meint, dass
honanga (Honig) eigentlich körnig od.
körniges Ftwas bedeute, während ich
15 eher glauben möchte, dass honauga mit skr.
käuaka (aurura, d. i. Glänzendes, Goldiges,
Goldgelbes, bz. ein Etwas W((s glänzt u.
blinkt, od. blank ist) identisch sei u. der
Honig ursjir. wegen seiner goldigen u.
20 goldgelben Farbe mit diesem Namen
belegt ist, bz. als glänzendes u. g ol d i-
ges Etwas aufgefasst wurde. Da indes-n'n
die y kan 7iicht allein die Bedtg.: glän-
zen, sondern auch die von: lieben, be-
25 g ehren etc. (Grassmann übersetzt sie
auch mit: befriedigt sein, freudig sein, er-
freut sein; etwas sich gef edlen lassen, Ge-
f edlen finden an Etwas, sich dessen er-
freuen; Jemandem gefallen etc.) lud, so ist
30 es auch möglich, dass der Honig von den Al-
ten als ein liebliches u. begehrcnswerthes, od.
erfreuliches u. angenehmes Etwas aufge-
fasst wurde, zumal da der Honig loegen
seines lieblichen u. süssen Geschmackes von
35 Thier u. Mensch sehr gesucht ist u. Ja ein
Land, wo 3Iilch u. Honig fliesst, für ein
besonders glückliches u. gesegnetes Land ejcdt.
Dass diese Deutungen des Wortes houauga
(d. h. entweder die von : glänzendes , goldi-
40 ges Etioas, od. die von: liebliches, süsses,
mildes, angenehmes , erfreuendes u. begeh-
rensicerthes Etwas) Jedenfedls viel zutreffen-
der sind, als die von kör ni ges Etwas, ist
doch gewiss u. dürfte dies wohl von Nic-
45 mcindem bestritten iverden.
hönni^-koke. Honigkuchen.
höiiiiij;-sot, honigsüss (auch flg.); — he
kan so höunigsot dön.
hilnsk, höhnisch; — 'u hönskcn täl; —
50 'u hfinsken kerel.
hön-sprake, hönsprjik, Hohnsprache, höh-
nische, kränkende Bede etc.; — dat is hou-
spräk fan hum etc.
lldot. ml. Name. Geschln. Hoots u. H6-
55 tiug, IliUing. Vergl. bei Förstemann i
(7()'i) die Namen: Ilotbert, Hotgilda, Hot- •
niliu, Hotrad, Hotting, Hotto , welche er zu
aud shilt. cf. itbrigens hot. j
1. h(»|t, s. hapc.
60 2. liüj), auch hopel, Beif, Bing, Band etc.
IIOP
103
HOP
von Eisen od. Holz, hz. halhirten Weiden,
die um die Fässer geschlcu/en tvcrdcn; — is-
dern of holten liopen (od. banden , ringen
etc.) um 'n fat slan ; — tlrif de hup nog
wat au, dat he faster shitt; — he hed ^u 5
hidiing hopcn od. hopels (Weideureifc , hz.
Fassreife, Tonncnhändcr) fau Holland un-
derwägs. — Nid. hoep (Fingerri)ig , lieif
ohne eingelegte Steine; Holz reif um ein-
Fass, in letzterer Bcdtg. auch hoepel) ; mnld. 10
hoep, hoepe, hoepel (orbis, circnlus, annu-
lus; chxulus sive viuciilum dolii); africs. hup
(lieif, Ba)id, hz. der das Land lüie ein
Hing umgehende, einschliessende u. schützende
Deich, der ivegen seiner Bedeutsamlceit für 15
das Land u. seiner Kostbarkeit toegen aucli
„the gcldene hüp" hiess , wofür mnd. „de
gülden wall un bandt" steht) ; nfries. (0 n t-
zen) höp (Beif, Tonnenreif) ; engl, hoop
(Beif, Bing, Bügel etc.). — Fs ist ein von 20
3 hüp verschiedenes Wort u. würde sich
leicht aus dem Bräter. hüp, hz. hob, höf,
huop etc. von haban, hapan (hahen, fassen,
halten etc., cf. hebbcn u. höf) herleiten las-
sen, tveil der Beif etc. dasjenige ist, loas 25
ein Etwas zusammenhält , bz. ein- u. nm-
fasst etc. II. ja auch 1 hafen, haft etc. da-
her stammt. Man kann nhrigens bei höp
auch an die Bedtg.: biegen, krümmen, rund-
lich gebogen sein, sich loölben etc. denken 30
(cf. ahd. pouc «. pouga, ags. bcäh [Bing
etc.] von piokan etc., cf. bugen), ivo es als-
dann mit 3 höp von derselben ]/ abzuleiten
wäre, ZU' der Fick auch nhd. Hufe stellt
u. zu welcher auch nhd. Huf (cf. höf am 35
Schlüsse) lautlich hesser stimmt cds zu skr.
gapha etc., zumal man bei Huf in der
Bedtg. Klaue auch an die Bedtg.: krüm-
men, biegen etc. denken kann, eine Bedtg.,
die anch jedenfalls dem zend. ^afa (Hörn, 40
Huf) zu Grunde liegt , was wohl jedenfalls
mit skr. cjapha zur y kap, kamp (cf. griech.
kamptö, biegen, krümmen etc.) gehört. Die-
selbe Bedtg. : krümmen, biegen, sich krüm-
mend od. rundlich u. gebogen ausweiten, od. 45
in gebogener Linie sich um Etwas herum-
ziehen etc. liegt auch ivohl dem schott. , bz.
Orkn. hope (schmale Bucht); isl. hop (re-
cessus maris) ; an. hopa (zurückweichen, bz.
ausbiegen etc.) etc. zu Grunde, eine Bedtg. 50
die anscheinend auch dem ags. höp (s. un-
ter hapen, hopen u. bei Seh. u. L. unter
1 höp) zu Grunde liegt.
3. liöp, Häuf, Haufen; loeitergebildet :
höpe, Haufe u. hüpeu, hupen, Haufen (so- 55
ivohl Sing, cds auch Flur, von höp , höpe) ;
— 't ligd all' up en höp ; — wi hebben de
budel in dre höpen deld ; — Bcdensart: he
terd fan de grote höp od. bült etc. (er zehrt
schon von dem Vermögensstock, greift schon 60
sein Vermögen an, lebt nicht mehr hlos von
den Bevenücn, ivofür wir auch die Bcdois-
art gehrauchen: he terd fau de böge böm) ;
— tu hup kamen (zusammen kommen) ; — to
höp gäfen (zusammen gehen); — to höp lö-
])Cn (zusammen laufe > t) ; — to höp stän
(zusammen stehen); — to höp neien (zu-
sammoi nähen); — to höp brengen etc.;
— de grote höp (od. höpe) wet net bäter ;
— - dar stän 'n hei höpen (ein ganzer Haufe,
eine ganze Menge etc.) rainsken bi 'n an-
der; — 'n holen höpen minsken wassen fan
dage in de stad ; — de rügen hed 'n höpen
(od. hupen) water anbrogd; — d'r is fau 't
jär 'n höpen bült (eine ganze Menge, bz.
ungemein viel) körn wussen; — he hed 'n
höpen bült kinder. — Compos. stenhöp, erd-
höp etc. etc. — Afries. häp ; lofries. heap ;
nfries. hüp ; as. höp ; ags. heäp ; engl, heap ;
nd. hoop; mnd. höp, hope, hoppe, hupe;
nid., mnld. hoop (cumnlus , accrvus , agger,
congeries, strues ; agmen, caterva, multitudo,
congregatio, globus) ; ahd. houf, häuf; mhd.
houf u. ahd. hüfo, huffo; mhd. hüfe, häuf;
an. höpr; schvied., norw. hop; dän. hob
(Haufe, 3Ienge etc.). Mit kslav. kupü; lit.
kaupas u. küpu (Haufe) ; zend. kaofa (Berg ;
Höcker des Kameeis); apers. kaufa; hzv.
köf (Berg, Erhöhung, Höcker, Buckel); osset.
kupb (Hügel) etc., sowie griech. küphos (ge-
bogen, gekrümmt etc.), küphos (Krümmung,
Bucht, Buckel) etc. etc. von einer y kup
(biegen, ivölben, krümmen, od. iirspr. ivolil
sonare, wobei sich einerseits aus To n, G e-
räusch, od. Schall machen etc. die Be-
dtg.: reden, sprechen (cf. Bopp, Gloss.
88, zweite Spcdte) etc., od. singen, klagen,
heulen, jammern etc. (cf. goth. hiufan; as.
hiovan ; ahd. hiufan, hiuban, hiupan ; ags.
heäfau, heöfan, klagen , jammern etc.), an-
dererseits aus rauschen die von: sausen,,
brausen, .stürmen, aufbrausen, zornig iver-
den, iüüthen, toben (cf. bei Bopp, pag. 88,
erste Spalte J/ kup [ii'asci], zu der er auch
unser hape, hope stellt, .sowie lat. cupio),
aufwallen, brodeln, kochen, aufkochen, sich
heftig u. stark bewegen, quellen-, hervorbre-
chen, aufsteigen , sich erheben, eine rund-
liche Erhebung bilden (cf. ahd. hiufila.
Backe, loeibliche Brust etc.); — huf; goth.
hups ; ags. hyp ; nid. hupe, Hüfte, .sich
krümmen u. xvijlben etc. u. endlich aus:
sich erheben u. auf steig en etc. auch
die von: scheinen, glänzen (cf. Bopp, obige
Stelle u. Weiteres bei Fick u. Andern) u.
noch viele andere Bedtgn. entwickelt haben,
wie z. B. die von : springen , aufspringen,
hupfen etc., da auch die Stämme hop, hup
(cf. die nachfolgenden Wörter dieses Stam-
mes) sich von dieser y herleiten.
HOP 104 HÖRE HÖR
1. liop. Dieaes Wort drüclit eine hüp- fau hopen-stük uüt so gröt im stark as de,
fende od. auf- u. niedergehende Beweijung, de dar näst steid. — Es ist wohl aus liöp
od. eigentlich wohl nur eine einmalige u. (Häuf, Haufe) u. un, b^. uud -|- stük ^m-
ziemlith rasche Bewegung ron unten nach sammengesetzt, sodass: .,fau hopen-stük'* so-
oben, bz. eine Erhebung u. eine steigende 5 viel besagt als von: Haufe u. Stück.
Bewegung, od. ein sich Erheben u. Aufsprin- hO|»pelil, liuppeln, schaulceln, bz. freq.
gen etc. aus u. ixt dies der Stamm, bz. nebst hi'ipfot, od. sich auf u. nieder bewegen, cf.
hup (aus urspr. kup, sich auf u. niederbe- liüppen.
icegen, od. aufwallen, aufsteigen etc., s. un- \io\)ye\-, od. \m\)\)c\-i)eTa, Schaukel-Pferd;
ter 2 liöji am Schlüsse) die ]/ von 2 liop, 10 — he sitt up 't huppeljierd uu ridt ua
hoppeln, huppehi, huppen etc. Dieses hop spanjeu.
lebt nur in dem Kinderliede: „hop nun perd liO|)pen, hoppen, mit Hopfen versehen, bz.
ua de nUilen to, anders niks as hafer im kochen u. würzen; — dat her is net stark
strö, hafer un strö un kaf-kaf-kaf, den lOpd genug liopd.
nun perdje in draf-draf-draf", welches Vater 15 liopperi^, liopperg ; i. q. hoppig.
u. Mutter singen , icenn sie ihr Söhnchen lioppig, a) hopfig, mit Hopfen gewürzt
auf dem Knie ausreden, bz. hüpfen lassen. etc.; — dat ber smekd net hoppig genug;
2. Iiop, auch hoppen, Hopfen; — de göd — b) locker, schwammig u. trocken wie
her wil maken, dürd hoj) un molt net ter- Hopfen, als Fehler bei Bäben, Kohlrabe,
saken , un wil he d'r 'n kroms solt in ka- 20 Moorrühoi etc., die zu stark aufgetrieben
ken, mag huni 't uog beter smaken. — Nid., sind u. zu lange gestanden hidten u. in
engl, hop; mnld., mnd. hoppe; nd. hoppen; Folge dessen inwendig im Fleisch schwam-
ahd. hopho, hopt'o; mhd. hophe, hopfo. Der mig u. saftlos geworden sind; — wen de kül-
Namc dieser Pflanze ist wie mnld. hoppe rabi erst hoppig worden is, den dögd se net
(Wicdc-Ifojjf) , bz. ahd. hoöa, hophii, hoppo; 25 mer töm äten.
7/i/tf/. hopho etc. in witu-hotlä etc. ; <(». veidi- 1. hop-sak, Hopfensack von grobem lo-
hoppa; nid. weedhoppe (dasselbe u. soviel ckern Leinen; — hopsakken sunt god to
als Waid- od. J agd-Hüpfer) von 1 hop felis.
loeitergebildet u. bezeichnet ein sich er- 2. hop-sak od. hiip-sak ? — Sprichw. :
Jlebendes, aufsteigendes, klimmen- 30 mit list brengd mau 'n ei in 'n hop-, od.
des, kletterndes Etwas, ivobei man in- hup-sak.
dessen nicht tvie bei hoppe in weedhoppe hör, Jiär, Dreck, Schlamm, Graben- od.
an ein wirkliches auf spring <tn u. hüp- Gruben-Erde etc.; — de hör up de wal snii-
fen, sondern nur an die im Stamm hop ten un afer 't land brengen lateu. — Africs.
liegende Bedtg. der Erhebung u. steigenden 35 hör, höre, horre; nd. (Br. Wb.) haar, hör,
Bewegung, bz. die Bewegung von u n- lioor; m)id. hör, har; as. horo, horu; ags.
ten nach oben hin denken darf, wie horu, horh; ahd. horo; mhd. hör (Sumpf-
diese auch un.'^crmkWm-ai) (Name des E2)heus boden, Schlamm, Schmutz, Dreck, Koth).
u. anderer Schlingpflanzen) zu Grunde liegt. hör, Ör, ihr, ihm, sie (auch possessiv),
hopel. Beif, Fassreif; s. 2 hop. 40 Dativ des Sing. u. Accus, des Sing. u. Plur.
hu|ieln, mit einem hopel od. Beif spielen, von he (er) ; — ik heb' hör (ihr, ihnen)
bz. ihn vermittelst eines Stocks (indem man segd, dat se kamen mut, bz. rautten; — ik
entweder den Beif fortwährend damit an heb' hör net frägd ; — wen ji hör mit bren-
der Hinterseite schlägt , od. den Stock in gen willen, den is, od. sunt se uns wilka-
einen vermittelst Bänder mitten drin be- 45 men ; — to hör (Ih)ien) gesegd , dat is 'n
festigten Bing steckt) ra.sch forttreiben ; — 18geu ; — dat hörd hör (das gehört ihr, od.
känid jungens, lät' w' hengän un tagen 'n ihnen, bz. dieser Person, od. diesen Per-
ander hoj)cln. — Nid. hocpclen. sonen). — Afries. hiri; icfries. her, har;
1. hoppn od. höpen, s. hapen «. 1 hop. nid. haar etc.
2. Iiopcu od. höpen, s. 2 u. 3 hop. 50 hördelko. s-. 2 hörntje.
3. ho|»en o'/. liöjion, /iÄ!(/en; ^ — he hopd 't hör-döni. Hurerei, Ehebruch etc.; — hör-
ene up 't andere ; — he höpd tosameu, wat dum drifen. — Afries. hördom ; nid. hoerdom
he man kan; — he höixl geld up geld; — etc. Zu afries. hör, s. unter höre.
de 'n geweten hcd as 'n felsken hase un de höre, hör, Hure. Sprichw.: sc stinkd
armen uu verlägene lue schind un fild, war 55 as 'n höre; — horen-seggen is half gelagen
he man kan un durd, kan sin geld un göd (gelogen); — büst du hör of def; liest du
wol hopen un fennirdern. Zu 3 höp. geld, man hed di lef; — junge hören, olde
hopen-stük od. Iiöpen-stük, Masse, In- biidosüsters ; — hören un böten spriikcn al-
hult, l'mfang etc.; — he (od. dat der) is tid fan hör ärc ; — hören un schelms sunt
mi to gröt fan hopen-stiik ; — de osse is 00 ligte fracht ; — darum gen hör goschullen.
HÖRE HÖR
105
HOEREN
wen 't kind man götl is; — de mit woten
'n hör ninitl is 'n schelm, of word en; —
de uäring wil hebbeu , mut mennig hör jüf-
fer uömon ; — he lett sük föriit betalen, as
de hören dat dön ; — dat is hören-insUig un
höreu-schergärn ; — 'n apenbaren hör is
nümmer so süm, as 'u hemelken ; — ik bün
de erste uig im ok de leste nig, dat is aller
hören tröst un feruutschüldigung ; — hören
uu defen sunt gen fründe fan de dag ; —
de sük mit hören befätd, mut geld weten ;
— de weteudlik 'n hör tröed (heirathet),
mut sük mit 'n hör ferdragen un dürd not
klagen ; — menuig hör is bilter as 'u dwatje,
wen se fiks is, achtd se up 't ditje un datje.
— Nd. hoor; mnd. höre, horre; 7ihl. hoer;
mnld. hoere; ags., acngl. höre; engl, whore;
an. höra ; noriv., schwed. hora ; dün. höre ;
alid. huorrä , huarra , huora, ; mhd. huore.
Mit afries., an. hör; alid. huor, huar, hör
(aasserehelicher Beischlaf, Ehehruch, Un-
zucht, Hurerei); gotth. hörs; an. hörr ; isl.
hör (Hurer, Ehebrecher, Buhler) ivohl ent-
standen aus dem Präter. hör, huor eines
verlornen Vbms. haran, ivas möglicherweise
die Bedtg. : fliessen , strömen , giessen , od.
FlüssigJceit ausgiessen it. ausströmen, pissen
etc. hatte u. auch das Stammvhm. von nhd.
Harn (aus harana, harna?) war, tvohei den
huor sich zunächst auf das Ergiessen, hz.
den schon geschehenen Erguss, od. Ausfluss
des männl. Samens (daher huor, hör sowohl
Hure r als E r guss- Per so n etc. , als
auch Unzucht etc., als Erguss-Sache,
loobei man auch zugleich noch an Sodomi-
terei denken könnte) bezogen haben inüsste,
ganz wie auch griech. moichös (Ehebrecher)
mit mingere (cf. migen) zur ]/ mih gehört
u. auf der Bedtg. : semen eiFundere beruht.
Man kann aber auch (cf. dieserhalb 1 här,
hase, 1 bar, boren ic. nhd. Beere = ahd.
peri etc., goth. basi von y bhaksh) davon
ausgehen, dass entweder ein älteres Vbm.
hasan in haran , od. ein davon stammendes
Präter. hos, huos in hör etc. überging, wel-
ches Vbm. urspr. die Bedtg. : reiben, scha-
ben , kratzen , stechen , jucken etc. hatte u.
mit 1 här etc., sowie vielleicht auch mit
ahd. hasan (politus) hasanön (polire) zu der-
selben y kas gehörte, wozu Fick (cf. 1,49)
auch griech. kässa (für kas-ja) , kasälbe,
, kasaüra , kasöris (Hure) ; skr. kacchura
(krätzig, unkeusch) etc. stellt, während er
: dagegen goth. hörs ; ahd. huora etc. zu lat.
cärus u. skr. cäru (lieb, lieblich, angenehm
etc.) etc. vergleicht u, dafür, bz. für lit.
kahrs (lecker, lüstern) , kahre (Leckerheit
etc.) , kahriba (Begierde , Gelüste) ; kslav.
kurüva (Hure) ein Thema käru (lüstern;
Subst. Hurer) aufstellt u. dies (cf. II, 314
seq.) von einer y kä (suchen, begehren) ab-
leitet, ivelche er I, 34 unter ka (cf. skr.
kam, kan u. can) aufführt u. wonach denn
goth. hörs urspr. einen begehrlichen, lüster-
5 neu Menschen bezeichnet u. afries. hör; ahd.
huor etc. die Bedtg. Lüsternheit etc. gehabt
haben müsste. Da mm aber ahd. huora
(Hure) jedenfalls mit huorön (huren) von
huor (Unzucht, Buhlerei etc.) weitergebildet
10 ist u. demnach mit kslav. kurüva nicht ein
u. dasselbe Wort sein kann, ferner auch
hör, huor (cf. log, fogen, fögen etc.) seiner
Form nach ein Präter. von einem Wort
haran od. hasan ist, so halte ich es für
15 wahrscheinlicher, dass es nicht mit kära, bz.
der y kä verwandt ist, sondern ebenso tcie
1 här u. griech. kassa etc. (s. oben) zur y
kas (kratzen, jucken etc.) gehört.
1. hören od. hrtren, huren; — he hörd
20 aferal herum ; — hören un snören. — Afries.
höra; nd. hören; nid. hoeren ; a/uZ. huorön,
huarön; mhd. huoren etc. Zu afries. hör;
ahd. huor (Unzucht, Hurerei etc.), s. unter
höre.
25 2. hören, s. hörn.
3. hören, s. hörnen.
liören, hören; a) den Sinn des Gehörs
haben, einen Laut (Schall, Ton, Buf etc.)
vernehmen , bz. mit dem Ohr aufnehmen,
30 auffangen, auffassen etc. , indem die Schall-
toellen das Trommelfell treffen u. in Schwin-
gungen versetzen, die sich iveiter nach dem
Gehirn fortpflanzen u. diesem Kunde geben ;
— he is döf, he kan net hören ; — he hed
35 hum ropen od. singen hören, bz. hörd; —
he hörd 't donnern (er hört es donnern,
vernimmt, dass es donnert etc.); — ik heb'
hörd (vernommen), dat du fröger 'u net wast
un uu schind 't, as of du fan 'n net 'n et
40 worden büst ; — nu hörd insen , wo he fan
sük präld; — hörst du 't dat 't sleid; —
Sprichw.: de net hören (hören, gehorchen
etc.) wil, de mut fölen ; — de fader un mo-
der net hörd, mut 't kalfsfel hören; — b)
45 gehören, angehören, eigen sein, zukommen,
gebühren, passen ; zu Hause gehören, wohn-
haft u. sesshaft sein etc. ; — dat hüs hörd mi ;
— dar mag hum wol de darde del fan hö-
ren; — dat hörd hum half mit an od. to;
50 — wat dl d'r fan hörd (eigen ist, zukömmt,
gebührt etc.), dat schast du ök hebbeu; —
he hörd to min familie ; — dat hörd (ge-
bührt, passt, .schickt) sük net, dat du aferal
de handje-förmeier bist; — dat hörd sük
55 net för junge lue, dat se sük aferal in de
förgrund stellen; — du hörst in de ach-
terste bank; — du hörst hir net hen ; —
he hörd in Emden to hüs ; — dat hörd un-
der sin bewind etc. — Afries. hera, höra
60 (rect. hörja) ; satl. hera ; wfries. hcarren ;
HOEREN 106 HÖRN HÖREN
nd. hörcu; »uuJ. hören; nid. lioorcn ; as. rc», vernehmen, merken etc.) zu einer aus
hörjau, hörcan, liürreou; ags. hyraii, lu'-ran; skii, skav durch Aphäresis entstandenen y
hierau ; ciifil. liear; «». heyra; tionc. liüyra; kii, kav gehört, die möglicherweise ebenso-
schiced. böra; dän. höre: ahd. hürran, liür- wohl unserm hüs als liiul ii. schiide, schau,
reu, hörau, hören ; amhd., amd. hören; mhd. 5 schauen, sdiiir etc., sowie lat. caveo etc.
hoereu; goth. liausjan, hausjon. — Es ist etc. (cf. Fick, II, Gl n. 271 u. 1,213) zu
von einem Stamtn liaus mit jau weitergehil- Grunde liegt u. looriiber unter hüs, hüd,
det, der formell mit an. haus (Schädel, d. i. scliau, schür etc. etc. das Weitere zu ver-
Gehäusc, Behidter, Gefäss , bz. fassendes, gleichen ist.
haltendes od. umfassendes u. umschliessen- 10 lioreii-buk (llurcnhock) , Hurcr, Person,
des iYiffl.v), Ictt. käuss (Napf, Schale) etc. die viel huret: — du bist 'n regton horen-
stimmt, welche Wörter von Fick (cf. I, buk (auch als Schimpfwort).
51 V. III, 79 etc. etc.) nebst skr. ko^a, liorcn-kiiid, Hurenkind, Bastard.
kosba (Behälter etc.) n. hüs (Haus), sowie lioren-kram, Hurenkram, Hurenwirth-
lat. curia zu einer y kus gestellt sind, die 15 schaß etc.
tcohl mit skr. kus, kubh (amplecti) identisch lioi'erder, Hurcr, Buhler.
ist u. da nun der Stamm haus, bz. dessen horero. Hurerei, Buhlerci etc.
Thema hausa von hausjan urspr. vielleicht horereii , huren, die Hurenhäuser besu-
den Sinn des Gehörs od. blos das Ohr (als chen, das Hurenhandwerk treiben etc.
das, was die Schallwellen , od. den Schall 20 lioi'erster, Hurcr in, Buhlerin.
aufnimmt n. auß'asst, od. in sich aufnimmt liril'-hüs. Hurenhaus. Sprichw.: de d'r
u. beschliesst etc.) bezeichnete , so wäre es cn l'öt in 't hörhüs sottd, scttd de andere
sehr leicht möglich, dass hausa als hörender in 't gasthüs (Armenhaus).
od. vernehmender Sinn, od. als Ohr von liörig, gehörig, liörsdui, gehorsam, hörig,
Hause aus mit an. hauss (Schädel, Hirn- 25 gehörig; hörsam, leicht zu hören ti. zu ver-
schale, od. Gefäss, Behälter) identisch ist nehmen.
u. überhaupt nur ein Etivas bezeichnete, liOr-klnd; i. q. horenkind.
tcas den Schall aufnimmt u. (sei es als Ge- lioi'ii, hören, Hörn; — sin horns ütstekeu ;
hör, bz. Gehör- Organ u. den Ton auffas- — Me sett hum de hörns in de sid (auch
Sender, vernehmender u. auffangender Sinn ^0 fig. im Sinn von: ihn stacheln ti. antreiben,
od. als Ohr) .'somit tirspr. blos ein Gefäss, od. auch im Simi von: ihm scharf entge-
eine Schale, od. einen Behälter (gleichviel gentreten etc.); — de bull' nimd iium up
ob schalenförmig, rundlich hohl, od. tricli- de hörns; — en liörns upsotten (auch ßg.) ;
terförmig tiefj bezeichnet hat u. somit hören — man mut not to fOl up de hörns nemou ;
von Hause aus soviel bedeutet als Gefäss od. 35 — hö mut sin hörns nog erst wat oflopeu,
Ohr haben, bz. das fassende u. aufneh- ör lie mak word; — hö hlasd od. stödt iu
mende Organ besitzen, was hören od. auf- 't liorn. — Nd., nid. lioorn, hören; afries.,
nehmen macht. Vergleicht man übrijCns as., ags., an., dän., schwcd. hörn: afries.
gotli. auso, ahd. öv'd etc. (Ohr; Oehr; Ilen- auch hoorn; ivfrics.hoarn; wang. liön ; satl.
kel, Griff etc.) als mit lat. audire ; kslao. 40 liöden ; helg. lu'irn; nfries. hörn; ahd. horu,
umö (Sinn, Verstand); skr. avi (achtend, horiu, lioren ; ?«/*(/. horu ; goth. ]nmn\ (meist
beachtend, sehend, merkend, hörend etc., bz. gekrümmte, spitze Hervorragung od. Aus-
beachten, bemerken, hören etc.) etc. zur y wuchs von harter Masse am Kopfe vieler
av (sich sättigen, erfreuen, gern haben; he- Thiere; harte hornartige Masse od. Bil-
achten , aufmerken, merken u. hören auf 45 düng; vorragende Spitze, Land- od. Berg-
Etwas; begünstigen, helfen) gehörend u. spitze, Promontorium; Mondsichel, krum-
aus avas, od. avis hervorgegangen (die aus mes Blasinstrument etc.). Mit lat. cornu;
u od. ü entstandene y av hatte übrigens ir., kgmr. corn ; cambr. qorn; galat.V^ktnoxi
von Hause aus die Bedtg.: bewegen [sich, (Hörn), sowie griech. keras (Hörn); zend.
od. ein Anderes], die aus der Bedtg. : sich 50 (;rva (Nagel, Hörn) ; npers. rurnü (dasselbe)
betcegen vor, gehen u. kommen zu, erreichen, wahrscheinlich zur y rar, (,Mr (rumpcre, di-
erlangen etc., die von: greifen, fassen, neh- v\.\m\)Cve,([\\^T'm<iQvc, bz. verletzen, verwunden,
men, vernehmen, merken, sehen, hören etc., niedermachen, zerbrechen etc.), zu welcher
sowie die von: zu sich nehmen, essen, trin- auch tvohl skr. ^ara, garu (Waffe, Pfed,
ken, sich sättigen etc.; greifen nach Etwas, 55 Donnerkeil), (;aravya (Pfeil), ^aräru (Zer-
verlangen, begehren, gern haben, lieben etc., störer, Verderber); griech. keraunös (Don-
sotvie weiter auch die von: halten, tragen, nerkril) etc. gehören ti. wonach denn das
schützen, fördern etc. entwickelte) , .so kann Wort Hörn ttrspr. ivohl als ein vcr-
man auch annehmen, dass der Stamm hnus, letzendes, verivundcndes Etwas, bz.
bz. hausjan (hören) mit griech. a-koiiö (hö- 60 als eine spitze, scharfe, stechende Stossioaffe
HOERN
107
HOERST HORST
der Thiere zum Niedermachen u. Vernich-
ten des Gegners aufgefas^t ist.
hörn, Spitze, Ecke, Winkel, Landspitze,
Promontorium; Strecke, Bichtung, Gegend
etc. ; — de liürns fan de tafel ; — sett dl
in de hörn ; — he wand in de hörn fan de
dii<; — in de hörn fan 't für (Herdecke) ;
— 't hus ligt in de westerhörn ; — wen wi
nog 'n hörn (Strecke, hz. Ausweitung in
den Baum hinaus) wider gän , den kamen
wi bi dat andere hiis tohanden; — he wand
in de krumhöru (cf. krumhuk unter hök); —
he snidt hiim d'r 'n dügtigcn hörn (Ecke, hz.
Stück) of. ; — Afries. herne, hörne ; lofries.
(Jap) ix) herne harn; vfries. heern, hürn,
hjaarn, jaan; %cang. hen (statt liern); nid.
hörn; mnJd. hören; nd. hörn; mnd. horue;
ags. hyrne; an., nono. hyrna; dän. hjörne;
schwed. hörn. — Dies Wort ist entweder
von Hause aus identisch mit, od. ei)ie Ab-
lautform von hörn, tcie dies aus an. hyrndhr
(gehörnt) hervorgeht. Vergl. indessen franz.
carne (Winkel, Ecke); afrans. carne (Thür-
angel = uns. hök) u. mnld. hören (anguhis),
lüas Diez (II, 238) von cardo ableitet, wo-
bei indessen auch ivieder zu erwägen ist,
ob dies afranz. Wort nicht mit galat. kär-
non (Hörn, bz. Spitze etc., cf. unter hörn)
zusammenhängt u. mit cardo formell nichts
gemein hat.
liörn-llaser , Hornbläser ; hier bis vor
Kurzem Name der Nachtwächter , weil sie
ein grosses gekrümmtes messingenes Hörn
trugen, auf zvelchem sie durch einen Stoss,
od. mehrmalige Stösse in dasselbe die Stun-
denzahl laut verkündeten; — 't is tid to
bedde! de hörnblaser kumd.
hoi'ud od. hörend, gehörnt, mit einem
Hörn od. mit Hörnern, bz. Spitzen etc. ver-
sehen ; — dat der is nich hörnd ; — hörnde
dinger etc. — cf. ahd. hornaht, horuoht (cor-
nutus) M. hörnen (Hörn, od. Hörner haben;
mit Hörnern versehen sein etc.).
hörnen, hören , von Hörn, hörnern etc. ;
— 'n hören kwildop; — 'n hören spitse etc.
hörnetje, hörntje, hördelke, Homiss. —
Nd. hörnt, hornke, hork, hormk, holmk;
mnd. hörnte, hornente, hörnetje; nid. hor-
zel ; mnld. hörnte, horusel, horsel ; ags. hyr-
net; engl, hörnet; ahd. hornuz, liornoz, hor-
naz; mhd. hornuz, horniz, huruiz, hurnuz,
harniz, harnliz. Da das ahd. horno-bero
neben Hör nträg er auch die Bedtg. cra-
bro od. Homiss hat, so loird hörnet od.
hornuz etc. auch oft von hörn abgeleitet u.
Hörn i s s als ein gehörntes Wesen ge-
deutet, icegen der starken, hornähnlichen
Fühler od. Fresszangen. Möglicherweise
indessen hängt dieses Wort nicht mit hörn,
sondern mit ahd. hären, heren (clamare), od.
besser noch mit tinserm luirren, hurreln (sur-
ren, sumsen, sausen, rauschen etc.) zusam-
men, wie Bremse mit brimmau (cf. brum-
men) u. Hummel mit Jiummen (sumsen).
5 hörn-llint, Eckstein. Fig. od. iron. ein
alter Vcnvandter des Hauses, der schon
Jahre lang den warmen Eckplatz, bz. den
Ehrenplatz in der Ecke des Herdes inne
hat u. denselben unbeweglich beJuuqjict, ohne
10 denselben einem Andern zu überlassen u.
abzutreten.
hörn-loper, Gratsparren, od. Walmspar-
ren, bz. das Sparrholz (jüffer), welches am
Schciinendach das schräge Hinterende drei-
15 eckförmig abschlicsst u. den Winkel des
„spers" bildet.
hörn - schef , schief eckig , schief winklich,
kein richtiges Quadrat od. Viereck bildend;
— dat hüs is hörnschef böed ; — de disk is
20 wat hörnschef.
liörn-schun, schiefeckig etc. ; auch übereck,
diagoncd; — hörnschün afer de disk.
liörn-tand, Eckzahn.
hörntje (Dimin. conlwvn), kleine Ecke etc.
25 liörntje, hörnte (Dimin. von hörn), Hörn-
chen, Hörnchen, kleines halbmondförmiges
Gebäck od. Weissbrödchen, kleines Hörn etc.
liörntje, s. hörnetje.
hors, s. ros.
30 hörsk, hurisch, hurerisch; — 'n hörsken
kerel.
hörst, hörst, höst, Horst; a) Gebüsch,
Gestrüpp etc. ; — b) eine (früher ivohl mit
Gebüsch etc. bewachsene) sandige Anhöhe,
35 bz. ein hochgelegenes Stück Grünland, z. B.
bei Norden etc. ; — dat ligd up de hörst ; —
he wand up de hörst; — de köjen weiden
up de hörst. — Dcüier die Ortsnamen : Sand-
hörst, Horsten etc. etc. — Nd. (D ä h n e r t)
40 hörst (ein buschigtes Stück Land mit Mo-
rast umgeben, ein erhöhter Ort im Walde) ;
mnd. hörst, hurst, host (niedriges Gestrüpp ;
Kriippielbusch; das zu einem Busch zusam-
mengeioachsene Gras an der Seite eines
45 Sumpfes; ein wilder tvüster Ort, Bruch,
Bruchland, bz. mit Gestrüpp etc. bewachse-
nes Land) ; nd.-hess. (Vilmar) host (Staude,
Stengel); nd.-götting. (Schamb ach) host
(Busch, Büschel; Gebüsch, Gehölz; eine he-
50 loachsene kleine Erhöhung im Sumpfe; Trupp,
Haufe); ahd., mhd. hurst, hörst (Gebüsch,
Gesträuch, Busch); ags. (H. Leo, 505, 10)
hyrst ; engl, hurst (Wäldchen, bewachsener
Hügel) ; Schweiz, hurst (Strauch), hürst (Ge-
55 büsch, Dickicht). Es ist ivohl (cf. z. B.
bariien = branneu , sowie ahd. hros, ros,
ors ; as. hros, hors ; ags. hors = nhd. Boss
etc.) zweifellos identisch mit an., isl. hriöstr
(aspretum, glabretum, bz. eine unebene, un-
60 fruchtbare, ivilde Stätte) , tvomit auch viel-
I
nORWAL HARWAL
108
HOT
leicht der Name des fries. Gaues Rüst rin-
gen od. Hr inst r i (cf. E h r e n trän t, TI,
26S in der Note) cusamvienJiäntjt. Die (rrd-
hedtg. des Wortes hurst od. hriust , liriost,
liriöst betr., so tvird (cf. w;ild von wild) da-
mit nrs2)r. wohl nnr eine n-ildc, iviiste, nn-
fruchtbare, bs. nncnltivirte, blos mit Gcstrilpp
beicachscnc Gegend bezeichnet sein, wobei
man selbstredend soivohl an ein hartes u.
trockncs, dürres, n)ifrnchtbares etc., als auch
an ein rauhes, loi'des, wüstes, unebenes, zer-
klüftetes Erdreich denken kann u. da nun
sowohl für luirst als für liriust, bz. die
Verba: luirsan od. hriusan eine ^ hurs, 0(/.
lirus angesetzt werden muss , so stelle ich
borst etc. zu der von Fick I, 53 aufge-
stellten y krus (rauh, hart sein; stosscn,
stechen) u. verweise wegen hyrst aucJi noch
auf das von L. Ettmüller, pag. 50 i da-
für aufgestellte lircostan, sowie xcciter da-
selbst n»/ lireösiiu, sowie pag. 473 auf hyrst-
stau (friuere) unter gleichzeitiger Verweisung
auf IL Leo (cf. pag. 3G'J seq.) hreösan u.
(pag. 5'J5j hyrst u. hyrstau od. hyrstan.
liorwal, liiirwal, Drcckwcdl (cf lior), od.
die zu einem Wall aufgeschichtete schlam-
mige Erde, welche beim Reinigoi eines Gra-
bens etc. auf die Kante desselben geworfen
u. später über das Land gebracht wird, weil
dieselbe in der Regel einen guten Dünger
abgiebt; — de liorwal mut rrst dürfresen uii
förjürs afer 't Jand brogd worden.
hospes. Wirth, Hauswirth. Dieses lat.
Wort (wovon Hospiz, Hospital u. auch
S2)ital = nd. spittel) ist hier i)i den nie-
dern Volkskreisen sehr gebräuchlich u. wird
nur von einem Hauswirth, nie aber von
einem öffentlichen Gastwirth gebraucld; —
min hospes is not to liiis; — wen mm lios-
pes 't man lidon wil, den etc. ~ Mit kslav.
go&podi (Herr) aus idg. ghas-puti (d. i.
Speise- od. Brod-Herr) von y ghas, essen,
cf. gast u. pati = goth. fadi, Herr, cf.
fader.
liöst, Husten; — de höst kwäld nii so;
— bi junge lue dürd de höst not lauger as
8 dage sitten. — Nd. hoost; mnd. liöste;
nid. lioest; satl. host; wang. host; ags. hvüsta;
engl, (mdartl.) wlioost; Schweiz, wustou ; an.
hösti; schwed. hosta; dän. hosten; ahd. lux-
osto, huasto; mhd. huoste. Mit (Fick, 1,
49) lit. kosu, kosti (Husten) ; lett. käset (Ha-
sten); kslav. kasili (Husten); skr. käsa (das-
selbe) zu käs, käsati (husten), welches icahr-
scheinlich aus der Schall- od. lautmalenden
y ku (cf. skr. ku, tönen, seufzen) -4_ as
(sein) zusammengesetzt u. zu käs contrahirl
ist, sodass käs urspr. soviel heisst als „laut
sein". Möglich ist es indessen auch, dass
die Schallwurzel iai, kva blos durch „s" wei-
tergebildet ist u. sonach käs für kvas steht,
wozu die germ. u. sonst. Formen (cf. z. B.
bei Fick, II, 74 kvaso, Korb zu kslav.
kosi, kosa u. dass das formell u. begrifflich
5 auch ivohl mit ku, kva, kvas als onomat.
Wurzeln verwandte griech. koäx, lat. coaxo,
qua.xo, quacken) Jedenfalls besser stimmen.
I)ass skr. käs aus einer Schcülwurzel her-
vorging, bz. ein 2'on-malendes Wort ist, da-
10 für spricht auch zend. tut; (husten), lat. tus-
sis etc., icas Fick (I, V5) zu skr. tus, to-
sati {tönen) stellt.
Iiösten, husten; — he hostd un kuücht
altid.
15 liüster-kökje, ein kleiner Kuchen, bz. ein
Bonbon zur Stillung des Hustens.
hot? — Vergl. die Redensart: ene fau
jo niut hot holden (einer von Euch muss
Sta)id hallen, bz. still stehen, bleiben, zur
20 Stelle bleiben, darf sich nicht entfernen etc.)
uu to hüs blifen ; — de mut man wol hot
holden (dem muss man wohl Stand halten) ;
— he wil nich hot holden (er will nicht
Stand halten, bz. Glicht herhalten, sich nicht
25 ruhig verhalten etc.) , dat ik hum 't d'r üt
iiämeii kan. — Desgl. ferner die Alliteration
,.hot un pot" in der Redensart: 't is all' en
iiot un en pot, welche meist im wegwerfen-
den. Tone von Menschen gleichen Schlages
30 gebraucht icird u. soviel besagt, dass der
Eine ebensogut, od. ehensoschlecht wie der
Ändere. — Was nun das letztere hot in
der Zusammenstellung mit pot (Topf , Ge-
fäss etc.) betrifft, so kann es wohl mit dem
35 deutschen hotte, hutto (Gefäss, ^velches man
auf dem Rücken trägt , bz. hölzernes Ge-
fäss, Butte, hölzerner Tragkorb etc.); mnld.
hoiiQ; franz. hotte (corbis dossuaria) ; nhd.
hotze (Wiege) etc. identisch sein, doch ist
40 es auch möglich, dass es blos die Bedtg. :
Masse, dicke Masse, Niederschlag, Satz,
Bodensatz etc., od. Mischmasch, Gemenge,
(rcinüse etc. (cf. z. B. 't is all' en hütspot,
od. en pot-nat etc., bz. engl, hotch-potch, od.
45 hodge-podge) Jiat u. mit nid. hot ; nd., mnd.
liotte (grronnene Milch, käsigter Thcil der
Milch etc.) eins ist, was wohl ebenso loie
nd.-hess. hotte in „Schwing- Hotten^' (wol-
lige od. flockige Flachsabfälle) mit hottcüi
50 (schwi)igen, hin u. her bewegen, schaukeln
etc., cf. liotjen) zusammenhängt. — Das erste
hot indessen betr., so vergl. unter hetje das
an. hätta (Schicht od. Pause machen, die
Arbeit einstellen n. Stillstand derselben cin-
55 treten lassen. Halt machen etc.), weil in hot
auch die Bedtg. des Haltens loo, bz. des
Stillstehens loo, od. des Verweilens
u. Bleibens etc. liegt , wobei ich wegen
bot aus hat a)i unser of aus af (ab) erin-
60 nere. Vergleicht man übrigens das mit an.
HOETELE
109
HOTJE HUTJE
hätta (einrichten, bestellen; Schicht machen
etc.) connexc hättr (Art, Weise, Beschaffen-
heit, Character etc.), so könnte auch das
zweite hot in liot un pot als Bezeichnung
von Menschen eines Sclilages , hz. gleicher
Art u. gleichen CJtaraJders etc. tool gleicli-
falls hiemit identisch u. nur ivegen des Reims,
bz. tvegen der Alliteration mit pot zusam-
mengestellt sein.
liötele , a) geringe werthlose Kleinigkeit,
Weniges etc. ; — gif ini 'n hötele faii ; —
b) Lumperei, faide schlechte Geschichte,
Pfuscherei etc.; — mit de höteleen must du
nii fan de hals blifen ; — mit sükke liöte-
leeu brnkst du mi nOt kamen; — wat liest
du mi dar nu wer för höteleen mäkd ; —
't is altid so 'n hötele (Pfuscherei, od.
schlechte faule verworrene Wirthschaft, Trö-
delwirtschaft etc.) bi hum west uu he is
iiüit wider kamen. — Es ist 7vahrscheinl.
dasselbe Wort ivie nJul. Hudelei, cf. hö-
telkräm u. das folgende :
liötelen, höteln, sich ohne Erfolg u. nutz-
los mit kleinlichen od. lumpigen Sachen be-
schäftigen, seine Zeit mit Lumpereien ver-
bringen, trödeln, niedere, schlechte u. pfu-
scherhafte Arbeit machen, Sachen verpfu-
schen u. verderben, sich venoickeln u. ver-
loirren in Etwas etc. ; — he deid niks as
höteln un krigt sin läfend nilcs toregt; —
he liötold d'r wat mit herum un kumd d'r
niks mit wider; — wat liest du dar nu wer
toregt höteld ? — he höteld un dröteld net
so laiik, bit dat d; tid hen is; — ■ de budel
is ferhöteld; — he höteld sük d'r in fast.
— Nid. hoetelen (pfuschen, hudeln); vinld.
hoetelen (inartificialiter sc gerere, ignaviter
aliquid agere; frivola agere, sordida agere;
— cauponari, ox rebus vilissimis quaestum
captare) ; mfläm. hoetelen (belistrer, fatrouil-
1er, faire quelque chose leutemant, comme
'n ayant point de hafte; — faire profit et
gaigncr de chosos viles et de petit pris).
Bezüglich dieses anscheinend von einan
Vbm. : hoetcn stammenden Frequentcdivums
ist ma)i allerdings nicht sicher, ob der Stamm
hol, hoet bei dem betr. Vocal- Wechsel n.
dem zvecJiselnden Auslaut t, d, dh, th in
den nd., fries. Wörtern (cf. hOd , höden,
bögen, hören etc., sowie baut, geten etc.) mit
hud in nhd. hudeln identiscJt u. demnach
höteln od. nid. hoetelen loirklich dasselbe
Wort wie lind ein ist, od. einem nhd. hu-
zeln entspyriclit. Vergleicht man indessen
H u del u. hudeln im G r i m m ' sehen
Wb., sowie die zu hoetelen gehörenden mnld.
Wörter : hoeteler (homo iners, operarius iners,
ineptus in arte quam exercet; homo nihili,
inanis sordidus, levis, nequam, scurra; —
caupo sordidus), hoetelwerk, hoetelrije (opus
frivolum, frivola, ineptiae, turpis quaestus,
sordidum hierum) etc. so scJieint es zweifel-
los, dass der Stamm hoetel von hoetelen mit
nhd. Hu del u. mJid. huder in huder-wat
5 (Liimpenkleid od. zerlumptes Kleid) %oirk-
lich identisch ist u. demnach auch hoetel
urspr. die Bedtg. : Lumpe , Fetzen , Lappe
etc. hatte. Da nu)i aber huder zweifellos
wieder mit hader, bz. ahd. liadarä; mhd.
10 hader, hadel (Lumpen, Lappen; später auch
Streit = nhd. Hader) verwandt u. des-
selben Ursprungs ist, so muss mhd. huder
ivohl für huoder stehen und diese Form
aus älterem hadar in ähnlicher Weise her-
15 vorgegangen sein, toie ahd. muotar 2i. unser
moder, nid. moeder aus älterm. matar od.
mätar. Vergleicht man nwn -weiter, dass
Fick (III, 61) ags. headhor (receptaculum),
goth. hetlijö (Kammer) mit cüid. huota u.
20 )nhd. hüeten (cf. hud, höden) zu einer germ.
y hath (bergen) = skr. cat (bergen, ver-
stecken, bz. bedecken, verhüllen etc.) stellt,
so ist auch mhd. huder, nJid. Hu del u.
hudeln mit ahd. hadarä gleichfcdls zu skr.
25 kantha (Flicken- od. Lappenkleid), lat. cento
(ivas aus cdlerlei Flicken u. Lappen zu-
sammengesetzt ist, Flickwerk, Lumpenwerk
etc.) ; griech. kentrön (dasselbe) zu stellen
u. kann das mit mnld. hoeteler identische
30 mnd. huteler demnach auch nicht mit nhd.
h ü t e n verioandt sein, ivozu Dr. L übbe n
(cf. huteler bei Seh. u. L.) es anscheinend
stellt. Denn dass diese beiden Wörter wirk-
lich identisch sind, geht schon daraus her-
35 vor, dass beide auch durch soeteler, bz. su-
teler (Sudler) erklärt tverden u. dass sie
mit nhd. hüten, bz. unserm höden unver-
wandt sind, sowie daraus, dass sie bei einer
Ableitung von höden, bz. ahd. liuotan, mnld.
40 hoeden dann gerade umgekehrt im nd. hu-
deln «. im nhd. hutein lauten müssten.
höteike, höttelke, kleiner Lappen um
einen xounden Finger, bz. ein von Flicken
u. Lappen genähter Fingerling, der über
45 einen lounden Finger zum Schutz gezogen
loird. — Es scheint mir von höddelke inso-
fern verschieden, dass es nicht mit die-
sem zu höd IC. höden, sondern mit engl.
liottle (Fingerling) zu dem Stammwort hö-
50 tel von hölelea (s. d.), bz. dem mnld. hoe-
tel = nhd. Hu del in der Bedtg.: Lappen,
Flicken etc. gehört, bz. ein Dimin. davon ist.
hötel - krtim , lumpigter , nichtsnutziger,
iverthloser Kram, Pfuscherarbeit, nichts-
55 nutzige, faule Sache etc.; — dat is all' hö-
telkräm, wat nargends to to briiken is; —
mit de höielkram wil 'k niks to don hebbeu.
höteln, s. hötelen.
hotje, hutjo, hurtje, eine kleine Fracht
GO od. Quantität Torf, od, sonstiger Dinge, die
IIOTJEDRAF
110
HüBBEL
man wohl auf einmal in einem Tragl'orh
auf dem Buchen fortschaffen kann, bz. ein
kleiner M'acjen roll Torf, %cie sie die sog.
morhäntjcs in ihroi kleinen u. engen, sarg-
ähnliclten Wagen zur Stadt bringen; — ■ 't
is je man so 'a hotje, wat hr dar up de wa-
gen hcd ; — ik lu-li' 'n liotje türf, od. 'n
hotje hei (Heu) kot'd. — Wohl zweifellos
Dimin. i'on nhd. Hotte (Tragkorb, liücken-
korb, bz. Behälter etc.), s. unter hot. Uebri-
gens fuhrt f api.r unter hottjen (cf. liotjcn)
auch ein liot i)i der Jiedtg.: Wagen auf,
ironach dann hotje auch ein kleiner Wa-
gen sein kann.
hütje-draf od. hiUjo-di-af, hurtjc-di-aC,
Schaukeltrab ; — hO ridt in 'n hotje-draf;
s. (bis folgende:
Ilotjoii, hiitjon. liui'tjcii, schwingen, schüt-
teln, schaukeln, in schaukelnder , bz. auf-
u. niedersteigender Bewegung reiten «. ge-
hen, od. fahren, hin u. her bewegen, von
einer Stelle auf die andere legen etc.; —
he hotjed dat hen un wer, bz. all' dör 'n
ander; — he hotjed up un dal; — he hot-
jed d'r hen; — hü hotjed d'r wat mit herum;
— he hutjed od. huitjcd (fährt lang.sam
schaukelnd, bz. in langsamem Trab) wer na
hiis ben. — Vergl. ntd. hotsen, hutsen (stos-
sen, schütteln, bz. auf u. nieder, od. hin u.
her fuhren), ivovon Diez (II, 335) das
franz. hocher (schütteln etc.) ableitet u. wo-
i'on auch engl, hotch (schütteln, hinken,
Inunpeln , sich sprungweise bcivegen etc.),
hotclu'l (ungeschickt u. stolperig gehen, hin-
ken etc.) stammen. Ferner vergl. auch un-
ser hütscln u. irfries. hottjen (tvetzen, schär-
fen, schleifen etc., od. eigentlich nach Ja-
pi.x hin u. her bewegen n. ziehen). Ver-
gleicht man nun im Gr im m^ sehen Wh.:
unter Hotte weiter: Schweiz., bern. hottel
(Kutsche, Wiege), hottern (schütteln, rütteln
etc.), schwäb. liottern, hotschein, liotsciicn
(zittern) etc., so ist loohl zweifellos, dass al-
len diesen Wörtern ein Stamm hot mit der
Bedtg. : Stoss od. Vorwärtsbewegung etc. zu
Grunde liegt, woraus sich fi\r hotten die
Bedtg.: stossen , rütteln, schütteln, hin u.
her bewegen, schaukeln, schwingen etc. von
selbst ergiebt u. wobei man für hotte //; der
Bedtg.: corhis dossuaria (s. unter hot) auch
annehmen kann, da.'<s es ebenso ivie hotzc
(Wiege) urspr. die Bedtg. : Schwing-Bing,
od. „Etwas, ivas man durch einen Schwung
auf den Rücken schwingt u. hebt", hatte, ivie
auch dem nid., nd., nhd. holte (geronnene
Milch) u. hotten (gerinnen, durch schütteln
u. schaukeln sich scheiden etc.) jedenfalls
die Bedtg.: Stoss, Erschütterung, bz. stossen,
schüttern, schütteln etc. zu Grunde liegt.
Was nun aber den Stamm hot selbst be-
trifft, so dürfte dieser wohl mit dem Rufe
hot, womit man die Pferde vorwärts treibt,
von Hanse aus identisch sein, wie Ja auch
wir hot in dem Kinderreime: hot, hot, mm
5 perd na de mölen to in der Bedtg.: vor-
wärts gchrauchcn u. er auch sonst ebenso
wie hü (cf. hotperd ?<. hüperd) in derselben
Bedtg. gebräuchlich ist u. somit ein Trei-
ben an, od. V o r w ä r tstreibe n bezeich-
10 nct, xooraus sich auch die Bedtg.: stossen,
od. Stoss (als Vorwärtsbewegung) leicht ent-
wickeln konnte. Vergl. dicserJudb nhd. hot-
ten (ds Fuhrmannswort in der Bedtg.:
treiben, antreiben, forttreiben etc., soivie
15 weiter in der von: corwärts kommen u. ge-
hen, gelingen, glücken, die hotten auch im
nid. u. mnld. (cf. KU.) hat, sowie weiter
isl., bz. an. liott (equisouum clamor), liotta
(equisonum clamare) etc. Formell wird nun
20 aber hot als Ruf od. Zuruf zur y kand,
kad (vocare, clamare etc.) stimmen, die hier-
aus beim Vergleich mit hot u. hotten auch
wohl die Bedtg.: commoveri, perturhari, ter-
reri etc. entwickeln konnte, toonach doni
25 die für haten angesetzte y hat =: skr. kad
von Hause aus mit kad (vocare etc.) iden-
tisch sein würde. Vergl. dieserhalb unter
hop (aas als Zuruf dieselbe Bedtg. hat wie
hot, z. B. in hop, hop, min perd =: hot,
30 hot, min perd) den loahrscheinlichen Zu-
sammenhang mit y kup u. darüber Wei-
teres unter 3 hup, ivie sich auch allerlei
Bedtgn. aus der Grdbdtg. sonare entwickel-
ten ti. wonach man auch annehmen muss,
35 dass die für schwed. hot; an. hot (Drohung,
Drohworte); an. livata (vorwärts treiben),
livät (Änreizung etc.); ahd. hwaz (scharf,
heftig); nhd. wetzen (schärfen etc.) anzu-
setzende y kud, bz. skr. cud, cvad ; germ.
40 hvat, ebenso wie germ. hvath; skr. kvath (sie-
den, kochen, bz. aufbrausen, brodeln etc., cf.
3 hüp am Schlüsse) mit y kad (sonare etc.)
von Hause aus auch identisch ist, od. dass
der Stamm hot (cf. auch wfrics. hottjen (wct-
45 ze}i, schärfen) urspr. mit kud, bz. cud u. germ.
hvat od. hut (antreiben, erregen, schärfen etc.,
cf. Fick, III, !H seq.) identisch ivar.
liöting, .S-. unter Iloot.
hot -perd, hotperdje, hotjcpfrd (Kin-
50 derspr.), Pferd, Pferdchen, Reitpferd etc.,
Pferd zum Tndien u. Reiten etc. ; — he iicd
'n lütjed hotperdje krcgen.
hoväi'd, iKtverdig, s. hOgfärd etc.
Iiovd, .s. liAfd etc.
55 hilvol, s. iiufel.
Iiövou, s. höfen.
llii, Ausruf zum Antreiben der Pferde.
hultltd, rnebenheit, Höcker, Erhöhung
etc. ; — 't is all' fiil hublx'ls un knnl)l)els. —
GO Mlil. hol)heI; inhd. hubel etc.; .s. unter 1 höfel.
HUBBELEN HUBBELN
111
HUEFE HUFE
liul)l)elen, hiibbeln, ahwecJiseJiid auf ii.
nieder steigen, sich loellenfönnig erheben u.
bewegen etc.; — dat huhhekl uii hulibeld all'
up un dal. — Nid. liobbelen. Es gehört zu
hiibbel, bs. höfel, berührt sich selbstredend
aber auch mit huppen, luippcln, hoppeln etc.,
weil die Wurzeln hup, hub, huf u. haj),
hab etc. = idg. kap n. kup von Hanse aus
identisch sind.
hubbelig, hnbbclg, uneben, höckerig, wel-
lenförmig, abwechselnd hoch u. niedrig etc.
— Nid. hobbelig.
hiibei'i":, hiibeni etc., s. liüforn, hüfeng etc.
buchten, liucliteni od. hugtern, sehnlich
verlangen, hoffen, ivarten etc.; — he sitt al
to huchtern un to wachten. — Zu hugen
(sinnen, denken an, trachten nach, verlan-
gen etc.).
lliul (Flur, huden). Haut, Fell, Balg; —
Redensart. : he trekd hum de hiul afer de
ören ; — d'r is gen hixd of slüt in de rok ;
— elk mut sin egen hüd to markt dragen ;
— he sitt in gen gesunden hüd (er ist nicht
gesund) ; — he sitt in gen goden hüd (er
taugt nicht, hz. ihm ist nicht zu trauen).
— Afries. hüd (neben hed, hede, cf. 3 beide) ;
nd. hüd; mnd. hüd, hüt; nid. huid; mnld.
huyd ; ahd., mhd. hüt; as. hüd; ags. hyd;
an. hüd. 3Iit lat. cutis; griech. skütos
(Haut) u. lat. scutum (Schild) etc. , sowie
mit unserm schude, schul, schür etc. zu der
y sku, bedecken, verhüllen, timhüllen, um-
scldiessen etc.
hüd, hüt, heute.
1. bilde, heute ; — hüden-dags (heut zu Tage,
cf. nid. hedendaagsch). — Afries. hiude,
hioda, hyoda; wfries. joed, joe; mnld. he-
den, huyden, huyd; mnd. hudene, huden,
hude ; as. hiudu; ahd. hiutu, hiuto, hiuta;
vthd. hiute ; md. hüte. Contrahirt aus afries.
hiudega; as. hudigu, hodigo; ags. heodaeg;
ahd. (hiü-tagü), an diesem Tage. cf. 2 heden.
2. hiido, Gewahrsam, Versteck, heimlicher,
verborgener Ort, Höhle etc. ; — he hed gud
wat in de büde (er ist tüchtig begütert, hat
sich gut loas zusaminengespart etc.); — ik
heb' 'n hüde up de perdebön in 't hei mäkd,
war ik min appels in upbarg un ferstäke.
cf. iramen-hüde, Honigwabe. — Mit höde
zu höden.
hiidel, Kloss, Mehlkloss. — Sprichio.:
ende göd, alles god, morgen äten wi hüdels;
— he is wüpsig, as Berend Heykes sin hüdels.
hiiden, hüten etc.; s. höden.
bilden, häuten.
hüder, Hüter; s. höder.
hiiderig, hfiderg-, hautreich, viele Häute
habend, mit Häuten durchzogen etc.; — dat
is^ so 'u hüderg stük flesk , dat de düfel 't
biten kan.
huderik, huderk, liüderk (auch rüderik,
rüderk), Gundelrebe, Erd-Epheu (Glocoma
hederacea, od. Hedera terrostris). — Nd.
(Schütz e) huderich , (DäJtnert) huder
5 u. (bei Lübeck) hederik. Im nhd. heisst
sie auch Hederich u. ist das Wort loohl
von lat. Iledera weitergebildet.
budi;^, häutig; dün-, dik-hüdig etc.
liiidi^, heutig; hüdigen dags. cf. 1 hüde.
10 bfidje, bfitje, Häutchen, kleine od. dünne
feine Haut, Fellchen, dünne Schede etc.
hildjen, liiltjen, a) die Häutchen od. dün-
nen Felle abziehen, dünn schälen, die obere
Haut (od. Binde, Ueberzug, Kruste etc.)
15 dünn abnehmen etc.; — du niust dat för-
sichtig liüdjen; — he hudjed dat dün of;
— b) den bereits im vorigen Herbst uinge-
Xifiügten Acker im Frühjahr dünn u. leicht
pflügen, u. eggen u. so die Kruste od. obere
20 Haut lockern; — dat land brükd man blot
hüdjed worden un den küu' j'i 't körn d'r so
in seien.
hüfe, büfe, a) Haube; — se is under de
hüfe kamen ; — Dimin. hüfeke, hüt'ke ; — he
25 ritt hör 't hüfke fan de kop; — b) Bienen-
korb; — c) Decke, Schuf ztuch od. Umhül-
lung eines Tuch-Ballens; — d) Behältniss
od. Facli,, bz. ein Beutel, ivorin man sein
Geld od. seine Schätze aufbewahrt ; — he hed
30 wat in de hüfe (er hat tvas zurückgelegt, ist
wohlhabend etc.). — JMofries. (Wiarda,
pag. 201) huve ; nfrics. huw, höw ; nd. huve,
huwe; mnd. huve; nid. huif; mnld. huyve ;
ags. hüfe; an. hüfa; norw. huva; schwed.
35 hufva ; dän. hue ; schott. how ; ahd. hübä ;
mhd. hübe (Mütze, Haube, Mitra). Davon
afranz. liuvet (Mitra). Es ist sehr zwei-
felhaft, zu loelcher y dieses Wort gehört,
bz. mit ivelchen Wörtern der (Uteren Spra-
40 chen es verwandt ist. Vergleicht man in-
dessen, dass unser hüferen, idd. huiveren
im mnld. in den Formen huyveren u. kuy-
veren belegt ist, so scheint es fast zweifel-
los, dass auch hüfe mit küfe (cf. küfeke,
45 küfke, Häubchen), bz. nid. huif mit )dd.
kuif, mnld. koyffe «. so tveiter mit dem ital.
cuffia, scuffia; sjjan. cofia; franz. coiffe etc.
(Diez, I, 149) immittelbar zusammenhängt,
dessoi Herkunft gleichfalls zweifelhaft scheint,
50 trotzdem Diez es von ahd. kuppa, kupha
(Mitra, Kojjfbeäcckung) u. dies aus Icd. cuppa
(Gefäss, Becher, Behälter) ableitet, tvonach
übrigens Fiek cdid. hüba auch mit Recht
mit skr. ka-kubh (Kuppe, Gipfel), kumba
55 (weiblicher Kopfpmtz, Kopf etc.); griech.
kuphe, kube, kümbe (Kopf) zu einem idg.
kumbha, kubha (Kuppe, Haube) stellt, zu
dem auch dann skr. kumbha (Topf, Krug,
Urne); zend. khumbha (Topf); griech. küm-
60 büs (Gefäss, Becher, Behälter etc., cf. nhd,
IIFEFEN 112 IIUKELN
Humpen u. unser kiinime) , kübas (Urne Iiu<jeii , hü^en, sinne», denken, hoffen,
etc.) (fehüren müssen. Uehn'fjens ist uuch Fick sclimer^lich verlanffcn , .<<ehnsüchtig worauf
(cf. III, 7S) tcef/in altfl. hnhii -weif elhaft, (hl mtrten etc.; — wat sittst du to liugen?
er es auch für möglich hält, dass es su einrr — lu' sitt to hugeii im to hapeu; — dat
germ. ] luif, hup = skr. kup (cf. hop u. 5 pörd hügd na de liafer; — ik heb' al
unter 3 hC^\^] gehört, u-ozu er auch lat. cupio l;xnk säten to hugon, dat du kwarast. —
u. cunibiTO .■itellt. Sollte indes.'ien nicht auch Afries. hugja (denken , erinnerlich sein);
hiitV mit hiid, schade u. lat. cavea, caveo, icang. hügje (hoffen) etc.; s. Weiteres unter
b:. unserm kau, schau etc. etc. zu der ]/ bogen.
sku, skav (bedecken, verhüllen etc.) gehören, 10 buk. hok, Loch, kleine elende Wohnung,
zumal da es sehr leicht möglich ist, da.'<s kleiner abgesperrter dunkler Raum od. Ver-
das „f" in ahd. hiifi aus ältcrm w, hz. v schlag, Koben, Stall etc. ; — se wauen dar
hervorging, anstatt aus «;•>;/>/•. p od. bh '? in so 'n liitjet huk; — 't is man so 'n lüt-
hiifen. a) hüllen, mit einer hüte (s. hüfe jet luik tan 'n hüs; — dar bi de sid is nog
sub (?) od. einem Schntztuch umgeben u. 15 so 'n huk, dar kan 't wol liggeu : — de kin-
dariu einpacken; — hüfe dat hxken in; — der slapen all' bi" 'n ander iu en huk; —
du must dat god bätcr inhüfeu; — b) sam- de dOf sitt iu 't huk; — swm-, hunde-, hö-
sammcln, si>a>en, zusammenbringen etc.; — ner-, enter-huk etc. — Nid. hok; m nid. hock
he hüfd dügtig wat bi 'n ander. (ovile, septum, cors, cavea); ivang. (Ehren-
hiileren. hüborcn, hiifeni, hüberu, beben, 20 traut, I, 370) hek (Schaf stall) etc. — Wohl
zittern, sclmudern. frösteln etc.; — he hü- mit buken, hök etc. zu der unter bog ?<. hök
ferd fan kolde; — lu"' hüferd d"r für, um erwähnten ]/ kuc (biegen, krümmen, wölben
dat to dön : — he hüferd (bebt, sclirickt etc.) etc.), sodass es ursjtr. eine Höhlung od. Ver-
d'r für torüg. — Nid. huivercn; mnld. huy- tiefung, Einbiegu)ig etc., bz. einen Winkel,
veren, kuyvi-reii. Beide letzten Formen setzen 25 od. eine Ecke etc. bedeutete,
eine ]/ skup od. skubh (bewegen vor, od. wo- buk, Zäpfchen im Habe ; — de buk is
hin) voraus, die auch unserm schufen, schuf- mi swullen, od. schaten , das Zäpfchen ist
fohl etc. zu (irundc liegt, weil schüfen (seh ie- vtir geschwollen, od. geschossen ii. dadurch
ben) doch )iiehts Anderes besagt, als sich, verlängert u. gesunken; — de buk ligten,
od. ein Anderes bewegen irgend wohin. Da 30 das Zäpfchen heben, — fig. Jemanden be-
nun aber jeder liuck u. Stoss entweder trügen u. ihn rein ausziehen. — Nfries.
eine Bewegung ist u. macht, so ist für hü- huk, hück; ivang. buch; nid. luiig; mnld.
Irren (sich frequent. bewegen) ein urspr. buj'cli, huyg; norw., dän. huk; süddän.
hnfan, bz. skufan, skubhan anzusetzen, was (Outzen) huug; nd. (Schütze, Br. Wb.)
von der y skubh = skr. ksbubh (bewegen, 35 huuk ; mnd. buk. Es ist jedenfalls mit bök
schicenken, zittern etc., bz. stossen, .schüttern, (Ecke, Spitze etc.) u. büke , buken einerlei
.schütteln) abgeleitet ist. Vergl. dieserhalb Ursprungs, da es entweder die Bedtg.: Spitze^
Fick, 1, 335 unter skubh das Weitere, Spitzes etc., od. Ausbiegung, rundliche Ef'
u-elche y auch tvohl unserm scliul)ben u. habenheit. Beule, Höcker etc. hat. Im
nicht allein unserm schüfen, scliuti'cln etc. 40 Grimm'' scheu Wb. wird das gleiehbedeu-
zu Grunde liegt. tende Hauch, bz. beuch, buch zu sät. kä-
luiforig. liüierg:, hiiber^, hüfri^ etc , be- kud, käkuda (Mundhöhle , Gaumen) kaka-
herig, zitterig, frostig, schauerlich, schaurig laka {Kehlkopf, Schildknurpel) verglichen,
etc.; — ik bün so liüferg, 't is nüt as of ik bz. als diesem entsprechend angegeben, was
de kolde afor 't lilfend heb'. — Nid. hui- 45 mir jedoch sehr fraglich zu sein scheint.
verig. huke, liük", liuiko. die kauernde Stellung,
liürerin^, Iiüferen, Schauderti , Zittern, das Niederhocken od. Niedersitzen mit zu-
Beben etc.; — d'r geid mi so 'n hüferen sammengebogenen K)iieen u. gekrümmtem \
afer 't liifeiul. Bücken ; — In'- sitt up de huke, er sitzt in '
hülke. N. unter hüfe. 50 kauernder Stellung etc. — Nd. huuk, hurk;
hilft, hilft, Hüfte (coxa). — Wang. huft; nid. liuik, hurk; nfries. buk; f/ri». hug etc., '
mnd. liuf; )dd. hupe, huppe, lieupe, beu]); (/. bukon.
ags. byp, liype; oigl. hip; (^i. buppr; norw. hllkeln, ei)i surrendes, dem Tone „hu-'
hupp; ahd., mhd. huf; goth. liups. — Es hu-hu** entsprechendes Gcräuseli machen mit- '\
liegt diesem Worte entweder die Bedtg. : 55 telst des sog. hukel-, od. runimel-pots, eines '
Einbiegung, Vertiefung, Höhle etc., od. Er- Hörn od. sonstigen Gefässes, welches mit
höhung, Vorragung etc. zu Grunde, die sich einer Blase, worin ein Biet od. Bohr bc-
beidc aus dem Begriff des rundlichen festigt ist, id)crzogen tvird, an dem man
ergehen. Wegeu der |/ vergl. unter 3 höp mit angefeuchteten Fingern od. Händen auf-
«. bei Fick, II J, 77. CO «. niederstreicht u. dadurch einen surrenden
IIÜKEL-POT 113 HUELLE HÜELL'
Ton erzeugt, den wir eben mit hukelu he- hele nagt mit 't kiud sitten must to hukke-
zeichnen, loährend in Hindelopen (West- forsseii ; 't wul hei uii dal net slapen. —
friesl.) dafür das Wort goefjen (gespr. gut- Die Entstehung u. Zusammenstellung dieses
Jen) gebräuchlich ist. Es ist ein schallnach- Wortes betr. , so glaube ich , dass es von
ahmendes freq. Vbm. m. gehört mit mhd. 5 einem früheren Rufe „hukkel fors" iceiter
hiiclien (hauchen etc., cf. Grimm, Wb.) u. gebildet ist u. dieses soviel heisst, als „schau-
mnd. (Seh. %i. L.) hük, huck (Eule) etc. zu kele stark", da hukke od. hukkel jedenfalls
der aus ku (cf. Fick I, 49 seq.) erioeiter- mit hukkeln connex sein dürfte,
ten y kuk od. kug. hukkeln, sich auf- u. nieder steigend, od.
liQkel-pot, od. ruiuilielpot, der Topf, bz. 10 schaukelnd bewegen, hinkend gehen, sich
das Gefäss od. Hörn, toomit die Knaben langsam im wiegenden Gange fortbewegen
am St. Martins - Abend bei den Häusern etc.; — he hukkeld d'r so wat hen. Freq.
herumgehen u. indem sie damit hukeln, dazu von 1 hukken, bz. huken.
folgendes Lied singen: hukelpot wil 'n örtje 1. hukken, s. huken, bz. dal-, up-huk-
hebben, dürd 't net seggen; hei! um t'er fif 15 ken etc.
sesse, geid 't up 't allerbeste; 't schipke 2. hukken od. liokken, in einen Ver-
fan Onken, lett sin seilke stinken, hed sin schlag od. kleinen Stall (s. huk) bringen u.
seil wol in den top, gäfd mi 'n Örtje in sperren; — de höner mutten hukd, bz. in-,
d' rumraelpot. Die Juden haben 'n Ochs od. uphukd worden.
geschlacht't, haben' s Fleisch in's Salz ge- 20 liuk-sak, Brei aus gestampften Kartoffeln
bracht; de hüd was fet, dat flesk was ma- mit Mehl.
ger, dar wassen d' Juden trürig afer. — hnle, liül', kleine Anhöhe od. Erdhügel,
Oder auch (statt „Die Juden" etc.): hir Erdhaufe etc.; grosser Erdklumpen, grosse
wand de rike man, de uns wol wat gäfen Erdscholle etc. cf. nd. (Br. Wb.) huU, bz.
kan, föl kan he gäfen, lank sal he läfen un 25 grashuU (erhöhter Hasen; Grasbüschel, der
kumd he den to starfen , sal he de himmel über die Umgebimg vorragt etc.), wovon
arfen. ■* Frisch glaubt, dass es aus nhd. Hügel
buken, hukken, hurken, hocken, kauern, contrahirt sei, tvonach denn hule od. hüP in-
sich zusammen biegen u. krümmen, bz. mit dessen ivohl eher ein Contract. von hufel
zusammengebogenen Knieen u. gekrümmtem 30 od. huvel (cf. 1 höfel) ist.
Bücken sitzen etc. ; — he hukede dal , dat hulen od. lullen, heulen, laut schreien od.
se hum net sen schulden ; — däl-huken, od. weinen, bz. dumpf tönen u. rauschen, sau-
dälhukken, niederhocken. — Nid. liukken, sen, brausen etc. ; — he sitt to hulen ; —
hurken, hokken, huiken ; mnld. hucken; nd., dat geid d'r hen, dat 't hüld un brumd; —
mnd. huken; isl. hoka, hüka; schwed., norio. 35 de wind hüld in de schörstein, bz. dör de
huka; dän. huge; schott. huke; hess. (Vil- lücht etc. — Mit nd. hulen; nhd. heulen,
mar) buchen; bayr. (Seh melier) hocken, bz. älterem hewlen, hiielen u. »n/td hiuweln,
hucken. Mit lieike etc. u. hok, huk, hük hiulen von ahd. hiuwela, hüwela; mhd. hiu-
sur y kuc (biegen, krümmen etc.). wel, hüwel (Eule), welches selbst wohl wie-
hukje, huktje, kleiner Koben, kleiner 40 der eine Weiterbildung, bz. ein Dimin. von
Winkel, kleine Ecke etc.; — he sitt in 't ahd. hüwo, hüo ; 7nhd. hüwe (Eule, Uhu)
huktje. Dimin. von huk. ist. hüwo selbst gehört ivohl zu der unter
hukke-t'Oi'SSeu , hukkefossen, mit einem hukeln (s. am Schlüsse) erwähnten y ku
Stuhl, auf dem man sitzt, in der Weise (schreien, heulen, bz. ein unartikulirtes Ge-
schaukeln, dass man einmal dessen Vor- 45 rausch machen, od. unartikulirt tönen etc.).
derfüsse u. dann loieder dessen Hinterfüssc Vergl. auch (Diez, II, 837) afranz. hu,
so heftig auf die Diele aufschlagen lässt, bz. liuer (schreien), huard (Schreier), huette
dass der Stoss den Körper der darccuf sitzen- (Eule) etc.
den Person ziemlich stark erschüttert u. diese hulen-trop, Brummkreisel, hohler Kreisel
Erschütterung ein von ihr in den Armen 50 mit einem Loch, wodurch beim Kreisen ein
gehaltenes kleines Kind einigermassen be- dumpf heulender od. surrender Ton entsteht,
täubt, um solches in ähnlicher Weise wie huler od. hüler, a) Heuler, Schreier etc.;
durch Wiegen in den Schlaf zu lullen. Die- — b) Singschwan,
ses sog. hukkeforssen war hier früher sehr hülke, s. hülleke.
allgemein u. wurde bei unruhigen u. heftig 55 1. hülle, hüll', a) Haube, namentlich eine
schreienden Kindern besonders in dem Fall einfache, wie sie die Dienstboten u. Weiber
(als letztes Mittel sie in den Schlaf zu brin- auf dem Lande tragen ; — sett' dog lefer 'n
gen) angewandt, loenn dies iveder durch hüll' up un löp 's morgens net altid so mit
Wiegen , noch auf sonstige Weise bemerk- de rüge kop herum ; — se is under de hüll'
stelligt werden konnte; — 'k hebb' hast de 60 kamen; — b) (jig).) Kopf , Schädel od.
Doornkaat Koolman. Wörterbuch. II. g
HÜELLE HUELL' 114 HUND
Wanst etc.; he hed de hüll' ful (er ist he- humpel, hiimpel, hümmel, iV/^ö/ii*»!;, ^u-
soß'cn); — c) (desgl.) Sinn etc. ; he hed wat höhe, Höcker etc. — cf. emjl. liump (Höcker,
in de hiiir, mau wat 't is, dut segd he jo Ihtckel).
net. — Xd. liuUe, hülle; mnd., mnid.hwWQ; humpelen, huinitolii; gebrechlich gehen,
ahd. hullä; mhd. hülle, hüUe (velameu, Kopf- 5 hinken etc.; — dat humpeld d'r so wat lieu ;
tuch der Frauen). Zu hüllen, od. mit die- — he mut humpeln. — cf. himp-hampen u.
sem u. holstt I --« n/j(?. helau etc., (/. 2 hälen. bei Weigand nhd. humpeln, humpen, bz.
2. hülle. Iiiiir, auvh liülte, kleiner Hit- unser humpen u. humpe.
gel, Erhöhung etc.; — dat land ligd in hül- humpelcr, liuinplcr, Hinkender, Gebrech-
leu , b;. in hülten uu büken. Wohl iden- 10 licher etc. — Xld. hompelaar.
tisch mit hule. cf. indessen auch engl, hili ; hunipcu, schneiden, hauen, kürzen, stutzen,
ags. hyll od. hill (eollis) ; an., isl. liiaHr, verstümmeln etc. — 3Inld. hompen. cf. un-
liiall etc. unter ';> hell. tcr hampe das goth. hamfs u. loeiter (bei
hülleko. hülkc, eine kleine Haube. Di- Weigand) unter humpen u. dazu unser
min. von 1 hülle. 15 humpeln.
Iiiilleii, hüllen, decken, bergen, wickeln, huud, Hund. Auch Schimpfwort, lie-
schleiern etc.; — he hüld lium god in; — dcnsart u. Sprichw.: de 'u hund smiten wil,
he ferhüld dat. — Xld., muld. hüllen; ahd. kan ligt 'u sten (od. knüppel) finden; — 'n
huljati, linlhui, hallen; mhd. liüllen; goth. siegten hund, de sui her t'errad; — de luind
huljan ; as. hulljau. Mit gleichbedeutendem 20 in de pot finden {nach beendigter Mahlzeit
(ifries. hella, hiella, liala (in hihella etc.) u. kommen); — l)hvfii'nde liunden biten uet; —
1 liülh' etc. zu ahd. helan, cf. 2 hälen. de hund de sl()])d, bitt nüms; — war eu
liiillH', hülp, Hilfe od. Hülfe, liath. Aus- hund an pisd, dar pissen se alle an; ^ — wen
weg, Rettung etc. ; — mit üods hülp ; — ik twe hiinden sük um 'n bunk striden , löpd
wet gen hülp etc. — Nid. liulp ; nd. hülp; 25 de darde d'r mit weg; — „dat is je 'u huud
mnd., mtdd. huipe u. helpe; afries. lielpe; fan perd," sä' de junge, do red he up 'u
wfries. holpe ; as. helpa, lielpe, hulpi ; ags. hatte; — he is gans up de hund kamen (er
h'lpe ; engl, help ; an. hialp ; dün. hjälp ; ist in seinen Verhältnissen ganz zurilckge-
alid. hill'a, hilpha, helfa, lielpha, belpfa ». kommen, bz. vollständig verarmt); — eu up
(einzeln) luilfa; mhd. hilfe, lii-lfe; md. hülfe. 30 de hund helpen (Jemanden dazu verhelfen,
Zu helpcii. dass er verarmt od. verdirbt etc.); — 't
hiilit-sel, Hosenträger. schal hum bekamen as de huud 't grasfrä-
hiilse, Hülse (ilex aquifolium). — Nd., ten; — he is d'r up ferstiferd, as de hund
m)td. hülse, hüls; nid. hülst; ahd. hulis, up de dode kO; ~ he is bdcend, as de bunte
hüls (ruscus, myrtus silvcstris, Mäusedorn, 35 hund; — he schudeld 't of, as 'n pudelhuud ;
Stechpalme, Walddistel). Davon franz. — wen de hund weg is , gän de scliapen
honlx, lioux etc, cf. Diez, II, 337. aferal; ~ wen de hund drumd, den is 't fan
hiilsel, Hülle, bz. ein Et^vas, jvorin man brod; — 't half hürd de huiul half; — dat
ein anderes Etwas hüllt. kumd In de hunden hör wünsken uet to pas,
liülte, .s. 2 hülle. 40 dat de kalfer starfen; — he hed mi net mal
liultor, holler; — he kwam liulter-pulter, 'n hund to bade stürd ; — he hed sin egen
od. hulter di pulter hl de trap heruuder. cf. will', as de hund, wen he in de pütte sitt ;
lialtei-. — jungens un liundc gan lik dör de weit;
liuiii, ihm, ihn ; — „dat was hum," sä' — twalf buren uu en inuul sunt dartein rä-
At-öm, do harr' he 'n rött' bi d' Stert. — 45 kels; — wen 't up is, shin de liunde sük um
Afries. him ; nid. hem ; ags. hym ; engl, him de bunken ; — se läfen mit 'naiuler, as hund
etc. Zu he (er.). un hatte; — d'r sunt mer bunte hunden as
hiuiiiiiol, Hummel. — Nhl. honimel ; ahd. ön; — dar kreid gen hund of hau na; —
huinbal. Zu liummen — nid. hommcn (hum- de knüppel ligd bi de hund; — dat fet drift
meii, humsrn, sumsen), cf. mos-imme. 50 bafen, al is 't ök man fan 'n doden hund;
liummer, liuinber, Hummer, ein grosser — hunde un ädellue makcn gen dür agter
Seekrebs. — jV/r/., «(/. hunimer ; «». humarr ; sük to; — de 'n hund largt, mut de bat för-
dän., schiecd. hnmmer; norw. hummar. Mit lef nämen; — de sük für 'n hund ferhürd,
dem gleichbedeutenden b(t.cämn\ixvusu.griech. mut knaken frätcn ; — kumd man afer d'
kämaros zur ]/ kam (krümmen, wöWen). 55 hund, kumd man ök afer de stert; — dar
Iiiimpc. liunil», Tlieit, Stück etc., od. Ecke; gifd 't mer hunde as bunken; — d'r lopd
— hr liLil (Fr 'n goden hump of bäten ; — gen huud söfcn jär dül , of he word cndclk
snid hum man 'n dügtigcn hump of; — Nid. schaten; — he is net as 'n hund, de nt de
honip; 7nnld. (KU.) hompe (pars abscissa kette kumd; — 'n olden hund is kwäd blaf-
otc). cf. humpeu u. hampe. GO feu leren ; — 't is 'n gemeueu huud fau 'n
HUND
115
HUENE HUEN'
kerel; — du swmhund, wilt du wol maken,
dat du fürt kumst? — cf. rOdhuud. — Nd.
hund; yild. lioud ; afries. hiiiid, liond; satt.
hund; wang. hmi; ivfrien. huyfa; nfrtes. hün;
as., ags. huud; engl, höuud ; scJiott. hund;
an. hundr; norw., scluoed., dän.\\\\i\i\.:, ahd.
liunt, hund; mhd. hunt; gotJi. hurids. — Es
wird geivöhnlich mit dem gleichbedeutenden
skr. qvan, gun u. ^uni ; zend. ciiui ; griech.
kuöii (Genit. kunös) ; tat. cauis etc. zusam-
men gehalten, bz. mit diesem von der y ^ü,
Qva, bz. Qun, gvan (schwellen, sich ausdeh-
nen, dick u. stark werden, zunehmen, ivach-
sen, gedeihen etc., cf. Fick, I, 59 u. III,
78, sowie Grassmann, pag. 1409) abge-
leitet, indem Fick annimmt, dass das Thema
hunda von hun = skr. quü, qva,n durch das
Suffix da erweitert ist. Vergleicht man
indessen das Thema hunda von hundei'd,
bz. dass dessen „d" od. „t" auch einem
urspr. „t" entspricht, sowie dass das germ.
hund ganz allein für sich steht , so könnte
man leicht zu der Ansicht kommen, dass
beim Vergleich des goth. hunda (hundert) =
lat. centum, griech. katon (in 'ekatou), skr.
Qata, zend. gata, 2^a>'s. cat, kurd. qad, cambr.
caut etc. auch germ. hunda (Hund) aus einer
idg. Grdform kata, kanta, od. kata, kauta
hervorging, die ausser den obigen Wörtern
auch dem goth. handus, sowie dem unter
hand (cf. dieses) erwähnten goth. hinthan
(capere) etc. zu Grunde liegt u. deren y kat
od. kat entweder eine blosse Weiterbildung
einer aus ak od. ak umgesetzten y ka od.
ka ist, od. als Denominativ von zu ka, kan,
hs. ka etc. gehörendem kata etc. angeschen
i werden muss. Wegen ka od. ka (schärfen,
wetzen, erregen etc.) aus ak od. ak vergl.
\ lat. cätus zu acus etc. (cf. agge, egge etc.)
] u. Alles was Fick (I, 4 u. II, 4 etc.) un-
! ter ak, bz. ak anführt, soioie dass die Be-
dtgn. : schürfen u. erregen, bz. scharf, spitz
etc. aus der Grdbdtg.: bewegen, od. ge-
hen hervorging u. dass sich hierccus auch
die Bedtgn. : kommen zu, erreichen, greifen,
fassen, nehmen, zu sich nehmen, essen (cf.
' zend. a§ in der Bedtg. : erreichen, erlangen
etc. u. essen etc.), sowie weiter aus : be tv e-
gen vor, dringen vor etc. auch die
von: scharf, spitz, bz. vorragend etc. ent-
wickelten, ivobei es dann auch ivohl gestat-
tet ist , für die germ. (u. soiveit auch an-
dere idg. Formen damit connex sind) Wör-
! ter: haud, handa, hinthan etc. (s. unter hund)
jl u. hunda (Hund), hunda (Hundert) eine aus
ka od. ka = urspr. ak od. ak entstandene
y kat od. kat (mit der Nebenform : kath,
kad etc., cf. Fick, I, 56) aufzustellen, die
j eben aus der Grdbdtg.: bewegen (sich od.
' ein Anderes) auch die Bedtg. : erreichen,
greifen etc. u. dann weiter auch die von:
fangen, fest halten u. fest machen, fesseln,
binden, vereinigen etc. entivickelte , wonach
dann Hund als der Greifer od. Fan-
5 g er etc. u. hunda (Hundert) als urspr. eine
Vereinigung u. Masse, Menge, Viel-
heit etc. aufgefasst sein könnte, wie dies
bereits unter liand (s. am Schlüsse) ausge-
führt tvorden ist, ivobei zu dieser Bedtg,
10 von hund (als Greifer etc.) auch lat. catus,
catulus etc. zu vergleichen sind.
liunde-biten, Ilundebeissen ; — Redensart :
dat geid um, as 't hundebiten.
hunde-blöme , a) Hunds- Camille ; — b)
15 Löwenzahn, sonst (Norden u. Umgegend)
auch perdeblöme genannt.
liunderd, a) hundert; — b) Hundert. — Be-
densart: de büdel in 't hunderd jagen (die
Wirthschaft od. Geschichte etc. ins Wilde
20 jagen, die Einigkeit stören , Zwietracht u.
Verwirrung hervorrufen etc.). — Afries.
hundred , liunderd , hondert ; as. hunderod
etc. Wegen der Weiterbildung von goth.
hund ; ahd. hunt ; as. huud (centum) vergl.
25 Grimm, Wb. unter Hundert. Wegen
hund, bz. hunda = centum etc. s. unter
hund u. hand.
Imndje, Hündchen.
Imndje-draf, kurzer Trab, Trab nach Art
30 kleiner Hunde.
liundjeii, a) kurz traben, traben nach Art
kleiner Hunde; — b) schwimmen loie ein
Hund.
lumds-tunge, od. liundetunge, lanzettblätt-
35 riger Wegerich.
hiine, heue, kenne (Todter, Leiche?), cf.
henuekled u. hünenbedde.
hiine, hün', grosser starker Mensch, Biese
etc. ; — 't is 'n hün' fan 'n kerel. — Mnd.
40 hune (dasselbe); nd. hiine; ahd. hiin ; mhd.
hiune ; md. hüue (dasselbe u. auch : Hunne,
Ungar). — Wie bereits unter henneklöd er-
XV ahnt , ist es sehr fraglich, icelche Bedtg.
dieses Wort urspjr. hatte, bz. ob nicht (von
45 y kun, verwesen etc. ausgehend) die Bedtg. :
Leiche, od. Gestorbener , Todter
etc. die urspr. war u. dass dann später (von
der Vorstellung des Biesenhaften der
Hünen-Gräber u. des Schreckens etc.
50 den die unter Attila in Europa einfallen-
den Hunnen-Schaaren verbreiteten, ausge-
hend) bei der lautlichen Aehnlichkeit von
hiune od. hün, hiine mit hunne (dem
Volksnamen der Hunnen) das anscheinend
55 schon ältere hiune u. norddeutsche heune,
hene (cf. beden = goth. biudan von y bhud)
sich nicht blos lautlich, sondern auch be-
grifflich damit identificirt hat. Vergleicht
man übrigens den Umstand, dass die haupt-
60 sächlich in Norddeutschland od. Nieder-
8*
nUENE HUEN'
116
HUNK
deutschland vorkommenden H ü n en- Gr ä-
ber im Ganzen zu der Anzahl der Gestor-
benen verhält nissmässi;] selten vorkommen,
bz. dass es Jedenfalls nur Personen van be-
sonderem Ansehen «. sehr hervorrajender
Stellung gewesen sind, die in einem Hil-
nengrabe bestattet sind u. für die man es
der Mühe icerth erachtet hat, ihnen ein
sog. Hünenbett od. Hünengrab (d. h. ei-
nen turaulus mit inwendig aufgerichteten
Stein - (Quadern u. darüber aufgeschütteter
Erde) )nühsam zu erricliten, so muss man
fast annehmen, dass es nur die Könige
od. Geschlechts- Aeltesten, bz. Stammväter
des Geschlechts, od. Jedenfalls doch nur die
Hau.fherren u. Familienväter ivaren, welche
in solchen Hünenbetten begraben sind. Ist
dies nun aber richtig, so würde möglicher-
weise das Wort liiune , hüne in hüuenbed
mit ahd. hiwo, hio (Gatte, Plur. hiixn etc.,
s. unter hilk) conne.r sein können u. ein
huucn-bed od. hiinen-graf urspr. u. zunächst
ein (rrab des G attc n od. Ma nnes u.
Familienvaters bezeichnet haben, zu-
mal ma)i auch annehmen kann, dass von
hiüu = an. lijön, lijiin (Familie) auch ein
hiiiiio, od. hiune mit der Bedtg.: Familien-
Person (bz. Hausherr od. GescMechtsvater
etc.) weitergebildet ist u. dann später dieses
hiune mit dem formell nahezu stimmenden
liune od. hunne (Hunne od. Ungar) ver-
wirrt wurde. Da nun aber ferner die Grä-
ber der hiunen od. Gatten u. Familien-
rat er sich Jedenfalls durch ihre Grösse
vor denen der Frauen u. des Gesindes (bz.
der Hörigen u. grossen Ma.'^se des Volks)
ausgezeichnet haben, so war es auch leicht
möglich, dass die Hünen grab er (als
urspr. Gatten- od. Hausherrngräber) auch
bei der Nachicelt wieder die Vorstellung
erweckte, als ob daselbst Biesen begraben
seien u. dass hievon das Wort hüne selbst
wieder die Bedtg. li iese erhielt, zumal Ja
auch früher die Ansicht im Volke allgemein
verbreitet war, dass vordem ein riesen-
haftes Geschlecht die Erde bewohnt habe
u. auch die zum Theil aus grossen u. mäch-
tigen Steinen errichteten Hünengräber selbst
auf ein grosses u. .starkes Geschlecht als Er-
bauer derselben liinzuweiscn schienen.
Zum Schlu.'ise sei zu liünebod, bz. nid.
Imnnebed noch die Frage aufgcicorfen, ob
dieses Wort auch mit mnd. hunne, honne ;
ahd. liunno (centenarius, d. i. Vorsteher einer
Hundertschaft, von ahd. hunt etc. in
der Bedtg.: hundert, s. tinter hund) con-
ne.c sein kann u. ein hunnebed ursjyr. das
Bett od. Grab eines liunno, od. centurio, bz.
eines Hauptmanns, Befehlshabers, od. Rich-
ters u. angesehenen Mannes bezeichnet habe,
wobei es ja auch möglich ist, dass der Volks-
name der Hu n n e n sich später auch hie-
mit wieder begrifflich verwirrt hat, nament-
lich in Bezug auf die Hünenbetten.
5 hiinen-bed od. hlinen^raft, Hünengrab.
— Xld. (provinziell, z. B. Groningen, Drenthe
etc.) hunnebed ; 6'. unter hüne u. hennekled.
Uunger, Hunger, heftiges Verlangen od.
Begierde, bz. Bedürfniss nach Speise. —
10 Redensart, u. Sprichw. : he hed hunger as
'n wulf; — hunger mükd raue boneu s6t.
— Xd. luinger; nid. honger; africs. luinger,
honger ; wfries. honger ; as. liungar, hunger ;
ags. hungor, liungur, hunger; engl, schwed.,
15 dän. hunger; an. hungr; ahd. hungar, hun-
kar, huncar, hunger; mhd. luinger; goth.
huhrus, statt hugr-us (cf. tintcr hungern das
goth. huggrjau u. ferner goth. mäht = magt
von magan), ivas ich als ausschliessliches
20 germ. Wort lieber direct von goth hugjan,
bs. ahd. huggan, hugan etc. ; as. huggjan
etc. in der Bedtg.: verlangen, begehren etc.
(cf. bogen M. hugen) ableite, als dass ich es
mit Fick (cf. III, 78) zu der mit kuk
25 (krümmen etc., cf. I, .36) identischen y kunc
(zusammenziehen etc) stelle.
hungeren, hungern, hungern, heftiges Ver-
langen od. Bedürfniss nach Speise haben,
schmachten etc. — Nd. hungern ; nid. hon-
30 gern; afries. hungera, &^. hungerja; ivfries.
hongerjen ; as. hungrjan; ags. hyngran, hin-
gran ; engl, hunger; an., norw. hangra; dän.
hungre; ahd. (hungarjan), hungiren, hunge-
ren, hungerön ; mhd. hungern ; goth. huggr-
35 Jan. Auch das nid. houkeren , bunkeren
(was dieselbe Bedtg. hat, wie unser buchten,
huchtern n. hugen) ist wohl von hunger,
bz. ahd. hunkar abgeleitet u. sotuit mit hun-
gern von Hause aus identisch.
40 hnngerig, hnngerg, hungrig.
hunger-lider , Hungerleider, armseliger,
elender Mensch etc.
hunk, a) Ecke, Winkel, heimliche, ver-
borgene Ecke, sicherer Aufenthalt, Frei-
45 .Stätte, Asgl etc., z. B. bei manchen Kinder-
spielen als krigerspolen, kn'ipafersid etc., wo
derjenige, welcher icieder in hunk ist, von
dem betr. kriger od. Greifer nicht mehr ge-
fasst werden darf u. frei ist; — b) Stelle,
50 Stätte, Platz etc., od. Haus etc. ; he wil net
fan hunk; — he geid bold tan hunk. — Im
nid. bedeutet honk sowohl eine Stelle od.
Ecke, von wo man ausgeht, als auch die
Stelle od. das Ziel u. ausser. "ite Ende, wohin
55 man zu kommen trachtet, bz. das Asyl, ico-
hin ma7i flüchtet etc., u. wird es daselbst
auch in der Bedtg. : Ruheplatz , Haus etc.
gebraucht, wie denn auch Jap ix das tofries.
honcke, honck mit: Haus, feste Verbleib-
60 Stätte, Stätte wo man sich sammelt od. wo-
HÜNK-SMITEN
117
HURTJE-DRAF
I
hin man flüchtet, Zuflucht, Schutzort, siche-
rer Verbleib etc. übersetst. Vcrr/leicht man
nun diese sämmtlichcn Bedlgn. , so liegt es
sehr nahe, um bunk, lionk als eine Neben-
form von buk, liok (Stall, Stätte, Koben
etc. od. Winkel, Ecke etc., wo man Etwas
sicher stellt) anzusehen, zumal da dieses
Wort mnld. u. mnd. fehlt u. also wohl neue-
ren Ursprungs ist.
hank-siiiiten, s. unter kci.
hünsken , durch sanfte freudige od. Icla-
gende Töne seine Freude od. sein Verlan-
gen äussern, loie dies von Hunden, Pferden
etc. durch leises Bellen n. Winseln od. wie-
hern etc. geschieht ; — de liund (bz. dat i^erd)
hünsked al, wen he (bz. 't) rai mau hörd.
— Nd. (Br. Wb.) liienskea; wang. hüuskje.
hup. Ausruf mit der Bedtg. : auf, empor
etc., z. B. wenn man ein Ki)id od. eine
Last etc. in die Höhe hebt u. ivorauf setzt.
cf. hop und huppeln, huppen etc., sowie
jup etc.
hupen, häufen; — hüpd, od. hupt, ge-
häuft; s. hop, hopen.
hii-perd, hüperdje ; i. q. hotperd.
hüpken, Dimin. von huppen; — he hüp-
ked d'r hen.
huppeln, hoppeln, hüppeln, Freq. von:
huppen, Juipfen, springen, sich in die Höhe
erheben etc.; — he hüpp'd d'r up. — Ägs.
hoppan ; mhd. hupfen, huppen, huppen, hop-
fen, hoppen. Von einer germ. y hup, huf
= idg. kup, cf. 3 hop etc. u. Fiele, III, 77.
hup-sa, Hopsa. Interject. loie hup.
hül'-bur, Pachtbauer, Bauer der einen
Platz auf eine bestimmte Anzahl Jahre ge-
gen Zahlung einer bestimmten Summe ge-
pachtet hat. — Sprichw. : 'n hurbür Sünder
geld, is 'n def an 't feld.
hurdel, s. hurrel.
hiire, liür, Heuer, Pacht, Pachtgeld,
Miethe, Miethlohn; Dienst etc.; — land in
hur od. to hur ütdön; — he mut dar 'n
dügtigen hur betalen; — de pläts deid per
dimd 17 riksdaler hur; — he hed 'n goden
hür kragen (d. h. a) er hat eine gute Pacht
od. Miethe bekommen, — u. b) er hat einen
guten Dienst bekommen) ; — he is in d'
hür gän. — Wenn Jemand in die Ehe geht,
so wird von ihm scherzhaft gesagt: he is
in de lange hür gän. — Nid. huur ; mnld.
huere ; mnd. hure ; afries. here ; wfries. hiere ;
satl. hire ; ags. hyi- ; engl, hire ; norw., schwed.
hyra; dän. hyre. 0. Schade stellt dieses
Wort (cf. md. huren) mit an. hyrr (warm
etc.) zusammen, ohne sich indessen auf
die begriffliche Verivandtschaft von hüre
u. hyrr einzulassen u. verweise ich dieser-
halb auf das unter hilk (s. daselbst sub d)
Gesagte. Vergl. auch H. Leo (594) unter
hyr die Bezugnahme auf an. hyra, od. hj'ri
(gratificare), weil man hüre od. ags. hyr etc.
aucli so deuteyi kann, dass es urspr. blos
die Bedtg.: gratificatio Jiatte.
5 liiiren, heuern, pachten, miethen etc.; —
'ii pläts od. folk hüren ; — he hed de pläts
W(!r inhürd ; — he hed sük bi 'n andern in-
hürd. — Nd. huren; mnld. hueren; nid.
liuren; afries. hera; ags. hyrian; engl.
10 hire ete.
hurke; i. q. büke.
hür-plats, Pacht-Platz, Pachtgut, Platz
od. Hof, der verpachtet ist.
hurra, hurrä, hurrah. Die von hur, od.
15 hurr (s. unter hurrel am Schlüsse) weiter-
gebildete Interj. = schwed. hurra.
hurrel, hurdel , Windsbraut , sausender
Windstoss, Wirbelwind; kurzdauernder Lärm
u. Zank etc. ; — d'r kwam mit 'u mal so 'a
20 hurrel up, dat man hast gen stau holden
kun' ; — 't was man so 'n hurrel, de tüsken
hör ütbrök; 't kwara bold wer toregt; —
he kreg so ^n lütjen hurrel (zorniges Auf-
brausen, bz. einen kleinen Zorn-Anfall) in
25 de kop. — Nid. borrel (Stoss, Puff; klei-
ner Zank etc.). Der Stamm hur od. hurr
ist ein lautmalendes Wort, ivelches zunächst
ein dumpf hallendes Geräusch od. einen
dumpif schwirrenden, surrenden Ton, bz. ein
30 surrendes u. schwirrendes Geräusch bezeich-
net, dann aber auch, tveil dieser Ton durch
rasche Bewegung der Luft, eiligen Flug
eines Pfeils, od. rasches Auffliegen von Vö-
geln (z. B. von Bebhühnern) etc. entsteht,
35 loeiter in die Bedtg. des wilden Eennens u.
der eiligen Bewegung, bz. des Stürmens etc.
übergeht. — Zu diesem Stamm hur u. hurr
gehören demnach: mhd., nhd. hurren (sich
rasch, bz. sausend u. schwirrend bewegen) ;
40 nhd. hurri (Zusammenstoss ; Zank, Streit)
u. hurlen etc. (cf. Grimm, Wb.), wobei
es nicht ausgeschlossen ist, dass selbst auch
in „Horniss" der Stamm bor, hur steckt
u. dieses Thier (ähnlich ivie Hummel von
45 hummen (humsen, summen, sumsen) seinen
Namen von diesem lautmalenden Stamm
hur od. hurre hat, worüber unter börnetje
das Weitere zu vergleichen ist. Zu hur, od.
hurr , wovon auch engl, hurly (Tumult etc.)
50 u. Schott, burl (the act of scolding) ; schwed.
hurra (schwirren; Hurrah rufen), hurra
(Freudengeschrei, cf. hurra) etc. cf. (Bopp,
Gloss. comp.) die f kur (sonare).
hurreln, hurdeln, brausen, sausen, wir-
bt» beln, in iviederholten kurzen Stössen stark
wehen etc. ; — de wind faugd an to hurreln.
— Engl, burl (strudeln, loirbeln, heulen).
hurrel-wind, ein brausender Windstoss,
eine Windsbraut.
60 hurtje-draf, ein kurzer, schneller Trab,
HURT JEN 118 HUSKE HUESKE
bz. eine stossweise erfolgende Fortbetcegung. Bobrik, naut. Wb.) huising; mnd. husinge,
Vergl. das folgende : husinch. — Zu hisen = nid. hijzen (ziehen
hurtjen, sich m-^ch stoss- od. S2)ri(ngiceisc etc.) stimmen die Formen nicht n. kann es
bewegen, in einem kurzen schnellen Trab deshalb dazu nicht gehören, wohl aber zu
gehen od. reiten ::. fahren; — he hurtjed 5 einem Stamm hiis od. hi'ise , wobei indes-
d'r hen. — Dasselbe wie liotjen, indessen scn a)i eine Fortbildung von hüs (Haus)
damit rcohl unverwa)idt, da es eher mit engl. schwerlich zu denken ist. Eher scheint es
hurtle, stossen etc. (ron hurt, stossen, ver- mir möglich, dass es ein urspr. von Schif-
letzen etc.); 7nhd. liurt, hurte (stossendes fern u. Fischern gebrauchtes u. gebildetes
Losrennen) , hurten (stossend losrennen, 10 Wort ist, iceil es nur bei den seefahrenden
stossen) ; nid. hört (kurzer Stoss) , horten Völkern der Nordsecküste vorkömmt. Sollte
(stossen); mnd. liurte (Sto.ss, Anprall), hur- daher hüsing od. husiuge etc. nicht urspr.
ten (stossen) verwandt zu sein scheint u. diejenige dicke u. starke Leine bezeichnet
tcohl ein Freq. od. Iterat. von Letzterem ist. haben, ivomit die huscn od. Ha u s en (=
Von hurt ist auch icohl nhd. hurtig wei- 15 (did. hüso; mhd. hüso [der Fisch acipenser
tergebildet. Von \\WTt, >>:. kelt.,kgmr.\\\svCi\\ huso]; mnld. liuys [antacacus, csox etc.);
(Stos.y , hyrdhu , liyrdliio (blossen) entstand mnd. huson [cchymus]; norw. hysa [gadus
(Diez, I, 4.34), ital. urfare; prov. urtar; ae.Lrlcfinus] etc.) gefangen wurden, zumal da
franz. heuvter; afranz. hüTtcr (stossen); ital. diese „husen'' genannten Fische gross u.
urto; franz. heurt (Stoss) etc. 20 schwer sind u. also auch ein starke Leine
hüs, Haus. — Redensart, u. Sprichw. : erforderten ?
wen man wat fan hum hcbben wil , den is hiisen, hausen; — a) Haus od. Wohnung
he sin läfend uet to hi'is; — schone husen haben, wohnen, sich aufhalten etc.; — b)
ferdenen gen geld; — 'n lu'is ful doLCters is unrthschaften etc. ; — c) Haus machen, bauen
'n keller ful sür ber; — 't is 'n diihnaiiswark, 25 etc. — Compos.: ierhiisen, die Wohnung od.
wen man gen bas in sin egen hüs is ; — den Wohnort wecJiseln , verziehen etc. ; —
wat deid man mit 'n hüs, wen man gen wif umhüsen, umzielicn etc.
hed; — he is aferal to lu'is; — he is dar hfisen-blase, Hausenblase, d. i. Leim aus
ni't in to hüs; — he hed 'n infal as 'n old der Luftblase der Hausen u. anderer ver-
liüs; — wel kau für 'n unglük, wen 't hüs 30 icandten Fischarten. Wegen „Hausen'' s.
ful is. — Africs., as., ags., ahd., mhd., an. Weito-es unter hüsel.
hüs: irfries. huwz ; nfries. hüss ; )td., dän. hüsen-büsen-saterdag, Je;- .Sow^o/^c/kZ iw
hnus; idd. huis; engl, house; norw., schived., Ostern, als der Tag, tco es im Hause sehr
Schott, hus. — F ick (IJI, 70) vergleicht es eilig, unruhig u. stürmisch hergeht, toeil an
zu skr. kosha (Behälter etc.), deren richtige 35 diesem Tage an Haus u. Hof die letzte
Form kofa indessen eine y kiu; (umschlics- Hand gelegt wird, damit am Osterfeste alles
sen, umfassen etc.) voraussetzt , die strenge rein u. blank ist. — Fs ist aus hüsen in
genommen zu liüs nicht stimmt. Da in- der Bedtg.: „wirthschaften" u. h\i?,cn in der
dessen die y ku^- (cf. Benfeg) auch in von: stürmen, eilen etc. u. saterdag (Sonn-
der Form kus vorkömmt, so würde luis hiebst 40 cdjend) zusammengesetzt,
an. hauss (Schädel) etc. hiezu stimmen u. hüs hüs-festing, hfisfesten, Obdach, Wohnung,
demnach ursjtr. ein ein- u. umschl ies- Unterkunft etc. — Nid. huisvesting.
send es Etwas bedeuten. Möglich ist es liüs-gorrid. Hunsgcräth, Mobiliar,
indessen auch, dass das Thema luisa od. hüsliold. IlaushaU.
hüsa mit hüd zur y sku (bedecken, um- 45 hi'ishüldcii, hi'ishollon, haushalten, rcirth-
scliliessen etc.) gehört. schaften etc.; — lir Cersteid net to hüshol-
lius-bakkpn, hausbacken ; — n) zu Hause den; — mit de minsk is gen hüsholdeu mit
od. selbst gebacken; — hüsl)akken l)röd; — (mit dem Menschen ist kein Haus zu hal-
b) gewöhnlich, (dltäglich, philisterhaft , tri- ten, bz. nicht mit zusammen zu wohnen u.
vial etc. ; — 'n büsbakkeu kerel. 50 zu toirthschaften, od. nicht gemeinschaftlich
hus-bnnjer, Einer, der das Haus hüten, zu verkehren u. umzitgelicn).
bz. dnheiiii bleiben viuss , icenn die andern hüsholder, hushollei', Haushalter, Wirth-
Hausgcnossen ausgehen u. sich ein Vergnü- schafter etc.
gen miK hen. hi'isholdorskc. Iiftshollerskc, Haushälterin,
hi'is-diir, Hnustliür. 55 Wirlhsckafterin.
hiisol. hiisoliii, liiiseln, busling, dicker, hüsh(»l(ling, liüsholdcn , Haushaltung,
starker Bindfaden , dünnes festes Seil od. Wirlhsi hnft.
Tau, dünne Leine. — Nfries. hüsing, hüs- liüs-lmlt (llausholz) , hölzerner Todten-
ling; .y////. hysom; r/rj«. Iiy-sing, liy>sing; norw. sarg. — Auch bei ('ad. Müller.
hyssing; engl, housing, houseline ; nid. (rf. 60 liiiskc. hüske, huskeii, liüsjc, hüsje, a)
HUS-LAGE 119 HUEVE HUEVEREN
Häuschen, od. kleines Haus; — 'n lütjet — he hütseid d'r al mit horum; — ho hüt-
hüske, od. hüsje ; — Compos. mai-hüske, sohl mi to föl um od. herum (er Meibt nicht
raaihusje, (Laub-, Garten-Häuschen. , Gar- ruhig sitzen, — setzt sicJi zu viel u. zu oft
ienlaube. — Sprichw.: elk hfisken hed sin von einer Stelle auf die andere, — bz. wech-
krüsken; — 'n hüskeu klen uii dat allc'n ; 5 seit zu oft seinen Wohnort od. sein Geschäft,
— b) Abtritt, Abort, auch gemak, od. beste — loirft sich bald auf dieses, bald wieder
kamer genannt; — he sitt up 't hüske to auf jenes Geschüft etc.); — he hütseld all'
brillen; — c) Kernhaus des Obstes; — de ögenblik um; — de meid hütseid im to föl
appel hed so 'n grot hüske; — d) Futteral; (wechselt den Dienst zu oft, bz. hält nir-
cf. brilhuske = Brillen- Futteral; — e) Tute, 10 f/cnds lange aus etc.), sülke wichter kan 'k
od. Dilte; — 'n hüske mit rosinen; — he in min lu'isholding net bruken. cf. umhüt-
deid dat in 'n papiren hüske; — f) der sein. — Nid. liutselen. Freri. von liutscn,
Raum zioischen den auseinander gehaltenen hotsen, cf. hotten, hotjen.
Knieen, wenn man sitzt, bz. der Schooss 2. hütseln (Subst.) , ein Spiel um Geld,
einer niederhockenden Mutter, wohin kleine 15 loobei die von zwei Theilnehmern zusam-
Kinder sich flüchten u. bergen ; — wel kumd mengelegten Münzen von einem derselben
erst in min hüske? zwischen den beiden aufeinander geschlos-
hüs-lage, Abgabe, die auf einem Hause senen Händen längere Zeit geschüttelt (hüt-
liegt. cf. Umlage. seid) u. dann rasch in die Höhe geworfen
hus-lök, Hauslauch (serapervivum tecto- 20 werden. Diejenigen der auf die Erde fal-
rum, od. sedum majus). lenden Münzen, tvelche mit dem Wappen
hfisnian (Plur. hüslüe) ein dem mittleren od. dem Bildniss nach oben liegen, ge-
Bauernstande (ein Bauer auf einem pläts hören dem hütseler od. Schütteier, loährend
od. Hof in der Marsch wird nie hüsman, die mit der Schrift nach oben gekehrten dem
sondern stets einfach biir genannt) ange- 25 anderen Mitspneler zufallen,
hörender Hofbesitzer, od. Besitzer eines mit- hiitspot, a) ein Gemenge verschiedener
teigrossen Bauernhofes, namentlich auf der kleiner Fleischstücke, bz. die Fleischabfälle
Geest. — Sprichiv. : pantje warm ! pautje der geschlachteten Thiere, welcJie zusammen
warm ! mäkd meunig hüsman arm. in einen Topf geioorfen u. darin eingesalzen
Der Plur. hüsKie (Hausleute) hat übrigens 30 werden; .— wi hebben nog wat hütspot in
auch die Bedtg. „Hausgenossen", cf. auch de keller stän, dar kanst du to tan middag
warfsman. wat fan in de röfen kaken; — b) ein Ge-
hfismans-beslag, das Wirthschafts- luven- misch od. eine Sammlung verschiedener Ge-
tar eines hüsmans. genstände, die keinen grossen Werth haben,
hua-rdi, Hausrath, Hausge7-äth. — S2}rich- 35 bz. ein Mischmasch von Sachen; — he hed
wort : 'n kwad wif is 't slegste stük hüsräd de ganse hütspot för 'n bitjo geld köfd ; —
wat ömand hebben kan. dar best du de ganse hütspot. — Nid. huts-
hiit, s. hütte. pot; engl, hotchpotch , hodgepodge, hogge-
liiiting, Eothschtoänzchen (sylvia phoeni- pot. cf. bot in der Zusammenstellung mit pot.
curus). — Nd. (Dann eil) hütik, hüting. 40 MtU,h\it(masc.), Hütte, kleines, geringes,
hutje, Imtjedraf; i. q. hotje, hotjedraf. ärmliches Haus, bedeckter Schutzort etc.; —
1. hütje, kleine Hütte. Dimin. von hütte. he wand dar in so 'n lütjen hütte; — he
2. hütje. Dieses in der Zusammenstel- böed sük 'n groten hüt ; — 't sunt all' emer
hing mit mütje gebrauchte Wort ist loahr- hütten, de up 't mör bi de swarte weg stän.
scheinlich identisch mit 1 hütje, da unter 45 Compos. erd-, stro-hütte etc. — Ahd. hutta ;
„hütje un mütje", od. „hüfje mit mütje** das mhd. hutte, hütte; nd. hütt; nid. hut; mnld.
ganze Hauswesen , bz. der ganze Haus- hutte ; engl, hut ; norm., schiocd. hytta ; dän.
stand, od. auch dasselbe, loofür der Deutsche hytte; franz. hutte; span. huta — Das ahd.
den Ausdruck „Kind u. Kegel" gehraucht, hutta (loas später ins nd., nord. etc. ein-
verstanden wird, wie z. B. in der Redens- 50 drang) loird vielfach mit hüd, hüs etc. von
art: se trekken mit hütje un mütje weg; — der y sku (decken, bedecken etc.) abgeleitet,
he jagd hütje mit mütje to de dör herüt etc. während Fick (III, 7S) es zu skr. kuti
— Im loang. sagt man statt dessen: hütti (Hütte, Halle, Schuppen), kuti (Hütte), ku-
mit mütti u. auch nd. (Dähnert etc.) u. tira (niedere Hütte), kuteva (Hidte) etc. ver-
mnd. (Seh. u. L.) ivird hüt un müt, bz. 55 gleicht, ivelche Wörter mit skr. kuti (Krüm-
haite MW mutiQ in derselben Bedtg. gebraucht. mung , Biegung, Wölbung etc.) loohl (cf.
1. hiitselii, schaukelnd hin u. her bewe- kamer u. unter kate) zu. der ]/ kut, kötati
gen, schütteln, hin u. her werfen, von einer (sich krümmen etc.) gehören. i' . ■u.
Stelle auf die andere bringen, die Stelle liiive, hüveren, liUvern, liiiyei'ig- >etc., s.
(Sitz, Wohnung, Dienst etc.) ivechseln etc.; 60 hüfe, hüfereu etc. ,^.iji '\'.w ;..;
120 IDEE
I
(der Vocal).
Die Wörter, welche mit dem Vocal „i" etc. hervorgegangen u. gehört das Wort idel
anfangen, trenne ich deshalb von den mit mit ahd. cit (rogus, ignis), eitar (Gift etc.,
dem Halbvocal od. Consonantcn J" hegin- cf. atter) etc. «. griech. aithö (brennen)
nenden, iceil da.'f ^" sehr häufig aus ursj^r. zur }' idh, iudh, brennen, glänzen, schei-
«g" (cf. jicht = Gicht, — jid = gat, — 5 ucn etc.
jegen = gogeu etc. etc.) erweicht ist. Dass ider, jeder; ideren, Jedermann. — Nid.
aber tiament'ich die mit langem „i" begin- ieder; afries. eider, aidor, äthor, äder, eidar;
nenden Wörter oft auch mit einem J" aus- wfrics. yder; engl, either; ags. aegdher.
gesprochen werden, hat darin seinen Grund, Mhd. ieder, ider; contrahirt aus mhd. iwe-
iceil in diesem Fall das lange „i" aus zwei 10 der, icweder = ahd. eohwedar, coweder,
urspr. verschiedenen Vocalen entstand u. zu ioweder. Das ags. aegdher indessen aus
einem meist gedehnten „[''-Laut contrahirt, aeghweder u. das afries. eider etc. atcs aie-
od. dass das „i" vor einem andern Conso- hwcdcr, cf. v. liichthofen, afries. Wb.,700.
nannten zu J"* tcurde , wie aus den nach- Das ags. aeghweder ist wohl Zusammen-
stehenden Wörtern das Weitere zu ersehen 15 Setzung aus ao -j- ge -|- hweder u. scheint
ist H. auch unter ^j" verglichen werden mag. demnach das afries. aiehweder für ü -|- ge
Dass übrigens auch der Vocal „i", eben- -f- hweder zu stehen, tvo a, ac mit ahd.
sowohl wie die andern Vocale , ein sehr eo, io = nhd. je (= e in emaud) identisch
schwankender Laut ist u. immer icar , ist u. das ge im ags. eagehweder die Vorsetz-
ghichfalls aus den unter diesem Buchstaben 20 partikcl ge ist, die auch im nhd. je glich
aufgeführten Wörtern ersichtlich, sowie auch (= ahd. eogalih, cf. elk) steckt,
aus ihn Wörtern, icorin derselbe als Inlaut Das Wort Jeder ist daher identisch
erscheint. mit j ewe der. Was je, bz. ahd. eo, io
Iho. Ibe. Ilibe, ml. Name. Davon Geschln. etc. ist, ist unter 7 Ji, ('maiul u. 2 et zu er-
Ibon, Ihben u. Ibeling, icelch Letzterer in- 25 sehen. Das ahd. hwedar = goth. hvathar
dessen auch als ml. Name vorkömmt. (nhd. weder) loird zwar als Frage-Prono-
Derselbe ist wahrscheinlich mit Ebo nahe men in der Bcdtg. : toer von beiden, od. von
verwandt, sowie dieser mit Abbo etc. u. ge- zweien etc. gebraucht. Da indessen nhd.
hören desgl. auch vielleicht die Namen: toer (cf. wel) nur die Bedtg.: einer, eine
Ippo, Jibbo, Jabbo etc. dazu. 30 unbestimmte Person, irgend Jemand etc.
cf. bei För Stern ann unter II), der (d'r is wel west = es ist Jemand da gewe-
auch eine Verwandtschaft dieses Stammes sen) hat, so heisst hweder eigentlich soviel
mit dem Stainm p] b ((. Ab für möglich hält. als: einer von zweien u. da eo, io die
icht, ichts, jichts, ichtens, ihts etc., ir- Bedtg.: je, immer, eicig, dauernd, ununter-
gend, irgends, irgend tcas, etwas etc.; s. ets. 35 brocken, in einem fort, stetig, stets etc. hat,
iddelk, .s. eddelk. so bedeutet eo-hweder soviel als: immer od.
Ide, ml. Name. Wohl gleich Edo; s. d. stetig einer von zweien. Insofern als nu)i
u unter Ibo ivrgen des Vocalwechsels. cf. aber in der Bede „dass einer von zweien
auch Förstemann unter Id, wozu auch immer etwas thut od. gethan haben kann"
Idsc ('s. d.) gehört u. wonach beide Namen 40 auch die Voraussetzung liegt, dass alle
der y idli, glänzen etc. entstammen können. beide (od. jeder von ihnen) inimer u.
iiIpI,^ eitel, leer, nichts als, blos etc.; — zugleich etwas thun, so bildete sich aus
dat is ulel sfrö, das ist leeres Stroh, bz. je od. immer einer von zweien (=
nichts (ds Stroh; — dat sunt al man idele ahd. eo-hwedar u. nhd. jeder) der Begriff
worden, war 'k iiiks up gute; — 'n idel ge- 45 von: alle beide, jeder von beiden,
spgge (i'in eitles od. leeres, unniäzcs Ge- jeder von allen, Jedermann, alle
rede); — he word so v\v\ (eitel, dünkelhtft, od. Jeder ohne Unter schied, einer
/inß'ärtig, prunksüehtig etc.). — Davon : t'ev- so gut als der andere etc. aus. cf.
idelii (vereiteln, zu nichte machen etc.); — auch lat. uter, was sowohl: loer von b e i-
\y\y\\uni\ ( Fitelkeit, bz. Leerheit, Nichtigkeit). 50 den etc., als auch beide ohne Aus-
Form: afries. idel, idle; »nid., nd. idel; nähme etc. bedeutet,
wfries., nid. ijdel; as. idal, idil ; ags. idel; Da h = urspr. k, c (cf. z. B. lat. coniii,
ahd. ital. idal ; mhd. itel. griech. keras = nhd. Hörn) u. auch lat.
Der Begriff leer, frei von, blos etc. q oil. qu (in qua ^ aind. ka) aus urspr. k
ist aus rein, lauter, klar, glänzend 55 entstand, so ist ahd. hw (bz. hu) = lat. qu
IDJE IT JE 121 IG
u. = ainä. k. Das aliä. liwe-dar (aus hwa- (regsam, strebsam, fleissig etc.) erklärt wer-
dar = goth. hvathar) entspricht demnach den zu müssen u. (da goth. ith [aber, tvenn
einem lat. quatar od. quatarus = aind. ka- etc.] u. id [zurück, re] = lat. it [in iterum]
taras, loas eine Comparativbildung von ka u. = ags. ed [cf. etmal u. eddelk] u. an.
(== lat. qua, goth. hva) ist, wie bei Bopp 5 idh ist) mit goth. ithan (gehen, sich bewe-
(cf. Gramm. II, pag. 24, 31 u. 203, nebst gen etc.) u. wohl auch mit goth. iMia, (Präter.
dem über ka im vorhergehenden Faragra- von j?aggan, gehen) verwandt zu nein u. zu
phen 385 Gesagten) weiter verglichen wer- der )/ at (cf. itan, es.se«, vo7i y ad), gehen,
den kann u. wobei noch zu bemerken ist, betvegen etc. zu gehören. Da nun aber in
dass auch lat. uter (cf. Fick, II, 77) loahr- 10 Eifer derselbe Grdbegriff der Bewegung,
scheinlich für cuter, bz. quter, quater steht des Begens u. Strebcns, bz. der Er-
u. demnach mit ahd. hwedar etc. gleichen regung. Auf r egtcng (= innerliches Be-
Ursprungs ist. toegtsein) etc. zu Tage tritt, so halte
Idje, Itje, tvbl. Name. Dimin. von Ida. ich dafür, dass diesem Worte auch eine
Idse, Itse, od. Idze, ml. Name. Gcschln. 15 Betvegungs- od. T hat ig keits -Wurzel
Idsen, Itzeu u. Idsiuga, Idzinga. (cf. dieserhalb lat. ago von }/ ag, bewegen.
Dem alten Geschlecht der „Idzinga" ge- treiben etc.) zu Grunde liegen muss. Diese
hörte früher Norden u. Norderland u. nah- y könnte nun aind, ap (bewegen vor, kom-
men einzelne Mitglieder desselben auch schon men zu, erlangen, erreichen etc., treffen, p>as-
an den Kreuzzügen Theil. Es starb 1439 20 sen etc.) od. äp = zend. ap sein, die auch
mit Hyma Idzinga, welche eine Tochter des dem goth. ibns, afries. ivin, iven (für ifin)
letzten Häuptlings von Norden (Eberhard u. ahd. eban (cf. äfen) zu Grunde liegen
Idzinga) ivar, aus. ivird, indem Äug. Fick (vergl. Wb., zweite
Dass Idse od. Itze eine Verstümmelung Aufl., pag. 340) dafür eine Grdform apina
von Edzard ist, ivie Stbg. bemerkt, kann 25 ansetzt, wobei das urspr. „p" regelrecht in
ich nicht einräumen, da der Geschlechtsname „f'' (cf. fader von y pa) übergehen musste.
Idzinga auf ein hohes Alter des Namens Auch das aind. ap (Wasser = bewegtes,
Idze od. Idzo hinweist u. neben Edzardsna loogendes , strömendes, fliessendes etc.) u.
(Geschln. von Edzard) in der ältesten ostfries. ap-as u. lat. opus (Arbeit, Verrichtung, Thä-
Geschichte vorkömmt. 30 tigkeit), nebst lat. opus (nöthig, geschickt,
Die Form Idse, bz. Idso scheint eher aus dienlich, passend etc.) u. griech. epö, epomai
Idiso entsprungen u. zum Stamm Idis (fe- (beschäftigt sein [womit u. um etwas] , be-
mina, virgo) zu gehören (cf. Forst ein an n sorgen, behandeln etc.; folgen, mitgehen,
unter Idis), der mit idel zur y idh, indh, nachgehen, verfolgen, ergreifen etc.) etc. ge-
brennen, glänzen etc. gehört, wonach Idso 35 hören zu derselben y ap (f. fügt sich dem-
(Idiso) die Bedtg. : „Glänzender" hat. nach das mit dem Suffix er vom Stamm if
Wegen Idis, bz. ags. ides (Frau) cf. ags. gebildete Wort ifer od. ifer sowohl etymolo-
Glossar von Bouterwek u. H. Leo. gisch als begrifflich sehr gut zu dieser y ap.
ifer, Eifer, Eile, Ucbereilung, Erregung, Dass das Wort ifer erst so spät in der
Leidenschaft, Zorn, Hitze etc. ; — he sitt 40 Schriftsprache auftaucht, beweist nichts ge-
ful ifer = ful für ; — he kwam so in ifer, gen diese Ableitung, da es jedenfalls schon
as he hörde, dat se sin bröer unrecht dön vorher mdartl. gelebt haben muss, bevor es
wulden, dat etc. ; — he hed dat in ifer segt in Schriften vorkommen konnte u. weil mög-
un dän; — d'r is gen ifer (od. furtgang) licherweise diejenigen Handschriften der Vor-
b! hum. 45 seit auch sehr leicht verloren gegangen seilt
Nach Grimm tauchte ifer, eifer (aemu- können, worin es schriftlich niedergelegt war.
latio ; zelus) erst im 15. Jahrhundert in Ober- ifern, eifern, eilen, streben, sich bemühen,
deutschland auf (wie desgl. auch mnd. ive- streiten etc., bz. eifrig u. thätig sein, erregt
ren), wovon unser nd. ifer ; nid. ijver; schwed. sein u. werden etc. ; — sük beifern ; — sük
ifver; dän. iver entlehnt sein soll. Woher 50 ferifern (sich ereifern u. aufregen, in Zorn
es gekommen, lässt auch Grimm unerklärt, gerathen etc.) ; — he iferd d'r tilgen , er
lüie desgl. auch Fick. Seine Verwandt- eifert (strebt u. spricht heftig) dagegen etc.;
Schaft mit an. idhja u. dem ahd. eit (cf. — he iferd för siu fründ, er eifert (streitet
atter u. idel) liegt doch wohl zu fern, trotz- lebhaft u. heftig etc., bz. bezeugt ein grosses
dem Grimm dafür plaidirt. Auch scheint 55 Interesse etc.) für seinen Freund. — Nid.
mir das an. idhja (Beschäftigung, Arbeit, ijveren; mnd. iveren.
Mühe etc.) u. idlina (arbeiten etc.) etc. ebenso ifi'ig, ifei'g? e^/V•^^, strebsam, thätig, fleissig
wie das Wort wiiinan ^ ahd. winnan (mü- eilig, erregt, heftig, zornig etc.
hen, .streben, arbeiten, kämpfen etc) aus der ig, ig, Endung vieler Adject. u. Adverb.
Grdbegr.: bewegen, regen, streben etc. 60 (als z. B. von ewig, enig, weinig, gidsig,
IG 122 IK
godig, modlg etc., icie bei Adelung n. ning, hz. chuninga (König) = sät. jan-a-ka
Andern das Weitere zu ersehen), die im könnte demnach übersetzt werden: Ge-
ahd. H. uihd. it. eersiehiedenen andern germ. schlecht-zu-gehörend, bz. gehörend-
Spraehen in der Form ag, eg, ig, ing, ac, z n- G e seh l echt n. Stamm = Stnm-
ec, ic, ine, oh, ich (cf. ahd. cinag, einac; 5 mcs-An g ehör iger, Geschleehts-Ver-
mhd. eincc, einic, cininc; as. onag; ags. wandt er ete., od. auch so, dass das G e-
aeneg, aenig; afries. onicli, onig = einig; schlecht u. der Stamm zu ihm gehört
— ahd. üwig, ewig; mhd. ewig, ewic; afries. u. von ihm ausging etc.
cwch, ewig; as. ewich = ewig: — ahd. I»g^j '"'• ^^nme. Geschln. Iggcn u. Ig-
muotig; mhd. niuotic , nmotec; as. mödag, 10 gcna.
müdpg, mödig; goth. imulags; ags. müdig = WahrscheinlicJi mit Iko (cf. die Namen
vtuthig ete.) u. wahrscheinl. auch noch in Iko, Igo, Icbo, Ihho, Ihcho, Yge etc. bei
andern Formen vorhiimmt u. ebenso wie die Forste mann unter ic) desselben Ur-
Endung ig, ing, eng etc. (in künig od. kij- Sprungs u. vielleicht auch mit dem Geschln.
nink [= ahd. cliiining, cuning, kuuiiic, cliu- 15 Eggen, die sämmtlich ebenso ivie Agge u.
nincb, kunig, kiiuic; amhd. chunich; mhd. der ahd. Name Egge, Ecke (Name eines
künic, kunec ; ags. cyning; afries. kining, J\/es'e«, der von Dietrich von Bern erschla-
kinig, keneng, keneg; an. konungr etc.], gen wurde) n. der ags. Name Ecg-laf
boyiing, beninga, beiienga etc.), bz. ang, ing, (Vater des Ili'inferdh) etc. mit egge (Hand,
uug — auc, iuc, unc etc. eine Ang ehör ig- 20 Kante, Schneide, Schärfe, Spitze, Schwert-
keit u. Vertvandtschaft — ein Ha- schneide, Bergspitze etc. = spitzes, vor-
ben u. Bes it z en, bz. des Eigenseins, stehendes, vor- od. aufragendes Etwas) =
od. der Eigenheit u. Beschaff enheit afries. eg, ig, ags. ecg etc. verwandt sein
ete. ausdrückt u. tcahrschcinl. auch dasselbe dürften.
Wort ist, tcie ang, iiig etc. selbst, cf. ing. 25 i^s, igts ; i. q. iebts ti. cts.
Wie bei Bopp (s. Gramm. III, 422) zu ik, ich. — Afries. ik; as. ic; ags. ic; an.
ersehen ist, glaubt derselbe ig, ing etc. in ek; goth. ik; ahd. ih, ich; mhd. ich; lat.
köuig als aus aka (a-ka) entstanden ansehen ego; griech. egö ; zend. azem; skr. aliam etc.,
zu müssen, während ich (cf. unter ang, eng denen sämmtlich ein urspr.ngh'Am (cf. Bopp,
etc.) diese Endungen lieber auf die y ak, 30 Gramm., 1, Vorrede, XIX u. daselbst in
ank (=: akb, ali, anli etc.) zurückführe, da § 23) zu Grunde liegt, während das franz.
sich die in ang, ing etc., bz. ag, ig etc. lie- je u. übcrhauiJt die rom. Formen (cf.Diez,
gende Bedtg. der Angehörigkeit u. des 1,240 unter io) aus dem lat. ego entstanden.
Eigenseins etc. ebenso wie bei egen Da das ra nach Bopp (s. Gramm., II,
(eigen, angehörig etc.) ohne alle Schwierig- 35 101) Endung u. tvahrscheinl. aus ma ge-
keit von der y ak (bewegen u. dringen vor, kürzt ist, loic unser m in bessern, bossem etc.
gehen u. kommen zu, erreichen, erlangen, u. ferner dieses ma in der Wortbildung die
ergreifen, in Besitz kommen von Etwas, sich erste Person bildet, sowie auch der Stamm
aneignen, nehmen, fassen, halten, erhalten, von lat. mens u. tinserm mi, min etc. ist,
bekommen, behalten, haben etc.) ableiten 40 so nehme ich für aham etc. eine Grdform
lassen. agliama ((n. Indem nun aber das erste „a"
cf. auch unter isk, isk u. weiter: air. ic, der Pronomiiudstamm „a" (cf. Fick, I,
icp (= ine, anc) kommen (zu), gelangen pag. 1) der ersten I'erson, also das Ich
(wozu u. wohin), erreichen, erlangen etc., selbst schon bezeichnet ti. aucli die Endung ma.
die wohl mit ak (beicegen vor, dringen vor 45 auf die eigene Person od. das Ich sich be-
u. ein etc.) u. skr., zend. ac (beivegen vor, zieht, so ist in dem aus a -}- gha -f- ma zu-
kommen zu, erreichen etc.) identisch ist. sammengesetzten Worte aham der Begriff der
Ist übrigens ig, iiig als Kürzung von iga, eigenen Person anscheinend zweimal enthal-
inga aus aka entstanden, so erklärt sich der ten od. dem Begriffe nach reduplicirt, wo-
darin liegende Begriff' der Angehörig- 50 durch vielleicht urspr. toie bei vielen sonsti-
keit, der Verbindung, des Ilaftens gen Wurzelreduplicationen der schon in „a"
od. des Verbundenseins toomit ete. liegende Begriff blos verstärkt od. noch deut-
auch aus aka, ioeil dies von a (= von, ab, lieber gemacht werden sollte.
zu etc., cf 4 u. 5 a) ic. ka = lat. qua, quo Was nun aber das mittelste Wort gha
etc. zusammengesetzt ist u. somit (weil ka 55 betrifft, so ist dies eine Verstärkungsparti-
= quo eine V erbindun g s- Partikel kel wie unser ge ^'h gcbalsk, gedö etc. (cf.
ist, cf. un = und u. 6k = auch) die Bc- Fick, I, 7S) = ahd. ga, ka (cf. Schade,
dtg. des Verbundenseins n. der An- ahd. Wb., 155 unter ga), ge, ke, gi, ki etc.
gehör ig keit, bz. der Absta m m u n g etc. , die man richtiger loohl eine V e r-
wovon etc. sich auch hieraus ergiebt. chu- HO mehr ungs- , od. (zwischen zwei Wörter
IK 123 IK
gestellt) eine V er hin dun g ft - Partikel nen- tiglceit in die zu aichenden Gewichte u.
nen sollte, ganz wie das aind. ka = lat. Masse hineinstösst od. schlägt od. hinein-
quc u. das lat. co, com, cum etc. (cf. Fiele, hrcnrit ; — ik-kamcr, AichJcammer ; — ik-
I, 32 unter ka) , die man mit nhd. und, amt, Aich-Amt = a) die Aich-Jichörde u.
auch, zu, mit, nehst, sammt etc. über- 5 b) die Aich - Wahrnehmung (dat ikamt is
setzt. Diescmnach bedeutet das ganze Wort liura updragen) ; — ikcr, Aicher, die Aich-
aghama nun eigentlich soviel als: ich mit Person; — ikmester, Aichmcistcr etc.; —
ich — ich — f- ich od. ich u. ich zu- \k\?i(\.QY,das Aich-Eisen, der Aichstcmpel etc.
sammen, wodurch vielleicht angedeutet wer- Was nun das Wort ik betrifft, so halte
den sollte, dass aham das wahrhafte, 10 ich dafür, dass es ein Etwas bezeichnet,
toirk liehe u. alleinige Ich=^ meine was man einem Gewicht, Mass etc. inhaf-
Selbstper son par excellenco, od. Ich tirt, eins chlägt, einprägt od. zu ei-
ganz allein u. ausschliesslich, Ich gen macht u. giebt, ebenso wie dies bei
selbst etc. sei. Dieser Vorgang lässt sich den alten Marken an den Häusern, od. son-
meiner Ansicht nach auch sehr gut durch 15 stigem Eigenthum auch der Fall loar u.
die Annahme erklären u. rechtfertigen, dass dass in Wirklichkeit das Wort ik mit dem
in dem Pronomial-Stamm, „a" überhaupt nur mark (Merk) u. mal (Zeichen etc.) seiner
der Begriff von einer unbestimmten Person- Bedeutung nach ganz gleich ist, loährend es
lichkeit (bz. eines Seienden, od. Etwas andererseits in Abstammung u. Grdhegriff
etc., cf. wicht) lag, od. dass derselbe iirspr. 20 (als Haftendes , Haltendes etc.) viel-
nur die Bedtg.: Person, Wesen etc. leicht mit ek zusammenfällt. Diesemnach
(gleichviel welches) überhaupt hatte, was eben scheint mir nun trotz Grimm' s Beden-
dadurch bestätigt zu werden scheint, dass ken das ahd. eihhöa , eicliun ; mhd. eichen
von diesem „a" (cf. Fick, Ferd. Justi {= a) in Eig enthum übergeben, zu-
u. Andere) auch noch andere Pronomina 25 sprechen, zueignen, in Besitz neh-
gebildet icerden, wie z. B. zcnd. aem u. skr. m en u. geben etc. u. b) Getcichte u. Masse
ayam etc. (cf. Ferd. Justi etc. u. Bopp, von Obrigkeit loegen eichen, bz. aichen)
Gramm. II, 109 seq.) u. dass auch ayam ganz dasselbe Wort wie unser iken u. nid.
durch Einschiebung der Verbindungs-Par- ijken, tvenn man dieses in der einfachen
tikel „y" zwischen a u. am (also a-y-am) 30 sinnl. Bedtg.: merken, mit einem Merk
gebildet lourde. od. einer Marke ver sehen, kennzeich-
Diesemnach würde nun a-gha-ma or?. das nen, signiren etc. u. das Subst. ik od.
mit „a" als Person, Wesen etc., durch ike in der Bedtg.: Merk-Ding, Zeiche n-
gha = CO etc. verbundene mA eben meine Ding (sowohl als Geräth als auch als Sig-
Person od. das Ich bezeichnen, tvie ja 35 tium, womit man Etwas merkt u. zeichnet)
ma nicht allein Stamm des pers. Fron, mi, etc. nimmt. Vergleicht man nämlich die
sondern auch des Possess. min ist. alte liechtsgeioohnheit, dass eben durch das
ik, das Aich- Zeichen, bz. das einge- Einhauen der persönlichen Marke in das
stochene, eingeschlagene od. auch (in hol- anzutretende Eigenthum die Uebergabe u.
zernen Geräthen) eingebrannte Mal od. Zei- 40 Besitznahme desselben geschah u. später
chen, loomit obrigkeitlich beglaubigt wird, durch das Unterfügen derselben unter den
da,ss ein Gewicht, Mass od. Fass genau so betr. Kaufcontract statt der Namens-Unter-
schtcer u. gross ist, wie es dem Gesetze nach schrift etc., so erhellt leicht, dass mit diesem
sein soll; — de ikmester let 't ik d'r up merken, bz. dem Eitthauen, Einstechen,
slän (od. brannen) , as he de mät namäten 45 Eingraben etc. der persönlichen Marke, bz.
un rigtig funden harr'; — ik biu twifelacli- mit ahd. eihhön etc. sich von selbst die obi-
tig, of de mat wol richtig is; man kan d'r gen Bedtgn. der Uebergabe u. des in Be-
wenigstens hei gen ik mer up sen. — Nid. sitznehmens eines Etwas verbinden musste,
ijk (dasselbe); mnld. iccke forf. jecste), ycke, während andererseits das aichen od. nie r-
hycke ; tul, mnd. ike (vasis mensura et capa- 50 ken u. s t e mp e l n der Gewichte u. Masse
citas, mensura capacitatis et ponderis justi ; von Obrigkeits tvegen mit dem officiellen
Signum sive nota justae mcnsurae). — • Vbm. : Stempel geschah u. nur als Beweis dienen
Iken (nd., mnd. iken ; nid. ijken ; mnld. iecken, sollte, dass das betr. Mass u. Gewicht etc.
ycken, hycken ; hess. eichen, eichten, ichten ; mit dem gesetzt. Mass u. Gewicht verglichen
p)omm. ikken ; Schweiz, icha, ichta etc.) eichen 55 u. damit übereinstimmend gefunden sei. ^ So-
od. aichen, d. h. ein verificirtes Gewicht od. viel ich weiss, versteht man hier unter iken
3Iass mit dem ik od. Ai ch zeichen versehen, auch niemals etwas anderes, als dass der
was eben durch stechen, stossen, schlagen obrigkeitliche Stempel dem betr. Gewicht,
od. einbrennen in der Weise geschieht, dass Mass od. Fass etc. nach geschehener Ver-
man den Aichstempel zum Zeichen der Bich- 60 gleichung u. richtigem Befund eingeprägt
m
124
ILEN
od. eingebrannt wird u. ist es noch Nie-
mandem eingefallen, das Xachwiegcn «.
Nachmessen selbst mit dem Worte iken rw
bezeichnen. Ist iken übrigens = steclicn,
stossen, so könnte es vielleicht mit jOkel
((•/. dieses) u. mit iigel (Jgel) u. äkol zur y
ak, vordringen, vorstossen, eindringen etc.
gehören.
Mit Jken = ahd. eihhön , bz. Ikd = (ge)
a i c h t in der liedtg. : g e merk t, in a r k i r t,
mit einem Mal od. Zeichen etc. verschen
etc. scheint mir auch unmittelbar verwandt:
das an. cikdli, eykdh, oikdh od. eikt, tcas
einen Zeitraum von 3 Stunden bezeichnet,
od. tvahrscheiidicher eine blosse Marke
(od. ein blosses Merkzeichen) tvar, wodurch
die Zeit von einem Mittag zum andern in
8 gleiche Zeiträume (ülinlich rcie bei uns in
24 Stunden) von 3 Stunden eingetheilt wurde.
Denn wie aus einer Abhandlung von Finn
M a g n ussc n über die Eintlteilung des Ta-
ges bei den alten Scandinaviern (cf. die
Uebersetzung desselben in der Zeitschr. : de
vrije Fries, Leeuicarden lS4:i, II, 58 seq.)
hervorgeht, geschah die Eintheilung des Ta-
ges, bz. der Zeit derselben urs2)r. in der
Weise, dass man eben wie bei einer Son-
nenuhr den auffallenden Schatten eines er-
habenen u. spitzen Gegenstandes beobachtete,
u. nach Verlauf von 3 Stunden ein 3Ierk-
2 eichen (Einschnitt, Funkt, Strich etc.)
machte, icclches dafjsmark (Tagesmerke) ge-
nannt wurde und tcoraus hervorzugehen
scheint, dass es eben die oiktr (od. Mar-
ken-Einschnitte etc. auf einem Brett
od. Stein) tcaren, loodurch der 24-stündige
Tag in 8 gleiche Theile zerlegt wurde.
Nehmen wir nun iken in der Bedtg.:
merken u. vergleichen wir unter mark u.
marken, dass dessen Grdbdtg. wahrscheinl.
neh m e n, gre if en, halte n, f a s s e n etc.,
bz. haften etc. ist, so erklärt sich auch
das mit ahd. nihhön verwandte ahd. ureichi
(proprium, qiialitas, substantia) «7s Eigen-
thum, bz. als das Erfasste u. aus Et-
was heraus Geno m m ene etc. sowohl,
abi auch in der Bedtg.: Eigenschaft,
als das, loas einem Etwas anhaftet
u, eigen ist. cf. unter jichtea loegen ur-
eichi etc.
In Form u. Grdbegriff (nämlich hal-
ten etc) stimmt zum Stamm ik am besten
ek = ahd. cili, eich etc.; «h. eik; nfries. ik
etc. u. ist dort das Weitere zu vergleichen.
Zum Grdbegriff: steche n, präge n, s t o s-
s c )i etc. vergl. indessen das im Folgenden
erwähnte lat. ico.
Zum Schluss noch die Frage, wie sich
der Name des Hirsches . . eiktliyruir (rf.
G ri m m , Mgth., 778) zu dem obigen an.
eikt, eikdh etc. verhält u. ob darin nicht
das Wort: an. hyruir (Ilürner) steckt, too
denn eikt vielleicht die Bedtg.: Stoss,
St i c h etc. od. Zacke , Sj; / tze (= Ste-
5 chendes, Scharfes etc.), bz. zackig,
ästig etc. hat. Da 7iun aber merken,
bz. mit einer Marke, einem Zeiche n od.
31 al etc. versehen auch = prägen,
c i n p r ä g en, e i tist o s s e n, e i nste c h e n
10 etc. ist, so kann man übrigens aucJi anneh-
men, dass dem Verb, iken die sinnl. Be-
dtg. : stechen, stossen, schlage n,
hauen etc. zu Grunde liegt u. dass dem-
nach ikeu u. dits entsprechende ahd. eihhön
1.5 u. an. eikt etc. mit dem lat. ico, ici, ictum
etc. (cf. Fott, Wurzelwb., III, 138) un-
mittelbar verwandt ist, worauf auch mnd.
(Seh. u. L.) ike (a. spitzes Instrument,
Lanze ; — b) Instrument, womit man die Ge-
20 fasse sticht u. ihren Inhalt misst [cf. peilen
etc.] od. nach ihrem Inhalt bestimmt) hin-
zudeuten scheint. Zu ico, ictum etc. u. mnd.
ike cf. (Fick, II, 31) griech. aikmo (Spiess),
wonach ]/ ik wohl Ablautform von ak (ef.
25 griech. akö u. lat. acus etc.) ist.
ikel, ikkel, unsauberes , schmutziges, ge-
meines Weibsbild, Ilure, gemeine Vettel etc.
Wohl dasselbe wie nikkel u. dort das
Weitere zu vergleichen.
30 iken, aichen; s. unter ik.
ik-kumer, Aich-Kammer, Aich-Baum.
ik-niester, Aich-Meister.
Iko, IkP, ml. Name. Geschln. Iken u.
Ikena. Davon tvuhl tveibl. Name: Ikke,
35 statt Ikka, Ika.
Wegen Iko etc. s. unter Igge, Eiko, Inka
etc. «. cf. bei Förstcmann unter ic die
Namen : Ico, Ige, I k k i a etc.
1. ilc, il (I'lnr. ilen), Igelkolbe; sparga-
40 nium.
Es ist das contrahirte nhd. Igel in der
Bedtg.: stach ligtes Etwas u. ist sie
von der stachligten Frucht so benannt.
Von diesem il od. ihl kömmt angeblich
45 der Name des Klosters Ihlow (d. h. ihl-owc
:= Igelkolben -Aue, tveil in der sumpfi-
gen u. wasserreichen Gegend viele \len wuch-
sen; cf. Sund ermann, ostfries. Sagen,
16) her.
50 Wegen igel s. unter ägcl m. cf. holst.
Idioticon von Schütze, II, 190 das Wort
lilo.
2. ile, il, Eile. — Ahd. IIa; mhd. ile
(Eile, Eifer); nid. ijl ; (/. unter 2 ilcn.
55 1. ilen. Flur, von 1 ile.
2. ilen, eilen, schnell gehen, eifrig vor-
tvürts streben etc. — Ahd. ilan, ilen, illan;
mhd. ilon; as. iljan; nid. ijlon.
Dass die Wörter ilc u. ileu auf die Grd-
60 bdtg.: bewegen, regen (sich regen u.
IL-GAT
125
IN
thätig sein, sich befleissigen etc.), gehen
(vor , wohin etc.), vorioärt s strebe n etc.
zurückgehen , ist ziveifellos u. möchte, bei
dem steten Wechsel von „r" u. „1", dafür
die y ir als Nebenform von ar (beioe g e n,_
gehen etc.) anzusetzen (cf. Fott, Wur-
zelwb. II, 3 seq. u. 77 etc.) sein. Dazu:
il-gat, (Eil-Loch) Flug-Loch im Bienen-
körbe etc. ; — (scherzh.) After.
i-16f, ei-löf, li-lüf, Epheu. — Mnd. iw-
löf, ifflöf. jE".*." ist zusammengesetzt aus \ =
iwi etc. u. lüf u. hat die Bedtg.: immer-
grünes, ausdauerndes Laub, wie un-
ter epha weiter zu vergleichen ist.
ilt I i. q. alt.
im od. imnie, Imme, Honigbiene ; — he
stekd as 'n im ; — he is f ileinig as 'n im ;
— he is flüg as 'n im.
Mit nid. ijm ; geldr. imme ; mnld. imme ;
mnd. imme etc. (Honigbiene) u. nhd. Imme
etc. aus ahd. impi, mhd. imbe (Biene, Bie-
nenstock, Bienenschwarm, Bienenstand) ent-
standen, wie emmer = nhd. Eimer aus
eim-, bz. ein-par.
Es bleibt fraglich, ob der ziveite Theil des
Compositums impi, nämlich pi, ebenso ivie
pi in pior, bior (Bier = Trinken, Getränk,
Nahrung etc.) mit pi im lat. api-s identisch
ist ti. zur y pa, pi (trinken, schlürfen etc.,
wozu auch lat. bibo etc.) gehört (daher auch
skr. ma(ihu-i)a = wörtl. Honigtrinker
als Name der Biene; cf. Pott, Wurzclwb.
I, 192) u. so das ahd. impi loörtl. Ein-
tri n ker, E i n schlürf er etc. bedeutet, od.
ob der Stamm pi, bi (wovon auch ahd. pia,
biä ; 7nhd. bie ; nid. bij, bije ; ags. beö ; engl.
bee; an. by; dän. bi etc. nebst ahd. plan,
bian u. mhd. bin ti, ahd. pini, bini, pine;
mhd. bine = nJid. Biene) mit ahd. pim,
bim (= nhd. bin, d. h. [ich] lebe, ivohne
etc.) u. ags. beön (seitt, wohtien, leben, sess-
haft sein etc.), sotvie ferner mit höen (bauen,
hervorbringen, erzeugen = sein u. leben
machen), bur (Wohmmg, Haus, Dorf etc.)
zur y bü, bhü gehört.
Was mich betrifft, so halte ich das Eistere
für das Wahrscheinlichste, ivährend Grimm
die letzte Ansicht vertritt u. die Biene als
die Bauende deutet. Nach Fi c k (I, 156)
soll übrigens das ahd. piä, biä etc. zu der
unter ban, bannen erwähnten ]/ bha, bhan
(sonare etc.) gehören und demnach urspr.
die Summende (cf. hummel etc.) bezeich-
nen.
im-borst, s. inborst.
Imel, ml. Name. Geschln. Imels. — Da
die Tochter Karls des Grossen statt Emma
auch Imma genannt wird u. Emma zur y
am (Ijewegen, regen, thätig sein etc.) gehört
(cf. Emma, Emo «. emsig) , so dürfte Imel
auch eine Nebenform von Amcl sein, zumal
auch unser inge := nhd. Anger ist.
imel, imer, Brocken, Körnchen, Geringes,
Geringstes etc. ; — he wil mi gön imel faii
5 gäfen; — ho is so 'n gitserd, dat he gen
imel misten kan; — d'r is gen imel in de
schöttel bläfen. Dimin :
imelke. Nebenform von 3 emer.
Imke, wbl. Name statt Irameke. Dimin.
10 von Imme.
imke, Bienchen, kleine Biene. Dimin.
von im, bz. imme.
imker, Bienenvater, Bienenpfleger, Bie-
nenzüchter. — Auch geldr. imker.
15 im-körf, Bienenkorb.
1. imme, s. im.
2. Imme, Immo, ml. Name. Geschln. Im-
men. Mit vorschlagendem „j" auch : Jimme,
Jimmo, Jimmen.
20 Wohl mit Emo u. Emmo (cf. Imel) connex.
immen-hüde (harrl.), eine aiisgeleerte Ho-
nigioabe. Wörtl. : ein Biene ti -Behälter
od. Versteck u. Aufenthaltsort für
Bienen u. wohl so zu verstehen, dass es
25 diejenige von Honig entleerte Wabe ist,
worin die Bienen den Winter über verbor-
gen gelebt u. welche sie nach u. nach, be-
huf ihres Unterhalts , von Honig entleert
haben.
30 immen-küke, imkok (Bienen-Kuchen), Ho-
nigwabe.
immer, jümmer, immer, allezeit, jederzeit
etc.; — immer un ewig. — Nid. immer; ahd.
eomer, iomer, iamer ; mhd. iemer, imer, im-
35 mer (immer, für immer, irgend einmal).
Davon :
immers, jiimmers, irgendwie; — wen 'k
jümmers kan, den wil 'k dat dön.
Das ahd. eomer ist Zusammensetzung von
40 eo, io = nhd. je (s. unter 7 ä m. 2 emer)
u. mer (mehr, häufiger etc.) u. dient Letzte-
res wohl nur zur Verstärkung des schon in
eo, io etc. (= je, immer) liegenden Grdbe-
griffs, zumal das ahd. mer auch (zeitl.) die
45 Bedtg.: fortan u. das entsprccheyide goth.
maiza die Bedtg. : älter = von länger er
Zeitdaue r etc. hat.
impost, Eingangssteuer, Eingangszoll ; —
up de stenkalen ligd gen impost; — dat göd
50 deid gen impost.
Mit franz. impöt (Auflage, Tribut etc.)
von lat. impositus, impostus.
im-schul , immenscliül , Bienen-Schauer,
Bienenstand, cf. schul.
55 in, in, ein, hinein, inwendig, innen, bin-
nen; umgeben u. umschlossen von etwas,
zwischen etc.; — in hüs, in- od. zu Hause;
— ingän, ein-, hinein- gehen; — ingäfen,
ein- od. hin ein- geben; — kämd in,
60 kommt herein = binnen; — dat schip
IN- AKNEN 126 IN D' STAE' IN STAE'
kumd in, das Schiff kommt ein od. bin- aufstacheln, anfeuern etc. sum Streite, cf.
)tan; — dat fald iu de arten, das fällt in böten.
od. zwischen die Erbsen; — dat hart sitt in-l)ötoi*, Einheizer ; Aufwiegler.
iu de borst; — raidden in de bOm sitt 'n in-brök, Einbruch.
hol; — he sitt d'r middon iu (= mankeu 5 in-budel , Mobiliar, bz. das, was an be-
od. tüskcn elc.) ; — he geid mit gewald up weglichen Sachen sich im Hause befindet
de feaud in, er geht mit Gewalt auf den = ingod; — he wil sin hele inl)üdei fer-
Feind ein od. zu, los = gegen den kopou latou. — Nid. inboedel, imboedi'l, im-
Feind. — Ahd. in (in, ein, hinein); ahd., boel; m)dd. (KU.) inboel; afries. iubodel ;
mhd., goth. in (in, an, auf, zu, bei, gegen) 10 mnd. imbül. cf. büdel.
u. inu (hinein); ags. in (in, an, auf fu. des- ili-biitpii, eintauschen, einwechseln.
halb auch durch ou = nhd. an vertrete)ij ; in-dachti^, eingedenk.
ein, herein, hinein); afries. in (in, zu, in-il&^cw, cinrufen, vorladen, zum Gericht
hinein); tcfries. ijn; tdd. in; engl, in (in, tagen.
an, auf, bei, aus, nach, unter, zu etc ; ein, 15 in-delon. eintheilcn.
herein, darin etc.); an. i (in), inn (ein, ill-dolfen, eingraben, hineingraben.
hinein). ill-deiiK indem, währenddem, inzwischen,
Dass auch dem Worte in ebenso ivie au mittlerweile etc.; — lie kwam indem.
eine ursjjr. Bewegungswurzel zu Grunde In-deiiimern, einschlummern,
liegt, ist schon dort gesagt u. auch wegen 20 in d" liand fallen, besser ausfallen, bz.
der wecliselnden Form von an, in, uu da- besser kommen, als man enoartet hat; —
selbst ilas Weitere zu vergleichen. Da die dat gmvigt fau de kö is mi nog wat iu d'
Form in indessen sehr constani in unsern haud fallen. Gegensatz von : ilt d' band
Sprachen erscheint u. auch das lat. iu schwer- fallen.
lieh davon verschieden ist, so leite ich in 25 in-dik, innerer Deich, Binnendeich,
direct von der aus „i" (bewegen, gehen etc.) in-iikcu, eindeichen, einjioldern, mit einem
erweiterten y in ab, worüber das Weitere Deich umgeben.
bei Pott (Wurzelwb. I, 657 u. II, zweite in-disig (cf.dhig), bis ins Innerste hinein
Abth., Li) zu vergleichen ist. — bz. durch u. durch (od. ungemein, stark,
in-arnen, einwurzeln, eingreifen etc.; — 30 sehr etc.? cf. iublide) störrisch, unfreund-
dat kwäde is al to diige bi hum inarnd; s. lieh etc., z. B. vom Wetter, vom menschli-
1 arnen. chen Gemüth etc.; — 't is so regt indisig
in-bären . einbohren, hineinbohren, ein- kold; — he hed so 'n regten indisigen na-
dringen, hineindringen etc.; — he bärd d'r tür; — 't is 'n indisigen kerel.
man so uiiferhulgon up in. 35 in d' niot' gan, entgegen gehen.
in-bilden, einbilden, vorstellen etc. in d' niöt kamen, entgegen kommen, be-
in-bildniig, inbildin«:;, inbilden, Einbil- gegnen^
düng etc. — Sprichw. : inbilden is sliinmer in-dökcn, eindrücken, durch Druck (z. B.
as de dardedägsche kolde. mit dem Finger) eine Vertiefung (dök) in
in-blnden, einbindoi, einknoten etc.; — 40 etwas machen, durch Druck einbiegen ii.
(fio) f^^i '«s Gedächtniss einprägen, ein- vertiefen. Furtic. indaken, eingedrückt, ein-
schärfen etc. gebogen etc. cf. dazu 0. L. li., pag. 727 u.
in-blide , sehr (od. ungemein , stark etc.) 731 indaekcn.
froh u. heiter. — jN7(7. inblijde. cf. mnld. in-dön, einthun, einheimsen, einbringen,
in in der Bedtg.: valde. 45 einlegen, hineinlegen etc.; — kCirn indüu;
in-bilren, einnehmen, einheben etc.; — he — gcld in de biil döu etc.; — ins Gedächt-
hed liunderd gülden inbörd. niss hineinlegen, erinnern, einprägen, er-
in-borst, iniburst, inbo.st, Denkungsart, mahnen etc.; — ik heb' hum 't anders nog
Gemüthsart, Gesinnung, Charakter, inneres so dügtig indän, man de sliingel hed 't dog
Wesen, Eigenart, Sinn etc.; — he hed mau 50 wer fergilteu.
"n slfgten inborsf, er hat nur eine schlechte in-drift, Eintrift, Trift od. Fahrweg in
Denkungsart ; — 'n goden inborst dürd man Etwas hinein ; — d'r is g(Mi indrift bi dat hüs.
bi hum wol t'erwachten, wen he wat na sin in-drögen , eintrocknen, vertrocknen, zu-
tader ärden deid. — Nid. inborst. sammenschrumpfen, schwinden etc.; — de
Es ist Compos. von in u. borst (Brust) 55 appels sunt hei iiulrAgd; — de sake indrö-
u. geht auf die innere od. inwendige gen laten, die Sache, bz. einen liechtsa)i-
llrust, bz. das, was der Mensch in der sprach schivinden lassen u. nicht weiter ver-
Brust hat u. hegt. folgen.
in-biiteu, einheizen, einlegen; — du kaust in d' stä', in stä', auf der Stelle, sofort;
in de dunis wul wat inbüten; — anreizen, CO — ik bin in d' stä' wer hir; — an der
IN-DUKEN
127
ING
Statt, anstatt etc.; — in d' Stil' fau lium
kwam sm fader ; — in de stä', an der Stätte,
hs. in dieser Stelle etc.
in-diiken, eintauchen.
in-düsken, sanft einschlafen, langsam u.
unvermerkt entschlafen etc. ; — he is so sagt
indüshed od. weg-düsked.
Ine, s. Ino.
ine, in, Granne, Äehrenspitse ; — de garst
is uet god körud; de inen süiit to lank blä-
fen. Daher : in-korn = G r a n nen- Kor n,
im Gegensatz t;o» knubbekorn, bz. knub be-
garst, 'welch Letztere glatte, dicke, rund-
liche Aehren hat.
Die richtige Form ist ihne u. das „i" eine
Schwächung von „ä" (cf. z. B. inge = An-
ger), sodass ihm die Form ahne, od. voll-
ständig ahana zu Grunde liegt, die wir im
goth. ahana, ahd. agana, nhd. Agen vor-
finden , trotzdem dies die Bedtg. : S}} reu
hat. Denn dass die Grdbdtg. von dem goth.
ahana etc. sp itz, seh a rf, steche n d etc.,
bz. das od. die Spitze etc. ist, geht aus
dem gleichbedeutenden lat. acus hervor, was
mit acus, acer (Spitze — spitz, scharf, ste-
chend etc.) u. auch mit goth. ähs, ahd. ahir,
ehir = Aehre (d. h. Spitze, cf. är) zu der
y ak gehört, cf. Aug. Fiele, Sprachein-
heit der Indogerm. Europa's, 127 wnierakanä.
Inen, s. Ino.
in-en, inein, in einem, unaufhörlich, un-
unterbrochen etc.; — dat geid inen so weg,
od. inen so fürt.
in-eus, ineins, auf einmcd, zugleich etc. ;
— de beide schäpen kwammen inens binnen,
die beiden Schiffe kamen zugleich binnen;
— he was d'r inens wer , er war auf ein-
mal u. ganz unerwartet loieder hier.
in-enten, einimpfen; — pokken inenten,
(Schutz-) JBlattern einimpfen.
in-fal, Einfall, Einsturz etc. ; — dat was
'n infal fan belaug; — dat is 'n infal as 'n
old hüs ; — 't is hir altid so 'n söten infal
west, es ist hier (zu Hause) stets so ein
süsser Einfall gewesen, d. h. es kömmt hier
stets u. gern viel unenvarteter Besuch. —
Auch von unerwartet u. plötzlich einfallen-
den Gedanken u. Ideen; — he hed altid
sük ferrükde infallen.
in-fin, durch u. durch fein (zart, hübsch,
anständig, manierlich, gesittet, fromm;
scharf, eindringend, iveise etc.), sehr fein,
überfein, überklug, spitzfindig etc. ; — dat
god is so regt infin; — dat is so infin
as 'n menisten borstlap; — he kan so regt
infin dön, er kann so recht durch u. durch
fein u. anstündig etc. thun ; — he is net so
infin (spitzfindig etc.) as de düfel. cf. das
nid. in-fraai = durch u. durch schön, sehr
schön etc.
in-loi', Einfuhr.
in-fiircn, einführen.
iu-loren, im voraus; — he is mi infSren
räkd od. kamen.
5 in-fril'en, s. in-wrifen.
ing, Endung vieler Wörter u. Namen,
die vielfach durch eng, ung vertreten wird
u. worüber Weiteres unter ang ^m ersehen
ist. In sehr vielen Fällen wird beim Spre-
10 chen das „g" verschluckt u. nur en gehört.
Vergl. z. B. boyefi statt boying, boyung —
meneii statt meuing, menung (Meinung), he
hed sin menen net segd etc. Vergl. wegen
dieser auch oft mit ig (s. d.) identischen
15 Endung die holländischen, deutschen u. son-
stigen WöHerbücher. Ferner Bopp, Gramm.
III, 422, wo er ing = ig als aus inga, iga
(cf. auch Max Müller, Vorles. II, 555
ivegen ing, ig in könig) gekürzt ansieht u.
20 dies auf eine urspr. Form aka zurückführt.
Was die Endung ka = ga anbetrifft, so
drückt sie ebenso wie unsere Vörsetz- Par-
tikel ge u. das entsprechende lat. que u. co
ein Hinzut h u n, eine V er m ehr ung, bz.
25 eine Verbindung (mit Etwas) u. so auch
eine Angehörigkeit u. ein Eigens ein
u. Besitze 71 (von Etwas), bz. Haben
etc. aus. cf. Benfey, Orient u. Occident,
II, 82 ivegen ka = ga. Wegen ing cf. auch
30 Max Müller, Vorles. II, 13 seq. u. s.
am Schlüsse dieses icegen aka. Nach Gei-
ger (Urspr. der Sprache, 69) ist die En-
dung ung = skr. anc u. soll dieselbe wärts
bedeuten, was doch nur soviel sagen will,
35 (ds „sich bewegen tvohin", bz. kommen
u. gehen zu etc., xoodurch auch ivieder (cf.
unter aug) der Begriff des g esellens, an-
s chli essen s u. verbindens (mit) etc.
entsteht.
40 Dass der Name : Ing, Ingo, Inguio u. auch
unser Inka (cf. Grimm, Myth., 320 u. auch
Förstemann hinter Ingo) sich sehr gut
aus der ]/ ig, ing, bewegen, regen etc. (cf.
Pott, Warzehvb., III, 429 u. daselbst auch
45 inga = beweglich, icunderbar etc. u. = Ge-
berde, Anstellung etc. u. = Kenntniss, Wis-
sen etc. vom Grdbegriff: betvegen vor, ein-
dringen, erkennen, sehen etc., tvie bei der y
ak, Auge, cf. öge) od. von der y ic, ine
50 (cf. air. ic = ine, anc, bewegen, gehen, kom-
men, gelangen, erreichen, erlangen, greifen,
nehmen etc., in Schleicher , Chrestom.,
248 u. bei Aug. Fick in seinem vergl.
Wb., pag. 22 die y ik, bz. ig, zu eigen ha-
55 ben, mächtig sein, Macht u. Gewalt haben
über, herrschen etc. u. pag. 1 die y ak 1, 2
t«. 3, wovon ik eine Nebenform ist u. dazu
skr. pati, Herr, Gebieter etc. von y pa,
fassen, nehmen, greifen, halten etc. etc.) ab-
60 leiten lässt u. die Bedtgn. derselben sehr
INGE
128
INGEWAD INGEWAT
gut zu dem Namen eines Gottes u. Königs
od. VoJks-Ahuhenn etc. j>a-ssen u. Veran-
lassung geben konnten, ist sehr leicht einzu-
sehen.
inge, Anger, grüne Flur, Wiese, Gras-
land. — AhJ. angar; mhd. andrer; nfries.
(0 utze n) eng, inge ; an. eugi ; norw. enge ;
dän. eng; schwed. üng; ags. inge; engl, ing ;
ioallis. inge.
Dass der Name der Angeln, bz. der
von Tacitus erwähnten Aügriy&vii in West-
falen, sowie der Landesnamc Engern damit
zusammenhängt, ist unter Engelland zu ver-
gleichen. Es beweist dies aber auch, dass
die Form angar, angra auch in Nieder-
deutschland vorkam u. der Stamm ang erf<t
später zu eng, ing geschwächt ist. Demnach
i.'it es daher auch höchst icahrscheinlich,
dass ttnser bei Greetsiel liegendes Gut An-
gewiT od, Angerwer in seinem erstoi Theil
das Wort Anger enthält u. dass dies im
Gegensatz zu den sonstigen im Emsgau, bz.
dem allen Ems-Delta vorkommenden vielen
wi'ien (cf. 3 wer als natürlicher od. künst-
licher Hügel, bz. Anhöhe, die Wehr u. Schutz
gegen die Fluthen etc. gewährt, od. gegen
Ueberströmungen gesichert ist) urspr. ein
grüner mit Gras bewachsener Hügel war,
der eben vom alten angar seinen Namen
trägt. Zu bemerken ist hiebei auch noch,
dass nach Grimm die Angern überhaupt
hoch tt. trocken liegen u. cdso den Ge-
goisatz zu unsern gröden, mcden u. ham-
riken, soivie den Marsch- u. Moor -Wie-
sen bilden u. könnte dieser Umstand gerade
zu der Benennung „Angewer" die Vei'an-
lassung gegeben haben.
Das Wort angar stimmt formell mit an.
angr (Bucht) u. lat. ancra-s (convallcs, cf.
Fick, III, 11) u. gehört demnach wahr-
scheinl. mit ags. anga (Spitze) u. angel, an-
ker etc. zur y ac , aric (biegen , krümmen,
icölben etc.), wonach man auch annehmen
kann, dass angar ursjir. die Bedlg.: rund-
liche Erheb u n g od. Wölb u n g (Hü-
gel, Anhöhe, hochgelegene Fläche etc.) hatte,
tcas zu GrivDii's Angabe stimmt, dass die
Angern hoch «. trocken liegen u. somit
in einem Gegensatz zu den Auen stehen.
Beim Vergleich von an. angr m. lat. ancras
könnte man indessen auch annehmen, dass
angar urspr. die Bedtg.: Thal, Thal-
ebene, Niederung (u. so weiter auch
Flachland) hatte u. also im Gegensatz zu
Bergland, Hochland etc. stand, da die
Thäter auch Buchten u. Einschnitte, bz.
concave Flächen zwischen den Bergen sind.
Möglicherweise indessen gehört das Wort
Anger gar nicht zur y ac, aric (biegen
etc.), sondern zu der ]/ a^-, ari^" (gehen, sich
bewegen vor od. wohin, kommen zu, errei-
chen, erlangen, fassen, nehmen zu sich, es-
sen, goiiessen etc.), wie ja auch an. via
(Gras, Weidcjjlatz) ; goth. viuja (Weide,
5 Futter) as., ahd. wunja etc. «. ahd. wunni
(Wiese, Wiesenland) etc. zu ahd. winnan
(sich bewegen, regen, thätig sein, sich mühen
etc., bz. erreichen, erlangen, gewinnen etc.,
cf. winnen) gehört.
10 inpedomsel, ingedomte , a) Eingeweide;
— b) das Hausgcräthe, bz. aller im Hause
od. innerhalb der vier Wände befindlicher
Hausrath. — Nd. (B r. Wb., Schütze)
ingednmt, ingedome, ingedomete, ingedonite,
15 ingedompte, ingedonte; mnd., mnld. (KU.)
ingbedom u. auch: inghcdoe u. ingedoera;
mhd. ingetuonie; md. mgetnme (Eingeweide,
Vermögen, eingebrachtes Gut). — Zu ingc-
dömt, bz. ingedom bemerkt Schütze:
20 a) Hausrath, sammt tvas in Kisten u.
Kasten ist; Eingebrachtes. Auchin-
gedümte göder = eingebrachte Güter;
b) Ei ng eioeidc im Schlachtvieh ;
c) Gefülsel im Gebratenen u. Gebackenen
25 = tvas man hinein thut od. legt;
ferner ad a)
(lib. meni. civ. Hamb. 1402) : „Ing e-
dorne, alse : Kiste , Scheppe , Stole,
Benke, Bedde, Küssen, Decken, Laken,
30 Grape, Kctele, Kannen unde Vate, nichts
uthgenamen grot ot'te kleen.''
Es scheint tvörtl. das (in Etwas, bz. ins
Haus od. die Hauswirthschaft von der
Braut) Ei ng ethanene, Eingelegte,
35 Ein- od. Hinein- Geg eben e (= Mit-
gabe, Mitgift), E i n gebrachte etc. zu be-
deuten (von dön, thun, geben etc., bz. mhd.
ingetuon, hinein thun etc.), zumal auch ahd.
tuom, tom, duam, duom (That, Handlung,
40 Werk, Verhandlung, gerichtliche Verhand-
lung, Gericht, Urtheil etc. =^ goth. doms;
as., agx. dorn etc. (cf. dorn) vom ahd. tuon,
as., ags. dön etc. abst((mmt u. wie desgl.
auch unser dinncWi =: thümlich in eigcn-
45 thümlich, irrthümlich etc. u. dorn =: thum in
Eigenthum, licichthum etc. etc. (cf. dieserhalb
dum etc. u. dun) zu diesem Verbum gehören.
Die Bedlg. E i n g e w ei d e , bz. das, was
i n w e )i d i g i m B a u c h sitzt, ist demnach
50 keine urspr., sondern es hat sich diese erst
später aus dem, loas inwendig im Hause
ist u. so zu sagen von den Wänden um-
schlossen wird (als Inneres, Imo en-
dig es) herausgebildet.
55 ingewad, ingewut, ingowand, ingewant
(dat, das), Eingeweide, bz. die inner n Theile,
als: Herz, Magen, Gekröse, Gedärm, Wanst
etc. des menschlichen u. thierischen Körpers,
bz. eines Körpers überhaupt. Plur. (de) in-
GO gewanden od. ingewautcn, (die) Eingeweide.
INGEWEIDE
12{)
IN-KIK
Auch vom Inwe n d i (j cn od. I n ner n
überhaupt , z. B. in de ingewaiulcn fan de
ürde od. fau 'n hüs. — Nid. iugcwand ; mnd.
ingcwät, ingewant, ingewende (a. Eingeweide;
1). intestina des Hauses, Haiisrath etc.). cf.
das folgende:
ingeweide, Eingeweide; jedoch nur vom
Eingeweide der Tliiere. Zu beiden vergl.
gewand, gewäd etc. tc. geweide, sowie auch
ingedBmsel.
in-gö(l, alles Gut, hz. alles Mobiliar, was
sich im Hause, bz. innerhalb des Hau-
ses befindet = in-biidel ; — he wil sin in-
god (Flur, ingöder) ferkopen laten ; — 't in-
gOd is all' beschrafen, das Mobiliar ist
sämmtlich (vo)i Gerichtswegen) beschrieben.
in-gi'im, Ingrimm, innerer Grimm, inner-
liche Erbitterung, Grimm, der ans Herz
frisst; — he wet sük fan ingrim net to la-
ten. cf. gram u. grim, xowie goth. iugram-
jan, in Zorn setzen, erbittern, erzürnen.
ingrimmig, ingrimstig, ingrimmig, durch
n. durch, bz. sehr u. überaus grimmig, sehr
böse u. bitter, sehr nnfreundlich u. rauh,
innerlich erbittert u. erzürnt, voll Verdruss,
bz. sehr verdriesslich etc.; — he sügt so
ingrimmig iit , dat man hast bang för hum
worden sul ; — so 'n ingrimstigen (unfreund-
lichen u. abstossenden) kerel as dat is, dar
is hei net mit um to gän ; — ingrimstig kold,
ingrimmig, bz. bitter kalt, angreifend kalt;
— dat wer (Wetter) is so ingrimstig (un-
freundlich u. rauh) ; — ik wurd' so ingrim-
stig dül , ich wurde so schrecklich böse, bz.
fürchterlich erzürnt; — he is so ingrimstig
fül etc., er ist so fürchterlich (abscheulich, Ab-
scheu u. Widerwillen erregend) schmutzig etc.
ingrimstig ivird hier auch von der Wäsche
gesagt, tvenn sie nicht w e i s s u. rein, son-
dern etwas dunkel u. trüb -seh m utzig
aussieht, bz. kein helles u. fr eundliches
Ansehen gewährt, wie dies namentlich der
Fall ist, wenn sie im Winter in Folge des
fehlenden Sonnenscheins nicht ordentlich ge-
bleicht ist, od. loe.nn sie überJiaupt nicht
rein u. gut gewaschen tourde; ferner auch
wenn das Zeug so schmutzig ist, dass es
überhaujit kaum wieder rein v. weiss zu
waschen u. zu bleichen ist (dat god [Zeug,
Wäsche] sügt so ingrimstig üt, dat man hast
hei net sen kan, of 't wiisken [gewaschen]
is, of net ; — dat göd hed so 'n ingrimsti-
gen [schmutzig-grau] klör etc.). — Sodann
gebrauchen ivir den Ausdruck „ingrimstig"
auch von einer schmutzig -grauen u.
trüben Hautfarbe, bz. von s elten u. od.
nicld ordentlich gewaschenen Händen
(Ohren, Gesicht etc.), worin sich der Schmutz
so recht fest gefressen hat, sodass sie kaum
rein zu waschen sind (din hande [bz. ge-
J. ten üoornkaat Koolman, Wörterbuch. II.
sieht etc.] sen so ingrimstig üt etc.) , alles
liedtgn., die vom Begriff: trübe, unfrcund-
l i c h, a b s t o s s e n d etc. ausgehen.
in-li.ilig, inlialsk, habsüchtig, hegehrlich,
5 gierig, geizig, -unverschämt etc.; — 't is so
'n inhälsken kerel, dat he sm folk hast gh\
äten günnen is. Zu inhalen = einholen, an
u. zu sicJi holen.
in-liam, Einbucht, Einschnitt, ins Land
10 hinein gehende Bucht des Meeres. — Auch
lud. inham. (/. 3 ham.
in-liok, eine nach innen, hz. in Etwas
hinein gehende Ecke, bz. Winkel; — Ge-
gensatz von Cithok = nach aussen vorsprin-
15 gcnde Ecke.
iu-ho](l, Inhalt.
in-liol(len, einhalten.
in-liolten, Inncn-Hölzer, inivendig sitzende
Rippen eines Schiß's, aucli KrummUöher
20 (krum-holten) genannt; — dat schip hed
gode eken inholten ; — fig. auch von den
Rippen, bz. dem Brustkasten des Menschen ;
— d'r Sitten gen gode inholten in hum =
er ist engbrüstig, schwachbrüstig, brustkrank,
25 schivindsüchtig, bz. innerlich ungesund etc.
Inka, wbl. Name. Ob ein ml. Name Inko
noch vorkommt, ist mir unbekannt. — Der
Name ist durch das lobl. „a" vom Stamm
ing, ink, bz. ik etc. (cf. För stemann un-
30 ter ic, Ingo) iveitergebildet , der mit dem
Suffix ing, ig von könink, bz. könig (cf.
ing) identisch sein dürfte, wonach denn auch
der Name Iko zu vergleichen ist.
Nach der unter ing angeführten, im Adj.
35 inga liegenden Bedtg. : beweglich , reg-
s a m etc. u. w u nderba r etc. ist nun der
obige lobl. Name entioeder mit Emma (s. d.)
sgnonym , od. derselbe hatte die Bcdtg. :
Wunderbar e , od. auch (da inga auch
iQ die Bedtg.: Kenntniss, Wissen etc.
hat) Kenntnissreiche, Wissende,
Weise etc. etc., edles Bezeichnungen, die
sehr gut auf die afries.-germ. Mädchen u.
Frauen passen.
45 in-kamen , a) einkommen, eingehen, bin-
nenkommen, hcrcinkouunen; — dat schip,
bz. gold sal morgen inkamen ; — wnl ji wat
inkamen? wollt Ihr etuHis hereinkoinmen?
— h) Einkommen ; — c) eingekommen, ein-
50 gegangen, hin)iengekommen, hereingekommen ;
— dat schip is inkamon etc.
in-kilp, in-kep, Einschnitt, Einkerbung.
in-lijtj)en, inkepen, einhauen, einschnei-
den, einkerben.
55 in-kappen, ein-, bz. hinein-kappcn od.
schlagen etc.
in-kik, kurzer Besuch; — ik kam mau
äfeu up 'n inkik bi di för; — ik wul man
äfen 'n lütjen inkik holden. — Wörtl. : Ein-
60 guck, Inspection, um zu sehen, wie's geht;
IX-KTTvEX 130 IN-LICHTEN
cf. inl{iken. Mau ffiif/t statt dcx^ini auch: in-kuleil. cinfjrahcn, einscharren = in
kik-in, xcic z. B. in der licilcnaart: du iiiust eine Griihc (külo) machen ?/. bringen ; —
in't 11]! 'n ..kikin'", man up 'n „sprckan" kamen. >vi hobben hnm iiiknlij. wir li.tlwn ihn l>e-
in-kikcn. ein-, li-. hincin-ipiclm, nil.riii-, prahrn etc.; — kortiittVls inkülcn, Knrtnf-
bc. hineinsehen ; — k'it mi ifr üfeii inkiken ; (i fein einscharren ((jeffcn den Frost) etc.
— wen "k mörgon wör in d' stad kam, wil in-kiimst, Kinkommcn , Hereinkommen,
'k äfon bi dl iiikikon, leenn ich morgen wie- J'Jinknnft etc.; — bi sin inkumst ; — be heil
der cur Stailt komme, will ich ehen bei dir ßl inknmsteu (Einki'infte).
einsehen, b~. vorsprechen. ill-küpoii, etwas in einen Bottich (Kufe)
inkiksk, einyuckisch ^^ frei u. offen, 10 machen od. setzen,
unrerdcckt etc. od. ^— wo man leicht hinein- in-kuponi, Ilcringe, Pökelfleisch n. son-
sehen u. alles beobachten n. erspähen kann, stige cingr^ialrcne Lrbensmiltel beJinf einer
tceil alles frei n. offen od. unrerdcckt ist; längeren Dauer u. Haltbar icit durch einen
— do fonstors sunt so inkiksk, dat, man 't Böttcher (knpor) od. Fassbin/lcr in Fässer
fan dp strät nt 't all" sön kan, wat d'r in biis 15 cinschliessen n. ei)ibi)iden lassen.
förgfid; — do tun is, b:. ligd so inkiksk, iii-laden, einladen (zum Fest etc.; ins
dat etc., der Garten ist — bz. liegt so frei Schiß' die Waaren).
V. (ffen (ef. spöi), dass etc. ill-la^JO, Einlage.
in-kipi»(Mi, einschneiden, cinkürzen, ein- in-laii|2;<Mi, einlangen, liineinlangen , ver-
hauen, einkerben etc. 20 abreichen etc.
ill-kliil^en , ein-klingen , anklingen, ein- ill-l;U, Finla.'^s.
schellen etc.; — d'r is inkliuigen, es ist ge- in-latcn, ein-, hinein-lassen etc.
schellt. in-l('(l nd. inldf. die Füllung des Feder-
in-kliiij;«Mi. iii-klinkon u. auch Itcklin- bclts (Federn u. Daunen). — Nd.(Br.Wh.)
^on . eiiitrncknen . einschrumpfen , kleiner 25 inlid, das innere Bett, worin sich die Dau-
werden , zusammenschrumpfen , schirinden ; neu befinden u. welches in den äussern
— wen do stönon drütcon un brand worden, Uebcrzug eingeleitet od. ei n gelassen
den klinkon so nog diigtig in; — dat liolt wird; (Schütze) uilede, das innere lederne
is to dägor inklungon; — dat dikko kind Polster eines Kissens, tvelchcs in den Ueber-
srhal nog wo! boklingon. cf. 2 klingen. 30 zug gesteckt wird; pomm. (Dähnert) in-
in-klinkoii , a) s. inklingon; — b) ein- lidd, das innere Bett, worüber ein Ueber-
scltlagen. einnieten, Niete hineinschlagoi ; zug von besserm Zeug gezogen wird; im
— c) (die l'hür) in die kliiiko schlagen, südl. Hannover (Scham back) inlät =
einkli)iken: — do dür was man inklinkd un a) der Einlass; — b) etwas Fing cleg-
nöt sfliuteld. cf. klinke «. klinken. 35 tcs; — c) Jedes Stück Inbett, welches mit
in-krin;on, einkriegen, einholen, erreichen, Federn gestopft ist, im Gegensidz zu dem
hineinholen , einheimsen , hinein bekfunmen Uebcrzug, worin es eingelassen wird,
etc.; — ik kan linm not inkrigen, ich kann Die letzte Form „\u\iiV' gehört zu Ma-len,
ihn nicht einliolen; — ik barr' bum bold ein-, bz. hineinlassen u. ist es das in den
wör inkrägen, ich hätte ihn bald (bz. bei- dO Uebcrzug Eingelassene. Die andern
nahe) wieder eingeholt; — ik liöb' min bnt Formen „inled, inlid" etc. indessen kommen
g«*id inkrägon, ich habe, mein Getreide gut icohl von inlödon -^ alt: inlldan, ein-, bz.
eingeheimsct; — ik beb min roggo d'r tan hineinleitcn, nach innen leiten u. führen.
d' barfst möi bi drOgn wer inkrägen, ich Zu erwähnen ist indessen auch das nid.
habe meinen Koggen diesen Herbst schön 45 leide —- logdc, legode (legte, legete) —- nd.
bei trocknem Wetter in die Erde bekam- ledo (cf. bei Schütze unter lede), ivofür
mcn ; — 't is so nat, dat man bäst hol gön ivij- kurzweg auch lä' u. lö' (u. die Nieder-
körn in 't land inkrigen kan; — ik was so länder lei) sagen (ik lä' dat weg, ich legte
mili, dat 'k 't büs hast hol not wör inkrigen das weg) , sodass die Form inlede auch
kun, ich war so müde, dass ich das Haus 50 mit (das) Eingelegte übersetzt loerden
fast gar nicht leieder erreichen konnte — könnte.
wofür wir auch sagen: ik was so mBi un in-lp^, Einlage, das ein- od. hineingelegte
of, dat 'k büs hast net wer halen (holen) kun. Geld, der Schoss; — he hed siu iiileg not
in-krimpen , einschrumpfen, sich zusam- botäld. — Nid. inleg.
menziehen etc. 55 in-le^^oii, einlegen, hineinlegen, einsargen.
in-kroj»]»cn, in sük kroppcn , einfressen, in-le^f^cn, Einlegen, Einsargen; — de
einschlucken, hinunterschlucken, in steh f res- hole familie is to 't inloggen n8gd.
sen, in sich verheissen od. bei sich verdauen in-licliten, klar, deutlich, erkennbar v.
etc.; — bö raut ful ferdröt un arger inkrop- rerständlich machen, Licht u. Klarheit in
pen. cf. kroppon. GO eine Sache bringen, aufklären etc.; — de
INLICIITUNG INLICIITING 131 IN-PENNIGD
sakc mut rrst nog bäter inlicht worden, cf. (hinnen , hinein etc. , kämd binnen) verr/li-
inlüchton. c/ien toerden ma(j , da ivir dieses atich als
inllclitiiii^, inlichtiii^, inlichteri , Änf- Subst. mit der Bedtg.: Heim, Gemach,
Tclärung etc.; -- hi' lied nii nog i^rn inlicli- Wohnung etc. gehrauchen, ivovon wir sa-
ten gät'en, er hat mir noch keine Auf Idärung 5 gen: kämd in min binnen — ik gung in
gegehen. min binnen = ich ging in mein Haus, hz.
in-ligger, EinNeger. SpecieU: ein zeit- Heim, Gemach etc. AeJmlich hat auch das
tveiliger Mitheivohner eines Hauses od. einer md. Snhst. inno die Bedtg.: Innigkeit
Stube, der entweder gar keine od. doch nur od. eigentlich innerliches Wesen u.Sein,
eine geringe Miethentschädignng zahlt. 10 Inwendigkeit etc., ohschon es von mhd.
in-löj), a) Einlauf, Zuspruch, Besuch etc.; inne (innen, inwendig) u. inne (innig, im
— dar is altul so föl inlop in 't hiis; — mhd. mnckeit, Innigkeit) nichtver.ichieden ist.
b) Eingang etc.; — de inlop is bi de std Zu Ino sei übrigens noch bemerkt, dass
fan 't bns, der Eingang ist an der Seite nach Strackerj an (jeverl. Bersonenna-
des Hauses. 15 wen, pag. IG) dieser Name soivohl loic auch
In-lopeii, a) einlaufen, hinnen laufen etc.; Enno aus älterem Agino (contrah. Aino)
— b) eingelaufen ; — c) einholen, erreichen entstanden sein soll.
etc.; — ik schal hnm wol bold wer inlopen ; in-ögsteii, einernten; s. unter ogst.
— ik kun 't hiis hast net nier inlopen, ich in-paliiien, ein- od. hineinziehen, an sich
konnte das Haus fast nicht mehr erreichen; 20 ziehen u. reissen, einholen etc.; — 'n tau
— d) eingeholt, erreicht etc.; — ik harr' inpalmen, ein Tau einholen; --be palmd 't
(hatte) hum al gau wer inlopen ; — e) ein-, all' in, er zieht Alles ein u. zu sicii. hin, rafft
bz. hineinlaufen, einrennen, etc.; — he is d'r u. reisst alles an sich.
inlopen (z. B. ins Haus od. Wasser etc.); in-paseu, mit den Füssen eintreten od.
— 't hüs inlopen, das Haus einrennen, 25 einstampfen etc.
hz. einstürzen, umtverfen, erstürmen etc.; — in-pennd, eingezapft, eingesteckt, verrie-
f) ein-, hz. hineingelaufen, eingerannt, ein- gelt etc.; — de balken mntten inpennd wor-
gestürzt etc.; — se hebben 't hus (de dör, de den; — de dör is inpennd, die Thür ist ver-
mür etc.) inlopen, sie haben das Haus (die riegelt, hz. durch einen Zajtfen (pen) rer-
Thür, die Mauer etc.) eingerannt. 30 schlössen, cf. pen u. pennen u. inpennigd.
in-lös, auch iiilössiiig', inlössefi, Einlass in-pennen , a) einzapfen, Holz, durch
etc.; — ik kun gen inlös od. inliissoii krl- Zaj)fen (pen) mit einander verbinden (tra-
gen, ich konnte keinen Einlass bekommen bem injungere) u. zusammenschlicssen, indem
= ich ko)inte nicht frei (offen, ungehin- die Zapfen (pennen) des einen Stücks in das
dert) hinein. Zu lös = los, frei, offen 35 andere eingelassen iverden, um beide Stücke
etc., cf. lössing = Entlastung, Entleerung, mit einander zu ferpennen (verzapfen) u. so
Befreiung etc. u. = Oeff'nung. zu verbinden; — b) einen Zapfen (pen) in
iii-middels, inmittelst, inzwischen, mittler- etwas hinein- od. vor etioas stecken u. so
weile, währenddein etc.; — ho kwam inmid- verschliessen u. verriegeln ; — c) einschlies-
dels hir. 40 sen, heschliessen , eindämmen, umschliessen,
in-möbels, das innere, hz. im Hause he- einfriedigen; '— land inpennen, Land ein-
findliche Mobiliar, die Haus-Möbel ; s. in- friedigen.
bilde!, ingöd etc. in-pennigd, a) eingedämmt (vom Lande,
Ino, Ine od. Ilino, ml. Name. Dimin. hz. einem Grundstück); ringsum' von einem
(ml. u. whl.) Inke, Ihnke; Gcschln. Inen, 45 Damm od. einer Erhöhung umgehen u. so
Ihnen, Ihnken. Wenn ich nicht irre, auch: nicht auf Ab Wässerung liegend, loeil
kommt auch ein whl. Ina vor. cf. Forste- es rings umher höher als in der Mitte u. so
mann unter In, wo er ags. Ine u. nhd. .abgeschlossen ist u. nicht abwassern kann;
Ihn(e) zum ags. inn (doraus) legt, sowie auch — dat is 'n inpennigd stük land ; — dat
den Namen Inno. Ino bedeutet demnach 50 land ligt so inpennigd, dat 't hei not ofwa-
Hausherr od. Insasse, In- Mann tcrn kan; — h) verschlossen, dicht, undurch-
etc., da das ags. inn entioeder ebenso ivic lassend, steif u. hart; — de erde is inpen-
das an. inn (ein, hinein) u. goth. inn (cf. nigd, die Erde ist dicht u. undurcldassend
innana, innan; inngaggan, ein-, hineingehen = nicht locker u. lose; — dat is hir so 'n
etc.) eine von in (in, ein, hinein) erweiterte 55 ferdomden inpennigden grund, dat man se
Form u. als Subst. mit der Bedgt.: Inne- hast mit de spä f/S[/)a<e?!^ net lös bräken kan.
res (inn hat auch die Bedtg. Gemach), In- — ad a) ist zu bemerken, dass man ein Stück
wetidiges etc. gefasst, od. eine Kürzung Land, ivas niedriger liegt als die Umgebung
von inni = ahd., goth. inna (innen, inwen- oft absichtlich eindämmt (inpennd, s. inpen-
dig, hinnen, im Innern) ist, loomit binnen GO nen) u. inpennigd hält, damit das von der
9*
IN-POLDERN 132 INSEL
höher hegenden Umgehung nhflicssende Was- 2. in-sago, Einschen, Einsicht, Untcrsu-
srr nicht über dasselbe hinfliesst n. es nicht chung etc.; — dfir mut avi inson 'n insriüo
unter Wasser setzt, u. ist in diesem Fall na holden, of de köphrrf wol wiulJelk (statt
gewöhnlich eine Wasscrschöjifmiihle dulci würdelk, wirklich) so liult , as liö uns dat
angebracht, um bei anhaltend rcgnigtem 5 setrt lied ; — dar fan dat ])ük hob' ik iiog
Wetter das betr. Grundstück trocken halten gen insage namcn, von dem Ihiche da habe
zu können. ich noch keine Einsicht genommen = ich
in-poldoni, Aussendciclisland mit einem habe mir den Inhalt desselben noch nicht
Deich umgeben u. so zu ei)icm ■po\der machen. angesehen. Zu sen, sehen; cf. sag, sah n.
in-potoii. einsetzen, einpjlanzen etc. 10 saggen, sahen.
in-|irtMitoii, eindrücken, einprägen etc. iii-sato, Einsassc, Eingesessener.
iii-|>r(i|)|)eii. ein, bz. hineinpfropfen. iu-scliikkolk, /»//.w??i, /o/^sv/)?;, verträglich
in-radcn, sich versehen u. versorgen (mit etc.; — 't is 'n rogt inscliikkolk kiiul. Zu
Etwas) , cinthun , einlegen , einscldiessen, schikkcn = fügen.
hineinthun etc. u. zwar: a) Vorrath (na- 15 in-si'Iidstern, cinschustcrn, einsetzen, zu-
mentlich Lebensmittel od. das, vas zum Un- setzen, verlieren etc. ; — ilc heb' niin ganse
terhalt dient) einthun u. aufspeichern (körn büdol d"r lii inschösterd.
etc. inraden , sich versehen mit Korn, bz. in-scliiineii, einblasen, eingeben; — kwäd
Korn einthun) und b) Geld (in Etwas inschünen, Jiöses eingeben, zum Bösen an-
mit) hineinthun od. einlegen, wie dies z. B. 20 treiben n. verleiten; — hO. liod nii dat iu-
hei einer Wette od. einem Wettstreit sehr schund, dat ik nun moderappcls onuksoii siiT.
häufig geschieht, indem der Wettende od. insel fi'/itr. insels), Insel. — il///f/. insele,
die den Wettstreit cntrirenden Bersonen insel, isele. Aus lat. insnla , wovon auch
herumfragen, ob Jemand mit inraden u. sei- ital. isola u. franz. Sie.
neu Thcil an der betr. Wettsumme im Fall 25 Wenn Bott (s. Wurzelwb. I, 8Sj) das
des Verlustis mit einschicssen loill; — ■ wen lat. insula erst als in-salo C= im Meere, bz.
d'r wel mit mi inraden wil , den wil ik de im Wasser) deutet, so ist es wohl zweifel-
wedde ingän; um 't allön to stän, darto is los, dass dieses salo uicht dircct von griech.
nn de bedrag to bog. cf. raden u. namcnt- salos (^^ Schicenken, Wogen) hergeleitet wer-
lich auch räd in seiner sinnl. Bedtg. 30 den kann, obgleich allerdings das griech.
in-rakon, a) ein-, bz. hineinziehen, ein- salos u. saleiö wurzelhaft mit dem lat. sal
scharren etc., namentlich das Feuer in od. (cf. solt etc.) sowohl, als auch mit unserm
unter Asche, damit die glühenden Kohlen sol (s. d.) u. dem deutschen Sole (in Salz-
nicht ausgehen od. völlig ausbrennen. Dies Sole = Salzwasser) u. dem lat. in-siilsns
geschieht namentlich des Abends, um den 35 (ungesalzen) k. unserm sülte (Sülze) n. so
folgenden Morgen gleich Feuer zu haben ferner auch wohl mit sula im Worte iiisuki
n. ist idjcrhaupt nur beim Torfbrennen an- verwandt ist ii. zu einer J/ sar (bewegen,
loendhar; — du kanst 't für man iiirakcn; wogen, fliessen etc.; beivegen, gehen, laufen
't is taihn (10) i'ir, un börgertid to bcdde to etc.; bewegen, ivchen , hin u. Jier bewegen
gän ; — b) hineintreffen, hincingcrathcn, 40 od. schwingen, schwenken, schlagen etc. etc.)
hineinkommen etc.; — ik was d'r hast in- = sri «. = sal, sli etc. (cf. Ben feg, Skr.
räkd, ich loäre da beinahe hineingeralhcn, Dict. unter sar, sal, sri) gehört, wovon auch
bz. hincingeffdlen; — ik rük d'r midden in, das skr. sara ( Wasser, Teich, See, Sedz etc.
ich traf da mitten drin od. hinein. etc., cf. Ben feg. Skr. Biet. 1022 u. dazu
ins, iiison, eins, einmal, mal, bz. einst, 45 1038 auch noch sAra = srid n. mehrere
einstmals etc.; — ik kwam ins fan Grün- andere Wörter von derselben J/, soioie ferner
gen etc., ich kam einmal (bz. uud) von Gro- Bott, Wurzehob. II, 658 seq.) sich ableitet,
ningen etc.; — kum ins (od. insen) her, Dass nun Bott (s. Wwzelwb., II, (id?) spä-
komm mal her; — wen kumst du nu insen tcr einen unmittelbaren Zusammenhang mit
bi mi, loann kömmst du nun mal zu mir; 50 dem griech. s?l\os verwirft, würde richtig sein,
— 7n(d, einmal, doppelt; — ins so fT)l — doch kann ich ihm niclit darin beipßiclden,
so gröt — sowid; — nog ins sogröt etc., «oc/t wenn er einen Zusammenhang von sula mit
'n mal so gross. Nebenform von Ons =: afries. dem Vbm. esse {}/ as) vermuthet, trotzdem
enes u. ensen etc.; s. bei v. liichthofen. su im lat. sum u. sunt (cf. sunt) allerdings
in-säd, Einsaat. 55 mit esse von einer u. derselben }/ sta)nmt u.
1. in-sage, Ein-Sage, Einspruch, Einrede Bott auch sul in Consul u. consulo etc. zu
etc.; — insage don, Einspruch erheben; — dieser y zu .^teilen scheint. Ich mcincs-
ik wil d'r gm insage up maken, ich will keine thcils halte nämlich den ZusammcnJtang von
Einrede dagegen machen, cf. gesag, Ge- sula in insula mit dem skr. sara, bz. der y
heiss, Befehl etc. ti. npsage. Zu seggen. 00 sar u. unserm sol (^^ a) Kielwasser [^= das
IN-SETTEN
133
IN-WIL IN-WILS
beioegte u. brodelnde Wasf^er etc.] n.
b) der sumpfUjc, feiicMe, tveiche JLifenschliek,
der stell aus dem Salzwasser absondert u.
niederschläfft etc.) u. dem ahd. sol (Sole,
Kothlache, Suvijif) für am nächsten liegend
H. das „u" in insula ebenso wie das „o" in
sol für eine Scliwäclmng aus urspr. „a",
sodass insula tvörtl. ein im Wasser lie-
gendes, bz. vom Wasser umgebenes Et-
loas bedeutet.
in-setten, ein-, hs. lünein-sctscn, einpflan-
ze)i , einlegen, einmachen etc.; — sük war
iusetten ; — 'n stük iusetteii, s. B. ins Kleid;
— bomen iusetten, Bäume einpflanzen ; —
bonea insetten, Bohnen eiiimachen ; — in-
sett'de bouen, eingemachte Bohnen.
iusgelik, iiiSÄlik, insglikeii, desgleichen,
imgleichcn, gleichfalls, ebenso, dasselbe etc. ;
— ik wünsk jo insgelik toi gelük iin sogen
in 't neje jär ; — he is insgliks liir west,
er ist gleichfalls hier geivescn. — Nid. ins-
gelijk, iusgelijks. Die Vorsglbe ins ist zu-
sammengesogen aus iu-des, tvie mhd. ins aus
iu-es u. ist des gleich mit dem Artikel des,
den icir gewöhrüicj^ in der Aussprache zu
„s" verstümmeln.
in-slag, Einschlag = a) eingeschlagene,
od. umgeschlagene Kante od. Saum, Kalte;
— b) die Querfäden beim Geioebe, dessen
Kette schergärn heisst; — c) Math, Anlei-
tung, Anweisung etc.; — ik heb' hum 'n
goden inslag gäfeu; — d) der Anfang des
Schulunterrichts nach beendeter Kerienzeit,
100 die Schüler so zu sagen loieder in Kes-
seln u. Banden geschlagen, bz. dem Unter-
richt u. der Schulzucht unterworfen loer-
den, nachdem sie die Kerien über davon
ent schlag en u. frei loaren. — inslag im
letztern Sinn ist Gegensatz von ütslag (Ent-
schlagung, Kreigcbung, Entlassung etc.), loie
wir von den eingespannten Pferden auch
sagen: „dn kaust de perde man ütslan", bz.
de strengen ütslan" , tvenn dieselben ausge-
spannt werden sollen «. loonach dorn inslag
soviel heisst als: „Einspannnng" u. ütslag:
„Ausspannung" , weshalb die Kinder beim
bevorstehenden Eintritt der Kerien dann
auch freudig singen : inslag ! ütslag ! mor-
gen is de leste dag.
in-slagoii, inslan, ein-, bz. hineinschla-
gen, einhauen, nach innen schlagen etc. ; —
he hed d'r dügtig inslan; — de bliksem
schal d'r inslagen ; — he hed d'r dügtig wat
inslan, z. B. in den Bauch; — • de swet is
hum inslan; — ferner: gerathen, arten, ge-
deihen etc. ; — de juug, — dat körn etc. is
god inslan etc. Vergl. Weiteres luiter slagen.
in-solteii, insoltjeii, einsalzen, einreiben
etc.; — flesk insolten; — \vi willen hum 't
wer insolten, ivir loollen es ihm ivieder ein-
reiben = ihm das loas er uns gethan, ivie-
der vergelten. — Auch einsalzen = in Salz
setzen, um es vor Verderbniss zu betoahren
u. so überhaupt: bewahren, gut auf lieben,
5 sparen, nicht sofort gebrauchen , zurüclde-
gen, behcdten etc.; z. B. beim Kartenspiel,
loenn Jemand eine gute Karte nicht sofort
gebraucht, wenn er Gelegenheit hat, einen Stich
damit zu machen ; — he hed sin as insoltjed.
10 iii-soiien, insunon, eine Sühne in einer
Sache, bz. ztvischen zwei streitenden Par-
theien beioericstelligen , (einen Streit) beile-
gen, sühnen; — de sake is wer insönd, die
Sache ist wieder beigelegt, bz. gesühnt, cf.
15 sön ti. sonen.
iii-sprake, Einsprache, Einrede, Ein-
spruch, Widerspruch etc.
in-spräken, iiispreken, einsprechen, hin-
einsprechen etc.
20 iii-stappen, ein-, bz. hinein-stapfen, hin-'
eintreten etc.
iii-stippen, einstippen, eintunken, eintau-
chen.
in-taiige (Plur. intangen), nach innen
25 gehender Anker von Eisen od. Holz, wo-
durch eine äussere Wand, bz. äusserer Bal-
ken etc. an ein innen fest liegendes Etivas
befestigt u. vernagelt loird. So werden z. B.
die Cayungen u. sonstige Ufer- u. Küsten-
30 befestigungen mit eisernen od. hölzernen in-
tangen versehen, damit sie nicht nach aus-
sen hin ausweichen. Zu tauge = Zange.
iii-teen, intejen, in-tüen, einziehen.
internerd, verschlossen, unbeugsam, trotzig,
35 eigensinnig , stolz, eingebildet, hochmüthig
etc. — „'t is so 'u internerd un stolt ding"
loird von solchen Mädcheii gesagt , tvelche
ihrer Herrschaft keine od. keine ordentliche
Antwort geben u. derselben einen unbeug-
40 Samen Trotz u. Stolz entgegensetzen. Es
ist das mit lat. internus verwandte, bz. dem
deutschen interniren entstammende nhd.
inter nir t.
in-tog, Einzug.
45 in-tunen, einzäunen.
in-Avaneii, einivohnen etc.
in-waner, Einwohner.
in-we\\{[ein,einive7iden,Eimoand machen etc.
in-wendsel, Einwand; — dat sunt all'
50 man inwendsels, das sind alles nur Einwände,
bz. leere Ausflüchte.
in-weniien, eingeivöhnen.
in-wike, eine nach innen, bz. ins Land
od. Moor h i n e i n gegrabene wike od. Ne-
55 ben-Canal, der sich von der Haupi-wlke ab-
zweigt. — Pomm. (Dähnert) iumke, Ein-
bucht, Busen ins Land hinein. — Nid. in-
wijk = inham etc.
iii-wil, iii-Avils, in der Weile, während
GO der Weile od. Zeit, loährcnd dem, inzwischen
IN-WIN^^EN 184 IS
etc.; — iu-wil ik ilat de, währenddem ich Die Grdhdtg. ist: beiocgev, regen (er-
das that; — hö was inwils liir, er icar in- regen, aufregen etc.; bewegt u. erregt sein
zwisclicn hier. cf. wil, Weile, Zeit etc. etc., cf. unter winuen ». waden) u. bewe-
in-winucii. cingewinnen, einholen etc. ; — gen ist = gehen, .^ich erheben etc.,
dat heb' 'k bold wer inwunneu, das habe 5 bz. eine Bewegung von irgend einer Stelle
ich bald wieder cingcwonncn; — ik schal aus nach irgend einer beliebigen Seite hin
liuiii wol bold wer inwiiiuen, ich werde (soll) machen. Diesemnach ist wohl die ]/ ar, bc-
ihn wohl bald wieder einholen ;— ferner wegen, gehen etc. anzusetzen, loovon auch
auch: einwerben, anwerben, einmiethcn etc.; ags. yrnan (in on-yrnan, aufspringen, auf-
— he hed &111 folk up 't neje wer inwiimion, 10 gehen, sich erJicbcn), bz. iniaii (gehen, sich
er hat sein Gesinde aufs neue wieder ein- erheben etc., cf. Pott, Wurzelwb., II, 5
gemiethet, bz. eingeworben, cingedungen etc. seq.) sich ableitet. Als fernere Verwandte
cf. winnen, ütwiniion etc. der y ar, ir etc. si)id unter andern vielen
iii-wrifen. infrifen, einreiben; fig. ver- noch zu vergleichen: zend. ir, sich erheben,
gelten etc.; — dat wil 'k hum insen bi ge- 15 aufgehen etc. u. ir, bewegen, in Bewegung
iägenheid wer inwrifen. setzen (sich od. ein anderes), gehen, machen
iper, Ulme: — tpernbom, Vlmenhaum. etc. (cf. Ferd. Justi,^Handwb. der Zend-
— Xld. ijp, icp; ijpcnboom; mnld. (KU.) sjn:, 56 u. 59) u. skr. ir = v'vav, gehen, be-
ijpcii-, cipou-, jipeii-boom, wo)nit auch das wegen, stossen, schütteln, werfen etc., cf.
'bei KU vorlommende jipelijue (tilia nias) 20 Ben feg, Skr. Biet., 10')). Dass aber auch
wohl im Stamm jip connex ist. Mit franz. Zaf. errare, erro, error, erratus etc., sojr/e (n(.ser;
ypreaii (Diez, II, 139); S2)an. olmo de iro, ir, irre, irr, verkehrt — mal, ferbi-
ipre von ihrer Abstammung aus Ypcru in sterd etc. (tr in do kop; — ik ward gaus
Westjlandern , woher auch unsere Bedens- ir etc.); ire, Irre (ik biiii hei in d' ire =
art : he siigt iit as de dud fan Ypern , die 25 in 't wilde ; — he is in (V ire kamen) ; — iren,
gebraucht wird, wenn Jemand in Folge eines irren = dören, dwalen, walen etc. ; — irig,
Schreckens od. einer Ohnmacht kreide- irrig = mul, dwalsk etc. (irig in de kop
weiss aussieht. = irrsinnig) u. goth. air '/As fZ/TC, erroneus),
iponi, ulmcn, von der Ulme etc. ; — ipern- airzitha (error, Verführung, Irrlhum); airz-
holt, Ulmenholz. — Nid. ijpern; s. iper. 30 jan (irreführen etc.) etc. nebst ahd. irri
Ipiio, Ippe, nü. Name. Geschln. Ippen. (com rechten Wege abgekommen , unsicher,
Wohl mit Ibo, Ebo, Eppo ». Jibbo eines schwankend, verirrt etc. = ferdwäld) u. irre,
Stammes, cf. dicserhalb bei Forst emanii er re (Zorn, Verirrung, Irrthum); irran (in
unter ib, tco er auch den bei Adam v. Brc- Verirrung bringen, irre machen, irren, stö-
men vorkommenden Namen Yppo aufführt. 35 ren etc. = as. irrjau, irrean etc.) etc. etc.
ipske, od. ibsko ; /. q. imelke, spirke (cf. ebensowohl wie das goth. airiis (Bote) etc.
imcl, spir) etc., nämlich: Körnchen, Brock- sich von der ]/ ar, ri, ir ableiten, ist zwei-
chen, Kr um eichen. Geringstes etc. ; — d'r feilos, da die Grdbdtg. dieser Wörter sämmt-
is gen ipske afer bliifen; — he kan gen lieh auf dem Begriff : beweg e n , gehen etc.
ipske misten, er kann nicht das Geringste 40 beruht u. Iren (irren) soviel heisst als: b c-
missen. Es ist ein Dimin. von einem obs. loegen, gehen irgend wohin = zioeck-
Stamm ip, ipe od. !ps, Ipes , der vielleicht los umhergehen u. wandern, ebenso
die Bedtg.: Ettoas u. so als Dimin. die wie auch die y \r neben bewegen, gehen
von: geringes Etioas, kleines Et- etc. die von schütteln, schioi n gen,
IV as etc. halte. Diesemtiach vergleiche ich 45 schioanken = hin- u. herbeioegen
das von Grimm aufgeführte epper, eppes etc. hat tt. das ahd. irri auch mit: schwan-
(ali(iuis, aliquid) für: etwer, etwas, tvo- kend, unsicher etc. übersetzt loird.
nach dann ipcs für ippes od. eppes stehen is, ist, d. h.: hat Sein. Auch nid, is für
würde. ist u. ags. ys, was mit lat. est, griech. esti,
h'P, zornig, heftig, leidenschaftlich erregt, 50 Iit. esti, aslav. jesti, russ. etj, böhm. gcst etc.
aufbrausend; Subst.: Jähzorniger, Brause- aus der Grdform asti entstand u. mit dem
köpf etc.; — he is 'n regten Ire. — Afries. Suffix ti von der y as, sein, exisliren etc.
ire (by ira mode = im Zorne); irst (er- weitergebildet ist. cf.Bopp, vergl. Gramm,
zürnt). — • As. irri; ags. yrre (Aufregung, I, 235 u. II, 376 etc.
Zorn, u. [AdJ.J aufgeregt, tvild, zornig); 55 Wie indessen unser war (wahr = wirk-
yrringa (wild, zornig) u. auch: eorre (ira- lieh, gewiss) auf der Grdbdtg.: seiend,
tus); irsung (iracundia) ; engl, ire (Zorn); existirend. Sein habend etc. beruht
irchü (zornig, wüthend) ; irascihle (zum Zorn u. ebensowohl wie das nhd. tvar u. unser
geneigt, reizbar). — Lat. ira (Zorn, Auf- was (= exisfirtc, lebte, hatte Sein etc.) zum
regung etc.). 00 Vbm. waseu (sein, leben, cxistiren etc.) ge-
IS
135
IVER IVERN
hört, so stanu'.d auch das polii. isty, istiiy,
istuo (= geivixs, wirlclkh, wesentlich etc.)
mit dem ohiycu osti, asti etc. von derselben
y as, ivcgcn welcher hei Vott (Wttrzclwb.
II, zweite Abtii., pag. 2:!S bis 270) das ITtv'- 5
tere verglichen iverden mag.
is, Eis. — Bedensart. : uj) old is früst 't
ligt; — ua Icchtmt'S trocd de fos 't is
uet mer; — up d' lütje niimmers-dag ('=
Nimmer s-Tag), wen de kalfor up 't is dan- 10
seu. — Nid. ijs ; mnld. (KU.) eys, ijs;
ahd., mild, is ; ags. is ; nfries. is ; an. iss
(IHur. isar). Wie Grimm meint, soll es
mit dem Worte Eisen (ferrum ^= Har-
tes od. Glänzendes, cf. iser) ii. ferner 15
mit goth. ais (Erz, Metcdl) u. lat. aes etc.
etc. verwandt sein, worilber Weiteres unter
2 ären zu ersehen ist. Das zend. igi (Eis)
gehört demnach nicht hieher, scheint jedoch
mit jökel = ags. gicel venoandt. cf. jedoch 20
Fiele, I, 30, der es mit zend. i^i von einer
y IS (gleiten) ableitet.
iselk, s. islik.
1. isen, eisen = Eis schlagen u. brechen
etc. ; od. im Eise arbeiten, mit Eis sich be- 25
mühen etc.; — wT sunt fan dage an 't od.
bi 't isen; — wi hebben hum wer lös is'd;
— dat schip lös isen. Auch zu Eis wer-
den, g efrier en etc. in glad-isen ('t lied
glad-isd). 30
2. isen, grausen, schaudern machen, er-
schrecken, Schrecken u. Furcht empfinden
etc. ; — dat is'd mi d'r för. — Ahd. agison,
egison , ekison ; mhd. eisen (erschrecken,
Schrecken u. Schauder empfinden) ; mnld. 35
(KU.) eysen, ijsen (horrere etc.); nid. ijzen;
hess. (Vilmar) eisen; nd. (Br. Wb.) aisen
u. (Schambach) eisen, escn (schaudern
etc.). ^ Zu goth. agis (Furcht etc.). cf. aisk
M. islik, soiüie fresen = fürchten. 40
iser, isder, Eisen; — Bedensart: man
mut 't isder smäden as 't nog het is; —
man kan gen isder mit banden breken; —
be is 'n kerel fan isder un stäl. — Nid.
ijzer. Äs., ahd. isaru ; mhd. isern, iser ; 45
goth. eisarn ; an. isarn ; ags. isern, afries.
isern , iser , isrn , irsen , irscr. Statt an.
isarn auch iarn , wozu nfries. jaarn stimmt.
Daneben ahd. isan, isen ; mhd. isen ; ags.
isen = 7ihd. Eisen, cf. wegen der Grd- 50
bedtg. (als Glänzende s etc.) unter is u.
im Beowidf von 31. Heyne unter Inig., wie
desgl. auch unter harnas.
isig, eisig; — dat is je isig kold; — 'n
isigen lüclit, eine eisige Luft. — Nid. ijsig ; 55
ags. isig ; ahd. isec (eisig, voll Eis).
is-jökel, Eis^- Zapfen. — Mnd. isjokel
(auch iskekel , iskegel) ; ags. (is) gicel, des-
sen g aus j verdichtet ist, od. wie dies mit
j auch in unscrm jökel der Fcdl ist, ein un- 60
organischer Vorschlag vor icel ist. cf die-
srrhalb ags. gif, gyf = urspr. if (cf. engl.
if) = ahd. iba, ubi, oba ; mhd. obe, ob =
afries. cf, jef etc. tinter of (= ob, tcenn,
oder) u. wegen icel od. jökcl s. unter die-
sem Wort das Weitere. Das ags. gicel, bz.
icel steckt auch im engl, icicle ^= icc-icle. cf.
jökel.
isk, isk, mit Aphaeresis sk. Endung =
nhd. isch in Adjectiven u. Substantiven,
lüie z. B. . . schelmsk (schelmisch), gladsk
(glatt, gleitend, glattartig), fretsk (fresssüch-
tig, gefrässig), bigelöfsk (abergläubisch) etc.
— marsk (Marsch = marisk, meerisch,
sumpfig, tvässerig etc.), minsk (Mensch)
etc. etc.
Sie ist = mit cdid. isc, iscb ; as. isc ; ags.
isc ; goth. isk u. isks (cf. ahd. meunisc, men-
uisch ; as. mannisc ; gotJt,. manuisks ; ags.
mennisc = human us, d. h. dem Mensch ge-
nannten denkende n Wesen e n t sp r e-
chend u. angepasst od. an gehörig
u. eigen etc. [als Weiterbildung von:
manna, y man, denken etc.] = menschliche
Person, od. eigentlich = Denkender);
afries. isk (z. B. in agripinisk) ; an. skr statt
iskr (in racnskr = liumanus) etc., dem im
Subst. noch ein a od. o (anscheinend mit
der Bedtg.: Person, Wesen, Geschöpf)
angehängt wurde, was indessen später (cf.
an. menska = humanitas u. afries. man-
uiska, as. mennisco ; cüid. mannisco = mhd.
meuscbe, mensch) loicder abfiel. Nach Ana-
logie von abulg. isku, isky (in mazisku, ma-
zisky = mätndich, — plutisku = fleisch-
lich, — nebesisku = himmlisch) = slavo-
deutsch iska (cf. Schleicher, Com2)., 478);
lit. iszka u. goth. iska (in barniska = kin-
disch); ital. isco H. lat. iscus (dem auch
wohl iscum u. griech. iskos in hibiscum =
griech. ibiscos =: Eibisch, Ibisch [cf. ahd.
iwa, dän. ibe = nhd. Eibe] entsprricht) etc.
scheiid es indessen, als ob auch die En-
dung isc im Adj. mannisc (s. oben) eine
Kürzung von der vollen u. urspr. Form
isca ist, sodass auch hier das ScJduss-Si
ebenso loie im Subst. Mensch (=■ urspr.
manniska) später abfiel.
isk, iskeii, cf. esken, eisken.
isk, isker, cf. 3 csk.
islik, hclk, gräulich, fürchterlich, schreck-
lich, abscheulich etc. ; — dat is je iselk ; —
iselk kold; — iselk slim etc. — Nid. ijsselijk;
mnld. (KU.) eyselick, ijselick; ahd. akislih,
egislih, ekislih ; mhd. egeslich, eislicb ; as.
egislic, eislic, ags. ageslic, cf. aisk.
Itze, Itseii etc., s. unter Idse.
iuj) = jup, up etc., s. unter up.
iver, ivern, s. ifer.
136 JAGD
(der Halbrocal Jot).
j toird deshalb ein Ilalbvocal genannt, 10 Otfried die Formen jo, ja u. scliioed. ja,
^ccil er bald dem Consonanten „g" n. „k" jo, soivie iveiter Fick, III, 243.
(cf. jid, jiclit, jiitrcn, Janen etc. ii. auch im Jabbo, Jabbo u. Jabo, ml. Name; Geschln.
fries. Archiv von Ehrentraut, I, 218) Jubbcn. FjS ist (mit vurschlagendem j, (/.
tt. dann auch wieder dem Vocal „i" ent- unter j, u. den nachfohjenden Wörtern wohl
spricht, tcie dies schon unter dem zu ver- 15 derselbe N'ame toie Abbo, tcährend Sjabbo
gleichenden Vocal „i" bemerkt ist. In vie- wahrscheinlich loicdcr aus Jabbo (mit gc-
len Fällen Jedoch ist er auch blosser Vor- zischtem j) entstand, cf. auch Jibl)0 und
schlag, der indessoi stets der Dehnung od. StrackerJ an (Jeverl. Fersoncnnamen, pag.
der Brechung eines einfachen Vocals in 26, Nr. 72), der es zu f>ab (geben) stellt.
zwei Lauten seinen Urspru)ig verdankt, wie 20 ja-bröer, Ja-Bruder (qiii omnibus assen-
dies z. B. /» jadder, jfikol u. andern Wor- titur) ; daher auch: ein unselbstständiger,
tern der Fall ist u. auch im africs. sehr scJtwacher , loillenloser JMoisch, der keine
häufig geschalt, wegen dessen afries. jelmissc; eigne Meinung hat od. sie nicht zu äussern
(Almosen), jelne (File), jelre (Erle) etc. bei wagt; — 't is m'oI 'n goden kcrel, man 't
V. Kichthofe n im afries. Wb. unter cl- 25 is 'n ollen ja-broor, de gin minsk tagen ka-
misse, eine u. elre etc. verglichen werden men diird. cf. jäcii.
mögen. Wegen Vorschlagung eines j auch Jacht, jat'litern etc., .s. jagt etc.
im sl avischen cf. Pott, Wurzclwb., II, jaddc, jedde u. (cf. scliarre = schaddo,
76 u. ferner wegen j u. y für g in Bd. Schatten) jarre; water-jadde, Ackerspörgcl
III, 54. 30 (spergula arvensis). Derselbe heisst auch
ja, ja, tja, die reine Affirmation od. Be- gärnwindc , uägcnkne etc. Sie hat zwei-
Jahungs- Partikel j a, icobci die zweite Form theilige, vielgegliederte Stengel (daher inigen-
eben tiur das mit grösserem Nachdruck gc- kno) u. quirlständige, fadoiförmige Blätter,
sprochcne einfache ja ist u. die dritte (nüm- woher ivohl der Name: gärnwinde von garn,
lieh tja) mit noch stärkerem Nachdruck u. 35 Garn. Vergleichen tcir jicht = Gicht, jid
vermehrter Ungeduld ausgesprochen tvird, (afries. jeth) = gat etc., so steht jaddo viel-
sodass man ja als den Positiv, ja als Com- leicht für gM\dc, was möglicherweise /»/< gad-
parativ u. tjii als Superlativ bezeichnen der (Gatter, Gitter) zum Vbm. gadon (vcr-
kön)ite, wie z. B. in: ja! ik wil kamen; — einigen, verbinden, verknüpfen, verschlingen,
ja! du liest 't je wol hürd , dat ilc kamen 40 durch, u)n, od. i)i einander scJtlingen, win-
wnl'; — tjä ! kanst du not hoicn? 'k heb' den etc.) gehören könnte, mit dem auch nhd.
dl al twemäl toropon , dat 'k kamen wul' ! Gatte u. gatten (cf. gade) connex ist,
— Auch Subst.: ik lieb' Iiuni 't j a gafeu weil eben diese Pjkotze ein wir r es u. viel-
etc. ver Schill ng ene s Gewächs ist. Verglei-
Als Nebenformen von jd etc. sind auch je 45 chen wir edier jepke, j«3i)ko = wipke, so
u. jo gebräuchlich u. zwar auch mit ver- könnte es auch mit wed (Unkraut etc.) con-
schiedenem Nachdruck (ds je, je w. tje, wo nex sein.
das „e" toie im nhd. Jetzt ausgesprocJien jadder, s. jidder.
wird; z. B. je! 'k wil kamen; — je! wat '^ixt'w, Jähen, Ja sagen, bejahen, zustimmen
lofst du wol? — tje! mrust du den, dat 'k 50 etc.; — he jäed, bz. jä'd altid; — de olde
dat ni't net so göd döii kan, as duV jäbröer deid d' mund not .anders apon, as
M'rgcn jo = ja c/. die liedrnsart: do dat um to jäen. — Das „h" im nhd. bejahen
jo Mich wer; — du must mi dar jO nrt bi /,s'^ unorganisch u. eingeschoben, ivie bei
kamen etc., loo es allerdings nur (ds Be- Grimm unter bejahen zu vergleichen ist.
kräftigungspartikel u. iiicht als reine Affir- 55 Mit dem ahd. jelian (sagen, sprechen, be-
malion gebraucht ist. — Africs. io, bz. je, kennen, he'püien, zustimmen etc., cf. jiditeu
ge ; ags. ia, gea (cf. v. liichtho fcn unter u. bichten) lud ea dircct nichts gemein, da
ie); engl, yea; as. ia, bz. ja; an. ia, bz. dieses anscheinend auf goth. jah zurück-
ja; ahd. ja, ja; goth. jai, ja. Vergl. auch geht, toähroid jäen von}ii weitergcbildcl ist.
Seh melier, II, 202, sowie ferner bei GO ja^'l, od. ja^t, Jagd, Jagen des Wildes
JAGDNET
137
JAGTSK JAGSK
etc. = Verfolgung des Wildes od. sonstiger
Beute, um es zu greifen u. zu erlangen; —
he is up de jagd na fögels, fisken, wild, geld
etc. etc. ; — he is helsk (höllisch) up d' jagd
fersilten. — J.7tfZ. jagid ; jh/j*^?. jaget, jait,jeit;
nid. jagt. Zu jagen; cf. auch jagt etc.
jagdnct, ein langes, die ganze Breite eines
ahzutreihcnden Gewässers (Weiher, Canal,
Tief, Meiner Fluss etc.) einnehmendes Fisch-
netz, in welches die Fische durch IHätschern
im Wasser (mittelst der sog. Pulsstöcke)
hineingetrieben od. gejagt werden.
jagen, Jagen; (jage, jagst [jachst], jagt
[Jacht] etc.; — jog, jögst, jög etc.; — jagt
od. Jacht [gejaget] u. jagt, jagd etc.) ; —
de wulken jagen dor de Uiclit; — de wind
Jacht dat water afer de dik ; — he jög hum
mit de pitsk üt 't hiis ; — dat schip (de wa-
gen, — dat pürd etc.) jagd d'r hxngs, dat 't
so 'n ärd hed; — he is hen, um hasento ja-
gen ; — he jög hum de dägen in 't lif ; —
he jagt 't al dür de käl, wat he ferdend. —
Sprichic: de 'n ander jagen wil, de mut
sülfst löpen. — Nid. jagen (joeg, gejaagd
etc.); ahd. jagön; mhd. jagen (jagen, trei-
ben, schnell bewegen, eilen), cf. auch S c hm el-
ler, II, 265 etc. ivegen der verschiedenen
Formen u. Bedtgn. Vergl. bei Pott, Wur-
zelwb., I, 2S7 die y ya, od. yä (bewegen,
gehen, treiben etc.), Grassmann y yah
(eilen etc.) u. Schleicher com}]., 102 die
y ja, ivelch Letztere eine Nebenform von
ga (gehen etc.) ist, während ya (cf. Ben-
feg, Skr. Dict., 738) von y „i", gehen etc.
entstand. Vergl. auch Fiele, II, 200.
jagen, statt gägeu (gegen). — Nid. jegen,
jegens. Davon:
jägeiicn, gegenen. Nur in be- od. hijä-
geueu, begegnen, behandeln etc.; — he is
mi nich bijägend; — lie bijägend sin folk
mau sk^gt, er behandelt sein Gesinde, bz.
seine Untergebenen nur schlecht. — Nkl. be-
jegenen. Es ist das von ahd. gagan (gegen,
wider etc.) weiter gebildete ahd. gaganjan, ka-
gaunen, gagancn, gagenen, kegineu ; amhd.
gagenen, entgegenkommen, entgegen treten,
begegnen etc. Wegen des Stammioorts jagen
s. unter gägeu.
jagei', ein Ftwas (Person, Wesen, Ge-
schöpf, Ding etc.) loas j a g t, treibt, eilt etc. ;
daher: a) ein schnellsegelndes für die Fil-
fahrt bestimmtes Schiff ; z. B. härings-jager,
ein Schnellschiff, welches die büseu begleitet
u. den ersten Fang der ganzen Ilerings-
flotte rasch an den bestimmten Markt be-
fördert; — b) der Junge, tvelcher die Pferde
vor der trekschüte reitet u. treibt; — c) ein
Segel an der zweiten Verlängerung des Bug-
spriets, dem sog. jagerstok. Dieses Segel
kömmt nach Bobrik nur auf Schmucken,
Kuffen u. Ilukern vor u. vertritt auf
diesen dasjenige Segel, ums auf andern Schif-
fen klüver heisst. Sodann, loird d) eine mit
Eisen beschlagene hölzerne Schaufel auch
5 jager genannt, ivahrscheinlich weil sie zum
Wegschaffen u. Austreiben des UnrcUhs (z. B.
in den Stallungen u. Gossen) gebraucht ivird.
Auch gab es früher eine ostfries. Münze (cf.
0. L. B., 907) die jager hiess.
10 Jäger, Jäger. — Ahd. jagari, jagere ; mhd.
jilgere, jegere, jegcr etc.
jagere, Gejage, Gehaste, Geeile etc.; —
dat is so 'n jagere. Das der Form nach
identische ahd. jagerie hat die Bedtg. : Jä-
15 gerei, Verfolgung etc.
jäger-stOl, Jägerstuhl. — Schcrzh. Ee-
densart: stak de dum in de närs un mak 'n
jägerstöl.
jägner, Gegner, Widerpart. Zu jagen,
20 bz. jägenen.
jagt, Jacht, in verschiedenen Bedtgn. ge-
braucht, als: a) Eilen, schnelles Treiben etc.,
Flucht, Fliegen, Fliehen; — d'r sitt so 'n
Jacht in d' lücht (von den schnellsegelnden
25 Wolken), bz. in 't water (vom Wasser,
wenn es rasch fliesst u. strömt); — he
hed so 'n jagt up 't läfend, er ist so eilig,
eifrig, hitzig etc., brennt vor Eile
u. Eifer etc.; — b) vom br ünstig sein,
30 weil in der Brunstzeit die Thiere sehr
unruhig u. hastig sind u. vielfach umher-
jagen od. birsen, loie z, B. Pferde, Kühe
etc. ; daher jacht auch = Brunst; — he hed
de jacht up 't läfend ; cf. jagtig, jagtsk u.
35 jagtcrn ; — c) von einem Schnellsegler, einem
Jachtschiff; — he hed sük 'n lütjen jacht
buen laten. — Nid. jacht etc.
jagtern, jachtern, jiclitorn, Jochtern,
Jnchtern, j achtern, sich spielend u. neckend
40 u m h er t r eib e n u. jagen, Jagd auf
einander machen, um sich zu haschen u.
fassen, ivild umherrennen etc., toie dies von
Kindern u. namentlich Mädchen, jungen
Leuten beiderlei Geschlechts , jungen Pfer-
45 den u. Binder n in der Weide, od. Thieren
in der Brunstzeit etc. geschieht; — de kin-
der (bz. hunde) jachtern (juchtern etc.) mit
'n ander; — de perde jachtern in 't land
herum; — 't junkfolk jachterd gern mit 'n
50 ander. — Es ist ein Freq. von jagen u. von
jagt weiter gebildet. Daher Subst. : gejach-
ter, gejuchter etc. (de kinder maken so 'n ge-
jachter; — 't is so 'n gojachter dür 't hüs
etc.) u. jachtere = spielendes u. necken-
55 des Jagen, Fliegen u. Hennen. Auch bei
Schütze (holst. Idiot.) u. S c h a m bach (nd.
Wb.) jachtern u. sonst auch (cf. B r. Wb. u.
Dähnert) j achern. Vergl. auch nid. iagten.
Jagtig, Jachtig u.
60 jagtsk, Jagsk, hastig, eilig, hitzig, brün-'
JAGT- od. .TACflT- WEIDE 138 JAMMERN
stig etc., d. h. von dem ,,w»s jagt hesafft" hals (</. jank Jt. jauken) od. hüngl die erste
bese>:senu.erfasstod.eingeii(>»iiiieit etc.; Jacht Silbe yak gar wegen der liedtg. Gier etc.
hallend etc. — (/. die Kndungcn: ig ». isk. od. g icr i g se i n, vcrlangeii,trachten
yd^t- od. jaclit-wpidc . das Absteige- ii. nach etc. mit der y yak cusammen, die (cf.
l-jütree-Ziinmer , od. die allgemeine Gast- 5 P ott, Wiir::chvb., II, -weite Abtii. ölH) eine
Stube eines Wirthshanses , wo:u Jeder ein- Nebenform eon ir ((/. öskcii) ist':" cf. auch
kehrende Gast den freien Zutritt hat. Die- jakke-piis.
scs aus jagt (Eile etc.) u. wi'ide (liabitatio) jakluilscii , heftig u. .■<tarJc nach Etwas
zu.sammcngcsetzte Wort ist eine seltr jias- verlangen u. trachten, heisshitngrig u. gierig
sende Bezeichnung des allgemeinen Gast- 10 sein etc.; — he jakhalsil d'r na.
simmers, indem dies in Wahrheit eine „Eile- jäkjp, Jiuhchcn; s. jak.
Weide'' (Stätte, Ortod.Aufenthalt) jakke-püs ; i. 7. jaklials u. setzt dieses
ist, indem dahinein Alles Jagt u. eilt u. mit piis (Katsc) zusammengesetzte Wort an-
darin nur einen flüchtigen Aufent- scheinend ein mit yAwkcw synonymes u. ident.
halt )iimmt u. nur hurzc Zeit (in der 15 Verb, jakken coraus.
Eile) rastet. jak-slip, Schooss der Jaclce.
Jak, Jacke, ein kurzes Obcrkleid ohne Jakub , Jakii]» , ml. Käme Jacob. —
Schösse od. doch nur mit ganz kurzen Sprichw. : .,wat imit man uOt all' hören,"
Schössen, loährend ein Bock stets lange sä' de dofe Jakub.
Schös.'<e hat. JJas Dimin. jakje od. jaktje 20 iammar, Jammer, drückendes u. behistigcn-
bezeichnet ein kurzes Oberkleid für ivcibl. des Schmerzgefühl, z. B. im Kopf; — ik
Personen u. lourde solches hier früher im harr' (hatte) tan morgen so 'n Jammer; —
Bürger- u. Bauernstande ganz altgemein ge- lautes Wehklagen in Folge grossen Schmer-
tragen, 7cührend es Jetzt immer mehr dem zes u. herben Verlustes; — man hürd dar
kl("'d (dem langen weiblichen Kleide) weicht 25 niks as jammcr un suchten; — ferner auch:
u. fast nur noch vom geringeren Stande zu Herzeleid, Elend, Kummer etc.; — se hed
Hause getrugen icird. — JVW. jak ; ^'////Z. jack ; al f'ul Jammer un elend bclafd; — dat is
scÄurJ. jakka; f/ä/?.jakke ;/;•«;<-?. jaquc; .S7;a». jammcr, das ist Schade, bz. traurig, zu bc-
jaco ; ital. gxüico. — Es soll nach Ducange\s dauern etc. — Nid. Jammer; mnld. Jamer;
Vermuthung (cf. Diez, I, unter Giaco) 30 ahd. Jamar, Jämer, ämar, amer ; mhd. Janicr,
seinen Namen zufiülig von einem Iliiupt- amcr; afries. iamer; ags. geomor, gconier
ling von Beauvais Namens Jaque erhalten (Jammer) n. ahd. Jämar, ämar; as. J;unar,
haben. Da indessoi der Grdbegriff: Decke, giam^iv, jixmor (schmerzlich, leidvoU) ; schwcd.
Bedeckung, Hülle, Schützendes etc. jaemmer (Jammer). Davon:
viel natürlicher als zu Grunde liegoid an- 35 Jammern, jammern, heulen, ivcJtklagen,
zunehmen ist (cf. unser wäd u. gewäd, Ge- kläglich schreien etc. u. zwar gebräuchlich
wand, Kleid etc. von goth. vidan, binden, von JSlensch u. Thier, wie namentlich auch
verbinden, knü2)fen, .stricken etc.), so ist viel- von den Katzen zur Brunstzeit, wie das
leicht da-^ griech-iöge (Schirm, Schutz, Decke, hess. jimmern; — ferner das Subst.: ge-
Hüllc) zu vergleichen, toas mit Jük, bz. tat. 40 Jammer, Geheule, Geklage, anhaltendes kläg-
Jugura u. Jüngere etc. zur y yng (fesseln, liches Geschrei u. Gewinscl etc. von Mensch
binden, verbinden, zusammeidn'nden , ver- u. Thier (ik kan dat gejammer uet langer
einigen etc., cf. Joch = Ges])ann) gehört, in d' uron iitholden), sowie die AdJ.: jammer-
icährend y yug selbst eine Erweiterung von bärtig, beklageiisicerth, ganz erbärmlich etc.
y yu (binden etc., (f. Ben feg, Skr. Diel., 45 (dat sucht dar nu Jammerliartig üt) ti. jam-
7-13) ist. Wegen des Scheltworts schubbe- moritk (Jämmcrliclt).
jak (von schubbeu = reiben, kratzen etc.) Bern. Wenn man die obigen Formen
^=^ Jemand, der die Jacke schubbt od. reibt vergleicht, so scheint es als sicher angenom-
u. scheuert etc. vergl. bei Schütze in men werden zu dürfen, dass das „j" aus
seinem Idiotikon unter Jakk, wo mit die- 50 „i" (wie in J e, J emals. Jemand etc., cf.
Sern Wort ein Scheuer- od. lieib- Pfahl emand etc.) entstand u. dass ia in iamar
(cf. schurpäl) bezeichnet wird. eine Brechung von „ä" in ämar ist. Da
Jak. Selten <ds ml. Name, aber als Ge- nu)i ferner das ahd. ämaron ; mhd. ämcren,
schlechtsname (z. B. Johann Jak) häußgrr ämern (Scclensehmerz emjißnden, sehmerz-
vorkommend. Doch wohl eher von Jacob, 55 lieh verlangen, bz. traurig u. klagend sein
bz. franz. Jaques gekürzt, als aus Johan etc.) u. das an. anira (Jammern, heulen etc.,
verdorben. von Katzen) dieselben Wörter sind, wie das
jak-lials, ein ausgehungerter, gieriger, bei- neuere Jammern, so scheint es mir zweifcl-
telhaf Icr, verkommener u. dabei frecher Wi< hl. haft, ob das „ä" in ahd.. ämar wohl urspr.
Steht jak-hals vielleicht für älteres jank- 00 lang war, zumal beide Wörter anscheinend
JAN 139 JANHAGEL
mit dem an. ama (belästigen, beschwerlich sin slafe is, kumt seiden wer d'r fim; 7- de
sein u. werden, Last, Beschwerde , Druck erst an d' janever fersläfd is, de is mit is-
u. Mühe machen, placjen, drücken u. qua- (lern ketten banden. — iiVt</tsc?; bäten han^d
len etc.) zusammenhämjen u. dieses kein 'n kann', binnen wand 'n man, de liet Jan.
langes „a" hat. Die ]/ von ama etc. ist 5 de frett körn un türf bi fracliteii, suj)d wa-
ani, (f. äniel u. Fick, III, :2U a. I, J'J. ter bi dragten, liäld tan de strat de Mxc, de
Jan, ml. Name. Davon: weibl. Name dfir gän bi gause bopen; mäkd sc fcrgrclld,
Janna u. Dimin. Jantje. Geschln. Jansen, uimd hür liör geld, nn lett se lüi)en.
Janssen, Jenssen. Jan Baihörn; — dat is ferbäterd dör Jan
Es ist die nd. Form des nhd. Johann, 10 Baihörn. Zu dieser Redensart soll ein
wie unser Jans die des nhd. Johannes tim 1550 zu Lübeck lebender Buchdrucker
= griech. Joannes u. ist der Name J 0- dieses Namens Veranlassung gegeben haben,
hann aus dem hebr. Joclianan (d.h. Je- indem er angeblich bei einer neuen Äujlage
hovah schenkt, od. ist gnädig) ent- des A-B-C-Buchs dieses dahin verbesserte,
standen. Wegen Jehovah cf. Braun, Na- 15 dass er dem auf der letzten Blattseite abge-
turgeschiclde der Sage, I, unter Jalio, Jao bildeten Hahn ein Nest mit einem Ei zu-
etc. cf. Jocliem. fügen «. unterfertigen Hess. Ob diese Er-
Der Name „Jan" ist in Ostfriesland sehr Zählung richtig ist, lasse ich dahin gestellt
volksthümlich, denn ausser in den mancher- sein, doch will ich bemerken, dass auch
lei Anecdoten u. Erzählungen von „mal- 20 dem Candidaten u. zeittveiligen Schulmeister
Jan" u. „klök-Jan" („mal Jan" istdernär- Hier onimus J obs (cf.Jobsiade,Cai).28)
rische Johann, der [anscheinend] alles die gleiche Verbesserung desselben zugeschrie-
verkehrt macht u. auf den Kopf stellt , oh- ben ivird u. möglicherweise die Redensart
schon er schliesslich bei jeder Gelegenheit auch schon früher dadurch entstanden sein
den „klök-Jan" [klugen Johann] überlistet 25 kann, dass dem Namen, bz. dem Worte bal-
u. anführt) lebt derselbe in sehr vielen volles- hörn der Begriff des bösen, schlechte n,
thümlichen Redensarten u. Sprichwörtern, schlimmen u. verkehrten etc. von al-
tvie z. B.: dat is net für Jan un alle man ! ten Zeiten her anklebt, ebenso ivie unserm
— he steid as Jan fan feren (ferne); — baldäd, balörig etc. So sieht auch Vil-
he is bold wer bäfen Jan; — al mit der 30 mar in seinem hess. Idiotikon den Namen
tid kumt Jan in 't wams un Gret' in d' „Balhorn" als von bal = ci/t*?. balu (per-
büks, od. (oariirt) : al mit der tid ! dar kön' niciosus, malus) u. hörn gebildet an u. deutet
ji drist up räken, kumt Jan in 't wams un es als böse (schlimme, verkehrte etc.) Spitze,
Gretje in de wäken; — „sligtweg Jan, Winkel, Ecke od. Ort. Dass hörn in-
he sal dog man achter de plög," sä' de bür, 35 dessen auch als Hörn gefasst u. gedeutet
do let he sin jung' düpen; — Jan wil wol, werden kann, ist selbstredend u. vielleicht
man dürd net; — Jan wul sin bür brüdea wahrscheinlicher.
un et net; — dat is anders wat, as: Jan Janen, gähnen, gaffen, das Maul aufsper-
kum in un et wat; — erst anstäkeu! sä' ren etc.; — he stcid to jänen. Daher: hö-
blau-Jan (auch eine volkstJmmliche Figur 40 jänen, gähnen, bz. das Maul tveit u. hoch
■wie „mal- Jan", doclt mehr dem Argen zu- aufrcissen in Folge von Müdigkeit, Hunger
gewandt) as he na d' galg förd worden sul ; u. Schlaf. Sodann hat jänen ebenso wie
— de 't döa kan (sä' mal -Jan) de gäf ' mi gapen die'Bedtg.: das Maul aufsper-
'n sülfern ortje; — dar geid 't heu, „sä' ren wonach, verlangen u. begehren
mal- Jan," do harr' he sin mör (Mutter) iör 45 wonach etc.; — he jänd d'r na, er hat
d'plög; — „dat was nich gans mis," sä Jan, Verlangen u. Gier danach. Auch nd. jä-
as he sin mör 't en ög ütsmäten harr' ; — nen, bejänen (= begapen), hojänen etc. (cf.
„'t is mis," sä Jan; do harr' hum 'n hund Schütze, Br. Wb. etc.); engl.ja.Y/ü; nfries.
in 't holten ben bäten. jäne u. hojanen (cf. Outzen). cf. nid.
janäver, janever, jenäver, Genever, d. h. 50 geeuwen u. ahd. giwen etc.
Destillat von Wachholder = lat. juniperus, Es steht (mit zu j erweichtem g, %vie in
■woraus das ital. ginepro ; span. enebro ; port. jagen etc.) für gänen, gannen = ags. geo-
zimbro (cf. Diez, I, 214:) ; franz. genievre non ; ahd. ginen; mhd. geinen; nhd. gäh-
(Wachholder) u. so ferner das nid. genever, nen etc. u. ist wegen anderer Formen u.
jenever. 55 der ]/ das Weitere unter gannen zu vergleichen.
Dazu die warnenden Sprichwörter : Ja- cf. auch gapen, jäpen, jappen etc. ii. jänup.
ncver ! Janever! wo langer, wo lefer; wo jangst of?. j'ankst; i. 5. jank ; — de jangst
langer, wo mer ; to lest deid he sar ; — Jan- is so gröt, dat he 't snöpen hei net laten kan.
evers (Wortspiel mit dem Namen Jan Evers) Janliagel, od. Jan rap an sin mät, das
magt is gröt ; he is de stärkste Jan ; de erst 60 gemeine Volk, der Föbel etc.
JANHINNERK 140 JAR
Janhinnpi'k ; i. q. 2 maljan. nun aber der Name des die TJiüren u.
jank. Gier, heftiges Verhiiu/eu, Lüstern- Thore (Ein- u. Burch-Gängc) behütenden
heit, Gelüste etc.; — de jank ("o«?. jangst etc.) u. bewachenden Gottes Jamxs mit dem Worte
stcid hum altid na d' jauöver; — he hed so janiia tvoJd loimittelbar ::usammen]iängt u.
'n jank (jaugst) na d' briid etc. cf. das 5 einer u. derselben y cntspross, ist sehr ivahr-
fohlende: scheinlich u. leiten auch Benfey u. An-
jankcn, begieriij sein, heftig verlangen, dcre (cf. Skr. Dict., 7:>S unier ya.) den Na-
litstern sein etc.; — lie jankd na 't ätcn men des Janus von der y ya gehen, ge-
etc. ; — de hiind jankd na sin her. — Auch hcn zu etc. ab, während Bojip Of- GIoss.
subst.: dat janken (Verlangen nach, — Bct- 10 comp., 300) das tat. jauua von dem von der
teln um etc.) im grOmon um 't iiten hed hei ]/ yä u. ana (^= an, in, ^u etc.) gebildeten
geu ende. skr. yana (itio, incessus, ingrossus etc.) ab-
Da die Hunde etc. ihren jank durch heu- leitet, loelches Wort auch bei Ben feg (cf.
Jen u. loinseln bekunden, so hat jaukcn Skr. Dict., 741) u. bei Pott (s. Wurzelwb.,
auch die Bedtg.: zv in sein etc. — Xld. jixn- 15 I, zweite Abth. 96')) weiter verglichen wer-
geleu «. JAwken (begehren, betteln, wimmern, den kann, tco der Letztere auch über den
heulen etc., z. B. om ecn ambt janken) ; jan- Namen Janus spricht. Vergl. auch Fick,
ker (Lüsterer, Wollüstiger etc., daher auch: II, 200.
Vcuusjanker) ; ?h«W. ('/v //.j janckon, jancke- jap, das Aufsperren u. Oeffnen des Mun-
lou (gaunire, vagire, latrare etc.), Jancker 20 des; — he kan gen jap mer don, er kann
(gaunitor, latrator etc.) ; }ifries. janko (win- den Mund (od. das Maul, den Schncüjel)
sein, heulen, wehklagen) ; satl. (Ehren- nicht mehr aufsperren = er ist völlig er-
traut, II, :^0:S) jankje (gierig sein); nd., schöpft, cf. jappcn «, das folgende:
mnd. janken (begierig sein, verlangen, win- Japen, od. japcn ; i. q. gapeu. cf. nid.
sein etc.). Wohl (tls urspr. lautmalendes 2~) jx^i), Seh )iitt (bz.giihnende, klaff ende Wunde)
Wort mit lat. gannire eines Ursprungs, cf. durchs Gesicht.
Fick, II, S4. Vou janken auch (cf. Diez, jappcii, das Maul aufsperren, nach Luft
II, o3!>) wohl das franz jangier (klaffen, schnappen (he ligt to jappen, bz. he kan
klatschen etc.) = rt/nn(i. jangle,jjroi'. jangla not mijr jappen = er liegt in den letzten
etc., sowie das engl, jangle (heulen, belfern, 30 Zügen); das Maul vor Hunger u. Gier weit
kreischen, zanken, hadern; ein unharmoni- aufsperren, gierig nach Speise etc. Verlan-
sches Geräusch machen etc.). gen u. schreien (de junge spräen jappen na
jäiisk, gähnisch, zum Gähnen geneigt etc.; de olden). — Nd. (Dähnert) gappen ; mnd.
s. jiuion u. ho-jänsk. japen, jappen. Zu jäpen etc. , cf. janken.
jan-snutc, Maulaffe. Zu jäucu ; s. jap- 35 Von jappen (gähnen, gaff'en, klaffen etc.)
snute u. gapenbek. das engl, jap; franz. japper; prov. japar
Jäll-up (Gähn-auf) im Bäthscl: grfin un- (kläffen, bellen etc., von Hunden), wie nhd.
ner, blau baten — iär uuner, liir bäten; — kläffen von klaffen = gähnen etc.
mit fer liiren stipstappen nn en holten Jänup. Vergl. zu jäncn (gähnen) u. jappen (schnap-
.lauwärje, od. .laiinewarje, Januar; der -iO pen, das Maul aufsperren etc.) auch das aind.
erste Monat des Jahres. — Sprichw.: dan- jänjabhyätai etc. in Benfey, Orient u. Oc-
sen de müggen in Jannewärje, den word de cidcnt, I, 013.
biir 'n bädeler; — greit dat gras al in d' jappcnl, ein gieriger, betlelhafter , win-
Janncwärje, den wast 't hele jär siegt; — sclndcr Wicht od. Hund etc.; — 't is 'n
warm wer in Jannewarje brengd de bür 'n 15 mbarmlikon japperd fan 'n kerel.
mager jär. i^*- ■> Ja)» - snfite; i. q. jän-snüte. cf.
Das lat. Januarius tvird von Janus ab- Schütze, Idiotikon unter Jap etc.
geleitet (der Jani monsis od. Januarius ivar jiir, Jahr = Zeitabschnitt des Kreislaufs
ihm geheiligt), der als eine altitalische Gott- der Erde um die Sonne, bz. Zeit, innerhalb
heit unter andern auch ein Vorsteher (od. 50 ivelcher die Erde den Lauf tim die Sonne
Wächter) der Himmeisp f orten und der macht. — Afries. jer od. ier; as. ger, iar ;
Strassen- u. Haus- Ei n gänge war. Die ags. gcar, ger; engl, year; n?^Z. jaar; tvfries.
Form Januarius liegt aber noch näher zu jier; nfrics. jer, ir, jir; satl. jir; an. är;
janua (Tliür , Eingang, Zugang, od. Oeff- ahd., mhd. jär; goth.idr; zend.yXre; apers.
nung, Darciigang) u. da nun der Monat 55 yära.
Januar seit N u m a der erste Monat des Jah- Das Wort jär bedeutet so viel als : Lauf,
res ist u.alsi) (dii Eingang des Jahres steht, Gang, Umlauf, Kreislauf (der Sonne, bz.
bz. der Er offner des Jahres ist, so liegt der Erde) u. gehört entweder zur ]/ yä =
es .sc/tr nahe, das Wort Januarius ah eine urspr. „i" (bewegen, gehen etc.), od. nach
Weiterbildung von janua anzusehen. Dass GO dem skr. paräri, paraäri (voriges Jahr) zu
JARIÜ
141
JAUELN JAUERN
urtheilen zu der ]/ ar (betoegen, gehen etc.),
toozn auch das goth. ara, ahd. aro etc. (Ad-
ler), loie unter adler ii. arenrl ::ii vergleichen.
Das griech. öra (Zeit, ZeitahscJutitl etc.)
ivird gleichfalls zu dem send, yärc gchallcn
u. loürde hei der Ableitung von der ]/ ar
(wozu das an. nr [Jcdir] ebenso genau stimmt,
toie das an. ar [Ruder, aratrinii] von ]/ ar)
anzunehmen sein, dass das „a" von y ar
eine Brechung zu ia (cf. dieserhalb jam-
mern = an. amra) erlitt. Vom griech. öra
ivird bekanntlich auch das lat. liora (cf. fir
u. tirlösje) abgeleitet. Als Beleqstellen cf.
Bopp, Gramm. I, 95, — II, 210 u. III,
SO; ferner: Ferd. Justi, Uandb. der
Zendspr., 246, b; — Bopp, Gloss. comp.,
308 unter yä; — Zeitschr. für Völkerpsy-
chologie von Lazarus u. St ei n thal,
III, 322 sub Nr. 17; — Pott, Wurzclwb.,
1, 288 — u. II, 77 sub 361, tvo eine Ent-
stehung der Form yar von der y ar (be-
wegen) als möglich zugelassen wird. cf.
auch unter 2 iir «. loeiter Fiel:, 111,213.
Die urspr. Formen yära u. ära würden
demnach entweder von ]/ ya mit dem Suf-
fix ra, od. von der y ar mit dem Suffix a
weitergebildet sein.
jai'ig, jährig, einjährig ; — dat word mor-
gen jarig, dat min fader aferläden is; —
volljährig, grossjährig ; — lie is jarig wor-
den. — Afries. jerich, jerech etc.
1. jarre, s. jadde.
2. jari'e, s. jir.
jas, Ueberrock, namentlich die dicke Jacke
der Schiffer zum Ueberzichen. — Nid. jas;
Vbm. jassen, einen lieber rock tragen, mit
einem jas bekleidet sein; ferner auch: ha-
sten, j ag en, spielen (auf Karten das
sog. jas /"= Jage- od. Ilasche-Spicl?] -Spiel,
woher auch der Treff -Bube als oberste
Karte den Namen jas hat) etc. — Wang. jask.
Jasper, ml. Name; Geschln. Jiniwra. Ist
kein alter fries. Name u. aus der Fremde
importirt. — cf. nhd. Kasper u. lateini-
sirtes Gaspariis.
I jasses,jesses, jeses, jisses, jusses j/. har-,
I od. liei'-jassos etc. Ein vom. Namen J c-
! sus, bz. von Herr Jesus entlchides Aus-
rufsivort, tcelches zum Ausdruck des Stau-
nens, Schreckens etc., als Hülferuf etc., od.
auch als Beschwörungswort u. selbst zum
Ausdruck der Indignation u. des tiefsten
Absehens sehr (dlgem.ein gebraucht wird,
selbstredend ohne dabei an den Herrn Je-
sus zu denken od. es meistens auch nur
im mindesten zu ahnen, dass es davon od-
lehnt ist. — cf. auch sakkerlot etc.
jaueln, jauern, laut schreien u. jammern,
Idagen, heulen etc., namentlich auch von den
Katzen zur Brunstzeit gebraucht, sowie auch
von dem Heulen u. Winseln der Hunde.
Subst. gejaucl ti. jaucle. — Scdl. jauerje ; nd.
jaulen. Dazu, bz. zu idd. jouvf (Spottgeschrei,
bz. ein langausgeJtolter lauter Schrei zu
5 Schimpf u. Spott, Hohngelächtcr) ; jonwcn
(schreien, durch Schreien verhöhnen etc.);
uitjouwen (ausspotten, aushöhnen, ausschim-
2>fen etc.) etc. vergl. bei Vilmar (im hcss.
Idiotikon) jö, joeleken (vom lofiüd. jölen) u.
10 krajoelcn, soicie das deutsche io in Mordjo,
Feuerjo etc.; sodann das nhd. johlen ti.
nid. joelen (vom lustigen u. tollen Geschrei
eines Trunkenen, bz. = laut schreien u.
jauchzen etc.) u. bei Schm eil er (11,263)
15 unter jo-eln. Zum nid. jouw (s. oben) stimmt
engl, jaw (Schimpf, Spott, S2)ass, Scherz
etc.; schmähen, schimpfen etc.) u. zu unserm
jauela das schtoeiz. jaulen, jauren tc. engl.
yawl (cf. Pott, Wurzelwb. I, zweite Abth.,
20 1253), während das Schweiz, jauscln unserm
jöseln (wehklagen, jammern, winseln etc.)
entspricht. Zu dem Stamm jo, jü etc. (als
lauter, jubelnder Schrei etc. , bz. jiusbruch
der Freude u. des Jubels etc.) gehört auch
25 mhd. jüwen , juwezen (jauchzen) u. nhd.
jauchzen = Schweiz, juchzen, juzen u.
unser juchei, jucheien etc., wa>ig. jugje etc.
u. nid. juichen. Ferner (von j6, jii etc. als
Naturlaut) ivahrscheinl. auch das lat. jubi-
30 Iura u. juijilare etc. zum Stamm jö, jü, cf.
auch unser jü, sjü etc.
Was nun aber iveiter das Vbm. jaueln,
bz. das nid. joelen «. nhd. j ohle n, bz. jö-
len betrifft, so bleibt es zweifelhaft, oh dies
35 flicht mit dem agerm. Ju l, engl, jül, an. jol
(Freudenfest zur Zeit der Sonnenwende im
Mitivinter) zusammenhängt, ivovon auch
Diez (1 , 217) das ital. giulivo; prov.,
afranz. joli (fröhlich etc.) u. das nfranz.
40 joli, sjjrt». juli (artig, hübsch), — Vbm.:
afranz. joliver, jolier (sich freuen, jubeln
etc.) ableitet, wo denn auch das Wort jül
(in Julfest) eine Weiterbildung von Natur-
lauten jö, jü sein könnte, falls es nicht mit
45 unserm wel (=^ Rad, Drehendes) identisch
ist, dessen verschiedene Formen (als z. B.
engl, wheel, ags. hveol [hueol] , nid. wie!
[= uiel, huiel], scdl. wel, jule, jöle, bz. iule,
iwle; an., bz. isl. hvel, hiol etc. [da ein
50 drehendes Bad auch einen h e u lende n,
seh n u r r ende n u. singende n Ton ver-
ursacht]) auch wieder an einen Zusammen-
hang mit dem Stamm von nhd. heulen =
ahd. hiuweln, liiulen etc., nid. liuilen (alt:
55 hwilen), bz. unser Iiülen (s. d.) erinnern u.
sonach die Anncüime gestatten, dass sowohl
nid. joelen als liuilen etc. mä den. obigen
Formen von unserm wel (Bad, Spinnrad
etc.) u. dem Vbm. welen (drehen, toenden
60 etc., cf. das Julfest cds S onn emvende-
JAUKER .TAUCnER 142 JICHTEN JECHTEN
Fest) von Hause aus susammoihänf/oi. niaken wat so wil ; — lätd ji hör tofräden.
Vergl. auch bei Outzen die irr.'^chicdeiir)! — Nid. jij, gij ; afries. i; at/s. ge; as. gi, i.
Formen unttr Jiil. Bopp glaubt, dass die Staininfii/lbc yu (cf.
jaukPi*. janclior, theucr, hoch im Preise ,jo, jn = euch, — Jos, jus = eures) eine
etc.; — ilat is im to jaiiker. — KacJi Sthf/. 5 Erweichung von tu (= du) ist, wie in sei-
ist es Judendeutsch. ner rergl. (rramm(di/i, Bund II, 1J:} zu vcr-
jjiwal, jiiwol, jiiu-ohl ; — Spriclnc: „iii' gleichen, ji ist anscheinend eine ]'erstüm-
iin j.i\v;il" segmn do kniniliörnors all'. vielung von. jis, lir. jus, tcas im gotli. jus
j«', ./" ; — ik kam ji"; .s. ja. erhalten hlieh, währenddessen „a"^ im Deut-
j(m1(Io, Scher', Sj)ass, Schimpf etc. — Da- 10 sehen in „r" id>crging u. so das nhd. ir (bz.
rnn : ji'dilow iinl, Scherz-, Sjuiss-, Schim}if- yr = jir) entstand. Fs .so// aber jns ^^ lit.
Wort etc.; — man miit ok "ii jodtlewünl ior- jus u. zend. ym ferner noch eine Verstiim-
Silin, bz. fenlragcn küiion. — Fs ist ein mir niehing des ved. yiismö sein, dessen „s" ebenso
sonst nirgends rorgckommenes }\^nrt. wie das aus .s/r. ynyäm entwicJcelte zend.
jo^Pn, s. jügeii. 15 ynsem aus der skr. Sgibe sma stammt. Da
jo^jonen, s. jägcnen. nun .s//-. yiismö' =: goth. jus ist u. aus dem
jt'^iKM", s. jägncr. skr. yusmat (ef. linpp, Gloss. comp., 314)
jpl, .<ichräg, spdz u. scharf, bz. winklig das aeol. immes (aus usnios) entstand, so
zulaufend; schräg, schief, quer etc. ; daher: erklärt sich auch afries. iomma, bz. jomma
aferjei , überzwerch, schrägiiber etc. cf. 20 (ihr) u. iomma (euer), wfries. jiemnio (ihr)
poinm., rügisch (Dähnert) jpüe, eine als die dem skr. yusmö entsprechende rol-
schmale Landspitze, tvovon Jella nd als lere Form. Was nun ferner das .skr.
Name der Landspdze von Hiddensee yusmö betrifft, so steht es für älteres yn-sma.
gegen das pommersche Ufer. .lil»bo. ml. Name. Geschln. Jibben. cf.
Jelle, ml. Name. Geschln. Jellen u. Jel- 25 die anscheinend verwandten Formen : Jahbo,
]o!ia. Weiterbildung davon: Jpllrirh, Jell- IIio u. Ippo.
rik, Jell^rk. Fs ist wahrscheinl. (cf. .labhn, j'<'lit, (rieht, Rheuma. — Mhd. gibt (Zu-
Abbo, Jibbo) eine Nebenform von Alle «. ckungen, Krämpfe, Gicht); dän. gigt, jogt;
Elle mit vorschlagendem ,.j", ivie bei afries. sehwed. gickf. Da flöt (FItiss, Ixheuma) von
jelne = eine (Elle) n. jclre =^ elre (Erle). ßO Hötoii (ßie.'tsen, bz. bewegen stammt, so durfte
Da indessen afries. ili (Schwiele) auch in auch das mhd. gibt (Gicht) mit dem mhd.
der Form ie\ vorkommt, so könnte auch eine gibt, giclit (Gang, Bewegung) von Hause
Form llo, Illo (cf. Forste mann unter aus identisch .fein, zumal auch das sehwed.
1 1, wo er einen Zusammenhang mit ihiu, gickt mit dem piräs. gick des Verbums g;\
eilen, rasch sein ii. metchen etc. annimmt) 35 (gehen) zusammen zu hängen scheint,
zu Grunde liegen. jiclltoii, Jccliton, bekennen, gestehen; —
Nach Strack er Jan (Jeverl. Personen- bö wil not jirbtou. — Ahd. jibten; mhd.
namen, 212) ist .Tellricb indes.sen aus Atba- gibtou (aussagen, bekennen; zum Gesläiid-
laricb entstanden, wie Allo, J-lllo, Ello u. iiiss bringen); afries. ]cc.hUi; tvfries. jccht-
Jelle aus Atliilo, Ktbilo. 40 jen ; mnid., mnd. giobten. Daher: afries.
jenli^, locder zu gross u. dick, noch zu l)ijocbta, cf. bichtcn =^ nhd. beichten. Mit
klein u. dünn, sondern dem richtigen, mass- afries. jecbt; mnd. gicbt ((reständniss),
vollen Verhältnisse entsprechend; leicht u. jeclita (geständig) u. dem sjiätern ofries.
zierlich, hübsch, nett, passlieh etc.; — (lat ji«'btig (cf. O. L. It., pag. 1H5 u. 228), bz.
is so 'n jentigen stok, de hü dragt; — 'n 45 altd. jibt; mhd. gibt (Aussage, Geständniss,
jentigcn jung etc. — Nid. joiit (mnhl. hei Bekenntnis.^) ; ahd. jilitig, gibtig; mli.1. gili-
Kil.: gbont, jent), hübseh, zierlich, nett. tic {aussagend, geständig etc.) vom ahd. je-
Aus franz. gont (joly, bien fait, propre) u. bau, gehan, jeheu; mhd. jebcn, gobea ; md.
mit gentil m. lat. geutilis von lat. gcns. Jen (sagen, sprechen, aussagen, erklären, ein-
jt''i)ke, .s. jApke. 50 gestehen, bejahen etc.) = as. geban, goan
ji'ts, Etwas, eine Kleinigkeit. Es ist Ne- (Präs. gibu) ; afries. ia. (Ger. togien; Präs.
benform von ets, jedoch ivie das nid. iets .7. Person ind. iecbt), tvovon Di cz (I, 207)
synonym mit dem aus eowiht contrahirten et. auch das ital. geccliire (in aggecchirsi, sieh
Jetta , ivbl. Name = nhd. Jette. Di- dcmüthigen, sieh iintcrwerfen) ; prov. gequir,
min.: J ettchen. 55 aspan. jaquir (überlassen), acat. ja(iuir (cr-
jeven, od. Jewen, jpworn, jiwwcrn, wci- tauben, zugestehen) n. afranz. gebir (gestc-
nen, icimmern, jammern, ivcinerlich sprcehen hen, .sagen) etc. ableitet.
etc. Wegen des ahd. jehan, womit auch goth.
ji (J'lur.) ihr. — wat wuld ji hu- don ? aikau (dessen ai ebenso wie bei aivs auf
— lätd ji Iiiir mit hör geld un güd dün un HO ur.sjir. „i" wei.st) u. lat. ajcre (cf. Schulze,
JICHTERN
143
JOBENAM JOBENAMELK
goth. Wh., pag. 7) zummmcngeüdll wird,
'ist Weiter CS bei Pott (III, 730) zu ver-
gleichen, W02U ich noch bemerken wöehte,
dass das goth. aikan in der Form mn
besten zu imserm iken = etlid. Gihlion stimmt,
woran auch Pott an der oben erwähiUoi
Stelle denkt u. dieses mit dem goth. aigaii
(cf. egon) verwandt hält.
jichteru, s. jachtorn, hz. jagtoni.
1. jichti^, gichtig,, mit Gicht bcliaflet.
Zu jicht.
2. jichti^ (obs.?), gestündig etc.; s. unter
jichten.
jichts ; /. q. ichts ; .9. hinter icht.
jid, jit od. jith (Plur. jiddon, jitton) ein
kurzer, einspuriger Fahrweg nach dem
Deich hinauf; — dat jid is so utfaren, dat
man d'r hast mit gen för stro nier bi de dik
npfaren diird. — Es ist von Ilausc ans das-
selbe Wort wie das afries. jet, joth n. un-
ser jetziges gat (Loch, Riss, Spalt, Oeffnung,
Durchbrach, enger Gang etc.) u. dort das
Nähere weiter zu vergleichen.
Bestätigt tvird dies:
a) durch das von Cad. Müller ange-
führte jidden für die Löcher im Herde u.
Schornstein, loelche auch stipgaten genannt
wurden u. ivorin angeblich in uralter Zeit
kleine Götterbilder (Herd- Gölter, Laren) ge-
standen haben sollen u.
b) durch das mit nnscrm. brot (Bruch,,
Bruchstücke) unmittelbar verioandte an. braut,
was allgemdn in der Bedtg.: Weg, Fahr-
strasse etc. gebraucht uiurdc, urspr. in-
d^essen die Bedig. : B r u c h, D u r chbrnc h,
Biss, Spalt (fracta, rupta) etc. hatte, wie
auch unser gat (Loch, Riss, Spalt) das
Stammwort von dem nhd. G a s s e ist. cf.
dieserhalb auch das franz. route aus tat. riipta,
ioovon auch unser rött, bz. nhd. Rott, Rotte.
jid od. jidde, ein Ijcindmass, etwa ^.U Die-
matJi. haltend. Vielleicht urs2)r. dasselbe
Wort ivie das vorige u. dann wohl eine n
Thei l, bz. ein Bruchstück (vom Grd-
begriff: brechen, spalten, aus- u. von einan-
der gehen od. machen, reissen etc.) eines
grösseren Jjandcomplexes od. eines Hofes
bedeutend.
jidder, s. jüdder.
jikker, jikkerd, jikkcl, eine kurze Manns-
jacke, ohne Schösse. Es ivird ein Diminu-
tiv von jak (Jacke) sein. Wegen des „i"
vergleiche das folgende :
jikkern. in kurzem, raschem Trabe fah-
ren, bz. jagen. — Nd. jakkern ; nid. jakken.
Es ist ebenso wie jachtern, jichtern etc. ein
Freq. von jagen tt. gebraucht man hier statt
dessen auch das redupdicirte jik-jakken. cf.
auch das hess. jackern (Vilmar) = schnell
reiten u. fahren.
Jinnno, ml. Name. Geschln. .Timmen. — ■
Wohl mit vorschlagendem „j" ans Imme.
Jili, ^"in, od. (nach Stbg.) jilin, ein Tau
zum, Heben, bz. Aufziehen schiverer
5 Lasten; ein schioeres Takel-, od. Hebezeug.
■ — Nid. gijn; nd. gien (cf. Bobrik unter
Ginn); schiccd. gm; dän. gie. Es ist ivohl
connex mit dem engl, gin (Maschine , Ge-
triebe, Triebwerk, Rammgcrüst , Hebcma-
10 schine. Winde, Hebezeug; Schlinge, Strick,
L'cdlstrick, Sprenkel), sowie mit dem engl.
angine (Maschine, Kunstgezcug , Kunstge-
triebe etc.), was sich von ingenium herschreibt.
jip, s. gtp.^
15 jipf^ii, s. gipen.
Jire, jirre, jir a. (seltener) l&.vv^,, Jauche,
Mistlake, Gülle; überhaupt jede .stinkende,
faulige, schmutz igbr au ne Flüssigkeit. — Nid.
gier M. mdartl. (in Groningen) auch: jire,
20 jere ; afries. jere, gere ; satl. jere. Mit engl.
göre (Schnmtz, Koth, Schlamm) ; ags. gor
(fimns, lutum, coenum) ; ahd. gor (Mist) ,
mnd. (Seh. u. L.) gare, göre, gorre; an.
gor (excrementum intestinorum); ')iorw. gjorja,
25 gyrja (Schlamm, Dreck etc.) etc. zum Vbm.
gären (= nhd. gähren ; mhd. geren ; ahd.
jesan, gesan) m. sonach urspr. eine in Ver-
wesung, bz. in Gährung übergegangene
übelriechende Flüssigkeit, bz. Masse
30 bedeutend, tvie ja bekanntlich jede gährende
Masse einen scharfen, stinkenden Geruch
hervorbringt, bz. einen den Geruchssinn affi-
cirenden, riechbaren Dunst erzeugt. Dieser-
halb gehört auch unser göre (nid. genr, älter
35 göre), Dunst, Duft, ivürziger Dunst, bz. das,
was die Nase reizt u. prickelt etc. zweifel-
los ebensowohl zu gären, wie die Wörter:
gest, gas etc., tcorüber auch Pott (II, zweite
Abth., pag. 45.3) unter der J/ yas zu ver-
40 gleichen ist.
jir-dobhe, Jauche-Grube; — jlr-slot, Jauche-
Graben, bz. Abzugsgraben für Jauche n.
fauliges, schmutziges Wasser; — jir-tocht,
jir-tog, Jauche-Abzug, cf. afries. jerenge,
45 Jauche - Abzug, Kloake etc., u. jertocht,
Schlamm-, bz. Jauche-Abzug.
jis; i. q. jichts; — wen 't jis is, wenn
es irgend ist, bz. geht.
jivvern, jiwwern ; i. q. jcwern ; s. jrven.
50 1. jo, od. j»; i. g. ja; — du must mi d'r
jö net bi kamen ; — du must dat jö un j6
net wer dön.
2. jo, od. jö, euch, euer; Jos, eures; —
dat hörd jo, das gehört euch; — jö fadei-,
55 euer Vater; — dat is Jos, das ist eures.
Statt jo ist in einigen Gegenden auch ju
gebräuchlich. — Nid. u (euch), uw (euer),
uws (eures); nid. ü ; mhd. iu; afries. in, ju
(euch) ; iuwe, juwe (euer) ; s. unter ji.
60 jobenäm, jobenanielk , jobenämd, joge-
JOEBKE JEBKE
144
JOK
niiud. jonfini, joiiänul. jonamelk, haupt-
sächlich, ror-itgswci.^c, licsondcrs, vorzüglich;
— dat geldt alle, man jobenäm jo, (Ins gilt
Allen, vor:Hgsicci.<c aber Euch ; — dat kau
ik not langer llden (hz. dulden) , jobonani,
wen dat noch mer fiirkumd ; — jogonänid
sük nu")i göd, besonders solch schönes Zeug.
Wahrscheinlich cun 1. jo = ja u. benämd
etc. = benannt, genannt, gekennzeichnet,
hz. ah ein Besonderes aus dem Allgemeinen
hcreorgehoben = xcas n a m h aft od. n a-
m entlich gemacht ist. Dies geht beson-
ders auch noch daraus hervor, dass ivir
auch sagen : dat is jonamolk jö schuld (d(ts
/."?< haujjtsächlich [besonders , vorzugsweise
etc.] eure Schuld), wo es deutlich für das
deutliche namentlich (was auch in der
Bedtg.: hauptsächlich, besonders etc. ge-
hrnucJit u-inl) .•<telit.
Juliko, Jeltkc. od. Jopke. jepko, Ificfe,
Hagebutte: Hagedorn-Beere : daher: jähke-
appel, od. auch blos jflhkc (rode ji^hkes),
der IJiefen-Apfel : — jepker - dorn, icilde
Hundsrose, bz. Hiefen-Durn. — Die Hage-
dorn -Beere heisst sonst auch bei u)is wibke,
wipke, wifke, woher: liiigewipkc (wörtl. Dom-
Beere, cf. Hage-Butte) u. hatreldürn-wit'ivC
(Hagedorn-Beere). — Die Formen jöbke etc.
u. wihke etc. sind Diminutive von obs. j^Uie,
jebe, jepc, wlbe, wipe etc. v. hängen diese
(cf. der Formwandlungen wegen auch unter
wöl) ebenso wie das nhd. Wiepe u. Hicfe
mit dem ahd. hiiifo, hiafo; mhd. \\\Gic (Dorn-
strauch) = as. hiopo zusammen, wovon ahd.
hiufaltar, hiciihalter, hiefaltra (Hagebutten-
.•^trauch od. Hageltutloibaum) eine Weiter-
bildung (die Endung ter, tar, tra ist = un-
serm tre v. ahd. trin , Baum) ist, sowie
loahrscheinlich auch das ahd. liiufila; mhd.
liiufel , liiifel etc. mit der Bedtg. : Wange,
Backe, tveibl. Brust. — Die Formen jepkc,
jöpkc (jepe-ke) u. namentlich das nid. jöp
(HieJ'e), jopen-appel, Hiefenapfel entstanden
durch Aphaeresis od. Abfall des „h" von
hiopo, icährend wipke, bz. wlpe = (dtes
uipe auch des anlautenden „h" (wie nhd.
wer aus hwer, cf. wel ^= wer) verlustig
ging it. also für liiiipe od. hwipe, Inpo (cf.
ahd. sorga , sworga , suorg i ^^ nhd. Sorge)
= hochdeutsch Hicfe steht.
y.'s bleibt fraglich, ob in dem ahd. liiufo
die Bedtg. : D or n, S tachel, bz. S te ch r n-
d e s, Sp itzcs, Vorragendes etc. (ef. bei
Vilmar das hess. habe, hebe, hiebe, liiepc
= Granne, Dorn etc.) liegt, od. ob es urspr.
nur auf die Butte (in 11 ag e- Butte) od.
Frucht des Dornstrauchs n. der loilden
Böse bezogen tourdc, in welch letzterem Fall
es ebenso wie Butte ein dick es Et was,
hz. einen Klumpen licdeutcn u. mit dem
ahd. lu'ifo (Haufen, Klumpen etc.) == un-
serm hup, Iiopen = ags. heopo, engl, heap,
hep etc. zusammenhängen könnte, worauf
auch ahd. hinfila, hütila (Backe, Wange etc.
5 = dickes, rundes Etwas) zu deuten scheint.
Da indessen ein rundes Etwas auch
eine Erhöhung, ein Gipfel, bz. eine
Vorragung etc. u. auch ein Haufe
dasselbe ist, so könnten die Wörter hiut'o,
10 hiufila u. iiufo sinnlic?i auf die Bedtg. :
hoch, vorragend (u. so auch spitz
etc.), r ti n d, vorstehe n d, d i c k, D i c k e s,
Klumpen etc. zurückgehen n. ist Weiteres
linier höp (Häuf, Haufen etc.) zu vergleichen.
15 .loclioin, .lofoii, ml. Name = Joa ch im,
entstanden aus dem hebräischen Jo-jakim od.
Jeho-jakim, (/. h. Jchov ah od. Gott r i eil-
tet auf. cf. Jan.
jfWle, Jude: — Nid. jood. Schcrzh. Be-
20 densart: „de jod' \<.\ de pot linden od. heb-
ben", für : kei)i Fleisch im Topf finden, od.
haben. — Sprichir. : 't geid huin as de jo-
den ! de fragen altid na 't kündige päd ; —
twe jriden weten wat en bril kost; — „min
25 herren 't geld un ik de slage," sä' de jode;
— „waracbtig," segd de jfkl', den lügt he
am dülsten; — dat kan gen jod' laten, —
Schcrzh. heisst der Teufel auch: de oldc
jode.
30 joden-lifis, dudenhaus. — Sprichw. : he
kumd dar pass, as 'n niutte (Mutlerschwein)
in 't juilenhü«.
jödon-nii^'olhült, auch liitje (lüttik, lütk)
nai^elholt, das dicke Fleich vom Vorder-
35 Schenkel eines Biniles. So genannt, iveil die
Juden das nagelholt vom Jli n ter schenket
nicht essen dürfen, weil der Erzvater Ja-
cob sich im Bingen mit dem Heim die
Hüfte verrenkte.
40 joilen-scholc, Judenschule. — Bedensart :
't geid d'r her, as in 'n jodenschole.
jödou-sele, Judenseele. — Bedensart: he
is ferköfd (od. ferloren), as 'n jridensele.
jodsk, jüdisch, hebräisch ; fremdartig, son-
45 derbar, unverständlich , kauderwälsch ; —
dat sügt nii so jodsk nt; — 't is jo 'n jruls-
ken pro ter.
Jo^d, Jugend ; jugendliches Lebensalter ;
jugendliche, uncrirachsene Menschen; — in
50 nun jTigd; — jogd hed (od. kend) gin dfigd.
— Nid. jeugd; mnld. joechd; ags. geogodh,
giogodh, jiigodh, jiiguth ; engl, yonth ; as.
jngiith, jiigudh; ahd. jiigniid, jiigent «. jun-
gmid, jungend ; mhd. jugent. G oth. jimda,
55 (statt jüliiida, juhiidaV)
Die Stämme geog, jng etc. sind mit Aus-
fall des Nasals „n" aus geong, jung etc.
contrahirt u. ist Weiteres unter j'mik n.
junge zu ersehen.
00 j'dv, Scherz, Kurzweil, Ju.r; Di min.
JOEK
145
JÜ
jokje ; — jokjes drifen , hz. maken. — Mit
nid. jok lt. nhd. Jux aus lat. jocus, tvovoti
joculor, jocularius u. hicvoii iveiter : itul.
giocolaro, giullaro (Gauläer , Spiclmann).
Ferner: ital. giocolatore; afranz. jogloor ;
nfranz. Jongleur von lat. joculator; pic.
jougler von jociilari. Wajoi jocus etc. cf.
Pott, I, zweite Ahth. , paij. 015 u. III,
212, sowie auch Fiele, II, 201.
jSk, Jüchen, prickelnder, stechender
Schmerz, wofür ivir sonst auch bit (Bcis-
sen) gebrauchen ; — ik heb' so 'u jök in de
hüd; — ferner überhaupt: Prickel, Beiz,
Sinnenreiz, Lüsternheit etc. ; — he hcd d'r
so 'n jök ua ; — se hed so 'n jök, sie ist
sehr lüstern (von lüollüstigen, geilen, Frauen-
zimmern). Auch nd. jök ; nid. jeuk. cf.
jöken.
jökol, ein zapfen- od. hegelförmi-
ges, spitz zulaufendes Etwas. Nur in
is-j8kel, Eiszapfen, der im nid. ijskegel, mnd.
iskekel, iskegel genannt wird. Verg. weiter:
hdlp., fries. jokliug (Eisberg, Eiskegel etc.,
Flur, joklingen = die von der Fluth an der
Meeresküste auf gethür inten Eisberge, bz. zu-
sammen geschobenen Eisschollen, die dann
meist schräg gegen einander aufgethürmt
sind); an. jökull, jökulls (Eisberg, Eiske-
gel) ; wang. j ukel (in is-j ukel , Eiszapfen) ;
dithm. Jäkel (in ys-jäkel) ; mnd. jokele; nd.
oekel, is-oekel ("c/. S chütze) ; nfries. (Out-
sen) jöckel u. jögel (Föhr) jael (aifs jaekel
od. jägel contrahirt), während auf den nord-
fries. Halligen ägel ; engl, icle (in ice-icle,
Eis-zax)fen) ; ags. gicel u. auch wohl nd.
hekel (s. Br. Wb.) aus derselben Grdform
(s. unten) entstanden. Weiteres cf. bei Outzen
unter jöckel u. bei v. Bichthofen im
afries. Wb. unter itsil (aus ikil, ivie britsa
aus brika; — tsereke mts kerke etc.), welch
Letzterer dort nicht allein das mnd.-fries.
jöckel, sondern auch das ahd. ecchil, ecchel
etc. (acuale, chalybs) anzieht, was indessen
ivohl unverioandt ist. — jökel, bz. ags. gi-
cel, engl, icel (cf. Pott, II, zweite Abth.,
ptag. 497 unten die Note) ist connex mit
zend. igi; ^jors. jah; npers. yakh; kurd.
yekh; süd.-osset. ikh (Eis, cf. is) u. ferner
mit lit. iza.s (Eisscholle ; Gru)ideis) ; air. aig
(Eis); an. jaki (Eisstück) etc. u. stellt Fiele
(II j, 31) für jökel etc. ein Tliema ikula auf.
ji)ken, jucken, heissen, prickeln, stechen;
Beiz fühlen, begierig u. lüstern sein etc. ; — ■
de pukkel (od. sin rügg') jokt (od. bitt) hum ;
— menmg en krabd sük, war 't hum net
jökd; — de oren jöken hum, die Ohren
jucken ihm — u. auch: er ist lüstern nach
Neuigkeiten. Auch subst. das Jucken,
statt dessen wir auch jökte (ik heb so 'n
jökte afer 't läfen) gebrauchen. — Mnd. jo-
J. ten Doornkaat Koolman. Wörterbuch. II.
ken; nid. jeuken, jokcn ; ahd. juchan, juc-
chan, Jüchen, jucken; mhd. jucken.
Da der Grdbegriff: stechen, stacheln,
reizen etc. ist, so könnte e.s- hu'^ jökel viel-
5 leicht connex sein, sofern es als wahrschein-
lich angenommen toerdcn darf, dass der
Stamm juk od. iuk aus urspr. ik od. ik ge-
brochen wurde, loie z. B. vdtd. siuwcn aus
ahd. siwan entstand, cf. dieserhalb auch hei
10 Outzen unter jöckel.
jokje, s. jok.
jop, Joppe, Joppe, Jacke. — Mlid. joppe
u. gippe. Weitere Formen cf. bei Adelung
unter Jope. Nach Diez (cf. I, 21G) mit
15 ital. giubba etc. ii. franz. jupe ans dem arab.
algubbah, algobbah (baumwollenes Unter-
kleid), wovon auch das span. chupa (Jacke,
Weste), ital. cioppa (langes weibl. Oberkleid)
u. das deutsche Schauhe (früher schüba)
20 stammen soll.
jopke, s. jobke.
Jos, eures; s. unter 2 jo.
JÖselii, winseln, wimmern, loehklagen, toei-
nerlich sprechen etc.; — de hund jöseld; —
25 dat kind deid niks as jöselu ; — daher: jö-
sele II. gejösel, Gewinsel, klägliches Geschrei
etc. ; — hold dat gejösel nog net bold up ?
man kau 't je hei net langer in d' ören üt-
holden. cf. jauelu, jötei'n, sjöteru etc. u. bei
30 Pott (I, zweite Abth., 1253) das Schweiz.
jauseln unter 326.
jiJsen, sudeln, manischen, schmieren, be-
sudeln; etwas auf unordentliche u. unrein-
liche Art (z. B. Speisen) bereiten etc.; —
35 de kükske j8sd 't wat toregt, um d'r man gau
of to kamen ; — de kiuder jöseu sük so to,
die Kinder besudeln sich so. Vergl. iveiter :
jösig, jnsig, schmutzig, sudelig, unrein,
schmierig, unordentlich etc. ; — dat sucht
40 hir so jösig ut. — Wenn jösen nicht mit
ahd. gor (Dreck etc., cf. unter jire) von je-
san stammt, so könnte es (mit vorgeschlage-
nem „j", cf. jüdder etc.) eine Nebenform von
Ösen, ösig etc. sein. Da indessen der Be-
ib griff des unordentlichen Machens
etc. auch aus dem des durch e i n an de r
Machens u. Bührens erfolgt u. auch
m an t sehen = du r che i n and e r r ü h-
ren u. mischen ist, so hat es auch viel
50 für sich, dieses Wort mit dem nfries. jaske,
juske — jusk, jask (cf. bei Outz e n) u. unserm
jüchel,! juks etc. auf diel/ yu? y^ig (verbin-
den, zusammen machen u. rühren,mischen etc.)
zurückzuführen, worüber bei Pott (I, zweite
55 Abth. 1233 u. Ill, 579) das Weitere zu ver-
gleichen ist u. wozu auch das skr. jusa, bz.
yusa (Brühe, Suppe etc., cf. juchel u. 1 juks)
gehört.
jötern ; i. q. sjotern u. sjantern.
60 ju ; i. 2- 2 jo = euch.
10
Jü JUE
146
JUEFFER
jü, jü, sju, ksjil. tjü. Iiii, vcrfichicdciic
Interjectioncn zum Japen, Treiben, Vertrei-
ben etc., bz. um zu scheuchen od. verscheu-
chen mit der Bedtg.: xoeg, fort, marsch,
vor 10 ä r t .s etc. : — jü (od. hü, tjü) priil !
vorwärts Pferd; — tjü tos! — de röpil um
ksjü (od. sju) ! mend d' hönor all', d. h. loer
sjü etc. ruft, macht keine Ausnahme, z. B.
im Aufjagen od. Antreiben u. Anspornen
eines ruhenden u. lässigen Arbeiter-Haufens,
XDorunter vielleicht einige ßeissigcrc sich be-
finden, cf. jap etc. M. bei Vilmar (pag.
1S3) jü, 7nhd. schü als Interjection zum Ver-
scheuchen.
jnbbern (Jobbern), wuchern ; — hö juliberd
mit annor nians seid. Das auch ins Deutsche
eingedrungene oigl. Jobber (= Lolinurbeitcr,
Tagelöhner, Handlanger, Marklhclfrr ; Un-
ternehmer im Kleifioi , Mäkler, XVuchcrcr,
woher: stok-jobber ^ Acticn- Händler, Ac-
tien-Krämer od. Wucherer) leitet sich ah von
engl. Job , was eine unbedeutende, niedrige
Lohnarbeit bezeichnet.
jiiclio. jiicliPl, Brühe, Suppe; — jüch iin
hiidels, Gänse- od. Schioeinc-Brilhe mit Klüs-
scn ; — flesk-jüclie, Fleisch-Brühe; — na-
mentlich eine dünne, kraftlose Brühe, schlaffe
wä-ssrige Suppe, od. durch einander gemisch-
tes od. zusammen gemanschtes wässeriges u.
kraftloses Essen, 3Iisch-Masch etc.; — so
'n jüchcl (od. gejücliel, jüchele, jüclielkräm)
mag 'k net. Davon:
jiiclieln, mantschen, mischen, zusammen
rühren, schmieren etc.; — se jücheld gau
wat toregt; — se jücheld 't all dör 'n ander.
— ]\Iit mnd. juche; icang. jüch (Brühe,
Suppe) u. unser m 1 juks, sowie ahd. jussal,
jussol; mhd. jussel (Brühe; spät-lat. juscel-
lum) 11. nhd. Jauche (Brühe etc., Mist-
Jauche = Mist-Brühe) u. skr. jusa, yusa
(Brühe, Suppe) zur ]/ yu, yug (verbinden,
vereinigen, zusammen machen, mischen etc.),
wie unter jösen, jösig zu vergleichen ist u.
wozu auch jük (Joch, Verbindung, Gespann
etc.) gehört, cf. dieserhalb Pott, I, zweite
Abth., pag. 1232 u. 1234.
jiichhoi, jachhe, laute, lärmende Freude,
lauter Freuden-Ausbruch od. Freuden-Tu-
mult, lauter Jubel; — wat hebben so dar
für 'n juchhei; — he mäkd d'r so 'n juchhe
(grosses Aufheben, od. viel lArm u. Ge-
schrei) fau. — juch ist der Stamm von ja-
chen, juchzen (jauchzen, ef. jaueln) u. hei
= 1 hei mit der Bedtg.: hoch, freudig, er-
regt etc. Davon:
Jüchheien, sich laut u. lärmend freuen,
laut singen u. schreien, ein lautes, lärmen-
des, frohes, lustiges u. wüstes Leben führen,
jubeln etc.; — he juchheied wat herum; —
he hed sin geld un god all' ferjuchheid, er
hat sein Geld u. Gut verjubelt, bz. lustig
durchgebracht.
jüchjach ; /. q. jüche.
juchtoni. jiii'htPi'ii, sich schilkenid, Spie-
re Icnd u. neckend u)nherlreiben , sich necken.
Daher: gej achter (von spielenden u. sich
Jagenden u. neckenden Kindern etc.). Es
ist eine Nebenform von jachtern , doch ist
dabei anscheinend bei der Bildung des Wor-
10 tes auch an jüchheien, ?>^. Jüchen etc. gedacht.
jüddor, jidder, jadder. Euter (von Kühen
u. Schafen). — Itäthscl: tüsken twe Schin-
ken steid 'n bül mit för tinken ; wo stram-
mer se stän, wo lefer de wichter därna g;'in.
15 — Ahd. ütar; mhd. ftfer, iuter, wonach un-
ser J" in jüdder etc. ebenso wie das J"
in nhd. Jemand aus „i" (cf. emaiul) ent-
stand u. „iu" eine Brechung aus „ü" ist.
— Mnld. (KU.) üder, nyder, huyder, wder,
20 wr (= ür als Contraction von üder) u. uro,
ore; mnld. uijer, uior (."ytatt \\u\or)\ pomm.
(Dähnert) ueder; ags. üder; engl, ndder;
afries. üder u. wahrsc'heinl. auch aider (cf.
bei V. R icht h of c n , afries. Wb. , unter
25 aiderlam) ; nfries. jüdder, jidder, jader u.
ander; «t/zvcs. jaddcrjaer; Srt^/. jadder; toang.
jedder; nd. (Schambach) gidder; finn.
ütare; griech. oathar; skr. üdluis, bz. üdhar,
üdhan. Ferner: an. jügr, jür; norw. jnvcr;
30 dän. yvcr; schiced. jufwer, jar; lat. aber.
Da das lat. über sowohl der Name für
Euter ist, als auch die Bedtg.: frucht-
bar, er g i ebig, au sg i ebig, ü b e rf 1 ü s-
sig, bz. übe r fliessend etc. hat u. der
35 Euter das Ausgiebige, bz. von Milch
Ueberf liessende etc. od. auch das ist,
wo ra its die Milch fliesst u. he r vor-
quillt 11. also ein Born od. eine Quelle
der Milch genannt werden kann, so liegt
40 es sehr nahe, das alte üder, nter etc. mit
dem griech. udor; skr. üdan (Wasser, als
qu eilendes u. hervorsprudelndes Etwas) ;
lat. unda (Woge od. Welle = wellendes,
wallendes, aufstossendes, pulsirendes Etwas,
45 lüie unser welle [Brunnen, Quelle] u. nhd.
Welle mit wallen = kochen, aufweUen,
aufstossen etc. verwandt ist) etc. zusammen
zu stellen, dessen y ad, bz. vad (d. i. aad)
eben auch in unserm water = ahd. wazar
50 (Wasser) u. im afries. aed, aeet (nas.s) steckt.
Ben feg (cf. Skr. Dict., 133 unter üdhar)
glaubt, dass für das skr. üdhan eine Grd-
fnrm vad-dhant anzusetzen ist, was ich da-
hin gestellt sein lasse.
55 jürter, Jungfer, Jungfrau; — Sprichw.:
,,is de fiiiger beringd, is de jüffer bedingd";
— Compos. winkel-jütt'er, Jjaden- Jungfer. —
Nid. juffer. Im nid. u. auch hier wird ein
schlanker, dünner Mast, od. eine Spiere
60 auch jüflfer genannt, iceil dazu ein schlau-
I
JUEFFERKE 147 JUEL JUELLE
her, jung fr äuli eher Baum venvcndet von; essen (= fassen, nehmen zu sich etc.)
wird. — jüffer ist aus dem deutschen Jung- entwickelte.
fer u. dieses aus Jungfrau entstanden, Wegen der y yu, yug cf. jüchc, 1 juks
wofür wir auch in gleicher Weise das nid. u. ferner Pott, II, 579 seq. u. I, zioeite
juffrouw in der Form jüffrö (doch nur als 5 Ahth., pag. 1228 bis 1252, auf ivelch letz-
Benennung der Frau eines angesehenen Bür- terer pagina auch das suh ,325 angeführte
gers od. des Domine's od. Pastoren) adoptirt lat. juvare sich leicht von der y yu in der
haben, ivährend tvir unter iiingfrd nicJit eine Bedtg.: halten, greifen etc. ableiten
Jungfer od. Jungfrau im nhd. Sinn, lässt, da eben die Bedtg.: helfen, unter-
sondern eine Junge verhcir athet e Frau 10 stützen etc. sich ganz von selbst tvieder
verstehen. aus der von: greifen, halten, stützen,
jüfferke, Jüngferchen. — Ndrhein, jun- tragen etc. ergiebt. Ver gl. auch bei Fiele
ferchin. Auch die Blume : saxifraga um- (I, 184) y 2 u. 3 yu, toegen der Grdbdtg. :
brosa ivird hier jüfferke od. mcnisleu-jüfferke greifen, fassen, hdten etc., aus welcher sich
genannt. 15 auch die Bedtg.: tragen, schützen, tvahren,
Jiiist, s. Just.. ivehren etc. (cf. y bhar u. dhar) von selbst
jUk, Joch; — a) ein Querholz, loelches ergeben. Weiteres vergl. unter jung.
zum Tragen von Lasten auf beide Schidtern jnken, NacJcen; — 'k heb' hutn wat up
gelegt ivird; — jük un eramers; — b) ein de jukeu gäfen; — hol' din suater, of 'k gaf
Landmass (Juchart), welches ein Gespann 20 di heller en afer de jnken, bz. afer de nak.
od. ein Joch Ochsen in einem Tage iim- Es ist loohl connex mit jük als V erbin-
pflügen kann; — c) Last, Bürde, Mühe etc., elendes, da der Nacken das Verbindungs-
bz. Bedrängniss, Unfreiheit, Unterthänigkeit, glied zioischen Kopf u. Rumpf ist.
Hörigkeit etc.; — he hed 'n swär jük to 1. jxi^s, Jauche, Eiter, dreckiges, schmutzi-
dragen; — he sitt undcr 't jük. — Ahd. 25 ges Wasser, flüssiger Dreck, Schlamm etc.;
juh, juch, giuh, joh, joch (Querholz zum — dar kumd so ßl juks (dicker gelber blu-
Zusammenspannen zweier Zugthiere ^ Ver- tiger Eiter) üt de blodfinue; — de göten
bin düng s- Holz; zusammengespanntes, bz. sitteu ful juks. — M/i jüche .s^wr y yug,
mit einander verbundenes Paar Binder ; verbinden, mischen, manischen etc.
Last, die ein solches zu ziehen vermag ; Ar- 30 2. juks, Scherz, Mutliwillen, Spass, Ver-
beit, welche ein Gespann Ochsen in einem gnügen; — he drift sin juks d'r wat mit;
Tage verrichtet, bz. das ivas dasselbe in — wi hebben föl juks had. — Es ist tvie
einem Tage pflügt, daher auch Landmass nhd. Jux aus lat. jocim entstanden, c/. jok.
= ein Joch od. Juchart Land [cf. un- juksig, schmutzig, schmierig, dreckig,
ser dimt = Diemath, d. h. Tagmath] ; 35 schlammig etc.; — dat sügt hir so juksig
V er bindungs- Glied od. Stück zwischen üt; — dat water is so juksig. Zu 1 juks.
zwei Brückenpfeilern [Brücken - Joch] od. jiil, jiille, Jolle, kleines, schmales, fla-
zwei Bergspitzen [Berg-Joch]). — G^oi/j. juk; ches, schlankes Boot ohne Mast, bz. ein klei-
ags. gioc, geoc; engl, yoke; nid. juk; an. ner Kahn. — Nid. jol; wang. jel; nd. gelle,
ok ; schwed. äka; dän. aag; lat. jugum; lit. 40 göUe, jöUe, jolle; schived. jelle, julle; dän.
jungas; lett. juhga; aslav. iga; span. yugo; jolle; engl, ynv/l; franz. jd]e,io]. Vergleicht
franz. joug; skr. yuga etc. etc., (dies von man das J" = lat. „g" im franz. joie aus
der y yu, bz. yug, binden, verbinden, schlies- lat. gaudium, so liegt essehr nahe, das franz.
scn, vereinigen, fesseln etc. von der Grd- jol zu dem lat. gaulos (kahnförmiges Trink-
bdtg.: fassen (cf. ]/ pag unter fak, fan- 45 geschirr) u. griech. gaulüs (ein ovalförmiges
gen, fe u. pak, pakken etc. als Eriveiterung phönizisches Kauffahrtheischiff) zu halten,
von y pa, fassen, nehmen, greifen, halten. Doch sind auch die Gellen genannten gros-
tragen etc.), nehmen, halten etc. ausgehend, sen flachen Holzböte auf der Spree mit nd. gelle
wofür anch die zend. ]/ yu, halten, dauern, (= Jolle) von Hause aus namensvertvandt.
ausdauern etc. spricht. Die Bedtgn. : fassen, 50 Da die Friesen u. Sachsen schon in sehr
nehmen, greifen, halten etc. resultiren indes- früher Zeit die französischen Küsten mit
sen wieder aus der von: beweg en (vor, zu ihren Schiffen besuchten, so könnte das
etc.) gehen u. kommen (zu etc.), errei- Wort „jol" leicht auf diese Weise ins Fr an-
ch en, erlangen etc. u. ist dieserhalb die zösische eingedrungen u. niederdeutschen TJr-
mit ap (betvegen) identische y pa (erlangen, 65 Sprungs sein. Wenn man indessen bedenkt,
fassen, nehmen etc.) od. die damit synonyme dass auch die Phönizier schon die franzö-
y a^ (= ak, cf. bei Fick u. Ferd.Justi sischen, brittischen u. norddeutschen Küsten
etc.) zu vergleichen, ivelch Letztere aus der u. Flüsse sehr häufig besuchten, so liegt es
Bedtg. : bewegen, gehen , dringen vor etc. auch sehr nahe, dass dieses Wort von ihren
ausser: erlangen, erreichen etc. auch die 60 „gaulos" genannten Schifften übernommen
10*
JUEM 148 JUNGE JUNG*
wurde u. es also aus dem Phönisischen yavaii (Jung) u. der sh: Comparativ n. Su-
stattimt. perlativ: yavigams, yavishstha zu sprechen
jiim, ihm = lium. Es r/ehürt zu jo, ju, scheinen, dessen „a" aus urspr. „u" sich in-
euch, cf. 2 jo. dessen auch wieder ebenso leicht crliärt, als
jiiimnei', n. immor. 5 das „a" in dhava (Brand) von y ilhu, xoo-
jlliiij. juiik, jung, geboren, entstanden, bei ich gleich bcmerkemvill, dass auch Ferd.
kaum geboren, bz. im betr. Augenblick ent- Justi das zoid. yavan (Jüngling) von der
standen u. zur Welt gekommen ; daher: y yu (verbinden, halten, dauern, fest sein,
frisch, neu, nicht alt. Jugendlich, nicht er- stark sein etc.) ableitet, wovon auch das skr.,
wachsen, nicht gross, sondern noch klein u. 10 zcnd. yava (Gerste, Feldfrucht, Speise etc.)
schioach etc.; — he is mit nii up öudagjunk u. skr. yavasa (Gras, S2>eise, Nahrung ==
west, er ist mit mir auf einem, bz. dem.'^cl- ivas hält, bz. erhält, ernährt etc. «/.
ben Tag geboren gewesen; — ho is faa dago also Bestehen, Bestand, Dauer etc.,
jiink worden, er ist heute geboren; — junge bz. Stärke u. Kraft giebt) entstand. Hat
botter; — junk gras; — junge wlu; — junk 15 demnach nun Bopp Hecht, so wären die
her etc.; — he is d'r nog to juuk tn, as Wörter : Jung, J n g endli ch, Jüngling,
dat he dat all' dragen kan; — de bum is bz. Junger Moisch, Junges etc. auf
nog to junk, um to drageu etc. — Sprichw.: die Grdbegriffe: scheinen, leuchten, bz.
Anno cn, as de düfel juuk was, do was 't erscheinen, sichtbar loerden, auf-
ük mit d' frä' ftrbi (Anno Eins [im ersten 20 gehen, hervorkommen, toachsen etc.
Jahre der Schöpfung, bz. der Welt], loie zurückzuführen , loogegen begrifflich
der Teufel geboren tcar, war es auch mit durchaus nichts einzuwenden ist. Da in-
dem Frieden vorbei). dessen begrifflich auch nichts entgegen steht
ju n g, ^/ed. junger, jüngste, jüngste. Weil loenn man die Wörter : Jung, J üngling
der Jüngste der zuletzt geborene ist, 25 etc. auf die (lirdbdtg.: halten, dauern
so ist j üngst auch = letzt, zuletzt u. etc. od. kräftig, stark etc., bz. Dauer
der Jüngste Tag der letzte Tag od. u. Bestand habend etc. zurückführt*)
das Weltende, ganz toie wir auch junger u. es doch immerhin sehr zweifelhaft bleibt,
in der Bedtg.: später (he is junger juuk oh vor dem skr. yuvan ein „d" abgeworfen
worden as ik = er ist später geboren als 30 ist, so möchte ich dieses Wort auch doch
ich) gebrauclien. — Ahd. jung, junk; mhd. lieber mit Benfeg u. Ferd. Justi von
junc; goth. juggs; «?f?. jong, jonk; ?;//. juuk; der y yn ableiten, deren Bedtgn. : binden,
as. jung; afries. jung, jong; ags. geong, vereinigen (cf. unter ,iü\i) od. fesseln
giong; an. ungr; norw., dän. ung. u. fest inachen etc. auch aus der primi-
Was nun die Bildung u. Abstammung 35 tiveren von: fassen, greifen, halten
des Wortes jung betrifft, so haben wir zu- etc. erwuchs.
nächst in jun ebenso wie im lat. juu von Wegen des Wortes jung cf. Zeitschr. für
junior eine Contraction von einem urspr. deutsche Philologie von Höpfner u. Za-
juvan = skr. yuvan (cf. lat. juven-is, ju- eher, I, 133; — Benfeg, Skr. Dict.,
ven-ta etc.) vor uns, ivas auch im lit. jau- 40 748; — Bopp, Gloss. comp., 313 ; — Ferd.
nas, slav. jünu (juvenis) u. selbst im aind. Tusti, Handb. der Zcndspr., 244 etc. u.
yün dieselbe Contraction erlitt u. auch die- Fick, I, 185.
selbe Bedtg. wie unser jung hat. Verglei- jun??®, ju"k, (das) Junge; — de katte
chen wir nun aber unter „ing", dass das hed man en junk had, Z;«. dre jungen kragen.
Schluss-„g^ aus kzL entstand, so liegt die 4:5 junge, jung' (i^//<r.jungeus,jungse),,/i<»/7r,
Vermuthung sehr ncüie, um auch das „g" Knabe, Junger Mensch, Jüngling, Junger
von jung als aus urspr. ka entstanden an- Knecht, Junggeselle ; — olle junge, cilter
zusehen, sodass wir für jung, junk eine Junggeselle, euphem. der Teufel; — 't is
urspr. Form juvanka ansetzen müssen, dem
das lat. juveneus xt. cambo-brit. jeuanc (ju- 50 *) cf. dieserhalb die venoandten Wörter:
venis) mit erhaltenem c (^= k) zur Seite ste- ahd. süor (inv(;\icns,Ju}iges männliches Jiind,
hen, ivährend das skr. yuvaka nach Bopp Stier = was J un g, stark u. kräftig
aus yuvanka entstand. Was nun den Ur- ist), stiura (Stütze, Halt, Festigkeit etc.) u.
Sprung u. die Grdhdtg. des Stammwortes stiuri [Stärke, Kraft, Macht, Gewalt, Herr-
yuvan betrifft, so leitet B opp es ebenso wie 55 scluift, Hoheit, Grösse etc.) u. das afries.
skr. yut aus dyut (glänzen) von der y dio, stur, stör (gross, stark, schwer etc.) etc., wo-
dyu (glänzen, leuchten, scheinen, sichtbar mit die Wörter: steuern (d. h. regieren,
werden, aufgehen, erscheinen etc.) ab, wäh- richten wohin, Bichtung geben, regere =
rend Benfey annimmt, dass yuvan aus goth. stiurjan) u. das ahd. stiuro (Steurer,
yavan entstanden sei, wofür auch das zcnd. 60 gubernator etc.) etc. zusammenhängen.
JUNGEN 149 JÜEST
nog 'n jungen jung', es ist noch ein junger 1. junk, s. jung.
Knabe. — Nkl. jonge; ahd. juiigo; a<js. 2. jnnk., Junges, junges, neugebornesThier;
geougo etc. — Dazu folgende Sprichivörler: s. junge, junk.
jungens un junge bunde mutten hau' hcbben, JQiiker, Junker, junger adlicher Herr. —
wen d'r wat regts üt worden sal; — „all' to 5 yl/y7es.jonkhera,jungliera,jonker. — Sprichw.:
minen besten!" sä' de jung', do slogen se d'r is gc'n junker so kriis, of he hed nog wol
hum de stok up de pukkcl kört; — „dat 'n lüs ; — lechtmcs leclit! is de bür 'n knecht;
geid, dat 't stufdl" sä' de jung', do red he loclitmes dunker! is de bür 'n junker.
up 'n kat afer de liürd ; — „dat schal wol jiinker-ureiijunkei'-ören, ./M»i;er-J^e/irm,
gän," sä' de jung as he 't kalf na d' stad 10 d. h. taube u. deshalb hoch an/gerichtete,
dragen schul; — „dar breug ik 't," sä' de stolze Aehren. cf. auch Vilmar (hess.
jung, do ful he mit sin kram to 'd dör in ; Idiot.) unter jünkern.
— „dat is 'n hund fan 'n perd!" sä' de Junkern, JunkeiTei'en, den Junker, bz.
jung', do red he up 'n swin; — „dat Nichtsthuer u. Grosshans spielen, seine Zeit
schal mi net wer geboren, dat min mo- 15 mit Nichtsthun verbringen etc.; — he jun-
der starfd un dat ik d'r net bi bün!" kerd mi föls to föl herum.
sä' de jung'; — „dat harr' ik man dön innkfolk^ junge Leute beiderlei Geschlechts.
schuld!" sä' de jung', do let de swälke Daher: junkMksra&rkd, der Markt für junge
wat in de soppe fallen ; — „wat is de wer- Leute, auf welchem sie sich belustigen u.
reld grot," sä' de jung', do kwem he achter 20 tanzen.
de koltün; — „dar geid 't hen," sä' de jung', junkgod, a) Jungvieh; — 't junkgöd is
do let he 'n lüs dausen ; — „dat is je 'n all' ütjagd; — b) junge Leute; — 't junk-
mallen brüg" {a. Brücke ; b. Butterbrod), sä' göd is darten.
de jung', „unnerun bäfeu botter";— „desäk' jankheid, Jugend, junger, jugendlicher,
is net to tröen, fader!" sä' de jung', do schul 25 unreifer Zustand; — dat is all' nog junk-
he wat mit d' stok hebben, od. „de säk is net to heid ; dat ferwast wer.
tröen," sä' de jung', „fader leg erst de stok jiip od, sjup, Intcrj., bz. Ausruf, wenn
weg"; — „dat ligt buten min ferstand," sä' sich Jemand aufrichten u. heben soll od.
de jung', „net so as dremäl dartein"; — „elk ivenn man etv)as heben u. aufrichten will,
deid wat," sä' de jung', „min fär sleid min 30 mit der Bedtg.: auf, empor, erhebe dich,
mor' — min mör sleid mi un ik slä' de big- richte dich auf, od. auf, hinauf damit etc.,
gen"; — „fär! wi kunnen as bröers mit 'n loie hup. Es ist mit vorschlagendem „j"
anner läfen," sä' de jung', „man du wult je von up gebildet, bz. aus iup (mit aus u zu
net"; — „dar kumd alle dage wat nes up!" iu gebrochenem Vocal) entstanden, wie das
sä' de jung', do schul he baden; — „Gods 35 mit up = ahd. üf, nhd. auf identische goth.
wörd in de fülle flucht!" sä' de jung', do iup, auf, auftvärts, empor, nach oben.
harr' he d' katechismus an de swäpe un slög Jürgen, JUrjen, contrah. Jürn, ml. Name
d'r all' mit hen un wer; — „dat findt sük =: Gör gen von Georg, wovon auch J örg.
bi 't ütputsen," sä' de jung', do harr' he Davon Geschln. : Jürgens, Jürjens, Jürns.
achter de dör schäten; — „elk sin möge!" 40 jnrk, jürke, s. jurken u. jürktje.
sä' de jung', „ik Et figen un min mör ett Jurke, wbl. Name. Vielleicht connex mit
bönen" ; — „al as 't fald," sä' de jung, as Jürgen, od. ein Dimin. von Djure,
de frö mit 'n nösdrüppel hum frög, of se jarken (liarrl.), lieber zug eines Kleides
hum 'n pankök bakken schul ; — „nu nog für Täuflinge. Es ist dasselbe wie jurk,
'n mal un den net mer!" sä' de jung', do 45 was im nid. ein langes leinenes Kleid, bz.
harr' he just dat letste üt de siröpspot slikd ; einen Ueberwurf bezeichnet u. ist somit das
— „'t lest is 't best," harr' de jung' segd, folgende:
do harr' he 't bransel üt de pot fräten ; — jürktje, jürtje (Kinderkittel; Ueberzug
„war rök is, dar is ökfur!" bä' de jung', do wul von Leinen) ein Dimin. wn jurk.
he d' pip bi 'n frisken perdekötel anstäken. 50 jnsig; i. q. jösig.
jungen, gebären, Junge tuerfen ; — de just, just, gerade, eben, recht, richtig,
katte hed jungd — wil bold jungen. gleich; — dat ene is just so göd, as dat an-
jungfrö, junge Frau, die noch nicht lange uer ; — wen man hum wat ferbüdt, den deid
verheirathet ist, od. überhaupt noch jung de slüiigel 't just; — dat geld kumd jiist üt;
ist, bz. ein jugendliches, frisches 55 — 't is all' just un effen etc. Es ist das
Aussehen hat. Es toird nie in dem Sinne gekürzte lat. justus, was von ^yx^ (Recht, Ge-
gebraucht, wie das nhd. Jung fr ati, wofür setz etc. als Bindendes etc.) ueitergebil-
wir stets jüifer verwenden. det ist u. (cf. Pott, I, zweite Abth., 1229)
Juni, Monat Juni. — Sprichw. : nördwiud mit unserm jüche etc. von der }/ yu (binden
in de Juni weid körn in 't land. 60 etc.) abgeleitet wird. cf. auch Fi ck, 11,202.
JUEST
150
E
Jüst od. Jaist. Name einer zwischen
Borkum u. Noräerncij belegenen, sehr lanrj
gestreckten u. schmalen Xordsee-Insel, icelche
früher mit den untergegangenen Inseln Bant
u. Bitse ::n Borkum gehörte u. icahrschcinl.
im 13. Jahrhundert od. noch früher durch
mächtige Sturmßuthcn davon getrennt wurde,
da der Name dieser Insel zu Ende des
14. Jahrhunderts (cf. Ostfries. Urhunden-
btich von Dr. F r iedlaende r , pag. 139
sub Nr. 165) schon genannt wird. Ver-
gleicht man africs. jet = gat (Loch etc.),
jestlik = gC^itlik (geistlich) etc. etc., so stimmt
der Name Jüst od. alt Just genau zu
unserm güst, bz. dem alten gust, guste (tro-
cken, dürr, unfruchtbar etc.) u. kann sie
als grüsstentheils sehr sandige u. höchst un-
fruchtbare Insel daher icohl von diesem güst
ihren Namen haben, obschon es auch mög-
lich ist, dass sie wegen ihrer langgestreck-
ten schmalen u. geraden Form Jüst
od. Just genannt wurde u. somit der Name
derselben )nit unserm jmt (Just, gerade, recht
etc.) zusammenhängt.
1. jiit, jütte, in den Eedensarten : he is
so döf (bz. so dura) as 'n jüt; — du dofe
jütte etc. ; tvonach es vielleicht identisch mit
Jute ist, sodass: „he is so düf as 'ü jüt"
mit: „er ist so taub (bz. so dumm) %cie ein
Jute" (in uralten Zeiten hatten unsere
fries. Vorfahren bekanntlich vielen Verkehr
mit den Jute n ii. Jü tlan d) übersetzt iver-
den muss. Da wir indessen auch sagen:
„du olle jütte" im Sinn von: „du altes Weib"
od. „du alte Schachtel", „du alte dumme
Person" etc., so kann es auch überhaupt ein
Schimpfname sein. Nach dem Br. Wb.
soll „jütte" indessen für „Johanna" stehen
u. auch nach nid. Wörterbüchern „jut" ein
verderbter Name des berüchtigten Papstes
„Johannes des Ächten", bz. der Pä2)Stin
„JoJuoina" sein, während anderseits „jut"
im nid. auch die Bedtg.: lumpig, gemein etc.,
bz. htm}), plump, stumjif etc. hat. Nach
5 Seh. u. L. (II, 41j2) soll jutte eine Kose-
form von Judith sein, indessen auch zur
allgemeinen Bezeichnung des weibl. Ge-
schlechts dienen. Schütze (II, ISO) führt
unter dithm. jit (Ziege) an, dass diese in
10 Hamburg u. Husum auch jütte heisst tt.
dass man mit „alvern jit auch eine alberne
Person bezeichnet, loozu noch bemerkt sei,
dass tsüge (Ziege) auch bei uns ein Schiinpf-
wort ist.
15 2. jiit, jütte, ein Giessding od. hölzernes
Schöpfgefäss zum Ausgi essen von Flüs-
sigkeiten. Zu jütten.
jiit-itl'i'e, Saft -Birne. Sgnongm der in
pomol. Werken als: „Gute Graue" aufge-
20 führten „grauen Sommer-Butter-Birne", die
hier auch „pere de gris" od. „pere gris"
(falsch für poire gris) genannt tvird u. auch
im nid. „Jut-peer" od. „Yut - peer" heisst.
Es ist tvohl loörtl. = Giess-Bir n e, toeil
25 sie so saftreich ist, dass sie beim Schälen
od. Hineinbeissen den Saft ausgi esst, bz.
ausfliessen lässt u. connex mit jüHea,
bz. 2 jüt.
jütten, giessen, schöpfen; — ütjüttcu,
30 ausgiessen, ausschöpfen; — dat watcr mut
üt de küp ütjütd worden; — du must_ dat
bot erst ütjütten, er wi d'r in farcu konon.
Es ist eine Nebenform von geten ^= goth. giu-
tau, loie das helg. jüt (giessen) bezeugt, cf.
35 auch unser: he gütd, bz. jütd = er giesset
etc. u. gut = Giess-Gcfäss u. = Giessröhre,
bz. Vorrichtung zum Ausgiessen u. Ein-
schenken von Flüssigkeiten u. Getränken.
Weiteres vergl. unter geteu u. daselbst die
40 3. Pers. Praes. jüth vo7n afries. giata etc.
K.
k. Der Buchstabe od. das Lautzeichen
„k" wechselt im Anlaut vielfach mit „g"
(cf. namentl. die Wörter unter kna, kni etc.,
bz. gna, gni etc.), während er im Auslaut
(cf. junk, klank etc.) auch oft für „g" ein-
tritt. Von der alten fries. Sitte, das ,,k" zu
quetschen, bz. vor einem Vocal in einen
Zischlaut (z. B. ds, tz, ts, sc etc.) zu verwan-
deln finden sich nur noch loetiige Spuren, wie
vielleicht möglicherweise in bridsen od. britzcn
7t. einigen sonstigen Wörtern, loährend sie
in Nord- u. Wcstfriesland, im Saterlande u.
auf Wangcrooge (cf. Ehrentraut, 1,184
etc.: kerke, ketel etc. u. unter 1 kake etc.)
noch besteht u. z. B. das von Stbg., bz.
Cad. Müller irrthümlich aufgeführte ziel
für sjel od. zjel, tzjel, steht u. icie toang.
50 sjel (statt sjerl) iiichts anderes ist, als unser
kerl, bz. kerel od. kilrol, während Stbg. da-
bei an einen Zusammenhang mit nhd. zie-
len (cf. tclen) denkt.
Zum Schlüsse sei noch bemerkt: a) das
55 Alles loas Stbg. unter Q, bz. Qu aufführt
von mir unter „kw" aufgeführt ist, wie dies
die Niederländer auch thun, u. b) dass das
Lautvcrhältniss unsers nordgerm. „k" zu
den im Skr. mit k, bz. 5, khs, sk, od. g, j,
GO gh anlautenden Wörtern noch ein ziemlich
KA
151
KABBELN
unaufgeklärtes ist, icie dies die unter die-
sem Buchstaben aufgeführten Wörter schla-
gend heioeisen.
kä (Flur, kaen) a) Dohle; — b) Nehcl-
krähe. — Nd., mnd. ka; nid. ka, kauw;
mnld. kae, kauwe; ags. ceä; engl, chough ;
Schott, kay, ka, kae ; ahd. chaha, chä ; mhd.
kä ; schxved. kaja ; norio. kaa, kaie ; dän. kaa.
— Es ist ein Lautnudendes Wort wie ku-
kük etc. u. stellt Fick (I, 558 seq.) es zu
einer y gag = skr. gaj (schreien etc.), wozu
auch nhd. kachel (Grimm, Wb., V,12)u.
kacke, soioie das Schalhvort kack (s. daselbst
Spalte 14) u. dann auch wohl unser kakeln,
kakeln etc. gehören. Die Basis von gag ist
übrigens j/ ga (tönen, schallen, singen etc.,
bz. einen unartikulirten Laut von sich ge-
ben etc., cf. bei Fick ,,ga" u. bei Grass-
mann „g^")) wonach gag ivohl aus rediipl.
gaga, od. gaj aus dem Stamm gäya entstand
u. gekürzt ist. Ob indessen das gleichfalls
onomatop. skr. käka, käga (cornix) für ahd.
chaha etc. nicht näher liegt, als die Ablei-
tung dieses von einer y gag, zumcd da die
käen u. Dohlen doch getoiss blas nach
ihrem Geschrei, welches ja wie kä, kä od.
kae etc. klingt, benamset sind?
kabanter, kebauter, karbauter, kerbau-
ter, kalbaater, klabauter, klebauter, ein
Kobold, od. ein kleines dickes drolliges ko-
boldartiges lt. ungezogenes Wesen, welches
allerlei Faxen u. Sprünge macht, od. auch
wie ein Kobold u. kleiner Teufel cdlerhand
neckische Streiche u. kleine Bosheiten ver-
übt, bz. sehr unlenksam u. störrisch ist; —
't is so 'n regten lütjen kabauter, war gen
drummel sin lachen fan laten kan ; — 't
is so 'n kabauter fan 'n jung', dat mau sük
d'r hast hei net fan redden kan, bz. dat man
d'r niks mit worden kau. — Ob dieses Wort
nicht eher von kobold, bz. kobolt (nid. ko-
bout) weiter gebildet ist, als dass es mit kla-
bastern etc. (cf. G r i m m, Wb., V, 888, sub
2, d) zusammenhängt?
kabbeljaa, kabeljau, Kabliau (gadus
morrhua od. morrhua vulgaris) , ein zum
Geschlecht der Schellfische od. Dcnsche ge-
hörender grosser schwerer Fisch, der bis
5 Fuss lang wird. Er bewohnt das nörd-
liche atlantische Meer, wird jährlich in meh-
reren hundert Millionen (namcntl. auf den
neufundländischen Bänken) fiefangen u. ist
einer der wichtigsten Fische für die mensch-
liche Nahrung. — Der Name ist seit Ende des
13., bz. Anfang 14. Jahrhunderts bekannt
u. seit der Zeit bei edlen seefahrenden Germa-
nen derselbe (Mos im Englischen heisst er cob,
loas vielleicht aus kab, bz. kable, od. kabel-
jau entstand u. verstümmelt ist) u. so ziem-
lich unverändert derselbe geblieben u. wenn
man nun vergleicht, dass der ungetrocknete
Stockfisch im Nid. auch bakkcljouw heisst,
so scheint es wohl richtig, dass man den
Namen als ein Compos. von kabbel, bz. ka-
5 bei u. jau ansieht. Vergleicht man nun
iveiter in Vocalmlaren des 15. Jahrhunderts:
meruta, cabeliau vel b u 1 c h e u. dazu,
dass der Bulch im ndrhein., bz. Nieder-
land (Grimm, Wl). V, 10) kablen heisst,
10 .so ist es wohl anzunehmen, dass kabbel
od. kabel »lit dem letztern Worte entweder
ident. od. doch unmittelbar verwandt ist.
Hält man hiezu nun ferner, dass diese
Fische sehr gefrässig sind u. mit weit auf-
15 gesperrtem od. klaffendem Bachen nach Al-
lem schnappen u. beissen, so liegt es sehr
nahe, um den Namen: kabbel, kabel, kable
mit kabbeln, kibbeln, käfe, kibbe u. kafel
von der y gabh, gambh (schnappen, beissen;
20 klaffen etc.) abzuleiten, wobei man bei dem
Suffix jau, iau vielleicht an eine Connexität
mit dem Fron, ya, yä, dieser, der, er, bz.
loelcher (cf. zend. ya, yo, yu etc.) denken
könnte, od. an die urspr. Suffixe i, u, ja etc.
25 Zum Schluss sei noch bemerkt, dass Hil-
deb r a n d (cf. G r i m m, Wb. V, 10) unter
Kabliau sagt, dass die Niederländer den
frischen u. ungetrockneten Kabliau auch
k i b b e 1 i n g nennen. Dies ist indessen
SO falsch, da van Dal e zu kibbeling sa^fi;
de zogenaamde wangen van den kabeljauw,
gevormd door de slaapspier en uitwendige laag
der kauwspier, worden afzonderlijk ingezou-
ten en onder de naam: kibbelen, kibbels
35 of k i b b e 1 i n g in den handel gebracht, —
ivonach es klar ist, dass dieses Wort mit
unserm kibbe (Kiefer) zusammenhängt.
kabbeln, a) laut zanken u. streiten, keifen
etc. ; — laten se sük d'r um kabbeln ; mi
40 is 't net glik, wo se 't maken ; — se kab-
beld (od. kibbeld) d'r al tegen an; — b) klat-
schen, plätschern, bz. mit klatschendem Ge-
räusch aneinander, bz. woran anschlagen;
— de se, bz. dat water kabbeld (wenn die
45 Wellen von ztvei Seiten gegen einander
schlagen u. klatschen) ; — dat water kab-
beld tegen de balken an ; — c) nagen etc. ;
— dat water kabbeld de kant fan de weg; —
d) brechen, abbrechen, abfallen, stürzen etc. ;
50 — de ganse kant kabbeld weg. — Nid. kabbe-
len (wie sub b), c) u. d) ; mnd. kabbeln; nd.
(Dähnert) kabbeln, kibbeln (sich zanken,
streiten). Davon : gekabbel, kabbele, — a)
Gestreite, Gezanke etc. ; — b) fortwähren-
55 des Flätschern u. Anschlagen der Wellen
an Etwas) etc. Es ist wohl mit kibbeln
eines Ursprungs u. dann auch in der Be-
dtg. sub b) als lautmalendes Wort vom
Flätschern u. Murmeln des ivogenden, rau-
60 sehenden u. an Etwas anschlagenden Was-
KABEL
152
KAF
sers gebraucht u. weil dadurcJi die Erde,
bz. das Ufer abbrüclcelt, so eitstand hieraus
auch die Bedtg. sub c) «. d). Als Laut-
malendes Wort hat es bei KU. die Bedtg.:
(methaph.) vomcro , u-ährcnd derselbe ein
2 weit CS kabbelcn mit der Bcdtg.: footaro,
footiticare, pärere (tlicitur proprio de porcis,
felibus etc.) auffuhrt, ivas wahrschei)d. von
vinld. kabbe (porcelliis) abgeleitet ist. Wei-
teres vergl. unter gabbeln wegen der y gabb.
kabel, ein dickes Tau zum Festlegen
der Schiff'e, bz. ein dickes Ankertau. — Nid.
kabel ; engl, cablo ; franz. cablo ; chablc ;
Span, cable. Aus mlat. capulum (Strick,
Seil) u. dies mit capulus von capio (greifen,
fassen, halten etc.).
kabeljan, s. kabbcljau.
kabnet, kamnet, kabnetschap etc., Cabiuct,
Cabinetschrank. Das franz. cabiiict ist Di-
min. von cabäne (Hütte, Strohhütte ; Schiffs-
kammer od. Stäbchen etc.) = ital. capanua;
span. cabana etc., bz. von (Diez, I, 110)
ki/mr. caban als Dimin. von cab, tcohcr
auch engl, cabiu (Cabine).
kabuf, kebüf, a) Buf od. Wort, ivomit
man einen polternden Sturz od. Fall von
Etwas bezeichnet; — kebiif! dar ligd 't; —
b) eine Hütte, bz. ein altes baufälliges, dem
Einsturz nahes Haus; — he wand in so 'n old
kabüf; — c) ein altes, abgetriebenes Pferd,
toas jeden Augenblick zu stürzen droht; — 'u
old kebüf fan 'n perd. — Es ist vielleicht
mit gepi'if, bz. buf etc. connex, obschon es in
der zweiten Bcdtg. auch zu nd. kabäche (cf.
Grimm, Wb., V, 6) stimmt u. dann eilte
Weilerbildung von dem unter kabuet erwähn-
ten k>/mr. cab sein kann. cf. auch kabüse.
kabiise, kabüs, Kabuse; — a) ein Bret-
terverschlag auf dem Verdeck der Schiff'e,
loelcher einestheils als Schiffsküche, andern-
theils cds Schtitz- u. Zufluchtsort für die
Matrosen dient, auch kombüse genannt; —
b) ein Bretterverschlag zum Aufheben u.
Bergen verschiedener Vorräthe ; ~~ c) eine
Sparbüchse, bz. ein Etwas, worin man sein
Geld vertcahrt u. aufhebt, od. auch den Spar-
Pfennig selbst; — min lest' kabüs, bald all'
nitn gold un god to hüs. — Nid. kal)uis,
kombuis etc.; cf. Weiteres in Grimm(Wb.
V, 10) unter kabuse.
kachel, a) irdener Thonflicscn ; — de
afend is üt kacbels upsotd ; — b) Kachel-
Ofen, bz. ein aus Thonßiesen aufgeführter
steinerner Ofen, od auch überhaupt ein Ofen;
he smitt 't in de kacbel. — Nid. kaghel, kag-
gcl; mflüm., mnld. kaeckol, kacbel; norw.,
schwed. kakcl ; dän. kakkel (in kakkelovn
= norw. kakolonin). — cf. Grimm, Wb.
V, 11, bz. uhd. chachala (irdenes Geschirr),
loas loohl Weiterbitdung, bz. Dimin. von
einem ahd. chacha = ags. (H. Leo) ceac
(irdenes Gefäss, Krug, Kachel, Urne); mnld.
(KU.) kaecke (cadus, orca); engl, kag, keg;
norw. kagge ; isl. kaggi (dolium, orcus etc.)
5 ist u. wovon auch vielleicht das franz. caque
(Hcringstonne), sofern es nicht mit franz.
caquor von 2 kaken abgeleitet ist. Das ags.
ceac etc. betr., so gehört es wahrschcinl. zu
der (Fick, I, 36) y kak (cingere), od. mit
10 skr. kü^-a (Behälter, Fass, Kufe, Kasten,
Truhe etc.) zu ]/ ku^ (umfassen, timschlies-
sen etc.), sodass das urspr. „k" auch hier,
wie in kak u. sonstigen Wörtern keine Laut-
verschiebung erfuhr. Vergl. auch kake etc.
15 Ob das port. (Diez, 11,107) caco (Scherbe)
nicht auch eher daher entlehnt, als aus lat.
cacabus etitstanden ist? — Auch span. cacho
(s. daselbst) könnte dann tvieder aus caco
entstanden sein , loie ja auch das nhd.
20 Scherbe beide Bedtgn. hat.
kacheln, heizen, feuern etc.; — liekacheld
dügtig in. Zu kachel sub b).
käde, s. kcde.
kaf, a) Spreu, leere Getreidehülsen, zer-
25 kleinerter Getreide- od. Stroh-Abfall beim
Dreschen; — 1)) von Mäusen zerfressenes
u. abgenagtes Holz, od. Holzspänehen etc. ; —
't is einer kaf, bz. kaiisel, d. i. Ge- od. Zer-
kautes. — Nid. kaf; mnld. (KU.) kaf, kaeve,
30 kave; nd. kaff; mnd. kaf, kave (Hülse des
Getreides, ausgedroschenes Stroh ; Spreu je-
der Art; fig. auch: leeres nichtiges Gewäsch
etc.); ags. ceaf; engl, chaft'; mJid. caf, kaf.
— Gehört kifen, kitTie mit kibbelu u. kab-
35 belu zur y gap od. gabli (cf. L'ick, I, 69
u. HI, 47 die Wurzeln gap n. gabh, schnap-
pen, beissen ; klaffen, tief sein etc.), so tvürde
auch kaf (f(dls es urs2)r. etwas Zerkleinertes
od. Zerhacktes bedeutete) mit an. kaf (Tiefe,
40 Abgrund etc.), kafa (tiefen, versenken, unter-
tauchen), kafna (unterdrücken, ersticken),
kefja (nieder drücken) etc. ; skr. gabhira
(tief, unergründlich), jambba (Gebiss, Kinn-
backe); isl. kaf (Tiefe, Senkung; Taucher-
45 künste) etc. u. griech. gaiujjhe , gömphos
(Zahn, Pflock) ; dicd. gimbö (Gebiss, Kinn-
backe) ; as. kafl ; ags. ceafl (Kiefer), bz. un- *
serm käfe u. kibbo (Kiefer) etc. zu dieser
selben y gehören, deren verschiedene Bedtgn
50 als: schnappen, beissen; klaff'en, gähnen, ■
tief sein (Fick, I, 71 seq. u. IT, 314) für 1
alle obigen Wörter (auch nhd. Käfer [cf.
kefer] gehört wohl hieher , tvie desgl. auch
unser kafel etc.) passen, u. wäre clann die
55 Ableit. von der y skap, schaben, cf. Scha-
fen , wozu Hildebrand (G r i m m , Wb.
V, 20) ivohl zu verwerfen, obgleich sie beim
Vergleich mit unserm schüfe etc. sonst begriff-
lich auch zu kaf stimmt. Vergleiche auch
60 noch (Grimm, Wb. V, 17) käfe (Frucht-
KAEFE KEFE
153
KAI KAJE
Jmlse etc.), was dort nicht zu kaff, sondern
mit dem gleiclihedeutenden kiefc zu kafela
(nagen, heissen etc.) gestellt ivird u. jeden-
falls also mit as. kafl etc (s. ohen), hz. un-
serm kabbeln, kibbeln u. kifen zur y gabh
gehört, worüher auch noch Weiteres unter
gapen, gaffeln etc. zu vergleichen ist u. loo-
hei man dann für kaf, käfe, kafel etc., hz.
kabbeln, kibbeln, kifen, sowie kibbe ein urspr.
germ. Stammvhm. kifan, kaf, kufun, hz. ki-
ban, kab etc. mit denselben urspr. Bedtgn.
wie die }/ gabh aufstellen müsste.
1. käfe, kefe od. käve etc., Kiefer, Kinn-
lade, vorstehendes Kirnt; Plur. käfen, ke-
fen etc., auch die Kiemen der Fische. —
Dieses Wort gehört toahrscheinl. (cf. käfen,
kefen = kifen) mit kibbe, kiffe (Kiefer) zu
dem germ. Stammvhm. kifan, kaf (cf. kaf
am Schlüsse), obschon es auch möglich ist,
dass es mit nd. (Br. Wh.) keveu (Fisch-
ohren, Kinnhaclcen der Fische, mandibulae
lucii, cf. auch nid. kibbeling unier kabbeljau
am Schlüsse) direct aus kife, kive (wovon
auch nhd. Kiefer) entstand, hz. eine Ah-
lautform davon ist, wofür auch das wang.
kiving (Kinnlade des Fisches) .spricht.
Mit dem von ahd. chiwan, chiuwan (kauen)
abgeleiteten mhd. kiwe, kewe, kiuwe etc. (Kie-
fer) hat unser käfe, kefe ivohl nichts ge-
mein, tvie direct auch nicht mit mnd. kavel,
kovel (Kiefer, Gaumen, Schnabel), da dies
zweifellos dasselbe Wort ist tvie as. kafl etc.
(s. unter kaf) u. demnach auch ivohl mit ka-
fel u. 1 u. 2 käfe zur ]/ gap od. gabh (heis-
sen, spalten, klaffen etc., cf. kifen etc.) gehört.
Vergl. noch : toang. kiaubunk (Kinnlade),
was mit unserm kibbebunke synonym, in-
dessen in seiner ersten Sglbe mit kauen, hz.
mhd. kewe, kiuwe (Kiefer) connex ist, wäh-
rend tvang. kevje (etwas mit dem Kinn
erreichen) von keve (Kinnlade, Kinn) loei-
tergebildet ist. Desgl. cf. mnld. keeuwe
(fauces) , wobei KU. auf kouwe, kauwe,
kuwe (fauces, frumen, bz. mala, maxilla etc.)
verweist, ivelclie Formen loohl sämmtlich mit
denen zu chiwan, chiuwan gehörenden mhd.
kewe etc. identisch sind, wie auch engl.
chaw zu chaw (kauen) gehört, tvährend jaw
vielleicht mit jawn (gähnen, cf. jäneu) eines
Ursprungs ist. — Weiteres vergl. unter
kauen.
2. käfe, kefe, Kerb, Einschnitt, Vertie-
fung, Versenkung etc. ; — de käfe fan 't
fat is to eng', dar kan de bäm so net in ;
— de käfen sunt to dep ütschäfd , bz. üt-
sägd. cf. käpe u. unter kaf das an. kaf
(liefe, bz. Spalt etc.) , loie es ja jedenfalls
auch mit kafel, hz. an. kafli zur ]/ gap od.
gabh gehört, obschon ich eher glaube, dass
dieses käfe mit käpe, käpen u. kappen, kip-
pen etc. zur y skap (s. unter kappen am
Schluss) gehört.
kafel, Kabel, Loos, Theil, Abtheilung, be-
stimmter Theil von Etiuas etc. ; — de wa-
5 ren mutten in kafels ferköfd worden; — ik
heb 'n kafel holt küfd. — Nd., mnld., nid.
kavel ; mnd. kavele ; schioed. kafvel. — Mit
schwed. kafle (kleines rundes längliches Stück
Holz; Knebel etc.); norw. kavl (Treibholz
10 am Fischnetz; Stock in einer Flossbrücke
etc.), kavle (Rolle, Rollstock, Mittelstück,
kleine Stange, Knebel etc.) etc. u. den Ver-
ben: schioed. kafla (mit einem runden Holz
rollen) ; norio. kafla (ein Flossholz od. Treih-
15 holz an ein Netz binden; einen Brücken-
stock auf einen Sumpf legen; knebeln) aus
dem an. kafli, kefli (runder Stock, Stab,
Holzstück, Theil), was nach an. medal-kafli,
Büttel- Stück im hjalt od. Schivertgriff)
20 imhl urspr. blos die Bedtg. „Stück" od.
,,Theil" von Etioas hatte. Vergleicht man
nun aber unter kaf das an. kaf (Tiefe, Ab-
grund, bz. Spalt etc.) .so ist es ivohl zwei-
fellos , da.ss auch an. kafli als Theil od.
25 Stück, bz. abgespaltenes Etwas etc. zu
derselben y gap od. gabh (beissen, spalten,
theilen, klaffen etc.) gehört, lüozit ich auch
1 u. 2 käie stelle.
kafeling, ein grösserer Theil Kaufmanns-
30 guter od. sonstiger Waaren etc., die zum
öffentlichen Verkauf bestimmt sind; — dat
god sal bi kafelingen ferköfd worden; —
'n kafeling holt. — Nid., nd. kaveling.
kaf ein, kabeln, bz. in Kabeln od.
35 Loos e eiyitheilen u. zerlegen, z. B. Kauf-
manns-Güter beim Verkauf in öffentlicher
Versteigerung. — Nid. kavelen.
käfeln ; i. q. kibbeln. cf. 1 käfe.
1. käfen, kefen, Kiefern; s. 1 käfe etc.
40 2. käfen, kefen, kerben; — ferkäfen,
verkerben ; s. 2 käfe «. cf. käpen.
käfer, kefer (Plur. käfers etc.) Käfer.
— Nd. (Dähnert) käver «. (Br. Wh.,
Schütze) zäver, säver, sever, sebber, ze-
45 fer ; mnd. kevel, kever ; nid., mnld. kever ;
ags. ceafor ; engl, chafer ; ahd. chevar, che-
vor, chevur, chevir, kevir ; mhd. kever u.
ahd. kevero, kheviro; mhd. kevere.
Es gehört mit kaf, käfe, kafel etc. wohl
50 zu einem von der y gap od. gabh (heissen,
schnappen, nagen etc.) abstammenden urspr.
Vbm. kifan, kaf (nagen etc.) u. bezeichnet
es demnach urspr. ein Nag ethier.
kägel, s. kegel.
55 käi, kaje, Kai, d. h. die hölzerne od.
steinerne 'Hafen-Einfassung, bz. der Damm
od. das Bollwerk, ivelches den Rand od. das
Ufer eines Hafenbeckens, od. eines Flusses,
od. der See einfasst, od. ein- u. umsehliesst,
60 bz. zur Befestigung u. zum Schutz dessel-
KAI KAJE
154
KAJEN
hen dient ; — 't schip ligd an de käj ; —
— he steid up de käj; — l)inuon de k;ije;
— achter de käi; — de käj nuit mäkd wor-
den ; — w 1 willen d'r 'ii käj um to niakeu.
— Nd., »uid. kaje (Ufercinfassumj) ; uhl.
kaai ; miild. kado, kaeye (acta, acte, cothon,
litus, ora) ; schwed. kaj ; dän. kai ; engl, kay,
([iiay; frans, qiiai; tciuiy. (Ehr entraut,
fries. Archiv I, S7G) k6i. — I)a der Kai
ein Schli ess od. Schutz- Bing, bz. ein
Etiras ist, was sichert od. ein- u. x m-
schl iesst, so wäre es leicht niögUch, dass
es mit (Ehr entraut, I, 202) wang. koi;
wfrie.<:. kaay; nfries. (Outzen) käi, käy;
satl. kai od. käy; afries. (v. B ichthofen)
kai, kag, kei; ags. caeg (Schlüssel, bz.
Schliess Ding), caega od. cäga (Schloss) ;
engl, key (Schlüssel, Schlnssstein , Band,
Klammer; Kai, Hafendamm, Felsenriff,
SandbanJi-, Barre etc.) etc., bz. (Diez, I,
121) dem span. cayo ; afranz. caye (Sand-
bank, Barre, bz. Schranke als Abschliessen-
des od. Verschluss) etc. u. dem in den Isid.
Glossen belegte kai (cancellae), kaij (can-
celli) zusammenhängt, bz. identisch ist, loie
desgl. mit (cf. Diez) kymr. c^q (Zaun, Um-
zäunung), bret. cae (dasselbe, auch Fluss-
damm) u. kaea (einzäunen, einfriedigen,
ein- u. umschliesscn etc.), wozu Diez auch
das ahd. caliot (munimentuin) u. bayr. ka-
chet (Zaun) vergleicht.
Hält man hiczu nun aber, dass im ahd.
u. auch in sonstigen germ. Sprachen ein
urspr. „k" .■<oicohl als ,,g", „h", „ch" od.
„k" erscheint, so ivnre es leicht möglich,
dass die obigen Wörter sämmtUch mit (cf.
Schm., IJ, 277 u. 287) bcujr. kag (Hag,
Zaun) lt. ahd. hag etc. zu der unter liagen
(vergl. auch hägen etc.) erwähnten ]/ kak,
bz. kac, karic gehören, wozu Fick (I, 36)
auch lat. Cancer, caucellus, cingerc etc. u.
griech. käkalon (Ringmauer) , kigklis (Git-
ter, Umzäunung, Einschluss) etc. stellt u.
wonach denn käi, bz. dessen urspr. Thema
kaga ein Etivas bedeutet, ivas (cf. auch käi-
dik, kajen etc.) ein Anderes umgiebt u. ein-
friedigt, od. ein-, ab- u. umschliesst u. so auch
Tcrschliesst u. sichert. Wegen der Bedtg. :
Barre od. S a n d b a n k etc. des engl, key
u. S2)an. cayo etc. vergl. auch nhd. Barre
(Stange, Jiicgel, Schlagbaam u. auch Sand-
bank od. liiff vor den Flüssen), was mit
dem franz. barriorc u. barreau auf ahd.
para, mhd. bar (Bulkc ; Schnuike; eingeheg-
tes Land) zurückgeht u. icahrscheinl. mit
nhd. Sparr en , bz. ahd. sparro (Stange,
Balken etc.) u. sperren etc. zu einer y
spar (ein- od. umschliesscn, zäunen, einfrie-
digen, ein- od. beschränken, Schranke ma-
chen u. setzen etc.) gehört, von der auch
wohl sparen (sparen, d. h. sich ein- od. be-
schränken, sich Schranken setzen im Ge-
nuss etc. — od. einschliesscn u. bewahren,
aufbewahren etc.) etc. abzuleiten ist.
5 Zum Schluss sei übrigens bezüglich des
Wortes kaje noch bemerkt:
a) dass KU. für kaeye auch die Form
kade hat u. unser kajen im nid. kadcn lau-
tet, was (sofern diese Formen urspr. wären
10 als kaeye od. kai) auf einen Zusammenhang
mit der y (Gras s m a n n) ghat (sich ver-
einigen , sich verbinden u. an einander
schlicssen etc.), od. besser noch mit (G rass-
mann) gadli (anklammern, fest verbinden,
15 schliessen etc.), bz. (Fick, I, 65) gadh od. ,
ghad (fassen, halten etc., cf. gaden u. gad- ■
der etc.) schliessen lassen könnte — u. l
b) dass Dr. Hildebra n d (G r i m m,
Wb., 35) es vom nid. kei; mnld. (KU.)
20 keye, kaeye, kae (silex, saxum, bz. Kies,
Kiesel, Fels etc., cf. kei) ableitet u. an-
nimmt, dass kaje od. käi urspr. das natür-
liche kiesige od. felsige u. dann das künst-
liche Ufer bezeichnet habe, was an u. für
25 sich nicht unmöglich ist, da die Bedtg. :
k iesiges od. felsig es Etwas für kaje,
bz. Kai sehr gut ^jass^ u. sogar viel für
sich hat. Da indessen der Zusammenhang
von kaje etc. mit dem Isidorischen kai (can-
30 celli) etc. wohl iinhcstritten ist, so dürfte
demnach die Ableitung des Wortes Kai
von mnld. keye, kaeye (silex etc.) auch ab-
zuweisen sein.
käi-dani, ein Sperr-, ScJiluss-, od. Ab-
35 schluss-Damm ; — w'i willen d'r 'n käi-dam
dör de slot leggen laten, dat 't water d'r
net hen kamen kau. — Nd. (Schütz e)
kajedamm, Nolhdamm um bei Deich- u.
Schleusen-Arbeiten das Wasser abzuhalten.
40 käi-dik, ein Sperr-, Schluss-, od. Ab-
schluss-Deich , bz. ein Deich, loomit man
Etwas (Land, Ufer etc.) ein- od. umschliesst,
um das Wasser od. die Fluthen abzuhalten,
ivie dies z. B. geschieht, wenn bei einer
45 Sturmjluth ein ImcIi in dem See-, od. Fluss-
Deich entsteht, ivo man dann einen Kai-
Deich um dieses Loch herumzieht, um es
vorerst ii. bis daJiin zu schliessen, bis der
Hauptdeich wieder gemacht u. fertig gestellt
50 ist. — Nd. kajcdiek; nid. kaaidijk; mnld.
(KU.) kae-, kaey-dyck.
kajen od. ktiijen, schlicssen, dämmen etc.;
— iiikajeii, einschliesscn, eindämmen , mit
einem Damm umgeben u. abschlicssen; —
55 bekajen, bedämmen etc. ; — dat is bc-, bz.
inkäid ; — dat land mut inkäjd worden ; —
ofkajen, (djschlirssen, abdämmen etc.; — dat
watcr mut ofl<äjd worden; — umkajcn, um-
schliesscn, uinilämmen etc. — Nid. (v. Dale,
()0 Weiland etc.) kaaijeu (ein Segel, eine
KAI-GELD 155 KAKE KAK
Spiere, eine rä etc. mittelst Tauen einziehen 1. kak, r/. kik-kak.
und ixirallcl mit dem Kiel an den Mast 2. kak, Scheisse, Koth, Atiswurf, Dreck
schliessen u. binden, s. B. hei einem her- (namentlich von Menschen) ; — 't is eraer
aufsiehenden Sturm, od. damit solche den kak, hz. schite. — Nid. kuk; mnld. kack
vorbeifahrenden Schiffen nicht hinderlich 5 (stercus etc.); nd. kakk; mnd. kacke; dän.
sind) u. kaden (in omkaden , mit einem kak ; lärntn. gagga, gegge ; ndöstr. gaga ;
Damm umgeben u. abschliessen) ; mnld. griech. kakke ; air. cacc (Koth, Menschen-
kaeyeii (appellere, intrare portiim) ; schwed. koth) ; skr. gakan, gakrit (Excrement) etc.
(cf. Bobrik, naut. Wb. unter kaien) cf. Fott, Wurselwb. III, 140 u. Andere
kaja; dän. kaje (dasselbe ivie nid. kaajen). 10 u. Weiteres unter gök, kök etc., sowie auch
cf. afries. (Hettema) kaya (claudere; pro- kik-kak u. kakken u. ferner zu kak auch
curare , bz. schliessen , verschliessen , ein- das mit unserm kwäd (böse, Böses etc.) iden-
schliessen, bergen, hüten, betvahren etc.) u. tische nhd. Koth, wonach auch kak icohl
Weiteres unter käi. mit griech. kake (das Schlechte etc.) u. ka-
käi-geld, Kaigeld, bz. das Geld, od. die 15 kos (schlecht, böse etc.) etc. derselben ]/ an-
Abgabe, tvelches od. welche von Schifften ge- gehört. Auch Ferd. Justi vergleicht zu
hoben ivird, die an den Kai anlegen ti. zend. kaqeredha, bz. kaqar, hzv. ka.qtn.r (bos-
löschen od. laden. haff) das afg. kakar (befleckt, beschmutzt,
kajing, kajeii, Kaiung, bz. der aus Stei- besudelt etc.) u. arm. khakor (stercus?) u.
nen od. Balken aufgeführte Hafendamm, 20 dürfte in ähnlicher Weise auch lat. perdo
od. die Einfassung des Hafens. mit dem griech. perdö (furzen, bz. scheissen
käi-mester, Kaimeister, bz. die Person, etc.) zusammenhängen, falls lat. perdo nicht
welche die Aufsicht über den Kai fährt ti. ein Com}), von per u. do ist.
das Kaigeld hebt. käk-l)en, kjikbniik, s. unter 1 kake.
käi-ördnung, Kaiordnung, bz. das Gesetz 2.5 l.\i.^\Q,Ki\k, Kiefer, Kinnbacken, Kiemen;
welches die Vorschriften über die Benutzung (Plur.) Bachen etc. ; — de kaken dön mi
des Kais soioohl, als auch die betr. Ge- ser; — he jagd alles dor de kaken. — Com-
bührentaxe enthält. pos.: käkben, od. käkbunk (Kieferbein, od.
kaiser, keiser, a) Kaiser. — Sprichw.: Kieferknochen). — Nid. kaak; mnld. kake,
war niks is, dar hed de kaiser sin regt fer- 30 keke, kaecke (maxilla, maadibula, mala,
laren; — b) (scherzh.) Rausch; — he hed bucca); nd. keek, keeke; nmd. kake, keke;
'n kaiser, bz. he hed sük 'n kaiser drunken ags. ceace; engl, cheek ; afries. keke u. (mit
(er hat einen Bausch, er ist illuminirt etc.). lieber gang des „k" in einen Zischlaut, cf.
kajüt, kejüt, Kajüte, bz. das Zimmer Mnier Äfc/zsio&m „k") sthiake, sciake, ziake,
(kleine Kammer od. kl. Verschlag etc.) im 35 tzake ; nfries. kaak, keek ; satl. tsace ; schwed.
Hinterraum des Schiffs, tvelches zum Aufent- kek, käk. — Es ist mit kauen (cf. 1 käfe,
halt des Gapitains od. eines andern Schiffs- kefe u. kibbe), bz. ags. ceövan (cf. H. Leo,
officiers dient, jetzt aber auch (auf grosse- 354 seq.) etc. schiverlich verwandt, sondern
ren Schiffen) cds Personenraum für Passa- vielleicht als nicht lautverschobenes Wort
giere benutzt loird. — Nd. kajüte; mnd. 40 mit skr. köga in der allgemeinen Bedtg. :
kaiute; nid. kajuit; tnnld. kaiute, kaiuyte; Fassendes (s. unter kachel) von dersel-
schwed. kajuta; dän. kahyt; mfläm. kajute; ben y abzuleiten. Oder gehört es mit ka-
franz. (entlehnt aus mnld. kaiute , od. ka- kel, ktikel etc. (cf. 1 käfe, kibbe, kibbel,
jute) cajute. Da in früherer Zeit auf den kibbeln, kifen etc.) zu derselben y?
altern Schiffen eine Kajüte nur ein kleiner 45 2. kake, käk, Schandsäule, Schandpfahl,
abgezimmerter Baum , bz. ein kleiner Bret- Pranger (emand an de käk setten), bz. eine mit
terverschlag ivar u. auch das mfläm kajute Ketten eingefriedigte steinerne Säule zum
mit cahute übersetzt wird, so ist es am wahr- Anbinden u. öffentlichen Ausstellen von Ver-
scheinlichsten, dass kajüte aus dem franz. brechern, loie eine solche hier in der Herr-
cahute; afranz. chahute, cahuette (cf. oben 50 lichkeit Lütetsburg noch steht u. loovon der
dän. kahyt) entstand, was selbst (cf. Diez, käkweg seinen Namen hat. — Nd., nid.
II, 236) vielleicht ein Compos. von ca u. kaak ; mnd. käk ; mnld. kaecke (catasta,
franz. hutte; sp)an. hüte (vom deutschen pegma; columna in qua damnati conspicieudi
Hütte = ahd. hutta) ist. Oder ist ksijüte ac deridendi proponuntur ; furca iguominiosa;
enttveder mit kniete, (iti der Bedtg. Schranke, 55 suggestus sive structura sublimis, rotunda iu-
bz. Verschluss etc., cf. käi), od. mit kau u. star cadi sive orcae, in qua malefici ad ho-
koje verwandt u. kann auch afranz. ca- ras aliquot proponuntur deridendi. colum-
huette (atis urspr. cauette mit eingeschobe- bar) ; mfläm. kake, kaecke ; wfries. keack ;
nem unorganischen „h" ein Dimin. von kau nfries. kaak ; md. kak ; schwed. käk ; dän.
(= nid. kauw, cf. kau u. koje) sein? GO kag; isl. kagi; norw. kak. Es bezeichnet
KAKE
156
KAEKELREM
wohl ein Hohn- u. Spott-Bing , hz. ein
Etwas ICO Jemand zum Hohn, Schimpf
V. Sp Ott Öffentlich ausgestellt u. der Schande
preis gegeben tcurde u. dass es demnach cnt-
loeder mit griech. katrclias (Lacher, Spötter
etc.), kakcliäzö (ich lache); lat. cachinnari
etc. u. mhd. kach (das Lachen), ahd. kah-
hazzan etc., mhd. kaclizen (lachen) etc. von
der y kak, bz. sJcr. kakk, kakh (riderei ab-
zuleiten, od. mit nhd. kichern u. dem
obigen mhd. kach etc. zur y (Fick, I, 64)
gag. gagh (schreien, lachen) zu stellen. Vergl.
auch kakeln etc.
3. kake, kak, eine schwere Bö. cf. Bo-
hr ik. nant. Wb.
kakel in gekakel, Gegacker, Gekrähe,
lautes unartikulirtes Geschrei, Geschnatter
etc., z. B. von Hühnern, od. auch von
schreienden u. sich zankenden Menschen ;
— wat is dat für 'n gekakel? — de frülüe
hebben dar wer so 'n gekakel mit 'n ander,
dat man liäst sin egen gelüd net hören kan.
cf. kakeln, kakeln etc. u. nhd. (Grimm,
Wh. y, 4S) kakel etc.
käkel, kekel, a) 3IaHl, Schnauze, unge-
waschenes Maul etc.; — hold' din käkel!
— b) Wortstreit, Zank, Hader etc.; — se
hebben 't mit 'n ander in de käkel ; — he
smitt de budel in de Käkel (er wirft die
Sache in den Zank, bz. bestreitet mit Wor-
ten die Bichtigkcit der Sache, od. macht
einen Zankapfel daraus); — he will 't in
de käkel smiten, dat 't net war was. — Nd.
(Br. Wb.) käkel (Blander-, bz. ungewa-
schenes Maul), cf. kakeln u. kakeln.
kakel-beje, schwarze Johannisbeere.
käkel-bek, käkelsnüt, Zank-Maul, zank-
süchtifjer Mensch ; — du büst 'n regten kä-
kelbek.
kakel-bant, schreiend-bunt, grellbunt. —
Zu kakeln.
kakele, Gackerei, Gegacker, lautes Ge-
schwätz etc. ; cf. kakeln.
kakele, kekele, Zänkerei, Wortstreiterei
etc. cf. kakeln.
kakeler. Gackerer, lauter Schwätzer etc.
— Mnld. kaeckeler (garrulus, rabula, bla-
tero etc.); nid. kakelaar; engl, cackler.
käkeler, kokeler, streit- u. zanksüchtiger
Mensch. — Nd. (Br. Wb.) käkler.
kakeln, gackern, schreien (wie die Hüh-
ner u. Gänse), laut u. lärmend schreien u.
sprechen, laut schwatzen etc.; — de höner
kakelden al lank ; kik insen to, of se wol
legd hebben ; — wen de hüner to tidig (od.
frög) kakeln, drn loggen se up de dag Wind-
eier; — wat heblion de wicliter dar wer mit
'u ander to kakeln. — Nd. kakeln ; nid. ka-
kelen; mnld. kaeckelen, kekelon (cachinnari,
garrire, cucurrire, glocire, gracillare, glaci-
tare, cacabare; gratitare; tetrinire, gruere;
drensare ; papilläre) u. gacchelen, gaghelea
(gingrire, glocitare) ; satl. kakelje; engl.
cackle H. gaggle; sc/iwe«?. kackla ; f7ä«.kagle;
5 ohcrd., md. gackeln, gackern. Es ist Frcq.,
bz. Jterat. eines altern kaken = götting.
(Schambach) käken (gackern, bz. schreien
etc., von Hühnern u. a)idern Thieren, so-
tvie von llfcnschc») ; mnld. (KU., pag. 27:2,
10 s. unten) kaecken u. (pag. 286) keken (gar-
rire, hlaterare, jnrgare, increpare) u. gaglien
(gingrire etc.) ; mnd. keken (garrire etc.) ;
mhd. kachen (laut lachen) u. gägen (schreien
iüic eine Gans), welches wohl mit mhd. gagzcn
15 (gackern) u. kach (lautes Lachen) etc., so-
loie lat. cachinnari etc. entweder zur y kak,
od. gag (s. unter 2 kake «. cf. gigel etc.)
gehört. Vergleicht man übrigens zu kakeln
unser kik-kak, kikken, kinken etc. «. Alles
20 unter gek, gök, gokeln, bz. kök, kökeln Bei-
gebrachte u. Gesagte, so ist es wohl zwei-
fellos a) da^s die Wurzeln Icak u. kuk, bz.
gag von Hause aus ident. Schallstämme u.
uHthrschcinl. blosse Kürzungen von kaka,
25 Icuku, gaga etc. (als Bedupl. der einfachen
Onomatop., od. Schallwurzeln ka, ku, ga,
gu) sind (cf. auch mnd. kakeler, kokeler,
gokeler) — u. b) dass das Gesetz der Laut-
verschiebung bei solchen auf Schallwurzcln
30 zurückgehenden Wörter nirgends strikte An-
ivendung findet. Zu den Schallwurzcln kak,
knk gehören auch: ags. coc; engl, cock;
franz. coq (Hahn), sowie küken, kükel-
hän etc.
35 kakeln, kekeln, mit Worten streiten, zan-
ken, laut schreien etc.; — laten se sük d'r
um kakeln un 't mit 'n ander iitmaken, wel
regt hed; — se mut d'r altid tegen an ka-
keln. — Nd. kakeln; norw. kjegla, kjekla;
40 satl. käkelje. — ]\Iit kakeln von Hause aus
identisch, bz. mit diesem von mnld. kaecken,
keken; mnd. keken (s. oben) abstammend.
käkel-, kekel-reni, Zungenband; — de
käkelrem (od. tungrem) is lium göd l8s'd
45 (er kann gut schwatzen u. zanken, weil ihm
die Zuufje, bz. das Zungenband gut qelöset
ist). — ^Nd. (Br. Wb.) käkel-, kikkelreem ;
mnd. kekelreme. — Es bedeutet wahrschcinl.
soviel als Gaumen- od. Bachen-Bie-
50 men, sodass dieses kakel od. kekel zu 1 kake
gehört. Möglich ist es indessen auch, dass .^
es die Bcdtg.: Schtvatz- od. Sprech- H
Kiemen hat, weil eben ein Blensch od. Thicr, m
dem das Zungenband nicht gelöset ist od.
55 ivird, nicht gut sprechen od. schwatzen kann.
— Hat es indessen von Hause aus tvirk-
lieh die Bcdtg.: Zunge, so könnte es, da
auch das Wort tiinge wahrscheinl. (cf. z. B.
Jjandzunge etc.) urspr. als Spitzes, Schar-
60 fes od. Vorragendes aufgefasst wurde,
KAKEN
157
KAKER
auch mit dem unter kegel erwähnten kckel von
Hause aus ident., hs. mit diesem u. mich
kegel selbst aus einem u. demselben Grd-
ivorte entstandest sein kann, worüber Wei-
teres unter kegel.
1. kaken, kochen, sieden, brodeln, tvallen
etc. ; — iiten kaken (Essen kochen, bz. durch
Feuer zubereiten od. gahr machen, od. zube-
reiten) ; — dat water käkd (siedet, brodelt, wal-
let etc.) afer ; — 't lied, bz. is käkd ; — ka-
kend (kochend, siedend, brennend) liet; —
he käkde (wurde brennend heiss, brannte,
bz. wallte auf, wurde aufgeregt u. wüthend)
fan dülliglieid ; — dat käkde bi hum (das
kochte bei ihm, bz. er gerieth in heftige
Wallung, od. Aufregung u. Zorn), as he
sag, wo de böl fan kerel dat arme der mis-
haudelde. — Nd. kaken; mnd. koken, ka-
ken ; nid. koken ; afries. kokia ; satl. kökje ;
wfrics. koackjen; nfries. köge; dein, koge;
norw., schiocd. koka ; isl. kocka ; ahd. co-
chöu, chochön , chohhon; amhd. chochen;
mhd. kochen. — Nach allgemeiner Annahme
ist es aus tat. coquere entlehnt. Da indes-
sen dieses Wort weder im Griechischen noch
in den sonst, älteren idg. Sprachen in gleich-
massig entsprechender Form vorkommt, son-
dern ganz vereinzelt dasteht, so ist es auch
ebensowohl denkbar, dass umgekehrt das lat.
coquere aus einer der agerm. (od. den kelt.-
gall. ?) Sprachen entlehnt tvurde u. selbst (loie
manche andere lat. Wörter) ein Fremdwort
ist, od. mit dem ahd. cochön etc. derselben
y entsprang. Bestärkt tvird man jedenfalls
hierin dadurch, dass das lat. coquere (cf.
auch koke, Kuchen, Gebäck etc.) sich laut-
lich doch nur gezwungener Weise mit griech.
pessö, pepsö (kochen) u. skr. paksa (gekocht
etc.) von der |/ pac (kochen, reifen) ablei-
ten lässt u. es anscheinend viel näher liegt,
um coquere (kochen, schmelzen, brennen) mit
skr. Qoka (Flamme etc.), gocant (brennend,
flammend etc.) von der y guc (brennen,
flammen, glänzen) abzuleiten, die wahr-
scheinl. aus einer Redupl. der y gu (bren-
nen, flammen, leuchten etc.) entstand , od.
daraus erweitert ward, loie es ja sehr loohl
möglich ist, dass das lat. cücüma (Kochge-
schirr) mit griech. kaüma (Brand) etc. die-
ser y gu angehört. Vergleicht man nun
aber, dass Fick (I, 231 u. 804) lat. coce-
tura u. cochlear mit griech. ki'keö (hervor-
brechen, hervorquellen, od. sprudehi) etc. von
einer ]/ skak, skag ableitet, so könnte man
beim Vergleich unsers welle (Quelle, Brun-
nen) u. wellen (kochen, wcdlen, brodeln etc.,
bz. quellen, aufquellen, hervorbrechen u. spru-
deln) auch coquere u. ahd. cochöu, ebenso-
gut von dieser y skak od. skag ableiten,
weil eben das kochen nur in einem wal-
len, aufwallen od. sprudeln und
bro dein etc. besteht. Will man aber eine
Ableitung von skak etc. nicht gutheissen, so
könnte man beim Vergleich von (Fick, I,
5 44) kar, kar, bz. car (brennen etc.) u.
kar, skar (schütten etc.), od. (Fick, i,
45) kar, skar (scheeren etc.) u. (Fick, I,
57) kar (frieren) = skar (scheiden) od. bes-
ser wohl (cf. lat. frigeo u. frigo von einer
10 y bharg, leuchten, brennen, dörren, hart
werden etc.) = kar (brennen etc.) auch an-
nehmen, dass gu (brennen etc.) aus sku u.
(Fi c k, I, 59) ki (brennen, dörren) aus ski
entstand u. beide Ablautformen von (Fick,
15 I, 802) ska (brennen etc.) sind u. dass dann
weiter dieses ska toieder die Basis einer für
coquere u. ahd. cochön anzusetzenden y
skak od. skag ist, wie Fick (I, 230 seq.)
auch für 1 u. 2 skak (hin- u. herbewegen,
20 schütteln, stossen etc.; springen, hervorsjjrin-
gen, sprudeln, quellen etc.) eine Basis ska
(springen) annimmt. Dass diese y skak
aber ebensoioohl wie die y kak von kakeln
von Hause aus eine Sehalhvurzel ist, ist gar
25 nicht zu bezweifeln u. könnte daher auch
lat. coquere ganz ungezwungen von der y
kak (brausen, surren, sausen etc., cf. kin-
kon etc.) abgeleitet werden, da sich der Be-
griff kochen od. brodeln ganz von selbst
30 aus dessen Bedtgn. ergiebt. Eine Abslam-
mung des lat. coquere aus einer y pak an-
zunehmen, scheint mir durchaus unstatthaft.
2. kaken, den Heringen die Kiemen od.
käfen ausschneiden, bz. sie ausweiden u.
35 einpökeln od. einsalzen. Der Mann der das
kaken besorgt, heisst „kaker" it. das dazu
benutzte Messer „käkmest". — Nid. kaken.
Davon (Diez, II, 238): franz. caquer.
Wie 1 kütjen von küt, küte u. 1 gromen
40 von gröm, so auch wohl kaken von 1 kake
(Kiefer, Kiemen). Ist indessen das franz.
caque (Heringstonne) eine Entlehnung des
mnld. kaecke od. kake (cadus etc., s. unter
kachel), so könnte kaken urspr. auch die
45 Bedtg. : (Heringe) „in Tonnen od. Fässer
maclien, od. legoi" gehabt u. sich hieraus
die Bedtg. : (Heringe) „einsalzen" u. tveiter
die von: solche „ausweiden u. einpökehi"
entwickelt haben.
50 1. kaker, Kocher, Ding od. Geschirr etc.
worin man Etwas kocht. — Compos. eier-
kaker, kofjekaker etc.
2. kaker, s. 2 kaken.
3. kaker, Köcher, Gehäuse, Büchse, Fut-
55 tercü, Beliälter, runde od. quadratische Röhre
od. Rinne etc.; — he lett d'r 'n kaker um
to maken ; — dat sitt in 'n kaker ; — d'r
geid 'n holten kaker fan de höu na undern
in de moltkeller, war wi de garst dör iii de
60 wekbak lopen lateu. — Compos.: penkaker
KAKER
158
KALANT KLANT
(Federköclier); — törfkakor etc. — Sprichw.:
dat kuiml net üt siu kakcr. — Nd. (Däh-
nert) kaker, küker; mnd. koker, kaker;
)dd. koker; africs., jcj'ries. koker; ags. co-
cur, cocer; scliwcd. koircr: dän. kogger; (ihd.
colihar, chohar, choclier u. chocliari, chocliarc;
mhd. kochor ;/. kochaere; nid. kochir. Da-
von : inlat. cuciirum ; mijricch. Icoükouron ;
afranz. couire, cuevre, ciiivre; engl, cuivre
(Kücher). — Wahrsduinl. mit kogge (s. d.)
u. (cf. II. Leo, Spalte :'i71, Zeile 33) wei-
ter mit kelt. cwch (rundl. (refäs.-i, bz. rtiiidl.
Boot, Bienenstock, llutnapf etc.), skr. ko(;a
(Behälter etc.) von der unter kache] erwähn-
ten y ku^ (ttmschliessen, umfassen etc.).
4. kakor, der sog. Sch